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Aumhal -Zeitung. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge verantwortlicher Redakteur: Ernst Auuke, Aue sErzgelurg» - Redaktion u. Expedition: Au«, Marktstraße. Erschein« täglich Nachmittags, außer an Seiertägen. — Preis pro Mona« srci ins Hau« LO Pfg., abgeholt 1b Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Mark. Tageblatt für -ie Stadt Aue und'Umgebung. Inserat» ne einspaltige Petit?,eile 1V Pf«., an.tltch» Inserate die CorpuS-Zeile Sb Psg-, Reklamen pro Zeile 20 Pfg. Bei 4 maliger Aufnahm, d/g Rabatt. — Bei größeren Inserat« n. mehrmaliger Ausnahme wird entspreck end höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalten und Landbrieflcäger nehmen Bestellungen an. Nr. 98 v « « »>« i s «tz t « ». Deutschland. 8 Kaiser Wilhelm hat den Kultusminister ermäch tigt, den Teil der Statuten und Ordnungen der preußischen Landesunioersitäten, eingeschlossen die Aka demie zu Münster und das Braunsberger Lyceum Hosianum, aufzuheden, weicher Bestimmungen enthält über den Gebrauch der lateinischen Sprache in An gelegenheiten der Universität und Fakultät. Diese Auf hebung soll geschehen „«m Interesse der umfassen deren Anwendung der deutschen Sprache". § Der letzte große Ausstand in der Berliner Holz industrie hat der Arbeiterschaft rund eineinhalb Mil lionen Mark gekostet Der Deutsche Holzarbeiteroerband hat an Unterstützungen mehr als 260 000 Mark gezahlt. 8 Gegen das Stretkpostenstehen hat der Lübecker Senat folgende Verordnung erlassen: „Personen, welche planmäßig zum Zweck der Beobachtung oder Beeinflussung der Arbeiter einer Arbeitsstelle oderdeS Zuzuges von Arbeitern zu einer Arbeitsstelle an einem öffentlichen Orte sich aushalten, werden mir Geldstrafe bis zu 1üO M. — oder mit Hast bestraft." Es wer- lautet, daß die Sozialdemokraten die Rechtsgiltigkeir der Verordnung anzweiflln und nur auf die erste Gelegenheit warten, um diese Frage gerichtlich aus- trazen zu lassen. 8 Die unter de n Kommando des Kapitänleutnanrs Funke stehende Torpedotootsdivisiou verläßt Montag Wilhelmshaven und trifft am Donnerstag Abend in Köln ein. 8 Lissa (Posen), 26. April. Die vierjährige Toch ter des Schneidermeisters Schwengler in Storchnest ist das Opfer eines Lustmörders geworden. Der Thäter ist noch nicht ermittelt. 8 Der Absatz amerikanischer Steinkohlen nach Eu ropa wird in diesem Jahre eine starke Ausdehnung annehmen. Während amerikanische Kohlenladungen bisher fast ausschließlich nach dem Mittelnieer gingen und dort mit englischer Kohle konkurricrten, beginne»« jetzt bemerkenswerthe Verschiffungen aus den Ver einigten Staarer von Weichkohle auch nach dem nörd lichen Europa 8 Der deutsche Tapelenring hat plötzlich inmitten der Saison eine Preiserhöhung bis 40 Prozent ange ordnet. Aus verschiedenen größeren Städten, auch Dienstag, 1. Mai 1900 12. Jahrgang aus Sachsen, sind Protestschreiben dagegen an den Vorstand des Fabrikantenvereins gerichtet worden. 8 Der Minister des Innern hat 20 000 M. auf die Ermittelung des Mörders des Gymnasiasten Win ter in Könitz ausgesetzt. Die von der bisher ausge- sezten Summe noch übrigen 6000 M. sind für die Auffindung der Kleider Winters und sonstiger Spuren bestimmt. 