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Der sächsische Erzähler : 28.07.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192607289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19260728
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19260728
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-07
- Tag 1926-07-28
-
Monat
1926-07
-
Jahr
1926
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 28.07.1926
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FtNÄirrielle Dufammenarbett Frankreichs und Aelgiens. Brüssel. 27. Juli. (Drahtb.) Auf Einladung der fran zösischen Regierung werden die Minister Vandervelde und Francoui noch in dieser Woche nach Paris reisen, um mit Poincarü den von ihm angeregten Plan der finanziellen Zusammenarbeit zu besprechen. Fortgesetzte Frankenbesserung. Berlin, 26. Juli. Die Frankenbesserung setzte sich auch am heutigen Vormittag weiter fort. Im Freiverkehr wurde für London gegen Paris 191,5 bis 192 bezahlt, nachdem am Sonnabend ein Kurs von 198,5 bis 199,5 zu hören war. Ein Franken ist demnach 10,6 wert. Die engtisch-amerikanische Schulden kontroverse. D-ndon, 26. Juli. Die Erklärung des Senators Borah, in der er dem Feldzug Churchills für eine Herabsetzung der interalliierten Schulden durch Amerika entgegentritt, hat in England ungeheures Aufsehen erregt. Churchill forderte Senator Borah in seiner Antwort auf, ihm irgend eins Stelle seiner Rede oder eine geschriebene Erklärung zu zeigen, in der er Anlaß zu einer solchen Klage gegeben hätte. Man ist in Regierungskreisen offenbar bemüht, der englisch-ameri kanischen Polemik in der Schuldenfrage die Spitze abzu brechen. Neue Liquidation reichsdeutfchen Eigentums in Polen. Berlin, 26. Juli. Die in den Kreisen Krotoschin und Adelnau gelegenen Güter des Fürsten Alfred von Thurn und Taxis im Umfange von insgesamt 21500 Hektar sind vom Posener Liquidationsgericht zur Liquidation durch Einbehaltung zugunsten des Staates bestimmt worden. Für zwei Landgüter, 1396 und 510 Hektar, in den Kreisen Soldau und Mewo ist die Liquidation durch Zwangsverkauf ange ordnet worden. Mussolini in Nöten. Die Wirtschaftskrise in Italien? Rom, 27. Juli. (Drahtb.) Im Gegensatz zu den opti mistischen Darstellungen des Finanzministers Volpi scheint Mussolini selbst die gegenwärtige Wirtschaftskrise in ihrer ganzen Schwere zu erkennen. Tatsächlich wird durch die Aktivität des Staatsbudgets die Passivität der Handelsbilanz in keiner Weise berührt und die Rückwirkung dieser Passivi tät auf die Gestaltung des Lirckurses oder auf die kritische Lage der Industrie und des Geldmarktes in keiner Weiss abgeschwächt. Mussolini hat den Generalsekretär der Partei, Turati, ausdrücklich angewiesen, auf den einzelnen Kongres sen der Partei zu betonen, daß die von der Regierung unter nommene Sanierungsaktion entscheidend für die Entwicklung des faschistischen Regimes und den Bestand der faschistischen Revolution sei. Kleine politische Meldungen. Hindenburg klagt gegen die kommunistischen Zeitungen. Der Reichspräsident hat, wie aus Berlin verlautet, jetzt von sich aus gegen die „Rote Fahne" und gegen den „Knüppel" Strafantrag wegen Beleidigung gestellt. Roch ei» Verbot einer kommunistischen Zeitung. Die kommu nistische „Nene Zeitung" in Jena ist auf Grund