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genommen wurden. Die auf den gefälschten Scheck erlang» s ten 100 Mark wollte er angeblich unter einem Stein in der Nühe der elterlichen Wohnung in Pötscha verborgen haben. In dreister Weise führte er den Kriminalbeamten über Berge und Felsen, wobei er schließlich die Flucht ergriff. Der ihn verfolgende Beamte fand ihn im Keller der elter lichen Wohnung. Das Geld wurde nicht unter dem Steine, sondern im Strumpfe gefunden. Es waren nur noch 60 Mark vorhanden. Für den Rest hatte sich der Bursche aber mals eine Pistole mit Munition, einen Dolch und Schund literatur gekauft. — Dann wurde ein 17jährlger Arbeiter aus Ehrenberg festgenommen, der am Abend vorher vor einer Schankwirtschaft in Ehrenberg ein Fahrrad mit der brennenden Laterne gestohlen hatte. Bei dem Versuche, das gestohlene Rad zu verkaufen, wurde er festgenommen. Bei der Vernehmung stellte sich heraus, daß der Junge außer dem seinem Vater eine Kassette mit 150 Mk. gestohlen hatte, die von ihm in leichtsinniger Weise an einem Tage vertan wurden. Freiberg, 21. Sept. Brände. In der Nacht zum Mon tag brannte im benachbarten Linda die an der Striegis ge legene Weber'sche Wirtschaft mit allen Vorräten bis auf die Umfassungsmauern nieder. Das Vieh konnte bis auf einige Hühner gerettet werden. Johanngeorgenstadt, 21. Sept. Ium Kapitel Woh nungsnot ist von hier einmal ein amüsantes Stück zu mel den. Wegen größerer Unzuträglichkeiten war eine hiesige Familie aus ihrer Wohnung herausgesetzt worden. Da die Gefahr bestand, daß die Exmittierten kein passendes Unter kommen finden würden, haben die Stadtverordneten in ihrer letzten Sitzung beschlossen, für diesen Fall das Rats sitzungszimmer zur vorläufigen Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Plauen, 21. Sept. Schweres Unglück bei einem Motor radrennen. Bei dem Sonntag von der Vereinigung Vogt ländischer Motorradfahrer veranstalteten großen Rennen in der Radrennbahn Plauen-Kauschwitz geriet in der Kurve der Fahrer Brückner ins Schleudern und stieß mit seinem Rad gegen die Schutzplanken, hinter der eine große Men schenmenge stand. Der Fahrer wurde in das Publikum ge schleudert, wobei außer dem Fahrer 19 Personen mehr oder chinder schwer verletzt wurden. Plauen i. V., 20. Sept. Todessturz mit dem Rade. Der Schuhmachermeister Hermann Schalter aus Unterlosa stürzte mit seinem Fahrrad und erlitt einen Schädelbruch, qn dem er während der Einlieferung in das Krankenhaus verstarb. Oie Sturmkatastrophe in Florida. Reuyork, 20. Sept. Nach den aus Florida in Neuyork «intreffendenMeldungen handelt es sich beider Wirbelsturm katastrophe um das größte Unglück, von dem Amerika je mals heimgesucht worden ist. Der Tornado, der von den westindischen Inseln hergekommen war, hat eine große An zahl von Ortschaften einfach wegrasiert. Der Wind, der mit 140-Meilen-Geschwindigkeit wütete und Springfluten über das ganze Küstenland hinwegfegte, hatte auf einem Gebiet von 60 Meilen Ausdehnung alles vernichtet. Der Schreckenstag. Reuyork. Am Montag früh ist mit Hilfe von Flugzeu gen, Automobilen und Rettungszügen die erste Verbindung Mit Miami hergestellt worden. Die ersten Augenzeugen, dir mit den Rettunaszügen in Jacksonville eintrafen, ent warfen ein erschütterndes Bild der Verzweiflung im Katastrophengebiet. Bei Beginn des Orkane» war die ganze «egend zunächst in ein undurchdringliches Dunkel gehüllt. Der Sturm, der schon die ganze Nacht getobt hatte, nahm plötzlich die furchtbare Geschwindigkeit von über 200 Stundenkilometern an, während gleichzeitig ungeheure Was sermasten vom Himmel stürzten und da» Meer in die Stra ßen drang. Vie entsetzte Bevölkerung, au» tiefstem Schlafe gerissen, floh in halbbekleidetem Anstande durch die Straßen. Die allgemeine Panik wurde durch da» Krachen einstürzen- der Gebäude gesteigert. Das vom Sturm gegen die Stadt gedrückte Wasser