Volltext Seite (XML)
">sk^n rnn Vorte In don> südöstticke« Lckznnin« DerSSGsHeLrMer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Lies Bla« enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. McrgeSccrM» Unabhängige Zeitung für alle Ständein Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonnlags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag von Friedrich May G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444 und 445 Tagesschau. Der Reichspräsident hat eine neue Disziplinarverord- nung für das Reichsheer erlassen. Der Mittelarrest ist m verschärften Arrest umgewandelt worden. Der Höchstbetrag der Geldstrafen wurde von auf des Monatsgehalts erhöht. Das Reichskabinelt hielt am Montag einen Kabinetts rot, der sich mit laufenden Angelegenheiten befaßte. Per- sönalfrogen tverden bis auf weiteres nickt zur Erörterung kommen, da der Reichskanzler erst mit den Parteiführern Fühlung nehmen will. * Der Deutsche Solonialkriegerbund erhob auf seiner vierten Hauptversammlung in Bochum die Forderung nach energischer Geltendmachung der berechtigten deutschen kolo- nialansprüche. * Der Geschöftsordnunasausschuß des preußischen Land tages nahm den Antrag auf Aushebung der Immunität des völkischen Abg. Dulle gegen die Stimmen der Kommu nisten an. Die österreichische Regierung hat die Deamienforderun- gen als unerfüllbar abgetehnt. * Der zum Präsidenten von Polen gewählte Marschall Pilsudski hat die Wahl abgelehnt. Ein neuer Wahlgang ist für Dienstag vormittag 10 Uhr anberaumt. Die fünf chinesischen Provinzen, Kiangsu, Tschekiang, Anhwei, Kiangsu, Füllen, deren Mittelpunkt Schanghai ist, wurden als unabhängiger Staat erklärt. Zu den mit ' bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- nidriiches an anderer Stelle. Nie ergebnislose Abrüstungskonferenz. Berlin, 31. Mai. Der deutsche Delegierte auf der vorbe reitenden Abrüstungskonferenz des Völkerbundes, Graf Bernstorfs, ist wieder in Berlin eingetrofsen und bat im Auswärtigen Amt über den Verlauf und die Ergebnisse der Genfer Tagung Bericht erstattet. Wahrscheinlich wird später nach dem Wiederzusammentritt des Reichstages auch im Reichstagsausschuß für auswärtige Angelegenheiten über den Stand der Abrüstungsfrage Vortraa gehalten werden. Nach dem bisherigen Gang der Verhandlungen besteht an zuständiger Berliner Stelle der Eindruck, daß eine praktische Inangriffnahme der Abrüstung noch außerordent lich l a n g e auf sich warten lassen wird. Die vorbereitende Abrüstungskonferenz hat eigentlich überhaupt keine prak tische Entscheidung getroffen. Von vornherein war die Vor bereitungsarbeit auf drei Kommissionen verteilt: die eigent liche vorbereitende Kommission, die aus den politischen De legierten der teilnehmenden Staaten bestand, die militärische Kommission und eine gemischt« Kommission, die die mit der Abrüstung zusammenhängende Fragen beraten soll. Die vorbereitende Konferenz hat nur das vorliegend« Material und die Antworten der einzelnen Staaten auf den Frage bogen des Völkerbundes verteilt, so daß der militärischen und der wirtschaftlichen Kommission bestimmter Arbeitsstoff zu gewiesen ist. Diese beiden Kommissionen haben ihre Arbei ten bei der Abreise der Hauptdelegierten ausgenommen und werden sie wahrscheinlich einige Wochen oder Monate lang fortsetzen müssen. Erst wenn sie zu praktischen Beschlüßen gekommen sind, soll die politische Seite der Abrüstungsfrage weiter beraten werden. Erst dann wird die vorbereitende Kommission der Hauvtdelegierten wieder zusammentreten. Die Verantwortung sür die Abrüstungsfrage ist damit auf die technische Kommission abgewältt worden, und in dieser Kommission kann, wenn einzeln« Mächte es wünschen, eine Verzögerung