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Der sächsische Erzähler : 05.05.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192605057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19260505
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19260505
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-05
- Tag 1926-05-05
-
Monat
1926-05
-
Jahr
1926
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 05.05.1926
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fchastrkasse, des Ndnmzachte- Äarche», der landwkrtschaft« lichen Svitzenorganisatton«, i» SluUen, der Kreditanstalten, der sächs. Erwerbs- u. Wirtschastrgenosienschaften, de« San» desausschusses Sächs. Handwerk, des Submission-amt«, der Dersicherungsanstült Sächs. Gewerbekommern, der Landes- aewerbebank, der bürgerlichen Parteien im Reichs- und Landtag, der Kreditanstalt der Deutschen iw Prag. Sie wünschten der Tagung vollen Erfolg. Der Vorsitzende des Berbandsausschusses Hugo Vogel (Dresden) als Leiter des Verbandstages betonte, der zahlreiche Besuch bekunde den guten Geist in den Rethen der sächs. Genossenschaften. Nach dem vom Derbandsdirektor Dr. Dermietzel (Dresden) erstatteten Geschäftsbericht erstreckte sich die Tätigkeit des Verbandes im verflossenen Jahre darauf, das Genosscn- fchaftsgefühl der Genossenschaften und Genossenschaftler zu wecken und zu fördern, dem Verbände eine gesunde finan zielle Grundlage ^u geben und genossenschaftliche Er ziehungsarbeit zu leisten. Die MitalieveMhs des Verbandes ist als Folge des großen wirtschaftlichen Reinigungsprozesscs gesunken, innerlich aber sei er erstarkt. Gestiegen sind die eingezahlten Gcschäftsguthaben von 2,H Millionen Mark auf 4L Millionen Mark. Die Gcsamtmittcl der Genossenschaften von 3,8 Millionen Mark auf 5,9 Millionen Mark, die Spar einlagen von 10 Millionen Mark auf 16 Millionen Mark, und oie Kreditgenossenschaften konnten 35 Millionen Mark Mittel ausleihen. Das beweist, daß das Genossenschafts wesen im verflossenen Jahre erfreuliche Fortschritte gemacht Hot, es hat im allgemeinen den Vorkriegsstand erreicht, im einzelnen bereits überschritten. Den ersten Vortrag hielt Justizrot Dr. Fuchs, Direktor des Rheinischen Gnwssen- schaftsoerbandes in Köln über „Z u s a m m e n a r b e i t d c r Kredit- und W a re n ge n o s s e n s ch a f t e n". Zu der guten Organisation des gewerblichen Mittelstandes muß sich das Planmäßige gesellen Zu fordern ist: Beseitigung dtiF Dorgeunwesens; Wiedcrcrstarken des Vertrauens zum Scheck durch verschärfte Gesetze: Zurückführung des Var geldes in die Wirtschaft; Ablehnung von Sondcrbanken für besondere. Berufe, weil die Genossenschaftsbanken als Sammelbecken für dos gesamte mittclständische Gewerbe fungieren sollen; Vertrauen des Gewerbes zu ihren Banken. Redner zeichnete den Aufbau gesunder Kreditgenossen schaften wie Warenaenosscnschaften und gab praktische Bei spiele dafür, wie veidc am vorteilhaftesten miteinander arbeiten können. Den zweiten Vortrag hielt Direktor Korthaus (Berlin) über „Genossenschaftliche Propaganda". Es ist notwendig, zu einer regeren Werbetätigkeit zu kommen, denn diese liegt bei den Genossen schaften noch im argen. Freilich muß die genossenschaftliche Werbetätigkeit entsprechend der" Eigenart des Kreises, dem sie