Volltext Seite (XML)
Fonntago-Anterhaltungsbiaii Süchlischrn Enühlers. - u > u. m......«.> -ßL^g / Sonntag, de» 24. Mir;. tttL - - - - — - - Flucht und Trostsuchen, sondern allein damit, daß man fest stillsticht und aus« Harrt, ja dem Unglück und Tod kühn ent gegengeht. Luther. Pafsionszeit — Leidenszeit. Ohne Zweifel durchlebt unser deutsches Volkes eine seiner größten Lekdenszetten. Gottes allmächtige Hand hat uns gewaltig in die Tiefe ge führt. Mehr als einmal.ging es wie ein vernehm liches Zittern durch unseren Bolkstörprr, zuweilen auch wie ein bitterer Äusschrei. Und doch ist die große Lei- denszeit uns nicht bloß zum Ünsegen und zum Leid gesandt. Der Krieg ist doch auch eine heilsame Schule, in die Gott der Herr uns nimmt, um uns vorwärts zu bringen. Dor allem aber haben wir in dieser Schule eins besser verstehen un würdigen gelernt: das Leiden selbst, seinen, tiefen Sinn, fein heiliges Gesetz. In der Pafsionszeit, in der wir jetzt wieder stehen, empfinden wir doppelt den Segen solcher Erfahrung: wie ganz anders ist heute der Boden in unseren Herzen bereitet für das Verständnis'des Leidens Jesu. Wie viel lebhafter als sonst finden die Worte des größten Kreuzträgers ein Echo in uns, wenn er jetzt wieder auf sein Vorbild hinweist und zur Nachfolge auffordert. Ist uns nicht das oben- stehende Wort Luthers wie aus der Seele geredet, ittdem er in unverkennbarer Anknüpfung und Anspielung auf den Leidensgang Jesu uns mahnt zu kapferem Stillhalten im Leiden? Dir wissen nicht, ob -er Höhepunkt des Kriegs leidens schon hinter uns liegt, oder noch vor uns steht. Da rum können wir ein solches Wort gut gebrauchen. Nicht ungeduldig werden, auch wenn Leiden und Not sich noch mehr häufen sollten — ja, darauf kommt jetzt alles an? Nicht des Leidens hohen Segen verscherzen durch feige Flucht -. h. durch Sinnesbetäubung, oberflächliche Zer streuung aller Art! Keinen falschen Trost suchen, der doch nur trügt, sondern ausharren, ftillhalten, fest- bleiben! ' Hätte der Eine, unser Erlöser, nicht still gehalten im schwersten Leiden, wir wären alle verloren. Halten wir jetzt nicht stand, dann fahr wohl, deutsche Zukunft! Möge der glaubensvolle Blick mit Kraft und Mut uns erfüllen, daß wir nach seinem hohen Vorbild tapfere Überwinder des Leides werden? Wetdrssr j schickte dann sofort einen Boten nach Falkeohausen mit «ein Leiden dkr Gedränge oder Tod j einem Brief an Prinz Joachnn. Dieser Brieflauttte: kann überwunden werden mit Ungeduld, -M-m l'kberJoach<m! Zu^cher-n^aurhte uh gar - . - - mcht erst. Ich hab dos Prmzeßchen schleunigst zusammenge- xackt und mit nach Schwarzenfels genommen. Nun liegt st» noch im süßen Schlummer und träumt von ihrem geliebten Baron Schlegell. Daß der niemand ander» ist al» Prinz Joachim, den sie durchaus nicht heiraten will, ahnt fie gar- nicht. Deinen Brief hat fie gar nicht erhallen. Die da» zu- gegqpgen ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dich fie Dich liebt, daß fie ein goldiges Gefchöpfchen und daß wir schon gute Freunde sind. Ich denke, daß Du bei uns sein wirft, sobald Dir Leine Geschäfte ein paar freie Stunden erlauben. Also auf Wie dersehen? — Du — ich freu mich närrisch? ' * Deine Tante Sibylle." Prinz Joachim erhielt diesen Brief, als er mit heißem Kopf über einem Lktenbündel saß. Dir ungewohnte Arbeit, - all.dieses großzügige Disponieren in seinem neuen Reich, die Berechnungen und Bestimmungen, der ganze große Ap- parat der Verwaltung machten ihm nicht wenig Schwierig keiten Wohl stand ihm ein ganzes Heer tüchtiger Beamten und Diener zur Seite, aber es blieb doch viel für ihn zu ter- nen und zu bewältigen. Und er nahm es ernst mtt seiner neuen Tätigkeit. Daß er Fallenhaufen und die anderen Gü ter so rcrwaltete, wie es Graf Falkenhausen selbst getan hat te, mar ihm Ehrensache. Das glaubte er dem Lsrftorbenen schuldig zu sein. Da er ein offener, kluger Kopf war und ein energischer Charakter, hoffte er bald alle Schwierigkeiten zu überwinden und lächelnd hatte er zu seinem Later gesagt: »Wem der Herr ein Amt gibt, dem gibt er auch den verstand?" Es war doch ein schönes Gefühl für ihn, aus der beschei denen Position eines Leutnants und zweitgeborenen Für- stensohnes in die eines unbeschrSEen Herrn und Gebieter» dieses fürstlichen Besitzes versetzt worden zu sein. Nur «in» quälte ihn und trübte seinen Frohsinn. Seine Webe zu Prinzeß Solo war wirklich tief und echt und es schmerzte ihn unsagbar, daß sie ihn abgewiesen hatte. Zudsn beunruhigt» ihn der Gedanke, warum fie es getan haben mochte. Wie- der und wieder erschien über dem Aktenbündel ein blond lockiger Mädchenkopf nut ach so sonnigen, lockenden Luge«. „Prinzeßchen — Prinzeßchen — warum hast Du mir das angetan?" sagte er vor pch hin, als könnte fie ihn - hören. Prinzeß Lolos Verzicht. Raman vm, H. Eanrtbs-Mohler (31. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Ehe sie einschlief, zwickte sie sich noch einmal in die Ohren, weil sie fürchtete, alles sei nur ein Trqum gewesen. Auch Prinzeß Sibylle hatte noch em paar Stunden ge schlafen. .Zu ihrer gew^M Zeit erhob fie sich aber und Und in diese Stimmung hinein kam der Bote mit Prinzeß Sibylles »rief. Ein Diener brachte den Brief h» rein und entfernte sich wieder mtt dem Bemerken, daß der Bote auf Antwort warte. Prinz Joachim sah verwundert auf den Brief herab. Dar Tante Sibylle doch gestern nicht abgereist? , Hastig überflog er die Zeilen, lind dann sprang er aus und streckte mit einem tiefen, befreienden AtenMge feine Arme weit von sich Sein Gesicht strahlte. Und dann b» er den Brief noch einmal durch. „PrttHeßchrn mein sieben goldige» Prinzeßchen