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WW Der Sächsische Erzähler. de» 18 Imtt 1V2« 2. Beiblatt z« R««»er ISS Jrn Schlafwagen. Skizze von Wolfgang Kemter. Gegen 23 Uhr hatte der Süd-Expreß die Landesgrenze erreicht. Nach der üblichen Zoll- und Paßkontrolle setzte er seine Fahrt nach dem sonnigen Süden fort. Auch Fred Silberstein hatte mit seinem auf Fabrikant Alfons Richter lautenden Paß die Grenze anstandslos pas siert. Glück mußte der Mensch haben. Im Lande der Reichsmark war ihm schon lange der Boden zu heiß; er hatte sich also entschlossen, eine kleine Reise nach jenen gesegneten Orten der Riviera zu machen, wo sich trotz aller Geld- und Wirtschaftskrisen reiche Leute aller Länder nach wie vor eilt Stelldichein gaben. Und da hatte er in einem Hotel zimmer in Wiesbaden eben diesen Paß nebst einigen ande ren hübschen, wohl zu verwertenden Dingen „gefunden". Fred Silberstein hatte eine unheimliche Fertigkeit, mit Pässen umzugchen und sie dem jeweiligen Inhaber anzupas sen. Also lag er bald nachdem sich der Zug wieder in Bewe gung gesetzt hatte, vergnügt in einer Kabine des Schlaf wagens und fuhr als Fabrikant Richter mit den hochge spanntesten Erwartungen einem anderen Lande und neuen Abenteuern entgegen. Immerhin aber hatte er vor dem Niederlegen noch kurze Gelegenheit gehabt, einer Nachbarkabine, die einem verliebten Hochzeitspärchen gehörte, das noch an irgend einem Waggonfenster engumschlungen in die laue Süd landsnacht hinausschwärmte, einen Besuch abzustatten und dabei in einem Koffer, dessen Schlösser Fred Silbersteins Können und Wissen keinen Widerstand entgegensetzten, einige prachtvolle Sachen zu entdecken, wie man sie eben nur einer sehr reichen Dame zur Hochzeit verehrt, und denen ein kleiner Besitzwechsel nicht schaden konnte. Fred Silberstein mochte einige Stunden geschlafen h".ben, als ihn ein Geräusch an der Tür seiner Kabine auf weckte. Nur halb munter blickte er auf und sah plötzlich in dem Halbdunkel, daß sich die Türe, zu der nur der Schlaf wagenschaffner den Schlüssel hatte, öffnete und eine Gestalt seine Kabine betrat, die er in seiner Schlaftrunkenheit für den leibhaftigen Satan hielt. Schwarz wie ein Kohlen brenner vom Kopfe bis zum Fuße. Schwarz die Kleider, Haar und Bart, Gesicht und Hände. Und aus dem schwär- zen Gesicht glühten zwei unheimliche Augen. In der Rich ten hielt diese entsetzliche Gestalt einen Browning, dessen Lauf gerade auf Fred Silberstein gerichtet war. Lautlos schloß sich die Türe wieder hinter dem Eindringling, dann war er mit zwei Schritten beim Bette und flüsterte drohend: „Seien Sie still, sonst ist Ihr Leben keinen Pfennig mehr wert." Fred Silberstein lag mehr tot als lebendig in den Kis sen. Das Entsetzen schüttelte ihn, und die wenigen Haare, ober die er noch verfügte, standen zu Berge. Wehr- und willenlos lag er da und ließ alles mit sich geschehen. Der schwarze Unhold aber riß seelenruhig das Ober leintuch in Stücke, drehte mit kundiger Hand Stricke daraus, mit denen er Fred Silbersteins Hände und Füße fesselte Zuletzt streckte er ihm noch einen Knebel in den Mund und meinte dann tröstend: „Am Morgen wird Sie der Schaff ner schon wieder aus der etwas unbequemen Lage befreien. Bis dahin müssen Sie sich eben gedulden, denn Not kennt kein Gebot, Ich habe eine durchgreifende Umwandlung meiner Persönlichkeit nötig. Liege nämlich seit gestern morgen unter dem Wagen im Gestänge der Achsen verkeilt, ich dieses gesegnete Land ohne Paß betreten mußte und «L«rha«pt all« Ursache hatte, nicht gerade in offenen Wag ¬ gons zu reisen. War eine Hundefahrt, kann ich Ihnen sagen; hätte sie keine Stunde mehr ausgehalten, wäre dann im buchstäblichen