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Leimruten-Arglist lauert an dem Ort; Der arme Vogel konnte nicht mehr fort. Wenn ich ein hübscher, kleiner Vogel wär’, Ich säumte doch, ich täte nicht wie der. Der Vogel kam in eine schöne Hand, Da tat es ihm, dem Glücklichen, nicht and. Wenn ich ein hübscher, kleiner Vogel wär’, Ich säumte nicht, ich täte doch wie der. Wohl schön bewandt War es vorehe Mit meinem Leben, Mit meiner Liebe; Durch eine Wand, Ja, durch zehn Wände Erkannte mich Des Freundes Sehe; Doch jetzo, wehe, Wenn ich dem Kalten Auch noch so dicht Vorm Auge stehe, Es merkt’s sein Auge, Sein Herze nicht. Wenn so lind dein Auge mir « Und so lieblich schauet — Jede letzte Trübe fliehet, Welche mich umgrauet. Dieser Liebe schöne Glut, Laß sie nicht verstieben! Nimmer wird, wie ich, so treu Dich ein andrer lieben. Am Donaustrande, da steht ein Haus, Da schaut ein rosiges Mädchen aus. Das Mädchen, es ist wohl gut gehegt, Zehn Riegel sind vor die Tür gelegt. Zehn eiserne Riegel — das ist ein Spaß; Die spreng ich, als wären sie nur von Glas. Oh, wie sanft die Quelle sich Durch die Wiese windet, Oh, wie schön, wenn Liebe sich Zu der Liebe findet. Nein, es ist nicht auszukommen Mit den Leuten; Alles wissen sie so giftig Auszudeuten. Bin ich heiter, hegen soll ich Lose Triebe; Bin ich still, so heißt’s ich wäre Irr aus Liebe. Schlosser, auf! und mache Schlösser, Schlösser ohne Zahl! Denn die bösen Mäuler will ich Schließen allzumal. Vögelein durchrauscht die Luft, Sucht nach einem Aste; Und das Herz, ein Herz begehrt’s, Wo es selig raste. Sieh, wie ist die Welle klar, Blickt der Mond hernieder, Die du meine Liebe bist, Liebe du mich wieder. Nachtigall, sie singt so schön, Wenn die Sterne funkeln, — Liebe mich, geliebtes Herz, Küsse mich im Dunkeln! Ein dunkeler Schacht ist Liebe, Ein gar zu gefährlicher Bronnen; Da fiel ich hinein, ich Armer, Kann weder hören noch sehn, Nur denken an meine Wonnen, Nur stöhnen in meinen Wehn. Nicht wandle, mein Licht, dort außen Im Flurbereich! Die Füße würden dir, die zarten, Zu naß, zu weich. All überströmt sind dort die Wege, Die Stege dir; So überreichlich tränte dorten Das Auge mir. Es bebet das Gesträuche; Gestreift hat es im Fluge Ein Vögelein. In gleicher Art erbebet Die Seele mir, erschüttert Von Liebe, Lust und Leide Gedenkt sie dein. — Aus „Polydora“ von G. Fr. Daurner