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Politische KeLerstcht. Der englische Statistiker Dr. Gissen hat Tabellen für daS britisch« Handelsamt ausgearbeitet, worin er beweist, daß der deutsche Handel in den letzten drei Jahren durchaus nicht in dem Matze aus Kosten der britischen Handels sich ver größert bat, wie Biele anzunehmen geneigt seien. Der britische Ausfuhrhandel hat sich um 10 Prozent vermehrt, der Frankreichs um 14 Prozent, der der Vereinigten Staaten um 26 Prozent und der Deutschlands nur um 5 Prozent. (?) Di« „Times" gelangen in ihrem Rekums über den Giffenschen Bericht zu dem Schluss«, daß England noch denselben Hauptantbeil am Welthandel hat, wie srüder. Selbst wo, wie z B. im Falle Japans, die Deutschen «inen Vorsprung gewonnen habe», habe der englisch« Handel nicht abgenommen. Dr. Gissen erklärt die Annahme, daß die Deutschen die Engländer aus dem Weltmarkt verdrängen, für «ine Fabel. Wie wir einem Telegramm aus Lyo n entnehmen, ist dort am Sonnabend General Ferro n gestorben. Er hatte sich am Tage vorher bei emem Sturz vom Pferde schwere innere Verletzungen zugezogen, denen er erlegen ist. Ferron gehörte dem Kabinet Rouvier, das vom 31. Mai bis zum 4. Dezember 1887 am Ruder war, als Kricgsminister an. Sein Vorgänger im Kriegsministcrium im Kabinet Goblet war General Boulanger. Deutsches Reich. Dem Staatssekretär des Reichs-Schatzamtes, Grafen v. Posadomski) - Webner, ist, wie die „Nordd. Allg. Ztg." erfährt, von Sr. Majestät der Rothe Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub verliehen worden. * Dem Reichskanzler war vor kurzem seitens deS Ostpreußischen landwirthschastlichen Zentralvereins daS Gesuch -ugegangen, es möchte die Altersgrenze für diejenigen in landwirthschast- Ilichen Betrieben beschäftigten jugendlichen Arbeiter, die dem Unfall- und Krankenversicherungszwang unterliegen, vom 16. Lebensjahr aus daS 17. eidödt werden. Der Reichskanzler hat dem Vernehmen nach daraus erwidert, daß er von dieser Ein gabe mit Interesse Kenntniß genommen hab« und daß sich bei der beabsichtigten Umgestaltung deS UnsallversicherungSgesetzeS die ge eignete Gelegenheit bieten werde, in «ine nähere Erwägung der Angelegenheit einzutreten. Das Abgeordnetenhaus beginnt seine Pfingst- ferien am heutigen Montag und wird seine Arbeiten am 17. Mai wieder aufnehmen und zwar mit der weiteren Bc- rathuna der Dortmund - Rhein - Kanalvorlagc. Dem Hause ist noch ein Provinzialgesetz über die Fischerei in Westfalen zugegangei» und ein Viehseuchengesetz steht noch in Aussicht. Die Verhandlungen zwischen den Fraktionen über die Landwirthschastskammern werden jetzt unterbrochen. Auch das Zentrum soll sich in den letzten Tagen bereit gezeigt haben, sich an Verstän- Ligungsversuchen zu betheiligen, und zwar zunächst nicht, wie in einigen Angaben gesagt ivird, mit den Konservativen, sondem mit den Nationalliberalen und Freikonservativen. Die möglichen Grundlagen einer Verständigung sind noch nicht zu übersehen, namentlich ist über die Frage, ob obli gatorische oder fakultative Einrichtung, noch nichts ent schieden. Im Allgemeinen gilt aber ein schliehliches posi tives Ergebnih für wahrscheinlich. * Wie man hört, ist aus Anlaß der Verlobung des Großfürsten-ThronfolgerS mit der Prinzessin Alix von Hessen ein sehr herzlicher Korrcspondenzwechscl zwischen dem Idas Konzert. Von H. Leofter (Wien). (Nachdruck verboten.) Bei Patzingers wurden zwei Herren in Frack und weißen Handschuhen gemeldsr. Frau Patzinger, die die Schwäche besaß, zu keiner Tageszeit in auch nur halbwegs emvrangssähiger Toilette zu sein, stürzte mit einem Wolterschrei ins Nebenzimmer, während die jüngere Tochter einen vergeblichen