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Koloniales. Zum Stellvertreter de« Gouverneur« von Ostasrika. al« Nachfolger de« Major« v. Wrochem, ist Oderst- Lieutenant v. Hoepfner, Bataillons-Kommandeur im Kaiser Fran, Garde-Gren»dirr-Regtment, dem Vernehmen der „Kreuz» Ztg." nach, ernannt morden. Oderstlieutenant von Hoepsner gehört der Arme« al« Offizier feit 1868 an. Er stand während seiner gan,en Lieutenant«» und Hauptmann«,eit im 1. Garde-Regiment ,u Fuß, in dem er vom August 1881 di» Dezember 1888 Chef der 2. Kompagnie war ; dann kam er al« Major in den großen Generalftab. 1889 wurde er al« Genkralftabsoffizier ,um Stabe der 8. Division nach Erfurt, 1890 »um Stab« de» IV. Armeekorps noch Magdeburg »ersetzt. 1892 übernahm er da« Kommando d«S 1. Bataillon« de« Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment« Nr. 2 hierseldst. Oberftlieutenant wurde er am 14. d. M. * * * Einem Privatbrief au» Deutsch.Südwestafrila, der von Anfang Avril datirt ist, entnimmt di« „N a t. Z t g." fol gend«- Unheil über die landwirthschaftliche Verwendbarkeit de» Lande«, da« von komvetenter Seite gefällt wird: „Es wird so sehr übrr di« hiesige Verwaltung, über die Art und Weise der Ansiedelung, über Klima, die Eingeborenen und andere Ding« geschimpft, und sicherlich zum Tbeil mit vollem Recht; bedauerlich ist nur, daß man vielfach dabei so weit gebt, nun immer daS Land al» solches schlecht zu machen, es als werthloS hinzustellen, womöglich daS Aufgeb«» der ganzen Kolonie alS beste Lösung der Schwierigkeiten binzuftellen. Das Land ist allerdings kein Para dies, aber cS ist Vock viel besser und werihvoller, als man zu Hause gewöhnlich annimmt. Für D-utckland liegt der große Wertb gerade dieser Kolonie darin, daß sie sich ja st durchgehends zur Ansiedelung deutsch«» Auswanderer eignet. Der Hauplerwerds- zweig dieser Ansiedler wird überall die Viehzucht sein, denn daS ganze Land ist ein vortreffliches Aiebzucktgebiet, während Klima und Bodenverhältnisse Ackerbau nur i» beschränkterem Um fange zulassen. Hierdurch wird bedingt, daß mit der Ansiedelung von Weißen langsam und vorsichtig vorgegangen werden niuß. Aber wenn das geschieht, wenn außerdem Lurry geeignete Maß nahmen der Verwaltung den Ansiedlern das VorwärtSkommen er leichtert wird, woran es bisher sehr gefehlt hat, und wenn Rübe im Lande geschaffen wird, so wird und kann sich die Kolonie ge deihlich und schnell entwickeln." Heer und Flotte. — Ueber die ihnen zustehenden Unterftützunsisansprirche sind sich noch immer, wie nielsacke Zuscvrifien uns beweisen, die Angehörigen der zu Friedensübungen eingezogenen Mannschaften des Beurlaubten st andes nicht völlig klar. Wir weisen deshalb wiederholt darauf hin, daß zwar nur Ehefrauen und Kinder unter 15 Jahren einen unbedingten Anspruch auf Unterstützung Haden, daß jedoch auch Kinder über 15 Jahre sowie Verwandte in onfneigender Linie und Ge- ichwister der Einberufenen in dem Falle unterstützungsderechiigt find, wenn sie von den Letzteren ubon vor dem Dienstantritt unterhalten wurden oder wenn ein Unterslüxungrbedülsniß nach erfolgtem Dienstantritt entsteht. Unter den gleichen Voraus setzungen kann den Verwandten der Ehefrau in aufsteigcnder Linie und ihren Kindern aus früherer Ehe eine Unterstützung ge währt werden. Alle Ansprüche auf Unterstützung- aber erlöschen, wenn sie nicht binnen einer Woche naco Beendigung der Ucbung chei den Gemeindebehörden des Ortes angemeldet sind, an welchem die Familie, nickt der zur Uebung Einberufene, zur Zeit des Beginnes des Unterstützungsanspruches ihren gewöhnlichen Auf enthaltsort hatte. * * * *Die Mittbeilungen über daS Geheimniß L«s Doweschcn Panzers, die die Kieler „Nordostsee-Ztg." vor