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2 jchlag zu verschmerzen. Der wackere Sctuveselmann aber balle vom Fatalisten herzlich wenig an sich. Er schiiiwflc. so oft ich ibn besuchte, stets in böchst nachdrücklichen und gesinnungslüchtigen Redewendungen ans seinen Verleger uns sühne in seiner arbeits- sreien Zeit zahlreiche erbitterte Lohnkäwpfc mit Schuster und Schneider, mit Backer und Fleischer sowie mit andern orts ansässigen Eklemnännern, di- geradezu daraus erricht schienen, ihm just dann ihre Rechnungen zu präsentsten, w.-nn er gänzlich „ab gebrannt" war.... Und dieser selbe Jakob Schweselinann bat kürzlich von Amsterdam der bei mir angcsragt, ob ich preußische Konsvls noch immer für «in „sicheres Papier" halte, er habe wieder die Kleinig keit von 15600 Mark aus der hohen Kaute liegen und gedenke sie zinstragend anzulegcn! — Ein iolcher Umsanvuug der Verhält nisse muß natürlich ausreichend motivirl werden, wenn der Ver fasser nicht als Aufschneider gelten soll. Hier die Erklärung deS merkwürdigen Falles. Herr Schweselinann war Saugesbruder. Als iolcher gehörte er dem Gesangverein „Caecilia" an, dessen Ausgabe es war, in meinem Heimathstädtchen di« künstlerischen Traditionen zu «siegen und durch Veranstaltung von Konzerten und Kränzchen den ört lichen Bierkonsum zu steige:». Jakob Sch riesel,nanu war der erste Tenor der „Caecilia". Er verfügte über hübsche und besonders in den höheren Tonlagen ziemlich ausgiebige Stimmmittel. Daß er außerdem ein ge winnendes Aeußere besaß und eine stattliche Figur sowie einen hübschen, wohlgepflegten schwarzen Vollbar», kam ibm noch ganz desonderS zu statten. Trotzdem aber würde Jakob Schwefslmann noch heut- unter der Devise „Kleben und kleben lassen!" seines publizistiich-n Amte- an irgend einem vaterländischen Winkel- blättchen walten, wenn nicht ein ganz besonderes Ereigniß gestaltend in sein Leden cingegrisfen hätte. . . . Der Gesangverein „Caecilia" gekörte dem Provinzialsänger- bund „Lyra" an, der alljährlich zu Pfingsten in der Provinzial- hauptftad« eine Art Sa, geswettiireir veranstaltete. Au» Jakob Schwefelniann nahm einst als Kombattant an diesem Sänger kriege .theil. Damals brachte ihm der Kellner deS Hotels, in dem er und seine Landsleute abgestiegen waren, «ine» Morgen» einen Brief auf« Zimmer. Schwefelmann erbrach ibn und la» folgende Zeilen: Sehr geehrter Herr! Wenn Sie Ihr Glück machen wollen, so besuchen Sie mich heute 'Rachmittag gegen 0 Uhr im Ilütel rl'änxlotorro. Direktor Fritz ServaeS. Wer möchte nicht gern« sein Glück mcchr»? . . . Auch Jakob Schw:sc!ma»n wollte. Pünktlich zur angegebenen Stunde ließ er sich bei Herrn Direktor ServaeS melden. Ein kl.iner, dicker Herr mit listig blinzelnden Aeuglein emvfing ihn. „Sie sind Herr Schweselinann ?" Jakob schmeselmann hatte keinen Grund, diese Thatsache in Abrede zu stellen. „Sie sind der erste Tenor des Gesangvereins „Caecilia" auS Dingsda?" Auch daS räumte Schweselinann unumwunden «in- „Wollen Sic Ihr Glück machen?" — „Immerzu!" — „Sie sollten zur Bühne gehen." — „Zur Bühne ? . . . Wie meinen Sie da» ?" „AIS Tenorist ... Sie haben «ine gute Stimme, die aus gebildet zu werden verdient." — „Aber die Ausbildung kostet Geld, Herr Direktor." „Ni»! Ihre Sache, mein Herr! Dafür komme ich aus. Ei« sind roch jedenfalls unverhciraihet ?" Jakob Schweselinann kam ft» ganz erbärmlich vor, weil er diese» günstige Vorurtheil des Direktors zerstören mußte. -- „Ich bin verheirathet" ... er hätte beinahe gejagt: leider verheirathei . . . „rind habe zwei Kinder." „Berheirathct und zwei Kinder!?" schrie puterroth, der kleine Dicke . . . „Da soll doch dieser und jener dreinschlagen k . . . Ber-bei—ra—tbet!?" Die Thatsache, daß der Redakteur der „Stadtpost" durch Hymnen» Bande gefesselt war, schien -inen erschütternden Eindruck aus Herrn ServaeS zu machen. Jakob Schwefelmann kam sich wie ein Barbar vor, weil er dem wackern Manne, der sich sein Wohl und Wehe jo angelegen sein ließ, durch eine wahrheits gemäße Auskunft diesen Schmer» hatte bereiten müssen. Endlich schien der Direktor st» wieder beruhigt zu baden. „Sie sind hoffentlich unglücklich verheirathet und haben daher di« Abficht, sich scheiden zu lassen? — sprach er lauernd. Der Journalist war nahe daran, di, Frage zu bejahen, um dem freundlichen dicken Herrn wenigsten» eine Freude ,u Politische Mrderstcht. Wir lesen in den „N. Nachr.": Die Besiedlung von Deutsch-Ostafrika !si in verschiedenen Blattern zum Gegenstände neglrender Betrachtungen gemacht worden, welche — angeblich von colonialer Seite stammend — wesentlich darin arpsel», daß iklbst die Höhenlagen unseres ostasrikanischen Gebietes für Europäer nicht dauernd bewohnbar seien, weil ein längerer Ausenthalt daselbst Anämie erzeuge und damit die Fort pflanzung i i Frage stelle. Es läßt sich darauf zunächst nur erwidern, die Besiedlung der iir etwa gleicher geographischer Breite mit Oslafrika liegenden Plnteaulandscbaften von Amerika ist eine Thatsache, die mchr beweist als alle theoretischen Rcnsonnemcntü- Weshalb soll nicht dasselbe unter sonst wesentlich gleichen Verhältnissen in Afrika zu er reichen sein? Natürlich wird eine europäische Bevölkerung in Afrika genau wie i» Südainerika und Mexiko im Ver laufe der Generationen organische Abänderungen durch An schmiegung resp. Anpassung erfahren. Dies lft jedoch vom volkswirthschaflliche» Standpunkt aus völlig gleichgiltig. Dies ist auch in den Vereinigten Staaten von Nordamerika der Fall und kann doch nicht als Argument gegen die Be siedlung dieser Länder geltend gemacht werden. Es tritt dies überall ein, wo der Mensch, oder eine Thiergattung, ja auch eine Pflanze iir stark verschiedene geographische Ver hältnisse gebracht wird. Die Hauptsache ist, ob ein Klima der europäische» Rasse die Existenz- und Fortpflanzungsmöglichkcit bietet; und da läßt sich nicht der geringste Grund vorbringen, weshalb dies nicht in den bazillensreiei, Hochplateaus von Zentral afrika der Fall sei» sollte. Peters und Baumann stimmen darin überein, die Plateaus über 1200 Meter Höhe für malariafrei und bcfledlungsfähig zu erklären. Es muß sehr sympathisch begrüßt werden, daß die dLllksch-ofläfrikanische Gesellschaft in ihrer letzten Sitzung beschlossen hat, in um sichtiger und besonnener Weise eine Besiedlung zunächst der geeigneten Gebiete von Usambara anzubahnen und 100 000 Mark dafür auszusctzen. Es kann nur noch einmal der Wunsch ausgesprochen werden, daß sie behördliche Verhält nisse dazu findet, welche der Verwirklichung eines solchen Planes nicht cntgegenstehen und auch das erforderliche Ver träum dazu besitzen. Deshalb sprechen wir noch einmal die Hoffnung aus, daß die Regierung sich entschließen werde, nun, da die Besiedlungsfrage in ein praktisches Stadium tritt, ei» eigenes Kommissariat mit den erforderlichen Voll machten hierfür zu bestellen, und dieses Herrn Dr. Peters, welcher das Vertrauen der interessirten Kreise besitzt, zu übertragen. Deutsches Reich. Die Meldung von einem Besuche unseres Kaisers in