Suche löschen...
Der sächsische Erzähler : 28.07.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192607289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19260728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19260728
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-07
- Tag 1926-07-28
-
Monat
1926-07
-
Jahr
1926
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 28.07.1926
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Ser Nutzen Ser eln-elnen Bergwerke verschieden groß ist. Man wird daher auch kaum einen einheitlichen Tarif schassen können. Die zuletzt angeführten Differenzierungen bilden da» eigentliche Kernproblem der englischen Kohlenkrise, und es dürfte von Interesse sein, festzustellen, daß infolge der ge> schilderten Verhältnisse im Jahre 1V25 nicht weniger als 73 -S aller englischen Kohlen mit Verlust gefördert wurden. Unter Berücksichtigung dieser Tatsachen kann man d«w jetzige Ringen im englischen Bergbau wohl verstehen. Aus Sachsen. Die Reichsimterstützung für die sächsischen Hochwassergeschädigten. Wie verlautet, sind den sächsischen Hochwassergeschädig ten aus der vom Reichsfinanzministerium bewilligten Summe von 3 Millionen 400 000 Mark zugebilligt worden. Di« Verteilung übernimmt die sächsische Regierung Nationaler Klub und die Unter schlagungen im Bolksopfer. Vom „Sächsischen Zeitungsdienst," dem wir die Mit teilung in gestriger Ausgabe unter der obigen Ueberschrist entnommen hatten, wird uns mitgeteilt, daß infolge eines Hörfehlers die vom Nationalen Klub an das Volksopfer zurückerstattete Summe nicht richtig angegeben worden ist. Der Nationale Klub hatte nicht, wie erst angegeben, über 30 000 Mark, sondern nur über 20 000 Mark, und zwar ge nau 21103.27 Mark zurückzuzahlen. Dresden, 27. Juli. Eine gefährliche Schießerei hat sich hier am Montag zugetragen. In der Nacht zum Montag mußte ein 20jähriger Arbeiter nach der Sicherheitswache ge bracht werden. Wieder entlassen, holte er aus seiner Woh nung einen Revolver und bedrohte am Poppitz damit zwei Polizeibeamte. Beim Erscheinen eines dritten Beamten gab er fünf Schüsse ab, ohne zu treffen. Er flüchtete, als einer der Beamten von seiner Schußwaffe Gebrauch machte. Auf dem Postplatz nahmen ihm Zivilpersonen, denen er erzählt hatte, daß er einige Polizeibeamte erschossen habe, die Schuß waffe ab. Pirna, 27. Juli. Eine eigenartige Lichterscheinung ist hier beobachtet worden. Der „Pirnaer Anzeiger" schreibt darüber folgende märchenhaft anmutende Schilderung: Am Freitagabend wurde nach einem Gewitter in der siebenten Stunde auf dem Steinplatz in Pirna eine eigentümliche Licht erscheinung beobachtet. Auf das Dach des gegenüber der Schamotte- und Tonwarenfabrik stehenden Schuppens senkte sich bei strömendem Regen, aus der Luft sich, heraus ent wickelnd, eine violett erstrahlende Feuerschlange herab, die beim Anprall auf das Dach ein inehrfach klatschendes Ge räusch hören ließ. Die Feuerschlange bewegte sich auf dem Dache entlang bis zu einer am Schuppen befindlichen Fern sprechleitung, stieg an dieser empor und verschwand. Die seltsam« Erscheinung ist von mehreren Personen gesehen Worten. Freiberg, 27. Juli. Die Herrschaft über sein Motorrad verlor der Sohn eines hiesigen Fahrradhändlers Böttcher