Volltext Seite (XML)
Auerthal -Münz. Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle Klöfterlein, Rieder» u. Oberpfannenstiel, Lauter und die umliegenden Ortschaften. Erscheint »tttwo«,«, Freitag« u. «»„«tag«. MbonnementSpret« incl. der 3 wertbvollen Beilagen vierteljiihrlick mit Bringerlohn 1 Mk. SV Pf. durch die Post 1 M. SS Pf. Ml 3 issustrtrten AeiStättern: Deutsches AamiNenötatl, Kule Heister, Jeitspieget. Verantwortlicher Redakteur: «Mi» Hegemeister in Au « (Erzgebirge). Redaktion u. Srpedition: Ave, Marktstraß«. Inserate die einspaltige CorpuSzeil« 1v Pf«, Petitsatz wird nack Petitzellen, Nonpareille satz nach dieser berechnet. Bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstalten und LandbrieftrLger nehmen Bestellungen an. Freitag, den 9. Februar 1894. No. 17. 7. Jahrgang. Künigliekvs keLlMinnaÄum neb8l k'ro- Mmnssium in Hnnsberg. ^nmvläungvn füi' öiv Oblv^aufnakmv ^erds» dis -uw 10^' ^stÄl'2 ktü Zväem 8vliult»sv von 12—1 Dkr sntA6»6UK6uomwell. Dio vrtoräorliolioü 26uxuis8S: Inuk-, oder l-ekurts- der. Xoilürmuttoils- «vdvlii, Iwpknotloin, Lvuxnlss über k'üdruux und VordilduuA sind dsi der ^llmeldmiN vorrule^ou odor sMtostons dis Lude Nür2 eiurussudöL. vis ^ufnakmspEung ü°äet Montag, äsn 2^ ^p^il, von 8 Ukr -ui s Ltt ^NNUilSl'Z, 2t Julluur 1894 kector 2^611^21161'. Bekanntmachung. Nachdem dir Einschätzung zu den Smdtanlagen aus das Jahr 1894 beendet wor den ist, liegt das Cataster vom Tage des Erscheinens dieser Bekannlinachung an gerechnet 14 Tage lang zur Einsicht der Steuerpflichtigen an Rathsstelle aus. Beschwerden wegen zu hoher Abschätzung sind gehörig begründet biunen 4 Wo- chen bei dem Stadtrath anzubriugen. Später eingehende Beschwerden werden als versäumt nicht beachtet werden Aue, den 7. Februar 1894. Der- Wcrltz der Stadt. vr. Kretzschmar. Krch. Die Sparkaffe -er Stadt Aue ist an Wochentagen von 8—12 Uhr Vormittags und 2—6 Uhr Nachmittags geöffnet und verzinst die Einlagen mit 3-/, Prozent. Meist sind sie da« aber nicht. Da« Zuchthausleben ent- ferl dafür den sichtlichen Beweis. Es ist also dieie Art wöhnt den Sträfling von der Sorge um« tägliche Brot, von Strafe, welche eilt Mensch dem andern auferlegt, ge- Der Staat giebt ihm warme Kleidung, und gutes Esse» eignet, die Lebensdauer zu verkürzen; sie ist unter Auf er» usw. und verpflegt ihn besser, als er es zu Hause hat. iegung unzähliger Schmerzen unv Qualen eine langsame Gestellungen aus die HW" AuerLycrt-IerLrrng "VW (No. 665 der Zeitungspreisliste) für Februar und März 1884 werden in der Expedition (Aue, Marktstraßc), von den Aus» trägern des Blattes, sowie den Landbrirsträgern jederzeit gern angenommen. Hrpedition -er „AuertHal-Aeitrmg," Llmll LvUvoavlntsr. Zur Frage der Strafkolonien. 300000 Personen sitzen durchschnittlich in Deutsch land täglich hinter Schloß und Riegel. Diese verursa» chen dem Reiche jährlich 11b Mill. Mark Kosten, wovon etwa 4b Millionen Mark wieder emgebracht werden durch die Arbeit der Gefangenen. Es bleiben aber immer noch 70 Millionen, die der Staat jährlich zu decken hat. Da zu kommt noch der Schaden, welchen die Hast verursacht. Bon der menschlichen Gesellschaft au-gestoßen, finden die Zuchthäusler keine Arbeit, auch wenn sie arbeitswillig find. Er wird daher sorglos und vergißt seine Familie, deren Verpflegung noch dazu der Gemeinde Kosten verursacht. Er ist auch deswegen