Versuch machte, die im Zimmer herrschende Unordnung ein wenig zu drapiren. Fräulein Ida aber setzte sich zum Klavier und begann eines der schwierigsten Lisztschen Bravourstücke zu spielen. Sie durste sich nie bei einer anderen Beschäftigung überraschen lassen. Dieses Stück übte sie seit etwa vier Jahren. Die Herren oxplaudirten natürlich schon im Vorzimmer, worauf Fräulein Ida überrascht aufsprang und sich verschämt entschuldigte, sie habe ja so schlecht gespielt, da sie daS Stück zum ersten Male versuche. Mittlerweile war die Mutter wieder er schienen. Kein Uneingeweihter hätte bemerkt, daß sie jetzt bereits in Toilette sei. Sie «hat auch sehr erstaunt. Besuch zu treffen, da dis Herren sie aber schon einmal „so" gesehen hätten, so bleibe sie schon „so". Die Herren waren wehrlos dagegen. Nach den üblichen Einleitungsformalitäten kamen die beide» feierlichen Jünglinge aus den eigentlichen Anlaß ihres Besuches zu sprechen. Es sei ihnen nach längeren Bemühungen gelungen einen wohlthätigen Zweck zu finden, für den sie einen musikalisch deklamatorischen Abend mit darauffolgendem Tanzkränzchen ver anstalten wollten. Die hervorragendsten Dilettanten feien bereit» gewonnen, und für die „so beliebte" erste Nummer, die nach alt ehrwürdigem Gebrauche der Pianistin gebühre — «ine sehr lobenswerthe Einrichtung für di« Späterkommenden —sei Fräulein Ida Patzinger auserkoren. Ida erklärte sofort, es sei ihr un- möglich, sie könne ja „noch" nichts, rein gar nicht». Die Mutter warf ihr einen empörten Blick zu, und die Herren wollten eS von ihrem laienhafte» Standpunkte aus nickt glauben, daß so etwas nach zehnjährigem Studium möglich fei. Sie ließen ihre erste Nummer nicht mehr aus und empfahlen sich mit der Versicherung, e» werde glänzend werden; für den Wagen und die Blumen sorg« da« Komitee Mama Patzinger war entzückt. Ida eigentlich auch, aber sie hatte Angst. Die Mutter verwie» ihr da» im Hinblick aus da» - 2 — Deutschen Kaiser und dem Zaren gepflogen worden. * In der Samoa-Frage hat die Abtheilung Köln der Deutschen Kolonial-Gesellschast am 30. v. M. folgende Resolution angenommen und dem Reichskanzler übersandt: 1) Der gegenwärtige Zustand auf den Samoa-Inseln bat sich al» unhaltbar erwiesen. Derselbe schädigt di« aus Samoa weit vorwiegenden deutschen Unternehmungen und ist de» Deutschen Reiche» wie der großen Opfer nicht würdig, die Deutschland vor allen Nationen im Interesse der Inseln gebracht hat. 2) Dem nationalen Empfinden widerspricht e», dort deutsche Reicksangehörige und deren Rechte, die Deutschland selbst schützen kann, noch weiter durch fremde Mächte geschützt zu sehen. 3) Alle patriotischen Kreise verlangen dringend, daß die Samoa- Inseln, aus welchen da» Blut braver deutscher Seeleute in Veriheidigung berechtigter deutscher Interessen geflossen ist, nun endlich unter die deutsche Flagge gestellt werden. 4) Wie auf Samoa entspricht «» auch aus Tonga der vor herrschenden Bedeutung de» deutschen Handels, di« Inseln unter den ausschließlichen Schutz Deutschlands zu nehmen. b) Wir baden zur kaiserlichen Regierung das fest« Vertrauen, daß sie di« ganz zweifellosen Ansprüche Deutschland» auf Samoa und Tonga im Bewußtsein ihres Rechts unbeirrt mit Umsicht und Thatkraft wahren wird. Wir knüpfe» hieran eine Mittbeilung der „Berliner Börsen- Ztg.", wonach feiten- des Reichs-Marine-AmtS eiligst einig« Kriegsschiffe ausgerüstet und die erforderlichen Vorkehrungen dazu mit allem Eifer betrieben werden; diese Schiffe sollen recht zeitig vor Samoa erscheine», um übertrieben« Ansprüche Anderer nach dem Allcinbesitz der Jnselgrupve aus den wünsckenSwerthen Küblstand herunterzudringen. DaS Blatt sagt: „Es ist kein Zweifel