gilt, besonderen Charakter zeigen, und ist nicht der allze- meinüblichen Reklame glcichzusetzcn. Im Vordergrund muß die persönliche Mitgliederwerbung stehen, ihr zur Seite muß dieMropaganda durch Tageszeitung und Drucksachen stehen. Selbsthilfe muß aber auch hier die Parole sein. Das letzte Referat erstattete Professor Dr. Stein (Berlin), Anwalt des Deutschen Genossenschaftsvcrbandes, über „Die allge meine Wirtschaftslag e". Trotz der augenblicklichen Unsicherheit kann festgestellt werden, daß inden letzten Jahren eine wesentliche Beruhigung auf dem Wirtschaftsmarkt cin- getretenist. Aufder einenSeite zeigt das Sinken der Zahl der Wechselproteste, Konkurse -und Geschäftsaussichten und das Steiaxn der Ausfuhr an Fcrtigfabrikaten eine Besserung an, auf der arideren Seite gibt das Nachlassen an Steuerem- gängen und an Frachtencinnahmen bei der Reichsbahn, vor allem ober die geringe Besserung aufdemGebiete dcrArbeits- losigkeit zu denken. Mit Arbeitslosigkeit in groß.Moße ist auch für die nächsten Jahre zu rechnen, sie ist eine Folge der fort schreitenden Rationalisierung der Betriebe wie der Ver trustung und Konzernbilüungen. Die Regierung wird auf eine Herabminderung der Ausgaben zukommen müßen Denn unsere Wirtschaft ist überlastet, und im Gegensatz hier zu steht die Loge des Geldmarktes. Es gilt, Vorsicht in der Gcschäftsgebarung zu wahren, mit festem Fuß in der V.r- gangenheit zu stehen, der Gegenwart gerecht zu werden und auf die Zukunft zu bauen. Der Bericht der Rechnungsprüfer wurde «ntaegengenommen, dem Vorstand und v-rband-äus- schuß EntlasLmg erteilt, der Haushaltplan IS2Ü genehmigt, die ausscheidenden Aufsichksratsmnglieder wurden wieder- gewählt. Die nächstjährige Tagung soll in Schandau statt- finden. Der Nachmittag war Führungen durch die alte Stadt und einer Wälpurgisfeier vor der Stadt gewidmet. Aus Sachsen. Anfrage an die Sächsische Regierung wegen der Gottesdienststörung in Bischofswerda. Landtagsabgeordneter Grellmann hat an die Sächsische Regierung nachstehende Anfrage gerichtet: „Am Palmsonntag war die Stadt Bischofswerda brr Schauplatz unerhörter Ruhestörungen und Belästigung:« der Kirchenbesucher durch Angehörige des Roten Front- kämpfcrbundes. Obwohl durch Plakate bereits Tage vorher diese Kundgebung bekanntgegeben war, befanden sich nur zwei Polizeibcamte im Dienst, die auch nicht den Versuch ge macht haben, gegen die offenen Gesetzesverletzungen ein,-u- schreiten. Auf Anfrage 1)er Ratsmitglicder, warum nicht Polizeiverstärkung von Arnsdorf herbcigerufen worden sei, teilte der Herr Bürgermeister mit, daß dazu crstdieGe - nehmigung der Kreishauptmannschaft und des Ministeriums des Innern nötig wäre. Diese Auskunft hat begreiflicherweise starke Angriffe gegen das Ministerium des Innern ausgelöst. Ich frage daher die Regierung: 1. Billigt sie dos völlig passive Verhalten der städtischen Polizei und die Tatsache, daß an einem so kriti schen Tage nur zwei Beamte im Dienst waren? 