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MMolVweröaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtrhaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und de« Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle StärÜKin StädtMh Land. DichtesteVerbreitunginallenVolksschichten Beilagen: Bildenvoche, Jugend u. Deutschtum, Mode vom Tage, Fr« und Heim, Landwirtschaftliche Beilage. — Dmck und Verlag vm Friedrich Mav G. m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444und 448 Erscheinung»w«1s«: Irden Werktag abend« für den folgend. Tag. Brzagovrei» für die Zeit «ine« halben Monats: Frei ins Haus halbmonatlich Mk.1.20, beim Abholen In der BefchSstistelle wöchentlich SO Pfg. Einzelnummer 10 Pfg. (Sonnabend» und Eonntagsnummer 15 Pfg.) — Alle Postanstalten, sowie unsere Zeitungsaustrüger ».die Geschäftsstelle nehmen Bestellungen entgegen Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1521. 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Am Sonn tag früh werden sie nach München und nach Wien fliegen und dann nach Berlin zurückkehren. Am Mittwoch haben im Auswärtigen Amt die Ver handlungen zwischen dem Deutschen Reich und dem König- reich der Serben, Kroaten und Slowenen über einen Han dels- und Niederlassungsvertrag begonnen. * Zwischen Frankreich und der Sowjetregierung ist ein Schuldenabkommen unterzeichnet worden. * Aus den amerikanischen Staaten Illinois, Missouri und Arkansas werden neue Flutverheerungen gemeldet. Der Mississippi ist wiederum im Steigen begriffen. Zu den mit ' bezeichneten Meldungen linden die Leser Aus- Mdnliches an anderer Stelle. sperrt. Die angenommenen Resolutionen heben hervor, datz dl« mordung Woskows im engen Zusammenhänge mit der sowsetfrln» lichen Politik England» stehe und weisen daraus hin. datz dl« pol«, sche Regierung die Verantwortung für den Mord trage. Sie ver lange strenge Bestrafung de» Mörder, und die Liquidierung d«r weißrussischen Organisationen in Polen. Die Mitglieder de» dtpla- malischen Sorp» besuchten im Lause de» Tage» da» Autzeakonuuff» sarial und sprachen ihr Veileid au». Dem Leichnam ist aus Mosk« eine Delegation des Außenkommissariaks mit dem Mitglled-de» Kot» leglum» Aralows an der Spitze enkgegeagereist. Der deutsche Vot- fchafter Gtaf Vrockdorff-Ranhau, der z. Zt. auf Urlaub weilt, hat ein Beileidstelegramm gesandt. Bombenattentat in Fenirrgrad. Verlin, 9. Juni. (Drahtb.) Nach einer Morgenblättermeldung au» Leningrad warfen unbekannte Täter in einen Saat, in d«u» eine Sektion de» Leningrader Di»kusfion»Nube» der kommuntstl. fchen Partei tagte, zwei Vomben. Der Raum wurde zerstört. 2S Teilnehmer erlitten schwere Verletzungen. Vie Täter find enlkon»» men. Anschlag auf einen Beauftragten der G. P. U. Moskau, 9. Juni. Am Dienstagabend verunglückte zwischen den Stationen Schdanowikschl und Minsk eine Dräsine, auf der de« stellvertretende Beauftragte der G. P. U. de» weitzruMchen Militär- bezirke» vpanski einen der Spionage verdächtigen Offizier de» pot- nischen Geheimdienstes namens 3ani transportterle. Opanski und der Führer der Dräsine wurden getötet, zwei Begleiter vpanski» schwer verwundet. E» ist eine Untersuchung eingeleitet worden, ob es sich um einen konterrevolutionären Anschlag handelt. ausreichen, auf das ungelöste Problem „Mazedonien—Ser bien" hinzuweisen, auf das „selbständige" Albanien, auf die im Belgrader Parlament in Form einer Beschwerde vor gebrachte Tatsache, daß kein einziger Kroate als südslawi scher Vertreter im Ausland weilt (und