mehr, in dieser «inen Frag« deutscher Macht und deutscher Interessen jenseits der Meer« steht das Wetterzeichen auf „beständig". * Herr Leist, der bisherig« Kanzler in Kamerun, ist, wie die „Nat. Ztg." berichtigt, noch nicht in Deutschland eingetroffen, sondern wird erst am 10. Mai erwartet. * Der „Straßb. Poft" wird aus London geschrieben: „Die.englischen Gesellschaftsdlätter mache» ein gewaltiges Wesen davon, doß Prinz Heinrich von Batlenberg, der Gemahl der Prinzessin Bealrix von England, in Koburg vom deutschen Kaiser nicht den Schwarzen, sondern nur den Rothen Adlerorden erster Klass« erhalten habe. Da Prinz Heinrich von Battenberg den englischen Hosenbandorden, der dem Schwarzen Adlerorden gleichkomme, be sitze, so habe ihm der Kaiser den Rothen Adlerorden, der nur dem englischen BathorLen gleichstehe, nickt verleiben dürien. Selbst Laboucköre, der Radikalste der Radikalen, schließt sich in seiner „Trutb" dieser Beschwerde an, versetzt aber gleichzeitig auch dem Battenderger einen Hieb indem er schreibt: Während die Königin in Florenz weilte, reifte Prinz Heinrich von Baltenberg zehn Tage inkognito an der Riviera herum, und zwar unter dem Namen „Mr. Henry Butche r". Es ist für einen Deutschen, sei «S nun ein Prinz oder ein Plebejer, aus vielen Gründen außerordentlich thöricht, seine Nationalität zu verstecken, wenn er in Frankreich reist. Die abfällige Art, mit welcher der englisch- Abgeordnete und Journalist von dem Gemahl einer Tockter seiner Königin sprich«, mag er selbst verantworte». Wir wollen auch die Frage nicht er örtern, ob Prinz Heinrich von Battenberg überbaupt noch als Deutscher zu betrachten ist; er scheint uns eher ein naturalifirter Engländer zu sein. Was aber di- Ordensverleihung angehl, so scheint unS die Verleihung des Rothen Adlerordens erster Klaffe, den in Deutschland Minister und Generale nack einer langjährigen, verdienstvollen Dienstzeit erhalten, immerhin eine sehr annehmbare Auszeichnung für einen 36jährigen Prinzen, der, soweit wir unter- Heidengeld, das ihr Klavicrjpiel während zehn Jahren gekostet habe, mit Ernst und Strenge. Die 14 jährige Kiara wollte vor allem wissen, ob sie vor dem Tanz nach Hause müsse; als ihr dies als sehr wahrscheinlich be zeichnet wurde, bekam sie einen kleinen Weinkrampf und stand von da an der ganzen Angelegenheit ziemlich feindlich gegenüber. Jetzt aber galt «S, die Herren des Hauses für den großen Moment gebührend zu begeistern. Bruder Franz würde natürlich wieder dringend „irgend wo anders" sein müssen, wenn er mit seinen Schwestern gehen sollte. Seine Ausgabe war es, die Tänzer zu beschaffen — nöthigen Falles mit Gewalt. Gerade vadci batte er jedoch in letzter Zeit einige unangenehme Asfairen gehabt, und seine besten Freunde drohten sich von ihm lorzniagen. Diesmal konnte man ihn ent behren : — für die Künstle,in muß das Komitee soraen- Papa Patzinger hingegen und JvaS noch unoifizieller Bräu tigam sind nicht zu umgehen. Der Papa will von der ganzen „Klimperei" nichts wissen; seit zehn Jahren läßt er sich allmonat lich von neuem die Erlaubniß adsckmeicheln, daß Ida weiter lernen dürfe. Zu Hause steht er überbaupt aus dem patiiarckalischen Standpunkte, daß Kochen und Strümvlestopfen die einzige den Frauen angemessene und gestattete Beschäftigung sei. Da» hindert ihn jedoch nicht, innerlich aus die Künstlerickait seiner Ida stolz zu sein und an seinem Stammtisch auch für die Kunst und ibre Ver treterinnen im allgemeinen zu schwärmen. Er wird also auch diesmal vor allen, „nein" sagen, deutlich und bestimm». „Nein" sagt« er vorsichtshalber jedenfalls, wenn man ihn nm etwa« bat, dann erst erkundigte er sich, um was eS sich eigentlich handele. Man