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Neues aus aller Welt. — Die Berliner Sparkasse belohnt das Sporen! Die Sparkasse der Stadt Vertin wird gelegentlich der Erreichung der ersten 100 Millionen Reichsmark Spareinlagen eine größere Zahl von G e s ch e n k s p a r b ü che r n mit Be trägen von 10 bis 300 Reichsmark stiften. Diese Bücher werden durch Los unter diejenigen Sparer verteilt, die an dem Tage Spargelder eingezahlt haben, an dem die ersten 100 Millionen Reichsmark Einlagen erlangt sind. Die Geschenksparbücher werden ein Titelblatt mit Widmung erhalten, das Guthaben wird auf ein Jahr gesperrt. — Vorläufiger Slrafausschub für die Gräfin Bothmer. Gräfin Bothmer, die jetzt ihren Mädchennamen Ellinor von Dierke führt, hatte zum Sonnabend die Aufforderung Er halten, sich im Frauengefängnis in der Barnimstraße in Berlin zur Verbüßung der Rcststrafc von vier Monaten und einer Woche Gefängnis einzufinden. Durch ihre Verteidiger hatte sie bereits vorher ein Gesuch um Begnadigung beim Rechtsausschuß des preußischen Landtags eingereicht. Gleichzeitig hatten die Verteidiger bei der Oberstaatsanwalt schaft in Potsdam den Antrag gestellt, Frau von Dierke bis zur Entscheidung über ihr Gnadengesuch Strafaussetzung zu gewähren. Diesem Antrag ist in letzter Stunde durch den zuständigen Ersten Staatsanwalt Gcrlach in Potsdam statt gegeben worden. — Die Liebeslragödie der Gräfin. Die Gräfin Wierz- bicka, eine wegen ihrer Schönheit in Warschau berühmte Frau, wurde von einem früheren Beamten der Ungarischen Gesandtschaft erschossen. Motiv zu der Tat war unglückliche Liebe. Der Täter hat Selbstmord verübt. — Eine fünfköpfige Familie ermordek. Aus Bukarest wird berichtet: In der Gemeinde Tychyrysu ist ein furcht bares Verbrechen aufgedeckt worden. Der Gastwirt Rubin, seine Gattin, seine Schwiegermutter und zwei Töchter im Alter von 10 bis 8 Jahren wurden in ihrer Wohnung mit durchschnittenen Kehlen tot aufgefunden. Die Polizei stellte als Täter mehrere Dorfbewohner fest, die bei Rubin gezecht hatten. * — Kinderlähmung in der Ostmark. In Tirschtiegel und einigen Nachbardörfern zwischen Bentschen und Meseritz grassiert seit einigen Tagen eine schwere Kinderkrankheit, und zwar eine Rückenmarklähmungs-Erschcinung. 15 Kin der sind bereits gestorben. Nach Meldungen aus Landsberg a. d. Warthe tritt diese in der Grenzmark herrschende Kinder lähmung nunmehr auch in den polnischen Ortschaften auf und hat dort bereits ebenfalls Todesopfer zur Folge gehabt. — Vor Freude gestorben. In einem Gasthaus in Neu reichenau (Bayer. Wald) ist der 68 jährige Austrägler Joseph Weidinger von Gsenget aus Freude über das Wiedersehen seines jüngsten Sohnes, der ein ansehnliches Geschenk mitgcbracht hatte, infolge Herzlähmung gestorben. — Einbrecher im Rausch. In der Keibelstraße in Ber lin beobachteten staunende Passanten am Sonnabend vor mittag einen Mann, der ganz harmlos in die Fenster einiger Wohnungen einstieg, alles, was er erfassen konnte, zusam- mcnraffte und dann, als wäre weiter nichts dabei, wieder hcrauskam, um durch ein anderes Fenster in eine andere Wohnung emzusteigen. Die Menge sammelte sich und wollte dem eigentümlichen Sammler zu Leibe gehen. Schutzpolizcibeamte eilten herbei, um ihn zu schützen; und nun erklärte der Mann, er sei Hausbesitzer in Köpenick, habe ein gutgehendes Geschäft und sei nur nach Berlin gekommen, um sich einen guten Tag zu machen. Hier habe er etwas über den Durst getrunken. Was weiter geschehen sei, wisse er nicht. Die polizeilichen Nachforschungen ergaben, wie die „B. Z." meldet, die Richtigkeit der Darstellung. — Um die letzte Flasche Sellerswasser. Zu einer ge fährlichen Schlägerei kam es in der Nacht