der ganzen Abrüstunasfrage herbeigeführt werden. Diese Verschiebung der Verantwor tung ist auch dadurch zustande gekommen, daß keiner der De legierten der einzelnen Staaten etwa zugeoen wollte, daß seine Regierung nicht zur Abrüstung bereit wäre. Man hatte allgemein erkannt, daß von der Lösung der Abrüstungsfrage die Existenz des Völkerbundes abhängig sein wird, scheute sich aber, gerade wegen dieser großen Bedeutung der Frage so fort an ihre Lösung heranzugeben. Die Grundlage einer Lösung der Abrüstungsfrage müßte die Beseitigung der tech nischen Schwierigkeiten sekn, mit denen sich die vorbereitende Abrüstungskonferenz beschäftigen sollt«. Hier standen sich die englische und die französisch« These gegenüber. Die Franzosen verlangten Sicherheit als Voraussetzung der Abrüstung, die Engländer Abrüstung als Voraussetzung der Sicherheit. Zu einer Lösung dieses Gegensatzes ist man nicht «kom men. Rein formal ist dem französischen Wunsche, die .Sicher heiten des Volkerbundspaktes für einen angegriffenen Staat sollten vermehrt werden, dadurch Rechnung getragen worden, daß der Völkerbundsrat beauftragt wurde, zu prüfen, ob der Völkerbundsvertrag nach dieser Richtung hin verschärft wer den kann. Nur in zwei Punkten ist es zu bestimmten Beschlüssen gekommen. Erstens wurde festgestellt, daß eine Abrüstung nur. möglich ist bei den sichtbaren Rüstun- gen, d. h. eine Abrüstung entsprechend der Friedens rüstung der Staaten. Damit ist die französische Forde rung abgelehnt, daß auch die Kriegsfähigkeit der Staaten, die sogenannte Potenzialkriegsstärke, berücksichtigt werden soll, wenn der Rüstungsstand geprüft wird. Zweitens haben sich alle Regierungen verpflichtet, vor der endgültigen Ab rüstungskonferenz bestimmte Vorschläge für die Abrüstung ihres eigenen Landes auszuarbeiten und der politischen Kommission vorzulegen. Die Bedeutung dieses Beschlüsse; liegt darin, daß die einzelnen Regierungen gezwungen wer den, vor der Oeffentlichkeit zu erklären, wie sie zur Abrüstungsfrage stehen, was auch jene Staaten, die an sich geneigt sind, ihren Rüstungsstand herabzumin- dern, einem gewissen Druck aussetzt. Oer Ruf nach deutschen Kolonien. Bochum, 31. Mai. Die im Rahmen der großen Kolonial tagung veranstaltete vierte Hauptversammlung des Deutschen Kolonialkriegerbundes wurde vom Verbandsvorsitzenden, Generalleutnant Ritter v. Epp, geleitet, der herzliche Be grüßungsworte an die zahlreich Erschienenen richtete. Der Redner skizzierte dann in großen Umrissen die Bedeutung des kolonialen Gedankens. An den Reichspräsidenten von Hindenburg, an den durch Krankheit am Erscheinen verhin derten Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg und an Herrn Krupp v. Bohlen-Halbach wurden Begrüßungstele gramme gesandt. Den Jahresbericht erstattete Oberleutnant v. Boemecken. Das verflossene Jahr hat ein weiteres erfreu liches Wachstum des Bundes gebracht. Der Bund zählt nun mehr 110 Vereine. Der Redner schloß mit dem Ausdruck der festen Ueberzeugung, daß die Stunde kommen werde, wo alles deutsche Land hier wie über der See mit dem Mutter land« wieder vereint sei. Angenommen wurde eine Resolu- tion, in der verlangt wird, die Reichsregierung möge endlich den berechtigten Ansprüchen des deutschen Volkes aus eigenen Kolonialbesitz energischen Ausdruck geben und die Rückgabe der unter falschen Anschuldigungen entrissenen Kolonien auf das nachdrücklichste fordern. Sie möge vor allem einen etwaigen Eintritt in den Völ kerbund abhängig machen von der Gewährung von Garan tien auf Wiedererlangung eigener Aeberseegebieke. Ferner wurde «ine Entschließung an Vie Regierung gerichtet, in der der Deutsche Kolonialkriegerbund im Namen Tausender von Kolonialkriegern