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72. Jahrgang Sonntag. 6. Januar 1918 Mschofswrrdaer Tageblatt Amtsblatt Landes Ältestes Blatt im Bezirk. -st; 'M Telegr.-Adreffe: Amtsblatt. WSchnttttche BeUagen: Der SSchfifche Landwirt und So»ntags-Unterhatt»»,»dlatt Erscheint Rachm Rachm Der Zwischenfall mit Rußland Kollette ir; An Besitzer rauens Zweck ver- »dienst. Schmit. stunde; »rnstund« Betstunde nd Poftoi Pastor > dL io Bersin, 4. Januar. Der „Lokalanzeiger" schreibt: Die Herpen Lenin und Trotzki halten es, wie es scheint, für richtig, sich plötzlich auf ihr internationales, revolutionäres Sprachlexikon zurückzuziehen und mit uns in einem Ton zu reden, als wären wir die Friedensstörer gewesen, die Un versöhnlichen, die es auf ihre Täuschung und Überlistung abgesehen hätten. Es ist unter der Würde der Mittelmächte, sich gegen diese Auffassung zu verteidigen, wie es auch unter ihrer Würde ist, den Russen auf dem jetzt von ihnen einge schlagenen Ton der Verdächtigungen und Unterstellungen zu folgen. Es braucht uns nicht zu interessieren, ob der Gesin nungsumschwung der Herren aus eigenem Antrieb erfolgt oder ob er auf das Eingreifen auswärtiger Kräfte zurückzu- führen ist. Wir stehen jedenfalls vor der Tatsache, daß in- nerhalb derselben Zelt, die den Westmächten von den Russen gegeben wurde, um sie zu Friedensverhandlungen geneigt zu machen, jetzt bet ihnen fewst die entgegengesetzte Wirkung gereist ist. Lag hier von vornherein ein trügerisches Spiel vor, so ist es noch rechtzeitig durchkreuzt worden, und wir können in Ruhe abwarten, für welche der beiden Berhand- lungsteile es nachteiligere Folgen zeitigen wird. Auf wel cher Seite das größere Friedensbedürfnis vorhanden ist, da- rüber kann nach allem, was von der russischen Front und !d- Wch- Ron iS jelehnte Verleg««- erhanpl««gsorts. ft-bMer Predigt, in Flau- j gefalle- vonnera- haupt- ze von üttags Don zuverlässiger Seite wird uns aus Berlin berichtet: Wie mir aus parlamentarischen Kreisen mitgeteilt wird, billigen alle bürgerlichen Reichstagsparteien durchaus die- ablehnende Haltung der deutschen Regierung gegenüber der russischen Forderung, die Handlung nach Stockholm zu ver- legen. Die beiden sozialistischen Parteien stehen jedoch aüf dem Standpunkt, daß die Regierung, trotz der russischen A«relsehl«tt * für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. .Berlin, 5. Januar. (Privattel.) wie der „Lskalanz." erfährt, ist auf Veranlassung der Reichsregierung die heutige Sitzung des Haupkrussihusfes de» Reichstage» um einige Stunden verschoben worden. Rach den neuen Dispositionen wird der Haupbrusfchuß nicht um 10 Uhr, sondern erst um 1H12 Uhr Msammentreten. Die Veranlassung zu der Ver schiebung liegt darin, daß der Reichskanzler Graf herkling die Parteiführer auf 10 Uhr zu Besprechungen zu sich ge beten hat. Der Wunsch der Reichsleitung, auch angesichts de» Zwischenfalles in Vrest-Litowsk in enger Fühlung mit der Volksvertretung vorzugehen, dürfte hieraus deutlich er hellen. r 4 Wo «Uer. v Borm Männer en-verein über die Zustände im Innern des Landes bekanntgeworden ist, nicht der geringste Zweifel obwalten, und wir werden nicht nur gegenüber den Westmächten, sondern auch gegen über der augenblicklichen russischen Regierung von den Bin dungen erlöst, die unsere Unterhändler bereitwillig — unter Vorantritt der bekannten Reichstagsmehrheit — aus sich ge nommen haben. So brauchten wir uns über diese Wen dung der Dinge gewiß nicht grämen, im Gegenteil, weite Kreise des deutschen Volkes würden erleichtert ausatmen, wenn wir auf diese Weise wieder Herren über unsere Ent schließungen in Ost und West würden und wenn das Nach laufen hinter angeblichen Friedensfreunden jenseits unserer Grenze damit endlich einmal aufhörte. d Zu- orregt der Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen Hauptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts, und des Stadtrates zu Bischofswerda und der Gemeindeämter des Bezirks. den ort machen zu taffen, wo wir dle Verhandln», gen welterführen sollen, darf Ich darauf Hinwelfen, daß eins Verlegung nach Stockholm zu außerordentlich großen SchncheriGkeiten führen würde. Ich will nur die eine Schwie