Holland ist schon von zuständiger Seite dementirt worden. Aus Amsterdam wird in Bestätigung dieser offiziellen Ableugnung der „Kreuz-Ztg." geschrieben: „Die Königin Wilhelmine der Niederlande und die Königin-Regentin Emma werden si» am 31. d. M. zu sechs- wöchigem Aufenthalt nach Taiasp in der Schweiz begeben. Die Rückkehr der beiden Köniainnen wird gegen den 20. Juli erfolgen. Mehrere auswärtiae Blätter baden dieier Tage die Nachricht veröffentlicht, Se. Majestät der deutsche Kaijer werde im Laufe des Monats Juni de» niederländischen Majestäten in Amsterdam einen Besuch abstatten, was munenllich die fran zösische Press« bereits zu allerlei politischen Kombinationen ver- anlaßte. Wie auS Len Reiiedispontionen der beide» Köniainnen bervorgeht. ist «in Besuch Hr. Mas. d«S Kaiser» Wilhelm 11. im Juni überhaupt undenkbar, da Ihr« Majestäten den ganzen Monat Juni im Ausland« verbringen werden. Aber auch tür später ist ein Besuch de» Kaiser» am niederländischen Hof« nicht in Aussicht genommen und da» offiziöse Haager „Dagdlad" setz« der ganzen Nachricht ein entschieden«» Dementi entgegen. Ebenso ersunden ist di« Meldung, daß die niederländischen Majestäten in diesem Sommer dem belgischen KönigShos», sei «SausAnlaß d«r bevorstehenden V-rmäblung-seier, sei «S anläßlich d«r Ant,v«rpencr Ausstellung, einen Besuch abstatten werden. Dem gegenüber kann nun versichert werden, daß di« Schweüerreiie die einzige Auslandsreise ist, welche die Königinnen in diesem Jahr« zu unternehmen gedenken." Der „R e i ch s a n z e i g e r" bringt Donnerstag Abend die erste Mittheilung über den deutsch - s p anis chen Z ollkricg. Sie lautet: „Die spanischen Zollämter haben Weisung erhalten, den Maximaltaris gegen deutsche Maaren anzuwenden, die seit dem 2t. Mai nach 12 llhr Ngcht» in Spanien eingetrossen sind." Die Eröffnung de» Nord - Ostsee - Kanal» ist, wie die „Danz. Z." hör», für den 1. Mai 1895 in bestimmte Aussicht ge nommen, und bei der Feier wird* der Kaiser zugegen sein. In letzter Zeit haben wieder Auswcisuugen dänischer Unrerthanen auS Nordschieswig stallgefunden, weil dieselben „lästig gefallen sind". Es handelt sich um den Land mann Andrea» Meier in Anstrup, die Artistin Lara Gram in Oderlerrt und den Ziegelaebeiier Andreas Buchholz Seit dem t. Januar d. I. sind in» Ganzen ca. 100 dänisch« Unrerthanen aus Schleswig ausgewiesen worden. Die Berechtigung znur medizinischen Studium und zur Ablegung der ärztlichen Slaal-ptüsung sollle »ach Mitthcilung verschiedener Blätter, in Zukunft auch den Abiturienten deutscher Realoy tnnasien ,„gestanden werden. Ans eine dieserhald an den Reichskanzler gerichtete Anfrage ist der medi zinischen Wockenrundschau „Medico" unterm 15. cr. nachstehender Bescheid zugcgange»: „Ew. Wohlgeboren erwidere ich aus die gefällige Eingabe vom 23. v. M. ergebenst, daß bisher nicht di« Absicht besteht, die PrüfungSvorschrnten für Aeizt« dahin zu ändern, vatz auch daS Zeugniß der Reife «ine» deutschen Realgymnasiums al» genügender Nachweis der schulwiffenschasllichen Vorbildung für die Zulassung zu den ärztlichen Prüfungen anerkannt würde. Der Reichskanzler. Im Auftrag«: v. Roltenburg." Ausland. Oesterreich-Ungarn. Aus Wien wird den Daily News ge meldet, baß Kaiser Franz Joseph und der Zar auS An laß deS Abschlüsse» de» österreichisch-russischen Han dels-Vertrages herzliche Glückwunschtelegramme gewechselt haben. Frankreich. Der Stand der Kabinetskrise ist noch unverändert. Herr Löoi, Bourgeois, der Justiz minister des Ministeriums