auf einer Fahrt durch die Stadt beim Umbiegen um eine Ecke. Er rannte mit dem Rad, aus dem noch ein junges Mädchen und ein Freund saßen, mit voller Wucht an einen Straßenkraftomnibus an. Alle drei wurden mehr oder minder schwer verletzt und mußten vom Platze getragen werden. Pegau, 27. Juli. Zwei Schulkinder ertrunken. Im Elsterflusse unterhalb der Stadt ertranken zwei hiesig« Kna ben, der zehnjährige Willy Schilling und der neunjährige Karl Zimmer. Vermutlich sind sie in eine Vertiefung des Flußbettes geraten. Die Leichen sind bisher noch nicht ge funden worden. Netzschkau, 27. Juli. Die Amerika-Riege der Deutschen Turnerschaft ist das erste Mal am Sonnabend und Sonn tag im Vogtland aufgetreten. Die glänzenden Vorführun gen der Turener an Geräten und bei den Freiübungen wur den sowohl in Reichenbach i V. wie auch in Netzschkau mit starkem Beifall bedacht. Die Teilnehmer wurden überall be geistert begrüßt. Lhemnih, 27. Juli. Verbot des Lhemnitzer Sommu- nistenblaltes. Die kommunistische Zeitung „Der Kämp- f e r" in Chemnitz ist auf Grund von 8 21 des Republikschutz- gesetzes vom 26. Juli bis zum 8. August verboten worden. Lhemnih, 27. Juli. Line Steuerprotestversammlung hatte die Schutzgemeinschast für Handel und Gewerbe für Sonntag vormittag unter freiein Himmel nach dem Theater platz einberufen, an der mehrere tausend Personen teilnah men. Nach einer kurzen Begrüßung referierte in längeren Ausführungen Direktor Krebs vom Rechtsschutzverband für Handel und Gewerbe über die gegenwärtige wirtschaftliche Not des Handels und Gewerbes, die hauptsächlich durch die Steuerlast verursacht werde, wobei er ein charakteristisches Bild von dem heutigen Steuerwirwarr bot. Im Anschluß an seine Ausführungen nahm dann die Versammlung ein- timmig eine Entschließung an, in der Abschaffung der zu nelen Steuern und Einführung einer einzigen Steuer gefor dert wird. Neues aus aller Welt. — Ein ganzes Dorf niedergebranni. Aus Passau kommt folgende Schreckenskunde: In dem Dorfe Moll- mannsreuth im Donauwald brach Sonntag vormittag in folge Brandstiftung ein Großfcuer aus, während die meisten Dorfbewohner in einem benachbarten größeren Ort zum Gottesdienst weilten. Der starke Wind trieb die Flammen mit großer Geschwindigkeit vor sich her, so daß innerhalb weniger Stunden das ganze Dorf, 27 Höfe, ein Raub der Flammen wurde. Es sind nur zwei Häuser stehen geblie ben. Das Vieh konnte teilweise gerettet werden. — Japanische Hilfe zur Linderung der Hochwasser schäden in Europa. In Tokio wurde im vergangenen März ein Wohltätigkeitskonzert zugunsten der Opfer der Januar überschwemmungen in Deutschland, Frankreich, Belgien und den Niederlanden veranstaltet. Der deutsche Botschafter be teiligt« sich an dem Protektorat. Auf Deutschland entfiel vom Reinertrag eine Summe von 4188 RM., die eingetroffen und ihrem Zweck zugeführt worden ist. — Aum Reich»bahnskandal in Frankfurt a. d. Oder. Bon der Reichsbahndirektion Osten wird mitgeteilt, daß in dem Verfahren über die bei dem Neubau des Bahnhofs Neu-Bentfchen und dem Umbau des Bahnhofs Frankfurt a. d. Oder vorgekommenen Unregelmäßigkeiten auch der letzte noch in Haft gebliebene Eisenbahnbeamt« aus der Hast entlassen worden ist. Die Untersuchung der Staatsanwalt schaft zur