8 Idyllische Zustände herrschen in gewisser Hinsicht noch in Bayern. In der Montagssitzung der bayer ischen Kammer theilte Präsident Dr. Ortercr mir, daß die Plenarsitzung am Sonnabend nur bis halb 12 Uhr Morgen» dauern könne, „aus den den Herren bekann ten Gründen". Der Fernstehende wird daraus schlie ßen, daß irgend ein wichtiges parlamentarisches oder politischer Greigniß die Abgeordneten verhindere, noch nach halb 12 Uhr in der Kammer zu tagen. Ein für München sehr wichtiges Ereigniß ist es nun aller dings, daß die Abgeordneten am Sonnabend uin halb 12 Uhr an einem anderen Ort lebhaft beschäftigen wird. Es findet nämlich zu der angegebene»« Zeit in« Hofbräubaus der erste Bockanstich in diesem Jahre statt und die Abgeordneten fühlen sich mit ihrem par lamentarische»« Gewissen verpflichtet, sich zu über, zeugen, ob das Hofbräuhaus, d.ssen Etat ja auch ihrer Bewilligung unterliegt, zufriedenstellende Leistungei» ausweist. 8 Der ehemalige Berliner Rechtsanwalt Fritz Friede mann hat von Amerika „französischen Abschied genom men" und sichenach Bordeaux eingeschifft. Seit seinen« le tzten urangnehmen Abenteuer init dem Grasen de Lantrec und de Toulouse war ihm der Aufenthalt in der Neuen Welt offenbar recht ungemütlich vorge kommen, zumal seine Aussichten, sich eine Stellung zu erringen, nunmehr recht gründlich verdorben waren. In den besseren deutschen Kreisen nahm inan allge mein daran Anstoß, daß Friedemann stets in Beglei tung jener Freundin erschien, die «hin schon auf seinen früheren Irrfahrten nach Warschau, Algier, Marseille usw. stets gefolgt rvar, mit den amerikanischen Kreisen war es ihm aber schon uin deswillen unmöglich, Füh lung zu nehmen, weil er fast gar kein Englisch ver stand. A u la n d. 8 Brünn i. M., 27. A^iil. In einem Orte in der Nähe von Gaya hat der Hausbesitzer Goldinann seiue Frau durch Beilhiebe ermordet und sich darauf selbst erhängt. G. war vor einigen Tagen nach Verbüßung einer zweijährigen Kerkerstrafeheimgekehrt. Er verübte die That aus Rache, weil seine Fran ihn seiner Zett wegen eine- Sittlichkeitsverbrechens angezcigt halte. 8 KönigSwusterhausen, 27. April. Als de» Morde« an der Schiffersfrau Grasnick verdächtig wurde der Schlächtergeselle Teichmann in KönigSwusterhausen verhaftet. Nachdem Teichmann in ein Kreuzverhör genommen war, gestand derselbe, mit der Ermordeten in «inemLtebeSoerhältniS gestanden, sowie die Mordstelle am Tage des Mordes passirt zu haben. Die Unthat selbst begangen zu haben, stellt Teichmann energisch in Abrede. 8 Ottowah, 27. April. Das Feuer ist gelöscht. In der Vorstadt Hüll sind nur die Kathedrale und 20 Däuser stehen geblieben. Der ganze westliche Teil von Ottowah, der den Jndustriemitlelpunkr der -tadt bildete, ist völlig zerstört worben. Der Schaden wird aus 10 bis 12 Millionen Dollars geschätzt. Das ge- samte durch das Feuer verwüstete Gebiet beträgt 6 Quadratmeilen. Tausende Personen sind obdachlos. Das Feuer kam in einen« Holzhause der Vorstadt Hüll zum Ausbruche. Viele Häuser wurden von Dieben geplündert. Bisher sind 7 Todesfälle sestgestellt. 8 Kaiser Franz Joseph empfing am Mittwoch bet den allgemeinen Audienzen den Krakauer Kaufmann Israel Araten, der vom Kaiser Hilfe in der Angele genheit seiner in ein Krakauer Kloster verschleppten Tochter Michalina erbat. 8 In Sörgerberg (Kärnten) wurde bei einem Ring kampf zwischen Athleten einer, NainenS Sallinger, so unglücklich zu Boden geschleudert, daß er mit zer trümmerter Schädeldecke tot liegen blieb. 