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Lagehlatt für Erscheint »«glich Nachmittags, außer an Sam u ,Feiertagen. — Preis pro Monat frei in» hau« rO Pfg., abgeholt 15 Pfg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeiispiegcl" Bei der Post abgeholl <ro Vierteljahr > Mk. — Durch de» Briestläger 1.40 Mark. die Stadt Aue und Billigste Tageszeitung im Erzgebrrge. rreramworlticher Redakteur. Srnst Annk«, Aue sErzgeb-rg,. Redaktion u. Expedition: Aue, Marktftraße. Nmgednn,^. ^l« einspaltige Petitzerle 1V Pfg., amtliche Inserate die LorpuS-Zeile 2b Pfg., Reklamen pro Zeile 20 Pfg. Bei 4 maliger Aufnahm» SS*/, Rabatt. — Bei größeren Inserat« «. mehrmaliger Aufnahme wirt» entspreä end höher« Rabatt gewährt. Alle Poftanhtaltew nnd LandbriestrLger nchmen Bestellungena»! 4.'r. 110 Dienstag, 1b. Mai 1900 12. Jahrgang Aue. Erinnert wird an die sofortige Abführung der Stadtanlagen auf den 2 Termin sowie Einkommensteuer auf den 1. Termin dieses Jahres. Mit dem Beitreibungsverfahren gegen die Säumi gen muß auf Kosten derselben sofort begonnen werden. Wir bemerken hierbei, daß auch trotz etwa eingewandter Reklamation vorläufig zu bezahlen ist. * Aue, den 10. Mui l900. Der Rath der Stadt Dl. Kretz sch mar, B. D e * irr i f etz t » » Deutschland. 8 Berlin, l l. Mui. Die sprichwörtliche Unsicher heit der italienischen Eisenbahn hat auch der ita lienische Kronprinz bei seinem Besuche in Berlin er fahren müssen. Wre das „Berlin r Ta leblatt" mit- teilt, wurde der prinzliche Gepäckwagen auf italieni schem Loden ausgeraubt. Er soll außer dem Gepäck auch noch zahlreiche, für die kaiserliche Familie be stimmte Geschenke enthalten haben 8 Aachen, 12. Mai. Eine hiesige Webersfrau, Mutter von 9 Kindern, tötete gestern ihr 18 Monate altes Kind, indem sie es in den Ofen steckte. An der beabsichtigten Ermordung eines zweiten Kindes wurde sie verhindert. — Die Frau hat in einem Anfall von Geistcssiörung gehandelt. 8 Breslau, II. Mai, Nach dreitägiger Verhand lung gegen die Veranstalter der vorjährigen Gast wirtsausstellung wurde am Freitag Abend das Urteil gefällt, Huttcr wurde zu 3 Monaten 1 Woche ver urteilt, Zieger zu 3 Monaten, Kiefer zu 2 Monaten 2 Wochen, sämtlich wegen versuchten Betruges, Un treue, Unterschli gung, Pelka zu 2, Malchersk zu 3 Tagen wegen Untreu ; Obst und Salzborn wurden freigesprochen. ß Selbstmord aus Furcht vor einer Civilklage. Auf dem Wiener Centralsriedhof hat sich eine Dame durch einen Revolverschuß getödtet. Die Lebensmüde war kurz vorher auf dem Friedhöfe erschienkn und schritt direkt auf das Grab des kais rlichen RatheS Wilhelm F. zu, wo sie die That beging. In einer Ta che ihre- Kleides fa d man ein chreiben, das an die Cultusgemeinde gerichtet wär und in dem sie e^ucht, in den Journalen ihren Namen nicht ru pub- liriren. Die Unglückliche wurde als die Lehrerin Marianne F. agnosctrl. Das Selbstmordmottv ist so eigenthümlich, daß daraus unbedingt geschlossen wer den kann, daß Fräulein F., die ohn-hin schon etwas exaltirt war, die Herrschaft über ihre Vernunft ver loren hat, als sie die That beging. Um einer Kleinig keit willen hat die Unglückliche durch Selbstmord ge erdet. Ihr Ehrgefühl war so ausgeprägt, daß sie den Tod einer Civilklage vorzog, die ihr wegen einer Schuld bcvorstand. Fräulein F. war einem