des Republik- schutzgesctzes vom thüringischen Ministerium des Innern wegen Ver öffentlichung des den Rcichspräsidenten beleidigenden Gedichtes „Achtung, Hunde", auf die Dauer von zwei Wochen verboten wor den. Der Urlaub des Reichspräsidenten. Entgegen anderslautenden Meldungen wird Reichspräsident von Hindenburg seinen Urlaub erst Kleinigkeiten, welche die Welt geschichte lenken. Von Dr. Martin U l b r i ch - Magdeburg. Am 12. Juli 102 v. Chr. lag Aurelia, die Gattin des Prätors Casus Julius Caesar, in harten Kindsnöten und konnte keine Erlösung finden. Ratlos standen die Aerzte an ihrem Lager und fragten sich, ob sic die Mutter oder das Kind retten sollten. Da nahm jene selber die Entscheidung in die Hand und rief aus: „Schonet den Erben, auch wenn cs um mein Leben geht!" Darauf wagten die Aerzte die be rühmte Sectio caesarea, und Julius Caesar wurde zur Welt geboren, jener Mann, von dem der Gedanke des Imperium Romanum ausging, das durch fünf Jahrhunderte der Welt das Gepräge geben sollte. — 1H2 Jahre später sah in Troas auf der Nordwestküste von Kleinasien der Apostel Paulus im Traum jenen Mann aus Macedonien, der ihm flehend zurief: „Komm lierüber nach Macedonien und hilf uns!" Der Apostel folgte dem Rufe und :rug mit so großem Eifer dos Evangelium nach dem curopäi'chcn Festland«, daß bereits 15 Jahre später diese Bolichll'r zu Rom im kaiserlichen Palaste erklang. Damit wurde dem Heidentum die Axt an die Wurzel gelegt. Ein zweiicr Traum gab ihm den Todesstoß. Dos war der Traum, d: der Caesar Konstantin im Oktober 312 vor der Schlack: an der milvischen Brücke hatte. Er sah in diesem jcncs kre^zLk'ormte Labarum, das seinen Soldaten derar tige Bce>e ''urung cinflößte, daß sie das Heidentum nieder zwangen und dem Christentum die Stellung als Weltreligion verschafften. — Im Jor-e 1793 lag als Befehlshaber der Artillerie der jungcGencre Napoleon Bonaparte vordcnMauernToulons das die Enal: den Franzosen entrissen hatten. Ilm den Eiscr der Br ac.kr?r anzuspornen, ließ sich der General oft bei seinen Leuna tthcn und griff zuweilen mit eigener Hand kräftig ein To geriet er einmal auf eine träge feuernde Batterie, bei der die Hälse der Mannschaft gefallen war. Eilig entriß cr einem gefallenen Kanonier den Stößer und schoß selber etwa zwölf Mole. .Dabei beachtete cr nicht, daß der Soldat an einer unsauberen Krankheit gelitten hatte, die sich bald aus ihn übertrug und ihn sehr elend und mager machte. Dieser Umstand kam ihm zustatten, als er zwei Jahre später dcn royalistischen Ausstand der Sektionen nie- dergeworsen hatte Die vielen Menschenverluste und eine Hungersnot, die man NapSleon in die Schuhe schob, erbit- Mitte August antreten und am 11. August an der Verfassungs feier teilnehmen. Reichsminister Lr. Külz in Hamburg. Rcichsminister Dr Külz ist Montag N> Homburg eingetrofsen. Wie verlautet, wird er mit dem Senat über Polizeifragen verhandeln. Besichtigung der Insel Lorch. Wie die Morgenblätter aus Bingen melden, sand gestern von Lorch aus die Besichtigung der Toteninsel im Rhein mit einer anschließenden Versammlung der Vertreter der Frontkämpferorganisationen, der Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen statt. Die Redner setzten sich sämtlich für das Reichsehrenmal auf der Toteninsel bei Lorch ein und