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seuchung der Tugend, die er» in der LMvstKckck tetztstf« ist und deshalb noch nickt in vollem Umfang» übersehen 'n«, den kann. Im Jahre 1SLÜ trafen auf le 1ÜÜÜV der mittler»« veoölkerung TuberkulosenfSlle (aller Organe) im Reich 1H^ in Preußen 15,8, tn Bayern 1-Z, in Boden 18H, in Heffen 16B, in Württemberg 14L, tn Sachsen 12,1. In beiden Bei spielen also Vie gleiche Erscheinung: Der Freistaat Sachsen hat eine verhältnismäßig günstige Tuberkulosenziffor, ja „zurzeit weist Sachsen von den größeren deutschen Staaten nach England und Dänemark die niedrigste Tuberkulosen' sterblichkeit in Europa auf." Bon allgemeinem Interesse dürste endlich eine Auf. zählung der Städte nach der Häufigkeit der Lungentuberkulosetodesfälle sein, da sich auch hier interessante, zum Teil allerdings noch der L rfklä- rung harrende Parallelen ergeben. Im Durchschnitt der Jahre 1916 bis 1919 hatten die niedrigsten Ziffern Reichen, bach (2,H), Mittweida (3H), Eibenstock, Werdau, Grimma, die höchsten Chemnitz (22,7), Sebnitz, Roßwein, Bautzen, Glauchau, Borna, Dresden (25,9), Olbernhau, Schneeberg, Leipzig (31,2) und endlich Meißen (32,1) und Pirna (87,5 auf 10 000). Dresden, 10. Februar. StädlÄau-Tagvug. Die Säch sische Arbeitsgemeinschaft der Freien Deutschen Akademie des Städtebaues hielt am 30. v. M. in Dresden eine Sitzung unter dem Borsitz von Stadtbaurat Dolf ab, wobei Referate erstattet wurden von Dr. Conart über die Novelle zum Säch sischen Baugesetz und Dr. Tischer über Hochhausbau und Baugesetz. In der Aussprache kam zum Ausdruck, daß es dringend erforderlich sei, daß die dem Landtag vorliegende Aenderung des Sächsischen Baugesetzes den berechtigten For derungen der Städtebauer gerecht werde. Dresden, 10. Febr. Unregelmäßigkeiten in der Ge meindeverwaltung. Die Kriminalpolizei teilt mit: Wegen Unregelmäßigkeiten in der Gemeindeverwaltung Heide nau wurden durch die hiesige Kriminalpolizei in Heidenau umfängliche Erörterungen vorgenommen. Einzelhetten kön nen noch nicht mitgeteilt werden, da die Untersuchung noch nicht abgeschlossen ist. Dresden, 10. Febr. Line schwere Mordtat trug sich Dienstag nacht in der Rahnttzgasse in Dresden-Neustadt zu. Dort wohnt der in den dreißiger Jahren stehende, seit zwei Jahren in zweiter Ehe verheiratete Straßenbahnarbtttsr Paul Hübler. In der Nacht kurz nach 11 Uhr verließ er seine Behausung, um sich nach seiner Arbeitsstelle zu bege ben. Als er die Straße betrat, wurde er von einem Unbe kannten verfolgt und durch zwei Revolverschüsse niederge streckt. Der Tod trat sofort ein. Der Täter soll, wie Augen zeugen versichern, auf den Ueberfallenen längere Zeit ge wartet haben. Er entkam unerkannt. Di« Ehefrau des Toten wurde sofort verhaftet, im Laufe des Vormittags aber wieder enllassen. Die Ehe soll, wie man hört, nicht glücklich gewesen sein. An der Augustusbrücke wurde Dienstag nacht ein unbekannter Mann mit einer Schußwunde aufgefundsn. Nach seiner Einlieferung in das Iohannstädter Krankenhaus verstarb er, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Ob diese beiden Taten miteinander in Verbindung stehen, ist unbekannt. — Hierzu wird vom Kriminalamt ergänzend be richtet: Der erschossene Arbeiter Hübler wollte sich nach dem Straßenbähnhofe Pfotenhauerstratze begeben, wo er Nachtarbeit als Schienenschweißer hatte. Offenbar liegt kein Raubmordversuch, sondern ein persönlicher Racheakt vor. Der Täter muß über die persönlichen Verhältnisse, insbe sondere über die Arbeitszeit seines Opfers, genau unterrich tet gewesen sein. Für die Ergreifung des Täters ist eine Belohnung von 500 Mark ausgesetzt worden. Pirna, 