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Der sächsische Erzähler : 10.06.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192606105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19260610
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19260610
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-10
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 10.06.1926
- Autor
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'WM > In schwerster unsittlicher Weise hatte sich der Tanzlehrer Bernhard Kurt Schulze aus Polcnz bei Neustadt fortgesetzt au seiner noch nicht 14 Jahre alten Tochter vergangen. Das Schöffen gericht Neustadt hatte ihn wegen Blutschande zu 2 Jahren Zucht haus und 3 Jahren Ehrenrechtsvcrlust verurteilt. Seine Berufung wurde verworfen. Gemeinsames Schöffengericht Bautzen. (RaLdruck drrbotin) Anzeige wegen Betrugs hatten eine Anzahl Geschäftsleute in Bautzen gegen den Kaufmann Paul Nuszkowski aus Grau- dcnz erstattet. Er ist in der Lausitz eine bekannte Persönlichkeit, war früher jahrelang bei der Presse und im Reklamewcsen tätig, später Wanderredner des Patriotenbundcs für das Völkerschlacht denkmal und hatte u. a. während des Krieges Vorträge für das Rote Kreuz in Schulen und Lazaretten gehalten. Wie in anderen Städten hatte er im Frühjahr 1826 auch in Bautzen Geschäftsleu ten das Angebot gemacht, gegen eine Zahlung von 28 ihre Firma in einem Felde auf der Umfassung eines sogen. Reklams- spiegcls, der im Hotel zur „Krone" aufgchängt werden sollte, auf bringen zu lassen. Dabei sollte er in bezug auf Art der Ausfüh rung, Zeitpunkt der Fertigstellung und Aufhängung des Spiegels in betrügerischer Absicht unwahre Angaben gemacht haben. Die Gcschintslcute hatten ihm teils eine Anzahlung, teils den vollen Be trag ausgehändigt. Am 20. April 1926 war er verhaftet worden. Er wurde ireigesprochcn. durchschaubar d e Aus des Schicksals schein: und Schwachen Große hat nicht Plag im loa-'chrn Gciüge des Weltgeschehens, fönst fiele cs auseinander. Wenn nicht jeder Vorgang seinen Sinn hätte, könnte das Daiein nich: Zusammenhalten. So müssen mir manches nur ergeben vermerken. Die Dculung liegt jenseits uniercr Erkenntnis. Unsere Einsicht reicht oft nur -urEnossung des Vorganges. Also sei hier von einer Biene berichtet, deren kleines Leben zu erhalten viele Menschenopfer fallen mutzten: Kind, Jüngling, Mann und Frau und eine Werkstatt voll jieitziocr Arbeiter. Damit die summende Flüglerin sich wieder heimiindct zu Stock und Akazie, verlangte dos unbegreifliche Schicksal eine Hekatombe von Opfern. — Diese Biene holte mit Hunderten Gc'öhnimicn den Ho nig ihres Stocks aus den üppig blühenden Akazien einer Allee drautzcn vor der Stadt. Dort stand die Lust dick von Wohlgcruch, Blüten bedeckten den Weg, den der Schalten der feingcfiedcrten Wipfel sonst musterte. Und die Bienen taumelten immer trunken darin von Stock zu Baum, schlürften, sogen, trugen heim, kehrten zu neuem Rausck)S wieder. Unsere Biene vcrgatz sich einmal in den Blütenkelchen einer Ladung blühender Topsstückc, die ein Wogen in die Stadt brachte. Als sie aus dem purpurnen Grunde eines sützen Mahles hochklomm an rosigen Molkern, schwer van ihrer Honigsracht, war sie schon mitten in der Stadt. Di? Lust war dick von furchtbaren Gerüchen, sinnloser Lärm toste zwischen baumlosen Mauerreihen, und entsetzt