2. Entspricht die Auskunft des Herrn Bürgermei sters einer Verordnung desJnnenministeriums, oder hat das Ministerium nicht vielmehr ausdrücklich Anweisung erteilt, daß nur im Falle -er Verhinderung der zuständigen Polizei bereitschaft Mitteilung an die Krcishauptmannschoft zu machen sei?" Parlamentarierversorgung. Wie verlautet, soll das Kesamtministerium dahingehend Entschließung gefaßt haben, daß der bekannte Rechtssoziol- »cmokratische Landtagsabgeordnetc Bethkc zum Haupt- chriftlciter der „Sächsischen Staatszcitung" und sein Partel- tenofsc, der Landtagsabgeordnete S ch n i r ch - Plauen zum Amtshauptmann »on Stollberg ernannt werden sollen. Mit diesen Ernennungen wird der Anfang zur Versorgung der jenigen rcchtssozialdemokratischen Landtagsabgeordneten ge macht, die bei den Linksern und den Parteiinstanzen so seh-- m Ungnade gefallen sind, daß deren Wiederaufstcllung auch nach einer möglichen Aufhebung des Ausschlußbeschlusscs auf keinen Fall mehr in Frage komme. In Stollberg muß, um den Platz für den neuen Amtshauptmonn Schnirch freizu machen, der bisherige Amtshauptmann noch Annaberg ver- ctzt werden. So wenig man in der Amtshauptmannschast stollberg mit dem ganz unbegründeten Wechsel in der Pcr- on des Amtshauptmannes einverstanden ist, so sehr muß dis Berufung Bethkcs auf den Posten des Hauytschriftleitcrs der „Sächsischen Staatszcitung" verwundern. Dethke ist unseres Wissens niemals Journalist gewesen und hat auch qus den anderen Gebieten des Zeitungswesens keine Fachkcnntnisse. Für seine Berufung auf diesen Posten ist ganz offenbar die Absicht bestimmend gewesen, den 23 das fehlende Partei organ zu schaffen. Die sozialdemokratische Parteiprcsse ist in Sachsen bekanntlich ausschließlich in den Händen der Linken. Bethke ist selbst die umstrittenste Person im Kreise der 23. Er wird nun sicher nicht verfehlen, seinen Einfluß auf die Staatszcitung dahingehend zu benutzen, dieses offizielle Regierungsblatt zum Parteiblatt der 23 zu machen, wobei für die letzteren besonders angenehm in Erscheinung treten wird, daß sie für ihr Organ keine Aufwendungen und Opfer zu bringen brauchen, weil ja schon die Gesamtheit der fäch- stsLen «euMahler die Mttel für die „Süchstfche Leitung" Puftzßbringen hat. Verba«- Sächsischer Industrieller. Dresden. 3. Mai. Der Gesamtoorstonv des Verbandes Sächsischer Industrieller beschloß in seiner letzten Sitzung die Einsetzung eines Sonderausschusses zur Prüfung der Frage der Rationalisierung der Wirtschaft und der Tätigkeit des Reichskuratoriums für Wirtschaftlichkeit. Der Gesamtror- stand nahm weiter Stellung zu den Vorschlägen des Ver- fassungsausschusses des Reichswirtschaftsrates zum Gesetz, entwurf über die Umgestaltung des vorläufigen Reichswirt, schaftsrates in einen endgültigen. Es wurde befürchtet, daß das sächsische Industriegebiet in dem neuen Wirtschafts parlament keine seiner Bedeutung entsprechende Vertretung erhalten werde. Der Gefamtoorstand beschloß einstimmig, mit entsprechenden Anregungen an die in Frage kommenden Stellen heranzutreten. Der Gefamtoorstand bestätigte weiter einen Beschluß seines sozialpolitischen Ausschusses wegen Einführung einer Arbeitslosenversicherung dahin gehend, daß unter den jetzigen Verhältnissen die Ueber- leitung der gegenwärtigen Erwerbslosenfürsorge in eine Arbeitslosenversicherung nicht durchführbar erscheint Fer ner beschloß der Gesamtvorstand des Verbandes Sächsischer Industrieller den Beitritt zur Internationalen Handels kammer in Paris, da die von ihr zu erledigenden Fragen außerordentlich einschneidender Natur seien und auch für die sächsische Industrie von großer Bedeutung werden konnten. Der Arbeitsnrarkt in Sachsen. Enttäuschte Hoffnungen. Das Landcsamt für Arbeitsvermittlung veröffentlicht über die Loge aus dem sächsischen Arbcitsmarkt für die Zeit vvm 18. bis 2t. April 1926 folgenden Bericht: Die stellenweise zu Tage getretenen Hoffnungen, daß eine Besserung der Arbeitsmorttlage durch eine verstärkte Aufnahme fähigkeit dbr Landwirtschaft, des Baugewerbes und der sonstigen Außenberuse cintrcten würde, haben sich bisher noch nicht erfüllt. 