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mttteU worden. Anscheinend liegt Un Racheact vor. und orrmuthet man in den Thätrrn Leute, di« vor längeren Jahren, al» Herr Jsenbarth noch Amtsrichter in Potsdam war, von ihm wegen begangener Straf» thaten verurteilt wurden. Auf die Ermittelung der Mordgesellen hat der Amtsvorsteher von Wannsie S00 ML Belohnung ausgesetzt. ß Au» dem Altenburger und Thüringer Lande, «6. Juni. In Weißenfels wurde von einem beladenen Lastwagen der k Jahre alte Sohn des Semtnarlehrers Koch überfahren. Dem Kind wurde der Kopf -er» quetscht, sodaß der Tod auf der Stelle etntrat. Auf dem Grundstück des EurgartenS in Bad Kösen explt.. dtrre ein Acetylen-Gasometer, wobei zwei Arbeiter ge tötet wurden. - Die Prokuristen der in Konkurs ge ratenen Bankfirma E. E. Trtebner in Rudolstadt ^Inhaberin Wtttwe Emilie Trtebner) Paul Trtebner und Schropfner sind verhaftet worden; die Anklage lautet auf Untreue und Unterschlagung. — Das Land gericht -u Eisenach verurteilt« den früheren Stadtbau- metster Adam Mager von dort, jetzt bei der Garnison verwaltung in Schweidnitz beschäftigt, wegen Verleum dung und Beleidigung des Oberbürgermeisters Müller und wegen Urkundenvergehrns zu fünf Monaten Ge- fängntß und zur Tragung der Kosten. — In der be lebten Bahnhofstraße zu Apolda überfielen am Hellen Tage zwei den besseren Ständen aagehürrnde junge Damen, Schwestern, einen harmlos promenirenden Referendar und schlugen ihn mit Regenschirmen auf Kops und Rücken. Der Ueberfall,stellt sich als ein Racheakt dar, dafür, daß die Damen auf Veranlassung des Referendar» auf einer Vorschlagsliste für ein studentische» Fest in Jena gestrichen worden waren. tz Der von der Darmstädter Staatsanwaltschaft steckbrieflich verfolgte ehemalig« RegterungSassessor Kuhl ist in Langstadt verhaftet uud in das Amtsgerichts gefängnis zu Seligenstadt eingeliesert worden. 8 Der Personenzug Passau-Freyung entgleiste bei der Station Röhrnbach. Ein Bahnbedtensteter und ein Passagier sind schwer, mehrere Passagiere leicht verletzt. < Ein« öffentliche Warnung. Der in Ichenhausen erscheinende „Volksfrrund* veröffentlicht, wie wir der Nummer vom 13. Juni entnehmen, folgende Oeffentliche Warnung l Unterzeichneter Joseph Schmidt, Schneidermeister von Ichenhausen, verbittet sich für alle Zukunst die Beinamen Krautstaudenschneider und Gigerlschneider. 10 Mark Demjenigen Belohnung, der mir den Bewei» beibriagen kann, al» hätte ich schon in einer Krautstaude logtrt. Jos. Schmidt, Schneidermeister. Man kann in der That einen rechtschaffenen Mann nicht schwerer in seiner Ehre kränken, al» dadurch, daß man von ihm aussprengt, er hake schon in einer Krautstaude logirtl ß In der preußischen Armee isr die Eharge „Ober zahlmeister* neu geschaffen. Bi» jetzt sind über 200 Zahlmeister zu Oberzahlmeistern ernannt worden. — Für die Besatzung von Kiautschau werden schon jetzt zum Herbst 1901 tropendienstsähige Dreijährig-Freii willige gesucht. Bevorzugt werden Maurer, Zimmer leute, sowie andere Bauhandwerker, auch Schuhmacher, Schneider usw. Die Mannschaften erhalten in Kiautschau neben der Löhnung und Verpflegung eine Teuerungs zulage. Meldungen sind beim ersten Seebataillon in Kiel, beim zweiten Seebatatllon in Wilhelmshaven oder bei der dritten Matrosenartillericabteilung in Lehe bi» spätestens Ende Februar 1901 etnzmeichen. Die Ausreise erfolgt Frühjahr 1902, die Heimreise Frühjahr 1904. Ausland. ß Die Trauung de» Erzherzogs Franz Fcldinand wird, wie endgtltig festgesetzt wurde, am I Juli in Reichstadt stattftnden. Der Kaiser wird der Bermäh- lung nicht beiwohnen. Noch vor der Vermählung er folgt