stieg sic hoch. Umschau zu Hollen zur Rückkehr nach ihrer Heimat, ihrem Stock. In der Nähe öjfncte sich die Strotze, do blaute und grünte es heimatlich, frischere Luft zog von dort her, und sie summte selig dem schimmernden Weitblick zu. Es war ein Rasenplatz am User des Sees, der gegen die Kaimauern der Stadt in dieser stillen Morgenstunde plätscherte. Noch lag Frühduft über Flut und Ufer. Und nur einige Kinder frauen mit ihren Schutzbefohlenen saßen dort, schwatzten, in des die Kleinen im Sande spielten, gewarnt vor dem gefähr lichen Ufer. Plötzlich schrie eines der Kinder auf, ein Knabe von süns Vahren, schnellte hoch von seinen Sandgräben, starrte das Die Biene. Skizze von Kurt Münzer. Uncrorund ick in die Absicht des Lebcnsprinzips, un- «e des Todes, und Bosheit und Hohn -, wenn zur Erhaltung des Kleinen und Starkes fallen mutz. Der Zufall Bienchen an, das unheimlich summend ihn umschwirrte, floh vor ihm laut rufend, jammernd, in panischem Entsetzen. Er sah nicht rechts, nicht links, lief in der Finsternis seiner Angst, hörte nicht die Schreie der Frauen hinter sich, nur das Brummen der Biene klang rvcltausfllllend in seine Ohren. Aber dann blieb cs zurück, denn er stürzte vom hohen Kai hinunter in den See, indes die Biene sich Hochschwang. Die alten Kinderfrauen, die jungen hübschen Bonnen rangen die Hände, liefen durcheinander, während der Knabe noch ein mal auftauchtc. Dann sahen sie ihn unter dem Kristallspie- gcl des klaren Wassers, still und getröstet, furchtlos und erlöst liegen. Aber die Biene, ahnungslos des Unglücks, das-sic über vngc Eltern gebracht hatte, des Endes, das sie einem Men schenleben bereitet, flog verwirrt, betäubt weiter, am Ufer hin, wo die reinen Lüfte wehten, und fühlte sich angezogen von dem Duft eines Gartens, der drüben hinter verschnörkel tem Eiscngitter in voller Blüte stand. Gerade ritt ein junger Mann vom Ufcrwcg her in den Garten hinein, über den weißen Kiesweg, dem Landhause zu, das weißleuchtend mit Terrasse und Balkon im grünen Grunde lag. Oben an der Balustrade des Altans stand eine alte Dame, auf ein junges Mädchen gestützt; Mutter und Braut des Neitersmanns. Die Junge ließ ihr Tuch flattern, die Aclterc nickte und lachte, und der schöne Reiter ließ vor seinen Damen den feurigen Schweißsuchs kurbctticren. Da sah er ein Bienchen auf dem glänzenden Halse seines Bierdes, hob die mcitzbcklcidetc Hand, um cs vorsichtig und liebreich zu verscheuchen — und cs hob sich auch, tief er schrocken, blind vor Entsetzen über die Menschenhand, stieg auf, suchte Zuflucht, Versteck, und sauste summend hinein in dos warme Dunkel des gespitzten Pferdcohres. Wie von einer Kugel getroffen, mit Schnauben wie Schrei, biitzhast plötzlich und schnell stieg das Tier hoch, in panischem Schreck, überschlug sich, der Reiter flog durch die Lust, drei Schritt weit, stürzte aus die Stcinstufen der Ter rasse. — lind dieser Sturz, das Entfliehen der Biene aus dem Ohr, dos zitternde Wicdcraufstchcn des Pferdes, der Doppel schrei der beiden Frauen oben: alles mar nur ein Augenblick. Ein Lied des Triumphes in den Flügeln summte die seine Biene davon, durch Wipscl, über Beete hin, von Gar ten zu Garten, ahnungsvoll der Richtung ihrer heimischen Akazien zu, und mutzte in ihrem der Menschenwelt unzu gänglichen Bewußtsein nicht, daß sie einen blutenden Toten zurücklietz, über den