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Tageblatt für -ie Stabt Aue nab Erscheint tiglich Nachmittags, außer an S»,n n. Feiertagen- — Preis pro Monat frei in« Hau, SV Pfg-, ab geholt 15 Psg. - Mit der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" Bei der Post abgeholt pro Vierteljahr 1 Ml- — Durch den Briefträger 1-40 Mark. Biüigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Funke, Aue sErzgebirgv - Redaktion u. Expedition: An«, Marltstraße. Umgebung, Anserat« »le einspaltige Petitzeilt 10 Pf«., au.tltche Inserate die CorpuS-Zeile Sü Pfg/, MtlaLrn. pro Zeile 20 Psg. Bei 4 maliger Aufnahtk »5»/, Rabatt. — Bei gröberen. Inserat«« ' ». mehrmaliger Ausnahme wird entsprech end höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstalien and Landbriefträger nehmen Btstellukgtn a». - - — - ,i,.. I . ,4 'S 1 - M - 4ir. 89 v«„»«is«ht«s Deutschland. Z Berlin, 1 '. April. Einen entsetzlichen Selbst mord führte gestern Nachmittag ein Unbekannter aus dem Bahnhofe Beusselstraße aus. Aus dem dichten Gedränge der wartenden Passagiere sprang ein etwa 25 Jahre alter, anständig gekleideter Mann auf Vie Geletf« und warf sich vor die Räder der Lokomotive, welche den Kops vom Rumpfe trennte. Der Un- bekannte konnte bis jetzt noch nicht recognosclrt werden. 8 Ein hübsches postalischer Abenteuer ist, wie man da erzählt, vor einigen Tagen in Berlin einem hier besuchsweise weilenden Herrn aus der Provinz passirt. Zum Berständniß der Geschichte sei folgende Bemerkung, dk übrigens Lammlerlreise interessiren dürfte, vor- ausgeschickt: Als Zweipfennig-Postkarkn für den OrtS- verkehrhatte die Reichspostverwaltung zunächst 300 000 Stück der blauen Karten in einem wesentlich kleineren Format vorbereitet, dann aber gefunden, daß es besser sei, das übliche Postkartensormat auch für die blauen OrtSkarten beizubehalren. Um jene kleinen Karten aber zu verwerthen, vertheilte man sie an außerhalb Berlins liegende Postämter zur Ausgabe; in Berlin selber nicht, weil — einem unverbürgten Gerücht zu folge — Podbielski besorgte, die kleinen Kärtchen könnten di« bösen Berliner irgendwie zum Witzereißen veranlassen. Die kleinen auf len Aussterbeetat ge fetzten Postkarten sind in -Berlin also unbekannt. Kommt da nun unser Provinzler mit einigen der kleinen Postkarten bewaffnet nach der Reichshauptstadt und verschickt sie dort an Bekannte in der Stadt. Daraus erhält einer der Adressaten zwar nicht die Postkarte, wohl aber von einem Postamt in Berlin — die Nummer wollen wir mit dem Mantel der Liebe verhängen—die Aufforderung, sich wohllegiti- mirt dort einzusinden. Der ob der Vorladung höch lichst besorgte Adressat erschien, gewappnet mit allen, selbst den „verwöhntesten" Ansprüchen genügenden Ausweisen über seine Wenigkeit auf besagtem Post amt und erfährt dort zu se'nem Entsetzen, daß man die kleine an ihn gerichtete Postkarte mit der eingedruckten Marke sür ein — Falsiftcat halte! Es gelang über zum Glück, dem Beamten zu beweisen, daß e» sich nicht um die höchst gewinnbringende Fälschung von Zweipsennig-Postkarten, sondern um Freitag, 20. April 1900 ein vom „hohen Chef" thatsächlich autorisirtes Corre- spondenzmittel handele. — Heiliger Podbielski!