di« Standeserhöhung ter Gräfin Ehotek, und zwar wird ihr Titel sein: Durchlaucht Erzherzogin-Ge mahlin Fürstin von Hohenberg. Air» Herr vslitifehcki* Deutschland. * Berlin, 27. Juni. In militärischen Kreisen er hält sich das Gerücht, daß außer den beiden auf Kriegsstärke gebischten Seevatatllonen weitere Trup- penabthetlungen nachOstasien entsandt werden sollen; man spricht von 6000 Mann. — Hierzu bemerkt der „Lokalanzeiger*: Wir glauben annehmen zu dürfen, daß hierüber zwar noch keinerlei definitive Entschtüsse gefaßt worden sind, daß aber allerdings Angesichts der unbedingt bedrohlichen Lage im nördlichen China und der zunehmenden Unruhen in den mittleren und süd lichen Provinzen des chinesischen Reiches mit der Mög lichkeit eimr weiteren Verstärkung unseres militärischen MachlaufgrtoteS ernstlich gerechnet wird. * Kapitänleutnant Kühne von S. M. S. „Iltis" ist nach einem Telegramm, das das d'eichsmarineamt seinem Vater, Admiral Kühn«, sandte, im Kampfe um die Takuforts unverletzt geblteinn. * Berlin, 26. Juni. Ein Telegramm de« Kaiser lichen Gouverneur- des Kiautschau-Gebiete» von gestern meldet, daß nach chinesischen Quellen die Entsatztrup pen unter Admiral Seymour in Peking angekommen seien. * Berlin, 26. Juni. Nach heute Vormittag ein getroffener telegraphischer Meldung de« Kaiserlichen Konsuls in Tschtfu soll Admiral Seymour 20 Kilo- Meter von Tientsin sein, mit den Gesandten, bedrängt von Boxers und Soldaten. Am 24. habe ein HilfS- korps zur Ausnahme Seymour'S Tientsin verlassen, nachdem da» Ersatzkorps von Taku am 23. nachm. in Tientsin eingezogrn sei. Ausland. * Nach den neuesten Meldungen war der erste Versuch zum Entsätze Tientsin» eine völlig«. Nieder- läge der internationalen Truppen. Diese fielen nach einem Bericht der „Daily Mail' in einen Hinterhalt und mußten mehrere Feldgeschütze mit vieler Munition ausgeben, 180 Russen 11 Amerikaner wurden getötet und verwundet. Die Mächte unterschätzen nach dem genannten Blatte die Stärke und Bewaffnung der Chinesen. 50 000 Mann verbündete Truppen seien dringend erforderlich, sonst werde die sremdenfeindliche Bewegung nur immer mehr um sich greifen. Es herrsche keine vollkommen gemeinsame Aktion unter den Mächten. * Für den Ernst der Auffassung, welche bezüglich der ostastatischen Wirren in London herrscht, kann es kaum ein bezeichnenderes Anzeichen geben als die all mählich in Fluß kommende Verlegung englischer Streit kräfte von Südafrika nach China. Obgleich der Wider- stand der Buren gegen die englischen Waffen anichei- aeno in den letzten Zügen liegt, kann doch die Mög lichkeit nicht als ausgeschlossen gelten, daß eine zu frühzeitige Lockerung des eisernen Griffe», womit der britische Oberbefehlshaber den Gegner umklammert hält, diesen wieder zu Atem und zu Kräften kom men läßt. * Aokohama, 26. Juni. Von der japanischen Re- Jnzivischen saß Earyll in seiner Zelle und dacht« trauer voll über seine Laa« nach. Er sah nur eine Hoffnung auf Rettung, aber gerade von diesem einzigen entlastenden Beweise beabsichtigte er nicht Gebrauch zu machen. 11 ,E» würde sie töten, e» würde sie tüten!