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Auerthal -Zeitung. Tageblatt für -ie Stadt Aue «ad Erscheint täglich Nachmittags, außer an Soui 11 Feiertagen. — Preis pro Monat frei ins Hau« '.0 Psg-, abgeholt 15 Pjg. — Mil der Sonntagsbeilage: „Der Zeitspiegel" Bei der Post abgehvlt Pro Vierteljahr 1 Mk. — Durch den Briefträger 1.40 Marl. Billigste Tageszeitung im Erzgebirge. Verantwortlich« Redakteur: «ruft Auuk«, Aue (Erzgebirge Redaktion u. Expedition: Ave, Marktstraße. dir. 86 Sonnabend, den 14. April 1900. Umgebung» jsvserat» Ne einspaltige Petitzeile 1V Pfs., au.tltchr Inserate die Lorpus Zeile 25 Psg., Reklamen pro Zeile 20 Psg. Bei 4 malig« Ausnahm. 25»/, Rabatt. — Bei größeren Inserat« n. mehrmaliger Aufnahme wird entspreä end höherer Rabatt gewährt. Alle Postanstaltrn und Landbriefträger nehmen Bestellungen an. 12. Jahrgang? P P r f «tz t« Deutschland. 8 DaS Reichsgericht hob das am 21. Oktober o. I. im Prozeß der „Harmlosen" gegen v. Kayser, v. Kröcher und v. Lchachtmeyer ergangene freisprechende Urteil des Landgerichts Berlin l aus und verwies die Lache an die Vorinstanz zurück, weil der Begriff der Gewinnsucht beim gewerbsmüßigen Glücksspiel erkannt worden sei. § Berlin, 12. April. 5 Duelle in wenigen Tagen ' hat die Berliner Tageschronik zu verzeichnen. Zunächst ein Gang aus Pistolen zwischen einem Mediziner und einem Studenten des Baufaches aus Charlottenburg. Aus Säbel ohne Binden und Bandagen standen sich ein Arzt und ein Marineosfizier in Berlin gegenüber. Sie fochten 25 Minuten und wurden beide am Kopse und an der Brust verletzt, jedoch nicht gefährlich. Ebenfalls aus Säbel schlugen sich ein Dr. M. und 1 Student F. Die Verletzungen sind auch in diesem Falle nicht schwer. Endlich ein — Damenduell, das am Dienstag Nachmittag in einem Walde bei Berlin auSgesochten wurde, ^ie Duellantinnen hatten sich mit Floretts bewaffnet; einige Sekundantinnen waren auch zugegen. Der Kampf, der regelrecht durchgefoch ten wurde, erreichte sein Ende, als eine der Beteilig ten einen Stich in die linke Hüfte bekommen hatte. Der Grund zu dem Duell soll angeblich eine Liebes geschichte sein. Eine der Duellantinnen soll rie Toch ter eines österreichischen Offiziers sein, ihre Gegnerin bezeichnet man als eine Landschaftsmalerin, eine be kannte Berliner Schönheit. 8 Berlin, 12. April. Die 73 Jahre alte un verheiratete Lehrerin Johanna Modenwald wurde gestern Nachmittag in ihrer Wohnung durch Messer stiche ermordet aufgesunden. Z Worms, 9. April. In Lampertheim wurde ein vierzehnjähriger Schulknabe verhaftet, der aus Ver gnügen am Feuer im abgelausenenJahre vier Brand stiftungen verübt hat. Bei einem dieser Brände wur den 4 Gebäulichkeiten eingeäschert. 8 Coblenz, 9. April. In dem benachbarten Ben dorf gerieth gestern eine Arbeiterfrau plötzlich in Tob- . sucht und warf ihr dreijähriges Kind zum Fenster hinaus aus die Straße, wo es lobt liegen blieb. Nur mit großer Mühe wurde die Frau überwältig! und in die Irrenanstalt gebracht. 8 Metz, 11. April. Für den Posten eines Erz bischofs hat die meiste Aussicht der deutschfreundliche Baron Zorn v. Bulach. Von einer Candidatur des Prinzen Max von Lachsen ist in geistlichen Krisen absolut nichts bekannt. 