brach ten das in einer Entschließung an die Rcichsregicrung zum Aus druck. Zusammenstoß von Kommunisten mit der Polizei in Berlin. Gestern sanden an verschiedenen Plätzen Berlins Protestkundgebun gen der Kommunisten gegen das Verbot der „Roten Fahne" statt. Auf der Kuppenstraße kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Die Polizei nahm zwei Personen fest. Eine große Anzahl von Demonstranten versammelte sich vor dem Polizeirevier, so daß die Beamten schließlich Verstärkungen herbeirufen mußten, um die um liegenden Straßen zu räumen. Fünf Jahre Zuchthaus für Spionage. Der Ferienstrassenat des Reichsgerichts verurteilte den Krastwagensührer Richard Steltcr aus Bochum und den früheren Reichswehrsoldaten Heinrich Lös- k e n aus Duisburg, der beim Jnf.-Regt. Nr. 9 in Potsdam diente, zu je 5 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht. Die Angeklagten hatten vom Oktober 1925 bis Fe bruar 1926 dem belgischen Spionagedienst gcheimzuhaltende Nach richten übermittelt. Französische Kundgebungen gegen Engländer in Sk. Malo. Den Blättern zufolge kam cs in St. Malo zu einer feindseligen Kundgebung einer französischen Volksmenge gegen englische Aus flügler. Als letztere sich an Bord ihres Schiffes zurückbegcben hat ten, wurde das Schiff mit Steinen beworfen, wobei eine Dame ver letzt wurde. - Amerikanischer Boykott gegen Frankreich. Die Pariser Aus schreitungen gegen reisende Amerikaner und Engländer, die von der amerikanischen Presse nicht gerade verkleinert worden sind, haben eine Boykottbewegung gegen Frankreich erzeugt, die täglich stärker wird und auch bereits im Senat der USA. verkündet wurde, wo ein Senator die amerikanischen Bürger aufforderte, zunächst sechs M o n a t e l a n g n i ch t n a ch Frankreich zu fahr en. Dubois wahrscheinlicher Rachfolger Barthous in der Repko. Kurz vor Ausgang des Ministerrates am Montag ist Louis Dubois, der frühere Präsident der Neparationskommission, im Finanzmini sterium erschienen. Cs verlautet, daß ihm die Nachfolge Barthous in der Repko ängeboten werden soll. Russisch-polnische Grenzzwischcnfälle. Von der polnisch-russi schen Grenze wird gemeldet, daß cs im Lause des Sonntagabends zu zwei schweren Grenzzwischenfällen gekommen ist. Im Bezirk Borszow versuchte eine ukrainische Bande aus Rußland nach Po len einzudringcn. Im H a n d g r a n a t e n k a m p f wurde ein pol nischer Soldat schwer verwundet. Die Bande konnte zurückgedrängt werden. Im Bezirk von Skalat versuchte von Polen her eine be waffnete Bande nach Rußland zu gelangen, wurde aber von Grenz posten angehalten. Cs entwickelte sich ein lebhaftes Feuer gefecht. Der Bande gelang es, nach Rußland zu entkommen. Auch Estland stimmt dem Sowjelgaranliepaklangebol zu. Der estnische Außenminister überreichte Montag dem Vertreter der Sow jetregierung in Estland die Antwortnote auf das russische Garantic- paktnngebot. Der Inhalt der Antwortnote entspricht vollkommen demjenigen der lettländischen, die vor einigen Tagen überreicht wurde. Sic drückt die Bereitwilligkeit Estlands zu einem solchen Vertrag aus und schlägt die Einsetzung einer Kommission von Ver tretern aller interessierten Staaten vor. Sowjetspionage auch in Rumänien? Der Chef des Sicherheits dienstes in Bukarest hat im Zusammenhang mit der Aufdeckung einer