Sinne rettungslos unter die Räder ge kommen." Während er so plauderte, hatte er sich vollkommen aus gezogen, dann wusch er sich gründlich Ruß und Schmutz ad, alles beim matten Scheine des verdunkelten Kabinenlichtes, und legte sich nach getaner Arbeit Fred Silbersteins Wäsche und Kleider an. Es paßte alles tadellos. Nun noch der Helle Ueberzieher und der weiche Hut und der Kavalier war fertig. Seine abgelegten schwarzen Lumpen ballte er zu einem Klumpen zusammen und warf sie zum Fenster hinaus. Endlich besah er sich noch im Spiegel und rief be friedigt: „Vorzüglich, ein anderer Mensch!" „Mein Herr," wandte er sich mit einer spöttischen Ver beugung an den vor ohnmächtiger Wut fast berstenden Fred Silberstein, „hoffentlich wird Ihnen die Zeit bis 8 Uhr früh nicht zu lang, und nun leben Sie wohl! Sie haben einem armen Teufel einen unschätzbaren Dienst erwiesen." Sprach's, öffnete dann leise die Türe, horchte hinaus und war im nächsten Augenblicke aus der Kabine ver schwunden. Fred Silberstein stöhnte erbärmlich und riß an se-nen Fesseln; als sie aber schmerzend in seine Glieder schnitten, da ließ er es und ergab sich in sein Schicksal . . . Wenig später ging in der Nachbarkabine ein Riesen spektakel los. Fred Silberstein hörte eine Dame schreien und eine tiefe Männerstimme nach dem Schaffner rufen. Kein Zweifel: das Hochzeitspärchen hatte das Fehlen seines Schmuckes entdeckt. Wenn es der ekelhafte Knebel zugelassen hätte, würde Fred Silberstein höhnisch gelächelt haben; denn der Satan von heute Nacht hatte ihm wenigstens den Koffer gelassen, in dem nebst etwas Geld auch der schöne Schmuck geborgen war. Freilich die Geldtasche im Rock mit dem Paß und dem Kofferschlüssel war weg. Inzwischen raste der Expreß weiter durch den däm mernden Morgen, ohne noch einmal zu halten, seinem Ziel zu. Dem eilenden Zuge aber flogen geisterhafte, elektrische Wellen voraus, die von der im Expreß befindlichen Funk station die Meldung von dem großen Juwelendkebstahl nach M. brachten, lange bevor der Zug dort eintraf. Und als er dann in den Hauptbahnhof einfuhr, war der ganze Raum bereits abgesperrt. Ein höherer Polizei beamter mit einer Anzahl von Polizisten und Detektiven er wartete die Reisenden, die alle ohne Ausnahme in einen ebenfalls abgesperrten Wartesaal geführt wurden, wo sich jeder einzelne im Beisein des bestohlenen Paares einer Un tersuchung seines Gepäckes unterziehen mußte. Als der letzte Reisende den Zug verlassen hatte, fiel dem Schlafwagenschaffner auf, daß eine Kabine verschlossen blieb. Er klopfte mahnend an die Tür. Als sich innen aber nichts regte, klopfte er noch einmal und noch ein drittes Mal, dann öffnete er und hatte im nächsten Augenblick Fred Silberstein alias Fabrikant Richter in seiner «lenden Lage erblickt. Ein rascher Griff entfernte den Knebel, einige wei tere lösten die Fesseln, dann erzählte Silberstein, während er sich stöhnend seine Glieder rieb, dem Schaffner, was mit ihm geschehen sei. Wann? — erklärte er auf di« Frage des Schaffners — wüßte er nicht genau; nur das eine, daß der Zug seitdem in keiner Station mehr gehalten hatte. , „Bravo," rief der Schaffner, „dann ist der saubere Bogel auch gefangen, denn all« Reisenden sind noch im Bahnhose. Kommen Sie schnell. - - Aus Sachsen. 