raste in riesigen wogen durch die Straßen und riß die Häuser nieder. Sogar die Eisen- und Beton konstruktionen der Wolkenkratzer konnten den Fluten keinen Widerstand leisten. Korrespondenten der Associated Preß melden, daß sie entlang der ganzen 60 Meilen langen Straße zwischen Mia mi und West-Palmbeach die Ortschaften verwüstet fanden. Die Opfer. Nach den vorläufigen Verlustlisten beläuft sich die Zahl der Toten auf insgesamt 1150. Die Schätzungen gehen aber bis auf 2000. Wie aus Palmbeach gemeldet wird, beläuft dort allein sich die Zahl der Opfer der Sturmkatastrophe auf 800 Tote und mehrere hundert Verwundete. viele Schiffe befinden sich in Seenot, darunter achl Bas- sagierdampfer, die zwischen Neuyork und Florida verkehren und von denen keine Nachricht vorliegt. Im Unglücksgebiet sind überall Notlazarette aufgebaut. Die Lergung»aktlon ist infolge des noch immer hohen Wasserstandes äußerst schwierig. Es mangelt vor allem an Trinkwasser, desglei chen an Lebensmitteln. Hier sollen die Hilfsmaßnahmen zu erst einsetzen. Der Belagerungszustand wird strikte durcli- geführt. Da« hilsswerk kommt allmählich in Gang. Das Rote Kreuz hat einen syste matischen Hilfsdienst für die betroffene Gegend eingerichtet. Präsident Coolidge hat das Kabinett zu einer Konferenz ein berufen, um sich über die zu treffenden Hilfsmaßnahmen zu entscheiden. Coolidge hat ferner zu einer National sammlung für die heimgesuchten Opfer aufgefordert. Aus allen Teilen Amerikas wurden bereits Hilsszüge in die be troffenen Gebiete abgesandt. Das deutsche Beileid. Berlin, 21. Sept. Aus Anlaß der Unwetterkatastrophe an der Küste von Florida ist der deutsche Botschafter in Washington beauftragt worden, im Namen des Reichsprä sidenten und der Reichsregierung dem Präsidenten und der Regierung der Vereinigten Staaten das aufrichtigste Beileid auszusprechen. Neue Gefahren. Neuyork, 21. Sept. Nachdem der in Florida wütende Orkan den Golf von Mexiko überschritten hat, erreichte er Montag früh Pensacola im Nordwesten Floridas. Die Windstärke, die am Sonntagabend langsam zunahm, er- reichte um Mitternacht 120 Stundenmeilen. Seit Montag früh sind alle Verbindungen mit Pensacola abgeschnitten. Auch der Radioverkehr funktioniert nicht, so das; für das Schicksal dieser Stadt das Schlimmste zu befürchten ist. Nach Meldungen des Wetterbüros bewegt sich der Orkan in dec Richtung nach Mobile fort, wo er stündlich erwartet wird. Line spätere Meldung aus Neuorleans berichtet, daß der Orkan über die Lverglades nach dem Golf von Mexiko gewandert ist. Lr ist mit besonderer Heftigkeit an der Küste von Alawba In der Gegend von Mobile und Pensacola aus getreten. Me Ortschaften zwischen Mobile und Pensacola sollen erheblichen Schaden erlitten haben. * Reuyork, 20. Sept. (Drahtb.) Die telegraphische Ver bindung zwischen Pensacola, den anderen Städten Floridas und Mobile (Alabama) wird immer schwieriger. Ein neuer Orkan wütet gegenwärtig von Florida kommend im Golf von Mexiko. Lr nimt an Stärke zu. Man befürchtet gro ßen Schaden. Berlin, LI. Sept. (Drahtb.) wie die Vossische Zeitung aus Neuyork meldet, erreichte der Orkan in Florida am Montagnntlag Mobile in Alabama. Er schnitt sämtliche Drahtverbindungen ab, so daß keine Nachricht mehr durch dringen konnte. Der Wirbelsturm auf der Oschima-Jnsel am 17. September. London, 21. Sept. „Times" meldet aus Tokio, daß bei dem Wirbelsturm auf der Oschima-Jnsel am 17. d. M. 38 Personen getötet wurden. 