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Auerthal-Zeitung : 02.05.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189405023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18940502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18940502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-05
- Tag 1894-05-02
-
Monat
1894-05
-
Jahr
1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 02.05.1894
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Sport. 88 Einen interessanten Ritt unternahm am Donnerstag Ser Premierlieutnant v. Veltheim vom Zietenhufarcn-Regimrnt in Rathenoio. Derselbe Halle gewettet, daß er am seinem ungarischen Vollblutwallach, welcher schon am Mittwoch rin recht anstrengendes Regiments - Exerziren milgemachl, 60 Kilometer in 5'/-, Stunden zuriicklegen und noch im Stande sein würde, einer Husarenpatrouille von 3 Mann mit ausgesuchten, guten und absolut frischen R-ainieinspferden ent kommen zu können, sofern bei Beginn der Verfolgung zwischen ihm und der Patrouille ein Zwischenraum von 300 Schritt vor handen wäre. Die Zeit der Verfolgung war auf Stunde fest gesetzt. Dies- Wette hat nun Herr von Beltheim glänzend ge wonnen. Derselbe ritt um 6'/a Uhr Morgens von Rathenow ab, ritt bis zur Post in Brandenburg, wo er sein Pferd mit einem halben Eimer Wasser, gemischt mit einer halben Flasche Rolhwein, tränkte, und dann zurück bis zu dem Dorfe Bamme, dem Ort, wo die Ver folgung ausgenommen werden sollte. Dort traf er um °,'«12 Uhr ein, nachdem er in dem eine halbe Stunde vor dem Rendezvousort bciegenen Dorfe Gröningen noch einmal sein Pferd gl- tränkt hatte. Mehrer- Husaren waren zur Verfolgung des Reiters direkt dorthin beordert. Ruf ein Zeichen des MajorS von Rothkira» begann dieselbe. Herr v. Veltheim zaloppirte 6 000 Meter den geraden Weg nach Döbritz hinunter, ohne daß die Husaren im Stande gewesen wären, ihn auch nur annähernd cinzuholen. Schließlich ver schwand der Reiter in einer Schonung, worauf die Husaren seine Spur verloren, De: Vollblutwallach hatte ohne eine Spur von Ermüdung den Sieg davon,.«tragen. der Sttsham-Gesellschakt, welche auf 100 OOO FrcS. beim Tode Alfred AdlayS lautete, ist nicht ausgezahlt worden, lieber die Schuldenlast der Familie Joniaux müssen auch arg« Uebertreibungen in Umlauf gesetzt worden sein. Es hatte geheißen, die Mutter deS Ministerin!- Direktors Joniaux Habs diesem schon ein Mol lOOOOOFrcs. aus gezahlt, um ihn gesellschaftlich und amtlich über Wasser zu halten. DaS bestreitet die alt« Dame, «ine Schwester deS verstorbenen van de Kerchooe, entschieden; Ke Hobe «in Mal ihrem Sohne 15000 Franc« geliehen, die sie selbst erst durch Vermittelung ihres Bru- Vers sich babe beschaffen müssen. Was diesen letzteren ongebt. io wird derselbe von seinen eigenen politischen Freunden aus Gent als ein Lebemensch bezeichnet, der sür seine ausschweifenden Be dürfnisse jeglicher Art ungezählte Geldsummen vergeudete. Be- züglich seines TodeS steht heute fest, obwohl der chemische Befund seiner Leiche noch nicht bekannt ist, daß er nicht, wie der Tovten- schein lautet, an den Folgen eines Schlaganfalles gestorben ist, und ebenso erweist sich die Behauptung der Familie Joniaux als unwahr, daß er während seiner plötzlichen tödtlicken Erkrankung Bluterbrechen gehabt habe. Diese Widerlegung von ausdrücklichen und ausführlichen Aussagen der Familie Joniaux wirkt selbst verständlich keinesfalls zu Gunsteir