2m Baugewerbe hat sich zwar der Beschäftigungsgrad etwas gc- boben, jedoch bei weitem nicht in dem Umfang, wie sonst zu gleicher Zeit in den vorhcrgegnngencn Jahren. Während im Vorjahr um diese Zeit bei den öffentlichen Arbeitsnachweisen im Freistaat Sach sen nur noch rund 9696 Arbeitsuchende für das Baugewerbe einge- Gragen waren, wurden in diesem Jahre am 15. April noch rund 26 660 gezählt. Auch die Landwirtschaft ist gegenwärtig noch äu ßerst vorsichtigt bei der Einstellung von Arbeitskräften. Weibliche und jüngere männliche werden zwar im allgemeinen lebhaft ver langt, für ältere Arbeitskräfte und Familien sind dagegen die lln- terbringungsmöglichkcitcn sehr schlecht. Erheblicheren Bedarf an Arbeitskräften hat dagegen nur noch der Steinkohlenbergbau des Lugau-Oelsnitzcr Reviers. In fast allen übrigen Berufen, insbe sondere so weit sie die .Hauptindustrien des Landes, die Metall- inüustrie und Textilindustrie, betreffen, ist die Nachfrage so gering und so beschränkt auf einzelne Gruppen von Facharbeitern, daß hier durchweg von einer Verschlechterung der Arbcitsmarktlage.gespro chen werden muß. Die Gesamtwirtschaftslage wird durch eine außerordentliche Vorsicht gekennzeichnet, die nicht allein auf die ver schärften Kreditbedingungen durch die privaten Banken zurückzusüh- ren ist, sondern mehr die Folge einer allgemeinen psychologischen Umstellung im Wirtschaftsleben bedeutet. Bei einer solchen Lage ist eine baldige durchgreifende Besserung des Arbcitsmarktes kaum zu erwarten. Stellenweise haben die Entlassungen ihren Fortgang genommen, insbesondere in der Metallindustrie und in der Holz industrie, während, in der Textilindustrie allgemein Kurzarbeit vor herrscht. Die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger hat zwar eine geringe Abnahme erfahren. Sic betrug am 15. April 1926 212136 gegen 2l5 666 am 1. April. Die Abnahme erstreckt sich ausschließlich auf die männlichen Arbeitskräfte, wobei allerdings zu beachten ist, daß sie im wesentlichen auf eine verstärkte Durch führung von Notstandsarbcitcn zurllckzusühren ist. Die wirkliche Entlastung der Erwcrbslosensürsorgc ist daher nur sehr gering. Da gegen hat Pie Zahl der weiblichen Unterstützungsempfänger im glei chen Zeitraum um 2557 zugenommen. Insgesamt wurden am 15. April 1926 19 665 weibliche Unterstützungsempfänger gezählt. Es ist dies die höchste Zahl, die bisher in diesem Jahre erreicht wurde. Die angeführten Zahlen entsprechen dem festgcstellten Andrang bei den öffentlichen Arbeitsnachweisen. Am 15. April 1926 wurden bei KatHi. Humoreske von I u l i u s K n o p f. Wir sind beide obgebaut, ich u. mein Freund Erich, mit dem zusammen ich ein möbliertes Zimmer-, Gartenhaus drit ter Stock, bei der verwitweten Frau Barbara Eßlinger be wohne. Mein Freund Erich besitzt — außer hunderlfünzig