einigen Tagen brachte, werden nunmehr auch von der „R- Pr. Ztg." aus anscheinend guter Quelle bestätigt. Danach enthält der Panzer «ine Stahlplatte, auf die die Kunftschützen tchießen. Die Sacke erweist sich alio als Humbug und ist daher tür militärische und überhaupt für praktische Zwecke nicht ver wendbar. * Die Konstruktion v*on Schnellfeuerkanonen auS Aluminium scheint ihrer Verwirklichung nahe gerückt. Wie di« „M. P- K." mitlheilt, wurde eine Legirung von Aluminium und Kuvfer mit der Stärke von gutem Schmiedeeisen bezw. 50 000—54 000 Mlbs. vro Quadratzoll erfunden. Damit scheint die Schwierigkeit beseitigt zu sein, welche so lange der Konstruktion von Schnellseuerlanonen aus diesem Metall im Wege stand. Das Gewicht des Aluminiums verhält sich zu dem des Schmiedeeisens von gleicher Stärke wie l: 8 und könnte man daher leicht einen hydro-pneumatischer Mantel von ge nügender Stärke bei diesem Gewicht konstiuiren, welcker durch Ver minderung der Stärke der bisher erforderlichen Lasetten-Wagen zum Aufheben des Entladungsstoßes erspar» werben könnte. Wie verlautet, soll Krupv in dieser Rickiung mir Nickelstahl Versuche macken, aber die Gewichtsersparniß beim Gebrauch von Aluminium würde fast >/, mal so groß jein. Die Verwendung für schmale Büchsen und Patronenhülsen mit fester Munition würde das Gewicht hinter dem Gespann noch mehr verringern. Der Dortbeil des Schnell- feuerprinzips für Feldgeschütze liegt meist in der Schnelligkeit dcS Feuerns und der daraus folgernden Freiheit in der Auswahl der Stellung. Bei gewöhnlichem Laden, wo die jetzigen 12-Pfünder offen feuern müssen, kann die Schnellseuerkanone hinter den Kamm der Höhe zurückgezogen werden, nur die Mündung zeigend. Diese ideale Stellung komm» aber in der Praxi» bei voller Labung selten vor. * * * Kaiserliche Marine. Die erste diesjährige Uebungsreise deS ManövergekchwaderS, von welcher beide Divi sionen in dieser Woch«, aus Schottland und Norwegen kommend, in die heimischen Gewäffer zurückkehren, wird, wie man der N. Pr. Z. aus Kiel berichtet, mit einem Manöver seinen Abschluß finden, daS in gleichem Umfange bisher in unserer Marine nicht ausgefühlt worden ist. Nachdem die »um Geschwader-Verband« vereinigten Divisionen zunächst in der geräumigen Aoen- raver Bückt Boots- und ^LandungS-Manöver in größerem Um fange vorgenommen haben, werven di« sammtlicken Schiffs am 29. d. M. von dort au- unter Dampf gehen, zunächst aus offener See manövriren und am 30. Mai ÄbendS bei Fakkedjer» unter Langeland «intreffen, um — wa» bi»her nur gelegentlich von einzelnen Kriegsschiffen auSgeführt worden ist — insgesamt»! »inen Drobwersuch mit der Uedernahme von Bunkerkohl»» auf hoher Sie zu wachen. Zu diesem Znxck« sind bei dem hiesigen Jmporihaus H. Diedrichs«», unter dessen Leitung die Uedernahme erfolgen wird, zwei Koblcnladungen bestellt w«rd«n, welche mittels der großen Dampfer „Rational" von Kiel und „Taygetto" von Flensburg recht, zeitig von Cardiff au» in See geben werden, um daS Geschwader bei dem genannten Langelander Leuchtfeuer zu ermatten. Nach Beendigung der sofort vorzunehmenden Bunkerarbeit wird da» Geschwader am 31. Mai oder 1. Juni in unseren augenblicklich noch dem gtftrigen Abgang der Kadetten-Sckulsckisse „Elosch" und „Stein", sowie de» al« Maschiniften-Sckulschiff fungrrenden TranSportoampferö „Pelikan" von Schiffen recht verwaisten Krieg-Hafen »urücktebren. — Di« adgelöslen Mannschaft«» der zur Zeit in Brasilien stationirten Kreuzer „Arcona" und „Alexandrine" trafen beute N-chmitiag in festlich beflaggtem Eisenbaknzug« von WilbelmSbaven hier ein und wurden unter klingendem Spiel der Matrosenkapell« zur Kaserne geführt. * * * England. ES ist beschlossen worden, die kanadische Miliz mit dem Martini-Melfort-Gewehr so schnell wie möglich zu ver sehen. Die erste Schiffsladung der neuen Waffe hat England bereit» verlosten. 