sich Mutter und Braut im höchsten Schmerze morsen ... Aus dem Gerichtssaal. Landgericht Bautzen. (Nachdruck verboten.) Durch eigenes sehr unvorsichtiges Verhalten hatte sich der noch Unbescholtene Lehrer Albm Ehrhard Krasky in Ulbersdorf bei Sebnitz eine Anklage wegen versuchter Verleitung zum Meineid zu- a«zogcn. Die dort wohnhafte Blumenarbeiterin Marie Thonig hatte ihn als Vater ihres unehelichen Kindes angegeben und auf Unterhaltungsbeiträge verklagt. Krasky hatte cingewendet, daß außer ihm auch der früher aus dem Rittergut Ulbersdorf angcstelll gewesene Verwalter Wilhelm in der Empsängniszeit mit der Tho nig intim verkehrt habe. Auf eine mit seiner Zustimmung an Wil helm gerichtete schriftliche Anfrage des Kaufmanns Heinrich hatte Wilhelm brieflich erwidert, daß er mit der Thonig weder geschlecht lich noch freundlich verkehrt habe. Trotzdom hatte Krasky am 27. November 1925 selbst noch einmal an Wilhelm geschrieben. Der Brief trug die Ucbcrschrift „streng persönlich". In ihm hatte er Wilhelm mitgeteilt, daß er eine Vorladung als Zeuge in dem Pro zeß mit der Thonig erhalten werde. Er hatte ihn u. a. gebeten: „Rette mich. Kein Mensch wird erfahren, daß Du mir geholfen hast. Ich hoffe, daß Du mich nicht verrätst, sondern nach Möglich keit durch eine günstige Aussage mich rettest. Ich stehe vor einem Abgrund." Zugesügt hatte er nach: „Diese Zeilen sollen nur unter vier Augen geschrieben sein." Am nächsten Tag, ehe er diesen Bries erhalten hatte, war Wilhelm nach Ulbersdorf gekommen. Krasky hatte ihm erzählt, daß er den Brief an ihn geschrieben habe, der durch die persönliche Zusammenkunft nunmehr erledigt sei. Auf die nochmalige bestimmte Erklärung Wilhelms, er habe mit der Thonig nicht verkehrt und werde vor Gericht die Wahrheit sagen, hatte Krasky geantwortet: „Selbstverständlich! Weiter verlange ich nichts, denn Du mußt schwören." Das Schöffengericht Sebnitz hatte Krasky frcigesprochen. Der Verteidiger R.-A. Hirsch-Sebnitz hatte geltend gemacht, zwar erscheine der Inhalt des Briefes sehr ver dächtig. Er bekomme ober einen ganz anderen Sinn durch die Tatsache, daß Krasky bis zur persönlichen Unterredung mit Wil helm fest davon überzeugt gewesen sei, daß Wilhelm mit der Tho nig intim verkehrt habe. Dann käme aber eine Verleitung zu einer falschen Aussage nicht in Frage. Die Staatsanwaltschaft hatte Be rufung eingelegt, die aber heute verworfen wurde. vereiniaken NH am Sonnabend und Sonnlag in Plauen zum Sächsischen Grenadiertage. Am Begrüßungsabend Überbrachte Prinz Friedrich Christian die Grüße de« ehe maligen Königs von Sachsen. Die Festrede hielt General von Seydlitz-Gerstenberg. Am Sonntag morgen wurde in einer Feier am Friedhöfe der Gefallenen gedacht. Nach mittags fand ein Festzug durch die sahnen- und blumenge schmückte Stadt statt. Am Abend vereinigten sich die Teil nehmer zu einem Festkommers, bei dem Generalleutnant von der Decken die Ansprache hielt. Neues aus aller Welt. — 650'Iohrfeier der Stadt Kaiserslautern. An der 650-Jahrfeier der Stadt Kaiserslautern nahm u. a. auch der Reichskommissar für die besetzten Gebiete, Freiherr Langwerth v, Simmern, teil, der im Auftrage de« Reichs kanzlers die Glückwünsche der Reichsregierung überbrachte. Am Sonntag nachmittag war er Zuschauer des großen histo rischen Festzuges Der bayrische Ministerpräsident hat an die Stadt folgendes