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Auerthal-Zeitung : 01.04.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id173565485X-189404010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id173565485X-18940401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-173565485X-18940401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auerthal-Zeitung
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-04
- Tag 1894-04-01
-
Monat
1894-04
-
Jahr
1894
- Titel
- Auerthal-Zeitung : 01.04.1894
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Parlamentarisches. Der frühere ReichStagsabgeordnete Rechtsanwalt Ludwig Louis ist vor einigen Tagen in München gestorben. Derselbe gehörte von 1871 bis 1874 dem Reichstag als Vertreter des Wahlkreises Germersheim an und war Mitglied der damaligen liberalen Reichspartei. Aus dem Reiche. Dresden, 27. März. Die Lauen st einer Schmuggel affäre bat einen ganz unerwarteten Ausgang genommen. Wie jetzt fcststeht, wird von dem sächsischen Gerichte nickt eingeschritten werden, da die Voruntersuchung ohne Ergebnis verlausen ist. Der seiner Zeit als Hauvtpcrson in dieser Angelegenheit vielgenannte Kaufmann Rehn son. in Lauenstein, dessen Verhaftung durch die österreichischen Behörden vor einigen Monaten großes Aufsehen erregte, ist demnach für straffrei erklärt worden. Auf Grund der in Oesterreich geltenden Bestimmungen erhält er obendrein «ine Plämie von 20 000 Gulden, weil durch ihn Schmuggeleien zur Anzeige gebracht wurden, durck die der österreichischen Staatskasse Strafgelder in Höbe von einer Million Gulden zugeflossen find. Der Geschäftsverkehr in den crzgebirgischen Grenzdistrikten bat seit Aufdeckung jener großartigen Schmuggeleien eine schwere Schädigung erfahren und zahlreiche Konkurse find die Folg« davon gewesen. Altenburg, 27. März, lieber das Befinden des Prinzen Ernst von Sachsen-Altenburg, der vor einiger Zeit mit dem Pferde gestürzt war und sich einen Bruch eines Ober schenkels zugezogen halte, wird folgender Krankdcilsberichr aus gegeben : Die Besserung in dem Befinden des Prinzen Ernst hat während der vergangenen Woche zwar stetige, aber nur allmälige Fortschritte gemacht, insbesondere waren die Bewegungen deS Oberschenkels aus dem Hüftgelenk über eine gewisse Grenz« hinaus noch so empfindlich, daß von dem geplanten Versuch, den Prinzen zeitweilig im Lehnstuhl fitzen zu lassen, Abstand genommen wurde. Bei alledem rechtfertigt der Verlauf auch weiter die von vorn herein gehegte Hoffnung auf ein gut-S HeilungSreiultat. Bad Käsen, 27. März. Zu den diesmaligen Abi turienten der LandeSs ckule Pforta gehört« auch Martin Barthold, der einzig« Sohn deS seit Kurzem nach langjähriger Amtsführung in Len Ruhestand üb-rgetietenen hiesigen Pastors. Nach Ausweis deS Pförtnerstammbuches, da» Oberlehrer Dr. Hofmann in Pforta zur Jubelfeier der altberübmten Schule im Jahre 1893 herausgegeben bat, ist der Ururaroßvater dieses Abiturienten, der spätere Pastor Barthold, am 3. Mai 1718 in die Schule zu Pforta ausgenommen worden. In ununter- brockener Folge ist von da an jedesmal der älteste Sohn der Familie Barlhold Pförtner gewesen, alS Abiturient von Pforta abgcgangen und später Pfarrer geworden. Vom Jahre 1662 bis 1858 amtirten in lückenloser Reihenfolge nur Mitglieder der Familie Barthold als Pfarrer in Teuditz bei Lützen. Auch der