kein kroatischer Ge neral in der Armee istl), auf die dauernden Reibungen zwi schen den einzelnen Balkanstaaten, auf die Zuteilung dalma tinischer Inseln an Italien. Die Friedensverträge haben ferner jenes Netz von Bindungen aller Art bedingt, an des sen Fäden heute das Schicksal Europas hängt. Das Ausscheiden Deutschlands aus der Reihe der mili tärischen Großmächte macht sich peinlich bemerkbar: die „bLlance ok pover", fehlt. Und es ist recht bezeichnend, daß italienische Blätter es für richtig halten, darauf hinzuweisen, wie ehrenvoll es für Deutschland sei, daß Italien eine Note an die Großmächte gleichzeitig in Pari?, London und Ber lin überreicht habe! Und es ist ebenso bezeichnend, daß in der südslawischen Presse Stimmen laut werden, die einen engeren politischen Anschluß an Deutschland fordern. An das ohnmächtige Deutschland? An die Armee von hundert tausend Mann? Doch wohl kaum: die Anwesenheit des starken Volkes im Zentrum Europas kann, auch ohne stän diges Heer, für manchen Staat im heutigen Europa entschei dend werden; denn jede Spaltung Europas könnte vielleicht auf friedlichem Wege zur Stärkung Deutschlands und damit zur Wiederherstellung der „dalanee ok povsr" führen. Es ist beschämend, es auszuspvechen: diese kleinen Verbeugungen vor Deutschland und seiner Politik zeigen deutlicher als Vie schmachvolle Besetzung deutschen Gebietes, auf wie schwachen Füßen der Friede Europas steht, zeigen, wie notwendig wieder ein europäischer Staat den anderen hat, sich Freund« zu sichern im Kampfe des einen gegen den anderen. Und olles dies trotz Auflösung der „deutschen Gefahr", trotz Völkerbund und Forderung nach Abrüstung; die» alles kein« neun Jahre nach dem letzten großen Blutbad und den angeb lichen Friedensabschlüssen. Verstrickt in offene oder ver steckte Kolonialkämpfe, abhängig von der Finanzgnade Amerikas, scheint Europa auf den Augenblick zu warten, 1« dem politische Hitzköpfe oder blinde Fanatiker es in neu« Zerstörungskämpfe stoßen. Denn nicht nur der Fried« Europas ist bedroht, sondern Europa selbst als selbständiger Weltteil und Träger menschlicher Kultur. Oer Friede Europas. Bei der „albanischen Gefahr", die vor kurzem Europa erzittern ließ, handelte es sich im Grunde um Fragen, die weit über die Grenzen der direkt beteiligten Staaten hinaus von großer Wichtigkeit waren und es noch heute sind. Nicht die angeblichen „Verfehlungen" des einen oder anderen Teiles, nicht die hundert Kleinigkeiten, die ein Teil dem anderen vorwarf, waren und sind bis heute für die Gefahr maßgebend — sondern vielmehr die Tatsache, daß ein schein bar so nebensächlicher Streit überhaupt das gesamteuro päische Interesse ernstlich gefährden konnte. Ein verwickeltes System von Verträgen und Ab machungen, Versprechungen und Bindungen beherrscht heilte Europa; es dürfte keinen Staatsmann geben, der alle, diese geschriebenen und gesprochenen Abmachungen gründlich teniit, die heute an die Stelle der alten „bslsncs ok pover^ getreten sind und die ein einziger kleiner Funke explosions artig zur Riesengefahr werden lassen kann. In allen Ecken der alten Welt wird offen oder versteckt erbittert gekämpft; hundert verschiedene Interessen stoßen blutig zusammen; Spanien, England, Frankreich führen seit Jahr und Tag in fernen Regionen blutige Kämpfe; Revo lutionen und politische Revolten gehören zum Programm des Tages: Europa kommt nicht zur Ruhe. Und dieser von Gefahren bedrohte Erdteil, der zur Kulturquelle des ganzen Westens wurde, hat an alledem nicht genug, will