Telegramm gerichtet: Für die liebens würdigen Grüße der Stadt Kaiserslautern danke ich bestens. Ich wünsche der Stadt von Herzen weiteres Blühen und Gedeihen. Der pfälzische Regierungspräsident, Dr. Ma theus, hat der Stadtverwaltung folgendes Talegramm zu-, gehen lassen: Zum Jubiläum herzliche Glückwünsche! Möge die alte Reichsstadt Kaiserslautern mit ihrer 650jährigen ruhmreichen Geschichte aus der Not der Zeit sich zu neuer Blüte erheben und kraftvoll als kultureller Mittelpunkt der Westpfalz glücklichen Zeiten entgegengehen. — Der Breslauer Mörder — ein Geisteskranker? Der bereits gemeldete Lustmord an den beiden Geschwistern Fehse in Breslau entwickelt sich durch seine Begleitumstände als das größte Verbrechen, das in Breslau in den letzten Jahren sich ereignet hat. Die Affäre hat im Laufe des Montag eine Wendung genommen, die wahrscheinlich macht, daß der Tä ter ein Geisteskranker ist. Der Großvater der ermordeten Kinder, der Kaufmann Urban Fehse, erhielt vom Mörder ein Paket in seine Wohnung geschickt, in dem sich die an den Leichen fehlenden Unterleibsorgane befanden. Der Kauf mann erhielt die grausige Sendung nachmittags 4 Uhr, auf gegeben worden ist sie am Vormittag, und zwar in einem Briefkasten in der Nähe des Hauptbahnhofes. Einen neuen Anhaltspunkt hat die Polizei inzwischen durch die Feststel lung der Herkunft des Umhüllungspapiers, in dem die Lei chen eingeschlagen waren. Es handelt sich um einen Papier sock aus den Vereinigten Portlandzementkalkwerken Oppeln- Frauendorf. Die Polizei ist dabei, Ermittlungen anzustellen, von welcher Stelle aus dieser Zementsack in die Hände des Mörders gekommen ist. Die Untersuchung hat der Regie rungspräsident in die Hand genommen, und aus Berlin ist zur Aufklärung des Verbrechens der bekannte Kriminalist Gennath mit einem Begleiter nach Breslau entsandt worden. Der Regierungspräsident hat die ausgesetzte Belohnung ver doppelt. — Geheimnisvolles Verschwinden jugendlicher Personen aus Jena. Während vorige Woche von Jena ein junges Mädchen spurlos verschwunden ist, meldet der gestrige Poli zeibericht, daß ein von auswärts stammender Student, der mit Bekannten einen Ausflug nach Jena unternommen hat, nicht nach Hause zurückgekehrt ist. Von Eisenberg aus wird ein 22jähriger Angestellter, der aus Leipzig stammt, als ver mißt gemeldet. Auch er hatte einen gemeinsamen Ausflug nach Jena unternommen und ist nicht zurückgekehrt. Mit der Aufklärung dieser geheimnisvollen Fälle ist die Polizei beschäftigt. — Sprikschmuggel in der Ostsee. Aus Danzig wird ge schrieben: Der Schieber der Kriegsjahre ist noch nicht aus gestorben — im Gegenteil, er vegetiert recht üppig weiter, nur die Art des Verdienstes ist eine andere geworden — ist gefährlicher geworden als in jenen Zeiten, da die großen Ereignisse auf den Kriegsschauplätzen das Auge des Gesetzes von der Heimat fernhielten. Das neueste Gebiet, auf dem diese rücksichtslosen Vielverdiener buchstäblich ihr Schäfchen ins Trockene bringen, ist der Spritschmuggel. Ame rika schuf ein weites Feld durch dos Gesetz der Prohibition, dieser Erdteil liegt den deutschen Talmi-Geschäftsleuten je doch zu weit und so haben sie ihre Tätigkeit kurz entschlos sen nach den Ostseestaaten verlegt. Hier ist es besonders Lettland, das als vorzügliches Absatzgebiet für geschnrug- gelten Sprit gilt. Von Danzig aus geht die Fahrt