8 Der Prager Kassationshof hob das Urteil gegen den wegen Ermordung der Anna Hruza vom Schwur gericht in Kultenberg zum Tode verurtheilten HilSner auf und ordn.-t« etn neues Verfahren vor einem ande ren KreiSgerichte an. 8 Eine Todesschlacht zwischen zwei Familien fand in Puttonano bei Pisa statt. Den Familien Bozzt und Ruglionie ging es »vie weiland den Montecchi und Capuletti, wo sic sich auf der Straße begegneten versuchten sie sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen. Dank der heiligen Hermandad des Oertchen» »vurde aber immer noch ein größeres Blutbad zwischen den beiden „Geschlechtern" verhindert Da kam Ostern, das Fest der gesegnete»« Gier uvd der fröhlichen Trink gelage. Das Unglück führte die Fainilien in einer Osteria zusammen, e» kam zuin Streit, doch waren Alexandrien ließen »vir hinter uns und endigten unser Wanderleben mit einein Fluge durch Italien. Svnneverbrannt, aber gesund an Leib und Seele, lang ten »vir schließlich in Triest an und wurden daselbst von Baron Armand empfangen,, der förmlich zurückprallte, als ich ihm die braune Hand zum Gruße reichte. Und nun begannen unto» der Aeglde meine» Pflege vaters und den Lehren und praktischen Erfahrungen des Barons von Malatoff meine Vorbereitungen zur Bühne. Fast alle Hauptstädte Europas besuchten wir nacheinander und die bedeutenden Kosten aller dieser Reisen wurden ans dem unerschöpflich scheinenden Säckel de» guten Barons bezahlt, denn er ließ e» sich durchaus nicht nehmen, un- fern Schatzmeister zu spielen. Nur in die unmittelbare Nähe meiner Heimat käme»» wir auf unseren Reisen nie. Weder der Baron noch mein Pflegevater redeten mit mir je über meine Vergangenheit, und ich selber drängte Fra- gen, die mir auf der Zunge schwebten, scheu zurück, aus Furcht, den «inen oder den anderen dadurch zu verletzen. Freiling namentlich war derjenige, welchen ich zu belei- digen fürchtete, wenn ich mit ihm über die Verhältnisse meiner Abkunft gesprochen hätte. Er war eine praktisch angelegte, mit sich fertige Natur, mein Raine, meine Ver- gangenhett waren von dem Augenblicke au» seinen« Ge- dächtni» vertilgt, da er den« heimatlose» Mädchen Namen und Heimat gab, und sein Egoismus war stark und aus- geprägt genug, um ihn nun auch zäh festhalten zu lasse» an den Rechten, welche »vir gegenseitig einander übertra- gen hatten. Und mein Versprechen ihin gegenüber »var ja gewesen, meine heimatlicher« Baude für immer zu lösen; den Mann, welchen ich jetzt meine»« Vater nannte, hätte ich tödlich beleidigt, wenn ich hinter seinem Rücken heim- llchBe^iehungenmit dem Lutzweilerhofwieder angeknüpft „Meine Zett, ja, all' »nein Denken »vurde aber auch jetzt auf eine Weise in Anspruch genommen, die mich alles An der, außer meinen Studien in den Hintergrund schieben ließ. Und dann kam mein erstes, öffentliche» Austrete». Ich weiß es wohl, nicht meinen« Talent, nicht meiner äußeren Erscheinung allein verdanke ich den großen Er folg des ersten Auftretens, welches für eine Künstlerin so entscheidend ist! Baron Armand, mein treuer, unermüd licher Schntzgeist, hatte wacker Vvrgearbeitet, und wenn je einer Schanspielerin der Anfang ihrer Laufbahn erleich tert wurden ist, so ist das bei mir der Fall gewesen. We der geschickt gesponnene Jntriguen, noch gehässige Ver leumdungen drangen je bis zn mir vor; er, mein Beschützer, war stets bei der Hand, um mich vor allem Ungemach zu