8 Ein neuer Orient-Expreßzug Berlin-Konstan tinopel über Breslau, Oderberg, Budapest, Belgrad und Sofia wird eingeführt. 8 Die Zulassung der Abiturienten des Kadetten korps zum medizinischen und juristischen Studium ist vom preußischen Kriegsminister in Anregung gt- bracht worden, 8 Die Schulreiterin Baronin v. Rhaden, die vor einigen Wochen in Nizza erblindet ist, hat jetzt auch plötzlich die Fähigkeit zu sprechen verloren. 8 Wittenberg, 11. April. Das Elbhochwasser hat sämmtliche Niederungen und Elbwiesen unter Wasser gesetzt. Vom Oberlause wird starkes Weitersteigen gemeldet. 8 Das Urtheil gegen den Prinzen Prosper von Arenberg, das vom Kaiser nicht bestätigt worden ist, soll auf zwei einhalb Jahr Festung (I) gelautet haben. ß Zwei zusammengebundene Leichen wurder bei Ludwigshafen am Rhein gelandet. Man erkannte in ihnen den Magazinier Herberdt und die Ladnerin Kunz. 8 Der deutsche Berg- und Hüttenarbeiterverband zählte Ansang des Jahres 1900 33 170 Mitglieder. Unter Berücksichtigung.oon.,LOOO Mitgliedern, die der Verband in Lothringen, am Derster und im Plauen- schen Grunde verloren hat, ergkbt sich in der Be richtszeit ein Gewinn von 7500 Mitgliedern. Die höchst« Mttgliederzahl (67 000) hatte der Verband 1891, die aber zu einem großen Teil nur auf dem sjapi-r standen. 8 Greifswald, 12. April. Als mutmaßlicher Mör der der Schiffersfrau Graßnick aus Greifswald wurde gestern der Töpfer Jaenicke aus Berlin hier verhaftet; seine Frau ist ebenfalls verhaftet worden. Ausland. 8 Königliches Geschenk In der belgischen Reprä- sentantenkammer verlas der Ministerpräsident de Smei de Naeyer eine Mitteilung, welcher zufolge der König alle seine unbeweglichen Güter dem Lande zum Ge schenk macht. Die Rechte hörte stehend die Ver lesung an, welche vom Hause mit anhaltendem Bei fall begrüßt wurde. 8 Aus der Streck« Weipert—Komotau (Böhmen) entgleiste am Montag Mittag ein gemischter Zug der Buschtiehrader Eisenbahn infolge der Terrainabrut- schungen. Ein Bremser ist schwer, mehrere Personen sind leicht verletzt. Der Güterverkehr ist auf etwa 4 Tage unterbrochen. 8 Budapest, 10. April. Zwischen den Stationen Lcenicz und Piralymajor stürzte eine Lokomotive mit einem Waggon 2. Klasse von der vom Hochwasser unterwaschenen Brücke in 6 Meter tiefes Wasser. Die in dem Waggon befindlichen sechs Passagiere konnten sich mit vieler Mühe durch schwimmen retten. Der Lokomotwfüher und Heizer ertranken. 8 Brünn, 11. April. Die Umgebung von Lunden- burg ist vollständig überschwemmt Einige Häuser in Lundenburg sind gefährdet. Ein Verlust von Menschenleben ist nicht zu beklagen. 8 In Bozen ist am Montag oer Kutscher Florian Rubatscher aus Brunecken als Mörder des Gymnasial direktors Alton und seiner Nichte in Nooeredo erkannt und festgenommen worden. Man sand bei ihm ein blutiges Hemd und eine Manschette, die durch Firmen nummern und durch die Signaturstempel vollkommen jener gleicht, die der Mörder in Altons Wohnung zu rückgelassen hatte. 8 Wien, 11. April. Gestern hat sich hier der 66- jährige Oberst des Ruhestandes, Eduard G., durch einen Revoloerschuß entleibt. Das Motiv ist in einem langjährigen qualvollen Leiden zu suchen. 