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Bei rmserer Marine i» Klander«.*) . . L. Mehrt z», Ar«»t. Nach 24stündiger Fahrt hält der Zug in Brügge. Einen' Tag nur braucht das Dampfroß, um mich aus der Reichs hauptstadt zum Sitz des Marinekorps zu bringen. Warum war diese Fahrt zurFrontsoganz anders, ganz anders, als mein« sonstigen vielen Eisenbahnfahrten im Frieden? Weil mit jedem Kilometer, den unser Zug westwärts eilte, das Er leben des Krieges und Heiner Folgeerscheinungen immer näher an das Herz pochte, weil die Befriedigung über deutsche Ordnug und über die ruhige selbstsichere Betätigung aller Kriegsmäßnahmen sich mischte mit dem Stolz über so viel Fleiß und Kraft, di« besonders an des Reiches Westmark üt jedem rauchenden Schlot, jedem feuerspeienden Hochofen die deutsche Siegesentschloffenheit kündet. Einst Stätten fkiedlicher Arbeit, Geburtsorte deutscher Schaffensfreudigkeit und Tüchtigkeit eines di« engen Heimatsfesseln sprengenden Ausdehnungsdranges, ist heute unsere Industrie Helferin des Heeres und der Flotte, schmiedet st« die Waffen, die unsere Heimat vor feindlichem Nnbruch bewahrten, ja, weit die GreNzBn gegen Ost und West vorschoben! Teure, deutsche Hei mat! über die starken Stahlträger der Esenbahnbrücke war der Zug gerollt. Silbern glänzte das Bett unseres herrlich sten deutschen Stromes zu den Füßen, der in ruhiger Gelas senheit seine Fluten von der Quelle im Schweizer Ländchen, durch blühende deutsche Gauen nordwärts wälzt, dem Meere zu, das heute der Schauplatz grimmigster Fehde zwischen den Flotten des jungen aufstrebenden Deutschen Reiches und des mißgünstigen Albion ist. Ihm, dem grünen Strom, zu dem vor 42 Monaten die deutschen Heldenjünglinge unter der Augustsonne strömten, ihm güt heule die scheele Sehnsucht des gallischen Nachbarn. Bis hierher will fränkische Ver messenheit die Grenze der zerfallenden Republik vorschieben. Und all die Unsummen von einzig dastehender Entwicklung, all die Früchte emsigsten Fleißes, die das bewundernde Auge immer wieder erstaunen läßt, all die Hochstätten unserer In dustrie^ sie sollen dem Feinde zur willkommenen Beute wer den? Niemals! Sie sollen ihn nicht haben, den freien deut schen Rhein! Kein Feind soll deinen Strand betreten, solange noch ein Tropfen Blut glüht und ein Arm die Büchse span nen kann, du deutschester aller Ströme! Herbesthal liegt hinter mir. Die Grenze fliegt vorbei, am besten kenntlich an dem Wechsel der entgegenkommen den Eifenbahnzüge von der linken auf die rechte Seite. Gro ße und" kleine belgische Landstädtchen ziehen vorüber. Bär tige Landsturmmänner mit rauchender Pfeife. An einem Bahnwärterhaus die zwei geisteshungrigen Worte: „Bitte Zeitung." Lüttich wird nach kurzem Aufenthalt verlassen, Löwen und Brüssel passiert. Kein wahrnehmbares Zeichen, daß wir hier in Feindesland stehen. Nur der Eisenbahnver kehr auf der ganzen Strecke deutet auf den Krieg hin, zeigt uns einen kleinen Bruchteil der tadellos arbeitenden unge heueren Maschinerie, die für die Versorgung des Heeres un ablässig in rastloser Tätigkeit ist. Die Dunkelheit ist mittler weile hereingebrochen. Weiter keucht der Zug durch das bel gische flache Land. Tiefste Finsternis in allen Eisenbahn wagen. Kein Lichtschein darf den häufig erscheinenden feindlichen Fliegern lohnendes, leuchtendes Ziel bieten. Endlich sind wir in Brügge, dem Ziel meiner Reise. Aus dem kaum erhellten Bahnhof strömen die angekomme nen Reisenden von Heer und Marine und werden sofort vom fiesen Dunkel der