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Bon der Balkanhalbinsel Politische Nachrichten. Deutschland. Berlin, den 24. Januar. Di« Günser Depeschen haben ein Seitenstück gefunden Kaiser Wilhelm sandte am Montag seinen Flügeladjutan ten v. Moltke nach Friedrichsruhe, der dem Fürsten Bis- garien, und durch eine zuchtlose Beamtenwirtschaft, die von der jede-mal am Ruder stehenden Parteitlique in unver schämtester Weise auSgebeutet wurde, grenzenlos herabge« kommen. Und mit dem Niedergang« drS Wohlstände» de» Staate» wuchsen Haß und Erbitterung unter den Parteien bi« in» Grenzenlose ; da» kleine Serbien hat alljährlich verschiedene Parteimorde. Die unglückliche Ehe de» König» Milan und der Königin Natalie, die bald zu einem europäischen Skandal wurde, hat in ihren Folgen auch dazu beigetragen, die serbischen Zustände noch mehr zu zerrütten. König Milan ,ah sich schließlich am Ende besiegen ihm vielleicht gelingen mochte, wenn er de» Hee re» sicher «ar. Aber da» «ar nicht der Fall. Er dankt« br-halb zu Gunsten sein«» Sohne» Alexander ah, für welchen zunächst eine Regentschaft unter dem fähigen, aber ehrgeizigen und rücksicht-losen Ristitsch die Zügel der Re gierung führte. Der innere Frieden dauerte kurze Zeit, bald lagen sich Regentschaft, Ministerium und Kammern in den Haaren, und e» kam so weit, daß da» letzte Mi nisterium Avakumowitsch, welches heute wegen Verfassungs- bruchS unter Anklage steht, offene Gewaltmaßregeln ergrei fen mußte. Man stand wieder vor einer Revolution, Kö nig Alexander machte seinen Staatsstreich — da» war vor einem Jahre — und übernahm selbst die Regierung. Im Anfang« war alle» Friede und Freude, «ine neu« Zeit schien für Serbien heretnzubrechen, aber auch diese Periode ist rasch vorbeigegangen. Die Parteien hauen wieder aufeinander los, die Finanzlage ist erbärmlich. Steuern will niemand zahlen, und um den König küm mert sich niemand. Bei dieser Verworrenheit der Verhält nisse wird der Thron ganz und gar untergraben, die Agenten de» Tbronprätendentcn, Prinzen Peter Kara- georgewitsch wühlen unablässig, das Heer, das wegen Geld mangel seit Wochen keinen Sold erhalten hat, murrt und so ist ein« Lage geschaffen, welche dem jungen König wie- , verholt den Gedanken eingegeben hat, einen neuen Staats streich zu versuchen und die ganze serbische Verfassung über den Haufen zu werfen. Eine Revolution wäre dann i sicher, und der Zweifel über den Ausgang hat den König ! von gefährlichen Schritten absehen lassen. Es hilft aber nichts, die Dinge in Serbien drängen zu einer gewaltsamen - Entscheidung, und schlägt in derselben der König nicht zu, so wird er geschlagen. Daß König Milan und Königin i Natalie zu ihrem Sohne gereist sind, beweist den Ernst 1 der Lage. Milan war nie ein großer Staatsmann, aber Su^anvngreir ocr oca«ir yar aogenvmmcn. «-ie nerov- «r verstand es recht gut, den passenden Augenblick für.scn GejichtSschmerzen verursachen dem Fürsten noch Be. seine Handlungen zu wählen. Zn diesem Sinne wird er l schwerden, aber das Allgemeinbefinden weist unverkenn- wohl seinem Sohne Rat erteilen wollen. Was nun »bare Besserung auf. kommt, bleibt abzuwarten. Einstweilen sucht man nach» Es wird erzählt, der russische Handels-Vertrag solle dem paffenden Ministerien, und während mit dem radikalen! Reichstage schon im Lauf der ersten Hälfte des Februar Gruitsch wiederum verhandelt wird, drückt König Milan f zugehen und am 1. April eintreten. auch dem Fortschrittler Garaschanin verstohlen die Hands Ein bayerischer Prinz macht wieder einmal von sich und spricht gleichzeitig von einem Militärministerium und > reden. Nacy einem süddeutschen Blatte hätte Prinz Rup- aufgehobener Verfassung. Diese Vorbeugungen nach allen sprecht von Bayern, ältester Sohn des Prinzen Ludwig Seiten beweisen am besten, daß