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Der sächsische Erzähler : 24.12.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-12-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192612248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19261224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19261224
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-12
- Tag 1926-12-24
-
Monat
1926-12
-
Jahr
1926
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 24.12.1926
- Autor
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Polizeibeamten wurden zu Ihriger Bewährungsfrist, und und Prozeß gegen den Wirt > »Schall und Rauch" und zwölf Beamte des für das Lokal zuständigen Schutzpolizeireviers verhandelt. 7). einen helmllchen Nacht» betrieb in dem Lokal geduldet haben. Da» Schösi hielt gemeinschaftlich» Bestechung für erwiesen. Bei a , amten wurde angenommen, daß sie Selb erhalten haben, bei vier Beamten, daß es sich um «ine harmlose Bewirtung handeln könne. Di« acht Schutzpolizei-samten wurden zu sechs Wochen Gefängnis bei dreijähriger Bewährungsfrist, der Gastwirt und zwei Angestellte zu je drei Monaten Ge fängnis und 506 M. Geldstrafe verurteilt. — Ein Raubmord nach 3 Jahren aufgeklärt. Ein Raub mord, dem im Jähre 1923 der Landwirt und Fahrradhänd- ler Willy Heymann auf dem Herdberg bei Agnetendorf im Riesengebirge zum Opfer fiel, ist jetzt durch die monatelange aemeinsame Arbeit der Berliner und der zuständigen ört lichen .Kriminalpolizei und Landjägerei vollständig aufge klärt worden. Ein Ehepaar Töpper, das in Hermsdorf un- term Kynast gewohnt hatte und bald nach der Tat von dort weggezogen war, geriet in Verdacht. Nachdem die Ermitte lungen erdrückendes Beweismaterial ergeben hatten, schritt die Polizei zur Verhaftung der Eheleute. Töpper gab an, daß er Heymann im Verlaufe eines Streites erschlagen habe. Seine Frau sagte nichts von einem vorausgegangenen Streite. — Der freiwillig abgehackte Fuß. Der Fall des Wiener Ingenieurs Marek, der, wie gemeldet, beschuldigt wird, sich selbst einen Fuß abgehackt zu haben, ist aufgeklärt. Es liegt tatsächlich eine Selbstverstümmelung zum Zwecke von Ver- sickerungsschwindel vor. Der gleichzeitig mit Marek und dessen Familie verhaftete Lazarettdiener Karl Mras hat das Geständnis abgelegt, daß seine Aussage, die er über den an geblich von dritter Seite bearbeiteten Beinstumpf vor dem Untersuchungsrichter abgelegt, falsch ist. — Eine arme Stenotypistin als Millionärsbraut. Die Familie Petschek gilt als die reichste in der Tschechoslowakei, sie hat ihr Vermögen aus schwarzen Diamanten aufgebaut. ter Petschek. In seinem Sekretariat arbeitet eine kleine, schlanke Stenotypistin, Franzi Urbach, munter, intelligent, aber keineswegs besonders hübsch. Als die Mutter Walters eine Reise an die Riviera machte, wurde ihr das junge Mädchen zur Besorgung der kleinen Angelegenheiten mit gegeben. Die alte Dame fand an der Franzi ihr Wohlgefal len. Dadurch wurde sie auch mit Walter Petschek bekannter. Wie ein Prager Chronist erzählt, hat nun der „Kronprinz" des Hauses Peisü)ek die kleine Sekretärin unmittelbar vom Schreibtisch weg in sein Arbeitszimmer gerufen und ihr die beliebteste Frage für junge Mädchen vorgelegt: „Wollen Sie meine Frau werden?" So wurde die aus armer jüdischer Familie stammende Stenotypistin die Braut des reichen. sollest auf Grund von Bestechungen e / betrieb in dem Lokal geduldet haben. Da» Schöffengericht " ----- " «e- »der Sopra ordnur S tag. bhok: den Ki mahlsf Kollekt, Pfarre, S, S Uhr: Müller, deskolle 2 Uhr: zert: Di Jungst« Kol IS,03 N P- 84 Jahr hier, 43 Kc.l Feieilirt mg, frü! Vorm i Nachni. 