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Auktthal -Zeitung. Billigste Tageszeitung in, Erzgebirge. 12. Jahrgang Nr. 138 »erautworlNcher Redakteur: Ernst Aunke, Aue sErzge Redaktion u. Expedition: Arre, Marktstraße. unter schwierigen Verhältnissen bestieg. 8 Das deutsche Reichsyaus in der Pariser Welt- Ausstellung wurde vorgestern vom Präsidenten Loubet unter Führung des deutschen Botschafters in Paris, Fürsten Münster, und der Geheimrälh Nicht» hnd Lewald in seinen sämmtlichcn Räumen eingehend be sichtigt. 8 Hamburg. 1k. Juni. Die Mannschaft de» Dampfers „Escano" meuterte auf der Fahrt von Malitbog (Philippinen) nach Pintuan, ermordete den Eigenthümer, dessen Schwiegersohn, den Capitän. so wie zwei Offiziere und versenkte da» Schiff, nachdem sie ca. 30 ONO bis 40 oOO Dollars geraubt hatte. Der Dampfer liegt in tiefem Wasser ; er hatte gegen 100 TonS Reis an Bord. Erswetni täglich RachuüuagS, außer au E - '' Feiertagen. — Preis pro Monat srei iuS Hau« '.'2 Psg., abgeholt 17 Psg. - Mil der Eonntagsbeilage: „Ter Zeiijpiegel' Bei der Post abgehotl p:o Biertetjahr I Mk. — Durch den Briest» 2 zer 1.40 Mark. Der Bautechniker Herr Oswald Munkelt wurde heute als 2. Assistent unseres Stadtbauamtes an Stelle des Herrn Rein verpflichtet Der seitherige Bauführer für den Stadthausbau Herr Moritz Richard Georgi Assi- Dienstag, 19. Juni 1900 ! z Die deutfck en Streitkräfte in Kiao-Tschau. Da j Erste, die in diesem Frühjahr -chneehorn und Strahlegg es unter den gegenwärtigen Verhältnissen unsere Leser jedenfalls interessirt, etwas Näheres über die Stärke unserer Streitkräfte in Kiao Tschau zu erfahren, fo geben wir im Nachstehenden eine Uebersicht über die selben: Das kriegsstarke Bataillon Marine-Infanterie setzt sich zusammen aus 1 Commandeur, 4 Hauptleu- leuten, ö Oberleutnants, 4 F.ldwebeln, 9 Bizefeld- wedeln, 26 Sergeanten, 73 Unteroffizieren, 187 Ge freiten und 817 Gemeinen, insgesammt also 1126 Mann. Die Feldbatterie zählt: 1 Hauptmann, 2 Oberleut nants. 1 Unterroßarzt, 1 Wachtmeister, 1 Vicewacht meister, 4 Sergeanten, 8 Unteroffiziere, 20 Gefreite und 73 Feldartillerist'n. Die Chrnesencompagn'e ist 112 Mann stark, wozu noch 20 Reiter kommen. Die Matrosenartillerie setzt sichzusummen aus: 1 Capitän- wurde heute an Stelle des Herrn Mann als 1. stent bei unserem Stadtbauumte verpflichtet. Aue, den 16. Juni 1900. Der Rat der Stadt Dr. Kretzschmar, Bürgermstr. Kühn. Tageblatt für die Stabt Aue una Umgebung. L«f«r«to »le einspaltige Petltzeile IS Pfß., «u.tstch« ' Inserate die LorpuS-Zeile SS Psg., RMamen vro Zeile SO Pfg. Bei 4 maliger Ausnahm. .'5«/o Rabatt. — Bei größeren Inserate» n. mehrmaliger Ausnahme wird entsprrä ent höherer Rabatt gewährt. All« Postanstallen and Landbriesträger nehmen Bestfllnngen an. Aue, den 15. Juni 1900. Der Rath der Stadt. Dr. Kretzschmar, Bürgermeister. Kühn. V e P i f etz t » » Deutschland. 