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S«ch§en. —* Sachte» in »rotz« Zeit. Im Januar erscheint nun. Mehr -er 1. Band des vom Borstand des Kgl. Sächs. Kriegs- archivs, Herrn Oberst z. D. Hottenroth herausgeyebenen va- terländischen Bedenkwerkes „Sachsen in großer Zeit" (Ber ing der Akademischen Buchhandlung R. Max Lippold in Leipzig), üb« welches wir schon wiederholt berichtet haben. Bet dem unter Mitarbeit namhafter Autoren und Sächsisch« Künstler erstandenen Werke sind -Herausgeber und Verleger von dem Gedanken ausgegangen, den unvergänglichen Ruh- mestaten unserer sächsischen Söhne und Brüder in diesem Kriege ein würdige» und dauerndes literarisches Denkmal zu errichtey, zugleich aber auch Sachsens Anteil am Kriege überhaupt in eingehender Weise zu behandeln. Aus dem reichen Inhalt, der In einem gediegenen Ganzleinen-Einband geboten wird, sei heute kurz folgendes erwähnt: Der erste Ab schnitt ist den Helden an allen Fronten gewidmet. Tausende von Beispielen an Treue und Tapferkeit der Söhne unseres Vaterlandes allerorten sind hier aus vielen kleinen verschie denen Episoden und Einzeltaten zu einem packenden Mosaik- bild zusammengetragen. Die Arbeit im Lande, fürwahr kejn gering zu schätzendes Gebiet des Weltkrieges, ist in dem fol genden Abschnitt „Sachsen daheim" in schönst« Weise ge würdigt. Besonders dem Heldentum der sächsischen Frauen ist in diesen Blättern ein dankbares Ehrenmal errichtet. Eine anschauliche Schilderung der sanitären Einrichtungen des Heeres im Operations-, Etappen- und Heimatgebiet ent hält der Abschnitt „Das Gesundheitswesen im Weltkriege". Hier wird von ein« berufenen Feder die schwere und ver antwortungsvolle Arbeit des Arztes, des Sanitäters und des Pflegepersonals mit Sachkenntnis, aber dabei in leichtver ständlich« Form, trefflich dargelegt. Vom „Sieg der Tech nik im Weltkriege" handelt der vierte Abschnitt, in welchem dem Leser vor Augen geführt wird, was während des Nöl- kerringens erdacht, erfunden, konstruiert und geschaffen wor den ist. Alle diese einzelnem Abschnitte werden durch eine selten reiche Anzahl, meist bisher unveröffentlichter Abbil dungen wirkungsvoll unterstützt. Einen ganz besonderen Wert verleihen diesem vaterländischen Gedenkwerk die Auf nahmen vom Aufenthalt unseres Königs an den verschiede nen Fronten, die mit allerhöchster Genehmigung den Tage büchern des Monarchen über seine Frontreisen entnommen sind. Den Schluß des 1. Bandes bildet eine Ehrentafel, in der alle Heldenföhne Sachsens, die mit dem Pour le mörite, den verschiedenen Graden des St. Heinrichsordens und dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet wurden, namentlich aufgeführt sind. „Sachsen in großer Zeit" wird somit ein wahrhaftes Volksbuch werden, das in keiner sächsischen Fa milie fehlen dürste. Damit dies verwirklicht werden kann, hat sich der Verlag verpflichtet, die Anschaffung durch äußerst bequeme Zahlungsbedingungen zu erleichtern, wie auch aus d« Anzeige in vorliegender Nummer hervorgeht. D Seeligstadt, 4. Januar. Kirchlich« Jahresbericht. Geboren wurden 9 Kinder, 3 Knaben, 6 Mädchen, ge tauft 8. Am Palmsonntag erfolgte die Einsegnung von 18 Konfirmanden (-s- 2), 12 Knaben, 6 Mädchen. Trauung fand keine statt. Es starben 12 Personen (-s- 6), 13 wurden beerdigt (-s- 7), 6 männliche, 7 weibliche, 10 Erwachsene, 3 Kind«. Auf dem Felde der Ehre fielen 3 Soldaten. Die Zahl der Abendmahlsgäste betrug 568 (— 21), und zwar waren es 185 männliche, 385 weibliche Personen, einschließlich 12 Hauskommunionen, d. s. 98 L,. In 17 Kirchenkollekten wurden 82,41 -K, durchschnittlich 4,85 Mark, aufgebracht. Als Mitgliedbeiträge des Mifsionsver- eins wurden freiwillige Beiträge von 23,35 -K gezahlt, als Abendmahlsopfer bei 5 Hauskommunionen kamen 4 <4l ein, die Schulkinder und Konfirmanden spendeten für Missions zwecke 6,17 „<l. Demnach betrugen die freiwilligen Gaben für Missionszwecke 33,49 -4l insgesamt. Für den Heimat dank stiftete» die Schulkinder die Zinsen von Gebauers Legat -n Höhe von 450 -4t, die Konfirmanden für das Waisenhaus 4,80 -4t, für Kriegshilfe wurden 9,49 -4t und für den Nach barchristbaum 12,15 -4l gesammelt. 