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Der sächsische Erzähler : 21.04.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192604214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19260421
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19260421
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-04
- Tag 1926-04-21
-
Monat
1926-04
-
Jahr
1926
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 21.04.1926
- Autor
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lauf denen man nur iy einer Richtung fahren darf) für Autos und Schnellfuhrwerke, und zu beiden Selten einen je 5 Meter breiten Bürgersteig. Unterwegs kreuzt die Schnellstraße die Kurfürstenallee, und damit hier keine Kol lisionen entstehen, wird sie einfach in Höhe von 4,8 Metern darüber hinweggesührt! Der Vorteil solcher Straßen ist sehr groß, falls die eben beschriebene fertig ist, wird man vpm Zoo bis nach Alt Moabit (Kriminalgericht) glatt eine halbe Stunde Fahrzeit gegen heute sparen. Die neue Straße kostet 5 Millionen, aber die Stadt läßt sich nicht Ab schrecken, plant vielmehr noch weitere Anlagen n-uer und Ausbau alter Straßen zu Schnellbahnwegen. * Die Konzession für die Autowächter wurde am 3. April erteilt. Autowächter? Jawohl, das sind Gesellschaften, die gegen ein geringes Entgelt auf der Straße die »mos der Selbstfahrer bewachen. Wie man im Theater Mantel und Hut abgibt, kann man in Zukunft auf der Slraßs seinen Wagen abgeben. Also richtiggehende Autogarderoben »'er den hier eingerichtet und zwar bald. Die Gesellschaften stellen an belebten Ecken, vor Theatern und Restaurants ihre Leute auf, die gegen Entrichtung einer Gebühr (viel leicht 2 Mark) das Auto in Emofrng nehmen und dem Be sitzer eine Marke aushändigen. Und nur dem Inhaber die ser Marke wird der Wagen später zu^estellt. Damit würde endlich den vielen Diebstählen aus den Straßen etwas Halt geboten, andererseits den Selbstfihre'N die Möglichkeit zur größeren Ausnutzung ihres Wagens gegeben. Eine schwie rige Frage ist noch zu klären: Wenn die Autogarderobe ein geführt ist, werden abends vor gut besuchten Theatern 70 bis 100 Wagen abgegeben werden. Wo sollen die während der Vorstellung alle hin? Hier müßte Abhilfe geschaffen oder von der Polizei gestattet werden, daß wie in Amerika die Autos quer zur Straßenfront nebeneinander Ausstellung nehmen. Berlin ist übrigens die erste Stadt Europas, die Autogarderoben einführt. Daß Berlin einen der größten B nnrnhäsen des Konti nents besitzt, ist bekannt, es darf duhec nicht wunderneh men. daß bei dem zunehmenden Sch'ffahrtsrerkehr ab und zu Stimmen laut werden, die Berlins Häfen als unzuläng lich bezeichnen. In der Hauptsache aber sind die Kanäle nicht mehr auf der Höhe, zum mindesten sind sie nicht für die 1000-Tonnen-Schleppzüge gee gnet, die bald auf de: Spree erscheinen werden. Da man aber dafür sorgen muh, daß sie auf irgend eine Weise in die Häfen gelangen, wird man in Chcrlottenburg einen Durchstich vornehmen, wird man ein Verbindungsstück graben, wird man durch Erwei terungsarbeiten die scharfen Biegungen im Laufe der Kanäle abrunden. Außerdem wird der Unterlauf der Ranke ganz zugeschüttct, damit das Wasser des Oberlaufs dem Nordkanal zugute kommt und gleichzeitig die Hochwas sergefahr durch diesen Fluß beseitigt ist. Natürlich ist auch die Anlage einiger neuer Schleusen notwendig Das Ganze stellt ein Riesenprojekt dar, aber Berlin hat Mut, wo das viele Geld herkommt, weiß man nicht, aber es wird geschafft und gebaut, die Arbeitslosen erhalten Beschäftigung und der Verkehr Groß-Berlins paßt sich langsam dem eine.