zum Sonntag in einer Gastwirtschaft in der Wielandstraße in Berlin-Char lottenburg. wo eine Hochzeit gefeiert wurde, wozu der Wirt die Erlaubnis erhalten hatte, bis 5 Uhr morgens geöffnet zu haben. Nachts gegen 2 Uhr entstand zwischen den Gästen und drei Musikern ein erbitterter Streit um den Besitz Ver letzten Flasche Selterswasser. Der Streit artete in Tätlich keit aus> so daß der Wirt schließlich das Ueberfallkommando der Polizei alarmierte, das die wildgewordene Hochzeits gesellschaft mit Gummiknüppeln auflöste. — Der Vesuv in Tätigkeit. Nach einer Meldung aus Neapel hat der Vesuv seine Tätigkeit wieder ausgenommen. Die Flammen waren in der Nacht weithin sichtbar. Dio Eruptionen erfolgten in kurzen Abständen. Nach Versiche rung des Seismologischen Institutes besteht keine Gefahr eines Ausbruches größeren Umfanges. — Dec Polizeidirektor als Schmuggler. Die Rassische Tgz. meldet aus Salzburg, daß der stellvertretende Polizei direktor Friedrich unter dem Verdacht des Warenschmuggels nach Bayern stehe. Friedrich, der vermöge seiner Stellung bisher stets ohne Durchsuchung die Grenzsperre passieren tonnte, wurde jüngst angchalten. Man fand bei ihm unver zollte Teppiche. Es sollen ihm sechs solche Schmuggcltrans- porte nachgewiesen worden sein. — Mch achk Jahren die Stimme wiedererhastcn. Ein Bergmann in Buer, der als Kriegsteilnehmer infolge Ver- chiittung ein schweres Nervensieber zu überstehen hatte, hatte nach völliger Wiederherstellung die Sprache verloren. Wegen einer Verletzung am Bein mußte er sich dieser Tage zum Arzt in Behandlung begeben. In der Narkose gab er einige Laute von sich. Als nach dem Erwachen des Patien ten mit ihm Lautübungcn vorgcnommcn wurden, stellte sich nach und nach die Sprache wieder voll ein. hl« SSkgiMmmene Versteigerung der Feldfrüchte eines in Konkurs geratenen Wirtschaftsbesitzers, und zwar von dessen zugepachteten Feldern. Der Bersteigerungstermin war mehrmals in der Zeitung bekanntgemacht worden. Die Fläche der gesamten Pachtung umfaßt 14 Scheffel, wofür im Durchschnitt pro Scheffel 38 -41 Jahrespachtzins bezahlt wurde. Der Erlös der Versteigerung erbrachte den Gesamt betrag von 347 <41. Dies ist pro Scheffel rund 29 <41. Neben diesem Pachtzins sind für diese Gesamtpachtung noch verausgabt worden: 175 -41 für Saatgut, 180 -41 für Kunst dünger und 280 -41 für Gespanne und Arbeit bei der Be stellung, das ist pro Scheffel 45 -41. Diesem Betrage steht an Einnahme die Summe von rund 29 <41 gegenüber. Da sämtliche Ausgaben durch die Konkursverwaltung bestritten wurden, kann sich jedermann von der Richtigkeit dieser Zoh len überzeugen. Nun sind aber die Feldfrüchte noch nicht geborgen. Bis dahin kostet es nochmals Arbeit, und die Gefahr des Verderbens bei dem diesjährigen Wetter besteht außerdem noch. Daß unter solchen Umständen der Bauer nichts mehr einkausen kann und verzweifeln möchte, dürfte auch Nichtlandwirten erklärlich werden. Lhemnih, 18. August. Luftverkehr Chemnitz—Paris. Durch die kürzlich in Kraft getretene Zusammenarbeit ver deutschen Lufthansa mit der französischen Luftverkehrs-Ge sellschaft, welche die Linie Paris—Konstantinopel betreibt, ist auch eine direkte Luftverkehrsverbindung Chemnitz—Paris entstanden, die bereits in den ersten Tagen in entgegenge setzter Richtung mehrfach zum Frachttransport benutzt wor den ist. Das Flugzeug der Lufthansa verläßt Chemnitz 9,15 Uhr vormittags und trifft 11.20 Uhr in Nürnberg-Fürth ein; dort wird der Anschluß an die französische Maschine er reicht, welche um 1 Uhr Fürth verläßt und nach Zwischenlan dung in Straßburg 6.50 Uhr nachmittags in Paris landet. Misten de» neuen Gewexbesteuttgesetzee vom 8V. Just 1926 wird auf folgendes hingewiesen: 1. Der Fälligkeitstag dev^ächsten (zweiten) Teilzahlung der Gewerbesteuer 1926 stt njcht mehr der 15. August, son dern der 18. September 1928. Der bisherige Termin vom 15. August fällt alo weg; an seine Stelle tritt der 15. Sp- tember. 