der Held des Spieltisches kund mithin berufen, dereinst den bayerischen Thron zu diesmal nicht weiß, wie er die Karlen mischen soll. Zu-k besteigen, dieser Tage zu seinem Regiment (1. schweres zwischen schauen die beiden „Gönner" Serbiens Oestreich Reiterregt,) abgehen sollen. Allein am Abend vorher und Rußland mit Spannung über den Zaun. Beide ha-s verreiste er ohne Begleitung und im strengsten Inkognito den in der serbischen Hexenküche ihr Eisen im Feuer. «ins Schwabenland, vielleicht in die Stadt, in welcher der ss.Rote Fischer" das Regiment führt (Augsburg.) § Mehrere Soldaten des 18. bayerischen Znfanterie-Regi- ,ment» in der Weißen Kaserne in Landau sind an Genick starre erkrankt. Die Anklagen, die Wißmann gegen die AuSführungS- kommissioa des Antisklavereikomitees erhebt, daß er von derselben bei seiner letzten Expedition finanziell im Stiche gelassen worden sei, sind, wie der Krzztg. von berufener Seite mitgeteilt wird, im Ganzen richtig, doch seien marck die besten Glückwünsche zur Genesung von der In fluenza und eine Flasch« alten Weins überbrachte. Bi»- Gerbten sieht vor der Revolution. Da« unglückliche marck dankte schriftlich und erklärte, er werde diesen D>nk Land ist durch die wiederholten mißglückten Feldzüge un- seinem Kaiser in Berlin mündlich wiederholen, sobald seine ter dem Könige Milan gegen die Türkei, wir gegen Bul- Gesundheit die Reise gestatte. Al- im September vorigen Z ihres zum ersten Male wieder Kaiser und Kanzler in Berühr traten, da glaubt« man allgemein, da» Ei» sei für alle Zeiten geschmolzen und es werd« Freundschaft und Versöhnung zwischen Bei den eintreten. Da sich diese Erwartung leider nicht er füllt hat, wird man dir-mal mißtrauischer sein, und poli tische Zeichendeuter, die nicht wieder al« falsche Propheten gelten wollen, werden nnr eines raten: Wartet ab, was kommt, und laßt in der Freude über die Besserung der äußeren Beziehungen die unumstößlichen Gesichtspunkte nicht au« den Auge», daß eine innerliche Versöhnung zwi- sein« Staatskunst, er stand vor einer Revolution, die zurschen Kaiser und Kanzler nur dann eintreten kann, wenn fjdaS Staatsschiff wieder in den Bismarckschen Kur» zu rückgelenkt wird. DaS aber würde heißen: Fort mit Ca privi, fort mit der neuen Handelspolitik; wieder her mit dem Sozialistengesetz, vielleicht auch wieder her mit der dreijährigen Dienstzeit! ES ist schwer, an eine solche Um kehr zu glauben. Doch ließ nicht auch der Kaiser plötzlich das neue Schulgesetz fallen, al» er sich überzeugt hatte, daß es verfehlt sei? Und kann sich jetzt diese» Schauspiel vom Zanuar 1-V2 nicht wiederholen? Vielleicht. Wie der endgiltige AuSgang auch sein mag, so wird sich das deutsche Volk jedenfalls des Augenblick» freuen, in dem sich Kaiser und Kanzler zum ersten Male wieder l ins Auge sehen. Der Tag von Bismarck» Besuch am Kaiserhofe wird einer der größten Freudentage der Nation werden und die Hoffnung erwecken, daß auch so manche andere Verbitterung im Reiche, die zu den widerwärtig sten Kämpfen führte, allmählich sich mildert! Nach der „Nattonal-Zeitung" hatte der Kaiser seine Absicht, den Flügeladjutanten v. Moltke nach Friedrichs ruhe zu entsenden, vor der Ausführung dem Reichskanz ler Grafen Caprivi und dem Staatssekretär v. Marschall unterbreitet. Fürst BiSmarck wird im hiesigen Schlosse wohnen. Die Zimmer werden für ihn bereits eingerichtet. Der Tag der Ankunst ist noch unbestimmt. Kaiser Wilhelm hat am 21. Zanuar, dem Tage des preußischen Ordcnsfcstes, 1703 feiner Unterthanen, mei- stens Offiziere und Beamte, mit Orden bedacht. Insge samt sind in den letzten 10 Zähren in Preußen mehr als 48000 Orden ausgeteilt worden. Der Gesundheitszustand des Fürsten BiSmarck hat sich, wie die Hamb. Nachr. melden, in den letzten Tagen, nach Ueberwincung der Znfluenza