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Der sächsische Erzähler : 13.10.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192610130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19261013
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19261013
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-10
- Tag 1926-10-13
-
Monat
1926-10
-
Jahr
1926
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 13.10.1926
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h-stung mit seinen durchgebracht hatte. Er verschleuderte 3000 K„ wollte dann nichts von der Scheidung wissen, bedrohte die Frau, diese flüchtete, wurde aber bei der Rückkehr von dem Trunken bolde und Faulenzer abgelauert und erschossen. — Im Kampf mit der Schupo erschossen. Der Dach decker Franz Krukenberg in Hannover wurde, nachdem er vorher bei Streitigkeiten in einem Lokale einen Schlächter in das Knie geschossen hatte, von Schupobeamten erschossen, als er sich seiner Verhaftung zu widersetzen versuchte. Der Getöte ist bereits wegen schweren Diebstahls, Widerstandes und schwerer und Zuchthaus strafen verurteilt worden. — Verhaftung einer Falschmünzerbande. In Essen wurde eine vierköpfige Falschmünzerbande verhaftet, die Zweimarkstücke in großen Mengen herstellte und in den Verkehr gebracht hat. — Panik in einem Kino-Theater. Aus Eilenburg wird gemeldet: Während einer Kinovorstellung des hiesigen Lichtspieltheaters brach aus bisher noch nicht geklärter Ur sache plötzlich Feuer aus. Der Rauch drang auch in dicken Schwaden in den Besucherraum des Kinotheaters, das von mehr als 200 Knaben und Mädchen besucht war. Unter den Jugendlichen entstand eine furchtbare Panik, da der Ausgang sehr schmal war, stürzten die Kin der nebeneinander und fielen die Treppe hinunter. Die Feuerwehr mußte m e h r als30Kinder in schwer» verletztem Zustande ins Krankenhaus oder in die elterlichen Wohnungen überführen. — Mord und Selbstmord um eine» Kinde» willen. In Esse «-Holsterhausen hat sich bei einem Familien» streit ein Mann mit seinem Kinde aus der im Stockwerk gelegenen Wohnung in die Tiefe gestürzt. Der Mann, del eit längerer Zeit von der Frau getrennt lebte, wollte das lei der Frau weilende Kind zu sich nehmen. Da die Frok ich weigerte, das Kind herauszugeben, sprang der Bat« nit seinem Kinde aus dem Fenster. Vater und Kind sinl ihren Verletzungen erlegen. — 10 Wohnhäuser und Nebengebäude niedergebrmm In der Nacht zum Sonntag brach in Hirschau in der Ober Pfalz auf zwei Anwesen ^euer aus, das 10 Wohnhäuk« wallen. Wer auch davor habe dl« Zeuain sie geowrnt. «tt der Bildung der dritten Frau sei es nicht weither gewesen. Polizeiinspektor Seipel erklärte, Böhme sei bei der Der- ehr erschrocken gewesen und sehr vorsichtig u »sag « n. Er bab« sich mitunter gestellt, al» ob er etwas nicht höre, was er nicht hören wollte. Der Verteidiger stellt« fest, daß Böhme wegen seiner Schwerhörigkeit au» dem Heere», dienst enttassen worden sei. Ein Geschworener erklärt», »» sei selbstverständlich, daß man erschrocken sei, wenn man ein« solch« Anklage höre. Der Zeuge verweigerte die Aussage darüber, wer ihn vor Böhme gewarnt habe. Zu der Köchin, Fräulein Schil ling, hat die dritte Frau geäußert, sie habe Angst vor ihrem Mann. 2m Nachttisch habe sie einen Revolver gesunden. Frau Böhme wollte von ihrem Mann los sein und habe ihm Geld an- geboten, wenn er sie frei lasse. Die Schuld an den Streitigkeiten zwischen den Eheleuten habe immer aus selten der Frau gelegen. Er