- Welt stadt an. Sehr unangenehm, besonders für die Fremden, war es bisher, daß nach 2 Uhr nachts weder eine Stadtbahn, noch eine Untergrundbahn, weder eine Straßenbahn noch ein Autobus in Berlin verkehrten. Die ersteren drei Verkehrs unternehmungen haben nicht die Absicht einen durchgehen den Nachtvcrkehr einzurichten, dagegen hat die Autobus- Aus Sachsen. Dresden, 19. April. Der Dresdner Tannhäuser feierte am Sonnabend das 25jährige Dirigentenjubiläum seines Chormeisters Max Stranßky durch einen Volksliederabend und einen Sängerkommers. Van den vielen Ehrungen, die dem beliebten Leiter des bekannten Männerchores zuteil wurden, sei besonders erwähnt, daß ihm der Julius-Otto- Bund, zu dessen zweiten Bundeschormeister Stranßky erst kürzlich gewählt worden ist, durch dessen Vorsitzenden Eisen bahnoberinspektor Mühle die silberne Bundesmedaille über reichen ließ. Mehrere größere Gesangvereine erannten Stranßky zu ihrem Ehrenmitglieds. Am Sonntag schloß die Stranßky-Jubelfeier init einem Festmahle im Ausstcl- lungspalaste. Dresden, 20. April. Schadenfeuer. Ein größeres Scha denfeuer entstand am Sonntag früh im Grundstück der ehe maligen Dampfziegelei von Gottschalk im Stadtteil Prohlis- In den ehemaligen Ziegeleigebäuden wird eine Tischlerei be trieben. Die Baulichkeiten und mit ihnen große Vorräte an Brettern, Maschinen und Werkzeugen sind dem Brande zum Opfer gefallen, während der Löscharbeiten explodierte ein gesellschast damit begönne«. Mehrere Linien verkehren zu erhöhten Fahrpreisen (80 Pf.'für die gay« Strecke, SO M. für die Teilstrecke) die ganz« Nacht hindurch und haben bis her einen vollen Erfolg zu verzeichnen, «n dem Fahrgeld stößt sich keiner, denn ein Taxi wär« ja noch teurer. . Nach 1 Uhr ist kein Platz in den Wagen zu haben, nach 2 Uhr er scheinen die Angestellten der Gastwirtschaften und Hotels und gegen 3 Uhr beginnt schon der Frühverkehr, besonders wer- den die Autobusse zum Anschluß an die Frühzage benutzt. Samstags und Sonntags, wo besonders starker Verkehr herrscht, ist die Wagenfolge verkürzt. Da die bisher ein geführten Linien sich glänzend bewährt haben, will man den Autobusnachtverkehr noch weiter ausbauen, so daß man in nicht allzulanger Zelt selbst die entferntesten Vororte with- rend der ganzen Nacht erreichen kann. Man spricht mit London, wie man mit einem Berliner Bekannten redet. Wie sich das mchört, aber es hört sich ganz gut (an), denn die Verständigung ist ausgezeichnet. In Deutschland sind an den Telephonverkehr mit England an geschlossen, außer Berlin: Homburg, Bremen, Köln, Frank furt, in England nur London. Der Fernsprechverkehr auf diesen 5 Linien ist eröffnet, und Berlin hat gleich am ersten Tage eine Flut von Gesprächen zu erledigen gehabt. Das erste Gespräch war amtlich und bestand in einer Begrüßung der beiden Leiter des Londoner und Berliner