10. Febr. Sängerfreundschafl zwischen Löpitz und Windhuk. Der Männergesangverein „Germania" Pirna-Copitz hat den Männergesangverein Windhuk, mit dem er schon vor dem Kriege in engen Beziehungen stand, „in Anbetracht der hohen idealen Begeisterung für dos deutsche Lied und der überaus großen Verdienste in seiner Kuntz, Kaufmann tn Kolonie Klelnwalka Nr 42 um Erlaub nis zum Kleinhandel mit Branntwein, während odaelehm wurden die Gesuche von Kolonialwarenhändler Bruno Schlenkrich in Großharthau zum Kleinhandel mit Branntwein, von Kurt Thomas, Neukirch, Niederdorf Nr. 281 um Erlaubnis zum Kleinhandel mit Branntwein. Unter „Sonstiges" wurde auf Grund einer Au»- spracke tn letzter Sitzung beschlossen, die Tabakarbei- ter so wie die sonstigen Hilfsbedürftigen zu behandeln, wo bei der Begriff «Hilfsbedürftigkeit nach den Festsetzungen der Verbandssatzung zu beurteilen ist, und für jeden arbeits losen Tag ein Sechstel' der Erwerbslosen-Unterstützung zu gewähren. Zu einer längeren Aussprache führte das Ge such der Gemeinde Neukirch (Lausitz) um Aufnahme eines Darlehens zum Bau einer Wasserleitung als Notstandsarbeit. Der ganze Bau ist mit 440 000 Mark ver anschlagt worden, wozu der Staat das 3l-fache der Erspar- nis der Erwerbrlosen-Unterstützuna als mit 5 Prozent zu vertilgendes und ab 1. Januar 1928 in zehn gleichen Jah resraten zuruckzuzahlendes Darlehen hergeben will. Für die Gemeinde Neukirch würden dann noch rund 150 000 Mark zu decken sein. Man beschloß die Zustimmung zur Aufnahme dieses Darlehens, um Arbeit für die Erwerbs losen zu schaffen, machte aber die Nachweisung Zer Renta bilität des Baues zur Bedingung Um !H1 Uhr schloß die öffenüichc Sitzung, der -ich eine geheime Sitzung ameihte. Aus Sachsen. Dor Landeswohnungsverband für end gültige gesetzliche Regelung -er Miet- zinssteuer. Der Landeswohnungsverband Sachsen hat aus dem ihm aus den Gemeinden bis 1000 Einwohner zustehenden Aufkommen an Mietzinssteuer des Jahres 1925 noch einen Betrag von 800 000 Mark durch die Bezirksver- bände zur Verteiumg gestellt. Der Borstand des Verbandes brachte zum Ausdruck, daß es angesichts der bestehenden Ar beitslosigkeit und Geschästsstille dringend erwünscht wäre, wenn die noch offene Frage der künftigen Gestaltung der Mietzinssteuer nunmehr baldigster, endgültiger gesetzlicher Regelung zugesührt würde, da der auf Grund der Mietzins steuer in Angriff zu nehmende Wohnungsbau auch vom finanziellen Standpunkt aus als die geeignetste Maßnahme zur Belebung der Wirtschaft erscheint. Soweit bei der im Gange befindlichen gesetzlichen Regelung der Mietzinssteuer die Zuführung eines Teiles der Steuern in einem Ausgleich stock vorgesehen werden soll, hall es der Vorstand des Lan deswohnungsverbandes für das Gegebene, die Durchführung der Verteilung dem Landeswohnungsverband zu übertra gen, da er in seinem gegenwärtig c >f die Gemeinden bis 1000 Einu ohner beschränkten Gebiet zufriedenstellend ge arbeitet hat. Sachsen hat die wenigsten Tuberkulosen. In einer Abhandlung über die Tuberkulose in Sachsen schreibt der Landesgcmerbearzt Pros. Dr. Thiele, daß es den Acrzten, die von auswärts nach Sachsen kommen, insbeson dere denen, die sich wissenschaftlich mit der Leichenöffnung zu beschäftigen haben, immer wieder von neuem verwunder lich ist, wie im Vergleich zu anderen deutschen Ländern und Gegenden verhältnismäßig selten gerade in Sachsen Tuber kulose gesunde» wird, lind dos zeigt sich auch in den amt lichen Statistiken, die über die Tuberkulosesterblichkeit in Sachsen veröffentlicht sind. Aus dcrVorkriegszeit einigcZah- len: Im Jahre 1913 kamen auf je 10 000 der mittleren Be völkerung Sterbcfälle