großen bolschewistischen Spionageorganisation, die für die Sowjetunion arbeitete, zahlreiche Verhaftungen in der Bukowina und im alten Königreich, sowie dcn einzelnen Regimentern der Bu kowina durchgcsührt. Der amerikanische Gesandte in Bukarest von einem rumänischen Offizier geohrfeigt. Wie aus Bukarest gemeldet wird, hat sich im Verlaufe der vorigen Woche ein überaus peinlicher Vorfall auf der rumänischen Eisenbahn zugetragen. Der amerikanische Gesandte in Bukarest Culberton befand sich auf der Reise nach Bessarabien, um Land und Leute kennen zu lernen. Ein Ministerialsekretär aus dem Ministerium des Aeußeren begleitete ihn, um dem Gesandten unterwegs die nötigen Aufklärungen zu erteilen. In der schwülen Hitze war der amerikanische Gesandte aus dem Kupö auf den Sei lengang des Wagens getreten, hatte ein Fenster heruntergclassen und bei dieser Gelegenheit mit dem Ellenbogen einen rumänischen Offizier angestoßen, der eben den Seitengang passierte. Dieser, terte das Volk. Als der General eines Tages ahnungslos mit nur wenigen Offizieren ausritt, umringte den kleinen Trupp eine wütende Menschenmenge, geführt von einem großen, dicken Weibe, das zornig ausrief: „Oh, da sind ja die Epaulettenträgcr, die sich mästen und prassen, während wir darben müssen. Auf, schlaget sie tot!" Die Drohung hätte zur Tat werden können, wenn nicht Napoleon lächelnd auf seinen mageren Körper hingcwiesen und ruhig gespro chen hätte: „Ei, meine Gute, wer mag wohl mehr gemästet sein, ich oder Sie?" Diese Antwort löste ein schallendes Ge lächter aus, daß die Stimmung für die Offiziere gewann. Was für einen Lauf hätte wohl die Weltgeschichte genom men, wenn man damals Napoleon erschlagen hätte? — Den allermerkwllrdigsten Einfluß hat wohl wenige Jahre später ein verlorenes Hufeisen gehabt, das einem Pferde vor dem Wagen des Generals Viktor Perrin gehörte, den Napoleon nach Stettin geschickt hatte, um dort dcn Ge neral Mortier zu ersetzen, und dessen Korps gegen die Fe stung Kolbcrg zu führen, die bis dahin noch unbezwungen war. Infolge des kleinen Verlustes mußte der General lang samer fahren, so daß cr bei Arnswalde von einem Trupp versprengter preußischer Soldaten eingeholt wurde, die ihn erkannten und gcfangennahmen. Im Triumphe schleppten sic ihn nach Kolberg, wo man ihn sechs Wochen lang festhielt, bis ihn Napoleon gegen den General Blücher auswcchfeln ließ, den die Franzosen bei Lübeck gefangen hatten. Diese Frist benützte der wackere Nettclbcck, um einmal den Ersatz des unfähigen Kommandanten Loucadou durch den treffli chen Oberstleutnant von Knciscnau zu bewirken, dann um Kolberg in dcn richtigen Verteidigungszustand zu versetzen. Auf diese Weise wurde die Festung dem König von Preu ßen erhalten, so daß beim Friedensschlüsse Pommern ihm verblieb und damit ein Staatsgebiet, groß genug, um inner halb desselben die Reorganisation der Armee und die Wie dergeburt Deutschlands vorzubereiten. Auch ahnte der Franzoscnkaiser nicht, was für einen gefährlichen Feind er in dem alten Blücher den Preußen zurückgcgcben hatte. So trug jenes verlorene Hufeisen nicht wenig dazu bei, daß der große Freiheitskomps geschlagen werden konnte, der für immer das korsische Joch zerbrach und für Europa eine neue Geschichtsepoche cmbahnte. — Die Zahl solcher Kleinigkeiten könnte noch bedeutend vermehrt werden: ober die Reihe möge genügen, um zu zei gen, wie ost sic an ihrem Teile mithclfen, die Weltgeschichte zu gestalten. - ein Rittmeister, schlug, ohne »in Wort zu sogen, dem amer.