wieder gehoben, auch die Schlaflosigkeit der Nächte hat adgenvmmen. Die nervö- Gründe für diese» Verhalten vorhanden. „Für die Wiß- mannsch« Dampferexpeditivn waren, al» sie im Gommer 18S2 von der Küste abging, die Kosten auf 300000 Mk. berechnet; diese waren schon im August 18V2 aufgebraucht und seitdem hat die Expedition darüber hinau« 800000 Mk. gekostet. Nach jeder Richtung hin wurden die Vor anschläge in unglaublicher Weise überschritten. Al» im vorigen Zahre die Auflösung de» Antisklavereikomitee- vorbereitet wurde, ging vom Vorsitzenden derselben die be stimmt« Weisung an den Nyaffa, den Expedition-leuten zu kündigen und sie znrückzuschicken. Da- ist nicht ge schehen, sondern Major von Wißmann hat danach noch seinen Zug zum Tanganyka gemacht, der eine neue Aus gabe von 120000 Mk. verursacht hat. So ist e» gekom men, daß da» Antisklavereikomitee sich weigert, die ohne seine Zustimmung gemachte« Ausgaben zu decken: auch ist e» wahrscheinlich, daß wenn alle jene Summen ge zahlt würden, alle Barmittel de» Komitee« aufgezehrt würden. Italien. Neben der politischen Krisi» tritt auch die finanzielle von Tag zu Tag schärfer in die Erscheinung. Verschiedene Bankinstitute und große industrielle Unternehmungen find in den letzten Tagen wieder in Zahlungsschwierigkeiten ge raten. Da- Publikum ist sehr mißtrauisch und hat auch zu den staatlichen Spartaffen kein rechte» Vertrauen. Alle Belehrungen in den Zeitungen Haden bisher keinen nach haltigen Wandel zu schaffen vermocht. Auf Sizilien herrscht andauernd Ruhe, die Truppen wurden freundlich empfangen. Eine Schattenseite bedeutet aber die Thatsachr daß in den sizilianischen Gefängnissen bereit» Raumman gel einzutreten beginnt. Zu Hunderten werden dir Teil nehmer an den Krawallen etngesperrt. Zn Toskana dauern die Verfolgungen der in die Berge geflüchteten Ausrührer fort. Der kommandierende General Heusch hofft in den nächsten Tagen den Aufstand total Nieder zuschlagen. Die Massenverhaftungen sind auch hier im Gang«. Vor Spezia wurde durch Aufwälzen von Fel»- blöcken auf die Eifenvahnschienen ein Attentat versucht. Zum Glück ist kein größerer Schade entstanden. Rutzlanü. Rußland trägt sich mit der Zdee, in Mittelasien ein ausgedehntes Eisenbahnnetz anzuiegen, angeolich zur Ent wickelung seiner HandelSinteresjen, doch bürgt der Anteil welchen der Kriegsminister an dem Plane nimmt, dafür daß der strategische Gesichtspunki dabei zur Geltung ge langen wird. Das Unternehmen kostet viel Gelb, die Khanate werden deisteuern müssen. Aus Sachsen und Umgegend. Leipzig. Nach einer hier eingelaufenen Nachricht ist der Begründer des hiesigen Cafö Bauer, Hoflie- erant Matthias Bauer gestorben. So großartig da« hie- ige Casö Bauer eingerichtet ist und soviel es besucht wird so befindet es sich doch im Konkurs, da die Spesen und Unkosten zu viel verschlingen. Di« diesjährige Ostermesse beginnt am S. April und endet am 28. April. Der Großhandel darf jedoch schon in der am 2. April beginnenden sogenannten Vorwoche betrieben werden. Zn den Waldungen der Umgebung Leipzig» treiben jetzt in auffallender weise Wilddiebe ihr Wesen; auf ihre Ergreifung wurde eine hohe Belohnung gesctzr. Zahlreiche Tiere fallen den ihnen von den „Wilderern" gelegten Schlingen zum Opfer. — Peltz u. Genossen in der ersten Kammer beantra gen, die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, unproduk tive Bauten möglichst zu beschränken, bet allen Bauten, namentlich aber bei denjenigen im Eisenbahnfach die durch Vermehrung de» Betriebes und im Interesse de» VerkehrS nötigen baulichen Herstellungen einfacher al» bi«- vorhanden war, wurde meist bei Tische mit Selterwasser vrrdünnt und außerdem noch ein leichter Moselwein auf gesetzt. Bier trank der Kaiser nie, und Kaffee nur, wenn er Gäste hatte. Frische» Obst und