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Der sächsische Erzähler : 28.07.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192607289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19260728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19260728
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-07
- Tag 1926-07-28
-
Monat
1926-07
-
Jahr
1926
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 28.07.1926
- Autor
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etwa 1000 Mark mit. Bisher ist noch keine Spur von den Tätern gesunden. — Der deutsch« Werkmeister-Derband Hal einen schweren Ver lust erlilten. Lin Werkmeifter-Veteran, KonradZander, Düs seldorf, der Mitbegründer und Ehrenvorsitzende de« Deutschen Werkmeister-Verbandes, schied am 21. Juli im hohen Alter von fast 88 Jahren aus dem Leben. Zander gründete Ostern 1884 den Deutschen Werkmeistcr-Derband in Gemeinschaft von S50 Werk- meister-Bertretern. Al- Vorsitzender des Verbandes hat er sich un- ermlldlich für die Hebung des Werkmcisterstandcs eingesetzt. Die Bertretervcrsammlung der Hamburger Abgeordnetentages 1902 ernannte ihn darum zum Ehrenvorsitzenden. — Die Deutschlandfahrt eine, pariser Sinderballon». Vor einigen Tagen fand ein Landwirt in der weiteren Um gebung von Bremen die zerplatzte Hülle eines am 18. Juli in Paris aufgestiegenen kleinen Gummiballons, der die Auf schrift „Les Petit« Parisiens" trug. An dem Ballon war eine blaue Karte befestigt, auf der der Tag des Aufstiegs, sowie die Adresse des Leiters der Ballonflugveranstaltung: „Monsieur le Präsident du Comitä des Fötes Organisäes avec le Concours du „Petit Parisien", 18. Rue d'Enghien, Paris X 0", angegeben war. Trotz der starken Gewitter und der heftigen Niederschläge am 18. und 19. Juli hat der kleine Ballon den Weg von Paris nach Norddeutfchland in verhält nismäßig kurzer Zeit zurückgelegt. — Line musikalische Gratulation für Vernarb Shaw. Arnold Schönberg hat zum 70. Geburtstag Bernhard Shaws einen Gratulationskanon komponiert. Dieser Kanon wird dem Dichter zusammen mit der Glückwunschadresse überreicht, die der Verlag S. Fischer gemeinsam mit dem Uebersetzer Shaws, Siegfried Trebitsch, zusammengestellt hat. An dieser Glückwunschadresse haben sich eine Reihe von namhaften deutschen Schriftstellern, Musikern, Malern und Politikern mit handschriftlichen Grüßen beteiligt, u. a. Hermann Bahr, Elisabeth Bergner, Lujö Brentano, Albert Einstein, Walter Gropius, Gerhart Hauptmann, Graf Hermann v. Keyser- lingk, Alfred Kubin, Thomas Mann, Max Pechstein, Arthur Schnitzler, Carl Seoering, Oswald Sprengler, Richard Strauß, Gustav Stresemann, Jakob Wassermann, Felix Weingartner, Franz Werfel. — Ein weißer Rabe. Wie wir dem „Christlichen Volks boten" ntnehmen, hat der Hausbesitzer Zacharius Huntley an seinem Grundstück in der Nähe von Neuyork folgende In schrift anbringen lassen: „Mein Haus enthält zehn Wohnun gen, die ich zehn Familien anbiete. Ich nehme jedoch nur Familien mit mindestens fünf Kindern auf. Viele Besitzer geben Hunden den Vorzug vor Kindern. Ich meinerseits dulde keinen Hund auf meinem Grundstück, dafür freue ich mich um so mehr, dort Kinder zu sehen. In jedem Fall, wo die Zahl der Kinder meiner Mieter sich vermehrt, werde ich die Miete hcrabsetzen. — Haifische in