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, DonnMtag, ^ de» 10 Amnme ISLU Da die Säflitten sehr billig, fast ohne Auonahnre unter Friedenspreis abgegeben werden, werden die Landwirte aus dfef« günstige Gelegenheit zur Erwerbung von Schlitten be sonders hingewiesen. Es wird dringend empfohlen, bald die geeigneten Schritte zur Erwerbung dieser Schlitten zu unter nehmen, da diese, falls sich wider Erwarten in landwirt schaftlichen Kreisen wenig Abnehmer finden sollten, ohne Beschränkung öffentlich versteigert oder an Händler abge geben werden müßten. Die Käufer haben für möglichst sofortigen Abtransport der Schlitten Sorge zu tragen. Bautzen, am 8. Januar 1918. Die KrieASwtrtschastsfteL«« bei der und dem Stadtrat z« Bautzen. Die Ausgabe der Brotmarken erfolgt morgen, Donnerstag, den 10. Januar 1918, nachmit tags von 4—7 Uhr, in den dazu bestimmten Ausgabestellen. Die Brotausweiskarte ist mitzubringen. Bischofswerda, am 9. Januar 1918. Der Stadtrat. «nttUche Bedmmt»ach»-e». bis z«« 12. Ja«»l>r 1918 bei der Königlichen Lmtshauptmannschaft zu beantragen. II. Rach dem 12. Januar 1918 findet die Ausstellung von Haferkarten nicht mehr statt. III. Die Lieferung von Futterhafer erfolgt nur an Inhaber von Haferkarten. ' Bäwtzen, am 3. Januar 1918. - Fr»»»«»ar^dand Dautze« Stadt - ' > - i- Wer "nicht im Besitze des zulässigeti Futtethafers für den Rest des Wirtschaftsjahres bis zum 15. August 1918 ist, also die Zuweisung von Hafer wünscht, hät die Ausstellung einer Haferkärt« - , s .—— AbM von Schlitten sn die LandtoiMilft. Nach einer Mitteilung des Kriegswirtschaftsamtes sollen di« seinerzeit ausgehobenen Schlitten möglichst bald der Landwirtschaft wieder zugeführt werden. Es stehen beim Irakn-Vepot XII, Dresden-N., Königsbrückerstraße (Arsenal) 1228 Lafischlittev und 75 Personenschlitten zum verkauf. Die Schlitten sind bet dem genannten Depot von 8—12 Uhr vormittags zu besichtigen. Anmeldung Zahlreiche Tierhalter, di« zur D«rfütt«rung von Hafer berechtigt sind, die ober nicht so viel Hafer geerntet haben, .als ihnen zusteht, haben die durch die Bekanntmachung vom 7. Dezember 1917 bis zum 31. Dezember 1917 gesetzt« Frist .zum Austausch der Freigabemarken gegen ein« Haferkar'te , verstreichen lassen. Offenbar sind außerdem gewerbliche Be triebe, die nur in geringem Umfange Futterhofer angebaut haben, nicht mit in die Erntrlisten ausgenommen worden. Es wird daher von dem Kommunatverband Bautzen Stadt und Land folgendes bestimmt: ' Das 25 jährige Jubiläum des K. S. Mititärvereius Demitz. V, Demitz-Thumitz, 9. Januar. Am 6. Januar beging der K. S. Militärverein die Feier seines 25jährigen Be stehens im sesllich geschmückten Kmoch'schen Saale. Einen für diesen patriotischen Abend geeigneten Prolog brachte Fräulein Häntzschel wirkungsvoll zum Vortrag. Als Borsteher des Vereins begrüßte Herr Oberlehrer Häntz schel die erschienenen Ehrengäste und Kameraden mit ihren Angehörigen, insbesondere Herrn Oberst o. Jssendorf, Herrn Drogist Schochert-Lischofswerda, als Vertreter des Bezirks vorstehers, die Ehrenmitglieder Herrn Ingenieur Diruf, Herrn Kaufmann Jahn aus Dresden, und Herrn Kaufm. Semra« aus Neukirch, Herrn Pfarrer Faßmann, die Herren Mitglie der'des Gemeinderats, die Vertreter der Orts- und Bruder- wererne. Die Begrüßung klang aus in ein« Huldigung Sr. Mas/des Königs, Das Gelöbnis unwandelbarer Treue hatte der Verein Sr, Majestät telegraphisch zum Ausdruck ge bracht, worauf folgende Antwort einging. „Se. Majestät der König läßt den Kameraden für die Erneuerung des Treuge- löbttisses bestens danken. Baron O'Byrn, Oberst und