an Lungentuberkulose vor im ganzen Reich 12,4, in Preußen 12,1, in Bayern 15,1, in Baden 14,8, in Sachsen 11,2. Der Krieg und feine Folgen brachten dann jenes furchtbare Msterben der Tuberkulösen und die Ber- Rähere» mittelste Ein Bericht darüber ist bereits peröff.nt- sicht worden. Um Erlaß der vejirksumlage ohne Vornahme von Not- standsarbeiten hoben eine Reihe Gemeinden Kwchgesucht, nachdem der Bezirksausschuß beschloßen hotte, die Gemein den von der Bezirksumloge zu befreien, die Notstandsarbei- tzn ausführen. Bor allein kommen die Gemeinden Spitt witz, Pattschapplitz, Camino und Oppitz in Betracht. Bür germeister Kurzreiter Spittwitz beantragte, denjenigen Gemeinden die Bezirksumlagen zu erlassen, die durch andere, den Notstandsarbeiten gleich zu achtende Arbeiten finanziell stark in Anspruch genommen sind. Herr Gutsbesitzer Pietsch- Burk unterstützte den Antrag, ebenso Herr Kam merherr v. Nostitz-Wallwitz, der einen besonderen Nachweis über die Verwendung der Mittel wünschte. Herr Bürgermeister Seidel-Kirschau sprach sich gegen die Er hebung der Bezirkssteuern aus, während Herr Ritterguts besitzer v. B o x b e r g - Großwelka für den Antrag Kurz- reiter vintrat. Herr Kassierer Richter-Wilthen wandte sich gegen den allgemeinen Erlaß der Bezirksumlagen und schilderte das Arbeitslosen-Elend in den größeren Industrie gemeinden, Herr Dürgermstr. Dr. K ü h n - B i s ch o s s - Werda bezeichnete es als Unfug, bei Notstandsarbeitrn einen Stundenlohn von 75 Pfg. anzusetzen. Gegen dieses Bestreben habe die Amtshauptmannscbaft Einwendungen er höhen und als Richtlinie einen Stundcnlohn von 45 Pfg. festgesetzt. Der Antrag Kurzreiter wurde angenommen mü dem Zusatz, den Herr Bürgermeister Seidel stellte, daß auch besonders bedürftige Gemeinden berücksichtigt werden, die aus Mangel an Mitteln überhaupt keine Notstandsarbeiten ausführen können. Von der Direktion der Industrie- und Gewerbe- schule zu Bautzen lag ein Gesuch um Gewährung einer Pauschalsumme vor, aus der bedürftigen Kindern des Bezirks Schulgelderlaß gewährt werden soll. In dem Ge suche wurde mitgeteilt, daß von den 1884 Schülern der An stalt 729 aus dem Bezirke kommen. Herr Bürgermeister Dr. K ü h n - Bischofswerda teilte mit, daß im Falle der Zu stimmung zu diesem Anträge auch Bischofswerda mit einem gleichen Gesuche kommen würde. Herr Bürgermeister Sei bel-Kirschau wandte sich gegen das Gesuch, das dann schließ- Sch zur Ablehnung kam, nachdem festgestellt worden war, daß die Stadt Bautzen doch große Vorteile aus dem Bezirke habe , Dem Turnverein zu Rodewitz wurden zur An- tchaffung von Geräten 20 Prozent der Beschaffungskosten, höchstens aber 100 Mk zugesichert. Dem Bethlehemstist zuNcukirch (Lausitz) be willigte man 500 Mk. zur Verbesserung der Wasierverhält- niste. Genehmigung bezw. befürwortende Zustimmung fanden der Antrag des Mühleirbesitzers Schnabel in Groß postwitz auf Geyehmigung zum Einbau von zwei Francis- turbinen (bedingungsweise), die Einziehung eines in Stei nigtwolmsdorf gelegenen Weges sür den öffentlichen Verkehr MU Wirkung vom 1. April d. I. an, die Nachträge zum Orts gesetze über die kostenlose Totcnbestattung der Gemeinden Großhänchen und Steindörfel (Aufhebung der kostenlosen Totenbestattung), der Nachtrag zum Vertrag über die Ver einigung des ehemalig selbstäirdigen Gutsbezirks Goußig yrit der Gemeinde Gaußig (soweit erforderlich), das Ortsge setz über die Errichtung eine Freibank sür die GemcniK Guttau mit Anteil Neudörfel. In Schank- und Konzession sänge le gen- Helten fanden zustimmende Entschließung die Gesuche von Fritz Thomas in Sohland (Spree) (Uebertragung), von Max Krohl, Bäckermeister