Mark Schulden — einen Hund. Der Hund ist eine Hündin und hört aus den neckischen Namen Kathi. Warum gerade Kathi? Nun wohl, aus Pietät. Kathi ist die erste, aber hoffnungslose Jugendliebe meines Freundes Erich gewesen. Besagte Kathi — nicht die Jugendliebe, sondern der Hund — ist von einer abschreckenden Häßlichkeit und ver heerenden Rasseunreinheit. Kreuzung von Pintscher und Box, mit krummen Dackelbeinen. Eines Tages kommt Freund Erich in sichtlich gehobener Stimmung nach Hause und sprudelt: „Mensch, Freund mei ner Seele, Mitbesitzer dieser komfortablen Bude, denke Dir nur — das Glück, das mir blüht: durch Konnexion habe ich eine gute Stellung nach Leipzig bekommen. Ich soll sie sofort ontreten und reise schon morgen. Sachen habe ich keine zu packen, und den Hund schenke ich Dir. Ich lasse Dir die Kathi zum Andenken an gemeinsam verlebte, goldene, bargeldlose Stunden. Gerührt nehme ich das hündische Zeichen der mensch lichen Freundschaft an. Den Abschiedsabend begehen wir festlich bei Bockwürsten mit Kartoffelsalate Auch die Ka'hi kriegt eine halbe Bockwurst spendiert. Denn Kathi ist. trotz ihrer Rasseunreinheit, treu und lieb und uns im Lause der Zeit doch recht ans Herz gewachsen. Als Freund Erich knapp «ine Woche fort ist, klopft cs an einem trüben Vormittag, der mich noch im Bette findet, an meine Tür. Die verwitwete Frau Barbara Eßlinger ruft laut und verlangend meinen Nomen. Erstaunt frage ich: „Was ist denn los, verehrte Frau Eßlinger. daß Sic mich mitten in der Nacht so unsanft wecken?" Und es quakt durch die Türe: „Ein Mann ist do, der Sie zu sprechen wünscht." „Was für ein Mann?" Mega phone ich zurück. „Ein Beamter!" lautet die Antwort. Deantter? Höchste Autorität für den braven, deutschen Normalbürger. Ich also — raus aus dem Bett — rein in die Sachen — die Tür geöffnet und den Beamten hoch achtungsvoll und ergebenst in mein Zimmer hineinkompli- Freundlich wünscht er mir „Guten Morgen!" und hält mir einen Zettel vor die Nase. Ich werfe einen Blick darauf und erblasse. Der Wisch ist eine amtliche Quittung über siebzehn Mark und fünfzig Pfennige für Hundesteuer, die noch nicht bezahlt worden ist, nun aber anscheinend von mir bezahlt werden soll. Mit dem Brustton der Ueberzeugung erkläre ich: „Siebzehn Mark und fünfzig Pfennige auf einen nüchternen Magen — nicht zu machen!" Daraus der Beamte: „Diese Steuer für das letzte Vierteljahr ist aber fHon lange fällig und —" Da falle ich ihm ms Wort und kläre den Beamten auf: „Ich besitze doch den Hund erst seit einer Woche. Bis dahin ist Besitzer mein Freund Erich Schlumps gewesen, der ihn mir geschenkt hat. Mein Freund Erich ist jetzt in Leipzig in Stellung. Vielleicht haben Sie die Güte, mein Herr, nach Leipzig zu fahren und die siebzehn Mark und fünfzig Pfennige bei ihm einzuziehen." Der Beamte sieht mich scheel an, zuckt die Achseln und belehrt mich knapp, kühl uild sachlich, daß er sich nur an mich, als den gegenwärtigen Besitzer des Hundes, halten könne. Ich also sei derjenige, welcher die Steuer zu zahlen hat, sonst — „Sonst?" echot meine erwartungsvolle Frage. „Na, sonst wird bei Ihnen gepfändet." „Wenn ich aber keine Psandobjekte besitze," werfe ich ein, „was tatsächlich zutrifft, verehrter Herr?" Hart und brüsk schnellt es zurück: „In diesem Falle wird