der Fran Joniaux, die nach wie vor allein verdächtigt ist. Dazu treten zu ihren Ungunsten sehr unfreundliche und, wie eS scheint, durchaus begründete Erörterungen über die persönliche Moralität dieser Dame, welche cs u. a. erklären, warum an Stelle des ProkuratorS von Antwerpen der General-Pro- kuraior von Brüssel die Angelegenheit in die Hand genommen hat. Die so belastenden Aussagen der Brüsseler und Antwerpener Apo theker, bei denen Frau Joniaux sich von Zeit zu Zeit auf Grund ärztlicher Rezepte Morphium und Atropin beschaffte, sind bis zur Stunde das schwerste Anklage-Material, da die chemische Unter suchung der Leichen deS Fräulein Ablay und des ObeimS van de Kerckove noch nicht beendet ist. Der Gatts der Frau Joniaux und ihre Angehörigen betheuern hoch und heilig die Un schuld derselben. Der Appellhos von Brüssel Hal heute den Hafl- befebl bestätigt, worauf Frau Joniaux ins Antwerpener Ge fängnis; zurückgesührt wurde. Das Gesängniß-Perfonal, zumal die Schwestern (in Belgien wie in Frankreich fungiren Ordens schwestern als Aufseherinnen bei allen weiblichen Gefangenen), ivrechen sich rühmend über sie aus; sie Heden u. a. bervor, daß Frau Joniaux einen auffallend festen und ruhigen Schlaf habe und tagsüber sich ununterbrochen mit schriftlichen und Hand- Arbeiten befasse. Zu bemerken ist, daß dieses Jahr zum ersten Mal Herr Joniaux in Gemeinschaft mit seiner Frau und seinen bei ihm wohnenden Kindern seine Ostern feierte, nachdem er seit Jahriehnten den Fuß nicht mehr in eins Kirche gesetzt hatte. Die Mordgerüchte waren damals bereits im Umlauf. Gerichtliches. § Um Unterschlagungen in Höhe von über 2vi)0VV Mk. handelte cS sich bei einer Anklage, die die Kaufleute Karl Heidt- mann und Rudolf Ziegenbagen wegen wicderbotte: Unter schlagung und die unverehelichte Breuer wegen gewohnheits mäßiger Hehlerei vor die I. Strafkammer des Berliner Landgerichts t. führt«. Die briden ersten Angeklagten, zwei dem Jünglingsalter längst kirtwachjen« Familienväter, waren viele Jahre dindurch Buchhalter in einer Maschinenbauanstalt, die mehrere hundert Arbeiter zu beichäftigen pflegt. Beide genossen cm unbegrenztes Vertrauen, welches sie in der schamlosesten Weise viele Jahre hin durch getäuscht haben. Zu ihren Obliegende.ten gehörte cs, deS Sonnabends di- Lohne nir die Arbeiter ansznzahlen und sie er hielten zu diesem Zweck immer eine große Summe rund zur Ver fügung gestellt, mußten die Löhne, die Kranlenkassen-Beiträge ra. davon bezahlen und rechneten dann nach den Ergebnissen der Lohnlisten ad. Bei dem Vertrauen, welches beide Angeklagte als olle Angestellte genossen, wurden dieLobnlisten nicht weiter sorgfältig kontrolirt und AdditionSfchler und sonstige falsch« Daten blieben un entdeckt. BeiderFrage, wodiefeGelder geblieben sind, kommimaii von selbst auf die andere Frage: cm ost In tömmo? Beide Ange klagte befanden sich in der Tbat in den Dietzen von Freundinnen. Als Ziegcnhagen ans seiner Stellung schied, ging er von Berlin fort, aber nicht allein, sondern in Gesellschast einer Kellnerin, Frl. Küster, der er u. a. eine Villa am Bodensee kaufte. DaS Fräulein ist j. Z. auch wegen Hehlerei in Untersuchung gewefcn, es hat sich für ihre Mitschuld aber nichts ergeben. Dagegen ist gegen die Modistin Breuer, die Herr Heivtmann mit Geld überschüttete, die Anklage erhoben worden. Wie H. ausiagte, kostete ihm das Mädchen ca. 40(00 Mk. Er hat der Angellagten Breuer zwar nie