10000 Martini - Gewehre find zum Umtausch nach Hause gesandt worden. ch * Rußland. Der „Russische Invalide", welcher die an den Kriegsminister durch Stabsoffiziere und besondere In spektoren gerichteten Berichte über die Verschlechterung einiger Tbeile des Dreilinien-Gewehrs Mod. 1891, welches an die Trupven ausgegeben, bespricht, stellt fest, daß diese Schäden durch die Thaljacke veruriackt sind, daß die Soldaten, anstatt sich der gewöhnlichen Platzvatronen zu bedienen, viel schwerere Patronen benutzt und sich statt der Schulgewebre der Kriegswaffen bedient haben. Der Kriegsminister hat daher ver fügt, daß künftig die Sckulgewehre allein sür die Zielübungen, wie für das AuSeinandernehmen, das Zusammensetzen und das Bayonettfechte» verwand! werden Arbeiterbewegung. * Paris, 24. Mai. Der Eisenba l> »arbeite r- Kongreß ist beute Vormittag ohne Zwischenfall eröffnet worden. Es waren nur wenige Delegirte anwesend. London, 23. Mai- Der Streik der Londoner Droichkenkuticke: macht noch keine Miene, dem Ende entgeqenzugehen. Gestern begab fick eine Abordnung der Leute inS Uulcrbaus, um sich mit den Arbeiterabgeordneten John Buins, Keir Haroie und Anderen zu besprechen. Die Haupibeschweroe gegen Vie Fuhrherren war die, daß die letzteren ihre Rache spielen ließen gegen diejenigen Fuhrwerksbesitzer, welche die Säge des Gewcrkoercins angenommen haben. Die Sacke soll im Parla ment zur Sprach- gebracht werden. Lohnender war enrjckieden der Besuck, den die Abordnung New-Scotland Aard, dem Haupt- quartier der Londoner Polizei, abstottere. Hier hatte sie wenig stens bestimmte Forderungen auszusvrecken, die wohl der Er wägung werih sind. Die Kuticher verlangen, daß die Zahl der Drojchkenkonzcssionen beschränkt und bei Ertbeilung derselben mit meor Vorsicht vorgegangen werde. — Dis Polizcigerickte haben sich mittlerweile täglich mit Klagen wegen „Einschüchterung" zu beschäftigen. Nun, daS kommt am Ende bei jedem großen Streik vor. Die Engländer gehen leicht zu Thnllichkeiten über. Parlamentarisches. Der offizielle Schluß des Landtags wird für den 3l. d. M- oder ungünstigenfalls 1. Juni in Aussicht ge nommen. Sollt« die Herrenbauskommissioa auch in zweiter Lesung am Freitag das Landwirthschailskammergrsetz unverändert annehmen, so wüd das Plenum auch in demselben Sinne fick entscheiden. Der Kommissionsbericht kann von Sonnabend dis etwa Dienstag sestgestellr und vom Plenum am 30. (Mittwoch) derathen werden. Die Debatten dürfen nur zwei Tage in An spruch nehmen. Die vorher von, Herrenbause erledigten Vorlagen, soweit sie noch nicht an das Abgeordnetenhaus gelangt sind, werden vom Abgeordnetenbause am Mittwoch in einer besonderen Sitzung durchberalden werden, nachdem das Abgeordnetenhaus am Sonnabend die Petitionen aufgearbeitet und den Montag und Dienstag freigelastcn hat. vH. Schlochau, 23. Mai. Bei der heutigen Reichstasis ersatz-Stichwahl zwischen dem Kandidaten des Bundes der Landwirthe und dein Polen wurden in den Städten Flatoiv, Kamin, Krojanke, Vandsburg, Zeinpelburg, Baldenburg, Preußisch-Fricdland, Hammerstein und Schlochau zusammen abgegeben für Rittergutsbesitzer H ilgen d orff-Platzig 1462, Rittergutsbesitzer von Pradzynsk i - Großlosburg 873. Bei erster Wahl am 8. Mai erhielten in diesen Städten Hilgendorff 890, Pradzynski 327, ferner stimmten 164 freisinnig, 988 für den Antisemiten, 274 fürs Zentrum, demnach haben die Antisemiten nur zur Hälfte, konservativ, das Zentrum geschloffen den Polen gewählt, besten Stimmenzahl schon sonst erheblich gestiegen. Wenn in den ländlichen Bezirken in gleicher Weise gestimmt worden, dann ist Hilgendorffs Wahl zweifelhaft. VV.D.R. Plauen i. Vogtl., 24. Mai, Nachts. Bei der heutigen Reichstags-Ersatzwahl im 23. sächsischen Wahlkreise wurden bis jetzt gezählt für Gerisch (Soz. Dem.) 6577 Stimmen, siir Uebel (Kartell kandidat) 4220, für Schubert (Antisem.) 