sei ruhig und sanft gewesen. An dem Unglücks- lege habe er seiner Frau früh einen Kuh gegeben, worauf sie sagte: „Was hat er nur heute, das tut er doch sonst nicht" Die Zeugin hat die Schuhe Böhmes am nächsten Tage geputzt und will nichts be- l inderes daran bemerkt haben. Später soll Böhme sie gebeten laben, nichts über die Streitigkeiten in der Ehe zu erzählen, doch kann die Zeugin sich hieran nicht mehr erinnern. Frau Schwei- zcr erklärte, Frau Böhme habe es unendlich bereut, ihr Jawort gegeben zu haben. Die Zeugin erzählte viel Klatsch von der Frau Landrock, der Schwägerin der Verunglückten. Sie will in der Wohnung Böhmes am Beerdigungstage verdächtige Geräusche ge hört haben. Angeblich habe Böhme dort herumgesucht. Frau Böhme habe befürchtet, keines natürlichen Todes zu sterben. Sie habe die Zeugin auch gebeten, sie nicht mehr Frau Dr. Böhme, sondern Frau Trips zu nennen, da sie doch bald Schluß machen werde. Nach Vernehmung eines Leumundzeugen, der günstig für Böhme aussagt, fuhr das Gericht mit dem Angeklagten und her Presse nach Großröhrsdorf zur Ortsbesichttgung hinaus. Vie lakorlbesichtigung. Auf dem Unglllcksfelde konnte man nur mit einiger Mühe und Gefahr die Unglückstelle festlegen. Ganz genau konnte sie niemand angeben. Die d r e i Z e u g e n, die am Unglückstage in der Nähe waren, schilderten noch einmal, was sie nach dem zweiten Schuß gehört hatten. Dabei traten ihre Widersprüche noch schärfer hervor, als am ersten Berhandlungstage. Die Aussage der Frau Schaffrath stellte sich überraschenderweise als wertlos heraus, da sie, wie sie erst heute zugab, sich nicht unmittelbar nach dem Schuß, sondern erst einige Zeit später nach dem Tatort umge- sehen hatte, als dort bereits der Förster Winter, der sich in vierzig bis fünfzig Schritt Entfernung befunden hatte, angelangt war. Es mußte also geraume Zeit verflossen sein, bis Frau Schaffrath ir gend etwas hatte beobachten können. Auch die Aussagen des Zeu gen Wolters, der neben Frau Schassrath und Winter den Schuß gehört hat, wiesen beträchtliche Widersprüche in bezug auf den Standort und die Bewegungen Böhmes auf. Am genauesten waren die Aussagen Winters, die aber Böhme kaum belasteten. Nach Ansicht von Teilnehmern der Ortsbesichtigung wäre übrigens der Tatort recht ungün st ig für einen beabsichtigten Mord ausgewählt gewesen, denn der Täter mar nicht gegen Licht geschützt und hätte viel eher den Mord vor her iin Unterholz verüben können. Die darausfolgende Besichtigung des Raben st eins, von dem angeblich Böhme seine Frau hatte hinabstürzen wollen, ergab nichts Belastendes. Es zeigte sich, daß das Gelände für Mordzwecke nicht sehr aussichtsreich ist. Man kann dort kaum tödlich verunglücken oder einen anderen umbringen, denn das Ge lände fällt nicht sehr schroff, sondern allmählich ab und es gibt dort auch Bäume und Gebüsch, die hinunterfallcnde Körper aushalten würden. Böhme behauptete übrigens auch heute, nie mit seiner Frau dort gewesen zu sein. Der Staatsanwalt beantragte, daß Böhme auf einem Stoppelfelds die Unglücksschuhe anziehen und sein Stolpern über den Schnürsenkel nochmals vorführen solle. Böhme lehnte das aber wegen angeblicher Ermüdung und der da mit verbundenen Gefahren ob. Der Vorsitzende erklärte, man könne Böhme nicht dazu zwingen, worauf der Staatsanwalt seinen Antrag zurückzog. Amtsgerichtsrat Dr. Friedrich, der eine frühere Verhandlung in dieser Angelegenheit geleitet hat, konnte sich auf nichts Wesentliches mehr besinnen. Darauf