von Reichstag und Reichsregierung fordert. Artikel 21 Absatz 2 und 3 der Versonalabbauverordnung vom 27. Oktober 1923 endlich für die Angehörigen der ehe maligen Schutztruppen mit Wirkung vom 1. Januar 1924 aufzuheben. Das aus Anlaß der Hauptversammlung des Deutschen Kolonialkriegerbundes an den Reichspräsidenten gerichtete Telegramm Hot folgenden Wortlaut: Der Deutsche kolonialkriegerbuud sendet dem Vertei diger deutscher Ehre und deutscher Macht iu schwerster Zeit ehrerbietigste Grüße im festen Vertrauen, daß auch die Rückgewinnung eigenen Kolonialbesitze« unter Ew. Ex zellenz Führung gelingen wird. Eins glanzvollere Kundgebung für den kolonialen Ge danken, als die am Sonntagnachmittag, hat man wohl noch nicht erlebt. Tausende ehemaliger Kolonialkrieger aus dem ganzen Reiche, darunter Zehntausend« von Kriegervereins mitgliedern, Marin«leut«n und Sportsleuten, wohnten dem Felvgottesdienst bei. Anschließend daran nahm General v. Epp die Weihe von drei Dereinsfahnen vor. Durch die reich beflaggten Straßen der Stadt bewegte sich ein Fest zug, der mit seinen berittenen Schutztrupplern und Askaris, seinem Wagenzuge mit Kolonialvrooukten und den ehrwür digen Fahnen von Windhuk, Tsingtau und Ostafrita eine lebendige Aufforderung bedeutete, nicht nackMassen, bis Deutschland seine Kolonien wieder zurückerhalten hat. Am Abend fand ein Festkommers statt, bei dem u. a. Gouverneur a. D. Dr. Seitz und Retchsminifler a. D. Bell Ansprachen hielten. Rom, 31. Mai. Di« «olonialfraae ist Nir Italien und damit auch für Deutschland plötzlich in «in akute« Stadium getreten. Ml« schon gemeldet, wird Italien bei den Marokko-Verhandlungen, di« unvermeidlich geworden sind, mit weitgehenden Ansprüchen hervor» tr«ten und außer politischen Forderungen Kompensationen aus wirtschaftlichem G«bi«t« erstreben. T, ist bezeichnend, daß die sranzosenfreundlich« Presse, wl« zum Beispiel der heutige Messaggero, es bereits al, genügend« Gegenleistung Italiens betrachtet, wenn sich dafür Rom Nir den europäischen Frieden einsejze, lies: den Locarno-Vertrag im fran- zos.schen Sinne auslege. Die Anspielung in Mussolinis Senats- rede, zuerst müsse Italien Mandate bekommen, darf, wie ick ver- sichern kann, in beträchtlicher Erweiterung so ausgelegt werden, daß Italien die Anmeldung deutscher Ansprüche in Genf lebhaft wünscht, um die Frage schnell anpacken zu können. Mussolini wird Deutschlands Forderungen unter der Voraussetzung unterstützen daß auch Italien reichlich bedacht wird, was den Mliierten gegen-' über damit begründet werden soll, daß Italien im Gegensatz zu England und Frankreich in Versailles leer ausgegangen fei. Oie Lage in Polen. Wie gestern gemeldet, ist Marschall Pilsudski mit abso luter Mehrheit zum Staatspräsidenten gewählt worden. Wie eine weitere Meldung berichtet, lehnte Pilsudski die Wahl Lb mit der Begründung, daß ihm die verfassungsmäßigen Voll machten nicht genügten, um seiner Aufgabe als Präsident gerecht zu werden und daß ihm die Stimmenzahl zu gering fei. . .... r * - - Für die am Dienstag stattfindende zweite Wcchl Mrd Pilsudski nicht kandidieren, sondern einen Strohmann vor schieben. Genannt werden in diesem Zusammenhang Pro fessor Ignaz Woszczicki, Direktor des Chorzower Stickstoff werks, und Professor Marfan Zdziechowski. Die Kandidatur Bninski trug einen KompwmißUardk- ter, da die Mittelparteien den Nationaldemokraten GloM- binski nicht unterstützen wollten. Auch nach der Wahl ist die Lage in Warschau s e h' r.g S - s p annt. Die Regierung hat alle ihr nicht zuverlässig schei nenden Offiziere aufgefordert, die Hauptstadt zu verlassen. Da möglicherweise seitens Pilsudskis die Ausrufung der Diktatur versucht wird, sind neue Kämpfe nicht