diesmalige Abiturient Martin Barlhold studirt Theologie. Braunschweig, 27. März. In großer Gefahr schwebte in letzter Nacht der Regent Prinz Albrecht, der um 12 Uhr 54 Min. sich von hier nach Baden-Baden zu längerem Kuraufent halt begeben wollte. Die „B. L. Z." berichtet darüber: AlS der Zug in Vienenburg «inqelausen war, mußte der Salonwagen des Regenten in den um 1 Ühr 42 Min. dort «intreffenden Scknell- zug Berlin-Aachen einrangirt werden. Durch einen Mißgriff LeS HeizerS fuhr nun di« Maschine de» Schnellzuge» mit dem dahinter befindlichen Gepäckwagen derart auf den prinzlichen Salonwagen, baß die Fenster desselben zertrümmert, «ine Pufferscheibe de» Gepäckwagens abgesprengt und der Regent bei dem heftigen Anprall von seiner Lagerstatt binabgeschleudert wurde- Die Auf legung über diesen Zusammenstoß, den der Heizer durch Kont«- dampf noch im letzten Augenblick, aber vergeblich, vermeiden wollte, war ungemein. Obgleich der Salonwagen stark beschädigt und die meisten Scheiben desselben zertrümmert waren, erklärte der Regent, der auf kurze Zeit den Wagen verlassen hatte, mit demselben weiterfahren zu wollen, fall» letzterer noch betriebs fähig sei. Da dies der Fall war, so konnte nach kurzem Aufent halt di« Weiterreise fortgesetzt werden. Die telegraphisch benach richtigte Staatsanwaltschaft hat sofort ein« Untersuchung über die Ursachen des Unfalles eingeleitet. d. Hettstedt, 28. März. Einer großenGrfahrist dieser Tage der Blitz,ug Beriin-Frankfurt hierselbft mit Das Verzeichniß der unerledigten Vorlagen für die erste Session der 18. Legislaturperiode ist im Abge ordnetenhaus« soeben ausgegeben worden. Danach find für die Berathung nach Ostern rückständig geblieben 15 Regie rungs-Vorlagen, 5 Interpellationen und Anträge, 10 Ko mmifsionsderickte. In erster Linie steht von den Regierungsvorlagen die Fortsetzung der zweiten Berathung des Etats (Eisen dahnverwaltung, Kultusetat Kap. 125 Tit. 20, an die Buvgetkommisfion zurückoerwiesen) Allgemeine Bemerkungen zu den dauernden Ausgaben S. 20 des Hauvtetas, zu den ein maligen und außerordentlichen Ausgaben S. 24/28 des Haupt- «tatS, Etatsgesetz und Ergänzungsgesetz, Nettovoranschlag, sowie dritte Berathung des Etats. Von hoher Bedeutung find Li, zweite und dritte Berathung des Gesetzentwurfs über die Landwirthschaftskammern) in einer besonderen Kommission durchberathen, Bericht noch nicht festgcstellt), des Gesetzentwurfs betreffend Stadterweiterungen und Zonenenteignungen, in der Kommission abge lehnt, deS Gesetzentwurfs des Vertrages betreffend den Elb« - Travekanal (von der Budgelkommission angenommen), deS Gesetzentwurfs betreffend Auf suchung und Gewinnung der Kali- und Magnesiasalze, die erste, zweite und dritte Berathung der im Herren hause erledigten Kirchenversaffungsnovelle. Von den Interpellationen und Anträgen werden Debatten Hervor rufen derAntrag Eckels betreffend Aufhebung derStasfel - tarife für Getreide und Müdlenfahrikate, sowie Vie denselben Gcgen- ftanddehandelndenAnlrägeBandelow und Bacnsch-Schmittlein und die Interpellation Arendt betreffend Neuprägung von 22 Millionen Mark Reichssilbermünzen. Ans der Reichshlmptstadt. Berlin, SO. Mär, 1894. H Withreud de» Aufenthalts de» Kaiser» in Abba,ia geht von Berlin allabendlich mit dem Nacklscknellzuge ein Kurier deS Hauptpostamtes mit den für die Kaiserlich- Familie