in Königswartha (KaffeeschanN, von Gastwirt Arthur Gebhardt in Pohla (Erweiterung der Schankerlaubnis auf Wcinschnnk), von Gastwirt Rich. Schuster in Burkau (Erweiterung der Schankerlaubnis auf Weinschank), vom Warencinkaufsverein Bautzen E. m. b. H., Verkaufsstelle Neschwitz, uni Erlaubnis zum Klein handel mit Branntwein (nur an Mitglieder), von Johann Der Ring. Skizze von Reinhold Zcnz. Umer dem Lichte.einer trüben Berliner Easlaterne, die an einem regnerischen Novembcrabend das Schild der Stra ßenbahnhaltestelle aus dem Dunkel hervorhob, spielte sich eine seltsame Szene ab. Eine wahre Apachenfigur mit hochgeschlagenem Rock kragen gab dem älteren Herrn, der unter dem triefenden Schirm auf die Straßenbahn wartete, im Vorbeigehen einen gelinden Stoß und ließ in der halbgeöffneten Rechten ein unverkennbares Etwas sehen, von dem ein Strahlenbündel ausging. Der ältere Herr schrak zusammen und wandte sich ab. Heimlich tastete er nach seiner Brieftasche, die heute einen nennenswerten Inhalt hotte, denn cs war ihm gelungen, den zum Direktor avancierten Regimentskameraden Zillen dorf gegen olle Fährlichkeitcn des Lebens hoch zu versichern und die Provision war ihm vor wenigen Stunden ausge zackt worden. - Eben näherte sich der verdächtige Bursche wieder. Oberst a. D. Möller drehte sich um, als alter Krieger dem Feinde ins Auge zu sehen. Der aber schien gar nicht an- arisfslustig, sondern ließ wieder im Lichte der Laterne das Strahlenbündel ausblitzen und murmelte im Vorübergehcn: „Schöner Ring. Muß ihn verkaufen." Oberst a. D. Möller zuckte gleichgültig die Achseln „Talmi oder Diebesgut," dachte er. „Ich lasse mich weder onschmieren noch zum Hehler machen." Wieder kani der Bursck)« aus ihn zu. „Echter Brillant. Muß verkaufen. Fünf Mark." „Hm," überlegte Möller, „wenn man wüßte, ich könnte meiner Frau schon mal eine Freude machen. Sie liebt Schmuck. Schließlich, ob ich den Ring kaufe, oder ein ande rer. Ich kann jo auch mal Dusel haben. Aber fünf Mark Pir «Men echten Brillanten, Unsinn, muß Simili sein." Abermals nährte sich der Bursche. Er schien die Ge- ckttd verloren zu haben und blieb vor Möller stehen: „Hab' kein« Zett zu verlieren." „Das Fensterglas ist zu teuer." .Der Brillant ist echt." .Dann ist er gestohlen." .Wer redet hier von gestohlen?" lwu-ne d.-r Durst' «Nd saßt» den alten Oberst bedrohlich am Maru-loufschlag -Liegt mancherlei aus der Straß«, wenn man die Augen aus Pt. Füns Mark sür den Ring. Raus mit dem Kies." Die Situation war unbequem geworden. Mit einem aufgespannten Regenschirm in der Hand kann man sich schlecht verteidigen. Möller gab nach. „Gut, fünf Mark für den Ring, aber Hände weg." Er sand Silbcrgeld in der Westentasche und war froh, nicht die Brieftasche ziehen zu müssen. Er gab das Geld hin, ohne darauf zu rechnen, den Ring zu erhalten. Aber dann fühlte er einen kleinen Gegenstand in seiner Hand und der Bursche war verschwunden, als hätte' ihn der Erdboden verschluckt. Einen Augenblick später bimmelte die Straßenbahn um die Ecke und Oberst Möller stieg mit dem Gefühl ein, einer wirklichen Gefahr entronnen zu sein. Heimlich schob er in der Tasche den Ring auf den kleine» Finger und zog ihn verstohlen hervor. Es war ein großer feuriger Stein aus einem aanz schmalen Goldreif. „Hm/ seufzte Möller, „wenn er echt wäre, ein ganz fabelhafter Damenring. Ein Stein von reinstem Wasser und von reinstem Fensterglas." Je mehr er den Ring betrachtete, umso echter kam er ihm vor. Jetzt wollte er ihn echt wissen und sein Gewissen sträubte sich nicht mehr dagegen, möglicherweise im Besitz von Diebesgut zu sein. Für seine Frau jedenfalls mußte der Ring echt sein. Aber