italienischen Seebädern! Das Auftau chen von Haifischen in den Seebädern von Genua hat die ganze Riviera in Angst und Schrecken versetzt. In Varazze, 32 Kilometer westlich Genuas, büßte ein Schwimmer bereits sein sein Leben ein. Zwei junge Männer, die nach einer Klippe hinüberschwimmen wollten, wurden von einem mäch tigen Hai angefallen. Der «ine wurde in die Tiefe gezogen, während der andere von einem Boot ausgenommen und ans Ufer gebracht wurde. Ganze Flotillen, mit Truppen und Sportsleuten bemannt, suchen längs der ligurischen Küste nach den Haifischen. An der Ueberfallstelle wurden Bade anzug und Bademütze des' Unglücklichen ausgesucht. Das Meer war bei dem, Haiangriff ruhig und klar, so daß man bis auf den Grund'bsiHep )onijte. Der Begleiter des Ver schwundenen, der .ein, mehrfach prämiierter Schwimmer war, erzählte, daß. sein Kamerad plötzlich wie von einem Strudel hinunterg-zogen wurde und sich kräftig gewährt zu haben scheint, da der Hai.das Lasser zu Schaum schlug. — El» Unglück aus Zeche Vefierholt. Auf der Grube Westerholt ging nach einer Meldung aus Recklinghausen im Flöz 7 «ine Förderstrecke zu Bruch. Dabei wurden drei Bergleute durch die niedergehenden Sestetnsmassen abge schnitten. Die Rettungsarbeiten wurden sofort ausge nommen. — Am Radioapparat vom Vlih erschlagen. In der Nacht zum Dienstag ging über Prag ein schweres Gewitter nieder, das ein Menschenleben sorderte. In einem Vorort war der Sohn eines Fuhrmannes, der auf dem Boden einen Radioapparat hatte, beim Radiokonzert eingeschlafen. Ein Blitz, der in das Gebäude einschlug, ging entlang der Radio, leitung und tötete ihn. — Vie Todesopfer de» Flugzeugunglück» bei Juist. Die Todesopfer des am Sonnabend bei der Insel Juist verun glückten Flugzeuges sind Herr und Frau Hörster aus Ber- lin sowie die Herren van Delden aus Nordhorn bei Bent heim und Stoick aus Nordham bei Bentheim. Der Flug- zeugführer heißt Tarcinski. — Masfenvergiftungen bei der deutschen Marine. Auf dem Linienschiff „Hannover" sind 141 Matrosen an Vergif tungserscheinungen erkrankt. Als Ursache wird verdorbenes Fleisch angenommen. Es handelt sich durchweg um Fälle leichterer Natur. Von den erkrankten Matrosen haben nur etwa 20 noch erhöhte Temperatur. Lebensgefahr besteht in keinem einzigen Falle. — „Allbier wird man vom Blitz erschlagen!" Der be kannte Physiker und satirische Schriftsteller G. Ehr. Lichten berg, der eingehende Studien über die Wirkung des Blitz schlages gemacht hatte, kam einmal auf eine sonderbare Idee. Er gab nämlich allen Ernstes den Rat, man solle an alle frei stehenden Bäume Täfelchen mit der Inschrift: „Allhier wird man vom Blitz erschlagen!" anbringen lassen, um die Meu chen zu warnen, bei Gewittern unter Bäumen Schutz zu uchen, was bekanntlich sehr gefährlich ist. „Es ist besser." agte Lichtenberg hierzu, „naß zu werden, als bei trockenem Leibe vom Blitz erschlagen zu werden." — Erhaltung des Urwaldes im Vöhmerwalde. Mehr fach schon ist durch das Bodenamt geplant worden, den Ur wald am Kubany im Böhmerwalde, den einzigen in ganz Mitteleuropa, bis auf einen kleinen Rest abzuschlagen, da er angeblich den Nachbarwäldern wegen seines Jnsektenreich- tums gefährlich wird. Wissenschaftliche Fachleute aber und das tschechoslowakische Unterrichtsministerium sind jetzt