gesagt, daß er Untsrichlagungen beging, die An klage meint aber, daß sie schon auS den riesigen Summen, die ibr gewährt wurden, hätte entnehmen müssen, daß Heidimann, den fie al» Buchhalter kannte, di« Gelder veruntreute. Der Gerichts- Schritt« vorwärts das „Anspringen" di« auf Schußweite zu be wirken. Herrlich erglänzte Vie fast noch voll« Mondscheibe durch di, Kronen der alten Buchen und Kiekern. ES gelang den Hahn dergestalt anzuspringen, daß cr sich scharf gegen daS Mondlichr abhob. Gleich darauf — es war wenige Minuten nach 3 Ubr — lag der erste Hahn, ein alter Bursche, als Beute vor des Kaisers Füßen. Lautlos ging eS dann weiter, den» etwa 300 Meter westlich von dem soeben erlegten bolzte «in zweiter Hohn. Nach fünfzig Schritten vorwärts wurde daS Balzen bereit- schwach hör bar. DaS regelrecht« Anspringen begann, und nach Verlauf von ikäum 25 Minuten nach dem ersten Schuß war bereits der »weite Hohn von der sicheren Hand deS Kaisers erlegt, der dann, nachdem er auS der Hand deS Oberjäger- meisterl den frischen „Bruch" als üblichen Jägerschmuck entgegen genommen hatte, nach Wasungen zurückfuhr. Vor der Abreife nach der Wartburg wurde ein dritter Ausflug in die sogenannte Schwallungen Abteilung des Walunger Reviers, rechts der Werra, auf Mittwoch früh bestimmt. Wiederum in aller Frübe begann dir Abfahrt. Nach dem Steinkopf ping es, einem mit altem Eichenhochwald bestandenen Forstort. Auch hier gelang es dem Kaiser, den ersten Hahn, kurz nach 3'/« Uhr, zur Streck« zu bringen. „Majestät, «in zweiter sicherer Hahn ftrbt am Spittelskopf," meldete der Oberförster nach dargebrachlem WaidmannSheil. „Nun, denn vorwärts, Kallenbach", und eiligst ging es fort, 25 Minuten über Bera und Thal, durch den sogenannten Türkengrund nach erwähntem Forst ort, einem gemischten Altbol,bestand von Eichen, Buchen und Fichten mit starker Bodrndecke von Heide- und Beerkraut, ganz wie eS der „Urhahn" und seine „Damen" lieben. Auch dieser, wie der erste ein sehr starker Hahn, wurde ohne Schwierigkeit er legt. Sämmtliche vier erbeuteten Hähne stürzten im Feuer von ihren Standbäumen herab. Mit der diesjährigen Beute hat der Kaiser zwanzig Auerhähnc in fünf Balzen auf dcm Waiunger Revier erleg», und zwar in den Jabren 1880—92 und 04. — Wie det Kaiser über sein Jagdglück erfreut war. io stimmte ibn auch ein Zwischenfall h-iter, der sich noch feiner Rückkehr von der Jagd am Dienstag früh auf dem Bahnhof in Wasungen ereignete. Als der Kaiser nämlich seinen Salonwagen besteigen wollte, konnte er nicht hinein. Die Dienerschaft batte offenbar nickt auf eine io frühe Rückkunft gerechnet und scklies noch fest; so mußten mst energischem Pocken, an dem sich auck der Kaiser selbst kräftig betheiligte, die Schläfer geweckt werden. Der Monarck war durchaus nicht ungehalten, sondern verabschiedete sick vom Ober fürst«: Kallenbach mit einem sreundlichen „Auf Wiedersehen morgen f-üb!" )( Richt weniger nl» acht Soldaten werden wegen Zahnens lucht dezw. Verdachtes der Fahnenflucht verfolgt. Ties sind die Heizer Koch und Braune von der ersten Werft division, der Matrose Ravv von der ersten Matrosendivision und der Matrose Zierke vom Panzer Brandenburg — sämmtlick aus Kiel; ferner der Jäger Petrik vom fünften Jäzcrbalaillon in Hirschberg, der Gefreite Baese vom Grenadier-Regiment König Friedrich I. aus Danzig, der Musketier Pietsch vom 79 Infan terie-Regiment in Hildesheim und der Musketier Wessel vom 