^ 8 Berlin, 17. April. Gegen oen Bankier Stern berg findet eine neu« Verhandlung am 5. Mai statt- Der Angeklagte hat sich wegen zwei weiterer Sittlich« keitsdelikre, begangen an schulpflichtigen Mädchen, zu verantworten. UebrigenS sind noch weitere Fälle, in denen sich Sternberg an Mädchen vergangen haben soll, zur Kenntnis der Staatsanwaltschaft gelangt und werden voraussichtlich zur Erhebung weiterer Ankia- gen führen. 8 Breslau, 17. April. Mit dein 15. d. M. haben diejenigen im Kreise Landshut ansässigen Czechen, welche die Ausweisungsordre erhielten, das preußische Staatsgebiet verlassen. Ausgewiesen wurden zunächst Diejenigen, welche seit drei Jahren dort ansässig sind. Der Aufenthalt sür Czechen ist im Regierungsbezirk Liegnitz nach einer Verfügung des Regierungspräsi denten auf höchstens neun Monate bemessen. Die Zahl der im Kreise Landshut Ausgewiesenen beträgt un gefähr 300. 8 Danzig, 17. April. Wie die „Danziger Neueste» Nachrichten" melden, wurde der Kopf des ermordeten Gymnasiasten Winter in Könitz durch spielende Knaben in einem Graben gesunden. Der Kopf ist noch ziem lich gur erhalten. 8 Danzig, 17. April. Wie Vie „Danziger Neuesten Nachr." weiter melden, wurde der frühere Abdecker Jsraelski gestern Abend als des Mordes verdächtig verhaftet. § Wiesbaden, 10. April. Hier streiken seit gestern 2000 Maurer. 8 Haßfurt fUnterfranken), 18. April. In dem Dorfe Happertehausen brannten , estern 25 Häuser nieder. Die Kirche konnte gerettet werden. 8 Elberfeld, 18. April. Infolge Explosion des Bassins einer Petroleumlampe verbrannte eine Frau, ebenso eine zweite Frau, welche beim Feueranmachen Petroleum benutzte. 8 Die Untersuchung gegen den Giftmörder Jänicke zu Berlin fördert immer neue Absonderlichkeiten zu Tage. Jänicke scheint auch den Diener Just in ähn licher Weise wie die ermordete Bergner ausgebeutet zu haben. Er hatte auch düsen aufgesordert, milder Bergner nach dem Teufelssee zu fahren. Nur dadurch, daß Just an dem sür die Bergner verhängnisvollen Tage durch seinen Dienst abgehalten wurde, sich mit nach Neubabelsberg zu begeben, ist er dem Schicksal, Jahrgang dem die Bergner erlegen ist, entganges«. Just »"Hem von Jänicke vorgeredet worden war, die Berg»«, sei von den Geistern am Teufelssee verbrannt unhlkvidte Tiefe gezogen worden, hat das thatsächlich getztündt- Ob Jänicke beabsichtigt hatte, die Bergnor. ustvutze» Just zu gleicher Zeit am Teufelssee zu EgtftkW, üm den Anschein zu erwecken, als ob ein LiesteSHvMMset- nen Abschluß gefunden hätte, ist noch nicht «üwtrfien. 8 Der diesjährige sozialdemokratische PartMag wird am 16. September in Mainz zusamnwntMW. § Für den diesjährigen 1. Mai haben die Mttsten Berliner Gewerkschaften Arveitsruhe beschloss«». Be schlüsse liegen von den Bauarbeitern verschiedenster Art vor. Auch die Schuhmacher beschlossen, autl.Mai zu feiern und auch die deutsche Metallardeitergtwtrk« scbaft hat sich ebenfalls dafür entschieden, „susetw es unbeschadet der Existenz der etnzclnen geschehen kann". Ausland. 8 Paris, 16 April. Die Ausstellung war gestern überaus zahlreich besucht. Man schätzt die Acht'der Besucher aus 225 000 bis 250 000. 