ausgeschlossen. Pilsudski gab vor der Wahl über seine Kandidatur sowie über die von ihm beabsichtigte Verfassungsänderung einige Erklärungen ab. Pilsudski glaubt danach, daß die letzten Ereignisse in Polen ein Beweis der allgemeinen Krise des Parlamentarismus seien. Das Heilmittel beruhe in der Schaffung einer starken und verantwortlichen Regierung, gleichzeitig aber einer solchen Regierung, die eine von den Parteien unabhängige Entscheidung treffen könne. Heute müsse jeder Minister vor allem besondere Fähigkeiten für die parlamentarischen Intrigen haben, die so viel Zeit be- anspruchten, daß er nur eine halbe Stunde jener Arbeit sich widmen könne, für die er verantwortlich sei. Pilsudski sprach sich sodann gegen die Nichtverantwortlichkeit der Abgeord- rieten, gegen das Protektionswesen der Parteien, gegen das Cliquenwesen sowie schließlich gegen jeden Einfluß auf die . Regierungsbildung aus. ü Ptlfudskt» Machtstellung. - Pilsudski hat sich wohl hauptsächlich deshalb als Kandi dat der Linken für die Präsidentenwahl aufstellen lassen, um unter allen Umständen den Sieg eines Gegenkandidaten der Rechten zu verhindern. Nachdem er so die Bauernpartei Plast und die Nationale Arbeiterpartei (eine Vertretung der Landarbeiter), auf die Seite der Linken gezogen hatte, konnte er verzichten. In der Tat hätte ihm die Staatspräsi dentenschaft mit ihren jetzigen, ziemlich eng begrenzten Be fugnissen kaum die Basis für die strenge Durchführung seiner Reformpläne gegeben. Wird bei der zweiten Wahl einer seiner Strohmänner Staatspräsident, so ist darum doch sein Einfluß auf die künftige Entwicklung in Polen mindestens ebenso groß — ja die Lösung gewisser Sonderausgaben (Umgestaltung de-r Heeres, Kampf gegen die Korruption) wird für ihn als Herrn der Armee leichter sein, zumal die Verantwortung für die erforderlichen scharfen Maß nahmen zur Reorganisation des Staates dann direkt den Staatspräsidenten belastet, wahrend sein eigenes Kapitel an Autorität und Beliebtheit nicht verwirtschaftet zu werden braucht. Worauf die eigentlichen Pläne des Marschalls abzielen, ergibt sich aus seinen Erklärungen, die den Bankrott de» Parlamentarismus auch in Polen unzweideutig feststellen. Es ist nur die Frage, ob er sich mit einem trockenen Putsch begnügt, indem er dem Parlament eine Erweiterung der verfassungsmäßigen Befugnisse des von ihm entscheidend be- einflußten Präsidenten abnötigt, oder ob er gegebenenfalls zur unverhüllten Diktatur schreitet. Beide Wege können freilich nur zum Erfolg führen, wenn auch der Westen des Landes au» feiner Opposition heraustritt. Da mit hat es aber noch gute Delle. Die immerhin nicht un beträchtliche Stimmenzahl, die Bninski auf sich zu vereini- Grsch inu«g«a»eise: Jeden Werktag abend« sür den folgend. Tag. Bezugspreis >ür die Zeit eine» halben Monats: Frei ins Haus halbmonatlich Mk. l.20, beim Abholen la der Geschäftsstelle wöchentlich SO Psg. Einzelnummer 15 Pfg. - Alle Postanstalten, ^wl» unser» Zeitungsausträger und die Geschästsstell- nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1521. Gemeinde verbandsgirokasse Bischofswerda Konto Nr. «4. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung des Betriebes der Zeitung oder der Besörderungseinrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. Anzeigenpreis (in Goldmark): Die 43 mm breite ettrspaichz» Grundschristzeile 25 Pfg., örtliche Anzeigm 20 Pfg, die SO ww breite Reklamezeile (im Textteil) 70 Pfg. Zahlung in Dapiermark zum amtlichen Briefkurs vom Zahltag, jedoch nicht niedriger au zum Kurs vom Tage der Rechnung. — Rabatt nach Tarif. Mr Sammelanzeigen tarifm. Ausschlag. — Erfüllungsort Bischosswerd« Nr. 125 Mittwoch, den 2. Juni 1S26. 81. Jahrgang