Fernamtes. Kurz darauf klingelte London an, das erste Gespräch dauerte 6 Minuten. In den ersten 13 Stunden (von abends 7 bis morgens 8) wurden 20 Einzel- und 18 Abonnementsge spräche geführt, im ganzen also 38. Man kann vorderhand nur nachts mit London sprechen und zwar von abends 7 bis morgens 8, am Tage ist dagegen eine Verständigung noch nicht möglich. Sobald aber das neue englisch-holländische Kabel fertiggestellt ist, dürfte auch eine Verständigung am Tage möglich sein, und man hofft, daß dann auch andere englische Städte an das Netz angeschlossen werden. Die Verständigung ist nicht schlechter, als im innerdeutschen Fernverkehr, die Gespräche selbst gar nicht teuer. Drei Minu ten kosten von abends 7 bis v zusammen 9,50 Mark. Drin gende und Pressegespräche dürfen noch nickst geführt werden, aber das wird alles noch kommen, der Anfang ist jedenfalls gemacht, und das ist stets die Hauptsache. Dtrnl«faß. Hi«rb«i wurd« «ln Angestellter de» Benteb«, ! 2O.April. Auch d«r hunoerküufiler Rafiello hat baH huogern aufaeaeben. Der Hung^rkünstler Rastello, der sich im Kvfse« Maximilian bewundern ließ, hat am Sonntag nachts gegen zx.12 Uhr das Hungern ausgegeben. Die är-tlfche Untersuchung ergab einen seelischen und nervösen Zusammenbruch. Das Publikum stürzte den Glaskasten um und untersuchte, ob irgendwelche Unregelmäßigkeiten fest- zuftellen seien. Der Hungerkünstler ist in das Krankenhaus gebracht worden. Dresden. 17. April. Die Staolllche Gemäldegalerie in Dresden (Zwinger) wird in diesem Sommerhalbjahr zu nächst versuchsweise an Sonn- und Festtagen auch nachmit tags von 8—5 Uhr und außerdem an zwei Wochentagen (Dienstags und Freitags) von 9 Uhr vormittags bis 7 Uhr abends unentgeltlich geöffnet sein. Freital. 20. April. Amtsniederlegung de« sozialdemo kratischen Sladtverordnetenvorsteher«. Der Stadtverord netenvorsteher Landtagsabgeordneter Völkel, einer der 23 Ausgeschlossenen, hat sein Amt als Stadtverordnetenvor steher niedergelegt, behält aber das Mandat als Stadtver ordneter. Königstein. 20. April. Ein Kind vom Auto totgefahren. Am Mittwoch nachmittag wurde der 4Z4 Jahre alte Knabe Hans Hickmann, der seinem Vater das Essen in die Fabrik trug, von einem Auto so unglücklich zu Boden geworfen, daß er sofort tot war. Radeberg. 20. April. 28jähriaes Orksjubiläum. An» 15. April feierte Herr Oberlehrer Schindler sein 25jähriges Ortsjubiläum. Er begann am 15. April 1901 seine Wirk samkeit an der hiesigen Knabenschule. Am 1. Juli 1923 trat er als hauptamtlicher Lehrer in den Lehrkörper der Der- bands-Berufsschule Radeberg und Umg. ein. Ouerfa, 20. April. Ein tödlicher Unglücksfall ereignete sich hier bei den BeschotterungsarbeitG. Der Gemeinde älteste Otto Taupitz leitete das Geschirr des Wasserwagens. Als die Pferde in die Nähe der ruhig stehenden Dampfwalze kamen, scheuten sie und drängten nach dem Straßengraben dabei kippte der Wasserwagen um. Herr Gutsbesitzer Tau- -itz geriet unter den fallenden Wasserwagen und verstarb nnerhalb 5 Minuten an den erlittenen Verletzungen. Oberhermersdorf, 20. April. Am hiesigen Mühlteiche wurden in diesem Jahre bis jetzt mit Fallen nicht weniger als 28 Bisamratten gefangen. Herlasgrün, 20. April. Ein Opfer seiner Dienstbereit schaft. Bei