100 Millionen Mark für die Sächsischen Werke. Dem Landtag ist am Dienstag eine Vorlage über die Auf- nähme von Staatsanleihen und die Uebernahme einer Staatsbürg schaft für die Aktiengesellschaft Sächsische Werke in Dresden Wge- gangen, in der eine Erhöhung des Aktienkapitals der Sächsischen Werke um 100 Millionen Mark vorgesehen ist. Durch die Dorlag« wird das Finanzministerium ermächtigt, fünfundvlerzig Millionen Reichsmark im Wege der Staatsanleihe flüssig zu machen. Da» Finanzministerium wird ferner ermächtigt, 1. für «ine oder mehr«« zur Beschaffung von insgesamt fünfundfünfzig Millionen Reichs- wird er nach und nach Allgemeingut der gesamten nationalen Bewegung werden müssen, je stärker und anschaulicher die Unzulänglichkeit der heutigen Stoatsform uns vor Augen tritt. Die Sehnsucht nach dem neue Staat, dessen Wert m der Abkehr von Parteiegoismus und von Kompromiß liegt, dessen Lebensfähigkeit einer aewollten, naturgemäß sich ent- wickelnden ausgesprochenen Abneigung gegen die demokra- tisch-marxistisch-pazifistische Lügenhaftigkeit entspringt, i, zwangsläufig und aus oben angeführten Gründen Gemein gut aller Nationalisten in Deutschland geworden. So marschieren fn großen Teilen des Reiches die Wehr- verbände als die frontgeborenen Repräsentanten des Natio nalismus teils Hand In Hand aus dos neue Ziel in festem Kolonnenschritt zu, in anderen Teilen unseres Vaterlandes läuft man «ebene nander her, ohne recht verstehen zu wollen, um was es sich jetzt und in Zukunft eigentlich handelt. Biele politische Ereignisse und Kämpfe, welche die großen Organisa tionen in sich und mit anderen auszufechten hatten, liegen zum Teil hinter uns, zum Teil steht der gesunde neue Ratio- nalismus in Deutschland noch in offenem Kampf mit Kräften, die bestrebt sind, ihn unter eine, für ihn nicht tragbare Füh rung zu bekommen. Unsere Führer und mit ihnen unsere ge samten Organisationen haben aber gerade in den letzten Monaten bewiesen, daß sie alles Reaktionäre rücksichtslos ab schütteln, und daß auf der anderen Seite der gesunde natio nal-revolutionäre Geist, der unsere Reihen ersaßt hat, nicht mehr zu bannen ist. Ebenso intensiv und mit gleich heißem Bestreben, wie wir gegen Reaktion einerseits und undeut schen, marxistischen oder bolschewistischen Internationalismus andererseits kämpfen, ebenso heiß muß unser Bestreben sein, die sozialen Fragen unseres Volkes für die Zukunft zu regeln, daß sich der deutsche Arbeiter in unseren Reihen nicht nur wirtschaftlich geborgen fühlt, sondern auch als Füh rer im Wirtfchaftskampf hervortreten kann. Wenn dies bei der Zusammenfassung der Kräfte in der gesamten nationalen Bewegung als leitender Grundsatz und als erste Aufgabe praktisch erfaßt und durchgeführt wird, wenn außerdem der deutsche Arbeiter feststellt, daß im Nationalismus Deutschlands seine Belange nicht zum Vorteil parteipolitischer Agitation durchfochten werden, dann wird dieser vierte Stand, der heute noch am Gängelbande seiner sozialistischen und kommu nistischen Gewerkschaftsführer geht, wohl auch zwangsläufig und aus reinen Vernunftsgrünoen uns folgen. Ebenso wich tig ist cs für das Werden und Gedeihen eines gesunden Nationalismus in Deutschland, daß seine Belange nicht zuin Vorteil gewisser Interessengruppen hintangesetzt werden, sondern daß im neuen Staat die Wirtschaft sich dem Wohl der gesamten Bevölkerung unterordnen muß, und nicht Selbstzweck Einzelner ist. Es muß der Weg gefunden wer den, tm Kampf um die eigen« Existenz wie auch um di« Existenz von Volk, Staat und Wirtschaft die Arbeitnehmer- und Arbeitgebergruppen miteinander in ein gesunde» Aus- gleichsverhältnis zu bringen. Für beide Grmroen muß der Staat gleiches Interesse und gleichgearteten Schutz überneh men, wenn der bestehende starke Gegensatz -wischen ihn«, überbrückt oder beseitigt werden soll. Jünger spricht von vier Wurzeln, au» denen her aus der Zukunftsstaat sich entwickelt. Er wird nativ- n a l sein, er wird sozial sein, er wird wehrhaft sein, er wird autoritativ gegliedert sein. Volle Zustimmung zu diesen vier Wesenspunkten unse