Buch händler ungefähr zweihundert Kronen für gekaufte Bücher schuldig. Sie hat die Schuld trotz ihres be stimmten Versprechens nicht gezahlt, weshalb ihr der Buchhändler die Civilklage in Aussicht stellte. Nun richtete die Lehrerin an den Buchhändler einen Brief, in wel hem sie ihm mittheilte, daß sie trotz aller Ver suche, das Geld nicht auftreiben konnte. Da sie über zeugt sei, daß die Klage gegen sie erstattet werde, habe sie beschlossen, um der Schande zu entgehen, den Selbstmord zu verüben. Sie bar den Buchhändler, der Todten zu verzeihen, da er der Lebenden nicht nachgesehen hätte, und ihren Namen in den Zeitungen nicht zu veröffentlichen. Als der Buchhändler dcn Brief erhielt, übergab er ihn, um den Selbstmord wo möglich zu verbüttn. der Polizeidnection. Diese ver ständigte unverzüglich telegraphisch die Bezirkscom- missariate, doch es war schon zu spät vor Erstattung der Anzeige hatte sich Fräulein F. schon auf dem Cen- tralsriedhofe getödtet. 8 Berlin, 11. Mai. Das Centrum hat einen neuen Erfolg zu verzeichnen. Es hat eS durchgesetzt, daß die Beratung der „lex Heinze vor der Flottenvorlage fortgesetzt wird. Nunmehr wird cs wohl auch nichts dagegen einzuwenden haben, daß der Reichstag nach Pfingsten noch einmal zur Erledigung dringender Ar beiten zusammentritt. 8 Zum Konitzer Mord berichtet jetzt der „Graud. Gesellige" wieder: Die Annahme, dgß der junge Win ter in der Narkose bei einem Zahnärzte „gestorben" und sodann zerstückelt worden sei, ist nicht haltbar. Dagegen spricht die vollständige Blrrkk^re^der Körper teile. "7^- -7^-^'" 8 Am Donnerstag schlug während eine- heftigen Gewitters der Blitz in einen Neubau in WcrkterShaüM (Weimar), in welchem sich mehrere Arbeiter geflüchtet hatten. Ein Arbeiter wnrde getötet, drei wurden schwer verletzt. Auch bet Corbach, in der Nähe von Kassel, wurde aus der Landstraße ein Radfahrers bet' Span- genberg der Schornsteinfeger Sachse ooni Blitz er schlügen. 8 Berlin, 11. Mai. Am 5. d. M. wurden brt Swinmiünde in der Swine die Leichen zweier FraNSn gef md-n. Dieselben sind j tzt nach ihrer Vestat unck au» den binterlasfeneu Kleidungsstücken reeognoszie. t worden. ES jandelt sich um die Ehefrau nist Vie Stieftochter des Magistratsbeamten G. hier. Ein Fainilienzerwürfniß hat den Anlaß zu der bekkagenS- werthen That gegeben. Mutter und Tochter Huben sich im Tode vereint; sie Hatter, sich die Hände Mittelst eines Taschentuches zusammengebunden. Am 3. d. M hatte in d r Familie des Herrn E. ein peinlicher Auf- t'-itt stattgesunden. E. hatte gegen seine I8jähr. Tochter das Züchtigungsrecht gebraucht, da» etnen verbittern den Eindruck gemacht hat. Beide verließen sofort das Hi us und haben nach vielem Umherirren den Doppel selbstmord ve.übt. 8 Görlitz, 10. Mai. Ein unbekannte.' Bursche ver übte heute Vormittag aus offener Slraße einen Mord anfall an etnen Schlosserlehrling, den er durch einen Messerstich lebensgefährlich verletzte. Mit dem Schlüs selbund des Ueb rfallenen entfloh der Verbrecher. 8 Bromberg, 10. Mar. Dieser Tage erschoß sich rn seinem Bett der Unteroffizier Drabeim von der vierten Companie de» Pommerschen Füsilier-RegimetttSNr. 