1960 und für von Schwarze (freis. Volksp.) 1395 Stimmen. Man nimmt als Resultat Stichwahl zwischen Gerisch und Uebel an. Preußischer Landtag. Abgeordnetenhaus. 71. Sitzung vom 23. Mai 1894, 11 Uhr. Am Ministeriisch: Minister Miquel und Thielen und Kommissarien. Auf der Tagesordnung steht die Berathung der Resolu tionen zu dem Gejetzentwurf, betreffend den Bau «inr-Schiffsahrttanal» oom Dortmund« Em»>KanalbiSznmRhein. Em« R«solution des Abg. Rint«len (Z.) wegen Vor legung «ine» Gesetze- über di« Kanalisirung brr Lipp« bi- zum Rhein wird vom Antraasteller zurückgezogen. Der Antrag d«r Konservativen lautet: Die Staat-« ttgierung zu ersuchen: 1) bei Feststellung von Kanalqebühren auf di» Deckung von Berwallungs- und Unterhaltung-kosteu, jowi« aus entsprechende Verzinsung der Anlaaekosten Bedacht zu nehmen und die bestehenden Kanalgebühren einer Prüfung zu unterziehen, um diesen Grundsatz, soweit solches mit den WitthsckaftS- und VerkehrSverdaltniffen vereinbar ist, zur Durchführung zu bringen, 2. Die Einführung von Gebühren «um Au-gleich sür di« Kosten, ivelchs für die Verbesserung der natürlichen Wasserstraßen aus gewandt sind oder werden, in Erwägung zu ziehen. Abg. lSolheiu (frs. Vgg.) beantragt, der Resolution folgend« Fassung ,u geben: Di« Regierung zu ersuchen: 1) Bei Feststellung von Kanal gebühren auf die Deckung der Verwaltung-- und Unterhaltung-- tosten, sowie bei den neueren, den jetzigen Ver- k-brsbevürsnifsrn entsprechenden künstlichen S ck iflf a h r t s st r a ß e n aus »in« entsprechende Verzinsung der Anlagekosten, s o w e i t dieselben für besonder«, de« Schifffahrt di«n«nd« Einrichtungen auf gewendet sind, Bedacht zu nehmen und die bestehenden Kanalgebühren einer Prüfung z» unterziehen, um diesen Grund satz, soweit iolckeS mit den WirthILafts- und Verkehrsverhailniffen vereinbar ist, zur Durchführung zu bringen; 2) von dem zu ver- »insenden Anlagekapital aber den Kostenbetrag für Festlegung der Ufer und Verbesserung der Voisluth wie überhaupt für allgemein« Flußregulirungsarbeiten, sowie schließt! t> den kavitalisirten Werth der durch Kanäle oder Kanalisirungen erffelten landwitthschaftlichen Meliorationen in Abzug zu bringen; 3) bei Feststellung der Ge bühren jede Wasserstraße für sich zu behandeln. Abg. Gothein zieht nach kuizer Debatte sein« Resolution zurück. Es folgt di« Verlesung der Interpellation der Abg. v. Epnern (ntl.) u. Gen. In der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 24. April 1893 wurde zu § 9 des Kommnnatsteuerqesctzes ohne Debatte und ein stimmig eine Resolution angenommen, in ihrem ersten Theil folgenden Inhalts: Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, di« Regierung zu ersucken: Ohne Verzug beim Reiche die geeigneten Sckritt« zu thun, nm den Gemeinden die Möglichkeit einer erweiterten Gestaltung indirekter Steuern von Getränken zu gewähren und die be- stebenden Verschiedenheiten in der Berechtigung der Gemeinden in der Einsübrunq derartiger Steuern ,u beseitigen. Die Unterzeichneten richten an die Regierung die Anfrage: Welche Schritte sind im Sinne des oben angeführten Beschlusses des Hauses aescheben und welche Wirkung haben dieselben gehabt? Der Finanzminister Miqnel eikiärt sich bereit, die Inter pellation sofort zu beantworten. Abg. von Epnern (ntl.) begründet die Anfrage mit dem Hinweis auf die große Noth