8 In die Geheimnisse der Weinpanscherei gewährte ein Prozeß interessanten Einblick, der dieser Tage das Schöffengericht in SprendUngen beschäftigte, und in welchem sechs Angeklagte verwickelt wann. Der erste, Peter Bernhardt, hatte aus 7 Stück Naturwein und 15 Centn»Rosinen nicht weniger als 32 Stück analysen festen Wein gemacht und zu I76M. dasStück verkauft. Gin (weiter Angeklagter, Ludwig Haas, hatte aus 5 Stück Naturwein und Trestern etwa 60 Stück favri- zirl und nach Landau und Kreuznach zu 160 bis 170 Mark das Stück verkauft. D» Angeklagte Jakob Mitlwich, dessen Prüden bei der Voruntersuchung sämr- lich beanstandet wurden waren, verweigerte jede ?:us- kunfl. Er Hal die Weine mit 300 ins 350Mark vei- lau't. Eine Winwe Simon Hal aus 7 Stück und 50 Centn» Rosinen 60 Stück sabrizirt und desgleichen eine Wituve Schnell aus 37 100 Sluck. Die Haupt leistung erreichte ein Backsteinfabrikant Becker, der aus 3 Stück Natulweiu, Rosinen, Trestern und Drusen 1l4 Stück gemacht Hal. Die erkannten Strafen, welche leutnant, 3 Oberleutnant» zur See, 1 Oberdeckoffizi», 1 Deckoffizier, I Feldwebel, 1 Viceseldwebel, 5 Ober- und 21 Artilleristenmaaten, 49 Ober- und 122 Ma trosenartilleristen, zusammen 205 Mann. Hierzu kommt noch.das Personal der Matrosendivisionen mit 36 Mann und das der Werftdivision mit 21 Mann. Die gesammren deutschen Streitkräfte in Tsingtau zählen also über 1600 Mann, so daß stets eine größere Ab- theilung verfügbar ist, um nach einem Punkt auszu rücken, wo deutsche Interessen bedroht sein sollten. Außerdem trifft in den nächsten Tagen dec TranSpart- dampser „Köln" mit ungefähr 800 Mann Ablösungs mannschaften für das ostasiatische Geschwader in Taku ein — oder ist dort schon eingeiroffen — so daß die deutschen Streitkräfte eine wettere höchst beachtenswerthe Verstärkung erfahren, da unter den gegebenen Ver hältnissen jedenfalls von ein» Beförderung der abzu lösenden Mannschaften nach der Heimath vorläufig abges.hen werden mutz. 8 Eine kühne Bergsteigerin. Schon 'eit einiger Zeit haben sich die Frauen auch dem Bergsport zuge- wendel, und es «siebt manche Damen, die eS mit den ausdauerndsten „Bergkraxlern" aufnchmcn können. Eine besonders kühne Hochgebirgstouristin aber ist ein Fräulein Kuntze aus Berlin. Ueber ihre lezte Berg besteigung meldet man aus Zürich: Die Bergsteigerin- Fräulein Kuntze aus Berlin bestieg dieser Tage unter Führung der tüchtigen Gebrüder Führer aus Jnnert- Ausland. 8 Beispiellose Anmaßungen der Pilsen» Polizei. Das „Pilsener Tageblatt" theilr unter dieser Ueber- schrift folgendes mit: Letzter Tage kaufte di« Gattin eines hiesigen Privatbeamten, Frau K., auf dem Markt einen Strauß Kornblumen Als sie sich mit den Blumen aus den Heimweg begab, stellte sie ein städti scher Polizeimann und foiderte sie auf, die Kornblu men wegzuthun, das Tragen derselben sei hier verboten! Als die Frau dieses Beriangen unter Hinweis auf die käufliche Erwerbung des KorndlamenstraußeS zu rückwies, meinte der Polizeimann sehr unwirsch, daß die Kornblume ein Zeichen der Preußenseuchelei sei denn „Kaiser Wilhelm sei kaum aus dem Bett gestiegen und schon habe er eine Kornblume ins Knopfloch ge steckt". Vorgestern