auf klei nen Motorbooten, Schleppern, Dampfern und allen mögli chen Fahrzeugen. Ein Liter Sprit kostet in Danzig 60 Pfennige, in Lettland 4 Mark — diese Spannung zwischen Kauf und Verkauf läßte alle Gefahren vergessen. Oft kommt Sie flog und flog, außen um die Stadt herum, ver schmähte Linde und Blumenrabatten der Parks, denn noch war sie von Honig schwer und spürte schön die Seligkeit der geliebten arbeitsreichen Heimat. Ehe sie die Landstraße er reichte, die geradenwegs zu ihren Akazien hinausführte, hatte sie noch «ine Fabrik zu passieren, einen Hof mit roten Bauten, Schloten, Baracken und Tanks. In einem dieser runden Kessel war Benzin, für die Zweck« der Fabrik, deren junger Direktor ebön in der noch kühlen Morgenstunde in seinem Gärtchen stand. Das lag in einem Winkel des Hofes, und der Fabrikherr hielt mit der Linken feine Frau umarmt, eine große, Mauke, biegsame Frau, und schoß mit der freien Rechten nach einer Scheibe. Sie sollte es auch lernen. Und nun gab er ihr die Waffe, hielt ihre Hand, sie schoß und traf wirklich ditz Scheibe. Die Kugel ging hindurch, in den Erdwall dahinter, und sie lachte stolz und froh. Noch einmal mußt« sie es probieren, und diesmal selbständig, ohne seine Hilfe. Sie hob den weißen, nackten Arm, zielte — da schwirrte die Biene an, verführt von der Akazienweiße der Frauen haut, und setzte sich selig liebevoll in den zarten Flaum des Armes. Aber die Frau, furchtbar erschrocken, schrie laut auf, schnellte den Arm fort, die Waffe ging los — und im selben Augenblick Flamme, Krach, Splittern, aufschießende Fon täne von Rauch, Balken, Menschen, Steinen . . . Die Kugel war in den Benzintank geschlagen, die Ex plosion brach los und schleuderte den Mann, die Frau, zwan zig Arbeiter, Schlote, Baracken, Maschinen in die sonnige Luft... - Der Druck hob die kleine Biene auf, trug sie schnell wie Blitz vom Trümmerfeld hinweg, über die Landshraße, weit hinaus; und fast war es nur ein Augenblick, in dem sie so be täubt nicdertaumelnd, plötzlich auf einer ihrer Akazien sich befand. Sic klammerte sich an eine süß duftende Blüten dolde, ließ sich wiegen und tragen und hörte beseligt den Ar beitsgesang der Schwestern ringsum in den herrlichen Wipfeln. Kaum eine Stunde war vergangen, seit sie ihren Be zirk verlassen hatte. Eine stille, friedvolle Sommermorgen stunde. Nichts war für die kleine Biene geschehen, nichts als ein kurzer Jrrflug durch die honigleere, trjibe Stadt. Das süße Leven sang abenteuerlos durch Duft, Sonne und Sterne weiter. Und wieder ganz erholt, de» Honigs voll, der Ar beit froh, schwang sich singend die Biene in das geheimnis volle Dunkel ihre« königlichen Staates, kehrte wieder an die himmlische Lust und setzte ihr tätige« Leben fort — über den Menschen, fein Unglück, feinen Tod hinweg. ein Dampfer in den Hafen zurück, vollkommen zerschossen und nicht nur da», Verluste an Menschenleben sind die Regel« trotzdem schreckt dieses die »großen Unternehmer" nicht zu- rück. Diejenigen, die ihr Leben für doppelte Heuer — mehr gibt man der Schiffsbesatzung von der Beute nicht — ver- lieren, werden durch neue Seeleute ersetzt, und es sollen sich nicht wenige melden. Oft wird ein Boot von den lettischen Zollwachtschifsen beschlagnahmt. Einbehaltung des Bootes und Bezahlung des doppelten Wertes der vorgefundenen Schmuggelwaren sind die Strafen, doch mit derartigen