92. Infanterie-Regiment in Braunschweig. )( Falsches Geld ist wiederum im Umlauf. Es bandelt sich um Zweimarkstück-, die mit dcm Büdniß Kaiser Wilhelms I. und der Jahreszahl 1876 versehen sind. Die Falsckstücke sind aus englischem Zinn gegossen und leichter als die richtigen. Anfertiger und Verbreiter sind nicht bekannt. Der bekannte Warschauer Maler Wladislaw Potko- WinSki Kat vor Kurzem sein Bild „Rausch der Leibensckasren" in der dortigen Kunstausstellung ausgestellt. Das Gemälde gefiel allgemein, wurde sehr günstig kriiisirt und es soll sich sogar sckon «in Käufer gefunden baden, der es für 5000 Rubel erwerben wollte. Vorgestern früh erschien Polkowinski wieder in der Aus stellung, erstieg eine kleine Leiter und zerscknitl mit einem scharfen Messer sein Bild von oben uack unten in kleine Streifen. Man weiß nicht, was den Maler zu di-iem Schritt veranlaßt hatte, da er sich sehr zufrieden mit der Anerkennung gezeigt batte, die seinem Bilde zu Theil geworden war. Bekanntlich ereignete sick vor zwei Iah en in Warschau derselbe Fall. Dan,als halte der Bildhauer Kuczawa seine S.'otue zertrümmert. Doch war diese Statu- von der Kritik abfällig beurtheilt morden. Frühe Erdbeere» haben in S t. Petersburg einen reckt respektablen Preis. So lieferte, wie der .Petcrsb. Herold" b>» ricktei, ein Produzent im Mar, das Pfund zu 15 Rbl, (32 Mk.), später zu 12 Rbl., jetzt zu 10 Rbl. an den Obnbändler. Dieser Preis fällt uack und nach auf 2 Rbl. für das Pfund, bis frische Erdbeere» aus dem Freien zum Verkauf kommen. Erst in den letzten Jabren, nach Eingehen der Fruchttreibereien auf Privat- oütern (Folge wirthschasilicker Kalamität), werden jolcke exorbitante Preise gemacht. Der Fall Joniaux beschästipt noch immer die Presse aller Länder, ohne dap cs bisher möglich wäre, den Umfang der Morr- Idolen zu üd-rseben, gcschnicige denn in Vie Motive z-ncr rätbsel- bastcn Frau einen Einblick zu gewinnen. Heute ist selbst die Sckuldfrags noch nicht entschieden; trotzdem der Gang der Unter suchung schon ein« erdrückende Menge von Belastungsmaterial »uiammengebracht hat, gi-dt cs in Brüssel Leut« genug, die an da« Verbrechen der Frau Joniaux nickt glauben und nock immer die Frage ventiliren: ist Frau Joniaux deS dreifachen Gift mordes fchulvig oder nicht ? Zur Orientirung unserer Leser stellen wir die bisturigen Ergebnisse der gerichtlichen Unicriuckung hier zusammen: Die Erkläiungen, welche Frau Joniaux bezüglich veS Zwecks der Beisichcrung ihres Bruders und ihrer Schwester gegeben hatte, daß nämlich die 70000 Francs aus der Police der Schwester im Betraoe von 40000 F:cs. zur Til gung der geheimen Schulden ihrer Mutter, und 30000 Francs als Heiraihsgur ihrer Tochter erster Ehe verwendet werden sollten und worden seien, bestätigen sick gar nicht. Der Sckwiegersohn erklärt«, nämlich, keinen Pfennig Heiraths- put mit Fräulein Fader erhalten zu haben. Dio angeblichen ge heimen Schulden der Mutter anderscii« werden von Frau Joviuix und ihr«: Schwester Fxl. Eiyilie Adlav in Brüssel als Familien- aebeimniß bezeichnet, d-2 zu wahren sie ihrer Mutter aus deren TodeSoetl geschworen hätten; um keine» Preis würden sie dasselbe dem Rickier noch sonst Jemanden verrathen. Es ist also unmög lich. sestzustellen, ob Frau Joniaux wirklich an den oder die Gläubiger ihrer Mutter 40000 FrcS. bezahlt bat. wie fie be hauptet ; di« Annahme, daß Frau Joniaux die 70000 FrcS. ganz für sich verbraucht bade, kann