be stimmten Postsachen dorthin ab. Solcher Kuriere find stet» drei unterwegs. * Der Aufbau der Ausstellung der Deutschen Landwirthschafts-Gefellschast, die im kommenden Juni den Treptower Park beleben wird, bat bekanntlich seit Mitte Mär» begonnen, und schon »eigen fick in verschiedenen Theilen des ausgedehnten Parkes die leichten Gerippe der Schuppen und Zelte, welche tausend« von Thieren, landwirthsckaftlicken Er zeugnissen, Maschinen und GerSthm beherbergen werden. Die über 3 Kilometer lange Umzäunung giebt einen annähernden Be griff von der Ausdehnung, welche die Ausstellung, für die die Anmeldungen in der Hauptsache geschlossen find, anzunehmen im Gift von einem in der Nachbarschaft wohnenden Droguiften er« standen hätte, so befragte er diesen und es stellte fick nun heraus, daß R. von dem vorsichtigen Kaufmann statt Cyankali — BullrichS- salz erhallen barte. -- Einen jähen Tod hat der hier ansässig gewesene Schub macher Sckwabe gelegentlich eine» Ost«rdesuches in Tborn ge sunden. Sch. hatte während deS ersten Feiertage» Besuch« bei Verwandten und Bekannten daselbst gemach, und jucht« in später Abendstunde sein Logt» auf. In der Dunkelheit gerietb er auf den Hof eines Bauerngrunvftückes und stürzte, den Weg ver fehlend, in einen unbedeckten Brunnen. Auf die Hilferuf« de» Verunglückten kamen mehrere Personen hinzu, die ihm eine Stange reichten, Sch. hatte aber nicht mehr di« Kraft sie festzuhalten und mußte ertrinken. )( Bier Tage im Wundstarrkrampf gelegen bat der 33 Jabre alte Förster Hermann Steinberg au» dem Forst hause Döllingen bei Elsterwerda, der hier in die königlich« Klinik mit einer Schußverletzung am reckten Unterschenkel einaeliefer» wurde und an den Folgen gestern Vormittag um 11 Uhr ge storben ist. Wie er fick di« Verletzung zuaezogen hat, ob durch eigene Schuld oder durch dritte Hand, ist hier noch nicht bekannt geworden. v. Wegen zahlreicher Lchwiudeleiea rmd Fälschungen, die in den letzten Jahren begangen find, ist die bisher unbescholtene Frau deS Bremsers M. verhaftet worden. Sie borgte verschieden«,! Person«« Geldbeträge ob unter der Vorspiegelung, daß sie eine Forderung an «inen Major oder eine Majorin v. L. oder an einen Major und Gutsbesitzer K. habe. Um die Angaben glaub haft zu machen, legte sie Schuldscheine mit den Namen vor, die aber gefälscht waren. Auf solcke Weise hat sie die Frau eines PferdeciseribabnjchafsnerS um die ganze Ersvarniß von 1200 Mark gebracht, der Frau eines Schuhmachers 1400 Mark entlockt, einer unverehelichten V. 800 Mark, einem Gepäckträger G. 1000 und einem Fräulein F. 2400 Mark. Unbegreiflich ist die Vertrauens seligkeit der Geldgeber. * Ein Diebstahl ist vorgestern in Castan» Panoptikum ausgesükrt worden. Dort befindet fick seit einigen Tagen eine neue Gruppe nach Dantes „Göttlicher Komödie": „Aus dem 9. Kreise der Hölle" oder „Der Rutsch auf dem Rasiermesser", ein großes, figurcnreickes Tableau, das die Leiden der Sünder und Sünderinnen im Blutsee der Hölle plastisch darstellt. Eine der weiblichen Figuren hat nun mit ihren schönen Formen einem Diebe offenbar ganz besonders gefallen, denn er hat die arme weibliche Seele, die fick bereits in den Klauen deS Teufels befand, dem Satan entrissen, sie wie ein zweiter Orpheus aus der Höll« entführt und mitgenommen. Begriffe strht. Nur für Zlrg«n, Geflügel, Bienen und Moor- vrostle