8 Reichenberg i. B., 11. April. Gestern hielt der Abgeordnete Prüde, der Vizepräsident deS Abgeordne tenhauses, eine Wählcrversammlung ab, um sich gegen die von Seiten der Schönerianer gegen ihn gerichteten Angriffe zu verwahren. Zum Schluffe der Versamm lung entstand ein Tumult. Der Schönerianer Dr. Vogel sagte, man erzähle sich, daß Dr. Lueger vor seiner Bestätigung zum Wiener Bürgermeister die Zusicherung geben mußte, er werde die Radikalen auf das Entschiedenste bekämpfen; es scheine ihm nun, daß Abgeordneter Prüde sich zu dem gleichen Versprechen Isinretßen ließ. In Folge dieser Worte kam es zu stürmischen Scenen. Abgeordneter Prade wies diese Behauptung mit Entrüstung zurück. ES wurde dar aus eine Resolution angenommen, in der dem Abgeord neten Prade das vollste Vertrauen ausgesprochen wird. 8 Der Pariser „Matin" berichtet: Auf den Pariser Bahnhöfen stehen seit mehreren Tagen 1100 mit AuS- Ar»f falschem Meg». Roman von Oswald Reiche«. »7 »Ich hvrte jede» Wort, das Du zu Max sprachst, und Wie großmütig Du Deine schwache, irrende Freundin vertei digtest. Kein Borwurf hätte mich tiefer zu schmerzen ver mocht, wie dies« opferwillige, sich selbst vergessende Hin gabe an mein Interesse Sage mir, Diana, daß Du mir verzethst, baß Du mich wenigstens nicht hassest." „Ich Dich hassen! Wie wäre das möglich, teure Elly?" »Edle», geliebte» Kind. Du hast mir endlich die Augen Über meine Härte und meine Selbstsucht geöffnet, und mich mit sanfter Hand zur Besserung geleite» Aber glaubst Du, ich würde leiden, daß Du au» Rücksicht für mich auf Dein LebenSglück verzichtest?" »Ich werde zufrieden sein, wenn ich Dich und Max glücklich weiß, Slly." »Aber, ich liebe Max nicht, ich liebte ihn niemals." Diana blickte der Freundin halb verwundert, halb zwei ftlnd in» Gesicht. »Du liebst ihn nicht, Elly?" »Schau mir in» Auge und steh, ob Du die Wahrheit nicht darin zu lesen vermagst, wie ich Dein Geheimnis au» Det- um Blicken erriet. Ich liebte Max nie, teure Diana, er war mir «ie mehr, al» ein werter Freund." Liana schien noch immer nicht überzeugt. »SV muß ich denn, um jeden Zweifel in Deiner Seel« zu zerstreuen, Dir etwa» anvertrauen, wa» ich mir selbst «och kaum zu gestehen wagte. Ach, Diana, ich liebe einen anderen." »Einen anderen?" wiederholte Liana erstaunt. Und mit einem Schrei der Freude schlang sie ihre Arme um My» Hal» und betde Mädchen lachten und jubelten un ter Thränen. »Du denkst also nicht mehr daran, dr» armen Max einen Korb zu geben, Diana?" »Menn er nur wtederkommt, Elly." von diesem Lage an waren betde Mädchen wir ver- Wandelt. EÜtz sah nicht mehr ängstlich und unglücklich an», wenn ein anderer Diana» Aufmerksamkeit 'effelte, die sich jetzt freier und unbefangener iühlte al» je, und heiter und hoffimiigSfroh in die Zukunft blickte. Ta» Geheimnis, da» Elly ihrer Freundin flüsternd anvertraut hatte, wurde von dieser heilig bewahrt, selbst Paula Larenzi erfuhr nicht» von jener Beichte. Inzwischen war Rudolf Spanner öfter« auf dem Gut»- Hof in Tggham gewesen. Der Handel, welchen er mit dem alten Gipsfigurenhändler abgeschlossen hatte, war nicht ganz zufriedenstellend gewesen. Geronio, wie der Italie ner sich nannte, bewilligte nur eine sehr kleine Summe für den Schuppen im