weniger arbeitsfähig, weil das Ge» fäagnis seine Gesundheit schädigt. Go dlrtdl er für vir erwerbende Gesellschaft fast immer ein teures, zehrende» Anhängsel. Das Leben de- Menschen ist bedingt von Naturtrieben, die mit elementarer Gewalt im Organismus walten und ihn beherrschen. Diese äußern sich in den Ernährungs- Bewegungs- und Fortpflanzungstrieben. Wo diesen drei Trieben, wie in ter Gefangenschaft, Fesseln auferlegt wer den, da kann kein normaler Gesundheitszustand bestehen. Derselbe wird aber noch besonders beeinträchtigt durch das Leden in schlechter Lust, wie solche überall unvermeidlich ist, wo viele Menschen auf einem verhältnismäßig kleinen Raum angewiesen sind, wie in Spitätern und Gesäng. Nissen. Bei ungenügender Luftzufuhr und noch dazu er- süllt von Miasmen, welch« der Organismus auSdünstet und au-atmet, muß bei andauernder Slrafverbüßungszeit Siechtum eintreten. Die Hautfarbe der Zuchthäusler lie» Tötung, durchs Gesetz geheiligt. Besser als durch Zuchtbausmau,r» und menschlicher als burch baS Henkersbeil könnten die unt dem Fluche des Verbrechen» Beladenen durch ein anderes Verfahren von der menschlichen Gesellschaft abgetreniit werden, nämlich durch Verbannung und Aussetzung in fernen Weltteilen, wo die gütige Natur, unsere Erzeugerin, auch die Besse rung bewirken kann. Zn jenen einsamen, fast unbevöl kerten Inseln in den großen Weltmeeren und in anderen Gegenden wird der Kulturmenschheit von der Natur ein« Zufluchtsstätte für die AnSgestvßenen geboten, als wirkli che« Hau« der Zucht, wo in einer reichen tropischen Pflanzenwelt die Natur die Verpflegung de« Bewohners kostenlos übernimmt, wo die Natur als Zuchthauswächter nicht den Bewegungstrieb ihrer Gefangenen unterdrückt, sondern ihn zur Arbeit auf ihrem Boden nötigt. In diesen an gesunder Lebenslust so reichen und herrlichen Stätten, wo der Gesunkene im stete,» Umgänge mit der Natur sich loSlöst von allen heimischen bösen Kulturver hältnissen, wieder Vertrauen zu sich gewinnt, da kann er (Nachdruck verboten.) AeuMeton. Der Prinz. Humoreske von E. Malstatt. (Fortsetzung.) „Sie würden mich glücklich machen, wenn Sie auch Ihren Herrn Freund* — hier blinzelte der Posthalter mit einem pfilfigen Lächeln nach Robert hinüber, der vor nehm zutückgelehnt im Sopha saß — „wenn Sie Jhien Herrn Freund überreden würden, mein Hau» durch hohe — durch seine Gegenwart zu beehren." „Ich nehme Ihre Einladung mit Dank an," erwiderte Wilhtlm, „und ich zwe fle nicht, daß auch mein Freund, Herr Robert Kolbe, erfreut sein wird, Sie und Ihre Fa milie kennen zu lernen." Der Postverwalter lächelte schlau bei der Vorstellung unv Mächte abermals eine tiefe Verbeugung. „Mein Freund hat mir viel Rühmliche» von Ihnen er zählt," sagte Robert gnädig; „,ch freue mich wirklich auf richtig, n Ihnen einen guten Patrioten — einen ehren» werthea Eharäkter kennen zu lernen." Der Posthalter lächelte geschmeichelt und warf Wilhelm «tuen dankbaren Blick zu. „Der Prinz kann sich nicht leicht in seine Roll« al« Kaufmann finden," dachte er; »die Bemerkung über den guten Patrioten tsi ihm un willkürlich entschlüpft." lsGie find zu gnä — zu gütig," sagt« er, „aber ich schmeichle mir wirklich, stet« treu zu unser« erlauchten Fürstenhaus« —" Er hielt bestürzt inne, al« fürcht« er, schon zuviel gesagt zu haben, e- wurde ihm ungeheuer schwer, seine Ehrfurcht vor dem Prinzen zu