neuerlich entschieden eingeschritten und fordern unbedingte Erhaltung des Waldes. — Traurige Fracht. Ein tragischer Vorfall hat sich in einem Walddistrikt der Oberförsterei Wolfgang bei Hanau zugetragen. Die 13 und 17 Jahre alten Brüder Plessel aus Hanau weilten im Walde, um Holz zu sammeln, bei welcher Gelegenheit der 13jährige Bruder auf eine hohe Fichte klet- erte. Oben angelangt, knickte die Spitze um, und der wag halsige Kletterer stürzte zu Boden, wo er mit gebrochenen Gliedmaßen tot liegen blieb. Sein 17jähriger-Bruder, ein etwas schwachsinnig veranlagter Mensch, lud erst seinen Kar ren mit Holz, legte dann die Leiche seines Bruders auf die Holzlast, band sie fest und fuhr dann, ohne das Elternhaus zu berühren, mit der Leiche direkt nach deni Friedhof um sie dort abzuliefern. Erst zu Hause, als nach dem Verbleib des Bruders gefragt wurde, klärte sich das Schicksal des Zurück gebliebenen auf. — „Jetzt können wir heiraten!" Die glückliche Gewin nerin des Hauptgewinns der Vorziehung der Deutschen Kampfsptsk-Loiterie hat sich, wie au» Köln geniekv«? wlr-, vei dtr girma Amtenbrink gemeldet. Die Glücksgöttin' hist die Richtige getroffen, denn ole Inhaberin de« Lös«» ist «ly Bürofräulein aus Köln-Mülheim, da» auf da» Loopello» den Barbetraa von 36 000 -tt in Empfang nahm. St« «ar von ihrem Bräutigam begleitet und erklärte in freudiger Er regung: „Jetzt können wir heiraten!" — ... Erfrorene in Afrika. Während in Amerika in folge der großen Hitz« über 100 Menschen um» Leben aekkM- men sind, wird Aus Südafrika über eine grimmig« Kälte be richtet, wie seit langem dort nicht mehr gewesen ist. Der Tafelberg ist mit Schnee bedeckt, verschiedene Eingeborene sind erfroren. In Australien vernichtete das Hochwasser ver schiedene Eisenbahnbrücken und riß Häuser in der Näh« vüN Geelong nieder. — Der moderne heldenlyp. Die amerikanische Organi sation christlicher junger Männer hat an 14jährige Schüler von 58 verschiedenen Ländern die Frage gerichtet, welch« ihr Lieblingsheld sei. Aus der jetzt veröffentlichten Gesamt statistik ist zu entnehmen, daß an der Spitze der gewählten Helden fast in gleicher Gtimmenzahl Tom Mix und Abd el Krim stehen. Kegelsport. IS. Deutsches Vundevfest de» Deutschen Keglerbunde». Der Schlußsonntag brachte nochmals einen regen Be trieb auf allen Bahnen. Zugleich fanden 300-Kugelkämpfe zwischen den Berliner Klassenmeistern und ein 150-Kugelkampf auf allen 3 Bahnarten unter den Sachsen statt. — Die ersten 10 Sieger der Ehrcnbahnen wurden: auf Bohle: 1. Hellge-Altona 82, 2. Grimm-Kiel 81, Z. Brehmer-Kiel 81, 4. Tabellng-Bremen 81, 5. Herrmann-Kiel 81, 6. Hilliger-Braunschweig 80, 7. Aldag-Altona 80, 8. Schultze-Ber lin 80, 9. Nows-Hamburg 80,10. Seiler-Berlin 80. aus Asphalt: 1. Kahlert- Oberlausitz 66, 2. Böhm- Braunschweig 65, 3. Bücher-Mainz 65, 4. Geber-Halle 65, 5. Fi- s ch c r-Oberes Elbtal 65, 6. Weiß-Limbach 65, 7. Berge l-Dres- den 64, 8. Eismann.Lugau 64, 9. Günther-Döbeln 64, 10. Wilhelm-Frankfurt a. M. 64. auf Schere: 1. Walter-Barmen 73, 2. Willms-Aachen 72, 3. Rittges-Düsseldorf 72, 4. Denn-Frankfurt a. M. 71, 5. Krahl- Schwelm 71, 6. Reichelt-Berlin 70, 7. Develcr H.-Aachen 70, 8. Krebs-Solingen 70, 9. Stoffel-Frankfurt a. M. 70, 10. Keller- Solingen 70. F i g ur e n m e i st e r sch a ft: auf Bohle: Hinze-Berlin 8 Kugeln, Schere: Wolf jr.