nicht lange gesockelt und Ihnen der Hund fort genommen." „Und was geschieht mit meinem Hunde?" forsche ich weiter. „Wird er etwa vergiftet?" Beiläufig gesagt, die ser immerhin lebensgefährlichen Prozedur wollte ich die arme Kathi natürlich auf keinen Fall aussctzen und lieber die rückständige Steuer bezahlen, sollte ich mir auch monate lang keine Zigarette leisten können. Uebcrlcgcn lächelt der Beamte, die Frage erscheint ihm kindlich. „Vergiften? Wo denken Sie denn hin? Gift ist teuer, und dann würde der Hund ja noch Geld kosten, an statt welches einzubringen. Nein! Wenn Sie di« Steuer nicht bezahlen, so wird Ihnen der Hund sortgenommen, ins Hundeasyl gebracht und dort meistbietend versteigert. Also, mein Herr —" „Ich zahle nicht," erkläre ich. „Sehen Sie sich doch die- ^ündcken an" — ich locke Kathi herbei — „es ist nicht nur mordshäßlich, sondern auch ein elender Bastard. Für solche Hunde sollte überhaupt keine Steuer gezahlt zu wer- den brauchen." Der Beamte scheint nicht geneigt zu sein, sich in Erörter ungen dieses Problems cinzulassen, grüßt und geht . . . Die Pfändungsprozedur verlief fruchtlos. — Ein paar Tage darauf hält vor dem Hause ein grüner Wagen, in dem drei Beamte sitzen. Und zwei davon kom men zu mir, zeigen ihre Legitimationen und holen das Hünd chen ab. Der Abschied wird uns beiden schwer. Kathi win selt, und ich seufze. Die menschenfreundlichen Beamten besitzen ein tierlie bendes Herz. Tröstend meint der eine: „Wenn Sie Ihren Hund noch einmal sehen wollen, so kommen Sie doch am nächsten Mittwoch ins Asyl, dann findet die Hundeaukt.on statt, und Sie können sich dann gleich überzeugen, ob das Tierchen in gute Hände gelangt." „Und der Käufer, der meinen Hund auf der Auktion er steht — muß der die rückständige Steuer von siebzehn Mark und fünfzig Pfennigen mstbezahlen?" Ich werde aufgeklärt, dies sei selbstverständlich nickt der Fall . . . Auf der Auktion erstand mir meine Wirtin, die verwitwete Frau Barbara Eßlinger, meine liebe Kathi für zwei Mark. Rundfunk Lechz,g (Welle 452), Dresden (Welle 2S4) Themnitz Welle 454, — Weimar Welle 454. — Wochentags: 16: Wirtschaft, Wetter d. Sachs. Berlehrsverbandes. D 11.45: Wetter dienst der Wetterwarten Dresdem Magdeburg, Weimar. S 12: Mitiagsmusik <S 12L5: Nauener Zeitzeichen. D 1.15: Börse, Presse. D 2.45: Wirtschaft. Ä 3—4: Pädagog. Rundfunk d. Zentral» Institutes (Deutsche Welle 1360). S 3.25: Beil. Prod.-Börse. S 5V0: u. 6.15: Börse, Wirtschaft. D Anschl. an die Abendver anstaltung: Presse» Sport etc. Mittwoch. S. Mli. 4.36: Kindernachmitlag: Abentcuercr-Ge- schichten, erz. von Karl Kehler. T 6.36: Funlbastelstunde. D 6.45: Bericht des Landesgmtes für Arbeitsvermittlung. V 7: Dr. Scharse- Salle: „Akademische Berufsaussichten in der Gegenwart." D 7.30: Prof. Witkowski: „Geschichte des deutschen Dramas und des Theaters." D 8.15: „Phantomie". Mitw.: Prof. Winds und Funkorch. Marschner: Der Bampir, Ouv. — K. Strobl: Die arge Nonn'. — Mendelssohn: Scherzo aus „Sommernachtstraum". — Meyrink: Eine Suggestion. — Meyerbeer: Schattentanz aus „Dinorah". — Loder: Das verrückte Auto. — Delibcs: 2 Sätze aus CovvejiafSuite. Schluß etwa 16, doch ohne Gewähr. Danach: Frttzelt für Funkfxeund«. die äurw. ..Sender,, hören wollen.
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