>am,kyen Gesandten ins Gesicht. — Die Bukarester Blätter sind bemüht, die Angelegenheit zu beschönigen und fügen hinzu, daß über di« An- zeige des Außenministerium» da» Kriegsministerium eine strenge Untersuchung angcordnet habe. Japanische Alollenrüstung. «Daily Mail" berichtet aus Tokio: In dem Etat des Marinedepartcments sür 1927/28 sind 290 070 000 Pen enthalten, die für den Bau von 1 leichten Kreuzern, 18 Zer- störcr», 5 U-Booten, 3 Kanonenbooten und S Spezialschiffen be- stimmt sind. Die Schiffe sollen binnen vier Jahren sertiggestellt werden. Neues aus aller Welt. — Die größte Drücke Deutschland». Die Firma Krupp A.-G. Friedrich Alsred-Hütte in Rheinhausen vollendet dem nächst den Bau der neuen Elbbrücke bei Hämerten bei Schönhausen a. d. Elbe (Altmark), die die größte Brücke Deutschlands sein wird. Die Brücke hat eine Bauzeit von 2 Jahren erfordert und kostet 5 Millionen Mark. — Aufdeckung einer Mordtat. Aus Dießen am Am- mersee wird gemeldet: Am 1. April d. I. hatte ein Mann ein Anwesen in Bischofsried gepachtet, der sich Albert Blau nannte. Inzwischen stellte sich heraus, daß der Pächter die sen Namen zu Unrecht führte und daß der wirkliche Blau am 28. 6. zu Besuch nach Bischofsried gekommen, seitdem aber spurlos verschwunden ist. Auch der Pächter ist seit diesem Tage spurlos verschwunden. Der Verdacht, daß Blau durch den Pächter beseitigt worden ist, hat sich nunmehr bestätigt. Am Sonntag fanden Gendarmeriebeamte im Garten des Anwesens die Leiche des Blau, die tiefe Halsschnitte auswies. — Fleischvergiftungen bei polnischem Militär. Das „Berl. Tagebl." berichtet, daß in Luck in Polen ungefähr 120 Soldaten an Fleischvergiftungen erkrankt sind. Auch zahl reiche Zivilpersonen erkrankten unter den gleichen Vergif tungserscheinungen. — Lin fünftes Opfer des Juister Flugzeugunglücks. Der bei dem Flugzeugunglück auf Juist schwer verunglückte Stoick aus Bentheim, den die Aerzte zunächst hofften, retten zu können, ist seinen Verletzungen erlegen, so daß nunmehr alle fünf Insassen des Flugzeuges dem Unglück zum Opfer gefallen sind. — Ein Grenzwächler von Schmugglern attackiert. Bei Ka- tharinaberg im böhmischen Erzgebirge wurden zwei Männer, die ein Hundegespann führten, von einem Finanzwachinspektor an gehalten und aufgefordert, mit zum Zollamt zu kommen. Der Be amte vermutete in dem Wagen einige aus Sachsen gepaschte Säcke Salz. Scheinbar gehorchten die Leute und gingen einige Schritte mit. Plötzlich wandte sich der eine der Männer gegen den Finanz beamten und versetzte ihm mit einem Stock einen wuchtigen Hieb auf die rechte Hand, offenbar in der Absicht, dem Beamten dadurch den Gebrauch der Schußwaffe unmöglich zu machen. Dann ver setzte er dem Beamten einen Hieb über den Kopf; der Beamte brach zusammen und blieb bewußtlos liegen. Die Pascher kehrten ihr Ge spann um und flohen auf der Straße über die Grenze nach Sachsen. Die Verletzungen des Finanzbeamten sind schwer. Als der Tat ver dächtig orhaftete dieGendarmerie den in Oberleutersdorf wohnhaften Bergarbeiter Türk und dessen Stiefbruder