7 Uhr a omt mit Gol dienst (o 2. Fei« die evan denreich« in dir", choc. Goh imchtskin geladen Kollekte Schwartz Festgotte land. K von Fra, Scho ttS Uhr: Motette, schen im Festgotte, Eoangelij Ärar Beichte n 2 Weis An beide, Ram Deichte u 2. Weih Darauf K Pohl. Chrislvest 1. W Kirchemm 2. Weil Kollekte, «hör). Na Burk« — 1. he und heil. ! Gemeinde, !) Uhr: s evangelisch „In der L Wiegenlie! Kindergott Uhyst vesper. — Festgottesi 2. Weih Kollekte. 30. Dez., e „Taucher« Göda, früh um l -^9 Uhr Am 2. W Uhr deutsä und um 1l deutsch: Kinderchor Lied). Kol schen im A S Uhr, wirl Puhkw Sonnab 1411 Uhr: 2. Weihnack Zöller. — ! Uhr: Welhr auf dem M Schmitt 5 Uhr: Chi geheizt. — vorm. S UI Kirchenmuss kindergottes 26. Dez., 2. digt: Pfarr, Versorgung Trauungen. Weihnacht»! Gasthof. ! christlicher I B-erl in Demitz-D Neuktrch 3 Uhr: Trat Posaunensoll Am 1. norm. 9 Uhi hehre Nacht" »em. Chor t Schuss. (Pf. An, 2. "rrm. 9 Uhr an deiner Ki Mit Violinen am 4 Adven x ' 'N Manne». Die Verlobung wurde prunkvoll gefeiert mch In sech» Monaten soll Hochzeit werden. -rT-DerDapsk gegen die Araueutnode. Der Papst hat die Delegierten der katholischen Männervereine empfangen und ihnen mltgetellt, daß er die ganze katholische Christenheit auffordere, den Kamps gegen die neue Frauenmode aufzu nehmen. Der Papst führte u. a. aus, daß die Mode der Frauen durchaus unmoralisch und irrwegig sei. Nicht nur für die menschliche Würde, sondern auch für den Körper selbst. — Ein einträgliches Preisrätsel. Eine Firma Pauer in Reichenberg, Postfach 118, hatte in verschiedenen großen Tageszeitungen ein Preisrätsel inseriert und ein Reisegram- mopbon als Preis gesetzt. Für Spesen mußten zehn Kronen eingeschickt werden. Die Polizei, die der Sache nachging, stellte fest, daß der Firmeninhaber, der 23jährige Hand lungsgehilfe Franz Pauer aus Trautenau, bereits so viel Zusendungen von der Post abgeholt hatte, daß er in wenig Tagen 2530 Kronen Einnahme erzielt hatte. Er kam in Haft. — wieder ein Todesfall beim Boxen. Ein tödlicher Unfall, der zweite binnen weniger Tage, ereignete sich bei einem Professional-Boxkampf ist Minneapolis. Der schwe dische Boxer Harry Berglunt wurde von dem Amerikaner Carl Augustin aus St. Paul 15 Sekunden vor Schluß eines Sechsrundenkampfes ausgeknockt. Die Folge, ob nun durch den Schlag selbst oder durch das Zubodenstürzen verursacht, war ein schwerer Schädelbruch, an dem der Schwede noch im Laufe der Nacht starb. Augustin wurde wegen schwe rer Körperverletzung in Haft genommen. — Das verkauschke Kind. Aus Warschau wird gemeldet: Bei der hiesigen Polizei ist die Anzeige einer gewissen Frau Szaniawska gegen das städtische Wöchnerinnenspital einge- laufen. Die von der Anzeigerin angeführten Tatsachen könnten ganz gut aus einem Kolportageroman stammen, entsprechen jedoch der Wahrheit, wie sich bei einer angestell ten Untersuchung herausgestellt hat. Als Frau Szaniawska aus dem Dämmerschlaf erwachte, machte ihr die Wärterin die Mitteilung, sie habe ein totes Kind geboren. Dieser Tage nun erhielt die Szaniawska einen anonymen Brief, in wel chem ihr die Absenderin schreibt, sie habe vor vier Jahren zusammen mit der Szaniawska in dem gleichen Spital ge legen. Sie habe nun ein totes Kind zur Welt gebracht. In der Verzweiflung darüber habe sie die Wärterin bestochen, die nun dis beiden Kinder, das lebende und das tote, ver tauschte, indem sie der Szaniawska