verbergen und denselben wie einen gewöhnlichen Sterblichen behandeln zu müssen. Da wurde wieder an di« Thür geklopft; der Wirth trat ein und meldete den Bürgermeister. Um Robert« Mundwinke' zuckt« e» lustig aus. Herr Schröder dagegen war ärgerlich, daß die Unterhaltung mit dem Prinzen, welch« eben in Fluß zu kommen im Begriff war, durch die Dazwischenkunft de- Bürgermeister« gestört «erden sollte. Wilhelm mußte sich die größte Mühe geben, um ernst zu bleiben, al» das Stadtoberhaupt im Gala-Anzug und mir feierlicher Miene «intrat, sich ehrerbietigst vor Robert ver» neigie und fast auSfchiitßuch an diesen eine Anrede in den schwülstigsten Ausdrücken hielt. Es war dabei äußerst komisch anzuhören, wir er sich bemühte, den nithigen Re spekt vordem Inkognito de« vermeintlichen Thronfolger« zu wahre» u»o evch seine Ehrfurcht vor diesem in Worte zu kleiden. Robert stand hoch «ufgerichtet in stolzer Haltung da und hörte den Bürgermeister bi« zu Ende ernst an. „Zhre «arme Begrüßung erfüllt mich mit irvhaste« Dank,' sagt« er bann zu den beiden Altheimer Herren, „umsomehr, da ich mir gar nicht bewußt bin, dieselbe in so hohem Grad« verdient zu haben.' „Zedenfall« habe ich dies« freundlich« Begrüßung meinem Freunde zu verdanken," fuhr Robert zu den Altheimer Her ren gewendet fort, „oder sollten Sie sich hinsichtlich mei- ner Person — vielleicht durch «in« flüchtige Aehnltchkeit getäuscht — einer irrigen Meinung hingegeben haben? Zur Berichtigung einer solchen muß ich wiederholen, daß ich Kolbe heiße und meine« Zeichen« Kaufmann bin; ich reif« gegenwärtig für da« Geschäft «eine« Pater», welcher eine Fabrik flanellener Unterkleider und Socken besitzt. Sollten Sie einmal in diesem Artikel Bedarf haben, so halte ich unser vorzügliches Fabrikat bestens empfohlen. Wir liefern zwar in der Regel nur eu xros, aber bei Zhnen werccn wir gern einmal eine Ausnahme machen." Die beiden Herren lächelten sein. „Wie liebenswürdig der Prinz den scherzen versteht," dachte Her Schröder. Der Bürgermeister war ganz entzückt und sagte sich: „Er will seine Rolle vorläufig noch nicht aufgeben, um uns zu ermuntern, recht frei und unbefangen zu sprechen." Wilhelm hatte sein Bedenken von vorhin ganz vergessen und war in der heilersten Stimmung; er ließ noch zwei Gläser kommen und luv die beiden H-rren «in, einige Fla schen mit auszustechen. Der gute Wein des Herr» Gn» mer machte die Zungen lebendig und bald war die Unter haltung im Gange. Der Posthalter sprach sich weitläufig über sei» politische» Giaubensbekenntniß aus, rühmte die segensreiche Regierung de» jetzigen güchenhauseS und machte Vorschläge zur Lö sung der sozialen Frage. Robert höite aufmerksam zu und machte sich hin und wieder Notizen in sein elegante», goldumrändete» Büchel- chen, worüber Herr Schröder in die höchste Glückseligkeit gerieth. Zm Geiste sah er sich schon mit den herrlichsten Orden geschmückt und in eine Stellung versetzt, welche sei nen staatsmännischen Kenntnissen entsprach. Der Bürgermeister hatte an Wilhelm einen geduldigen Zuhörer gefunden, welchen er mit wichtigen Kapiteln seiner .Geschichte der Stadt Aitheim bekannt machte. DieBewun- zderung, in welch« Wilhelm über die nach seiner Meinung in dem Werk« au-gesplvchenen erhabenen Ideen au»brach, erfüllt« Herrn Sauerbach mit gerechte« Stolz, obschon er selbst nicht wußte, worauf der Doktor eigentlich hinziele.