Seifert. — Das alle Lied. Ein vier Jahre altes Kind in Rothenbach bei Gelnhausen, das nach dem Ge nuß von Obst Wasser getrunken hatte, ist unter qual vollen Schmerzen gestorben. — Auf der Bahnfahrt Wetzlar— Limburg trank ein junges Mädchen eine Flasche Selterwas ser und aß darauf Stachelbeeren. Nach kurzer Zeit stellten sich schwere Magenkrämpfe ein, die den Tod des Mädchens herbeiführten. — Verhängnisvoller vrückeneinslurz. Durch den Ein sturz einer Brücke bei Whitesville (Westvirginia) wurden fünf Personen getötet und etwa 10 schwer verletzt. Auf der Brücke befanden sich etwa an 300 Personen, die auf dem Wege zu einem Fest waren. Fünf von den Verletzten dürf ten nicht mit dem Leben davonkommen. — Line Landgemeinde zum größten Teil durch Feuer zerstört. Aus Linz wird berichtet: In Mellmannsreich (Ge meinde Oberkappel) wurden durch ein Großfeuer 25 Anwe sen eingeäschert. — Der General als Priester. In Ingolstadt, der bayri schen Festung, zelebrierte unter großer Anteilnahme der Be völkerung Exzellenz Freiherr Reichling v. Meldegg, dessen Name aus dem Weltkrieg bekannt ist, in dessen Verlauf cr zum Generalleutnant und Brigadekommandanten, später zum Komandanten der Festung Ingolstadt avancierte, das erste Meßopfer. Der „junge" siebzigjährige Priester wurde vor kurzem in der Franziskaner Klosterkirche in Dietfurt vom Bischof Leo von Aichstädt zum Priester geweiht und trägt als Franziskanermönch jetzt den Namen Pater Ana stasius. Rund um -en Erdball. Die Ohrensteuer. Man weiß, daß die Regierungen aller Länder den größten Teil ihres oft nicht großen Scharfsinnes daraus ver wenden, neue Steuern auszuknobeln. Auch der Dalai Lama, der Beherrscher von Tibet, scheint nicht eine Ausnahme machen zu wollen, denn er hat jetzt eine Steuer auf die Ohren erhoben, die jeder Tibetaner entrichten muß, sofern er sich im Besitz dieser Hörmuscheln befindet. Seit kurzem gibt es nun drei Sorten von Einwohnern in diesem Lande: Die einen sind froh, wenn sie die Steuer bezahlt haben, die anderen find stolz, daß sie auf Grund ihres Reichtums hohe Ohren steuern bezahlen dürfen und behängen beide Muscheln mit wertvollen Edelsteinen, und die dritten — schneiden sich die Ohren ab und bezahlen gar keine Steuern. Schade, daß inan sich nicht alles abschneiden kann, worauf man bei uns Steuern entrichten muß! * Da» Zweizentner-Thcater. Wer mehr als zwei Zentner wiegt, mag es oft als un bequem empfunden haben, wenn er sich im Theater auf einen Sessel niederlassen mußte, der höchstens zwei Drittel seiner Körperfülle aufnehmen konnte. Um diesem Uebelstande (der Sessel, nicht der Körperfülle) abzuhelfen, hat sich das Scala- tbeater zu Paris entschlossen, bei seinem Umbau einige Reihen nur für dicke Leute zu reservieren. Und In der Tat bemerkt man jetzt mitten im Parkett einige Sitzreihen, deren Sessel ganz ungewöhnliche Dimensionen einnehmen. Selbst der Dickste der Dicken kann auf ihnen bequem Platz nehmen, ohne befürchten zu müssen, daß ihm die Sessellehnen oder dis Ellenbogen der Nachbarn die Rippen einquetschen. Aller- dings soll es Besucher geben, die trotz ihres Zweizehnterge- w'chtes um keinen Preis sich in die „dicken Reihen^ setzen, sondern sich lieber bei halbem Vergnügen in ««en engen Sessel zwängen.
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