das tote Kind unterschob. Nun sei die Absenderin selber Mutter geworden und wolle die Adressatin nicht der Mutterfreuden berauben, daher werde sie das Kind in einer Warschauer Findelanstalt Un terbringen, wo es die Szaniawska holen könne, Tatsächlich hat nun die Frau das Kind an dem angegebenen Orte ge funden. I »«dient stach Slumenmachrn. honistin Luger. > Zimmer der . . . >esatz. Anfang er 1923 hatte die Luger 106 NM. in Scheinen in einem oer- phlössenen Schuhschrank in ihrem Zimmer unter einem Schuh ver steckt aufbewahrt. Am Sonnabend, den 2. Oktober, mittag», hatte sich di« Sachse von der Luger 16 NM. geliehen. DI« Luger hatte den Mldschein von dem Geldbetrag aus dem Schrank« genommen, den Schrank und bei dem Fortgang in den Dienst auch die Stuben- tllr verschlossen, den Schlüssel der Sachse ins Zimmer gehängt, aber ihr Handtäschchen mit dem Schrankschlüssel liegen lassen. Auf ihren telephonischen Anruf bei einer Nachbarin hatte die Sachse ihr die Handtasche durch einen Boten in das Amt geschickt. Bei Ihrer Rück- kehr hatte sie entdeckt, daß das Geld aus dem Schranke fehlte. Die Schlösser der Stuben- und Schranktür waren unversehrt, sie mußten M»G der Sachlage mit den zugehörigen Schlüsseln geöffnet worden seist. Ein goldener Anhänger mit Kette war unberührt liegen ge blieben. Ein fremder Dieb konnte nicht in Frage kommen. Der Berdacht des die Erörterungen führenden, als sehr gewissenhaft be kannten Kriminalkommissars Nitsche-Sebnitz richteten sich nach und nach gegen die Sachse. Sie allein hatte die fraglichen Schlüssel in Verwahrung gehabt in der kurzen Zeit, in welcher der Diebstahl ausgeführt worden sein muhte. Bei Ihrer Vernehmung hatte sie sich nach der Behauptung Nitsches ans freien Stücken zum Ersatz der ab- handengetommenen 100 RM. angeboten. Das Amtsgericht hatte die Ueberzeugung gewonnen, daß die Sachse das Geld gestohlen hätte und hatte sie zu einer Geldstrafe von 189 RM. oder 16 Tagen Gefängnis verurteilt. Sie hatte Berufung eingelegt. Heute wurde sie freigesprochen. Verteidiger war Referendar Dr. Kretzschmar. seine Ansprache, die mit den Worten endete: „Ein starkes und festes Band soll zwischen den Schulen der beiden Län der geschlossen werden." Die Festrede hob hervor, daß dec heutige Tag von besonderer Bedeutung sei, da zum ersten Mal Brüder aus dem Mutterlands offiziell ge kommen seien, um das geistige Band zwischen den Aus ländsdeutschen und dem Mutterlands zu knüpfen. Am Nachmittage wurde im benachbarten Rosch, des sen Bewohner in der Mehrzahl Deutsche sind, ein Volks- f e st aus Anlaß des deutschen Wahlsieges abaehalten. Das Dorf liegt nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt. Seine breiten Straßen, seine sauberen Häuser und Höfe lie ßen uns die Fremde vergessen. Bei anregender Unterhal tung mit Deutschen, Rumänen und Ruthenen im Garten des Gasthofes verging der Nachmittag und Abend nur all zu schnell. Die Morgenstunden des letzten Tages zeigten uns noch einmal in anschaulichster Weise, wie Czernowitz das Ein gangstor nach dem Osten ist. Wir beobachteten das Leben und Treiben auf dem Austriamarkte. Es war ein buntes Gemisch von Völkern: Deutsche, Rumänen, Ruthenen, Rus sen, Juden, Zigeuner; Männer und Frauen in ihrer eigen tümlichen Tracht, mit ihren eigentümlichen Gebräuchen. Jeder Schritt bot den Einblick in eine andere Welt. Und dieses tolle Durcheinander der Waren auf ebener Erde: Altes Eisen, Hühner, Gänse, Enten, alte und neue Bett stellen, Teppiche, Tabakspfeifen, Felle, Zwiebeln, altes und neues