rer ferneren Entwicklung! Nicht reaktionär, sondern revolu tionär wird sich dieser Staat entwickeln müssen, wenn ihm eine Existenzberechtigung verliehen werden soll. Unter Be rücksichtigung von Organisationseigenheiten muß di« gesamte nationale Bewegung in Deutschland den kommenden Zusam menschluß in den vier Wurzeln fördern. Wir sind auf dem Wege hierzu! . Und wenn, was Gott gebe, es in nicht allzu weiter Ferne liegt, daß unsere Führer im Reiche über die Geburtsstunde des endgültigen Zusammenschlusses beraten und, wie es einem frontgeborenen Geschlechte entsprechen müßte, alle Schlacken von Kleinlichkeit, Neid und Schwäche von sich abschütteln, — dann heißt e» wohl für alle guten Deutschen, vor allem aber für unsere Hoffnung, unsere deutsche Jugend, aus dem verschiedenartigen Tempo der bün digen Marschbewegung überzugehen in oen Kolonnenschrift, der in Kraft, Tempo und Konzentration des gemeinsamen Wollens eins ist und für unseres Vaterlandes Zukunft ein» bedeuten muß: Es marschiert der deutsche Nationalismus al« Wegbereiter eines neuen, mächtigen .freien deutschen Zu kunftsstaates! Seid einig, einig einig! Hans v. Tschammer u. Osten. Ole national« Front Der Grobkomtur des Jungdeutschen Ordens in Sachsen, Hans v. Tschammer u. Osten in Kl.-Dchsa bei Löbau, sendet uns nachstehende Ausführungen: Mit beispielloser Heftigkeit und maßloser lügenhafter Agitation arbeiten die Linksparteien Deutschlands vom lin ken Flügel des Zentrums über die Demokraten zu den So zialisten und Kommunisten mit ihren ihnen angeschlosienen Verbänden, dem Reichsbanner und den roten Frontkämp fern, für den Volksentscheid zur Enteignung der deutschen Fürsten. Es handelt sich für die Urheber dieser Hetze — dis Kommunisten und ihre Mitläufer — in erster Linie nicht um die Enteignung der Vermögen unserer früheren Herrscher häusern, sondern darum, aus dem mit Müh' und Not nach den Wirren der Revolution wiederaufgebauten Rechtsstaat Deutschland einen bolschewistischen Raubstaat zu machen. Die Fürstenenteignung soll den Auftakt dazu bilden, andere Volksentscheide und Raubversuche werden fol gen. Es ist deshalb ganz selbstverständlich und braucht im Rahmen dieser Zeilen nicht erwähnt zu werden, daß es Pflicht nicht nur jedes national gesinnten, sondern über haupt jedes rechtlich denkenden Deutschen ist, gegen diesen Volksentscheid zu arbeiten und persönlich der Abstimmung am 20. Juni fernzubleiben. In der Abwehr gegen eine Art von Bolschewisierungs- aktion in der Form dieses Volksentscheids haben sich alle na tionalen Kräfte Deutschlands, seien es Parteien, seien es Ver bände oder sonstige Organisationen, zu gemeinsamer Arbeit zusammengefunden. Dieser Zusammenschluß zur Abwehr ist Selbstverständlichkeit. So erfreulich es ist, daß diese Tatsache besteht, so wenig genügt jedoch ein vorübergehender Zusam menschluß im nationalen Lager zu Abwehrzrpecken in Zeiten drohender Gefahr, sofern die vaterländische Bewegung Deutschlands die Aufgaben erfüllen will, die ihr naturgemäß erwachsen. Wenn wirklich positive Arbeit nationalen Aust baus in Zukunft geleistet werden soll, so ist es erforderlich, daß sich alle die wirklich kampfkräftigen Elemente um5 jugcndfrischen, gesunden deutschen Organisationen, die heute vorhanden sind, für alle Zukunft zu enger Zusammenarbeit zur Neugestaltung des deutschen Staates finden. Es ist des halb erfreulich, daß Ernst Jünger, einer der Vorkämpfer des Nationalismus, in der Zeitschrift „Standarte", Nr. 10 vom 3. Juni 1926, in dem Artikel „Schließt Euch zusam men" zur Aussprache über diesen Zusammenschluß aufruft. Der Ruf nach diesem Zusammenschluß stößt heute zwei fellos in der breiten Öffentlichkeit auf