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FWntags-ÄnikrhMnngMatt de» ' Sächsischen Eyählers. '> Nr .1 Sonntag. den «.Januar 1S18. Siynfpru^ E.7., Bei den Deutschen gelten gute Sitten mehr al- anderswo Gesetze. (Tacitus.) Prinzeß Lolos Verzicht ' - Roman von H. Eourths-Ma h l er. : .7 - (Nachdruck verboten.) (21. Fortsetzung.) „Also schön war es in Weißenburg, wunderschön," be- 'gan-n er. . .. Sie klopfte uirgeduldig auf ihre Sessellehnen und ihre Augen funkelten erwartungsvoll. ' „So setz' Dich daher, Ischim. Im Spaziereirgehen er zählt man doch nit vernünftig. Und von diesem Lapidarstil hab' ich geikug. Deine beiden kurzen Briefe haben mir den Geschmack daran verdorben. Ich sitz' doch wie aus Kohlen. Also nimm Platz und erzähl' mir ausführlich. Man kommt ja um vor lauter Unruh und —" „Und wem, Du so werter redest, so komme ich über haupt zu keinem Bericht," neckte er. Sie stutzte einen Augenblick. Dann lachte sie herzlich. „Recht haft Du. Also jetzt sag' ich kein Wörtel mehr." Prinz Joachim entwarf nun eine genaue Schilderung all seiner Erlebmsfe in Weißenburg. Auch von dem Testa ment des Grafen Falkenhausen und wie das mit Prinzessin Lolo zusammenhing, berichtete er. Es war nun kein Ge heimnis mehr. Prinzeß Sibylle lauschte mit atc,„losem Interesse. AIS er ihr erzählte, wie er Prinzeß Lolos Bekanntschaft gemacht und sie ihn düpiert hatte, klopfte sie wieder auf ihre Sessel lehne. „Das hat sie gut gemacht — das Prii^eßchen gefällt mir!" rief sie vergnügt. Er erzählte weiter vorr dein armseligen schlichten Leben Prinzeß Lolos, von den abgelegten Kleidern und der liebln- jen Behandlung. Und dann schilderte er in glühenden Far ben Prinzeßchens Liebreiz, * ihr goldiges Haar, ihre maien frische Lieblichkeit und ihren Frohsinn, der siegreich allem Trübsal widerstanden hatten Bon Birkhiihnchen erzählte er und von Bielke. Und zuletzt vom Tuskulum. Ganz genau mußt er das beschreiben, und Prinzeß Sibylles Augen fun kelten mrr so vor Vergnügen. Als der Prinz geendet hatte, gab sie ihm einen herzhaften Kuß. „Brav hast Du das gemacht, Joachim! Und das Prin- zeßchen lade ich mir ein, daß Du es nur weißt. Sie soll mir nicht mehr bei ihrer grundigen Schwester Hausen. So ein frischM Mut — lieber Gott — ich freu' mich ja ganz närrisch. Und das Birkhühnchen — das lassen wir in Gold fassen, gelt? Es muß samt dem Bielke in Euren Hofstaat. Solche Originale mit ihrem treuen Herzen, die läßt man nicht von sich. Und die Köchin — die Köchin muß natürlich auch einen guten Posten bei Euch bekommen, und —" Er hielt ihr lachend den Mund zu. „Nun ist es genug — Du ladest mir sonst ganz Weißen burg auf meine schwachen Schultern." Sie machte sich lob und schüttelte ihni , Willst Lu inM wohl reden kaffen. Du Unbaud! Wirst .W HM hey Leuten Gutes tun, die Dir Dein Prinzess«? so gut 'HW aufgefuttert haben, daß Dir dös Herz im Leibe lacht, wenn .--M Du sie anschaust!" „Ich verspreche es feierlich!" versicherte er. „Alsdann such wir einig. Und die Prüyeß Renate A soll nun statt meiner in das Danwnstift?" „Wenn sie annimmt, wie ich nicht bezweifle, ja!" „Das gönne ich ihr. Dort so« sie die Langeweil stück- weis umbringen, die böse Stiefschwester!" Prinz Joachim lachte über ihren Eifer und sie lachte mit. W „Ah — lassen wir die Stiefschwester. Jetzt interessiert mich nur das Prinzefferl. E - noch ein bifferl von Z ihr." ' - — „Ich habe leider gar keim . Tante Sibylle». In einer Stunde fahre ich nach Falkenh«.en. Wahrscheinlich bleibe ich die nächste Zett dort. Jedenfalls bis nach der Bei- , W setzung des Grasen. Und näht war es bleibt dabei. — Du M ladest Prinzeß Lolo ein, sobald sich die Testamentsangele, genheit erledigt hat. Ich werde wohl jetzt wochenlang in f M Falkenhausen nötig sein, und hab doch grAß Sehnsucht nach meinem Prinzehchen! Du wirst es auch am besten verftehen, sie in die fremden Verhältnisse hier einzugewöhnen. Sie ist? M so einsam aufgewachsen." - „Verlaß Dich ganz auf nnch, mein Joachim! Herrgott — ich freu' mich schon unbändig — da kann ich doch «in lie- des Kinderl bei mir haben. Also am achten August stillt die Entscheidung. Da will ich Bröschchen nur gleich sagen, L daß wir spätestens Mitte August einen Gast bekommen. Das - M Prinzefferl kann gleich das Birkhiihnchen mitbringen, damit . H sie ntt allein reist. Dann hat meine arme Sossenheim auch em paar Wochen eine Gesellschaft. Und was sagst Du zu § Theodora? Oder hast Du noch nit gehört, daß Deinen Bru, der Baterfreuden erwarten? Ja? Ganz verdreht läuft > der Alexander herum vor Freuda Und Thedora hat plötz- lich reden gelernt. Seine Hoheit aber sind glückselig Und R H wenn's ein Bub ist, dann kann das Fürstentümle ruhig schla- A stn. Die Dynastie ist dann gefestigt. Na, und wei^ — ein Tauftest richt' ich her — da sollst Du was erleben. Bis dahiu > »mßt Du Dein Prinzefferl längst heimgeführt. haben, und ? H wir drei wollen da inal zeigen, wie man Feste stiert." »,< Atemlos sank sie in ihren Sessel zurück. . „Lieber Gott, — ganz warm ist mir geworben — ich glaub', es liegt ein Gewitter in der Lust." Prinz Joachim küßte ihr lachend die Hand. U „Ich will Dich lieber jetzt allen, lassen, Du regst Dich H sonst zu sehr auf," sagte Prinz Joachim zur Tante. „Zu sehr? Ah — keine Hmr. Wenn man nit ab und - zu eine kleine Emotion hat, Hann ist das Leben fad. Nicht« Schlimmeres könnte es für mich geben, als stagnieren. Da- zu hab' ich noch lange Zeit, wenn ich in der Sürstengruft mftgebahrt bin. Das pressiert mir aber noch lqnge ntt " Er sah ihr mit einem warmen Blick in dst Augen M „Ja, Du mußt noch lange, lange bet uns bleiben, Tanta Sibylle. Was sollten wir ohne Dich ansangen? Dar Für«