Schuhwerk, Kleiderstoffe, Lumpen, hausgewebte Stoffe und Stickereien usw. usw. Ich hatte nicht übel Lust, eine rumänische Hirtenpfeife zu erwerben: als ich aber sah, wie am Objekt meiner Wünsche ein unleugbar ungewaschener Zigeunermund sich weidlich mit Wohlbehagen wetzen sah, habe ich resigniert die Unmöglichkeit des Kaufes eingesehen. Nach diesem Gedränge im Völkerbrei des Ostens war ein Bad im Pruth eine wohltuende Erfrischung, wenn auch das Geröll es für tunlich erscheinen ließ, sich durch angemessene Tätigkeit möglichst in der Schwebe zu halten. Der Abend führte uns zum letzten Mals mit den deut schen Brüdern zusammen. Am Dienstag früh 5 Uhr traten wir die Heimfahrt an. Wieder kam die Paßkontrolle. Diesmal hätte das Geschick beinoche wieder einen von den unseren ereilt, der mit noch 500 Mark Bargeld die polnische Grenze überschreiten wollte. Die Rumänen sind sehr scharf darauf, daß kein Lei» aber auch möglichst wenig anderes Geld ausgeführt wird. 80 Mark ist die Höchstsumme, die man auf der Heimfahrt sein Eigen nennen darf. Unser Krösus aber hatte unvorsichtigerweise 500 Mark in seiner Geldtasche leuchten lassen. Im nächsten Augenblick war er auf dem Wege zur rumänischen Zollbehörde. Nur einem wahrhaft salomonischen Einfall unseres Führers hatte er es zu danken, daß die Barschaft nicht gekürzt wurde. Nun kam die lange Fahrt durch Polen. Manch ein sames Kreuz bemerkten wir am Bahndamm. Wir sahen voni Zuge aus alle jene Orte, deren Namen für immer mtt der deutschen Geschichte verbunden sind: Sniatyn, Kolomea, Stanislawow, Stryi, Lemberg, Przemysl, Tarnow, Krakau. Am Horizonte erblickten wir die Gipfel der Hohen Tatra, die wir auf der Hinfahrt von Süden her gegrüßt hatten. Krakau mit seinem weithin sichtbaren Königschloß und dem Koseiuscohügel erweckte schmerzliche Erinnerungen an unsere deutsche und sächsiche Geschichte. Eine Fahrtaenossin aus dem Mährischen trennte sich hier von unserer Gemein schaft. Als sich der Zug in /Bewegung, setzte, erklang zum Erstaunen der Polen harmynisch und kraftvoll ein deutsche« Abschiedslied. Bei einbrechender Nacht sahen wir Ober schlesiens Schornsteine und Hochöfen ragen al« Zeugen deutscher Intelligenz, deutschen Fleißes und deutscher Kraft. Al» der jung« Lag grüßte, war die Heimat erreicht. Strrdienfahrt durch Siebenbürgen und die Bukowina veravfialtet durch das Aentralinstilul für Erziehung vevaufialtet durch das Zenlralinstilut für Erziehung Unterricht in Berlin. Bericht von Dr. Hüttner, Bischofswerda. In Czernowitz. Die Vorträge fanden im Rathause statt. Die Zuhörer schaft war entsprechend der Bevölkerung außerordentlich bunt zusammengesetzt. Außer den Deutschen, die auch aus den abgelegenen Teilen der Bukowina herbeigeeilt, waren die Ruthenen sehr zahlreich vertreten. Aber auch die Ru mänen und Juden fehlten nicht. Czernowitz könnte man als die Stadt der Juden be zeichnen. Denn unter den 100 000 Einwohnern sind 75 000 Juden. Der Handel liegt natürlich in ihren Händen. Wie scharf sie auf Waren sind, konnte ich auf dem Markt er leben, wo mich ein Sohn Israels zutraulich fragte, ob ich ihm nicht meinen Samtrock verkaufen wolle. Obwohl es sehr heiß war, wäre cs doch aufgefallen, wenn ich vom Gange aus der Stadt im Pfarrhaus plötzlich in Hemds ärmeln aufgetaucht wäre. Ein anderer Sohn Israels zupfte mich heimlich am Rock und fragte, ob ich vielleicht zufällig Devisen zu verkaufen habe. Nach diesen unzweideutigen Zeichen des Vertrauens versuchte ich, das Leben in der Börse zu studieren, obwohl, wie ich beim Rückzug