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Aurrlhal -Mong. Mlligste Tageszeitung im Erzgebirge 12. Jahrgang Tageblatt für die Stadt Aue rr«H Umgevaag. ^Zus.rae. r,Ieeinspaltige Petitzeile IHPfa., mi.Ntch, Aiseekte bieCorpuS-Zeile LS Psg., «««am» pro Zeile 20 Psg. Bei 4 maliger Pufuah«. LS'/, Rabatt. — Bei größere» Inserat« ». mehrmaliger Ausnahme wird entsMeck end höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstatten »ndLandbriesträger nehmen Bestrllunge» an. «rschelnl täglich Nachmittags, außer an Sann - n. Feiertagen. — Preis pro Monat frei inS Hau« L0 Psg., abgcholt 15 Psg. — Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" Bei der Post abgeholt tro Vierteljahr 1 Ml. — Durch de» Briefträger 1.40 Marl. Nr?91 »erantwortlicher Redakteur: «rnst Aunke, Aue sErzgebirge Redaktion u. Expedition: Aue, Marktstraße. Sonntag, 22. April 1900 Kömgsgeburtstagsfeier Aue Der Geburtstag Sr. Majestät unseres Königs soll Montag, den 23 April 8 Uhr durch einen Fefteommers im Saale des Hotel „Blauer Engel" gefeiert werden. Wir laden die königs- treue Bevölkerung unserer Stadt hierdurch ergebenst ein und bitten zur Feier des Tages auch die Gebäude im Festschmucke erscheinen zu lassen. Aue, den 20. April 1800. Der Rat und die Stadtverordneten der Stadt Aue. Dr. ürctzschmar, Bruno Hüncl, Bürgtrmstr. Stadtoerordnetenvvcstcher. V e * ii» i f etz t < Deutschland. 8 Im König!. Schlosse zu Berlin fand bie Nage lung und Weihe der den Fußartillerieregimentern verliehenen bezw. erneuerten Fahnen statt. An der Feier nahmen der Kaiser und die Kaiserin nebst Kin dern, die in Berlin anwesenden Mitglieder des König!. Hauses und die Prinzen aus regierenden deutschen Häusern teil. tz, „Dahin! Dahin! . . ." Eine glückliche Gemeinde darf Rieneck in Unterfranken genannt werden. Dort zahlen, wie der „M. Allg. Zig." geschrieben wird, die Bürger n*cht nur keine Umlagen, sie erhalten im Gegentheil jährlich 10 Ster Holz, 300- 400 Wellen und außerdem auS dem Erlös der Eicheulohrinde S bis 10 Mark baar. 8 Berlin, 18. April. Der .Vorwärts ' will von zuverlässiger Leite erfahren haben, daß der Minister der Innern Freiherr o. Rheinhaben sich entschlossen habe, bei dem Kaiser die Nichtbestätigung des zum 2. Bürgermeister von Berlin gewählten Herrn Brink- mann zu beantragen. Der Minister stützte sich dabei aus die geringe Majorität, die Herr Brinkmann er halten habe. 8 «Berlin, 19. April. In Pudlau bei Oderberg er schlug die Bürgermeistersfrau ihre achtzehnjährige Tochter im Zorne über deren Heir ithsabsichten. Sie wurde verhaftet. 8 Nach dem Verzeichnis der Ausstände, das die Zeitschtift „Der Arbeitsmarkl" monatlich bringt, sind im März d. I. in Deutschland, Oesterreich-Ungarn und der Schweiz nicht weniger als 88 Ausstände neu be- . gonnen-tvinden. § Die Künde von einem Lustmorde verbreitete sich am Dienstag in Spandau und der Umgebung. Bei Pichelswerder wurde der Leichnam eines zwanzig ¬ jährigen Mädchens gelandet, das in grauenerregender Weise verstümmelt war. Berliner Angler hatten die Tode, die dem Anschein nach nur kurze Zeit im Was ser gelegen hatte, unweit des Users erblickt und an Land gezogen. Die Behörde hat die Obduktion der Leiche angeordnet. Man neigt dem „Bert. Tagebl." zu Folge der Ansicht zu, daß die entsetzliche Ver- stümmelung dem Körper nicht bei Lebzeiten beige bracht worden ist, sondern daß eine Leichenschändung vorliegt. 