Klärung der Angelegenheit läuft weiter. — Disziplinarverfahren gegen Srlmlnalkommlssar Ten Holt. Wie aus Magdeburg gemeldet wird, ist gegen den bisher in der Morduntersuchung Helling beschäftigten Kri minalkommissar Ten Holt ein Disziplinarverfahren einge leitet worden. Ihm wurde die Ausübung der Amtsver richtungen vorläufig untersagt. Kriminalkommissar Ten Holt hat sich unter Vorlage eines ärztlichen Ältestes, das seine Dienstunfähigksit bescheinigt, krank gemeldet. . — Durch eine Fliegerbombe gelötet. In der Nähe vou Strakonitz in der Tschechoslowakei wurde ein mit ihrem Va ter auf dem Felde arbeitendes 18jähriges Mädchen durch eine aus einem Flugzeug abgeworfene Fliegerbombe getötet, ihr Vater schwer verletzt. Der Unglücksfall ist darauf zurück zuführen, daß sich der Hebel des Bombenabwurfapparates eines Militärflugzeuges löste, das auf einem Nachbarfelde zu Uebungszwecken Bomben abzuwerfen hatte. — Flugzeugabsturz im Irak. Wie aus Bagdad ge meldet wird, ist über Hiniadi ein englisches Militärflugzeug abgestürzt, wobei 7 Personen getötet und eine Person schwer verletzt wurden. — Dampfer Lleveland unter deutscher Flagge. Der Dampfer Cleveland, den die Hamburg-Amerika-Linie von Harriman erworben hat, hat Montag mittag 12 Uhr die Flagge gewechselt. — Fünf Opfer des weißen Todes. Zwei Wiener und zlvei deutsche Touristen sind mit ihrem Führer auf dem Bratschenkopf im Schneesturm erfroren. Die Leichen konn ten geborgen werden. — Erhöhte Tätigkeit des Vesuv. In Zusammenhang mit den in der letzten Zeit katastrophal auftretenden Unwet- crn und Erdbeben hat auch der Vesuv wieder eine erhöhte Tätigkeit ausgenommen. Mächtige Flammen schlagen zum Himmel empor. — Nächtlicher Raubübersall auf einen Achtzigjährigen. In der Montagnacht wurde in Frankfurt a. d. Oder der Orgelbaumeister Paul Walker in seiner Villa von vier mas kierten Männern überfallen. Die Täter warfen dem Greise ein Tuch über den Kopf und mißhandelten ihn schwer, so daß er die Besinnung verlor. Dann raubten sie die Wohnung aus, und nahmen vor allen Dingen Barmittel in Höhe von Die Katastrophe. Skizze von Wolfgang Federau. Michael ging mit in den Nacken geworfenem Kopf durch die Straßen und lächelte, während er den Duft der Linden bäume, den der weiche Wind vom Stadtpark hcrübcrtrug, tief in sich hineinsog. Wie blau der Himmel war, wie unsäg lich schön die weißen Wölkchen, die zart und fern oben ein hersegelten, bald kugelig geballt, bald wieder wie feine Flaunrsedern, die ein übermütiges Kind in die Luft geblasen hatte. Manchmal, vor einem der großen Schaufenster, blieb Michael stehen und betrachtete wohlgefällig sein Konterfei in der spiegelnden Fläche. Und er fand, daß er eigentlich ein hübscher Mensch sei, daß er gut und angenehm aussehe in sei nem neuen grauen Sommeranzug, mit der Blume im Knopf loch — ja, und er fand, daß es eine schöne Sache sei um das Leben, zumal an einem solchen sommerlichen Sonnabend- Nachmittag, wenn man jung war, ein bissel Geld — nun ehr lich gesagt, sein gutes Einkommen — habe und die Woche wie ein staubiges Wegstück hinter einem liege, vor einem aber die Aussicht auf einen langen, langen Sonntag, einen Aus flug an die See, slundenlanges Herumtollcn am Strande und Baden und Plantschen und Wandern. Weitergehend