bemerkte, am Eingangstor zu lesen war, daß der Zugang streng ver boten sei. Ich war mit meinem Gefährten schon in der Mitte des Hoses im Begriff, einige typische Bilder auf die Platte zu bannen. Da ereilte mich das Geschick. Alle Ueberredungskünste halfen nichts. Da ich keinen Ausweis für das Allerheiligste besaß, mußte ich zurück. Ich ging ins Ghetto (Judenoiertel), um ein Andenken zu erwerben. Beim Einkauf ist es geraten, nicht aufs erste Angebot einzugehen, wenigstens haben wir die Erfahrung gesammelt, daß einem sogar weit unter der Hälfte des Angebots die Ware noch nachgetragen wird. Um einen Ueberblick über die Stadt und ihre Um gebung zu gewinnen, bestiegen wir am Nachmittag den Rathausturm. Czernowitz ist auf dem ansteigenden Ge lände des westlichen Pruthufers erbaut. Viele Straßen der Stadt haben daher ein ziemliches Gefälle, auch der Markt- vlatz, auf dem ein Siegesdenkmal errichtet ist, dessen ab stoßend überhebender Ausdruck auch von vielen Rumänen mißbilligt wird. Der höchste Hügel im Westen der Stadt ist der Cezen, an dessen Abhang das deutsche Dorf Rosch liegt. Aus dem Häusermeer von Czernowitz ragen hervor: di« erzbischöfliche Residenz, die rumänisch-orthodoxe Kirche, die deutsche katholische Kirche und die armenische Kirche. In der Nähe der Universität erhebt sich der spitze Turm der evanaelischen Kirche. Durch freundliche Vermittlung war es uns ermöglicht, d»st erzbischöflichen Palast zu besichtigen. Schon das ein drucksvolle Neußer« nimmt den Beschauer gefangen. Man kann beim besten Willen nicht angeben, in welchem Stil der Pau ausgeführt ist. Aber die glückliche Vereinigung roma nischer, byzantinischer und maurischer Motive bei diesem um fangreichen Ziegelrohbau wirkt harmonisch. Ich konnte mir» nicht versagen, so oft ich Gelegenheit hatte, an dem stolzen Gebäude vorüberzugehen, um die Ursachen der künstlerischen Wirkung in ihr« Elemente zu zergliedern. Und dem Aeußeren entsprechend ist da» Innere mit sei- nen vielen Erinnerungen an die Verbindung mit Oester reich. Was wäre auch die Bukowina und Czernowitz ohne Oesterreich gewesen! Als Joseph II. 1775 die Bukowina er warb, konnte von allgemeiner Bildung in diesem Lande»- Neues aus aller Welt. — Unter den Rädern des V-Zuges. In der Nähe des Bahnhofs Jungfernheide bei Berlin wurden am Dienstag vormittag zwei Eisenbahnbeamte von dem herannahenden Hamburger V-Zug ersäht und gerieten unter die Räder. Einer der Beamten wurde sofort getötet, der andere schwer Verletzt. — Ein Rlammulzahn in Berlin gefunden. Wie die Vos- lyr rcerinogen aus ;«ywarzen ^uumanien auigevau«. fische Zeitung meldet, machten auf der Baustelle der Unter- Der Sohn des Seniorchefs der Firma ist der 28jährige Wal- grundbahn am Hermannplatz Bauarbeiter beim Ausschach- ten einen sensationellen Fund. In einer mehrere Meter tief liegenden Geröllschicht stießen sie auf einen harten Gegen stand, der sich bei näherer Betrachtung als ein Zahn gewal tigen Formats entpuppte. Man benachrichtigte sofort die Geologische Landesanstalt, die den Sachverständigen Dr. Seitz an die Fundstelle sandte. Dr. Seitz stellte nach kurzer Untersuchung fest, daß es sich unzweifelhaft um einen Mam mutzahn handelt. teil nicht die Rede sein, konnte doch selbst der Vertreter des moldauischen Erzbischofs weder lesen noch schreiben. Es gab überhaupt keine Volksschulen. Czernowitz war ein ödes Dorf. Welch gewaltiger Fortschritt, daß 100 Jahre nach dem Erwerb in der Bukowina eine deutsche Uni versität gegründet werden konnte, deren Einfluß wir in der Ferne