rigkeit ««führen, daß die dlrette Verbindung, di« die ver handelnden Delegierten mit ihren Hauptstädte« Berlin, wie«, Aosta, «ouftanfiaopel und Petersburg hocken müssen — die direkten Verbindungen, die in Vrest-Litowsk angelegt find, funktioniere» fetzt — in Stockholm auf die grüßten Schwierigkeiten stoßen würde. Schon dieser eine Punkt führt dazu, daß wir nicht darauf ein,ehe» können. Dazu kommt, daß die Machenschaften der Entente, Miß trauen zu säen zwischen der russisch«, Regierung ihren Ver tretern und uns, dort neuen Boden gewinnen würden. Ich H-M» SwckksekrM.pm^H»W bevuf- „ «en btt Abholung in der Geschäftsstelle monatlich Är Pfg., bei Aufteilung in. Hau» monatlich 80 Pf,.; durch die Poft bezogen vierteljährlich «tu 2.25 ohne Zuftellungogebühr. :llr: Bischofswerda, Altworkt 1ü. rg abend, für de« folgenden Tag. Der Be« ltch der wöchentlichen Bella« ' Die „Tägliche Rundscha-u" erklärt u. a.: Die Parteien werden an diesem Tage, an dem die Rede Hertlings der gestrigen Rede. Erzbergers folgte wie ein kalter Wasser- strahl, etwas gelernt haben. Das nationale Gewissen wird durch diesen Zwischenfall aufgerüttelt werden. Schon hat die nationalliberale Fraktion sich mit der Rede Hertlings be faßt, ihr Einverständnis damit ausgesprochen und mit Be tonung gefordert, daß es hier kein Nachgeben mehr geben könne. Andere werden folgen, und in Petersburg wie in London- wird man erkennen müssen, daß uns nun wirklich nur noch diese Dreieinigkeit im Gewesen wohnt: Unsere Machtstellung, unsere loyale Gesinnung und unser gutes Recht. eine mmel, nterie schwe- feuer inde. »er« tebel Pvftscheckr-Kvnt»: Amt Leipzig Sir. 21S4S. — Gemeinde« »eebnndogiroknst« Bischofswerda Konto Nr. «4. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung de, Betriebe, »er Zeitung oder der Beförderungseinrich tungen — hat der Bezieher Heinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de, Bezugspreises. >perr- mden hnen. d de» durch Anzeigenpreis: Die Sgespaltene Grundzelle (Alm. Mosse 25 oder deren R«nn 25 Pfg., örtliche Anzeigen 18 Pfg. Im Text tell (Zkm. «offe 17) SO Pf,, die Spalte« Zeile. Bei Wieder- Holungen Rabatt nach feststehenden Sätze«. — Anttliche Anzeige, die 3gespaltene Zelle 40 Pfg. — Für bestimmte Ta,« »der Platze wird keine Gewähr geleistet. — Erfüllungsort Bischofswerda. S0 Dezbr. i Hut, «1 Hüdnann, ste S Mo- n-Wiffion. dertdmahl. Vwp-Lilorvsk, 4. Januar (W. T. B.) Der Vorsitzen de h« russischen DeloWttion Hut um S. d. Ml». au» Peterd- bchw « die Bevollmächtigen der VierbuadmSchte in Vrest- Lstwvhk eine Depesche gerichtet, in der er unter Berufung aus einen Beschluß der »Gierung der russischen »«publik vorschlägt, die Verhemdtuugen im uevtrateu Ausland« fort- zfchD«. 2» Snvideruug hieruvf haben die vetegationen der ober verbündeten Mächte an Herrn Ioffe am 4. d. Mk. WMBhtert. daß sie jede Verlegung de» VerhaUdbmgsorte» . wordch» sei, die V«hand- WW^chen Vorschlag abzulehnen, (Bravo!) Inzwi- schen find in Brest-Litomsk Vertreter der Akraiue eingetroffen, und zwar nicht nur als Sachverstän dige, sondern mit Vollmachten zu Verhandlungen «wgefiat- tet. wir werden ruhig mit den Vertreter« der Ukraine wei ter verhandeln. Ich füge noch hinzu, daß von Vrest-Litowsk mitgeteilt worden ist, die russische Regierung könne auf Punkt 1 und 2 unserer Vorschläge nicht eiugehea. Diese beiden Punkte beziehen sich auf die Modalitäten der Räumung der Gebiete und die Vornahme der Volksabstimmung. In der russischen Presse wird uns insinuiert, daß in die- sen Punkten 1 und 2 «»«gedrückt sei, wie wir uns iu illoyaler weise unserer Zusage, betreffend das Selbstbestimmungs recht »er Völker, entziehen wollen. Ich muß die Insinuation zurückweisen! (Bravo!) Punkte 1 und 2 sind ledig lich für die praktischen Lrwägmngea bestimmt. Mr können davon nicht abgehen. Ich glaube, meine Herren, n»ir können getrost abwarten, wie dieser Zwischenfall »eiter vertaufen wird. wir stütze» uns auf unsere Machtstellung, auf unsere loyale Gesinnung und auf unser gute» Recht. (Lebhafte, Bravo!) Rach der Rede Kes Reichskanzlers schlug der Abgeord nete Fischberck vor, die Verhandlungen zu vertagen; der Ab geordnete Scheidemann schloß sich dem Antrag an gegen den