dem Gutsbrande in Herlasgrün hat der 16jähr. Kleinknecht Ernst Schober aus Netzschkau seinen Tod in den Flammen gefunden. Die Leiche wurde am Sonnabend mittag unter den Trümmern aufgefunden. Schober hatte noch Geflügel aus dem brennenden Gute retten wollen. Meißen, 20. April. Zeitige Weinblüke. Außerordent lich früh blüht entsprechend dem zeitigen Frühjahr der Wein. Im Städtischen Ratsweinberge und in den städtischen Ber gen in Spaar wurden die " " obachtet. ersten blühenden Stücke be- Großenhain, 20. April. Der Großsluglag der »Leip ziger Neueste« Nachrichten" wurde unter großer Anteil nahme der Bevölkerung am Sonntag hier veranstaltet und vom Fliegerverein Großenhain e. V. und der Aero-Exprcß- Eutritzsch durchgesührt. Zahlreiche flugsportliche Veranstal tungen, darunter Pasfagierflüge, Flugzeugparade, Geschwa- lerflug, Kunstflügc, Fallschirmabsprünge, Luftkampfvorfüh rungen wechselten einander ab. Der Flugplatz wies Massen besuch auf. Großenhain, 20. April. Schrecklicher Tod. Auf der Strecke Großenhain—Elsterwerda beim Dorfe Preusen fuhr Der grotze Hahn. Jagdcrzählung von Forstmeister Sindersbcrgcr. Ausgezeichnet hat den zwei wetterharten Weidgesellen droben in einsamer Jagdhütte der „Büchscnstampf" gemun det. Schweigend haben sie ihn verzehrt; denn das Gericht und'das dürftige Mobiliar des kleinen Raumes erinnert leb haft an die Zeiten, in denen die beiden Freunde monatelang tief in die Erde eingebuddelt dem Feinde Widerpart gehal ten hatten. Viel ist zerbrochen seitdem, mancher Traum zer ronnen, manche Hoffnung geknickt. Doch eins haben die Beiden sich gerettet: die Freude am Urquell deutscher Art und deutschen Wesens, an der Natur, am deutschen Wald und Weidwcrk. Darum sind sie an diesem Nachmittag hcrausgcstiegen mit schwerbcpacktcm Rucksack in die Stille der Berge zur Jagd auf den großen Hahn, der im April seinen Stand in den Dickungen der Wälder verlassen hat, um allabendlich sei nen leichter zugänglichen Balzplatz aufzusuchen. Dein „Alten" gilt's, der im Vorjahre allen Künsten der Jäger spottete. Er muß weg, der unverträgliche Raufbold, denn er ist ein Schädling für seine ganze Sippe, da er in blinder Eifersucht jeden Rivalen abkämpft, selbst aber kaum mehr tauglich ist zur Arbeit im Weinberge des Herrn. Der Anfang war gut heute; nachdem die beiden Jäger ein kleines Stündchen gut gedeckt und lautlos im Altbcstand am Osthangc des Berges gesessen hatten und schon tiefe Dämmerung hcrabgcsunken war, brauste und polterte cs in den Acsten einer knorrigen Buche. Der Auerhahn war auch Heuer wieder da. Noch mißtrauischer und vorsichtiger schien er geworden zu sein. Fast eine halbe Stunde dauerte cs, bis sein leises Klipp-Klipp den Jägern verriet, daß er sich endlich sicher fühlte. Als die Nacht hcrcinbrach, schlichen sich die Freunde aus schon vorher erkundetem, von Laub und Aestcn gereinigtem Pfade zur nahen Jagdhütte zurück. Brrrr — rattert der Wecker und wirst zwei schlaftrun kene Gestalten vom harten Strohlager. Donnerwetter, ist's kalt geworden in der Bude! Der kleine eiserne Ofen hält schon gar nicht nach! Draußen funkeln noch die Sterne am tiefschwarzen Nachthimmcl. Kein Lüftchen regt sich. So soll cs fein. Das gibt einen prächtigen Balzmorgen. Rasch