34 in Bromberg. Zu beiden Seiten hatte er je ein Ge wehr liegen, zwischen die H hne war dir Ladestock 1 es oben, die Läufe waren nach den Schulterbecken gerichtet. D. hatte mit den Füßen abgedrückt. Die Kugeln hatten den Rücken durchboh'l und waren Vke Wand gedrungen, der Tod muß sofort eingetrrten sein. Als Anlaß zur That wird angegeben: D. (der km sechs ten Dunstjahre stand) war auf der Wache am Puk- verschuppen bei Jagdschütz von einem Offizier schlafend vorgesunden worden. Die Patronentasche hatte er abgeschnallt. 8 Nach dem Eingehen der Privatpost rnfralten sind der „Deutschen Derkehrsztg." zufolge von ihren inSge- sammten 1873 Angestellte 741 in den Reichspostdienst übernommen worden. Die übrigen 1132 sind abge sunden worden mit einem Gesamtbe ramge von rund die weinten Nun am Grabhügel eineL-geliebten-Kindes, wach ten in banger verzehrender Angst au einen, Krankenlager. Bon dem Augenblick, da Ludwig fürchten mußte, daß Franz Minna in ihrer selbstgewähiteu Einsamkeitanfsuchen würde, verzehrte ihn nagende Unruhe und Sorge, die ihn auf der ganzen Reise nicht verließen. Die Eisenbahn führte nicht bis Tannhausen, man hatte, um von der letzten Station »ach dortM gelangen, drei Stunden Pvstfahrt auf steilen Gebirgswegen zurückznle- geu. Am Bahnhof standen während der Saison viele Post wagen und warteten auf die Ressenden, um sie nach den verschiedensten Plätzen de» schönen, Gebirges fahren, zu Die buntbezäuinten Maultiere klingelten mit den Schellen, die, Treiber knallten mit den laugen Peitschen, saßen aber noch ziemlich träge und nachlässig auf ihren-Kutschersitze, den» es, war nvch frnh am Morgen und der Schnellzug wurde erst in einer halbe» Stunde erwartet. , > , Ein ziemlich kleiner Güterzng, der höchsten» einige Land- lente anS ber Umgegend zur Stadt beförderte, war eben eiugeiansen, er ließ sich kau m erwürtenp daß der den Fähr leute» Passagiere brachte.! Und doch kam einer . Mißmutig/ in verdrießlicher Ungeduld musterte er die Wagen, f«ilschte, fluchte, wurde handelseinig-und fuhr davon, dem Bade- orte Taunhflnsen zu.,ES,war Franz. Hessen Laune durch eineHlmberspätuttgnngemeiu verstlinint wär. Eine ganze lange Nacht in einem opsk»lreii„r(eiiiLn.W,irteziimi»ev eine- entlegenen Bahnhofs znzubringeu, während er seinen» Ziele so Nähe wär, hätte ihn'fuchswild'genuicht.' Als endlich ein Giiterzikg dock anhielt, lvd Franz bertit» Stunden gewar« tet hatte, benützte ier; öynt aNf da»Eiiireddi» de» gefälligen Inspektors zü hörest, welcher ihm sägte,' däß der Schnell^ zng iyN nur in» eine Stündt später "an das 'Ziel brächte, oeii Nur Mi einigen primitiven 'Personenwagen versehe nen Güterzug, mw langte nach ermüdeter Fahrt tn G., der letzten Bahnstation vor Tännhaüfeü äußerst Mißmutig an. ' Zur bestimmten Zdit bravste der Schnellzug in' djt Eisen- M -St ZfrSm-e Roinan von Alexander Blumenberg. S3 Der Bootsmann ruderte zwar in angestrengtester Eile hinterher, aber es war ein großer Rache»» und er hatte liegen de»» Strom zu rudern. Von der Waldecke, die Wil deln» iw rasende»»» Lause erreicht, warf dieser jetzt die von Sepv »uitgedrachten Taue über den See. Zweimal mußte er das Tau. vergebens werfen, znm drittenmal erfaßte eS Ludwigs Hand glücklich, Sepp und Wilhelm zöge»» tust',vereinten Kräften, nach tpeiiige»,.ban gen Minuten wäre» sie am sichern Ufer. , , „Zum Arzt, »lur schnell!