Widerspruch des Abgeordneten Haase. Der Hauptausfchuß einigte sich dann auf einen Antrag Erzbergers, wonach di« Verhandlungen bis morgen, 10 Uhr vormittags ausgesetzt werden. Bersin, 5. Dezember. Der Hauptausschuß des Reichs tage» setztv Freitag vormittag in Anwesenheit des Reichs- tantzlärs seine Verhandlungen fort. Abg. Gras Westarp (Kons.) führte aus: Ernste und schwere Bedenken bestehen bei uns hinsichtlich der Verhand- tungen in Brest-Litwosk, und zwar wegen des dort ausge sprochenen erneuten Friedensangebotes. Niemand konnte annehmen, daß das geschehen wird. In den allerweitesten Kreisen besteht Überraschung und Bestürzung. Lin« Veranlassung zu einem neuen Friedensangebot bestand nicht angesichts der glänzenden militärischen Lage. Es be deutet den Verzieht auf alle Errungenschaften. Die Frist ist jetzt abgelausen, damit die Gefahr beseitigt. Aber im Aus land« ist der Anschein der Schwäche hervorgerufen. Es wird auch schwer fein, von der Erklärung vom 25. Dezember wie der loszukommen, trotz weiterer militärischer Erfolge. Diese werden damit wirkungslos sein. Ein« Gefahr, daß die Bol schewik sonst nicht zu Verhandlung«;, bereit gewesen wären, bestand nicht. Was soll nun weiter geschehen? Jetzt muffen wir von dem Inhalt des Friedensangebotes wieder los kommen. DI« Frist darf unter keinen Umständen verlängert werden. Das ist unsere dringende Forderung, zumal wir Zweifel in die Festigkeit unserer Unterhändler haben. Ein Lossageu von allen Friedensangeboten würde den Krieg verkürzen, weil die Feinde immer hoffen, ihre Ziele zu erreichen durch un sere Nachgiebigkeit. Diese Hoffmmg muß ihnen genommen wenden. Auch wir wollen baldigen dauernden Frieden mit Rußland, auch die Aufnahme der wirtschaftlichen Beziehun gen. Wir begrüßen, daß Vertreter der Ukraine mitwirken. Ob die Besprechung der Einzelheiten hier im Ausschuß zweck mäßig ist, kann zweifelhaft fein angesichts der Zwischenfälle, die kommen können. Gegen den Weg des Selbstbestim- mungsrechts haben wir Bedenken. Reichskanzler Graf hertling: Der Herr Vorredner hat die Güte gehabt, an da» zu «riuaeru, wa» ich gestern am Schluß meiner kurzen einlei tenden Worte gesagt habe, daß da», was gestern galt, viel leicht heute nicht mchr gelten würde, und daß wir immer mit der Möglichkeit von Zwischenfällen zu rechnen hätte«. Ein solcher Zwischenfall scheint jetzt eingetreten p» sela. Schon früher hatte Widerhall während der Ver handlungen die russische Regierung den Wunsch aussprechen lasse«, daß die Verhandlungen van Brest-Litow»k verlegt und an einem neutralen Orte, etwa in Stockholm, fortgesetzt «erden möchte«. I«V P Vorschlag amchrücklich ge macht worden. Die russische »«Gerung schlägt eine Ver legung der Verhandlungen von Brest-Litowsk nach Stock- Halm vor. Gmq abgesehen davon, daß wir nicht in der Lage släd, an» von den Russen Vorschriften über Die „Deutsche Tageszeitung" sagt: Es liegt die Möglichkeit vor, die Verhandlungen mit Rußland deut scherseits auf eine neue, feste und national ersprießliche Grundlage zu stellen. Diese Möglichkeit darf nicht verscherzt weichen. Der russischen Regierung muß aber endlich gezeigt werden, daß der Besiegte dem Sieger nicht seine Meinung und seinen Willen auszwingen kann. Andererseits möchten wir der Hoffnung, sondern der Forderung Ausdruck geben, daß die in Deutschland maßgebenden Faktoren auf alle Kon sequenzen hin die Lebensinteressen und das Ansehen des Reiches aufs Nachdrücklichste zur Geltüng bringen. Die „Germania" sagt: Man habe keinerlei Anlaß, den Russen mit dem Tagungsort auch nur noch einen Schritt entgegen zu kommen, anderes würde ein Umzug nach Stockholm doch nicht bedeuten. Einstweilen möchten die Zentrumsblätter die Hoffnung nicht aufgeben, daß die Rui- sen nicht einseitig auf ihren Wünschen bestehen würden. Die Aufnahme, die der russische Seitensprung in der Berliner Presse gefunden hat, wird nach Meinung der „Volkszeitung" den Russen zeigen, daß sie durch ihr Spiel das Zustandekommen eines ehrlichen Friedens schwer gefährden. Alle Blätter seien darin einig» daß Stockholm für die Friedensverhandlungen nicht in Frage komme. Die Parteiführer bei« Reichskanzler. Erscheint fett 1846. Fernsprecher Nr. 22.