* rief er, in fieberhafter Erregung auf den hallenden Stetnfliesen auf- und abgehend. „Bester, daß der Letzte der Larylls schmach voll zu Grunde gehe, al» daß st« die bittere Wahrheit er fahr«. Wenn ich einem Rechtsanwalt meine Verteidigung über- trage, wird seine erste Frage sein, wo ich mich in jener Nacht auf hielt, und wenn ich e» ihm sage, wird alle» ent- deckt, und dann, o nein, nein, ich kann es nicht, «» würde meine süße, meine geliebt« Albertine tüten,* und sich auf da» Bett werfend, bedeckt« er da» Gesicht mit den Hän den Ein Pochen an der Thür seiner Zelle schreckt« ibn auf. Denig« Augenblicke später trat Lovell bet ihm «in. Er »ar mit Earyll innig befreundet und der ,unge Mann war tief gerührt, daß der Anwalt ihn im Gefängnis be sucht«. Alfred Lovell batte ein weiche», mitfühlende» Herz und wünschte sehnlichst, Earyll helfen zu können, aber han delte in diesem Falle auch nicht ganz ohne eigene» Inter este. Roger hatte ihn gebeten, die Verteidigung Earyll» zu übernehmen, und er hatte um so freudiger eingewilltgt, al» er in diesem Prozeß eine Gelegenheit erblickte, sich tin ganzen Lande einen Namen zu machen. „Sie find sehr gütig, »u mir zu kommen/ sagt« Ea ryll „Gerade in solchen Zetten lernt man wahr« Freund schaft schätzen* Lovell heftet« feine durchdringenden Auaen auf da» bleiche Gesicht Earyll», als wollt« «r sein« geheimsten Ge danken lesen „Ich komme nicht nur au» eigenem Antrieb«, lieber Earyll,' tagte er, „ich bin auch im Auftrag« de» Herrn Roger hier, der mich bat, Ihrer vert«idigung wegen mit Ihne« zu sprechen * „Herr Roger,* wiederholte Earyll mechanisch. „Ich glaubte, er halte mich für schuldig * „Nie»,and gilt für schuldig, besten Schuld noch nicht erwiesen ist,* erwiderte Lovell ausweichend. Earyll entging e» nicht, wie zurückhaltend diese Antwort war und ein schwerer Seufzer entrang sich seiner Brust. „U , Fräulein Roger?* fragt« «r zögernd^ Diese» Mal bekam er eine ganz bestimmte Antwort. „Die junge Dame weigert sich, an Ihre Schuld zu glau ben und will kein Wort gegen St« hören.* ,O, Gott sei Dank,* sagte Earyll innig. „Sie ist ein treue», edle» Gemüt. Ich kann mir denken, in welcher Weise man in unseren Kreisen jetzt von mir spricht,* fügte er bitter hinzu. „Man spricht wenigsten» von nicht» Anderem,* erwt- berte Lovell gekästen. „Ihre Verhaftung hat für den Au genblick jede» andere Interest« zurückgedrängt In den Sa lon» und in den Klub» wie in den düsteren Wohnungen der Armen und Aermsten wird Ihr« Angelegenheit be sprochen* Earyll zuckte zusammen. Er war ein« eigentümlich stolz« Natur und «»hatte etwa» tief Demütigende» für ihn, in dieser Weise di« Oeffentlichkeit zu beschäftigen „Doch kommen wir zur Sache, Freund,* fuhr Lovell fort „Sie genehmige» mich doch al» Ihren RechtSbei- stand?* „E» ist doch umsonst,' erwlderte Earyll düster. „Ich kann meiner Verurteilung kaum entgehen.* „Unsinn.* lacht« der Anwalt. „Bon einer Verurteil ung kann vorläufig noch keine Rede sein verlieren Eie kein Wort weiter, ich übernehme Ihre Verteidigung, Sie mögen wollen oder nicht Ich kenne di« Thatsachen nur, wie die Zeitungen sie schildern, und darin ist so viele» übertrieben daß man sich nicht daran halten kann. Unter allen Umständen bm ich von Ihrer Unschuld überzeugt, «md St» müssen da» Gefängnt» al» freier Mann verlas« gterung ist die Mobilmachung einer Division ange ordnet worden. * Tschtfu, 26. Juni. Di« hiesigen Ausländer glau ben, daß die chinesische Armee unter Tung-Fu-Steng, dir kürzlich den mohamedanischen Aufstand unterdrückte, sich jetzt vollzählig der Bewegung der Boxer anschlteßt. Man nimmt an, daß 60000 gut bewaffnete chinesische Soldaten um Peking und Tientsin versammelt sind. Die chinesischen Offiziere verkünden prahlend, sie hätten 400000 Soldaten zur Verfügung. * Um Peking sollen 360000 Mann Chinesen mit 220 7 Zentimeter, l8 Kcupp- und ISO Maximge« schützen, sowie unerschöpflicher Munition stehen. * London, 27. Juni. Dem „Daily Telegraph* wird aus Kanton vom 25. Juni gemeldet: Hier hegt man BeiorgniS, daß man am Vorabend einer großen Blutvergießens stehe. * London, 27. Juni. 7,15 Uhr. Aus Hongkong wird gekabelt: Li-Hung-Tschang erließ eine