Nibot, dem Präsident Carnot zuerst die Neubildung des Kabinetü aubot, sucht sich dieser Aufgabe zu entziehen; das ist begreiflich, denn er könnte nur ein Konzentrationsininisterium bilden, der Konzentrations gedanke aber ist seit dein vorigen Jahre in so argem Miß kredit, daß es sehr zmeiselhast erscheint, ob cr nochmals mit Aussicht auf Erfolg und Dauer zur Grundlage des Rc- giernngvsysteinü gemacht worden kann. Herr Carnot ist, wie nach dem Rücktritte Dupuys, in der peinlichsten Verlegenheit. Von parlamentarischen Rechtswegen müßte, wie Herr Reinach unmit telbar nach der vorgestrigen Abstimmung sehr richtig bemerkte, Herr Millerand mit der Kabinctsbildnng betraut werden, da seine Rede das Schicksal des Mmistcruiuis Casinür-Pörier entschieden hat. Selbstverständlich ist daran im Ernst nicht zu denken. Das Experiment mit Herrn Bourgeois bietet wenig Aussichten; scheitert es trotz der Bemühungen des Elyssc, Bourgeois zur Uebernahme der Kabinctsbildung zu bewegen, cndailtig, dann bleibt kaum etwas anderes übrig, als die Berufung eines den, zurückactrctencn ganz ähn lichen Ministeriums, da» sich aus dieselbe Kannnermehrheit stützen, aber auch mit denselben Widersachern rechnen mügte, die Casimir-Pöiicr durch mehr als ein halbes Jahr nur mühsam im Zügel gehalten hat. XV.1.Ü. Paris, 24. Mai, Nachts. Peytral hat den Auftrag, ein Kabinet zu bilden, abgelehnt. Derselbe wird sich heute Abend mit seine» politischen Freunden besprechen und morgen früh dem Präsidenten Caruot Bericht erstatten. — Als Vertreter her Republik bei der Doppelhochzeit de» Großsürsten-ThronsolgerS und der Groß fürstin Lenia wird Admiral Gervais, Kronstadter Ange denkens, nach Petersburg entsandt werde». — Der Sesetzvorschlag, der da« Spionage - Gesetz vom 18. April 1888 ersetzen soll, wurde durch di« Deputirten Gauthier, Dcloncle, Marcel-Habert und Brincard der Armee- Kommission vorgelegt. Stach Artikel l wird jeder Militär oder Beamte der Armee und Atari,re, jeder Beamte, Agent oder im Staat Angestellte, jeder Verwahrer von geheime» Nachrichten über die Landesvertheidigung oder die äußere Sicherheit de» Staate» mit dem Tode bestraft, der Verbindungen mit einen, oder mehreren Individuen unterhält, die spioniren. Gekört der Schuldige keiner der in diesem Paragraphen erwähnten Kategorie an, so tritt lebenslängliche Zuchthausstrafe ein. Stach Artikel 3 wird 1) mit dem Tove bestraft, wer mit Hilfe einer Verstellung, sei es mit falschem Namen ober salicbem Titel, Verheimlichen derselben, feiner Profession oder seiner Nationalität in eine Festung, einen KriegShafen, verschanztes Lager, ein Festungswerk, ein Staatsschiff oder ein Marine» resp. Militär-Etabliffement eindringt und daselbst zum Spioniren Auszeichnungen über die Landesvertheidigung oder die äußere Sicherheit des Staates entwendet, sammelt oder aufcrtigt. 2) Mil lebenslänglicher Zwangsarbeit wird be- sstafi, wer zu», Zweck des Lvionirens Ausnahmen oder tovo- gravhijche Arbeiten ausfübrt, Verbindungswege oder Korrespoudenj- niittel rekognoszirt und Nachrichten über die Landesvertheidigung oder di- äußere Sicherheit deS Staates gesammelt hat. Art. 3 be straft mit Gefägnitz denjenigen, der zu den in den vorigen Artikeln angegebene» Verbrechen eine» andern provozirt oder ver anlaßt hat. Ist der Schuldige ein Militär oder Militär-Beamter der Armee oder Marin- oder ein Staatsbeamter oder Agent des französischen StaatS, io wird die Strafe in lebenslängliche» ZuchrhauS umgewanvelt. Die übrigen Artikel setzen