wurde die Verhandlung beendet und das Gericht nebst dem Angeklagten und der Presse kehrte nach Dresden zurück. * Wegen Brandstiftung hatten sich vor dem Schwur gericht Leipzig der 26 Jahre alte Tuchweber Otto Strobel und seine Mutter, die Hausbesitzerin Marie Auguste Stro bel aus Leisnig, zu verantworten. Es wurde ihnen zur Last gelegt, am 2. März 1926 ihr Anwesen, bestehend in Wohnhaus und Nebengebäude, vorsätzlich in Brand gesteckt zu haben, um sich in den Besitz der Versicherungssumme zu setzen. Die Diele des Obergeschosses war mit Petroleum getränkt. Die Angeklagten bestritten die Tat und gaben an, daß tags zuvor ein Petroleumbehälter explodiert sei, wodurch die Petroleumspuren entstanden seien. Durch die Beweisaufnahme wurde Strobel der Tat überführt. Das Gericht verurteilte ihn wegen vorsätzlicher Brandstiftung zu 1^ Jahren Zuchthaus und 3 Jahren Ehrenrechtsver lust. Frau Strobel wurde kostenlos freigesprochen. — Grabmalsweihe für den Dichter Okto Ernst. Zur Weihe eines von Professor Bock geschaffenen Grabmals für den verstorbenen Schriftsteller Otto Ernst hatte sich eine große Freundesgemeinde auf dem Friedhöfe von Groß- Flottbeck eingefunden. Dr. Gerhardt, Dr. Müller-Rastatt und Prof. Dr. Ritter gedachten in Ansprachen des Kämp fer- und Kllnstlerlebens. Die Rede des Professors Wey- gandt wurde verlesen, da dieser wegen Krankheit an der Teilnahme bei der Feier verhindert war. Kränze wurden niedergelegt vom Magistrat von Altona, dem Hamburger Schriftftellerperein und vom Verlag des „Hamburger Fremdenblattes." — Schweres Lauunglück in Teplih. Beim Einstürze einer Giebelmauer am Erweiterungsbau des Naturfreun- dehauses am Mückenberge in Teplitz-Schönau wurden vier Arbeiter unter den Trümmern begraben. Einer von ihnen, der Zimmermann Ruls, konnte nur noch als Leiche gebor gen werden. Ein Maurer erlitt so schwere Verletzungen, daß'an seinem Auskommen gezweifelt wird; zwei wektere Arbeiter kamen mit leichteren Verletzungen davon. — Ein Gattenmörder zum Tode verurkeill. Vor dem Schwurgericht der alten Bergstadt Kutten i. B. wurde der Obstpächter Josef Mastny zum Tode durch den Strang ver urteilt. Er hatte seine Frau, mit der er nur ein halbes Jahr verheiratet war, mit xinem Revolver durch 3 Schüsse getötet. Das Paar stand in Scheidung, Mastny sollte 5000 ist. Absindung erhalten, da er das übrige Geld der Frau Neues aus aller Welt. Einheitliche Verkehrsschilder. Neuregelung für das ganze Deutsche Reich. (Nachdruck verboten.) Die kürzlich in Dresden versammelten Polizeipräsidenten der deutschen Städte haben sich nach verhältnismäßig kurzer Beratung schnell auf die neuen Berkehrsschilder geeinigt, die jetzt in ganz Deutschland angebracht werden sollen, damit die Kraftfahrer aller deutschen Gaue sich überall auskennen und nicht in jeder Provinz, jedem Ländchen, ja jeder Stadt umlernen müssen und am Ende nir- gends Bescheid wissen. Bei der Neukonstruktion der Verkehrsschil- der wurden einige bisher gebräuchliche Zeichen beibehalten, andere hinzugefügt, so daß man heute 18 verschiedene Schilder unterschei- den muß, doch kommen nicht alle überall zur Anwendung und im allgemeinen wird man sich mit einem guten Dutzend behelfen kön nen. Man unterscheidet zwei Arten, die Rundschilder und die Dreiecksschilder, erstere tragen die Zeichen in einem roten Kreis auf weißem Grund, letztere in einem roten Dreieck. Und zwar ist die Grundbedeutung die: Dreiecksschilder bedeuten Achtung!!, die irgendeine Warnung vor einem