-Dortmund 8 Kugeln, auf Asphalt: Rat-Fürth und Büttner-Halberstadt je 15 Kugeln. Seni 0 renmeisterschaft: aus Bohle: Geh-Berlin 374, auf Schere: Develer-Aachen 340, auf Asphalt: Lantzsch- Dresden 266. Höchst-Resultate auf den Nebenbahnen bis 5 Uhr abends: Bohle 1: Frau Peschke-Stargard 34, Bohle 4: Benkert- Göttingen und Pöhler-Planitz je 41, 1. Ehrenbahn: Frau Riegel- Berlin 32, Bohle 5: Arp-Kiel 42, Bohle 6: Wolf-Altona und Wer ner-Bremen je 41, Bohle 7: Dietz-Berlin 35, Bohle 8: Büchert- Kicl 42, Bohle 9: Rau-Berlin 42, Bohl« 10: Kampe-Braunschweig 49, Bohle 11: Höfer-Uelzen 50, Bohle 12: Warschner-Iüterbog 79, Bohle 13: Puck-Kiel 50, Bohle 14: Rademacher-Lüneburg 96; Schere 32: C. Jsringhaus-Berlin 47, Schere 37: Seban-Höchst a. M. 81, Schere 38: Pieper-Harzburg 33, Amerik. Jarret-New Port 79, Asphalt 52: G r ü n e b e r g e r - L e i p z i g 33, Asphalt 53: Grüne- berger-Leipzig 34, Asphalt 54: P alm e r - O b e r l a u s itz 44, Asphalt 55: Thater-Berlin 45, Asphalt 56: Christiansen-Altona 43, Asphalt 57: Nudelt I - Hartha 70, Asphalt 58: Frau Schna - bcl-Chemni tz 29, Asphalt58: Ehrenbuch» Frau Krumbiegel- Limbach 26, Schere 59: Frau Schweigmann-Hannover 31, Ehrenbahn 59 Frau Schuinann - Leipzig 30. — Die ge nauen Resultate werden später nach dem Nachprüfen der Listen bekanntgegeben. Wie mag aus seinen Schulden eine A.-G. macht. Eine lustige'schwedische Geldgeschichte. ^r heißt Fredrik'Gustafsson, der Held des Tages, und war — wir würden sagen — Sekretär im Stockholmer Stra ßenbauamt. Nebenbei war er ein Mann, der wie viele Schweden über seine' Berhültnifse lebte. Und eines Mor gens, nach schwer durchzechter Nacht, da war er reichlich müde, von jedem Ko'lltzgxn und Vorgesetzten fortwährend wegen seiner Schulden, gemahnt zu werden und in seiner Wohnung ständig rote, blaue und gelbe Mahnzettel von Schneider, Bäcker, Tabak- und Likörfabrikant nebst Haus wirt, Fernsprechamt usw, zu. finden, und so schrieb er 43 Briefe: „Die bekannten und unbekannten Gläubiger des Se kretärs Fredrik Gupafsson werden hierdurch eingeladen, sich unmittelbar nach Dienstschluß im Zimmer 40 des Städtischen Straßenbauamtes einzufinden. Zur Beratung steht ein Vorschlag, den SchülVnär auf Aktien zu setzen." Den Schuldners auf Aktien setzen? Eine etwas seltsam« Ausdrucksweise, nicht-wahr? Jedenfalls erschienen die Gläu biger schon aus Neugierde vollzählig. Die Versammlung be gann unter dem Vorsitz Gustafssons, der bleich, aber be herrscht etwa folgende Ausführungen macht«: Soweit er sei nen Unoermögensstand überblicke, schulde er den versammel ten Gläubigern 11850 Kronen; dazu kämen noch die rück ständigen Steuern -für zwei Jahre, unbezahlte Rechnungen mit 2000 Kronen und ein Vorschuß von 800 Kronen, den er auf sein Gehalt erhoben habe. Sie alle müßten einsehen, daß er in absehbarer Zeit nicht zahlen könne. Außerdem werde er demnächst abgebaut; Das. Kündigungsschreiben habe er bereits bekommen. Es sehe also düster aus für die Herren Gläubiger. Aber er habe einen Stiefbruder in Teckoma- torp; dem gehöre das Stadshotel (Ratskeller mit Fremden- heim, fast in jeder schwedischen Stadt zu finden und mit dem Rathaus verbunden); da könne er unterkommen und später vielleicht das Ganze übernehmen. Aber der Alte da unten sei