2. Am 15. September 1926 und weiterhin am 15. De zember 1926 und 15. Februar 1927, dafern nicht bis dahin die Veranlagung durchgeführt und der Steuerbescheid für das Rechnungsjahr 1926 zugestellt sein sollte, ist als Gewerbe steuervorauszahlung je eiy Viertel vom Hundert des bereits den bisherigen Vorauszahlungen zugrunde liegenden Be triebsvermögens Ende 1923 zu entrichten. Der feststehende Betrag von 30 Reichsmark ist vom 15. September 1926 ab nicht mehr zu zahlen. 3. Die Arbetgeberabggbe war letztmalig am 28. Juli 1928 zu entrichten. Haben jedoch Arbeitgeber von der Möglich keit Gebrauch gemacht, die cm 15. und 25. eines Kalender monats fälligen Abgabebeträge zusammen mit der am 5. des sagenden Kalendermonts fälligen Abgabe zu entrichten, so haben sie die an sich am 15. und 25. Juli 1926 fällig gewe senen Äbgabebeträge in jedem Falle noch abzusühren. Dresden, 18. August. Finanzminister Dr. Dehne hat seinen diesjährigen Erholungsurlaub angetreten und wird voraussichtlich erst Mitte September seine Amtsgeschäfte wie der übernehmen. Für das Finanzministerium bestimmte Eingaben sind deshalb, um Verzögerungen zu vermeiden, nicht an Herrn Finanzministcr Dr. Dehne persönlich, sondern an das Finanzministerium, Dresden-N. 6, zu richten. Dresden, 18. Aug. Beratungsstelle für Touristik. Die Interessengemeinschaft Dresdner touristischer Vereinigungen besitzt in den Räumen des Dresdner Verkehrsvcreins Haupt- bahnhvf, Osthalle, eine öffentliche Beratungsstelle für Tou ristik. Schon im vergangenen Winter durfte sie trotz ihres kürzen Bestehens sich eines regen Zuspruchs erfreuen. Die Beratungsstelle ist von nun an Montags bis Freitags, nach mittags von 3—614 Uhr und Sonnabends von 12—2 Uhr für jedermann geöffnet und zwar im Dresdner Verkehrsver- orn, Hauptbahnhof, Osthalle. Tel. 20 186. Schloß Moritzburg, 18. August. Oesfenlliches Porzellan- ryuseum. Seit Sonntag ist das neu eingerichtete Porzellan quartier der Oeffentlichkeit zugänglich. Es handelt sich bei dieser neuen Sehenswürdigkeit um vier Räume mit hervor ragendem Meißner Porzellan des 18. Jahrhunderts. Der Eintrittspreis für eine Sonderführung, die im Anschluß an die allgemeinen Schloßführungen stattfindet, ist auf 2 -4t pro Person festgesetzt, doch müssen sich mindestens drei Personen melden. Pirna, 18. August. Rur mil Hemd und Nachkjacke be- kleidek war eine hiesige Ehefrau, die Polizeibeamte in der Nacht zum Montag auf der Breiten Straße trafen und mit zur Wache nahmen. Die Bedauernswerte, die sich in geisti ger Umnachtung aus ihrer Wohnung entfernt hatte, hatte einen Hammer in der Hand und gab an, ihren Mann er schlagen zu haben. Die Angaben beruhten jedoch nur auf Einbildung. Pirna, 17. August. Ein Dauerschwimmen von Pirna bis Meißen unternahm gestern ein Ncichsmchrsoldat. Nach dem er sich genügend präpariert, d. h. seinen Körper ge hörig mit Fett eingerieben hatte, ging er vormittags 1-9 Uhr am Rudervrreinshaus in Pirna in die Elbe und schwamm, begleitet von 2 Mann im Faltboot, los. Der mutige, Schwimmer hoffte, die etwa 48 Kilometer lange Strecke in 7 Stunden zurückzulegen. Hoffentlich ist ihm das geglückt. Kleinwalkersdorf b. Freiberg, 18. August. Lin krübes Bild vom gegenwärtigen Stand der Landwirtschaft gab eine -Skizze von Hansv. Böhlen- Hamburg. ' Fritz Kröger ist ein sonderbarer Geselle. Er raucht Nicht, er trinkt nicht, ist stets wortkarg, immer mit seinen Gedanken allein. Soin Gesicht hat Harle, sonnenverbrannte