ebensoviel Wider stände, wie auch auf Unkenntnis der Lage. Umsomehr aber „Ich habe weder Kleider noch Schuhe," jammert« Frü» Silberstein „und der Schlüssel zum Koffer ist auch weg." Der Schaffner wußte Rat und bracht« eiliA PomoWckn und einen Mantel. In dieser etwas notdürftigen Bettewuug eilte Fred Silberstein mit dem Schaffner zum Bahnhofsge bäude hinüber. Kaum hatte er den Wartesaal betreten, in dem die Durchsuchung der Passagiere des Expreß immer noch im Gange war, ohne freilich bisher einen Erfolg gehabt zu haben, da schrie er in Heller Aufregung, auf einen Herrn m Hellem Ueberzieher weisend: „Dort ist der Gauner, der mich überfallen und mir die Kleider gestoben hat!" Der Schaffner verständigte den Polizeibeamten von dem nächtlichen Vorfälle im Schlafwagen, worauf sich natürlich das Interesse der Polizei diesem hellgekleideten Fremden zu wandte. Dieser erklärte jedoch mit eisiger Miene, daß der Herr im Mantel wohl etwas lebhaft geträumt hab«, er wisse von der ganzen Sache nichts. „Was," rief Fred Silberstein, schreiend vor Wut, „ich soll geträumt haben? Solch eine Niederträchtigkeit! Ich werde Ihnen gleich etwas sagen, Sie Hallunke! In der Brust tasche Ihres Rockes, der mir gehört, befindet sich mein« Geld tasche. Fünfhundert Reichsmark und fünfzehnhundert fran zösische Franken sind darinnen und mein Paß, lautend auf Fabrikant Alfons Richter. In der rechten Westentasche ist überdies der Schlüssel zu diesem Koffer." Da gab es keinen Widerstand. Der Fremde mußte es sich gefallen lassen, daß ein Detektiv in seine Brusttasche griff und tatsächlich die Brieftasche zum Vorschein brachte. Ein Ruf des Staunens entrang sich dem Beamten, als er in der Tasche genau das sand, was Fred Silberstern angegeben hatte. Und aus der Westentasche holte er dann tatsächlich den^ Schlüssel, den er dem Polizeirate reichte. Rasch war der Koffer geöffnet. Es stimmte alles. In seiner grenzenlosen Wut und Aufregung aber hatte Frxd Silberstein Vie Folgen vergessen, die dieses KofferSffnen für ihn haben mußte. Zu spät wurde er dessen gewahr, «r er bleichte und wollte rasch den Koffer wieder schließen, da rief der Herr, der diese Nacht bestohlen worden war, und der der ganzen Szene mit Spannung zugesehen halt«: „Helene, da hört sich alles auf, da schau, hier ist Dein Schmuck!" Fred Silberstein hatte im Schlafwagen in seiner Lile die Etuis nur schnell im Koffer bergen, sie aber nicht ver stecken können. Nun lagen sie obenauf. — Die Polizeibeam ten verstanden die ganze Sache. Im Augenblicke war ihnen alles klar. „Ganz famos," rief der Polizeirat, „ein hübsches Aben teuer. Zwei Gauner bestehlen sich gegenseitig! Mein« Herr schaften". wandt« er sich an die übrigen Reisenden: „Ver zeihen Sie, daß ich Sie in Erfüllung meiner Pflicht aufhal ten mußte. Ich danke Ihnen sehr!" Dio Fahrgäste des Expreß, auch das unerwartet wieder zu seinem Schmuck gelangte Hochzeitspaar, «ntfernten sich rasch, Silberstein und der Unbekannte jedochwurden in sich«m Gewahrsam gebracht, nachdem Fred sich einen anderen An zug aus dem Koffer angezogen hatte. So endigte Fred Silbersteins Rioierakahrt. Durch die Fingerabdrücke der beiden betrogenen Betrü ger wurden auch deren Persönlichkeiten bald unzweifelhaft «ftgestellt. Und es erwies sich, daß die Polizei «inen Hauot- ang gemacht hatte. Fred Silberstein war «in berüchtigter und oft abgestrafter Hotel- und Cxpreßzugdieb. Der ander« war ein von vielen Polizeistattonen gesuchter Einbrecher. Er war erst vor einigen Tagen in Budapest aus dem Gefängnis ausgebrochen. Und nun saßen Beide aufs neue wieder hinter Kerker mauern und hatten viel Zeit, über di« verunglückt« jkMaf- >wqg«nfohfft nach-ud«nk«n ,.. - - -