6,54 -4t waren in die Kirchenbüchsen und 33,75 -4t in das Kommunionbecken ein gelegt worden. Die Summe der Liebesgaben beläuft sich aus 218,02 -4t. — Die in Klammer stehenden Zahlen be ziehen sich auf 1916. kntzl. I-Ieeresbenckt: ' / „Von VsttensMstsnZ kann be? un- keine Kecie sein." St. Egidien, 5. Januar. Ein Überfall auf die Spar kassenstelle «eignete sich am 20. Dezember. Es drangen zwei maskierte Männer in den Sparkassenraum und verlangten von dem Kassierer mit vorgehaltenem Revolver einige tau send Mark Geld. Auf Hilferufe ergriffen di« Räuber die Flucht, ohne Geld erlangt zu haben. Neues aus alle Welt. — Ein h«Keilspa« von zusammen ISS Jahre«. Der Fall, daß ein Brautpaar vor den Altar tritt, das zusammen 156 Lenze zählt, wird wohl zu den Seltenheiten gehören. Aus Ostfriesland ist ein solch« Fall zu verzeichnen. Bor kurzem schloß der 82 Jahre all« Schiffer Gerd Temmen in Friedrichsfcksieuft mit feiner Braut den Ehebund, die bereits das 74. Lebensjahr überschritten hat. Zugzusammensisß im Schneesturm. Während des hef tigen Schneesturmes stießen Mittwoch in der Nähe des Wie ner Bahnhofes in Warschau zwei Personenzüge Zusammen, wobei nickst unerheblicher Sachschaden entstand. Zwei Rei fende wurden schwer, aber nicht lebensgefährlich, vier Rei sende leicht verletzt. Größere Betriebsstörungen sind nicht eingetreten. — Zweitausend Opfer ein« Explosiva. Das Wolff- Bureau meldet aus Stockholm, 3. Januar: Wie „Djelo Naroda" erfährt, hat am 23. Dezember auf der Station Bet- schanovka eine Explosion stattgefunden, bei der zwei Militär züge mit Kosaken, die nach dem Don-Gebiet zurückkehren wollten, vernichtet wurden. Etwa 2000 Mann fanden den Tod. — Große Explosion in Amerika. Aus New York wird holländischen Meldungen zufolge, telegraphiert: Am Don nerstag fanden in Norfolk (Virginia) drei Explosionen,, ge folgt von großen Bränden, statt. Der Schaden beträgt 2 Millionen Dollar. Dank der Hilfe von 1000 Matrosen bei den Löscharbeiten konnte die Stadt vor dem Untergang be wahrt werden. Man glaubt, daß Brandstiftung vorliegt. Das Kriegsrecht wurde proklamiert, und verschiedene ver dächtige Personen wurden verhaftet. — Eine Straßenbeleuchtung gestohlen. Wie Prager Blätter berichten, wurde in den Prag« Anlagen am Belve dere in der Nacht von Freitag auf Sonnabend von Dieben die ganze Straßenbeleuchtung gestohlen — alle 14 Gemein delampen, natürlich einschließlich -es kostbaren Petroleums. — Die Gemeinde al» Aigarrenhändler. In dem Bestre ben, die Einwohnerschaft nach Möglichkeit mit den erforder- Auhenansicht des Smolna-Instituts in Petersburg, in dem die Negierung Lenins ibren Hauptsitz hat. sichen Lebensmitteln zu versehen, haben di« Gwßbecktnek Git- metnden mit her Zeit einen recht umfangreiche^ Geschäftsbe trieb etnrichten müssen. Gan» besonders west in dpr Wir- sorge M f^ Bewvytttze M nun die Gemeinde Ohfsr- schöneweide gegangen- die sich jetzt auch der „notlewea- den" Rauch« angenommen hat. Di« GenwindeverastAW hat einen größeren Posten Zigarren verschieden« Preis lagen angekauft. Die Zigarren werden von der Gemeinde nur an Zigarrenhändl«, sonstige GesiOstsleute unh Gast wirte abgegeben, durch die sie den verbrauch«« zugeführt werden sollen. — Vie sibirische Butt«. Die deutsch-russischen Behand lungen haben bereit», wie, verschtedentkch in der Presse sest- gestellt wurde, bereits einen gewissen, wenn auch vorerst natürlich geringen Einfluß auf den Lebensmittelmarkt ge habt.. Verschiedene Erzeugnisse zeigen eine Tendenz zur Preisverminderung, da große Lag« ja durch den Beginn russisch« Einfuhr bi» zu einem gewissen Grade entwertet werben. Die Hauptaufmerksamkeit wird ab« in diesem Zu sammenhang auf einen der wichtigsten russischen Ausfuhrar tikel gelenkt, nämlich auf di« sibirische Butt«, über die Pro- fesior Dr. E. Roch in der „Umschau" auf Grund reichen Ma terials Mitteilungen macht. Obwohl diese Butt« in großen Mengen auch auf unseren Markt geworfen wurde, hoben die meisten deutschen Hausfrauen nur höchst selten etwas von sibirisch« Butter gehört. Dies erklärt sich daraus, daß man glaubte, dem Namen hast« etwas wenig vertrauen erwecken des an. Darum wurde die Bezeichnung