8 Die „Religiösen" auf der Eisenbahn. Ein Augs burger Centrumsblatt berichtet, die bayerische Ltaats- bahnverwaltung habe betreffs der Beförderung von Mitgliedern religiöser Orden folgende Verfügung er lassen : ES erscheint wünschensiverrh, daß den Mit gliedern männlicher wie weiblicher religiöser Orden bet ihren Reisen aus den König!. Bayerischen Staats bahnen thunlichste Rücksichtnahme in der Weise zu Theil werde, daß sie möglichst getrennt von dem aus ungebildeten Volksklaffen gebildeten Reisepublikum plaeirt werden: Dt«»^trp--1lich----»purch. erwüglichen lassen, daß diestn Religiösen jeweils ein wenig be setzte- oder, soweit angängig, ganz leeres Koupee 3. Klasse zur ungestörten Benutzung überlassen wird. Sollte dies in einzelnen Fällen bei besonders stark besetzten Zügen nicht möglich erscheinen, so wäre gegen die streckenweise Zulassung dieser Religiösen in einem Koupee 2. Klaffe, unter Umgangnahme von der Be- anspruchung der bezüglichen Preisdifferenz, eine Er innerung nicht zu erheben. Noch wird zur Vermeid ung von Mißverständnissen angesügt, daßdie befände- renPoeiSermäßigungen, dieden barmherzigen Schwestern in ihrer Eigenschaft als Krankenpflegerinnen zukom men, durch vorstehende Verfügung in keiner Weise be rührt werden. — In Bayern scheint man von der preußischen Eisenbahnverwaltung, die vor einiger Zeir verfügte, es seien reisenden Cadetten besondere Wag» n. abtheile anzuweisen, gelernt zu haben. 8 Die liebe Eitelkeit des weiblichen Geschlechts, dessen Vertreterinnen stets jünger erscheinen wollen, als sie in Wirklichkeit sind, wurde dieser Tage vor dem StalldeSamt in Rosenberg (Westgreußen) öffen bar. Der Arbeiter Karl Küssner und die unverehe lichte Charlotte Zdunnek wollten dort ,hr Aufgebot bestellen. Aus Befragen erklärte nun die Braut hier bei, sie sei im Jahre 1865 geboren. Der Standesbe amte prüfte hieraus die ihm überreichte Urkunde und bemerkte, daß der Taufschein der Braut gefälscht war. Aus der Null in der Jayieszahl 1860 war nämlich eine S gemacht worden. Als dies der Z. vorgehalten wurde, ergriff sie die Flucht, wurde aber zurückgeholt und gab nun zu, den Taufschein gefälscht zu Haven, um sich 6 Jahre jünger zu machen, da sie sollst ihr Bräutigam nicht „genommen" hätte. Sie wurde so fort für verhaftet erklärt und mußte mit schwerem Herzen ins Gefängnis wandern. Das Eheglück, bas ihr soeben noch gelächelt hatte, hat somit ein jähes Ende gesunden. 