schwenkte dann Michael noch unternehmungslustiger seinen Stock, sein Augen flogen vom Himmel zur Erde nieder und musterten wohlwollend, fast dankbar die jungen Mädchen, die ihm entgcgenkamen, graziös sich in den Hüsten wiegend, mit schlanken, schön geformten Beinen unter den kurzen, leicht im Windeshauch wehenden Röckchen. Heute sahen sie olle anmutig und reizvoll aus, und Michael betrachtete mit Interesse das bunte Leben, das da kaleidoskopartig an ihm vorübcrzog. „Mein Gott, ist das Mädel hübsch", dachte er gerade, als er zum Südbahnhof hinübcrkreuzte und sog sich an zwei braunen Augen fest, die ihm unter dem schirmenden Schatten eines breitrandigen Strohhutes schelmisch entgegen lachten. Da hörte er plötzlich einen hundertstimmigen, furcht baren Angstschrei — sein Herz stand still ... In demselben Augenblick fühlte er, wie etwas seinen Leib packte, irgendein schwarzes, gräßliches Ungetüm; ihn packte mit jäher, un widerstehlicher Gewalt — abwehrend streckte er den Arm aus, leuchtende Kugeln quollen vor seinen Augen aus, dann wurde er zu Boden gerissen, geschleift von dem unbekannten Wesen, ein furchtbarer Schmerz zerriß seinen Körper u. zer trümmerte sein Bewußtsein. Schreie, Menschen, Autos — wirbelndes Durcheinander. Aus dem Asphalt lag em Mensch, entsetzlich zusammenge- knäult, das rote Blut stand um ihn wie ein See, dumpf und grausam. An einem Latcrnenpsahl lehnte ein Mädchen, tn großem, breitem Strohhut, sie schluchzte hysterisch, ohne daß ihre braunen Augen eine erlösende Träne hergeben wollten. Zusammenballung, Aufregungen, Stimmendurcheinandcr, «in Krankenauto endlich, das den verstümmelten Körper auf las und entführte. Menschen zerstreuen sich langsam, Schug- leute schaffen Ordnung, kleine, kurze Notiz noch am Abend im lokalen Teil der Zeitungen: „Wieder ein Opfer des Ver kehrs" — und das Leben ging weiter, herzlos, gleichgültig, mit dem ewigen steinernen Lächeln der Sphinx. — Ein großer Saal im Krankenhaus, weiße Wände, weiße Betten, weiße Wäsch«, hell, kalt, unpersönlich, nahm auf, was von Michael übriggeblieben war. Ein Neuer? Kaum .einer hab den 5V ' nach der leblolen Maste, die da eben ein ¬ geliefert wurde. Mein Gott, es hatte jeder mit sich selbst ge nug zu tun, genug an sich selbst zu denken. Ein Unglücklicher mehr — wer sich selbst bemitleiden muß, kann an Dritte Mit leid nicht verschwenden. Notverband, Wimmeln von Aerzten und Krankenschwestern, Aufwachen schließlich, wilde Fieber phantasien, bäumender Körper — und dann wieder Nacht, lief, traumlos; eine ferne Stimme sickert in die Seele wie eine dunkle Drohung: „Wir werden das rechte Bein abnehmen müssen — es ist Brand hinzugetreten." Das Wort, nicht ver standen, wird dennoch irgendwie im Unterbewußtsein ver arbeitet. Aufbrüllende Angst, starke Arme halten einen fest — Narkose — zählen: einundzwanzig, zweiundzwanzig, drei undzwanzig Weg — nichts mehr, nur Nacht — dun ¬ kel — Nacht. Durch Wochen so zwischen Fieber und Bewußtlosigkeit und wenigen Sekunden des Bewußtseins hin- und hertau melnd. Äuftauchend endlich — endlich! — aus dem tiefen Brunnen unendlicher Finsternisse. Und erstmalig seit jenem furchtbaren Moment, wo das dunkle Ungeheuer ühn gepackt hatte, schlug Michael die Augen auf, in denen keine Fieber