8 Der griechisch-unierte Pfarrer der ungarischen Ortschaft Jazlowa, Anton Neoiczky, hat sich aus Schmerz über l as kürzlich erfolgte Ableben seiner Frau durch einen Revolverschvß das Leben genommen. Er hinterläßt sechs unmündige Kinder. — Der eoän- gelisch-reförmierke Pfarrer Bela Zambory in Bahalo (Bereger Komitat) hat sich wegen eines Nervenleidens eiffchosfen. - -—--- 8 London, 18. April. Nach einem Telegramm de» „Daily Telegraph" aus New-Jork von gestern ist eS bei den Dammarbeitern am Crotouflusse, welcher New-Jork mit Trinkwasser versorgt, zu ernsten Un ruhen gekommen, da sich die Unternehmer weigern, für die neu zu errichtenden Reservoirs die Arb«tS- löhne zu erhöhen. Insgesamt werden,800 italienische Arbeiter beschäftigt, welche alsbald die Arbeit nie- verlegten. Ein Sergeant von der Unionsarmee wurde von den Aufständisck en getötet. 8 Eine Dreizehnjährige, die geschieden werden will. Eine recht interessante Nachricht, die für die Verhält nisse auf Portorico sehr charakteristisch ist, kommt auS San Juan. Hier bemühte sich eine dreizehnjährige Eingeborene, die im vorigen Dezember sich Mir einem amerikanischen Soldaten Namens Albert March ver heiratet hatte, um Scheidung der Ehe. Mstrch wurde 40 Auf falschem Wege. Roma» von Oswald Reicher. „weshalb lacht die alte Närrin?" fragte Jones. „Richt über den Gast meines Herrn," erwiderte die Haushälterin mit einein abscheulichen Grinsen. „Haben Sie noch etwa» zu befehlen?" „Besorgen Sie un» ein Mittagsessen; die nötigen Bor- eßt« finden Eie in der Küche, Gurta. Beeilen Sie sich, mein Freund wird wohl hungrig sein." „Na, über Geschmack läßt sich nicht rechten," lachte Jone», nachdem die Haushälterin stch. entfernt hatte. „Sie haben sich ja eine wundervolle Person zur Bedienung an geschafft, Spanner." „Die entsetzliche Hexe mit ihrer plattgedrückten Nase und ihrer pergamentartigen Haut ist zwar keine Schön heit, aber sie ist klug und brauchbar, mein Lieber." „Da» höre ich gern. Zu unseren Angelegenheiten also. Hatten Sie Erfolg." „Leider nur «inen teilweisen. Da» Mädchen ist oben in Sicherheit, aber de» Knaben konnte ich mich nicht be mächtigen. Er hatte die hübsche Kleine gerade heut« nicht begleitet." „Da» ist eine Lüge," dacht« Jone», aber «war ein zu gewandt« Heuchler, um seinen Zweifel durch Blick oder Miene zu ««raten. „Morgen hoffe ich, wird mir mein Unternehmen besser Gelingen, fuhr Spanner fort, „und dann..." „und bann?" wiederholte Jone» lauernd. „Hem, hem," räusperte sich Spann«. „Sie wissen, Freund, wie hoch ich Ihren Verstand und Ihre Einsicht schätze, und daß Sie mein vertrauen vollkommen gewon nen haben." Jone» versicherte, daß diese Gefühle auf Gegenseitig keit verübten. „So sollte e» wenigsten» sein, und von mein« Seite tzitrfeu Sie auf di, größte Aufrichtigkeit und Treue rech- «m," fuhr d« Advokat fort. »Ab« henk«, Gis nicht, daß mel, fiel den Tod zwtzel Menschen fällest' da» unglücklich« eine Wa^ wich« f< Sie je an" e» angezeigt wäre, un» eine greifbare Bürgschaft für die Auszahlung der «nS vom Barvn versprochenen Belohnung zu sichern, ehe wir eine entscheidende Bestimmung in Be zug auf den Knaben treffen? Baron Banark gilt in dän Augen der Welt als Ehrenmann, wir aber, die unter die Oberfläche der Dinge schauen, müssen vernünftig