ein wenig sonderbar; er wolle keinen Menschen ins Haus nehmen, der ungeordnete Verhältnisse habe. Und darum der Vorschlag: Man solle eine Aktiengesellschaft Fredrik Gu- stassson gründen; Kapital 15000 Kronen in Aktien zu je 50 Kronen. Die Versammelten hätten bereits 12000 Kronen des Aktienkapitals ungefähr; man -solle nun seine alten Schul den mit dem Rest bezahlen,- dann blieben ihm noch ein paar hundert Kronen als Ankurbelungskredit für seine neue Stellung. Mittels der neuen Stellung aber könne er be stimmt das Kapitel bereinigen, wenigstens allmählich. So entstand die Aktiengesellschaft Fredrik Gustafsson. Aber schon bald darauf kam ein Brief aus Teckomatorp vn einen früheren Kollegen und Freund. Darau» wurde ge schlossen, daß es in der neuen Stellung nicht eben zum besten ging. Der Freund erklärte, er sei froh, daß er keine Aktien habe, obwohl er jetzt, da er noch ein Hühnchen mit Gustafs son zu rupfen habe, ganz gerne einige Paketchen hätte. Die Folge war ein starkes Angebot von Aktien bei dem Freunde und — was die Verkäufer nicht wußten --- alsbald die Ab- sentUPy eines dicken Paketes eingeschrieben nach dem klei nen Nest in Südschweden. Die Zeit verann, und alsbald kam der Tag der ersten Generalversammlung, zu der das „feste Eigentum" der A.-G. höchstselbst in die Hauptstadt reiste. Er nahm eigenhändig den Platz des Versammlungsleiters ein und erklärte: „Die Gesellschaft hat gut gearbeitet, es steht ein Betrag von 5600 Kronen zur Verfügung. Eine Baisse in den Aktien führte zu Stützungskäufen, so bin ich in den Besitz der Aktienmajori tät gelangt. Wir können uns daher das Abstimmen sparen. Ich schlage vor, daß 5 v. H. mit 750 Kronen auf das Kapi tal verteilt werden, für 250 Kronen gibt die Aktiengesellschaft ein Essen, der Rest von 4600 Kronen wird auf die neue Rech nung vorgetragen und zwar als Gehalt für einen Direktor der A.-G. Zur Bekleidung dieses Postens schlage ich Herrn Fredrik Gustafsson vor. Der Vorschlag ist mit Stimmen mehrheit angenommen. Die Sitzung'ist damit geschlossen." Man muß sagen, daß dieser Fredrik Gustafsson, über den heute halb Schweden lacht, doch mehr kann, als von ihm anfangs zu vermuten war. William Gladstone, der Arauenjäger. Eine gesellschaftlich« Sensation in London. Ein nicht ganz alltäglicher Prozeß spielte sich dieser Tage vor dem Obersten Gerichtshof in London ab. Kläger war der Haupt- mann Peter Wright, Verfasser einiger sensationeller Schriften über die Tätigkeit, die das britische Oberkommando während des Krieges in Frankreich entfaltet hat, über die Konferenz von Versailles, über das Kriegsleben des englischen Volkes usw. In einer seiner letzten Arbeiten hatte Wright behauptet, daß der selige William Gladstone, der „great Old Man" der Liberalen, ein raffinierter Heuchler ge- wesen sei. Hochmoralisch und gottesfürchtig in der Oefsentlichkei.t, habe er privatim" sozusagen allen Frauen nachgeslelll, die ihm in den Schuß gekommen seien, nachgestellt, ganz gleich, wel chem Stande, welchem Berufe, welcher Gesellschaftsklasse sie ange- hört haben mögen: alte und junge, gebildete und ungebildete, Dienstmädchen und Edelfrauen — ihm seien alle gut gewesen. Der gegenwärtige Lord Gladstone, Sohn des so stark beschuldigten alten Herrn, hatte nach dem Erscheinen dieser Angriffe auf seinen Vater