den Kopf in den Wassercimer gesteckt und in die derbe Jogdjoppe geschlüpft. Gefrühstückt wird erst später. Jetzt leise, aber rasch hinaus. Nun sind's noch etwa 200 Meter bis zum Standbaum des Hahnes. Halt! Auf ihren Wettermänteln sitzen die Jäger an den Stamm einer Fichte gelehnt. Des Tages hei ligste Stunde kündigt sich an. Wer sie noch nicht erlebt hat draußen im Dome des Waldes, auf stiller Dergeshöhe, der kennt nicht ihren Zauber. Gedanken weben Ineinander, Leiden und Freuden des Lebens drängen sich in die Erinnerung, zwischen Hoffen und Bangen schwankt das empfindsame Gemüt und im halben Traume entstehen und vergehen Welten in Minuten. Los gelöst von allem Körperlichen fühlt sich das Herz, und mit Gewalt muß der rechnende Verstand sich zu der Vorstellung zwingen, noch ans Wirkliche gebunden zu sein. „Wo bin ich? Bin .ch überhaupt noch? Was soll es heißen, ein Mensch zu sein?" Da — horch! Ein leises Klipp-Klapp zerreißt alle Träume im Nu. Hat der auffrischende Morgenwind zwei Aostchen aneinander gerieben oder war's der Hahn? Wie der tiefe Stille. Die Sterne verblassen, am Osthimmel zeigt sich ein fahler Schein. — Nochmals und wieder, leise doch un verkennbar deutlich: Klipp-Klapp. Der Hahn ist erwacht. Mit ihm sein Mißtrauen. Nur langsam spielt er sich ein. Doch immer kürzer werden die Pausen, bis endlich das metallische Klippen in einen geschlossenen Triller übergeht, dem der weithin vernehmbare Hauptschlag folgt, dessen Laut dem Entkorken einer Flasche ähnelt. In dem Augenblick, in dem der Hahn den Hauptschlag macht, füllt sich eine Schwellfalte mit Blut und legt sich so dicht vor den Gehörgang, daß sic diesen vollkommen abdich tet und den Hahn stocktaub macht. Der Zustand absoluter Taubheit dauert 3—4 Sekunden während des sogenannten Schleifens an, das sich unmittelbar an den Hauptschlag an schließt und ähnlich klingt wie das Wetzen einer Sense oder das Zwitschern junger Schwalben. Wie auf Kommando sind die Jäger von ihren Sitzen aufgesprungen, als das erstemal der Hauptschlag vernehm bar war. Denn jetzt beginnt die Jagd auf oen großen Hahn Satz auf Satz singt der Hahn sein leises Minnelied und jedesmal nähern sich die Jäger in drei langen Sprungschrit- ten dein Balzbaume, sobald der Hahn zu schleifen beginnt, um beim Klippen unbeweglich stille zu stehen. Denn als ob der Pogcl wüßte, welche Gefahren ihm seine Taubheit bring», ist er im Wachzustande doppelt aufmerksam. Das leise Knirschen eines Trittes, ein losgctretcner Stein, ein ab springendes Reh, kurz, jedes geringste Geräusch läßt ihn so fort verstnmmen. Er steht dann mit hochgcstrccktem Halse auf seinem Balzbaume, um meist nach wenigen Minuten ab zureiten. Nur selten spielt er nach eitlem solchen Zwischen fall aufs neue ein. Unseren Jägern ist Diana yold. Immer näher gelan gen sic an den Hahn, dessen Lied aber auch aus nächster Ent fernung nur leise und verhalten klingt und den Unerfahre nen oft über den Standplatz des Sästgers täuscht. Die bei-, den Freunde kennen zwar das Manöver und wissen, daß' sie in unmittelbarer Nähe des Hahnes sein müssen, doch ver mögen sie den geheimnisvollen Sänger in dem Geäst der Buche nicht zu entdecken. Schon scheint der Erfolg wieder in Frage gestellt, denn