hiernach als gerechtfertigt erscheinen. Obwohl der Untersuchungsrichter Frl. Ablaq auf diese Gefahr äufmeiksam macht,«, blieb ,di« Schwester bei ihrer Weigerung, die Perscknen zu bezeichnen, weichest Namen» der Mutter von Frau Joniaux jene 40000 FrcS. übergeben worden seien. Di« Police bof verurtheilte den Angeklazlen Heidtmann zu 5 Jahren G - fängniß und 5jShrigem Ehrverlust, Ziegenhagen zu 3 Jahren 6 Monaten Gesängniß und öjäbrigein Ehr verlust« und Vi« Angeklagte Breuer zu 1 Jahr 6 Monaten Gesängniß und 5jäbrigem Ehrverlust. Len beiden ersten Angeklagten wurden 3 Monats auf die Untersuchungshaft ad- gerecknet, dis Breuer wurde sofort verhaftet. 8 An der Streitsache de« EisenbahnfiSkuS gegen Herrn Franz Wallner, bei welcher eS sich um das besondere Platz geld in den Harmonikazügen handel!, ist nunmehr das Erkennlniß der 71. Abtheilung des Berliner Amtsgerichts schriftlich erfolgt. Dasselbe lautet: Die Bestimmung des Tarifs lautet: Bei denjenigen in den Fahrplänen mit den Buchstaben U (Durch- gangszüge) bezeichneten Zügen ist für die Benutzung eines numme» rirten Platze» außer dem Fahrpreise ein Zuschlag von 1 Mack sür die III. Klasse und 2 Mark sür die II. und l. Klasse gegen Ausbändigung einer Platzkarte zu zahlen. Dieser Bestimmung unterwarf sick der Beklagte, indem er den Durchgangszug benutzte und mußte daher Mk Zahlung von 2 Mark verurtheist werden. Die Fahrkarte mit dem Aufdruck „gütig sür alle Züge" gilt nur als Legitimation und zum Beweise, daß der Fahrgast mit der Eisenbahnverwaltung einen Beförderungsoertrag abgeschlossen babe; aus dem erwähnten Ausdrucke aber die Berechtigung zur B-nutzuna des DurchzangSzugeS bcrzuleiten, erscheint unzulässig, da die Bemerkung „gütig sür alle Züge" in Verbindung nur dem übrigen Inhalte der Fahrkarte — in dem auch der Tarif erwähnt wird — und mit dem ansgedruckten Preise offenbar nur die Berechtigung des Fahrgastes fixiren soll, mit ollen fabr- planmäßigen Zügen, welche dies er Preislage cnt- j v r e ck e n, befördert zu werden. Für.die erst in neuester Zeit eingerichteten Durchgangszüge fordert — in Anbetracht der damit erreichten größer« Annehmlichkeit der Fahrt — die Eisenbahnvcr- waltung den Zuschlag in Gestalt des Preises für eine Platzkarte und bat die EnigangS erwäbnte Bestimmung dafür in den Tarif ausgenommen, auf Grund dessen der Besörderunzsvertrag als ab geschlossen angesehen werden muß. Als Pflicht des Fahrgastes wird es erachtet, sick über di- Bestimmungen des Tarifs derartig zu unterrichten, daß er nicht Vie Fahrt in einem Zuge antritr, bei dcm laut Tarif irgend ein Zufcklag erhoben wird, namentiie» nicht im vorliegenden Falle, wo der Durchgangszug anck sonst io häufig öffentlich besprochen worden ist, daß dem Beklagten die Erhebung des Zuschlags iür di- Platzkarte wohl nicht unbekannt gewesen sein kann. — RechtSanw. Dr. Gotthels hat gegen dieses Erkenntniß Berufung eingelegt. 8 Ueber da« Wesen de« „Zufalls" hatte kürzlich das Reichsgericht in einem Falle, über den die „Jur. Wochschr." be richtet, Gelegenheit, fick zu äußern. Jemand hatte in der Zeitung einen vcherzrebuS veröffentlicht, dessen Lösung das Worr „Ein heitszeit" bildete- Obgleich von einer mehr oder weniger gute» Lösung hierbei nickt die Rede sein kann, hat der Angeklagte den» Rebus die Ankündigung beigefügt: die vier besten von den 40 zuerst eingehenden richtigen Lösungen werden gewisse näher be» zeichnete Gegenstände erhalten, der