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Liebes Mädchen, hör’ mir zu, Öffne leis das Gitter; Denn mein Herz hat keine Ruh Keine Ruh’ die Zither. Halten Klostermauern dich Noch so streng gebunden, Haben meine Lieder sich Doch zu dir gefunden. Wenn es dämmert im Revier, Abendnebel sanken, Schwing’ ich mich empor zu dir An den Blätterranken. Dann, du schöne Dulderin, Neig’ dich zu mir nieder Und trotz Pfaff und Priorin, Lohn’ mir meine Lieder! Dichter unbekannt J. Haydn (1732—1809): Ständchen Ph. E. Bach (1714—1788): Daphnis und Thyrsis Mein Daphnis, sieh, Du schweigst? O weh! Es geht dein Schmerz Beklagt’ ich etwa gar Mir bis ans Herz: Ein Leid, wovon ich nicht die Ursach’ war? Entdecke dich, entdecke dich! Du schweigst? Dein Schweigen martert dich und mich! Beyer K.Fr.Zelter (1758—1832): Wo geht’s Liebchen? Zwischen Weizen und Korn, Zwischen Hecken und Dorn, Zwischen Bäumen und Gras, Wo geht’s Liebchen, sag’ mir das! Fand mein Holdchen nicht daheim, Muß das Goldchen draußen sein. Grünt und blühet schön der Mai, Liebchen ziehet froh und frei. An dem Felsen beim Fluß\ Wo sie reichte den Kuß, Jenen ersten im Gras Seh’ ich etwas, ist sie das? Das ist sie, das! Goethe L.van Beethoven (1770—1827): Das Geheimnis Wo blüht das Blümchen, das nie verblüht? Wo strahlt das Sternlein, das ewig glüht? Dein Mund, o Muse! dein heil’ger Mund Tu mir das Blümchen und Sternlein kund. »Verkünden kann es dir nicht mein Mund, Macht es dein Innerstes dir nicht kund. Im Innersten glühet und blüht es zart, Wohl jedem, der es getreu bewahrt!« Wessenberg An die Geliebte O daß ich dir vom stillen Auge In seinem liebevollen Schein Die Träne von der Wange sauge, Eh sie die Erde trinket ein! Wohl hält sie zögernd auf der Wange Und will sich heiß der Treue weihn; Nun ich sie so im Kuß empfange, Nun sind auch deine Schmerzen mein!