8 Ueder den allzu reichen Segen, welchen der Klapperstorch über manche Familien bringt, entnehmen wir den Tabellen des Berliner statistischen Amtes aus dem Jahr« 1898 folgende Daten: eine Mutter im Alter von 43 Jahren konnte ihr 27. Kind in das Geburtsregister eintragen lassen, vier Mütter, deren jüngste 38, die älteste 46 Jahre alt war, konnten stolz das 20. Kind anmelden, fünf hatten eS erst bis zum 19., acht vis zum 18., elf bis zum 17., 29 vt- zum 16., 42 bis zum 16., 80 bis zum 14. und 126 bis zum 13. Kinde gebracht, während 196 das Dutzend gerade voll machten. g Gegen die angebliche Minderwerrhigkeit der von Amerika gelieferten Fleischwaarrn spricht sich ganz ent schieden die „Kölnische Zeitung" auS: „Wir erinnern nur an die einen erheblichen Theil der Einfuhr bilden den amerikanischen Ochsenzungen, die durchweg ein ganz ausgezeichnetes Nahrungsmittel bilden, mit dem sich auch der verwöhnteste Gaumen einverstanden er, klären kann. Daß ab und zu auch minder gute' älMW -p Auf falschem M-g- ^Roman von Oswald Reiche«. 42 - AFch^choßüihu'nleder, "erwiderte'Gurta fest. „Sie kön nen mich dafür doch nicht hängen." ^„O, tavrnö deust niemand. Sie dürfen für Ihre mutige "Dhat tm'Gegenteil' aus 'eine angemessene Belohnung rech- -»«««." „JchlMerkttnge keine Belohnung, gnädiger Herr. Wo- "^für auch? >>Kch machte mich selbst bezahlt und glich eine alte Schuld au». Der da, Peter Gnyton, das ist sein wirk- >»1ichevM»ne,n'verri«t »leinen ersten Mann der Polizei. Du vwotßt tSchj'Peter: daß Du es thatest?" „Jeanne Dryden," ächzte der Verwundete. -"^Ha,^1oi»erkt«nst Du'Mich!" rief Gurta frohlockend. „Run ist kkine' Beranlassung mehr, über die Geheimnisse itwr'aüen Ulme M sprechen. Du weißt, wer dort begra- nben-tstt Deine -Siräfe hast Du empfangen." „Hchkiklager diese'Frau al» meine Mörderin an," rief der rachsüchtige Diener. : «darüber entscheiden. Die Frau ver- 1«tditzter-stch»iaur.'! Sie »war dem! Räuber gegenüber, der nächtlicherweile durch da» Fenster bet ihr eindrang, im EcEÄ^DMmchr,'i^klchct«der'Polizeibeamte. „Hatte ich Dir nicht eine alte'Schuld heimzttzahlen?" fragte Gurta. „Leutzne, wenn Du kannst, Peter Guyton. -iW«iiiMst»Du?'Nichtc' da»l Hau» Meder, in welchem wir, mwtinMatiniPnv'ich: ein «hrltche», arbeitsame» Leben führ- "<Wn'k^Dt»<Fl«MMen'versengten meine Haut, verbrannten >>»MmHä«p^wMsche und ließen' diese Narb« In meinen s« ist un» der Mitschuldige an den Beri sr»Man«e» entschlüpft," bemerkte der Beamte. n.^rief Gurta. „Beide Schurken sind in Ihren . KP zarnKammerthür, schloß fieauf und zerrt« «Mdolf Spann« tn»-Simm«. Mittlerweile waren die Gerichtsbehörden In Eggham eingetroffen und das Verhör nahm nun seinen Fortgang. * * * Der Schmerz des gräflichen Paare» über den Verlust de» einzigen Kindes war um so tiefer und verzehrender, al» nicht der Tod, sondern eine ruchlose, verbrecherische Hand e» ihnen geraubt und einem ungewissen Schicksal überantwortet hatte. Das grauenvolle Gehei»inis?das sein Verschwinden umgab, erhöhte ihren Jammer tausendfach. Olga ruhte thränenlos und erschöpft auf ihrem Bett, von dessen Seite der Graf sich nicht zu entfernen wagte. In dem eine» Angenblick beschwor sie ihn, ihr den Knaben zu holen, im nächste» spraug sie von ihrem Lager auf, um selbst nach dem Kinde suchen zu gehen. „Das ist gransam von Dir! Warm» hältst Du mich