ereignete sich ein ähnlicher Fall, der sich infolge des rücksichtslosen Auftretens deS hier bei beteiligten Wachmannes noch kriff» gestaltete. Ein Schüler der höheren Staatsgewerbe,chule wurde auf der Promenade in der Nähe deS „PilsnerhofeS" von einem Wachmann insultiit, weil diesem d.eKorn blume in dem Knopfloch des deutschen Studefiten nicht behagte. „Geben Sie die Blume heraus.!' herrschte er ihn an. Als der Student die Angabe eines Grun des für diesen Befehl he.schte, erklärte der Polizist den jungen Mann °ür arretirt. Der Student erklärte sich bereit, den Wachmann auf die Wachstube zu begleiten. allgemein als sehr gelinde nufgefatzt iverden, lauten auf 400 bis 60tt Mark Geldbuße. - Es ist nur be dauerlich, daß die Angeklagten nicht au b noch oerur- lheilt worden sind, den Wein selbst zu trinken, den sie so foisch vereitel haben. Aus dem Ringplatz jedoch riß der Polizist dem Ge- kicchen vom Rosenlaui ans das vordere Wellhorn. Auf dem Ringplatz jedoch ritz der Polizist dem Ge- Es ist dies eine der 'chwierigsten Kletterpartien in der werveschülcr plötzlich die Kornblume aus dech Knopf- Schweiz; das Wellhorn ist erst viermal bestiegen wor»! loch und sagte: „Jetzt können -rie gehen." den. Fräulein kuntze ist die erste Dame, die das 8 Die Rache der Ehesrau. Ein aufregend» Vor kühne Unternehmen ausgeführt hat. Sie ist auch die fall spielte sich dieser Tage in dem bel sichen Dorfe ?1,1S Netoljnter Hdolmut. Kriminalroman von William Michelson. Hz „Ich sah ihn nicht so genau an, da meine Aufmerksam keit von dem Betrunkenen in Anspruch genommen wnrde, und der Herr im Hellen Ueberzieher überdies im Schatten stand." „Beschreiben Sie ihn so weit wie Sie e» vermögen." „Ich glaube er war blond, wenigstens nach seinem lan gen Schnurrbart zu urteilen. Ueber seinem GesallschastS- anzng trug er einen Hellen zurückgeschlagenen Ueberzie- her. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, weil sein Filzhut tief in die Stirn gedrückt war." „Trug er einen breitrandigen Hut?" „Ja, die Krempe war so weit niedcrgebogen, daß ich nur seinen Mnnd und seinen Schnurrbart sehen konnte." „WaS antwortete er, als Sie ihn fragten, ob er den Trnnkenen kenne ?" „Nein, er kenne ihn nicht, er habe ihn eben vom Stra- ßeupslaster aufgelesen." „Und später schien » ihn zu erkennen?" - „Ja, al» der Trunkene ausblickte, und rief. Sie find «»? ließ er ihn zu Boden gleiten, und ging fort, nach der Richtung der Bourkestraße." „Sah er wieder zurück?" „Davon merkte ich nicht»." „Wie lange blickten Sie ihm nach?* „Etwa eine Minute." „Und wann sahen Sie ihn wieder?" -Al» ich dem Trunkenen in den Wagen geholfen hatte, ^drehte ich mich um, und sah ihn neben mir stehen." „Und wa» sagte er?" „Ah, Eie sind wiedergekommen?" sagte ich Ihm. „Ja," me'ite er, „ich habe meinen Entschluß geändert, und will ihn nach Hause begleiten, und dann stieg er ein und be fahl mir nach St. Kilda zu fahren." „Und jetzt sprach er so, al» ob er den Trunkenen kenne?" „Ja, ich glaubt«, «Hütt« thn wiedrrerkannt,al»er auf- „Und Sie fragten