meist weggelassen. Bei der sibirischen Butter handelt es sich hauptsächlich um Ware zweiter Qualität, die zu Koch- und Backzwecken unent behrlich ist. Das Eindringen der sibirischen Butter auf -en europäi schen Markt begann im Jahre 1895. Die Grundlage dieses Exports bildete der im Verhältnis zur Bevölkerungszahl sehr große Viehstand in Sibirien. An diesem ButterhandÄ war zuerst England beteiligt. Im Jahr« 1905 lieferte Rußland an das Jnselreich fast ebensoviel Butfer, wie alle britischen Kolonien zusammen. An zweiter Stelle kam für die sibiri sche Butt« der dänische Markt in Frage. Di« Deutschen be teiligten sich ziemlich spät und gründeten danck in Hamburg eine Zentral« für die sibirische Butt«. Im Jahre 1913 hat Sibirien in Deutschland bereits 300000 Doppelzentner But ter untergebracht. Früher wurde die Butt« nur von Riga verschickt, von wo -. B. im Jahr« 1903 Ware im Werte von 36 Millionen Rubel abging. Sehr bald wurde auch Windau als Ausfuhrzentrum wichtig, besonders für Deutschland, denn die Mttterzüg« wurden, da im Winter der Riga« Ha fen zufriert, zu dieser Jahreszeit meist nach Windau geführt. Im Süden kam dann als Ausfuhrort, allerdings 'm wesent lich geringerem Maße, Odessa hinzu. Besondere Aufmerk samkeit mußte bei diesem Exporthandel stets dem Transport zugewepdet werden. Wirklich günstig wurden die Verhält nisse erst, als besondere Kühlwagen in großer Zahl in D«nst gestellt waren. V Es ist wohl zu erwarten, daß in den künftigen deutsch- rufsischen Handelsbeziehungen die sibirische Butter eine ihr« Wichtigkeit entsprechende Roll« spielen wird. Zur Wahlbewegung. Die Verzickstvfriedensonffchsiehung vom IS. Juli wird von -en beiden linksstehenden Kandidaten Pudor und Uhlig in allen Tonarten verteidigt und gelobt. Aus leicht begreif lichen Gründen sucht man den Eindruck zu erwecken, als vb auch di« nationalliberale Partei auf dem Boden dies« Ent schließung stehe, während das gerade Gegenteil der Fall ist. Der sächsische nationalliberale Landesverein hat stets scharf Stellung gegen die Friedensresotution genommen, wie in nachstehendem einwandfrei klargelegt werden soll. Bereits am 17. Juli schrieb die Geschäftsstelle des Na tionalliberalen Landesvereins den Tageszeitungen: „An diesem Donnerstag (dem 18. Juli) wird der deut sche Reichstag vermutlich über die in den Zeitungen be kanntgegebene Erzbergersche Friedensformel beraten un beschrieben. Im Westen und im Osten stehen unsere Heere unbezwinglich wett im Feindesland; enger und eng« um- fchnürt uns«« U-Boot-Sperre das ehedem seegewaltige England. Im Innern steht die neue Ernte vor den Scheuern; unser Bolt hat die letzten harten Wochen mit einem Opferstnn rchne Gleichen bestanden. Lägen die Dinge für unser« Feinde so hoffnungsvoll wie für uns — in keinem ihrer Parlamente würde sich «ine Mehrheit fin den für eine so wehleidige Friedenssorm«l. An allen für uns so günstigen Tatsachen vorbei läuft diese hinaus auf den trübseligen Scheidemannfchen Verzicht: „Ohne An nexionen und Entschädigung." Zum Glück für uns ist,, menschlicher Voraussicht nach, die Weltgeschichte nicht ge zwungen, dies« Friedensformel in die Tat umzufetzen. Uns«« Kind« und Enkel müssen andernfalls sie mit einem ungeheueren Steuerdruck bezahlen, der auf Jahrzehnte hinaus unser wirtschaftliches und kulturelles Darnieder liegen besiegeln würde; zum Nachteil insonderheit auch für unsere arbeitenden Schichten." Diese nüchternen Erwägungen würdigt nachstehendes Telegramm, das bereits am Freitag, den 13. Juli, der natio nalliberalen Reichst« gsfraktion zu Händen Sein« Durch laucht des Prinzen Schönaich^larolath zugegangen ist: „Der Geschäftsführende Ausschuß -es Nattonallibe- raten Landesvereins für da» Königreich Sachfen bittet die nationalliberal« Reichrtagsfratkion dringend, entschieden und geschloffen gegen die Erzbergersche Friedensformel zu stimme«, da ein« Spaltung der Fraktion bei der Abstim mung die »anze Stellung der Partei für die Aulbnft ge fährden witrde." vrandeaburE" D« nottonalliberal« Reichstagsfraktion, die am 19. Juli vollzichlig zur stelle war, bis auf den totkranken Ba'sser- mann, stimmte geschloffen gegen di« Mehrheitsresolutton.