Gc- sängnißitrafen von 1—5 Jahren und mehr resp. Geldstrafen dis zu 10090 Francs für Veröffentlichung von geheimen Plänen, Dokumenten oder Nachrichten rc. fest. Belgien. Seit einigen Wochen halten die Enthüllungen über eine weitverzweigte Slnarchistenverschwörung di« belgischen Sicherdeitsbehörüen in Athen, und wenn mau auch in diesen Zeitläuften der einander adlösenden Dynamitansckläge gegenüber den Details des prahlerischen Bubenhandwerks nachgerade ein wenig abgestumpft ist, so bietet der Lütticher Fall doch des Typischen so viel, daß sich ein näheres Eingehen auf seine Einzel- beuen wohl verlohnt. Di« telegraphischen Meldungen über die Verhaftung de» deutschen Anarchisten Richard Müller und der Gailwirthin Schlebach haben wir ichon gelegentlich registrirl; innvnchcn ist es aber der Li Kicher Polizei gelungen, ein uin- fassendcS Bild von den anarchistischen Umtrieben zu entrollen. Das Wesentlichste zu diesen Au'dcckungen hat daS GeslLndmß des erwähnten deutschen Anarchisten brigeträgen. Dor einigen Jahren kanlderjctz:26jäbrigeBursche nachLntlich.woerstch baldin anarchistische Agitationen cinließ und deshalb au» Belgien ausgewieien wurde. Trotz des AuLweisbesehls kehrte cr aber bald nach Lüttich zurück und arbeite«« unter ciuem falschen Flamen als Bergmann im Mein Freund Schwefelmann. Humoreske von Karl Schneidt (Berlin). (Nachdruck verboten.) Vor fünfzehn Jahren war'S ... ich batte damals als blut junger Student die erste selbügefertigte Humoreske vor niir und LaS erste halbe Dutz.nd eigenhändig erlebter Liebesromane mit unglücklichem Ausgang binter mir. Infolge dessen ivar ick> ini Zweifel darüber, ob ich es meiner künftigen literarischen Berühmt heit nicht am Ende schuldig sei, in der Blütöe meiner Jahre an gebrochenem Herzen zu sterben. Die Erwähnung einer solchen Thatsache nimmt sich in der Literaturgeschichte und in Meyers Konversationslexikon immer recht vornehm aus. Um aber vorher wenigstens den Grund zu legen zu meiner spateren Berühmtheit, bot ich die Humoreske dem Redakteur des in meiner Heimarhstadt erscheinenden Lokalblättchens: „Die Stadt post" zum Abdruck an. Der Redakteur hieß Jakob Schweselmann. Aus dem Umstand, daß ich ihn vorhin meinen Freund nannte, har der urtheilsfäbigc Leser bereit» den Schluß gezogen, daß meine Humoreske angenommen wurde. Andernfalls wär« der Redakteur ja mein Feind gewesen. Natürlich schwärmt« ich von Stund an für Jokob Schwefel- man». Ich war sogar nicht abgeneigt, ihn für einen der ge wiegtesten Literaturkenner zu erklären, die jemals das Feuilleton einer Zeitung unsicher gemacht batten. Ein« Professur der Literaturgeschicbte schien mir gerade gut genug zu sei» für einen Mann von Jakob SchweselmannS geistiger Bedeutung. Meine dankbare Zuneigung wuch» noch um ein Erkleckliches, a!» Herr Schweselinann, vem ich in Ermangelung eine» Beicht vater- meine sechs unglücklichen LiebeSromans anvertraute, mir auf Ehre und Gewissen versicherte, daß für mich trotzdem keinerlei Verpflichtung Vorlage, an gebrochenem Hirzen »der nach einer andern bewährten Methode zu sterben Der Redakteur der „Stadtoost" zählte damals dreiunddnißig Jahre. Er war Gatt« und Vater von zwei Kindern und hatte infolge dessen niemal» Geld. Die Honorarverdäitniffe bei seinem Blatte waren klägliche. Ich selbst kann ein Lied davon sing?n; denn sür mein« Humor«»ke habe ich nie einen Pfennig Honorar zu sehen bekommen. L!S Fatalist von Berus und Neigung — in jungen Jahren ist man da» fast immer — wußte ich diesen schweren SchickfalS-