welcher Mann hat es selbst noch der silbernen Hochzeit gelernt, seiner Frau ein T für ein II vorzumachen? „Lieber Alfred," entgegnete sie ihm, „Du hast wieder einmal glänzend Deine Weltfrcmdheit bewiesen. Dein Be kannter ist ein Schwindler. Ein echtes Familienschmuckstück verkauft mau nicht sür 50 Mark, wenn cs Hunderte wert ist. Gib ihm morgen diese Glasscherbe im Dublöreisen wieder und bring mir die 50 Mark, das ist mir viel lieber." So geriet Oberst Möller aluu.nals in die größte Ver legenheit. Mo sollte er den Talmiring für 50 Mark ein tauschen? Er verbrachte eine schlaflose Nacht und träumte von Apachen, Diebcslagern und faustgroßen Brillanten. Am anderen Morgen hütete er sich ängstlich, von dem Ring zu reden und hoffte, seine Frau habe ihn vergessen. Beim Abschied aber drückte sie ihm das Wertobjekt in die Hand und sagte: „Daß Du mir aber die 50 Mark wiederbringst!" Am liebsten hätte er ja das Ding weggeworfen. Krampfhaft überlegte er, wem er den Ring sür 50 Mark an drehen könnte. Niemand seiner Bekannten schien ihm dumm genug dazu. Schließlich faßte er den Entschluß, doch einen Juwelier ouszusuchen und den Fachmann sprechen zu lasten. ICs war ja wahrscheinlich, daß das Ding etwas wert war, — man kann nie wissen. Zehnmal ging er an dem kleinen Juwelierladsn vorbei. Dann aber stand er doch in dem La den, kramte vor dem untersetzten, rundlichen Herrn das Seidenpapierchen heraus, das die sorgsame Gattin trotz ihrer Ueberzeugung, daß das Ding unecht sei, darum ge wickelt hatte und murmelte ganz verlegen etwas von schlech ten Zeiten, Familienschmuck und verkaufen. Der Juwelier betrachtete sich erst seinen verlegenen Be sucher, dann klemmte er die Lupe ins Auge und untersuchte. „Die Fassung ist echt, gutes Gold," konstatierte er. Dann drehte er den Stein vor dem bewaffneten Auge hin und her, wiegte bedenklich den Kopf, untersuchte noch mals und fragte: „Haben Sie den Stein schon lange im Besitz?" „Ein Erbstück in der Familie meiner Frau," log Möller tapfer drauf los. > Der Juwelier legte den Ring gleichgültig auf den La dentisch. „Irgendwie muß ein Betrug vorliegen. Ich hätte den Stein beinahe auch für echt gehalten. Völlig wertlose Imitation. Fünf Mark biete ich Ihnen für das Gold." Obe,-st a. D. Möller durchzuckte es wie eine Eitigebung. „Echte Fassung, der Stein beinahe für echt gehalten? Viel leicht finde ich doch noch einen Dümmeren — oder einen, der mich für weniger dumm hält." „Danke, für fünf Mark ist mir der Ring nicht feil." Fast überstürzt eilte er aus dem Laden und suchte einen anerkannt guten Juwelier auf. Fiebernd stand er dabei, während dieser das Stück untersuchte und mußte an sich halten, als er den Stein für echt erklärte und 500 Mark für den Ring bot Er brachte noch soviel Beherrschung aus, daß er sagte: „Gut, ich bin einverstanden," die füns Hundert- markscheine einsteckte und mit gemessenen Schritten den La den verließ. Dann lief er zur nächsten Droschkenhaltestelle, sprang in den Wagen und gab dem Chauffeur eine lächerlich entfernte Straße an, in der er gar nichts zu suchet! hatte. In den ersten Minuten der Fahrt wurde er die Sensation de, fliehenden Verbrechers und sein böses Gewissen nicht los. Und auch späterhin mied er ängstlich die Straße des Juwe liers, der den Ring gekauft hatte. Aber schon während der Fahrt überlegte er vergeblich, wer denn eigentlich bei der Ringgeschichte der Betrüger und wer der Betrogene war. So beruhigte er sich schließlich bei dem Gedanken, daß das Schicksal es nach langer Zett wieder einmal gut mit ihm gemeint -atte und daß e r wenigstens in der ganzen Geschichte nicht der Dumme war — nicht ein mal seiner Frau gegenüber.