nicht zu schätzen vermögen! Daher ist es zu begrei fen, daß der Erzbischof nach dein Einzug der Rumänen sich weigerte, die Erinnerungswerte zu vernichten. Herrliche Freskenbilder sind im Marmorsaal der Synode. Sie sind der Geschichte der orthodoxen Kirche geweiht. Von wunderbarer Schönheit ist das byzantinisch Deckengewölbe. Bei diesem repräsentativen Charakter des Saales ist es zu verstehen, daß bei Kongressen der Wunsch laut wurde, diesen Raum benutzen zu dürfen. Der Metropolit genehmigte auch die Bitte. Aber als die Spu ren eines Aerztekongresses zeigten, daß man selbst in gebil deten Kreisen vergessen kann, wie ein Entgegenkommen zu schützen ist und worin der wahre Dank in erster Linie seinen Ausdruck zu finden hat, ist die Erlaubnis begreiflicherweise zurückgezogen worden. Wie wir vertieft waren in Betrachtung des herrli chen Saales, hörten wir auf einmal einen wunderbaren Ge sang, dessen Bässe durch ihre Tiefe und Klangfülle uns auf lauschen ließen: in der erzbischöflichen Hauskapelle hielt die Priesterschaft ihre Vesper ab. Der Direktor des Palastes lud uns ein, der Feier beizuwohnen. Da ich kein Wort ver stand, wurde der Eindruck lediglich durch die stilvolle Ge staltung des Raumes und durch die Klänge des weihevollen Priestergesanges hervorgerufen; aber ich begriff» daß durch diese wirkungsvollen Momente die Menge beim Verstehen des Textes in andachtsvolle Stimmung versetzt werden muß. Nach einem Spaziergang durch den Park der Residenz besuch ten wir noch die Hauptkapelle, deren Akustik durch die hohe Kuppel in der Mitte des Gewölbes ganz hervorragend ist. Der Sonntag in Czernowitz sah uns am Morgen zu nächst in der evangelifchen Kirche. Die Bauern aus dem benachbarten Rosch waren zahlreich vertreten. Die Kleidung der Bevölkerung ist nüchtern gegenüber der säch sischen Tracht. Es fehlt eben hier die jahrhundertalte Tra dition wie in Siebenbürgen. Die Gemeinde lauschte an dachtsvoll ihrem Seelsorger, der über 1. Mos. 1, 1—3 eine ergreifende Predigt hielt. Es war nicht allein eine religiöse Erbauung, sondern auch ein intellektueller Genuß, wie der Pfarrer seiner schlichten Gemeinde Vas Wort: „Cs werde Licht" im Geiste der Gegenwart nahebrachte. Ueberhaupt das Leben eines evangelischen Geistlichen in der Diaspora! Wie in einem Taubenschlag geht es in feinem Arbeitszim mer ein und aus. Es ist erstaunlich, mit welcher Fröhlich keit auch die schwierigsten Geschäfte erledigt werden, wie aus der gegenwärtigen Lage mit Klstaheit die Belange der evangelischen Volksgemeinschaft wirksam wahrgenommen werden. Kein Wunder, wenn hier trotz aller Not und allen Kampfes das deutsche Volk 'um steht wie ein rovsier äe Krona. Gegen Mittag wurde uns zu Ehren im Festsaal des Deutschen Hauses ein Abschiedsbankett gegeben, zu dem die königlichen und städtischen Behörden ihre Vertreter geschickt hatten. Nach einleitenden Vorträgen einer Regi mentskapelle sang der Czernowitzer MSnnergesangverem das uns allen wohlbekannte „Gott grüße dich". Ein Ver treter der rumänischen Behörden fragte mich, nachdem die Konigshymne verklungen war, wie mir dies« gefallen habe. Ich mußte gestehen, daß ihre musikalische Wirkung ausge- zeichnet sei. Ls freute mich, al» er hinzufiigtr: .Ile Hymne ist von einem Deutschen unter König Karl gedichtet und von einem Deutschen komponiert." Die Achtung vor dem Deutschtum brachte derselbe Vertret« »w» «usdruck durch ,eibeamke. In Berlin wurde der und Angestellte des Berliner Lokals Die Beamten
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