Hindernis, das sich dem Kraftfahrer in den Weg stellt, Rundschilder sper- ren den Weg ab für irgend jemand, entweder Räder, oder Fußgänger, oder Lastwagen und so fort. Beginnen wir mit den Dreiecksschildern, so haben wir im ganzen acht zu unterscheiden, und zwar bedeutet ein Kreuz: Achtung, es kommt eine Kreuzung, ein N warnt vor einer Kurve, zwei wagerechte Balken vor der Straßenbahn, ein Zaun vor einem Eisenbahnübergang mit Schranke, eine Lokomotive vor einem solchen ohne Schranke, ein Doppelhügcl vor einer tiefen Rinne in der Straße, ein Aus- rufungszcichen heißt: Vorsicht, es kommt rin Gebäude mit viel Ver kehr, wie Schule, Kirche, Krankenhaus usw., während die Aufschrift „15 Km." diese Geschwindigkeit für alle Fahrzeug, vorschreibt. Bei den Rundschildern muß man zuerst die mit den Punkten Machten, rin schwarzer Punkt beißt: gesperrt für Automobile, frei iür Räder und Motorräder (ohne Beiwagen), drei Punkte: ge- gerrt sür alle Kraftfahrzeuge frei für Röder, vier Punkt«: gesperrt Berühmte Gefangene und ihre Werke im Kerker, i Von T. M. Piper - London. Wer heute durch den Tower wandert, diese grimme Stätte furchtbarer, schreckenvoller Erinnerungen, der gelangt durch den gewölbten Torweg der „Blutigen Turmes" hin durch in den großen inneren Hof, in dessen Mitte sich auf leicht ansteigender Höhe der „Weiße Turm" wie eine Zita delle erhebt, der von Wilhelm dem Eroberer schon 1078 an der Stelle erbaut wurde, auf der König Alfred der Große bereits ein Festungswerk errichtet hatte. Eine Treppe in der vier Meter dicken Mauer, unter der die Gebeine der von ihrem Oheim Richard III. ermordeten beiden Söhne Eduards IV. in einer Kiste gesunden wurden, führt in den ersten Stock. Hier liegen die beiden Gemächer, die Sir Walter Raleigh zur Wohnung dienten. Und der Mann, der zuerst kühner Seefahrer geworden, dann, von Königin Elisabeth mit Ehren und Reichtümern über häuft, am Hofe gelebt hatte, suchte und fand in der engen Haft seine geistige Befreiung und hat sie sich mit seiner alten Tapferkeit erobert. Auf Anregung des Prinzen Heinrich, des Sohnes König Jakobs I., machte er sich an die Schöpfung seines großen Lebenswerks, der „Listoris ok tfto W o r I cl", eines monumentalen Geschichtswerks. Durch Fürsprache seiner persönlichen Freunde, insbesondere des genannten Prinzen, genoß er so manche Freiheiten. Haben doch sogar seine Gattin, und sein Sohn lange Jahre im Tower wohnen dürfen. So wurde es ihm auch ermöglicht, alle gewünschten Quellenwerke zu kaufen oder zu leihen. Er führt in seinem Werke 660 Quellen an. Seine Weltgeschichte beginnt mit der Schöpfung; er widmet sich dann der Dar legung des Ausstiegs und des Sturzes der großen Reiche der alten Zeit. Leider hat er mit dem Jahre 130 vor Christi Geburt abbrechen müssen. Daneben widmete er sich philosophischen Studien. Außerdem ermöglichte man es ihm, in den Tower-Anlagen ein kleines Laboratorium zu errichten, in dem er sich chemischen Untersuchungen und Er findungen widmete. So stellte er z. B. frisches Trinkwasser aus dem salzigen des Meeres her, ein Verfahren, das erst zwei Jahrhunderte später zur allgemeinen Anwendung ge langte. Seinem prinzlichen Freunde baute er aus Dankbarkeit ein kunstreiches Schiffsmodell. So hat er sich tatsächlich durchgerungen zu einer geistigen Höhe, die ihn über sein Unglück und die Verfolgungen seiner unversöhnlichen Feinde erhob. Als diese schließlich doch triumphierten und ihm sein Todesurteil vorgelesen wurde, war er ganz der kühne