37 Personen werden vermißt. Ungefähr 1200 Häuser sind völlig zusammengestürzt und 728 beschädigt worden. Die Hauptstadt Dalmatiens. Von Hans Bethge. Spälato, im September. Spälato ist heute die Hauptstadt Dalmatiens, nach dem Zara, die frühere Hauptstadt nach dem Kriege an Ita lien abgetreten worden ist, ein Kopf ohne Rumpf, ein lebens unfähiges Gebilde. Die kühnen Aspirationen der Italiener gehen auf ganz Dalmatien, da sie die Adria als italienisches Meer betrachten. Für diesmal wurde ihrem Verlangen noch Einhalt geboten, aber sie haben sich Zara als Brückenkopf gesichert. Spälato liegt schön an einem von der Natur gut gebil deten Hafen, die Stadt wird überragt von dem weißen, viel fach durchbrochenen romanischen Campanile des Doms, und hinter der Stadt bauen sich die grauen, fast kahlen Berge des Karst in ruhigen, einfachen Linien empor. Der Hafen ist belebt von jugoslawischen und italienischen Schiffen, aber ein wirkliches Handelszentrum für das Land ist der Ort bis her nicht geworden. Der kommerzielle Unternehmungssinn der Dalmatier ist gering, und die wichtigste Handelsstadt, die Dalmatien mit allen notwendigen Importwaren versorgt, ist auch heute, wie unter den Oesterreichern, Triest. So sind die Dalmatiner vorläufig solange sie sich nicht selbst zu täti gen Handelsherren entwickeln, in ihrer Einfuhr auf Italien angewiesen. Die Stadt birgt ein höchst interessantes Baudenkmal aus der römischen Zeit, nämlich den Palast des Diokletian. Es war ein ganz gigantisches Gebäude, um 300 nach Christo vollendet, aus Sandsteinmauern von einer unheimlichen So lidität, wie sie nur die Römer sertigbrachten, und geschmückt mit vielen schlanken Säulen, deren späte, säst zu üppig ge bildete Akanthus-Kapitelle zum Teil noch gut erholten sind. Die Zeit verfuhr höchst pietätlos mit dem alten Kaiserpalast. Häuser, ja ganze Gassen wurden dicht gedrängt in die alten Mauern hineingebaut, und allmählich plazierte sich die ganze Altstadt mit ihren dreitausend Menschen in den aus gedehnten Fragmenten der einstigen Diokletianischen Herr lichkeit. So ist ein romantisches Zwittergebilde entstanden: alte römische Mauern, Bogen u. Säulen, verquickt und ver kittet mit dem ziemlich lichtlosen Gassengewirr neuerer Zei ten. Reizvolle Durchblicke und Prospekte erössnen sich. Der schönste Teil dieses seltsamen Baukonglomerats ist ein kleiner Platz, einst ein Hof im Zentrum des Palastes, heute Peristyl genannt. Hier baute sich Diokletian ein Mausoleum, das sich glänzend erkalten hat. Es ist ein mächtiger, in seiner Schlichtheit wundervoller Bau echt römischen Gepräges, ein regelmäßiges Achteck ragender, aus großen Quadern schön emvorgeschichteter Mauern, sehr ernst, wie es der Zweck er- sorverte, sehr würdevoll, sehr kaiserlich und von einer edlen Harmonie der gut überdachten Verhältnisse. Es wird einem wohl beim Anblick dieses vornehmen, monumentalen Baues. Heute bergen die alten römischen Mauern eine christlich« Kirche, den Dom. Das Mittelalter hat einen stolzen Campa nile vor den römischen Quadern errichtet, einen ehemals sicher schönen, kühn strebenden romanischen Bau. Leider ist er in jüngster Zeit so nachdrücklich renoviert worden, daß er heute kalt und nüchtern wirkt. Der Platz vor dem Dom zeigt noch einen gut erhaltenen römischen Säulengang, ein antiker Torbogen ist da, und nicht weit steht der kleine Aeskulap-Tempel, einst ein Privat tempel im kaiserlichen Palast, mit reich und schön ornamen tiertem Portal, ein sehr reizendes Bauwerk. Dieser ganze kleine Peristyl-Platz vor dem Dom gehört zu den malerisch sten architektonischen Stätten Dalmatiens. Mein Hotel liegt vor einem anderen, größeren Platz, dem „Narodny trg", d. h. Nationalplatz. Abends lehne ich aus dem Fenster und blicke erstaunt hinab: es schwirrt wie ein Bienenschwarm, der ganze Platz ist bevölkert von flanie renden Menschen, er quillt fast über, er kann die südliche Menge kaum fassen, man promeniert nicht, sondern man schiebt sich mühevoll durcheinander, ganz Spälato scheint auf den Beinen zu sein. Man begrüßt sich, man flirtet, man plaudert, man lacht. Die Leute tragen alle städtische Klei dung, Spälato hat über 30000 Einwohner, Trachten der Landbevölkerung treten so gut wie nicht in Erscheinung. Die Dalmatiner sind ein Mifchvolk von zumeist kroatisck)em und italienischem Blut. Die