werden Anmeldungen noch angenommen. Auf der großen freien Wiese im westlichen Theil de» Part» beginnen die langen Doppelreihen der Rinderställe sich zu erheben, die allein einen Raum von 3'/, Hektar in Anspruch nehmen werden. Die Pferde ställe, »«Ich« den großen „Spielplatz" umfassen, find weitaus nickt genügend, um dre angemeldeten Pferde unterzudringen, so daß aus den freien Rasenplätzen im Osten und Norden für mehr als doppelt so viele Pferdeschuvpen Raum gefunden werden mußte. Oeftlick von vem See, welcher die südliche Ecke des Parks ziert, wird die Ausstellung kür Fischerei in 50 Meter langen Zelten und die Sckuppen für die Geflügelausstellung aufgebaut werden, welche auf den für die Maschinen und Erzeugnisse bestimmten Platz außerhalb d«S Parks überführen. Im ganzen ergaben die An meldungen die Notdwendigkrit, nicht weniger al» etliche 140 ge trennte Bauten auszustellen. )( Der Oberbürgermeister al» Steuermann. Am Sonn- abend Nachmittag um 1 Uhr hat der Magistrat von Berlin mit der Seitens der Bau-Deputation von der Firma I. M. Grob u. Cie. anoekauften Petroleummotor-Barkasse die erste Probefahrt gemacht. Teilnehmer waren außer dem Oberbürgermeister Zell« Baurath Hobrecht, Stadlbaumeisier Gottheiner und mehrere Stadtverordnete. Die Fahrt ging vom Mühlendamm nach Treptow und zurück. Auf dem Heimwege konnte fich der Herr Oberbürgerflieifter nicht versagen, den Platz am Steuer einzu nehmen, worauf er mit kundiger Hand das Fahrzeug durch die Fluchen der Spree nach dem Hasen am Mühlenvamm steuerte. Gestern Morgen um 10 Uhr hat der Magistrat die zweite Fahrt unternommen. — Eine Erinnerung an die Rückkehr der Rette der großen Armee auSRußland im Winter 18l2/13 in Form eines Schlittens ist durch einen Zufall in das Märkische Provinz iaimuf rum in Berlin gelangt. Nack der den Schlitten begleitenden Uederlieserung sei ein hoher französischer Heerführer darin dis Frankfurt a./O. gekommen, von wo an die flucht ähnliche Weiterreise zu Wagen erfolgen mußte, weil die Schlitten bahn nicht weiter brauckdar war. Die Form sowie die Aus stattung des Schlittens steht mir diesen Angaben in Einklang. Die ganze Außenfläche des zweisitzigen Aufsatzes ist mit reichem Schnitzwerk verziert, in dem grüngeftrickene Biattmufter und grüne Rosetten mit rothen und gelben Perlstäben vorkerrscken. Die übrigen Theile sind schwarz, rotb und gelb gestrichen. Der ornamentale Reichtkum deutet auf einen vornehmen ursprüng lichen Besitzer, vielleicht im Innern Rußlands, wenn nickt ,n Moskau selbst, und für die französischen Führer lag es nahe, ein solches Gefährt für die Rückkehr zu benutzen. — Falsche Fünfzigmarkscheine sind in den letzten Tagen in Berliner Engrosgeschäften angehalten worden. Dieselben sind zwei Millimeter breiter als die echten und haben auch sonst noch allerlei Merkmale, an denen fie erkannt werven können. Die rothen Buchstaben lasten sich durch Befeuchten leicht abwischen. Zwei der Scheine tragen die Serien-Buchstabcn k. und 6e. und sind aus leicht brechendem, schwachen Papier angefertigt. Der Druck ist auf Seidenvapier hergestcllt und dies mit anderem Papier zusammenqeklcbi. X Mit einer hübschen Redeblume erfreute einer unserer böchsten geistlichen Würdenträger ieine Zuhörer bei Gelegenheit der gestrigen Konferenz der Jungfrauenvereinsvorstände. Bei einer an den Gang der Jünger nach