der Gemeinden in allen Theilen deS Staates, namentlich aber im Westen des preußischen Staates, wo es schwierig sei, den Etat der Gemeinden trotz der hohen Zuschläge ins Gleichgewicht zu bringen und das wird auch mit der Einführung des neuen Kommnnalabgoden - Gesetzes nickt möglich sein. Die Artikel des MassenkonsumS können nicht besteuert werden. Deswegen sind die Gemeinden auf die Getränkesteuern allein an gewiesen, aber in deren Ausnutzung durch die Reichsgesetzgebung gehindert. Die Besteuerung des Branntweins ist beschränkt auf die Gemeinden, bi- schon in früberer Zeit eine Branntweinsteuer erhoben haben ; die Besteuerung des Weines ist ausgeschloffen mit Ausnahme der Weinländer, wozu die Provinz, welche den meisten Wein hervordringt, die Rbeinvrovinz, nicht gehört. Hier kann nur mit 65 Pfennig für das Hektoliter für auswärtiges, mit 50 Pfennig für innerhalb der Gemeinden Hergestellies Bier besteuert werden. Wenn das Bier mit 1 Pfennig pro Liter besteuert werden tonnte, würden die Gemeinden, weiche ein« Biersteuer haben, erheblich mebr Einnahmen erzielen. Die Hoffnungen auf die Erträge der Einkommensteuer haben sich zum Tbeil nicht erfüllt und weiden sich bei der schlechten wirthschast- lichen Lage auch in Zukunft nicht erfüllen; daber konnten die Ge meinden in ihren Zuschlägen zur Einkommensteuer nicht herad- gehen. Finanzmiiiister Miguel: Schon bei der Berathung deS Kommunalsteuergesetzes habe ich mitgetheilt, daß ich schon vorher diese Frage bei dem Herrn Reichskanzler angeregt und als Ziel minbeitens eine gleiche Behandlung aller Kommune» in Deutsch land und eine Erweiterung der Schranken in Bezug auf die Höhe der kommunalen G-lränkesteuern hingestellt hatte. Der Anregung konnte der Reichskanzler damals nicht folgen, weil wegen der Handels verträge und der Militäroorlage die Vcimehrung der eigenen Einnahme» des Reiches in den Vordergrund trat. Deshalb kam man zu einer grundsätzlichen Behandlung der Frage nicht und die Hindernisse bestehen in gewissem Grade noch heute. Die Frage der Vermehrung der eigenen Einnahmen des ReickeS durch die ködere Besteuerung des Bieres ist ungelöst, ebenso ist die damalige Novelle zum Branntweinsteuergesetz nicht zur Verabschiedung ge- iangt. Innerhalb der verbündeten Regierungen wird oder er wogen, wie in Zukunft auch der Branntwein zu defteuem sei. Beim Reichsmeinsteuergesetz wollen wir durch den 8 20 des Ent wurfs eine gleichmäßige Besteuerung des Weins in allen Ge meinden Deutschlands erreichen; natürlich sind dabei Schranken gesetzt, denn die schon vom Reich besteuerten Artikel können nicht auch noch der Gemeinde zur Besteuerung in ganz beliebiger Höhe überlasten werden. Insofern kann den Wünschen des Abg. o. Cynern niemals slattgegeben werden. Dabei ist natür lich di« Frage offen, ob die jetzigen Schranken, namentlich in Bezug aus die Besteuerung deS Biere-, zu eng gezogen find oder nicht. Mit dem Weinsleuergesetz siel auch dieier 8 20. Ob di« verbündeten Regierungen darauf zurückkommen werden, weiß ich nicht, ebenso wenig kann ich sagen, ob, wenn Vie- »er Fall oder wenn es nicht der Fall sein sollte, die gesetzlichen Be stimmungen über die kommunale Besteuerung des WeinS durch spezielle Bestimmungen zu ändern seien. Ich persönlich meine, daß aut jeden Fall die Befugnisse der Gemeinden in Bezug auf die Besteuerung deS Weins ganz gleichmäßig zu gestalten sind; die großen Verschiedenheiten darin, die in einem einheitlichen Wirthschastlgebiet wie Deutschland keine Berechtigung mehr hab«», wüsten beseitigt werden. Diese Verschiedenheiten bestehen besonder« In Preußen. Daß zum größten Theil die Kommunen nicht befugt sind, den Wein zu besteuern, ist eine Ungerechtigkeit, weil der