ihn, wohin Sie Ihren Fahrgast brin gensollten?" '' „Ja, und er sagte mir, er wohne entweder in der Grau oder der Acklandstratze in St. Kilda. Der Herr werde'mir schon angeben, wo ich zu halten habe." „Waren Sie nicht der Ansicht, Ihr Fahrgast feizube, trunken, um Ihnen eine Anweisung zu geben?" „Ja, aber sein Freund sagte mir, der Schlaf und da» Rütteln de» Wagens würden ihn schon ernüchtert habe», bi» wir St. Kilda eereichteu." „Der Herr im Hellen Ueberzieher wußte also nicht, wo sein Begleiter wohnte?" „Nein, er sagte, sein Fevund wohne entwedO» in der Ackland- oder der Granstraße " „Fanden Sie da» nicht seltsam?" „Nein, ich dachte, er märe ein Klubfreund de» Verstor benen " „Wie lange sprach der Herr im Ueberzieher mit Ihnen?" „Ungefähr fünf Minuten." „Und während dieser Zeit hörten Sie keinerlei Ge räusch in dem Wagen?" „Nein. Ich glaubte, der Herr schliefe." „Und wa» geschah, nachdem der Herr im Ueberzieher seinem Begleiter gute Nacht gesagt hatte?" „Er zündete sich eine Cigarette an, gab mir ein Trist!» gelb und entfernte sich nach Melbourne zu." „Bemerkten Sie, ob der Herr im Ueberzieher sein Taschentuch bei sich hatte?" „Ja, Henn er stäubte sich feine Stiefel damit ab. Der Weg war sehr staubig gewesen." „Fiel Ihnen etwas Besondere» an ihm auf?" „Nicht», al» daß er einen Diamantriüg trug." „Was war daran so Besonderes?" » .^"8 ihn am Zeigefinger der rechten Hand, und ich habe so etwa» noch nie gesehen." „Wann bemerkten Sie das?" „Als «sein« Cigarett« «»zündet«. blickte, und er wäre sorlgegangen, weil er vielleicht Streit nut ihm gehabt, doch daß er siebte Sache überlegt hätte und aus Mitleid wieder znrückgekoWßen wäre." „Sahen Sie ihn zurüclkvmmen?" - „Nein, ich bemerkte ihn erst, als ich mich umdrehte." „Und wann stieg er aus?" „Gerade als ich auf dem Wege nach St. Kilda an der Schule vorüberkam." „Hörten Sie während der Fahrt ans dem Wagen da» Geräusch eines Kampfes?" „Nein. Der Weg war etwas holprig und da» Rasseln der Räder über das Pflaster machte svlcheu Lärm, daß ich in keinem Falle etwas gehört hgben würde." „Schien der Herr im Wien Ueberzieher verstört, als eranssiieg?" „Nein, er war vvllkounnMgelassen." „Woran konnttst Sie das merken?" „Der Mond war ausgegangen, und ich konnte ihn deut lich sehen." „Sahen Sie auch sein Gesicht?" „Nein, der Hut war tief heruntergedrückt und ich konnte von dem Gesicht nichts mehr sehen, al» in der Collin»- straße, wo er in meine Droschke gestiegen war." „War sein Anzug in irgend einer Weise in Unordnung geraten?" „Nein, der einzige Unterschied, den ich bemerkte, war, baß er seinen Ueberzieher zugeknöpft hatte" „Und al» er einstieg, war er offen gewesen?" „Nein, aber al» er den Trunkenen stützte, war der Ueber zieher noch nicht zugeknöpft gewesen." „So hatte er ihn zugeknöpft, al» er zurückkam und in die Droschke stieg?" „Ja, da» denke ich mir." „Wa» sagte er, al» « auf dem St. Stldawege wieder auSstieg?" „Daß der Trunkene ihm nicht «rlauben wolle, thn nach Hause zu begleiten, und er deshalb «ach Melbourne zu- rückkehr«« werd«."