phantasien brannten. Er wußte zunächst noch nicht recht, was mit ihm ge schehen war — wo er sich befand. Aber seine Augen hingen an der klaren, weißen Decke des Saales, er spürte um sich die freundliche Fürsorge einer Schwester, und ein wohliges Be hagen, eine süße Müdigkeit erfüllte ihn ganz. Seine Gedan ken schlichen auf leisen Sohlen um dos Gewesene, noch war er sich selbst sozusagen fremd und fern, noch hing ein dunkler Vorhang zwischen dem letzten Tag in der Sonne draußen und diesem ersten machen Augenblick in unbekannten, selt samen Räumen. Aus diesem dunklen Schleier leuchtete es ihm entgegen wie der Schimmer eines Paares brauner, schelmischer Mädchenaugen. Was waren dies für Augen? Wem gehörten sic? Er wußte es nicht. Einmal vor langer Zeit — hatte er sie wohl gesehen . .. dann war etwas gekom men und hatte sich wild und unerwartet zwischen ihn und diese Augen geworfen. Dennoch beglückte ihn diese Erinne rung wie eine zärtliche Liebkosung. Er lächelte . . . Ein wahnsinniger Schmerz zuckte von seinem rechten Bein herauf in sein Gehirn. Mit zuckender Hand griff er unter die Decke, um seine Glieder abzutasten, und — fühlte den Verband seines Beinstumpfes. Sofort begriff er alles; die Erkenntnis des Geschehenen schmetterte auf ihn hernieder wie der Schlag einer erzenen Keule. Er verlor sofort das Bewußtsein, sank in die Kissen zurück mit krampfenden Be wegungen wie ein Ermocdeler. — Als er nach einigen Minuten wieder erwachte, spürte > r das Entsetzen wie eine würgende Hand an seiner Kehle. Er schrie laut und gellend in ungeheurer Qual. Eine Schwester stürzte aufgeregt herbei, sic erschrak von der grauenhaften Not, die in Michaels Auge» stand. Aber sie hatte Achnliches erlebt und wußte, was »ot tat. Sie ergriff die Hände des Mannes und hielt sic mit warmem, festem Druck umschlossen, ab und an leise, beruhigende Worte murmelnd wie zu einem Kind«. Langsam beruhigte sich der flatternde Körper, das verzerrte Antlitz wurde tief und traurig, dann warf Michael plötzlich den Kops seitwärts, und aus seinen Augen stürzten die Tränen gewaltsam, unaufhörlich. Minutenlang, eine Viertelstunde. Bis er allmählich in einen schweren, langen Schlaf fiel. . . Die Genesung machte langsam raschere Fortschritte. Nach dem ersten großen Erschrecken war eine unbändige Traurig keit über Michael bereinaebrock^n die *ulekt einer verträn- ten Resignation Platz machte. Er begann sich an seinen Zu stand, an die Tatsache des Ewig-Krüppelseins, zu gewöhnen, und mit zähneknirschen'ocr Entschlossenheit bemühte er sich, das ferne Glück seiner früheren Gesundheit zu vergessen. Er dachte an die Jahre im Felde, an all die Möglichkeiten des ' Todes und der Verstümmelung, durch die ihn eine barmher zige, unsichtbare Hand so unverletzt hindurchgeleitet hatte. So vielen seiner Kameraden war es schlechter gegangen — hatte er ein Recht, sich aufzulehnen, er, der sieben Jahre länger seine gesunden Glkeder hatte behalten können. Und ihn überfiel eine leichte Scham. Sorgen um die zu künftige Gestaltung seines beruflichen Daseins machte er sich dabei wenig — schließlich lag seine Arbeit auf einem Gebiet geistiger Art, wo der Verlust sich nicht auswirkte. Immer hin, als er die ersten paar Male, auf zwei Schwestern ge stützt, im