Einsender jeder weiiereir Lösung, ob richtig oder nickt, erhalte einen Sckmuckgegcnstano. jeder Lösung seien ober 50 Pfg. in Briefmarken brizusügen. Der Betreffende ist auf Grund dieses TbatbestandeS wegen unbefugter Veranstaltung einer Ausspielung verurthsilt worden. Gegenüber dem Einwande, daß das Merkmal des „Zufall L" fehle, sagt daS Reichsgericht: Es wird nur verlangt, daß der Gewinn „wesentlich" vom Zufalle bedingt sei. DaS Wesen des Zufalls bestehe darin, daß die ihm zu Grunde liegende Kausalität der menschlichen Einsicht nicht erkennbar ist. Das sei bei der hier vorliegenden Art der Wabl der Fall, wo es sick um eine weder von bewußten Gründen geleitete, noch durch Instinkte eingegcbene Thätigkeit handel«. Ein in diesem Sinne willkürliches Heraus- gieisen von Nummern aus dcm Glücksrave durch Menschenhand stehe den Veranstaltungen gleich, dis dem Zusalle aus mechanischen» Wege „den Willen lassen." Wenn der Angeklagte unter 40 gleichlautenden Lösungen, nicht unter den Einsendern, vier aus- wähli, jo übernrhme hierbei die Willkür die Rolle des Zufalls. Königsberg in Ostpr., 28. April. Die Strafkammer: verurtheilte denStudcntcn Baron von R u m m e l aus Kursant» wegen eines Zweikampfes mit tödtlichcm Ausgang, in welchem der Referendar Böttcher geblieben "war, zu 2'/, Jahren Festung. Der Kartcllträger, Assessor Dolle, erhielt drei Tage' Festung. ^V.ll',13. Wie», 28. April. Das Schwurgericht verurtheilte Lichtner, welcher deS Betruges sowie »eS Hazard-Spieles einstimmig schuldig befunden wurde, zu fünsjäljrigem schweren Kerker, verschärft durch Fasten und 80V Gulden Geldstrafe. Diack vrrbüßter Hast wird Lichtner unter Polizei-Aussicht gestellt. Markt- und Börsenberichte. Berlin, 28. April. Stadt. S ch I a ch tu i ch >n n rkt. Amt'» Bericht der Direktion. Zum Berkans standen 458i> Rinder, ö»> Schweine ,272 Bnkouicr), I2K4 Kälber, 11088 Hammel. Lei heutige Schweine- und Haiunielmarkt litt erheblich unter dem Eindruck einer höheren Orts nnvcrnmthct verfügten Aus- suhrsperre, welche umsomehr überraschte, als bis zum Marktschluß keine Scuchenfälle in dein Bestände konstatirt worden sind. Wie wir hören, ist sie durch offizielle Mittheilungcu aus Baris, nach welchen dort vor einiger Zeit unter einigen deutschen H a ui ui c l lrausportcn — die angeblich lhcilwcise den hiesigen Platz pasjirt hatten — Klauen - Seuche kon statirt worden sein soll. veranlaßt worden. Mclrye Gründc auch für die Ausfuhrsperre der Schweine vom hiesigen Markt geltend gemacht werden, ist uns nicht bekam» ge worden. In Rinder n fand lebhaftes Geschäft statt. Der I. und II. Klasse gehörten ca. 2503 Stuck au. Der Markt wird geräumt. I. 57 bis 60, II. 52 bis 55, lll. 42 bis 48, IV. 27 bis 4V Mark pro 105 Pfd. Flcischgewickt. Der S ch weine markt ver lief äußerst gedrückt und schleppend und wird kaum geräumt. I. 47-48, II. 45-4«. III. 42-44 Mk. p. IVO Vjd. mit 20",, Tara; Bakouier 47-40 Mk. p. 100 Pfd. mit 50-5- Pfd. Tara p. Stück. — Kälber fandet» nur in feiner Maare bei im übrigen langsamem Handel guten Absatz. I. 58—63, ausgesuchte Maare darüber, II. 41-51, III. 35—40 Pfg. p. Bfd. Fleisch gewicht. - Am H a in u, c l markt — der übrigens bereits gegen IOOO magere Thicre aufwcist - waren maßgebende Preise bei den großen Schwankungen unter dcm Eindruck der Sperre schwer fest- Lttstcllen. ES bleibt etwa die Hälfte des Austriebs unverkauft.
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