Seeheld von früher und zugleich der über allem Miß geschick dieses Lebens stehende Philosoph. Am 29. Oktober 1618 schritt er völlig gelassen zum Schafott, und seine letzten Worte lauteten: „Was liegt daran, wo das Haupt liegen wird, wenn nur das Herz auf dem rechten Flecke war." Wegen Veröffentlichung einer politischen Broschüre saß Defoe lange Jahre in Newgate. Auch er entfaltete eine rege literarische Tätigkeit. Er gab sogar eine periodisch-' Zeitschrift, seine „Review" heraus, deren Veröffentlichung er nach seiner Haftentlassung fortsetzte, bis sie neun starke Foliobände umfaßte. Seinen Ruhm, oder wohl besser ge sagt, seine Weltberühmtheit, begründete er jedoch dadurch, daß er seine Phantasie aus dem Gefängnis weit über die See schweifen ließ und sich in die Lage eines Einsamen auf entlegener Insel versetzte. Er schrieb den Robinson Crusoe. Weil er, auf seiner Reise durch La Mancha begriffen, irgendeine stupide Ortsvorschrift übertreten hatte, war in Spanien einer der geistreichsten Satiriker der Welt von den Ortsgewaltigen in das Gefängnis von Armasilla eingesperrt worden: Cervantes. Der Ortsgewaltige konnte nich ahnen, daß er dem spanischen Meister Anregung und Gele genheit zur Planung und Niederschrift des ersten Teiles sei ncs unsterblichen „Don Quixote" gegeben hatte. Hier wäre auch Voltaire zu nennen, der seine „Henriade" in der Bastille schrieb. — Man kann diese Gattung der Gefängnisberühmtheiten nicht schließen, ohne Oscar Wilde's zu gedenken. Der Mann, der ganz Lon don souverän beherrscht hatte durch seine glänzenden Thea terstücke, seine Essays u. seinen blendenden Witz, sandte aus dem Gefängnis, ein ruinierter und mit Schande bedeckter Mann, den letzten Strahl sein», Genie», sein „ve pro» tun Lis". Völlig gebrochen wandte er sich nach Pari,. Dort traf ihn ein Freund, wie er blaß und krank — er starb bald darauf im November 1900 — in einem der größte» und fashionabelsten Kaffees faß. „Sie sehen," sprach er mit trübem Lächeln, „ich sterbe sogar Über meine Verhält» E*Sine zweite Klasse von Gefängnis-Berühmtheiten lie ferte die Kunst. Man sagt, daß Pagantnt seine fast um heimliche Fingerfertigkeit, seine falt übermenschliche Beherr schung der Geige sich angeeignet hat, al» er während einer Gefängnishaft gezwungen war, aus einer einzigen Sait« un ablässig zu üben. Da ist ferner SiuseppeSuarnierizu nennen, wohl der beste Meister der hohen Geigenbaukunst nach de» Großmeister Stradivari. Tuarnieri führte ein so zügellos«», übles Leben, daß er schließlich in das Gefängnis wandern mußte. Verschwunden mit einem Schlage waren Heim, Be rühmtheit, Feinheit. Da erstand ihm ein hilfsbereiter Engel: die Tochter seines Gefängniswärters. Ein tiefe» Mitleid mit dem Unglücklichen, vielleicht ein noch zarteres Empfin den, hatte sie erfaßt. Sie verschaffte ihm Holz, natürlich nicht ausgesuchter Qualität, Werkzeuge, gute wie schlechte, und Firnis, wo auch immer sie diese Dinge erbetteln konnte. Und der gefallene Meister machte sich in seiner halbdunklen Gitterzelle an die Arbeit. Im Halblicht schnitt er zu, schnitzte und glättete und versuchte mit seinen zitternden Händen, dem schlechten Holz die magische Stimme zu entlocken, di« allein eine Geige vollkommen macht. Er fertigte so eine ganze Zahl von Violinen an, und das junge Mädchen ver» äufte sie sür ihn in den Straßen. — Ist eine von diesen auf so wunderbare Weise geschaffenen Geigen bis jetzt am Leben geblieben? Es ist nichts darüber bekannt. Aber einige von den in