Verlusten rechnet jeder dieser Unternehmer. Die lettischen Zollwachtschiffe sind nicht modern und schnell gebaut, sic sind auf jeden Fall einem früheren U-Boots-Zerstörer, den ein Geschäftsmann au« Danzig vor einiger Zeit für den Spritschmuggel erworben hat, in allen Beziehungen unter legen. Drei Fahrten mit diesem Boot bringen eine halbe Million. Das Geschäft lohnt sich — Vier Kriminalbeamte wegen Einbruchsdiebstahls und Sokaiaschlebungen verurteilt. Aus Hamburg wird ge meldet: Zwei Kriminalbeamte, die sich durch Einbrüche grö ßere Mengen Kokain, Heroin und Morphium insgesamt 76 Kilogramm verschafft hatten, erhielten Zuchthausstrafen von 2 bezw. 4 Jahren, zwei andere Kriminalbeamte und jünf zivile Beteiligte Gefängnisstrafen von 6 Monaten bis zu 21/2 Jahren. — Eine Glasfabrik in Flammen. In der Glasfabrik Marienhüttc in Köpenik geriet am Sonntag abend einer der zahlreichen langen Schuppen in Brand. Das Feuer griff alsbald auf andere Schuppen über und ergriff schließ lich auch mehrere dort befindliche Wohnhäuser. Es wird mit einer weiteren Ausdehnung des Brandes gerechnet. — In Dünaburg 30 Häuser abgebrannt. Nach einer Meldung der „Danziger Zeitung" hat eine furchtbare Brand katastrophe die Stadt Dünaburg heimgesucht. Trotz sofort unternommenen Löschversuchen wurden 30 Häuser ein Raub der Flammen. 208 Familien sind von dem Unglück betrof fen. 20 Feuerwehrleute trugen Verletzungen davon. — Steigen de» Gardasee». Wie die Blätter melden, hat sich der Spiegel des Gardasees in den letzten vierzehn Tagen um 22 Zentimeter gehoben. In der Bevölkerung macht sich deshalb große Besorgnis bemerkbar. — Eisenbahnunfall durch den Wolkenbruch. Die bei dem Unwetter in Berlin und Umgebung niedergegangenen Regenmassen spülten auf die Gleise der Berlin—Wriezener Bahn große Sandmassen. Die Maschine und der Packwagen eines Güterzuges, die in den Sand hineingefahren waren, stürzten um. Der Lokomotivführer und der Heizer wurden herausgeschleudert. Der erstere erlitt schwere Verletzungen, während der letztere leicht verletzt wurde. — Mord im Norden Berlin». Dienstagnachmittag wurde in der Gartenstraße ein junger Mann namens Wer- nicke in seiner Wohnung ermordert aufgefunden. Nach den bisherigen Ermittelungen waren gestern ein Bekannter Wernickes und dessen Freundin bei Wernicke gewesen. Sie haben dort wohl gezecht und schließlich ist Wernicke allem Anschein nach von beiden umgebrächt worden. — Eine litauische Sladk eingeäfchert. In der Nacht zum Dienstag ist das etwa 40 Kilometer von Memel ent fernt liegende litauische Städtchen Salanty bis auf die Kirche völlig niedergebrannt. 150 Familien sind obdachlos. Nach bisherigen Meldungen sind zwei Personen ums Leben gekommen. — Die elektrische Türklinke. In d§r Schnitterkoserne des Rittergutes Ribbekardt in Pommern verbanden zwei polnische Schnitter die elektrische Leitung mit dem Türdrük- ker, um einen erwarteten Arbeitskollegen durch den elektri schen Schlag zu erschrecken. Statt des polnischen Schnitters trat der Arbeiter Lange ein. Beim Berühren des Drückers wurde er vom elektrischen Strom getötet. Die polnischen Schnitter wurden verhaftet. n — Wilde Stiere im Warenhaus. Bei einem Stiertrans port durch die Hauptstraßen der englischen Stadt Liverpool brachen 17 kanadische Stiere aus und drangen in ein dicht
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