durfte sich jedoch durch seine Weigerung nicht in den Vor bereitungen anshalten lassen, denn am entscheidenden Abende war er als der Erste fix und fertig und ärgerte sich über die Frauen, auf die man immer warten müsse. Ernster war der Widerstand zu nehmen, den Idas Bräutigam dem Projekte ihres eisten öffentlichen Auftretens entgegensetzen würde. Dieser Barbar war für Vie Kunst verloren. Ec besaß nicht das geringste musikalisch« Verständnis und langweilte sich bei den schwierigsten klassischen Kompositionen. Das war ein Erbfehler seiner Familie, und sein Vater war allen Ernstes gegen die Verbindung mit Ido, nur aus dem lächerlich philister haften Grunde, «eil er für eine olückiiche Ehe alles andere für wichtiger hielt, al» di« Erfolge, die eine Frau außerhalb deS Haufe» al« Künstlerin feiere. Er verlangte, daß Iva aus den richtet sind, sich niemals «i» besondere« Verdienst im Staat»- oder Heeresdienst« erworben hat. Im übrigen erfahren wir durch diese Mittheiluna unsere» London« Korrespondenten zum ersten Mal etwa» von Vieser Ordensverleihung an den Prinzen Heinrich." * Die preußische Eisenbahnverwaltung wird jetzt di« erste Wageuklasse, nachdem sich gezeigt hat, daß dielelbe nur sehr wenig benutzt wird, auf einzelnen Strecken aursallen lasten relp. beschränken. So ist dieselbe nach der „Dort«. Zta." am 1. Mai er. auf den Strecken Wesel-Gelbern-Venlo, Münster-Gronau ganz, auf der Strecke Hamm-Dortmund-Köln, Wanne-Bochum und andern nur bei einigen Zügen fortgesallen. Durchgehende Fahrkarten, die auch über «in« solche Strecke lauten, werden für erste Klaff« nicht mehr auSgegeben, vielmehr muß der Passagier sich sür denjenigen Theil der Strecke, welche noch erste Klaffe hat, fall» er diese benutzen will, eine Zuschlagikarte nehmen. -» Dauernde Erwerbsunfähigkeit i« Sinne des Invalidität», und Alter»versicherungSgesetzeS liegt nach einer Entscheidung de» ReichsversicherungsamteS vor, wenn noch Lag« der Umstände eine Besserung de» Zustande», der die Wieder erlangung der Ecwerdrsäbigkeit zur Folge haben würde, überhaupt nicht oder doch in absehbarer Zeit nicht zu erwarten steht. Di« bloße, entfernt« Möglichkeit einer solchen Besserung schließt die Annahme einer dauernden ErwerbSunsähigkeit nicht au«., Da gegen kann, falls ein« weiemlicke Besserung bei geeigneter Be handlung an sich wahrscheinlich ist, nickt in Betracht kommen, daß dieser Erfolg aus besonderen, in der Person de» Versicherten liegenden Gründen in Frage gestellt wird. Wer also nicht über di« nöthigen Mittel vecfügt, sich die erforderliche Kur und Pflege zu verschaffen und darum zeitlebens ein Krüppel bleibt, ist nach dieser Auffassung de» ReichsverstcherungSamiS nicht dauernd er werbsunfähig. Wie fast alle Exportberichte amerikanischer Konsulate Deutsch land» mit einem Rückgang im Export nach den Bereinigten Staaten abschließen, so endet auch der Bericht der amerikanischen Handelsagentur vonWeimar mit einer Abnahme. Die Geschäfts stockung in Amerika ist noch lange nicht beseitigt, die Unsicherheit über daS Schicksal der Wilson-Bill, der Silberprägungs-Bill und der Einkommensteuer lastet schwer aus dem amerikanischen Volk. Eine große Anzahl Bankerotte sind die Folaen dieser WirthsckastS. politik gewesen. Nun kommen, um da» Unglück voll zu machen, di« Unmasten von Arbeitslosen durch LaS Land gezogen, um in der Hauptstadt Washington zu demonstriren. ES ist keine Frage, Amerika geht einer sehr schweren Zeit entgegen. Im 1. Quartal 1894 wurden von Weimar exportirt im Vergleich zum 1. Quartal 1893: Porzellan- und Glas- woaren 9499 (IS545), Baumwollen und wollene Maaren 705 (2930), Droguen, Cbemikalien 1680 (49L0), Glaceehandichube 1480 (3610), Menschendaare — (2140), Likör 505 (450), Metall- waaren — (1295), Mineralien 8695 (9275), wissenschaftliche Instrumente 2400 (3400), Samen und Pflanzen 20100 (19020), Tabak, Zigarren, Zigaretten 1015(1345),Spi-lwaaren—(11910). Uhren 32l0 (2210) rc.rc. Der Gesammtexport betrug im I. Quartal 1892 51175 Dollar» gegen 78 434 Dollar» im I. Quartal 1893, mithin endet dieses vergangene Quartal mit einem Rückgang des Exports von 27 259 Dollars, also mehr als ein Drittel. Wiederum haben die Hauptartikel, wie Porzellan, Glas und Spielwaaren, am meisten unter obigen Verhältnissen zu leiden gehabt, Spielwaaren sind sogar im vergangenen Quartal nicht exportirt worden. Samen un» Pflanze» (von Schmidt in Erfurt) haben «rsreulicherweise noch eine kleine Zunahme aufzuweisen. Ausland. Oesterreich-Ungarn Das ungarische Maanatenhau» zählt gegenwärtig 345 Mitglieder; unter diesen sind 24 Er,« Herzöge, 34 römisch-katholische, griechisch-katholische und griechisch orientalische Kirckensürsten, 13 protestantische Kirchenoberhäupter. 12 Bannerherrcn, 3 Obergerichts-Präsidenten, 7 Fürsten, 120 Grasen, 33 Barone, 33 gewählte, 44 ernannte und 3 kroatisch« Mitglieder. Anfangs nächster Woche wird diese Versammlung Triumphzug durch Europa und Amerika endgiltig verzichte, «he sie seinem Sohne die Hund reiche, um Gattin, Hausfrau und Mutter zu werden. Da Emil in solchen Traditionen erzogen war und außerdem noch einen bedeutenden Zug zur Eifersucht zeigte, war eS kein Wunder, wenn er von einem öffentlichen Austreten Idas nichts hören wollte. Denn er fürchtete, d-ß ihre Eitelkeit den Beisall des Komitees und der anwesenden Freund« sür eckt nehmen und dann noch schwerer auf die küntligen Triumphe verzichten werde. Er liebte sie aber und wollte sie für sich allein haben. Der Ehtgeiz Idas jedoch und die Eitelkeit der Mutter waren nicht zu unterdrücken. Wenn man sich zehn Jahre lang geplagt und die ganz« Zeit hindurch täglich gehört hat, man werd« bestimmt eine große Künstlerin, dann will nian nicht knapp vor den, Ziele zu ganz gewöhnlicher Weiblichkeit umkehren: man will zeigen, waS man kann. Und «ine zärtliche Mutter will daS viele Geld sür die Tochter auch nicht zum Fenster hinaus geworfen haben. Emil war es seinen Prinzipien schuldig, einen schüchternen Widerstand zu versuchen. Als jedoch Ida gegen Schluß einer ziemlich erregten Auseinandersetzung gar zu weinen begann und ihm vorwars, daß er ibr aus purer Eifersucht kein Vergnügen gönne, fügt« er sich seufzen» in das Unvermeidliche. In der Tiefe seiner schwarzen Seele erwachte aber der Wunsch, Idas Triumph möge so mäßig als möglich werden — am liebsten hätte er «ine pianofeindlicke Opposition arrangirt. aber er fürchtete natürlich, sie zu sehr zu kränken. Papa Potzingers Widerstand war programmmäßig verlaufen. Er hatte erklärt, den Schwindel nickt mitzumacken und vor allem sür Kleider, Spitzen, Bänder, Handschuh», Blumen und der gleichen unerläßliche Kleinigkeiten nicht einen Kreuzer herzugeden. Er betonte auffallend ost die eigentlich doch selbftvirständiiche Tkalsache, daß er sein Geld nicht gestohlen habe. Schließlich be gleitet« er seine Frau bei ihren Einkäufen und zwang di« Mit glieder deS Stammtische« durch geradezu gefährliche Drohungen, mir Frauen und Kindern in daS Konzert zu gehen, in dem seine Ida di« erste Nummer hatte. Im großen und ganzen war r» die letzten Tag« vor dem Ereignisse bei Patzinger« ziemlich ungemüthlich. Alle waren hoch gradig nervös. Der Vater wollt« seine Aufregung verbergen Und wurde dadurch noch brummiger. Di« Mutter hatte riesig viel zu tbun und wußte den ganzen Tag nicht „wo ihr der Kopf stand". Bruder Fran» hatte richtig gerade sür diesen Abend eia» ander«