seiner Glanzeit Geschaffenen sind noch heute in der Hand von großen Künstlern, und sie repräsentieren einen Kaufwert, der nur hinter den fabelhaften Preisen einer Stradivari-Geige zurücksteht. Wem ist nicht der Ruhm Benvenuto Cellini'» bekannt? Wer das Glück gehabt hat, eines seiner unver gleichlichen Meisterwerke zu bewundern oder wohl gar sein eigen zu pennen, ist entzückt, fasziniert. Aber nur wenige wissen, daß er ein vollendeter Schuft war, zu wiederholten Malen ein schändlicher, grausamer Mörder. Er hat eine Autobiographie verfaßt, in der von seinen Verbrechen ' und seinen häufigen Gefängnisstrafen mit unverschämtester ' Offenheit erzählt. Er war ein Wunder in seiner Kunst wie , in seinen verbrecherischen Handlungen. Aber die Mächtigen Italiens vergaben ihm eines Bechers oder eines Ringes hal ber. Er war gewiß ein außergewöhnliches Genie, und er hatte es dem Kunst-Enthusiasmus seiner Zeit zu danken, daß er nicht sein ganzes Leben im Kerker zubrachte oder auf dem Schafott endete. Und womit beschäftigte er sich in den Pausen seiner Laufbahn, in denen er im Kerker weilte? Da» ist ein Mirakel, wie der ganze Mann. Er las in der Bibe^ oder er schmiedete Verse. Noch eine letzte, die höchste Klasse der Gefängnis-Be rühmtheiten sei hier erwähnt, die der Fürsten. Von ihn« sind besonders zwei zu nennen. Karl von Orleans hatte in der Schlacht bei Azincourt, in der Heinrich V. sei nen glorreichen Sieg gegen die Franzosen erfocht, einen An griff gegen die englischen Ritter gesührt. Er wurde gefan gen genommen und eine sehr lange Reihe von Jahren zu erst in Windsor und dann im Schlosse Pomfret in Hast ge halten. Während der ganzen Zeit ergab er sich ritterlicher Dichtkunst und verfaßte Lieder, Gedichte, Balladen, die ihn in die erste Reihe der großen französischen Dichter jener Epoche stellen. Der unglückliche Karl I. hat während seiner Gefan genschaft im Schlosse Carisbrocke auf der Insel Wight eine Art Autobiographie geschrieben, in der er seine schlimmen Erfahrungen und Leiden schilderte, zugleich aber seinem Sohne eindringliche Lehren hinterließ. Er schrieb: „Sieh und lerne an meinem Beispiel, welches die Prüfungen und Verantwortlichkeiten der Könige sind." Das Buch, das den Titel „Jkan Basilike" (etwa „Das Bild eines Königs") trägt, wurde am Tage seiner Hinrichtung in den Handel gebracht und erlebte in kürzester Frist 47 Auslagen. Das war nur zu leicht begreiflich, denn es ist mit erschütterndem Pathos geschrieben. für alle Lastkraftwagen, fünf Punkte: gesperrt für alles, was nicht Fußgänger ist, also auch für Reiter, Vieh, Räder, Handkarren und so fort. Ein Pfeil im Kreis ist Richtungsanzeiger, wie die Fuß gänger über den Damm zu gehen haben, ein großes k bedeutet Parkplatz, ist Parken dagegen verboten, muß es in Worten im Kreis stehen „Parken verboten". Drei breite Ringe (statt Punkten) zeigen an, daß die Sperre des Weges nur an Sonn- und Feiertagen gilt, alle übrigen Sonderwünsche (Nur für Radfahrer — Reitweg — und ähnliches) müssen in Worten in dem roten Kreis zu lesen stehen. Die Polizeipräsidenten haben nun nur noch die Pflicht, dafür zu sorgen, daß diese Schilder auch überall angebracht und daß anders aussehende und anders lautende entfernt werden, da- gegen die Staatsgewalt, wegen Beleidigung mit recht bald im ganzen Reiche nur mehr einheitliche Verkehrs- Körperverletzung wiederholt zu Gefängnis- u schilder zu entdecken sind. strafen verurteilt worden.
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