sich immer neuen Gefahren aussetzen? Der Friede Europas, gefährdet durch bolschewistische Propaganda und chauvinistischen Ultranationalismus, ist in Gefahr, Schon, daß so viel vom Frieden geredet wird, daß Kongresse aller Art sich mit ihm beschäftigen, zeigt, daß er nicht in sich gefestigt ist. Wie Aerzte am Bette eines Schwerkranken stehen Ratgeber aller Art am Krankenlager des europäischen Friedens. Man sollte annehmen, daß wenigstens in der Theorie die Einigkeit Europas anerkannt würde; aber selbst diese Annahme wird Lügen gestraft; denn hinter heftigsten Friedensbeteuerungen stehen neue Nüstungen, steht die Forderung des Cinzelstaates nach Machtbefugnissen und Rüstungsberechtigunaen. Deutschland hat man zur Abrüstung gezwungen, das kleine Schweden, dessen Einwohnerzahl ständig zurückgeht, will seine Heeres- slärke vermindern; alle jene Mächte aber, die den Frieden Europas durch Deutschland bedroht sahen, treiben ein Spiel mit politischen Verträgen und Abmachungen, durch das der Friede weit mehr gefährdet wird als^e zuvor. Jedermann weiß, daß allen Kongressen, allen Versprechungen, allen Hinweisen zum Trotz und Hohn die Rüstungen fieberhaft fortgesetzt werden. Rüstungen gegen wen? Gegen den bolschewistischen Gegner aller Europäer, gegen einen lieber- griff des mächtig sich stärkenden Asien? Nichts von alledem; sondern ein Rüsten des einen ge gen den anderen, des einen amerikanischen Schuldners ge gen den anderen. Im Grunde ist es doch so weit gekom men, daß Amerika dank seiner Finanzmacht als direkter oder indirekter Gläubiger fast ganz Europas den Europäern jeden Krieg verbieten kann, daß^es ohne allzu große An strengungen einen Krieg unmöglich machen kann — wenn es nicht noch neue Vorteile wittert. Das albanische Beispiel zeigt aber noch mehr: Es zeigt, daß das Nationalitätenprinzip durchaus nickt oyne weiteres den „Nationalkrieg" verhindert. Die verschiedenen Frie- densoerträge haben zwar das Nationalitätenprinzip sehr ewftitia aufgefaßt — es genügt, auf Südtirol hinzuweisen — selbst aber, wo es durckgefuhrt scheint, auf dem Balkan etwa, kann es die gegenseitige Eifersucht nicht eindämmen. Man könnte Bände mit Beweisen füllen; doch dürst« «s Die russtfch-polnifche Spannung. Die Note, mit der Sowjetrußland sehr schnell auf den Mord seines Gesandten in Warschau antwortete, hat das durch das Warschauer Attentat geschaffene neue Gefahr moment im Osten bedenklich verstärkt. Gewiß hat Tschit scherin, der sich in Deutschland befindet, hoffnungsvoll von einer baldigen Beilegung des Konfliktes, der ja erst im Ent stehen begriffen ist, gesprochen. Aber er machte den guten Willen Polens zur selbstverständlichen Voraussetzung. Die ser gute Wille Polens zur Aufdeckung einer evtl, bestehen den antirussischen Organisation und zur Bestrafung des Schuldigen scheint aber bereits jetzt stark gelitten zu haben. Und zwar einerseits durch Scharfmacher in Polen selbst, an derseits durch englische Beihife. Es kann England Zewiß nur angenehm sein, einen Bundesgenoffen in seinem Kampf gegen Rußland zu finden. Aber es sollte sich doch an das stolze Wort Chamberlains erinnern, der England für stark genug hielt, auch ohne jeden Bundesgenossen den Kampf gegen Rußland politisch und wirtschaftlich durchzusühren. England lädt mit einer Politik der Aufputschung Polens eine ungeheuere Verantwortung auf sich, eine Verantwor tung nicht nur für die Verwirrung der Verhältnisse in Ost europa. sondern für das Schicksal gaM Europas. Das Reich wird und muß alles tun, um