und vor sichtig handeln." „Auch ich habe daran gedacht, mein lieber Spanner, zögerte aber, zu sprechen, da mir Ihre Hingebung an die Interessen Ihrer Klienten bekannt ist." „ES ist wahr, ich bin denen, welchen ich diene, sehr er geben, fühle mich jedoch verpflichtet, gewisse Schritte nicht zu vernachlässigen, die mir unter allen Umständen gegen allerlei unvorhergesehene Zufälligkeiten Schutz gewähren, insbesondere wo die Gefahr, der wir un» aussetzen, «ine so große ist." „Ganz recht. Haben Sie mir etwaige Vorschläge zu machen?" „Eigentliche Vorschläge nicht, aber einige Ansichten, die ich Sie zu erwägen bitte. Wäre e» nicht am besten, unsere Sicherheit zu teilen?" „Wie ginge da». Freund, da wir nur eine besitzen und diese ein lebendes Wesen ist. Mir will nicht recht einleuch ten, wie da« geschehen könnte." „VH, die Sache würde sich auf da» einfachste regeln kaffen. Was ich meine, ist folgendes: Sie behalten den Knaben, ich da» Mädchen zum Pfände, bi» Baron Banark sich seiner Verpflichtungen gegen un» entledigt hat. Wa» sagen Sie zu diesem Plane?" „Daß er bi» auf einen schwachen Punkt bewunderns wert ist. Mr haben den Knaben noch nicht in unseren Händen." „Innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden wird «tn unserer Gewalt sein, mein Lieber." „Wenn ich dessen gewiß wäre..." „Ich gebe Ihnen mein Wort darauf," «klärte Span ner, seinem Genossen di« Hand reichend. Trotz Vieser Beteuerung fühlte Jone» sich mehr at» je überzeugt, bäh' V^r Erbe des Grafen von Irving bereit» al» Gefangener auf dem Gute weilte. Tuch er hätte sei» Spiel übeitltgt und rechnete dabei auf die Unterstützung seiner Freunde, der Italienischen Gipsarbeiter. Als Gurta isi das Zimmer zurückkehrte, in welchem ihre Gösaitgenen eingeschloffen waren, fand sie Diana ge faßter. Die gütigen, wenn auch rauhen Worte d« Hätz»- hkltirin hätten'sie beruhigt und ihr Mitt eingeflößt. „Teure Freundin," bat sie, „können Sie un» nichtzur Flucht verhelfen?" Gurtt» schüttelte den Kopf. „Unsere Angehörigen werden Sie reich belohnen." „Ach, da» ist e» nicht, mein Kind," sagte die Mau, Diana die Hand streichelnd, mit der diese liebkoseiw 'di« Wange der Alten berührt hatte. „Die Fenster sind'Ver gittert uNd d« Garten ist von einer hohen Mansr um geben. Ich bin schon zu alt und steif, um sie zu erklettern und Dich auf diese Weise fortzubriugen. Aber ängstige Dich nicht, Dir soll nicht» BöseS geschehen." „O, ich danke Ihnen! Und Sie werden mir auch da» Kind nicht «treibe» lassen, gute Frau?" „Nein, Kleine, Du bist selber gut und batest damals auch für die alle, nun Heimgegangene Martha. Ich würde Euch gern muauSführen, aber der schieläugige Halunkebas jetzt einen Ketl bet sich, der noch viel, viel schlimm« ist, wie er selbst." Dianas Gesicht wurde kreidebleich. „O Gott tm Htm- ..iel, steh mir bei!"chetele sir in Thräuen au»br«ch«nd. Sich am di« Knie werfend, flehte sie Gurta an, ihr lieb« den Loo zfptzevttt, al» sie in die Gewalt jene» verruchte« l'zu lassen. „Versprechen Sie mir,"schlitthzte Mädrheu, „mich zu verteidigen, vv«r mir iaff« zu geben, daß ich mich selber vot dem Dbfe- fchsttzen kann. O, wenit'Sie ie Mtittiir wärest, wenn Ihr Kind geliebt haben, nehmen Si« sich Mn«