Süßigkeiten liebte', er sehr, sie mußten stet» im Bibliothekzimmer stehen. Abends zum Thee genoß er nur ein Stückchen Kuchen. Auch Kaiser Friedrich Hl. the lte die Neigung seine» Vater» für das Schlichte und Einfache. Der Kronprinz- liche Haushalt wurde auf einem nichts weniger als ver schwenderischen Fuße geführt, und ein berühmter Wiener Maler, der zu den bevorzugten Freunden des Hauses zählte, ' konnte kaum sein Erstaunen bergen, als er, erstmals bei einem ganz intimen Familiendiner zugegen, die Kronprin zessin selbst die Weisung geben hörte, den übrig gebliebe nen Braten Abends kalt zum Thee zu serviren. Während seiner letzten Lebenszeit speiste Kaiser Friedrich folgender maßen: gleich nach dem Aufstehen nahm er eine Tasse Ehocolade, meist von sogenannter Fleisch-Pepton-Chocolade gemacht. Gegen >/,10 Uhr genoß der unvergeßliche Mo narch sein zweites Frühstück, bestehend aus Fisch, Geflügel, zuweilen auch Caviar, für de» der Kaiser eine besondere Vorliebe hatte. Um 1 Uhr Mittags die Hauptmahlzeit: Suppe, Fisch, Fleisch und ein süße» Gericht, dem Kaiser Friedrich jede-mal tüchtig zusprach, da er diese Speise sehr liebte. Er trank nur sehr wenig Wein, jedoch mehrere Male de» Tage- Milch mit etwa» Whiskey gemischt. D^Wa» den jetzigen deutschen Kaiser angeht, so bevorzugt Kaiser Wilhelm Ü. einfache, aber kräftige und nahrhafte Speisen. Da« Frühstück, da- er gleich nach dem morgend ¬ lichen Bade zu sich nimmt, wird nach englischer Sitte ser viert und besteht meist aus Thee mit Brödchen, Eierspeisen und Fleisch, Beefsteak, Cvtelett, Geflügel u. s. w. Das zweite Frühstück, welches der Monarch gewöhnlich allein zu sich nimmt, ist warm und besteht ebenfalls aus kräftigen Spei sen : Suppe, Fleisch und Gemüse, Braten und einer süßen Schüssel. An der Hauptmahlzeit, die der Regel nach ge gen fünf Uhr staltfinset, nimmt die Kaiserin und die näch ste Umgebung de» Kaiserpaares Theil; meist sind auch noch Gäste zugegen. Auch dieses Mahl ist nicht üppiger, wie die übrigen, das schließt aber nicht aus, da- große Sorg falt darauf verwendet wir«. Die Kaiserin selbst versteht siib gar wohl auf die Küche und die Zubereitung der Ge richte; sie setzt persönlich mit den Küchenchefs den Speise zettel fest, wobei sie die LiedlingSspeisen ihre» Gemahls ge- schickt zu berücksichtigen versteht und auch bestimmt, wa» diejenigen Prinzen, die allein speisen, erhalten sollen. Wenn der Kaiser eine Bewegung im Freien gehabt hat, so giebt e- auch am Abend noch rin leichte» Mahl; sonst nur Thee und etwas kalten Aufschnitt. Bei allen Mahl» zetten im engeren Kreise werden gewöhnlich Mosel- und Rheinwein getrunken; Kaiser Wilhelm II. liebt ein Gla» Bowle, trinkt dagegen nur wenig Vier. Vermischtes. — Eiu „Kreuzottern-Vertilgung-verein" besteht in Kö nigsberg. Er zählt 15 Mitglieder und hat den Zweck, dir giftigen Geschöpfe zu töten und „den Familienange» hörigen der Mitglieder Vergnügungen darzubieten." — Das Briesmarken-Sammelu treibt absonderliche Blü ten. Für zwei Marken von der Znsel Mauritius au» dem Zahre 1847 hat jüngst eine Londoner Markenhänd ler-Firma nicht weniger al» 13,600 Mark bezahlt. Der Herzog von Galliera giebt für alte Briefmarken jährlich 2000,000 Mark aus. Seine Sammlung hat einen ein gebildeten Wert von 3 Millionen. — Tenoristen und Bassisten. Zn einem „Lied von der Stimme" sagt der Leipziger Sangesbruder Fritz Lang«: Zn dem Männerstngechore Liegt de Forsche im Dehnore; Wenn der nich bei Stimme iS, Griegt de Harmonie änn Riß — Und da» iS bedenklich l Der Dehnor, da» ist da- Schlimme, I- 'ne sehr benible Stimme; Wenn der was d'rzwischen gimmt, Wärd se bletzlich ungestimmt — Da- ist zu wa- Dumme» l Da hingegen die vom Baff«, Di« sin änne fest« Raffe; I» d'r Himmel ooch bedeckt, Nie giebt'» stimmlichen Defekt — Un da» i» da- Scheine!