Nacht verschluckt. Mit vieler Mühe tastet man sich auf den engen Gaffen 6er vorbildlich abgrblendeten StM nach der Kommandantur und holt sich Anweisung für das Nachtquartier. Die erste Nacht im Bereiche des Marine- *) Dir veröffentlichen mit diesem Artikel den ersten einer Reihe von zwölf in sich geschlossenen Aufsätzen, die sich ustt dem Leben und Treiben unserer Marine in Flandern befassen. korpr, dessen Bereich zu besuchen mir di« nächsten Tage Oie», legenhest geben sollen J«ttUe»Ltze BetrOchtßniO«. „Russischer Wirrwarr". Di« Welt bückt höchst erwartungsvoll — nach BrSft-Li- towsk feit Wochen, — der Frieden, der bald kommen soll — wird gründlich dort besprochen. 77- Der Bierbuich hat ja stet», gezeigt, — daß er dem Frieden wohlgeneigt, — doch der be freite Russe, — kommt schwer zum Friedensschlüsse! — — 1 Herr Trotzki, Rußlands stärkster Mann — hatoft das Wort ergriffen,— zu zeigen, was er leisten kann — in diplo- ! matschen Kniffen. — Er zieht die Sache weidlich hin — und ' möchte just nach seinem Sinn — Europa reformieren — und ihm sein Heil diktieren! - Er spricht vom Selbstbestnnmungsrecht — für sämKche Nationen. — Er führt sie all« ins Gefecht — und weiß sich selbst zu schonen, — weil er für sich in Anspruch nimmt, — das er für Rußland selbst bestimmt — In diesen kritschen Tagen — hat er allein zu sagen!— — Die Kiewer Rada will er nicht — als solche respektieren, — sie tut nicht, was Herr TroM spricht, — drum soll sie nicht regieren. — Weil sich ein solch Verhalten schlecht — -deckt mit dem Selbstbefümmungsrecht, --- spricht kräftig die Ukraine: — hier gelten wir alleine! Der Mann, der so mit kühner Hand — den Herrscher stab will schwingen, — kann nkht einmal dem eignen Land — den innern Frieden bringen. — In Petersburg sieht» böse aus, — die Willkür zog mit Schreck und Grau» — dort ein zu allen Toren, — die Ordnung ging verloren! — Der roten Garde Siegsgeschrei — hallt weithin in der Runde, — der Bürger fühlt sich vogelfrei,— tüe Wohlfahrt ging zu Grunde. — Kein Mtznfth fühlt sich in Sicherheit, — es herrscht die Zügellosigkeit. — So läuft im FreiheitÄnang« — ein Volk zum Untergang«! Ein Grundsatz nur gilt allezeit — und fördert gute Werk«, — Besonnenheit und Einigkeit — verlängern Kraft und Stärke! — Uneinigkeit tut niemals gut, — drum deut sches Volk sei auf der Hut! — In Einigkeit schaff' weiter — am großen Werk? Ernst Heiter. »»O Frauen-Rundschau. Eine Dichterin au» Riga war die 1826 geborene Julie , Hausmann, deren allgemein bekanntes Lied „So nimm denn meine Hände" auch von den Feldgrauen immer mit be sonderer Innigkeit und Kraft gesungen wird. In Mitau, wo ihr Vater Leher am Gymnasium war, hat sie ihre Jugend in Petersburg, wo ihre Schwester die Acmenschule leitete, ihr Alter verbracht. Immer lebte sie zurückgezogen und wollte nichts von Dichterruhn wissen. Als „Lieder einer Süllen im Lande" wurden ihre Gedichte von dem Berüner Pastor ruck» Dichter Gustav Knak (siehe Nr. 323 und 511 im sächsisch« Landesgesangbuch) herausgegeben, auf ihren Wunsch zum Besten des Findelhauses Bethesda in Hongkong (Ehina). Später folgte noch ein 706 Seiten starker Band „Hausbrot", mit kurzen Morgen- und Abendandachten. 75jährig ist die fromme Dichterin in Bad Wöffo am estländischen Strande gestorben. Mit ihrem Liede wird ihr Name immer fortleben. KA Kunst und Wissenschaft. T« warum wird der rUeaschall? Dor einig« Jahr« er regten die überraschenden.Entdeckung«: Pvof. Metschrfihtff» . in Paris über die Ursache des Alters großes Aufsehen. Er