Garten. Der Alte meinte, er könne nicht mehr geben, und Mylord müsse e» al» Gewinn be trachten, da» einsame Gut jetzt unter dem Schutz de» Mei ster» und seiner Gesellen zu wissen. Spanner unterschätzte den Borte» nicht, den er durch die Ansiedlung der GyPSarbeiter in dem Schuppen er langte. Al» er die Vergeblichkeit etnsah, einen höheren MtetSprei» zu erzielen, nahm er endlich Geronio» Gebot an. Jone», welcher anfang» Bedenken trug, sich mit den Fremden einzulassen, versöhnte sich nicht nur mit ihrer Anwesenheit, sondern suchte sehr häufig ihre Gesellschaft auf. Er freute sich, in seinem geliebten Italienisch mit ihnen plaudern zu können. Al» sein Verkehr mit Meister Geronio vertrauter geworden war, legte Jone» sich wie derholt die Frage vor, ob der alte Hausierer und seine Leute ihm nicht in gewissen Fällen wichtige Bundesgenossen werden könnten, vorsichtig sucht« er den Alten auSzufor- schen, aber wa» er hörte, war wenig interessant und in der Lhat nicht der Mühe wert, verschwiegen zu werden, den noch nahm der Kammerdiener de» Baron» Banark kei nen Anstand, Geronio nach und nach viele» zu enthüllen, wa» er auf dem Herzen hatte. -Ah, Herr," rief der Alte eine» Lage», al» Jone» in seinen Mitteilungen schon zu wett gegangen war, um noch zurücktnwrl z« können, „wenn «» Ihnen nur Ernst wär« m« zu schlau, uni seine Mißstimmung und seine verraten. Nicht» in seinem Wesen deutete seine ' l an. mit dem, wa» Sie mir sagen. Ich weiß, Sie reden blo» so, um meine Redlichkeit auf die P^ibe zu stellen." »Ich spreche ganz im Ernst, Freimo. Natürlich glaube ich an Ihre Redlichkeit, sonst würde ich Ihnen nicht trauen, aber auch di« Redlichkeit hat ihren Preis, der, dem ich diene, ist reich genug, freigebig bezahlen zu können." „Mylord scheint mir nicht lehr freigebig, mein Lieber." „Er freigebig, er ein Lord I Er ist so wenig ein Lord, wie Sie rin Prinz." Ein seltsame» Lächeln umspielte die Züge de» alten Italiener». Jone» Vertrauen zu seinem Mitschuldigen war längst geschwunden. Die vornehmen Mienen, welche Spanner an zunehmen liebte, widerten ihn an, und wa» noch schlim mer war, er hatte einen Plan de» schurkischen Juristen entdeckt, welcher, wenn er glückte, diesen zum Herrn der Lage machte, und den Baron Aügnstu» Banark und dessen Diener vollständig und widerstandslos in seine Hände gab. Jone» war Zwei el zu ver Unzufriedenheit Ehe die beiden Genossen den letzten Streich auitsühr- ten, war noch eine unerläßlicheAnordnung zu treffen. Die Schurken bedurften einer Haushälterin, aber di« Wahl, di« von hoher Wichtigkeit fürste war, wurde ihnen schwer. Oft schon hatten sie über diesen Gegenstand beraten, ohne zu einem Entschluß kommen zu können. Sie bedürf- ten einer Frau, die ihren Angaben unbedingten Glauben schenkte, und welche blind und taub zu sein verstand. Diese nützlichen Eigenschaften sollten ihr gut bezahlt werden. »Ich kannte einmal eine Frau ganz so, wie wir st« brauchen." meint« Jone». »Da» Weib war der leibhaf tige Teufel, ist aber schon seit Jahren tot." „Wissen Sie da» io aewiß?" »Ja, Freund Rudolf Die Person versuchte «inst den Psad eine» Mann«» zu kreuzen, den man nicht ungestraft herausforderte?" .Ah," nickte Spanner verständnilvoll. M,1»