* das waren die, ersten wild gestammesten "Äorfe, die Ludwig,ausstieß. ,,J lauf schon, meine Herreii," pief Sepp, „machen'» mir Bei'd', däß Sie' ins trockne .Zeng. «'»»ein kommen, yich lassen s nur das Mvdrenweib oei» Sqtatt dtl» .leibhaftigen in» eher'losliissen, bis i wieder kuust»" Uno, Mit gxoßey, Sätzen »dar der Fischer ' schon, über den ,Z,äNN gkisppüuäesi und auf der.Landstraße, v-,^sstzw.undeff, Z.'.. Aber des Ärztes Hilse kam zu spät für da» entflohene. Leben-es Knaben ; der klein«, starre Körper wollte-sich nimmer,wieder erwärmen lassen, die-Lider hobestsich nicht voudeu blauen Augen, Ludwig hatte, dem uubarncher-, zigeu Ksizrjeu nux-eii« Leichs euirsißvn können, - u , Die traurige Aufgabe, der Mütter die TtÄnlevbotschäft zn überbringen, übernahm^ FtaN DoktMt KliNgtr.' M»mä' vr» stand ka>«n,iiva» man ihr sägte; mit leerem, loveskal- len Bljch starrte Keu ihre Umgebung anj weder Thränen noch,Schlaf milderte»» di« entsetzliche, . stille TetloqhmSlo- uglrit^ Nach vierundzloanzig Stui,deu brach.sich h«ftig«» ' F-eber Bahn;, in ihren Phantasien ckef,sis in gellend«»» Tö nen,»»»,Hilfe, st«, schjenin fuwvährendor Furcht v«»k-einei»»u sie verso,tgendsn Ranhtiere, zu schweben. , n > Es lvnrrn traurige, kuminervölle Täge, die nun kamen, und das La ndh aus am'Set bicherketM keilie stühön Gäste.' Zue Wiedrrsehensfrellde httUöl» ste sich' Hile« 'dtreiirt, und bahnhalle. Die wartender, Maultiere spitzten die Ohren, die trägen Kutscher wurden aufinerHaiu«, denn mit den herauSströinenden Reisenden begann ihre Tageseimte. Professor Klinger und dessen Mutter waren die ersten, > welche sich eine» Gefährte» versichert«», und fvrt ging.'» klingelnd und trampelnd, peitscheicküalkend und pfeifenden»' Gebirge». Ihnen aus, dem Fuße folgte ein gleiche» Gefährt ünd die Kutscher begannen eine Wettfahrt. Im zweiten Wagü» sitzt ein Herr, ihm gegenüber eine pechschwarze. FccM di« ein blÜtenweHe» Baby in dem Schoße häü. »„Wilhelm, Wilhelm Lutzweiler, bet allem, «aS lebtk" rief Profeffoe Klinger und streckte die Hand au» deinWa» gen.! Die Kutscher stellten ihr« Wettfahrt «in,- FvauiDak-- tor Klinger ließ sich da» Baby reichen, die Amme nmßte flch zu ihr setzen» dt« . beiden Herren führe» mätetmmda. , Aiu Badchotel in Tannhausen hislten, -ie Wagen» Dort., stieg man au», brachte vorläufig da» Gepäck unter und biese- flch denWeg nach dem Landhaus beschreiben» Alla Wgea, vor, den kurzen Weg zu Fuß zurückzillege», «» wae kanm - . eine Entfernung von zehn Minuten; ein Bootsmann bot auch seine ,Dteufte an» »Ivtmteü öi« HevrfchaftM in doHel- beuZoit hinrudtvm's metnte «an, , > , ' Judeffeä WllhelM dächte sich Me UtbevraschtMä bse Schwester vollständiger, wenn ste zu Futz züm Ländhäi« ktnslen» und Mhrtnd Ludwix bie Rechnüng mit dep bei- den WägenleNklerN abschloß, gingsN die andern thtt-We^' . ge» voran. D«e Witt de» BadehMel», weicher ihm stnett ' Gekdfchekn zu wechsln hätte, hielt Lubwia läsiger tin Ge-"- spräch auf, al» ihm lieh war. und al» er endttch mit 'deüt " gewechftlttn Gtldt zu Ven beiden Tnhckmchteü heran»- trat, fäicherdieselben' tn lnuteiü WortwechselM-eiiiM' dritten Kollegen. Letzterer schien ddn Unwiffen'dtv hrtvdN' anderen dädärch erpegt zu hckben.däß ereine Rttmi'tfahrt für einen seh, Mer he»k Tarif stehenden Ptrt» übeene»»^ »mM hatte, 'man Machte IHM «srwütfe uud fchakt ihit an»' daß dieser dtt Ptzttse thnenMdü-be» ' ' 7^18^