an Peter Wright einen Brief geschrieben, in dem er den Hauptmann einen feigen Lügner nannte, weil er einen Toten, der sich nicht mehr verteidigen könne, verleumdet habe, und einen lächerlichen Narren, weil er sich eingebildet habe, daß das Publikum seinen Märchen Glauben schenken würde. Hauptmann Wright hatte in seiner Ant wort seine Behauptungen über Gladstones Heuchelei und Schein heiligkeit wiederholt und sich dabei auf das Zeugnis Lord Mildners und des einst sehr gefürchteten, mehr berüchtigten al» berühmten Labouchöre berufen: dieser letztere, Journalist und Politiker in einer Person, und einer der bissigsten, boshaftesten Männer seiner Zeit, hatte wiederholt erklärt, daß es nicht schwer sei, den alten Gladstone beim Kartenspiel mit einem fünften As in der Hand abzusassen, daß er dann aber sicher heuchlerisch und mit moralischem Augenausschlag versichern würde, der Satan habe ihm die falsche Karte in die Hände gespielt. Für Hauptmann Wright hatten diese Angriffe auf William Gladstone gesellschaftliche Folgen, die ihn in seiner Ehre schwer verletzen mußten: der leitende Ausschuß des sehr vornehmen und sehr exklusiven Ballklubs, dem er angehörte, teilte ihm — wahrscheinlich auf Veranlassung oder Antrag des Lords Gladstone — mit, daß er einstimmig aus dem Klub ausgeschlossen morden sei, da er, obwohl Offizier des britischen Heeres, sich Feig ling und Lügner habe betiteln lassen, ohne zu reagieren. Hauptmann Wright verklagte die Slubleitung daraufhin, indem er geltend machte, daß sein Ausschluß statuten widrig erfolgt sei auf Grund eines vom Sekretär des Klubs vorge legten Aktenstückes, das vom Lord Gladstone inspiriert worden sei, und ohne daß man ihm (Wright) die Möglichkeit gegeben habe, sich zu verteidigen. In der öffentlichen Verhandlung des Prozesses kam es zu einer lebhaften Auseinandersetzung zwischen Sir John Si mon, dem Advokaten des Klubs, der als alter Liberaler das An denken des alten Gladstone zu verteidigen suchte, und dem Haupt mann Wright. Sir John Simon warf dem Hauptmann vor, daß er die Vorstudien für sein Buch im Müllkasten gemacht, und daß er sich nicht als Gentleman aufgeführt habe. Wright gab zurück, daß er das Recht habe, niederzuschreiben und zu veröffentlichen, was aller Welt schon längst bekannt gewesen sei. Aber das alles stand ja eigentlich nicht zur Debatte, und der Richter machte den Darlegun gen über Gladstones Scheinheiligkeit ein Ende, indem er erklärte daß das Urtell in diesem Prozeß zugunsten des Klägers ausfallei müsse, da das Klubkomitee tatsächlich statutenwidrig gehandel habe, als es den Hauptmann Wright ausschloß, ohne ihn zu hören es habe dadurch den zwischen dem Klub und dem Hauptmann ge schlossen«» Aufnahmevertrag verletzt. Mehr sei hier nicht zu ent scheiden gewesen, und die Person und der Charakter William Glad stones hätten hiermit gar nichts zu tun . . . irek. MttAöt», 28. Jtll. 4D0: Konzert.^ D ,K3O: MZ D -6.45: Arbeitsbericht -dÄ Stichs. Landeiamter. S 7: Witkowski: ,,Das deutsch«,Theater der letzten 40 Jahre." 6 Sinf-me-Orch. Dir.-Hilmar Weh«. Sol.: Afrem K lBiolontell). Schumann: Ouo. »Hermann und Dorothea. — Nein«»«: Konzert für ViolonrrN mit Orch. — Liszt: Tals», sink. tz — Oberb. Ländler. — Ernst: Da dr«tß«n in derwaö
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