Flügel adjutant." In der Festansprack-e wies der Vorsitzende des Vereins darauf hin, daß die heutige Feier unter den tief ernsten Ereignissen der Gegenwart stehe. Er gab unter'Be antwortung der beiden Fragen: „Woher und wohin" ein lebensvolle» Bild vom bisherigen Wirken des Vereins und -en zukünftigen Aufgaben. Den Gefühlen des Dankes, der Ehrerbietung und der Treue für Se. Majestät den Kaiser wurde zum Schluß durch ein dreifaches Hoch Ausdruck ge geben, woran sich der allgemeine Gesang schloß: „Deutsch land, Deutschland Mer alles". Im Auftrage des Bezirksvor- stehers beglückwünschte Herr Kamerad Schachert den Jubelioerein Namens des Bundes und Bezirks und über reichte den Vorstandsmitgliedern Herrn Oberl. Häntzschel, Herrn Steinlieferant Ernst Eifold und Herrn Magazin vermalter Säuberlich für 25jährige Tätigkeit im Ge famtvorstande des Vereins eine Ehrentafel vom Militärver einsbunde und schloß daran die Glückwünsche der Bruder vereine von Bischofswerda. Ferner waren telegraphisch Glückwünsche eiNgegangeti von Herrn Kommerzienrat Hietzig aus Dresden, Herrn Oberpfarrer Lorenz aus Wurzen und von Herrn Leutnant d. R. Diruf a. d. F., mehrere Bruder vereine und Kameraden drückten die Wünsche brieflich aus. Den Mitbegründern des Vereins wurden von dem Schrift führer, Herrn Bernhard Baumann, unter entsprechen den Worten die Bundesehrenzeichen für 25jährige Mitglied schäft überreicht. Herr Sem rau, als Mitbegründer des Vereins, gab seiner Freude über die Entwicklung des Der eins Ausdruck und wünschte ihm ein ferneres Blühen und Gedeihen. Herr Pfarrer Faßmann sprach im Namen der Kirchfahrt den Dank und die Freude aus Mer die segens reiche Arbeit des Vereins Treffliche musikalische Darbietun gen umrahmten diese AiIprachen. Herr Lehrer Förster, dem ausgezeichnete Technik zur Verfügung steht, spielte die Rhapsodie von Lißt und 2 spanische Tänze in künstlerischer Weise und erntete wieder rächen Beifall. Durch das Wohl wollen des Herrn Ingenieur Diruf und des Herrn Kauf mann Jahn wurden der Festversammluno ganz besondere Kunstgenüsse geboten. Fräulein Di ruf fang ernste Und heitere Lieder zur Laute, neben ausgezeichneten Stimm mitteln war eine vorzügliche Ausdrucksweise ihr eigen. An genehm überrascht wurden die Anwesenden durch das Aus treten des oielbewährten Künstlers Herrn Pretsch aus Dresden mit seinen beiden Töchtern, welche bekannte Volks lieder in fein abgetönter Weife vortrugen unter künstlerischer Begleitung am Klavier. Alle diese Kunstgenüße wurden unter vielem Beifall ausgenommen. Auch der Kapelle von Gargula sei für ihre guten Leistungen Anerkennung aus gedrückt. — Welcher Achtung und Wertschätzung der Verein sich in allen Kreisen und in der Gemeinde erfreut, bekunden die reichen Jubiläumsspenden: 500 -tt von Herrn Kommer zienrat Hietzig und Herrn Kaufmann Jahn, 300 - ll von der Gemeinde Demitz-Thumitz, 100 .ll von Herrn Majoratsherr» von Criegern, 100 -ll von den Ortsvereinen und 70 -ll von weiteren Förderern und Freunden des Jubelvereins. Die ganze Jubelfeier war getragen von echt vaterländischen» Geiste und hat wohl in jedem Festteilnehmer nachhaltige Klänge angeregt. — Möge der Verein weiter blühen und gedeihe»» in der kommenden Friedenszeit! Au» Sachse«. Pirna, 9. Januar. Bestätigt wird von der „Sächsischen Staatszeitung" jetzt, daß die Herrschaft Weesenstein, bekannt lich ein Besitz des Prinzen Johann Georg, am 28. Dezember in den Besitz des Geheimen Kommerzienrats Bauer, des bekannten nationalliberalen Abgeordneten übergegangen ist. Als Kaufpreis wurden vor einiger Zeit zwei Millionen Mark genamtt. Oschatz, 9. Januar. Über