schützen. Er war es, welcher meine Kontrakte abschloß, be vor er mit Kennerblick die Bor- und Nachteile eine» En gagement» geprüft hatte, ja, und sei e» bei dieser Gele genheit nur gleich erwähnt, jahrelang der Künstlerin Paula Freiling au» seinem Säckel reichlich zahlte und sie doch glauben machte, e» sei alle» der Ertrag ihrer Knust. Aber auch mein Pflegevater blieb mir treu zur Seite. Wenn ich austrat, stand er und wartete geduldig hinter den Eouliffen, Abend für Abend, bärbeißig, unfreundlich gegen jedermann, liebevoll, teilnehmend stet» gegen mich. Da» lustige Theatervölkcheu hätte ihn den Bullenbeißer getauft, und in der That, wo wir auch hinkamen in un serem wechselvollen Wanderleben, fürchtete man sich vor seiner grimmigen Miene, die er jeden« zeigen zu müssen meinte, welcher sich mir zu nähern versuchte. Drei Jahr« hatte ich so, von Bühne zu Bühne wan dernd, verlebt und mir meine ersten Kränze verdient, äl» mir ein für meine Jugend ungemein schmeichelnde» En gagement in der Residenz B. zu teil wurde. Von nun an begann mein Stern am Himmel der Kunst zu steigen, mein Name wurde bekannt, gar bald berühmt, nud mit dem Betfall»mbel der Menge erntete ich mich reich, überreich lich Gold. Baron Arnmnd war nur noch mein Schatzmei ster, ihm selbst nun auzubteten, sich jetzt mit Zinsen zurück- znnehmen, wa» er einst so großmütig und uneigennützig für mich bezahlt, wagte ich nicht, und bat Freiling darum, diese Geldfrage für mich zu ordnen, was er auch zn thun mir versprach. 7S,ig» In -er Irem de Roman von Alexander Blumenberg. »> „Nur der Starke wird das Schicksal zwingen, wenn der Schwächling untergeht," hat mir mein Pflegevater auf ein Stammbnchblatt geschrieben. Und ich bildete mir danial» ungemein viel auf meine Stärke ein, mit welcher ich meinen Willen und meine Unschuld bezwang und an der Seite meine» poesielosen Lehrmeisters geduldig ans- harrte, während sich doch mein Herz so glühend sehnte nach der Verwirklichung jener Pläne, welche Baron Armand so verlockend mir gezeigt und welche nun nach dessen Ab reise in so weite, unerreichbare Fernen gerückt schienen. Zwei Jahre blieben »vir in dem wunderlichen Lande Wir führten ein wahre» Nomadenleben, dessen Strapazen mein gesundes Bauernblut mir lustig und übermütig durch die Adern kreisen ließ, und wobei es mir in der That herrlich zu statten kam, daß ich nie im Leben verzärtelt und verweichlicht war. An FreilingS Hand habe ich die Schauer und den Zauber der Wüste empfunden, habe die Pyramiden erklettert und vergebens versucht, den starren Sphynxgestchtern ihre tausendjährigen Geheimnisse abzu fragen. Ich war ir. Theben, auf geweihtem Boden, und meine Phantasie suchte sich die Stelle im Fluß, wo die gute Pha- raonentochter da» kleine ausgesetzte Knäblein and, und wo im hohen Schilf versteckt die bange israelitische Mut ter den Erstgeborenen überwachte. E» kann und darf nicht meine Absicht sein, bei Reise- beschretbpngen jetzt die kostbare»« Stunden zu verbringen, und doch, wenn ich an jene freie, ungebundene, an wech selvollen Eindrücken so reiche Zeit zurückdenke, überkommt mich stet» der Wunsch, mit meinen Gedanken verweilen zu dürfen an jenen ehrwürdigen Stätten menschlichen Schaf fen» und an den Gräbern von Mempht», der Stadt der Loten. Endlich dachten wir auch wieder an di« Rückreise I Da» bunt«, farbensprühende Kairo, da« heiter«, Wechselvoll«