Proklama- tton, in welcher er, da China durch die Ausländer bedroht sei, alle Chinesen zur Bertheidtgung de» Lan des und zur Ausrottung aller Fremden auffordert. Der Vizekönig Lt sandte seine Familie nach Hunau in Sicherheit. Europäisch gedrillte chinesische Trup pen marschiren unter Uuanshika nach Tientsin und Peking. * London, 27. Juni. Die Regierung soll bei Roberts angesragt haben, ob er eine Division für Ostasten abgeben könne, seine Antwort habe gelautet: Keinen Mann. De»- LLVies iir SüH«»firrk<» * Kapstadt, 25. Juni. Dewetls Kommando ist noch immer sehr rührig. Am Sonnabend schnitt es einen Vorposten der Canadier auf der Eisenbahnstrecke zwischen Kroonstad und HoningSspruit ab und griff das verschanzte Lager des Shropshire-RegimentS und des kanadischen Kontingents bei der Bahnstation HoningSspruit an. Ferner fing es einen nach Süden fahrenden Militärzug ab und riß die nach Norden und Süden Mrenden Schienenwege auf. Die be freiten britischen Gefangenen aus Waierval kamen dem Militärzug zu Hilfe, und es entspann sich nun ein mehrere Stunden dauernder, verzweifelter Kampf. Als Berstärkungen aus Kroonstad emlrafen, zogen sich die Buren zurück. * Das „Bert. Tgbl." bringt einen Brief seines Kriegsberichterstatters über das beim Vormarsch des Feldmarschalls Roberts aus Kroonstad am Zandfluß stattgehabte Gefecht, in dem das deutsche Korps im Burenheere nahezu aufgerieben sein sollle. Der Corce- spondent bestätigt obige Meldung. Es sind tot: Leutnant von Brachel und Leutnant Günther, Leut- nant Teichmunck und zwei Unbekannte; verwundet wurden Oberst Lorentz, Leutnant von Lochjtedl, Leut nant-Adjutant v. Wränget, Leutnant Portinus, Baron Wolff und Werbe. Die Verwundeten wurden im deut schen Hospital zu Pretoria untergebrachl. Aus Aue und Umgebung. Aue, den 28. Juni 1900. — Der Verein „Knappschaft M kommenden Sonntag Nachmittag Versammlung im Brauerei restaurant. — Der „Arbeiterverein* für Aue und Umgegend hat nächsten Sonntag, den 1. Juli von Nachmittag 3 Uhr ab Versammlung im Bürgergartei-. — Großes Extrakonzert im „Bürgergarten' Ver ¬ sen, wenn auch nur uin des edlen Mädchen» willen, da» Sie liebt.* Earyll reichte dem Freunde in stummem Dank die Hanö. „Ich will nicht leugnen," fuhr der Anwalt fort, „daß mich eine gewisse, m meinem Beruf begründete Neugier erfüllt, da e» sich um einen so ganz außergewöhnlichen Fall handelt, den auszuklären es mich besonders reizt. Wenn Sie erst wieder frei sind, werden wir gemeinsam all' unseren Scharfsinn ausbieten, den wahren Mörder zu entdecken.' „Ich stimme Ihnen in allem bei, waö Sie mir sagen,' entgegnete Earyll ruhig, nur habe ich nicht» zu meiner Verteidigung anzuführen.* „Sie wollen doch nicht gestehen, daß Sie Widson tö teten?* „Nein,' erwiderte Earyll mit zornigem Erröten, „aber gewisse Umstände verbieten mir, mich zu verteidigen.* ein ben Doch jetzt möchte Ich Sie bitten, mir gewisse Fragen zu beantworten." „Da» kann ich nicht versvrechen* „Gut, da» werden wir sehen.* Lovell zog sein Notiz- buch hervor. „Wo waren Sie in der Donnrr«tag»-Nacht, di« dem Morde voranging?* „Da» kann ich nicht beantworten * „O, doch, lieber Freund, da» können Sl«. Sie verlie ßen St. Kilda und kamen mit dem Elfuhrzuge in der obe ren Stadt an.' „Welcher Unsinn!* schalt der Anwalt, „al» ob irgend Umstand Sie zwingen dürfte, Ihr Leben preiSzuge- „Ja, um elf Uhr zwanzig Minuten * Lovell lächelte befriedigt. „Nur diplomatisch," lagt» cr sich und fuhr in seinem Verhör fort. „Und wohin gingen Sie dann?* „Ich war in dem Zuge mit Rugby zusammengetrof- sen, und wir nahmen am Bahnhof eine Droschke und fuh ren zum Klub.' l8o»ts«tzung folgt.) 71,19