Emmaus anschließenden Nutzbetrachtung kam er zu dem Schluß: „Wer einen Soazicr- gang ins Grüne ohne Gott macht, läuft ins Blaue" . . . -l- Die Angelegenheit des praktischen SlrztcS vr- B , welcher als Verrrauc-sarzt einer LebensversicherungsgeseUschafl einen argen Mißbrauch begangen haben soll, ist jetzt soweit vor geschritten, daß die Anklage von der Staatsanwaltschaft erhoben und das Hauprverfahren von der Strafkammer eröffnet worden ist. Es bandelt fich dem Vernehmen nach um Betrug und Ur kundenfälschung zu Gunsten einer Person, die an Lungenkrankbeit litt, von dem Arzr aber für gesund erklärt wurde. Die Aer- theidigung des Angeklagten hat Rechtsanwalt Wronker über nommen. )( Als Todtschla« stellt fich eine Blutthat dar, di- fick Dienstag Abend um 8 Uhr in Charlottenburg ereignete. Der Gast wirt!» August Stage daselbst feierte seinen Geburtstag und gleichzeitig die Einweihung seines in dem Hause Wallstraße 35 eröffneten neuen Lokales. Zu der Doppelfeier waren verschiedene Gäste geladen, zu denen fich unbefugterweise der vielfach und schon mit Zuchthaus bestrafte Arbeiter Ernst Strahl gesellte, der in der Wilmersdorserstraße 113/114 bis zum 12. d. M. gemeldet war, fick aber aus noch nicht ermittelten Gründen nach Hannover hatte abmelden lassen. Strahl fing mit dem Wirth Händel an und der letztere, ein äußerst kräftiger Mann, der bei dem Regi ment der Gardes du Eorps gedient hat, warf ihn kurzer Hand hinaus. Der als Raufbold in Charlottenburg bekannte Stören fried drang wiederum ein und suchte von neuem Streit mit Stage, der fick hinter dem Ladentische befand. Zeugen bekunden nun, daß der Wirth mit der linken Hand über den Tisch hinweg den ungebetenen Gast faßte, ihn zu sich hinüberzog und ibm mit einem großen Messer, Vas er mit der Rechten ergriffen hatte, einen Slick in die Gurgel deibrackte. Er traf die Hauvischlag- ader und der Tod erfolgte nach wenigen Minuten infolge Ver blutung. Stage, der verheirathel und Vaier dreier Kinder ist, wurde alsbald durch die Polizei fcstgenommen. Strahl war un- veibeirathet; seine Leiche wurde zum Zweck« der gerichlsärztlichen Oeffnung nach dem Schauhause gebracht. >V. Einen Rachestreich bat gestern der BSckerlebriing Anton M. verübt. Er gerieth mit einem Gesellen in Zwistigkeit und erhielt von diesem eine Ohrfeige. DaS versetzie den Burschen in eine solche Wutb, daß er ein Pfeffer ergriff und damit auf den Gesellen eindrang. Die Folge diese» Vor falles war, daß M. von dem Meister au» dem LehrlingSverhällniß entlassen und sofort aus dem Hause gewiesen wurde. Als nun später der Geselle den Brodteig umarbeitete, empfand er plötzlich einen stechenden Schmerz an der Hand. Er suchte nach der Ver anlassung und fand im Teig eine Nadel, die ihm in Len Finger gedrungen war. AlS er nun die Masse noch genauer unter suchte, fand er noch zwei Nadeln auf. Der Lehrling hatte ste in den Teig geworfen, um fich an dem Gesellen zu rächen, indem er hoffte, daß dieser bei der Arbeit zu Schaden kommen werde. Da M. kein Obdach besitzt, ist er von der Kriminal-Polizei fest genommen worden. — AUS Liebeskummer hatte der in der Borfigstroße wohnende 22jährige Kaufmann Emil R. beschlossen, fick daS Leden zu nehmen; er verschluckt« am Montag Abend Cyankali, worauf er laut um Hilfe rief und in Krämpfe verfiel. Da der Arzt keine Anzeichen von Vergiftung finden konnte, aber