Züge. Sein Mund ist herb und schmal. Fast häßlich ist das Gesicht. . Manchmal aber, wenn ein Lächeln darüber hin zieht, dann Hellen sich die harten Züge auf, dann kommt Freude in die ernsten Augen, dann geht ein Zug feiner Schönheit von ihnen aus. Fritz Kröger hat auch seine Leidenschaft, der er wild und doch sonderbar ernst frönt. Fritz Krüger ist Elbefahree. Nicht von Beruf; sein Perus ist ein gut bürgerlicher, er ist Kaufmann, aber er ist Besitzer eines Kanadiers. Immer, wenn es seine Zeit nur irgendwie erlaubt, ist er draußen auf der Elbe. Er nennt.das Sport. In Wirklichkeit ist das ober eine Leidenschaft, denn er kommt nicht mehr davon los. Tolle Geschichten erzählt man sich von seinen Fahrten. Eine ist die von Ohle Hansen. Ohle ist Fischer. Er hat einen Ewer mit eingebauten: Motor. Wie viele an der Wasser kante, ist er ein Freund Fritz Krögers geworden. Einst war'Fritz mit Ohle nach.Brunshausen gefahren. Sein Boot hing im'Schlepp am Mer. Ein steifer Ostwind trieb die Elbe beinahe leer. Nun aber setzte die Flut ein, und die Wellen türmten sich zu Bergen. Da riß die Fangleine von Fritz .Krögers Boot. Ohle Hansen drehte bei. Auf dem Bauche liegend, die Füße in eine Tauschlingc gehängt, gelang es Fritz, das kleine Boot zu packen. Der Ewer stampfte schwer, der kleine Kahn tanzte wie toll aus dem Wasser. Fritz hat ihn mit beiden Armen gepackt und läßt ihn nicht, bis nach langer, langcr Zeit endlich Ohle den Anker geworfen hat und ihm nun Hel sen kann, eine neue Fangleine anzubringc». „Dat hcst du sein mokt, min Jung!" Ohle gab ihm die Hand, stieg selber mit in das kleine Boot und hals unscrm Freund noch dem Hasen zurück. — Eine andere Geschichte ist die von Ellen Krohn. Da hatte ein Kanuvercin einen Ausflug nach der Lühe unter nommen. In herrlichstem Sonnenschein lag die Elbe spiegel glatt da. Es wurde drückend heiß. Manch' Schweißtropfen rann mit ins Meer. Am Mittag, nachdem schon die Rück kehr angetrcten war, kam ein Gewitter aus. Wie aus heite rem Himn^l setzte eine Bö ein. Die Elbe wirbelte auf wie kochendes Wasser. Die kleine Flotte lag gerade über den Sünden hinter Finkenwärder. Keine Hilse mar weit und breit zu sehen. „Beidrehen! Schnell zurückfohrcn!" schrie Fritz Kröger, der das Wasser kannte. . Es war schon zu spät. Zwei Borne konnten gegen den ^itnrm n'ckü wenden und kenterten. Während die anderen dem Ufer zustrebten, blieb Fritz draußen, um den Geken terten zu helfen. Mit Mühe zog er sic in sein Boot, das dabei selber in Gefahr kam zu kentern. Dann fischte er die gekippten Boote auf, nahm sic in Schlepp, und nun erst be gann er die Rückfahrt zum Ufer. Immer wieder schlugen die Wellen in das schwer beladene Boot. Die Geretteten wurden aufgefordcrt zu schöpfen. Erst nach langem, schwe rem Kampf mit Wellen und Wind kamen sic an Land. Bleich wie die Wand war Fritz Kröxer bei der Landung. Er halte Angst gehabt um das Leben der anderen, das ihm anvertraut gewesen war. Nun streckte er sich lang ins Gras. Da erhebt sich ein Schreckcnsruf. „Ein Boot rst noch draußen! Erwin Möller und Ellen Krohn sind noch nicht da." Richtig, weit draußen über den Sanden treibt noch etwas. Durch ein Glas kann man genau sehen, daß cs ein gekentertes Boot ist. Schon ist Fritz Kröger wieder bei seinem Kahn. „Wer macht mit?" Einen Augenblick herrscht lastendes Schweigen. Da ist niemand, der sein Leben um einen ge kenterten Kahn lassen möchte. Dann ist das Boot von Fritz offen. Er blickt überlegend hinaus auf die Elbe. Still schweigend tritt Klaus Thede neben ihn. „Komm, Fritz, wir wollen's mal riskieren." Sic schieben das Boot ins Wasser. Zweimal werden sic ans Ufer zurückgcworfen. Nun sind sie los. Dunkel und unheimlich lieat