die Ledigensteuer, die in Oschatz eingeführt'ist, teilt jetzt Bürgermeister Dr. Sieblist seine Erfahrungen mit. Bei der Oschatzer Ledigensteuer, di« männliche und weibliche Personen trifft, sind nach Möglich keit alle Härten vermieden worden. Es sind ausdrücklich die Ledigen ausgeschaltet worden, die erstens nur ein geringes Einkommen (unter 1800 -ll. Verwitwete und Geschiedene unter 6300 -ll) haben, oder zweitens die ähnliche Unterhak- tungspflichten gegen Verwandte wie ein Verheirateter zu tragen haben (Ledige unter 4000 -ll Einkommen, die mehr als 10 Prozent davon, und Verwitwete und Geschiedene über Sinnspruch. Wer kann de» Leids sich wehren, der es von Herzen sogt; dxr muß sich selbst verzehren, der insgeheim sich nagt. (Simon Dach.) » Gib mich frei! Roman von H. Eourths-Mahler. Lisa stand in dm langfchteppenden weißen Brautkleid« vor dem Spiegel. Bor zwei Kunden war st« aus dem Stan desamt nach Recht und Gesetz die Gattin des Barons Ro nald von Stolle-Hechingen geworden. Nun sollte die kirch lich« Einsegnung der Ehe stattfinden. Lisas Tante, Frau Könsul Limbach, stand vor ihr und betrachtete sie durch ihre Äillorgnisstte mit kritischen Bücken. Sie gab der Jungfer, die stoch um Lisa beschäftigt war, in vornehck lispelndem Ton Anweisungen, was noch an dem Kleid geordnet werbest mußte. MißWWW Lisa selbst sagte kein Wort dazu. Sie stand in gerader, gezwungener Haltung da und blickte mit großen, verträum ten Augen in den Spiegel. Ein scheues, verklärtes Lächelo huschte zuweilen um ihren Mund, und leise Seufzer entstie gen ihrer Brust, als fei sie zu eng für das, was sie enmpfand. Sie war kein« Schönheit, die blasse, scheue Lisa. Ihre mit- ttt große Gestalt war entschieden noch zu schlank und unent wickelt: die Linien entbehrten der Rundung. Dieser Ein druck wurde noch durch eine steife, gezwungene Haltung ver schärft. In ihrem Wesen lag etwas Gedrücktes, Unselbstän diges, ' »vie man es bei Menschen findet, die sich nicht frei entwickeln konnten. — Ihr Gesicht war zu farblos und besaß wenig Reiz Zwar hatte sie wunderschöne, dunkelblaue Augen, reiche» braunes Haar und einen hübsch geschnittenen Mund; aber di« Lippen lagen meist fest aufeinander, di« 'Rügen verbargen sich ost unter den Adem, und da» Haar war straff und unkleidfam über die Stirn zurückgenommen. Es' bildete», atm Hinterkopf .einem,dicken, abstehenden Knoten und gab dem Kopf «ine unvorteilhafte Form. Diese von sstau von Limbach für ihre Nichte gewillte Frisur legte für di« Geschmacklosigkeit, und d«n mangelnden Schönheitssinn dieser. Dame der««» Zeugnis ab. Vie Jungfer hatte -ersucht, der Konsulin wenigstens für heute die Erlaubnis abzuringen, der jungen Braut eine gefälliger«, modernere Frisur machen zu dürfen. Sie schlug einen locker fallenden, welligen Scheitel vor, und Lisa hatte bei dieser Bitte mit scheuem Verlangen in die kalten, immer halbgeschlossenen Augen der Tante geblickt. Sie fand ihre eigene Frisur greulich und unschön und hätte ihr Haar schon längst anders geordnet. Aber Tantes Befehl verbot das ein für allemal. Auch heute schüttelte sie, die Lippen vornehm kräuselnd, den Kopf. „Frisieren Sie die Frau Baronin wie alle Tage, Min na. Derartige Frisuren passen für Kellnerinnen und Laden mädchen, oder für Künstlerinnen, — aber nicht für eine wirklich vornehme Dame." Lisas Lippen zuckten bei diesen Worten. Sie Hätte gern gesagt, daß viele Damen der Gesellschaft sich so frisiierten, well es Minna für sie in Vorschlag gebracht; aber ein Blick in Tante Hermines kaltes, strenges Gesicht hielt sie davon ab. Sie wußte ja aus Erfahrung, daß Tante