hört«, daß R. daS wurde,hat «in deutscher Offizier-d-rMajora. L. Tottleben — daS Zarenreich bereist, um — „Rußland kennen zu lernen". Major Tottleben ist ei» sehr objektiver, unparteiischer Beobachter — vielleicht sogar ein wenig ,u objektiv. In dem Buch, daS er dieser Tage über sein« Reiseeindrücke veröffentlicht bar, erklärt « u. a. dir russisch« Kirckenpolttik in den Ostieeprovimrn von deutscher Seit« im Allgemeinen viel zu bart beurtheiit; wirkliche Sympatbie hätte niemand, d. h. kein russischer Offizier je für Frankreich empfunden und ähnliche» mehr. Man wird in dieser Beziehung manchen leisen Zweckel doch nickt ganz unter drücken können; trotzdem bleiben Tottlebens Ausführungen immer- bin interestant genug; am beochlensweriheslen freilich, do. wo Major Tottleben über da» russische Heer svricht. Kriegsminister WannowSki ist ibm der Reformator der russischen Armee. Er ist dem Korruptionssystem mit energischer Hand zur Leid« gegangen und bat da verväirnißmäßig große Erfolge erzielt: DaS Ergebniß einer eingehenden Beobachtung der heutigen russischen Heereszustände ist nach Tottleben: „Sollte eS — ob wohl hüben wie drüben jede Angriffslust feblr — zu einem Kriege zwischen Deutschland und Rußland kommen, so wird Deutschland als Sieger daraus heroorgehen. Ader der Kamps würde «in überaus hartnäckiger, zäher, erbitterter sein und ganz ungeheuere Opfer fordern, ohne auch bei glücklichem Au»gang Deutschland irgend welchen dauernden Nutzen zu bringen." WannowSki ist die Ursache, daß der Umschwung im russischen Heere seit dem letzten Kriege mit der Türkei ein ganz gewaltiger ist, in der Trupvenzahl, noch mehr in den Eigenschaften der Truppen. „Das alte Lob verdient der russische Soldat noch heut« ungeschmälert, nämlich die Anerkennung: daß er patriotisch, zähe, bedürfnißlo» ist; der trüber berechtigte Tadel gilt jedoch nur in sehr eingeschränktem Maße", nämlich betreffs seiner Schwerfällig keit, Passivität und mangelhaften taktischen Ausbildung. Auch die Intelligenz des russischen Soldaten hat sich gegen früher gehoben, just so wie seine Moral. Konnte man 1813,14 von den an den Rhein gekommenen Russen sagen: Herr, bewahre mich vor meinen Freunden, sah man sie damals Sauerkraut mit Pfeffer roh auS der Tonne heraus essen, mußte man damals Frauen und Mädchen, alles was nicht niet» und nagelfest war, und selbst auch das Nagelfeste vor jenen Rettern in Sicherheit bringen — so steht heute der ruisiscke Soldat auf einer andern sittlichen Stufe; so versichern wenigsten» russische Offiziere und sie belegen ihre Behauptung mit dem Hinweis, daß im russischen Heere das Erschießen auf Ausschreitungen steht, welche in andern Heeren weil milder beurtheilt werden. Freilich — der Krieg ...! * * * IV.I'.L. Wien, 28. März. Die „Budapester Korrespondenz" meldet aus Fiume, daß das Kriegsministerium mit de« Schiff fahrts-Gesellschaft „Adria" einen Vertrag bezüglich der Militär transporte im Kriegsfälle abgeschlossen bar. — Heute Nachmittag haben auf dem der Adria-Gesellschaft gehörigen Schiffe „Deal" die ersten Versuche von Trupveneinschiffungen begonnen, wobei fick ergab, daß im Notbfalle 2400 bis 3000 Mann im Innen raum des Schiffes Platz, 1500 Mann Platz für Nachtlager haben. Di« Einschiffung von Mannschaften und Pferden erfor derte 21 Minuten.
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