die weite Fläche vor ihnen. Weißer Schaum jagt 'über das Wasser. Die Zähne zusammen gebissen, die Muskeln zum Zerreißen gespannt, die Körper weit nach vorn übergcneigt, um dein Sturm so wenig wie möglich Widerstand zu bieten, den Blick starr geradeaus auf das Ziel gerichtet, so arbeiten sie sich wild gegen Wind und Wellen weiter. Langsam, ganz langsam geht es. Eine große Müdigkeit überkommt sie, eine tiefe Mutlosigkeit. Vielleicht ist alle Anstrengung umsonst und nichts mehr zu retten als nur der leere Kahn. „Klaus, nicht Nachlassen!" brüllte Fritz durch den Sturm. Bei jedem Paddcischlag stöhnte er vor Anstrengung. Der Schmeiß rinnt beiden in Strömen vom Kops. Ein Blitz züngelt blendend hernieder. Gleichzeitig beginnt ein wilder, peitschender Gewitterregen. Im Augenblick sind beide bis auf die Haut durchnäßt. Das dünne Zeug legt sich hindernd um Arme und Beine. Langsam füllt sich das Boot mit Wasser. Weiter, weiter! Endlich sind sie heran an den gekenterten Kajak. Er ist leer. Sollte doch alle Mühe und Not vergeblich gewesen sein? Nein, da hängt noch etwas ani Boot, das wirbelnd von den Wogen auf und nieder geschleudert wird. „Laß dich rückwärts ins Boot fallen, Klaus!" schreit Fritz. Nun kniet er selber nieder und packt den säst leblosen, am Bootsteucr eingeklemmten Körper. Eine verzweifelte Arbeit beginnt, denn in jedem Augenblick sind sic selber in Gefahr, von den Wellen umgcrissen zu werden. Endlich ist es geschehen. Der Körper ist geborgen, das gekenterte Boot im Schlepp. Nun sehen sic sich nach Ermin Möller um, um auch diesem, wenn irgend möglich, noch Hilfe zu bringen. Vergebens. Nichts ist mehr zu sehen, als Wasser, wirbelndes, schäumendes, vom Regen gepeitschtes Wellcn- gewirrc. Sie blicken nach dem User zurück. Weit hat sic der Strom schon abgetrieben. Fast sind sic schon in der Fahr rinne. Zurückkommen ist ausgeschlossen. Also nach dem gegenüberliegenden Ufer. Da kommt nun auch noch ein Sccschlcppcr auf, der in mächtiger Fahrt aufwärts zieht. Der kam: 'ihnen noch gefährlich werden. Ihre Kräfte sind fast am Rande. Da zieht Fritz sein Taschentuch und winkt zum Schlepper hinüber. Der Steuermann hat schon bemerkt, daß Not am Mann ist. Er verlangsamt die Fahrt und nähert sich vorsichtig dem kleinen Boot. Starte Fäuste ergreifen die zugeworfcne Fangleine, ziehen das Boot seitwärts, heben den leblosen Körper hin über. Die beiden jungen Leute klettern nach. „Wbheb kommt ihr denn bei diesem Weller? Ihr seid wohl verrückt geworden, mit eurer Nußschale auf der Elbe hcrumzufahrcn!" Fritz ist zu keiner Antwort mehr fähig. Er bricht zu sammen. Klaus Thede erzählt kurz, was las ist. „Denn man schnell an Land, damit ihr trockene Plün- ncn ankriegt, und denn man rasch mit de lütt Dcern ins Krcmtcnhaus." Harte Hande beginnen Versuche von Wieder, bclebung aN Ellen Krohn. Es scheint vergeblich. Erst als man dicht an der Landungsbrücke ist, gibt sic schwache Lebenszeichen von sich. Am Ufer hat sich eine große Menschenmenge angesam melt. Ein Privalauto bringt die Beiden ins Krankenhaus. Klaus Thede bekommt trockene Kleider und warme Ge tränke. Die Hilfsbereitschaft der Wasserkantenbcwohncr zeigt sich in hellstem Licht. Ermin Möller hat nicht gerettet werden können. Seine Leiche fand man nach Tagen weit stromabwärts. — Nach seinem Wiedcrcrwack)en war die erste Frage Fritz Krögers nach seinem Schützling, die zweite nach seinem Boot. Das seine, schöne Lächeln lag auf seinen Zügen, als er nach der beruhigenden Antwort der Pflegerin wieder ein schlief. - Auch heute ist Fritz Kröger ein sonderbarer Geselle. Er trinkt nicht, er raucht nicht und fährt während seiner freien Zeit aus der Elbe. Mit ihm fährt seine Frau, geborene Krohn.