in Moskau sowohl wie in Warschau zu Besonnenheit und Ruhe zu reden. Der Mord von Serajewo und seine Folgen sollte für Polen ein war nendes Beispiel sein. Moskauer Trauerfeier für Woskow. — Die polnische Antwortnote. Riga, 8. Juni. Wie aus Moskau gemeldet wird, fand heute in: Außenkommissariat eine Trauerfeier für den in Warschau ermor- deten Gesandten Woikow statt, wobei Litwinow und Stomonjakow die Verdienste des Verstorbenen hervorhoben und die Verantwor tung für die Mordtat England zuschoben. Moskau hat heute, wie auch die ausländischen Vertretungen, halbmast geflaggt. Litwinow erklärte gegenüber dem französischen Geschäftsträger, daß die Sowjetregierung keinerlei aggressive Maßnahmen gegenüber Polen beabsichtige. Die zweite Note der Sowjetregierung wird einstweilen noch nicht abgesandt werden. In der polnischen Antwortnote, deren Eintreffen für morgen erwartet wird, wird, wie verlautet, das Bedauern der polnischen Regierung wiederholl und die Versicherung abgegeben werden, daß ein strenges gerichtliches Verfahren gegen die Mörder eingeleitet wird. Die Verantwortung für die Tat lehne die polnisch« Regierung jedoch ab. Sie falle vielmehr auf den Töter selbst, da es sich um innerrussische Fragen handele. Noch Eintreffen der russischen Note in Warschau trat ein Kabi nettsrat unter Borsiß von Pilsudskis zusammen. Die Antwort der polnischen Regierung 'wird erst morgen erfolgen. Auf die Forde rung der Sowjetregierung hin, daß ein Rechtsvertreter der War- schauer russischen Gesandtschaft zur Teilnahme an der Untersuchung der Mordaffäre zugelassen werde, hat der polnische Justizminister eine Entscheidung dahin getroffen, daß zwar ein russischer Rechtsver treter zugelassen werden soll, jedochnicht als Vertreter der Gesandt- schäft, sondern als Vertreter der Witwe des Ermordeten. Protestkundgebungen in Somfet- rustlmrd. Mo,kau, S. Juni. (Meldung der Telegraphen-Laentur der Sow jetunion.) Die Ermordung Woskow» hat in der Sowjetunion «ne allgemein« Erregung heroorgerufen. Aa» Charkow, Leningrad, Minsk, Swerdlowsk und Kiew werden zahlreiche Prvtrstversamw- langen und Kundgebungen geweidet, 3a Moskau uahmen an den Demonstrationen mehrere hunderttausend Person« teil. Vetoa der» groß Gttr die Demonstration m>r dem Sibäade de» Außea- kommlssarl«,, wo Demonstration»,üge von 2 bi» stAabends vorbeGefilierten. VIeworow.Nflra l- aisch« Mission besüch«t.war durch verstärkt« M Die franröstfch-rufstfche Schulden regelung. Riga, 8. Juni. Aus Moskau wird bestätigt, datz Bot schafter Rakowski mit der französischen Regierung ein Ab kommen über die Schuldenregetuag unterzeichnet hat. Da» Abkommen, da« im Laufe von 62 Jahren Iahreszahlungea von 72 Millionen Goldfrank der russischen Regierung auf erlegt, bezieht sich jedoch nicht auf die französischen Privat schulden. Die Zahlungen der Sowsetregieruag beginn« am 1. Juli 1S27. E» verlautet, datz zum Zustandekommen der Abmachung« das Entgegenkommen der Sowjetngieruag In der Frage der Sonzessionsgewährung an französisches La- pital nicht unwesentlich beigetragea hak. Auf dies« Grund lage ist auch da» prinzipielle Einverständnis der französisch« Regierung zu einer warenanleihe an die Sowjeiregieruaa im Betrage von 3S0 Million« Goldfrank so gut wie verlast word«. Die Sowjetregierung beabsichtigt, neu« Destellnn- g« an französische führend« Industriewerke zu erhoben, in», besondere an solche der Schwerindustrie. Der französisch« Votschaster in Moskau, yerbette. kehrt Anfang 3ult wie«« nach Moskau aus sein« Post« zurück.