im Osten färbt sich der Himmel allmählich mit brennender Röte, und einzeln« Vogelstimmen mischen sich schon in des Hahnes Liebeslied, dos bald die Hennen/ -mrh ^ie hat die Liebe nicht taub gemacht, sie gewahren leicht "den Schützen und warnen durch ihr lautes Gock-Gock den Hahn vor der drohenden Gefahr. Da — waren denn die Jäger beide blind bisher — auf dem untersten halb abgestorbenen Ast der Buche steht der Hahn, der ausgehenden Sonne zugekehrt, mit hoch gestelltem gefächerten Stoß und abwärts gespreizten Schwingen, ein Bild voll trotziger Kraft, an längst vergangene Zeiten erin nernd, in denen Licht und Liebe, Kampf und Kraft zum Er wecke: alles Lebens geworden. Der ältere der beiden Jäger soll den Schuß haben. Er steht immer Noch zaudernd, versunken in den einzigartigen Anblick. „Mordgesellc" ruft ihm eine innere Stimme zu. Da trifft ihn das Auge des Begleiters und scheint ihm zu sagen: „Freund, sei froh, wenn Dir einmal ein ähnlicher Tod beschieden ist, wie dem urigen Vogel da droben, mitten in der Kraft des Lebens, frei von allem Siechtum, im Rausche des Lichtes und der Liebe." Langsam hebt sich die Flinte, leise berührt der Finger den Abzug, und donnernd bricht sich der Widerhall des Schusses an den Bergwänden. Ein dumpfer Fach noch ein kurzes Schlagen des mächtigen Vogels mit den kraftvollen Schwingen — Licbestod. —- Der Schuß hat die Vogelwelt wachgcrusen, ein hundert stimmiger Chor fällt ein und singt dein tote»» Waldfreiherrn das Grabeslied. Die Sonne bricht über die Berge, und ihr erster Strahl spiegelt sich im schillernden Gefieder des gefällten Alten. Rundfunk Leipzig-Dresden. KW« mlu- N, Chemnitz Welle 454, — Weimar Welle 454. — Wochentags: 10: Wirtschaftsnachrichten, Wetterbericht des Sachs. Vertehrsverbandes. D 11.45: Wetterdienst der Wetterwarten Dresden, Magdeburg, Weimar s 12: Miltagsmusik. D 1225: Nauener Zeitzeichen, S 1.16: Börsen- u. Pressebericht. D 2.45: Wirtschastsnachrichtc». D 3—4: Pädagogischer Rundfunk des Zentral-Jnsinutcs »Deutsche Welle 1300) S 3.25: Perl. Prod.-Börse. S 5.30 u. 6.15: Börse, Wirtschaft. S Anschl. an die Abendveranstaltung: Presse-, Sport etc. .- Siadtobcr- Funkbastel- Ur Arbeits- i«n Dramas Mittwoch. 21. April. 12.15: (von Leipzig aus): Prof. Altrock: Die tägl. Leibesübung. § 4 u. 5.05: Dresd.: Märchen von Math. Scerdt (Rundfunkorch.). Dazwischen (von Chemnitz aus): : medizinalrat Lr. Hausey „Säuglmasfürsorge". D 6.30: s stunde. D 6.45: Arbeitsbericht d. Sachs. Landesamtes fü Vermittlung. S 7: Prof. Witkowski: „Geschichte d. deutsche!. . und des Theaters'. D 7.30: (aus dem Neuen Theater): Der Troubadc""-. Over von Verdi. Pädagog, Rundfunk Königstvustcrhäuscn («cllc 1380). Urbrrträgt außerdem von 8.30 abends ab das Berliner Programm. (Sonntags ganz). Köniarwusterhausen. Mittwoch. 21. April. Studienrat ArU» bei und Lektor Mann: Englisch für Anfänger. S 320: Dieselben: Englisch für Fortgeschritten«. S 4: Geb. Rat Prok. Dr. Sievers: Di« Romantiker. Zusammenhang mit Dichtung und Mus», s 5: Frl. Anna von Gierke: Gesundheitlich« Gefahren für da, Schulkind. Q 7: D». Lehmann vom Hauotouband Deutscher KrnnlailaN« Gelundhettssicherung, eine Aus*« der Krcml-üagea.
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