nie von dem abging, was sie bestimmte. Sie nannte das Konsequenz, ihr Gatte bezeichnete es jedoch im Süllen mit Starrköpfigkeit. Wie immer, ordnete sich Lisa auch heute dem despoti schen Willen der Tante unter. Die Jungfer suchte mitleidig hurch Brautkranz und Schleier die strengen Linien der Fri sur zu mildern. Dazu lag heute ein leises Rot aus den sonst so blassen Wangen, und die Augen strahlten intensiver. So sah die junge Braut nicht gar so reizlos aus. Lisa legte auch nicht viel Gewicht auf Äußerlichkeiten. Schließlich war es ihr ^«ich, ob sie so oder so frisiert war, — ihrem Ronald gefiel sie doch. Er liebte sie, »sie sie war; ihm galt ihr« Seel« mehr als Äußeres. Sonst hätte er sie doch nicht zum Weibe begehrt, er, ihr Höchstes, Bestes im Leben, ihr herrlicher Ronald, — ihr Gatte. Welch ein wun-erbares unfaßbares Glück, daß er sie liebt«, sie, die unscheinbar stille Lisa, die weder schön noch glänzend, weder besonders geistreich noch interessant war! Ni« wär« es ihr eingefallen/an seiner Lieb« zu zweifeln. So Mverdient uyd märchesthaft, ihrem bescheidenem Sinn ihr Glück erschien, so demütig sie sich auch vor der Größe Kessel- den beugt«, nie suchte sie nach einem anderen Grund für seine Werbung. Daß er sie liebte und zur Frau begehrt«, war ihr ein holde» Wunder, dem sie sich mit gläubigem Her zen beugt«. . - .... Das einzige Gute hatte Tante Hermines Erziehung bei ihr erzielt, daß sie nicht stolz auf die Macht des Geldes pochte wie andere Erbinnen. Lisa wußte wohl, daß ihre Ettern ein sehr großes Vermögen hinterlassen hatten, daß sie einst Onkel und Tante Limbach und auch noch eine Schwester ihres Vaters, Frau von Rahnsdorf, beerben würde. Aber der Begriff, daß sie mit diesen Aussichten eine glänzende Partie war, ging ihr vollständig ab. Dazu hatte sie Tante Hermine viel zu sehr in Bescheidenheit und Demut erzogen. Tante Hermine war einst ein sehr armes adliges Fräulein gewesen^ und obgleich sie bei ihrer Verheiratung sehr mit dem Vermögen ihres Gatten gerechnet hatte, liebt« sie es, wegwerfend vom „schnöden Mamon" zu sprechen. Sie verherrlichte die Geburtsaristokratie sehr auf Kosten der Geldaristokratie. Da nun Lisa nicht gleich ihrer Tante ein adlige» Fräulein war, sondern nur ein reiches, bürgerliches Mädchen, so fiel es ihr nicht ein, diesen Reichtum als etwas besonders Erstrebenswertes anzusehen. Zu ihrer.heimlichen Beschämung muhte sie sich indessen eingestehen, dqß sie gar nicht das hohe Glück zu würdigen verstand, eine Baronin Stolle-Hechingen zu werden. Di« Tante führte ihr dies Glück täglich Sor Augen, aber Lisa wußte ganz genau: wenn ihr Rpnald irgend «in Schuh« oder Lehmann gewesen wäre, sie hätte ihn ebenso lieb gehabt und wär« ebenso stolz gewesen, seine Frau zu werden. Aber das durfte Tante um Himmels willen nicht wissen; und auch Ronald hätte sie das nicht zu sagen gewagt, wenn er auch gor nicht stolz auf seinen Namen pochte, wie es Tante immer tat. Die Konsulin hatte Lisa in ihrer despotischen Weise er zogen, fett diese als achtjährige Waffe in ihr Haus kam. Visa war der Gegenstand einer Erziehungsmethode, die jede per sönliche Eigenart erstickt und Willensschwäche Mensche» schafft. Sie »vor erfüllt von dem Bewußtsein, daß es ihr« Pflicht war, sich bedingungslos der Tante unterzUorsnem gleichviel, ob ft« Lust dazu hatte oder nicht Tante Hermine »oar vom Unsehlbarkeitsteufek besessen; und das schüchtern« Kind glaubte an dies« Unfehlbarkeit. Denn sich später auch leffe Zweifel daran Hnstfltten, so. wgr Lisa hoch inzwischen so wwenlos ««macht worden, daß sie nie zu rev8mk»kn wag««. > Gonfttzung folgt.)