Sprache ist kroatisch, das Deutsche und Italienische ist im Bilde der Stadt, auf allen Anschlä gen und Schildern, mit chauvinistischer Starrheit ausgc- merzt. Die jungen städtischen Dalmatinerinnen zeigen meist mehr den italienischen als den kroatischen Typus und möch ten gern mondäne Damen sein. Man sieht schlanke, anmu tige, aufrecht schreitende Gestalten, und wer etwas auf sich hält, trägt Stöckelschuhe und Bubikopf. Vom Pariser Blumenmädchen zur Dollarmillionärin. Lin Roman aus dem Leben. Herr und Frau Boster Hallove aus Chicago unternahmen ihre jährliche Reise nach Europa und landeten zur Saison in Paris. Der Karneval stand damals auf seiner Höh« und die oberen Zehntausend aus New Pork und anderen ameri kanischen Großstädten waren in der Seinestadt vertreten. An einem Spätabend, der dem Besuch der Montmartre- Vergnügungen vorbehalten war, näherte sich ihnen an einem Tisch des berühmten Etablissements „Rat mort" ein Blumenmädchen ruck bot dustend« Rivierasträußchen zum Verkauf an. Frau Hollove, der die Verkäuferin, welche von außerordentlicher Schönheit war, sehr gefiel, kam mit ihr ins Gespräch und ließ sich ihren Werdegang erzählen. Das Schicksal des armen Geschöpfes war wahrhaft bemitleidens wert, es hatte vor wenigen Wochen die Mutter verloren. Der Vater war Gewohnheitstrinker, der es bei Wind und Wetter zwecks Erwerbes auf die Straße jagte. Allen Er lös für ihre Blumen mußte die Schöne zu Hause abliefern. Tief gerührt redete die Bankiersgattin aus Chicago ihrem Manne zu, sich der Waise anzunehmen. Die kleine Parise rin Pvonne Montilon trat also die Reise über den großen Teich mit der Chicagoer Familie an und sollte als Zofe bei Frau Hollove Stellung nehmen. Bald jedoch zeigte sich, daß sie zu Höherem berufen war. Sie wurde die Freundin der Fra» des Hauses, die sie außerordentlich betreute, ihr Unterricht erteilen ließ und es versuchte, sie in die Gesell schaft einzuführen. Eines Tages erklärte Mr. Hollove, daß er ohne die schöne Pariserin nicht mehr leben könne, und strengte die Scheidungsklage gegen seine Gattin an. Am Vorabend des Gerichtstermins war aber die junge Pvonne spurlos verschwunden. Man vermutete in Chicago sogleich, daß Mrs. Hollove sie entführt und vor den Augen ihres Gatten versteckt halte, um ihn von den Scheidungspläncn abzubringen. Dieses Projekt gelang jedoch nicht, da ein Heer von wirklichen und Amateurdetektiven sich auf die Spur der schönen Pariserin machte und sie endlich in einer entlegenen Farm in Verzweiflung vorfand. Mrs. Hollove hat nicht allein ihren Scheidungsprozeß verloren, sondern mußte sich auch vor dem Richter wegen Entführung verant worten. Was das Meer uns liefert. Einem in New Bork erschienenen Werke „Die Handclsprodukie der See" entnehmen wir folgende Berichte, die beweisen, welchen großen Anteil das Meer an der Ernährung der Menschen Hot. Bei Neufundland werden jährlich über ISO Millionen Stockfische gefan gen. Bei Noch-Urn in Schottland hat man im Lause von 14 Tagen einen Wert von 10 Millionen Mark an Heringen aus der See ge zogen. Bon Halifax exportiert man jährlich 200 000 Fässer Malrc- len. Die Lachsfischerei auf den britischen Inseln trägt jährlich zehn Millionen Mark ein. Es ruhen noch hunderterlei Delikatessen ungc- nützt I» den Tiefen des Meeres, weil das Rezept, sie mundgerecht zu machen» noch nicht gesunden ist. Wo bleiben Austern, Perlen, Schildpatt, Perlmutter, Ambra, Sepia, Fischbein, Fischblasen, Koral len, Schwämme Seegras usw. Es ist längst bewiesen, daß Schell- fische und Kabeljau, Heringe, Aal, Sardellen mehr Eiweiß und Fett enthalten als Rindfleisch. In Jules Bernes interessantem See roman „Zwanzigtausend Meilen unterm Meer" tritt der sür die die See begeisterte Kapitän Nemo mit der Behauptung auf, das Meer könne dem Menschen alles liefern, was er für seine Bedürf nisse brauche, ßvgar Kletdungsstoff, Obst, Konfekt, Milch, Tabak '' '