zurück?" rief sie wild. „Ich bin seine Mutter. Wer erdreistet sich, mich von meinem Söhnchen trennen zu wollen?" War ein solcher leidenschaftlicher Ausbruch vorüber, so vergrub sie ihr Gesicht bitterlich weinend in die Kissen. „O, Oskar!" schluchzte sie. Der Graf empfand sein Uiiglück vielleicht noch tiefer al» seine Frau, die ihr Leid in Klagen aushauchen durfte. Al» Mann mußte er sich ruhig und ergeben dem Schicksal beugen, da» zu seinem Kummer noch die Sorge um die geliebte Gattin fügte, für deren Verstand er fürchten mußte und die er in ihrer Ueberzeugnng keiner fremden Obhnt anzuvertranen wägte. Während die Freunde auszvgen, nach dem Kinde zu forschen, sah er sich genötigt, thaten- lo» zu Hause zu verharren. Schon dämmerte der Morgen im Osten, al» er Olga» kalte, feuchte Hand in der seinigen haltend, noch immer all ihrem Bette saß und seinen trü ben Gedanken nachhtng. Die arme Mutter war verhält nismäßig ruhiger geworden und schien zu schlummern. Ein laute», ungeduldige» Pocken am Haupteingana schreckte ihn an» seinem Brüten ans. Er sprang in die Höhe. Seine Pulse flogen, sein Herz zitterte. Hastige Schritt« kamen die treppe Heraus. Im nächsten Augenblick hielt « seine» Sohn umschlungen, den er mit tränenfeuchtem Blick in Olga» Arm« legt«, Der starke Mann war so überwältigt, so ,wn Rührung ergriffen, daß er kein Wärt des DaukeS bervvrzubringjen vermochte. Marquis Verdi schüttelte ihm stumm die Hand und verschwand so schnell, wie er gekomlnen.war. „Solche Scenen vertragen keine Zeugen," sagte Man fred zu seinem Freunde Arthur, 'der im Wagen auf ihn wartete, zsi^sindzu heilig, um fremde Zuschauer zu'dulden und von ihnenentweihtzuwerden." ' „Und Olga?" erkundigte sich der Maler. „Die Freude tötet selten." , Paula Earenzi und Elly Garrick harrten in verzweis- gsvoller Ungeduld auf die ihnen versprochene Nach richt von Diana, aber Stunde auf Stunde verrann und die Freunde ließen nicht» von sich hören. Der flammende Purpurschimmer am Horizont, der durch die geöffneten Fenster sichtbar wurde, verkündete bereit» den neuen Mor gen, aber nieumnd erschien, den Geängstigten Trost und Hoffnung zu bringen. „Ein Wagen!" rief Elly plötzlich. „O, er hält hier. Horch, man kommt! O Gott, o Gott, wa» werden wir hören müssen." Die Thür öffnete sich leise und Diana und Max traten ein. Jubelnd flogen die Mädchen sich entgegen. Lachend and weinend hielten sie sich umschlungen. Bon Elly eilte Diana zu Paula, um auch sie an ihr Her-, zu schließen und sie mir Küssen zu bedecken. „Bltiben Sie, Max," bat Elly, al» sich der jung« Mann nach kurzem Gruß entfernen wollte. „Sie dürfen nicht ün- belohnt von mir gehen, mein Freund." Sie legte Diana» Hand in die jetnige und sprach feier lich: „Seid glücklich, meine Teuren!" „O, Diana!" „Mein Max I" „Jetzt dürfen Sie gehen, Max," lachte Elly, .um erst zu einer späteren Stunde wiederznkehren; zuvor aber muß ich mir Ihre Berzeihnng dafür erbitten, daß Ich Ihre Eitelkeit «in wenig zu verletzen in« Begriff steh«, denn, lieber Ma,, St« sind eitel wie all« Männer." ÜS,1»