Wandelgang des Krankenhauses mühselige Geh versuche mit seine? Prothese machte, kehrten die Trauer und der Schmerz noch einmal zurück und sahen ihn mit brutalen Blicken an, so daß er wieder weinen mußte. Rasch ging das vorüber. Und als der beginnende Herbst die Bäume rot und gelb und braun betupft hatte, an einem schönen, milden Oktober tage, durfte er erstmalig an die freie Luft draußen. Mit zwei Stöcken, unsicher noch und rührend hilflos, durchwan derte er langsam, Schritt für Schritt, die Allee, die vom Krankenhaus nach der Stadt führte. Mit fliegenden Nüstern sog er zitternd die lang entbehrte, herbe Luft der freien Na tur tief in seine Lungen, erschauerte wohlig unter dem mü den Glanz der Herbstsonne, die Baum und Weg und Men schen mit mildem, mütterlichem Licht überstrahlte. Eine tiefe, fast feierliche Ruhe, ein geduldiges Sichdreinfügen er füllten seine Seele; seine Augen, ohne sie von der bunten Welt ringsum abzuwenden, hatte er tief nach innen gekehrt. Er fah die Menschen kaum, die ihm da entgegenwander- ten. Er hatte eine leise Furcht vor dem Anblick ihrer selbst verständlichen Bewegungen. Aber plötzlich mußte er die Lider heben, und er erblickte ein sehr schönes, junges Mäd chen, dessen braune Augen nachdenklich auf ihm ruhten, wäh rend sie die Stirn leise krauste, als versuche sie angestr ngt, sich an irgend etwas zu erinnern. Da fiel es wie ein weicher Schleier von seinen Blicken — deutlich sah er den Augenblick, da er sie zum ersten Male gesehen. Das Echo irgendeines hun- dcrtstimmigen Schreies brach sich in seinen Ohren. Zur glei chen Sekunde hatten sich beide erkannt, des Mädchens Augen erhielten einen feuchten Glanz, eine Welle unsäglichen Mit leids überflutete brennend ihre Wangen. Im selben Augen blick durchbrach Michaels Seele die Erkenntnis, daß dies alles, sein ganzes früheres Leben mit Spiel und Wandern und Lieben nun für ihn vorbei sei — für alle Zeiten vorbei. Daß nun immer nichts anderes als Mitleid und Erbarmen sein Teil sein könnte. Da bäumte sich sein armes Herz, ei» irrsinniger Schwindelanfall drehte Welt und Erde vor ihm in bebendem Kreise, jäh kehrte er um und wankte den Weg, den er gekommen, zurück. An der Pforte des Krankenhauses brach er zusammen. „Ein Rückfall," sagte der Chefarzt an seinem Lager. Und niemand wußte sich die Ursache zu erklären. Nichts deutete auf irgendwelche unvorhergesehenen Zwischenfälle. Aber während Tag und Nacht AerM und Schwestern an feinem Bett wachten, lag Michael still und apathisch da. Uno starb dann schließlich an einem kalten, frühen Dezembermor gen, als der Schnee iveiß und schimnternd auf allen Dächern lag — weil er den Willen zum Leben verloren hatte. tust seldi Wei «4 r Deu viels ermi Berl erne Vor geb; in? schri eine sowi ,.M> avec Par der Ball nisr Arn eine; dem die Sha Glü, deut mit Elisc Gro; lingk Sehr Stro Web boter seine schri, gen, Fam gebe; duld, mich die die A chen oanz 32 K sein Klip; tigen wäh: Ufer Spoi mich onzu Meci bis c schwi war. war ßenb Schn gens müd, wege Woh Schn wirt, Brie kretä unm Stra Bors Ausi biger gann Herrs nen ten l stänt mit aufs er in er d berei Glär torp; heim Rast vielst sei ei »chn der! stass Kror Akt« den bunt Stell stimi an ei
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)