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-«nicht »Kd, dk angenehme Aufgabe, di, Lücken in ih ren Etat» selbst zu Men, indem nun direkt in die Lasche der Steuerzahler -«griffen »erden muß. Wahrscheinlich »trd da» durch Zuschläge zur Einkommensteuer geschehen müssen, «enn auch nicht in der Höhe von SO, wie Mi- quel, oder gar von 70 Prozent, nie der bayerische Mi nister Riedel ankündigte. E- wird also jedem Steuer zahler an den Beutel gehen. Aber wer darüber murren sollte, der lasse sich sagen, daß die Einkommensteuer im Grunde genommen die gerechteste Steuer ist und daß e» bessrr ist, wenn die Last gleichmäßig auf allen Schultern ruht, al» daß sie einzelne Industrien schwer bedrückt. In dieser Zeit der leeren Geldbeutel hat die Budget kommission de» Reichstag» für angebracht gefunden, zur Ausstattung de» neuen ReichStagSgebäudeS mit MSbrln, Teppichen und Bildern nicht weniger al» über 2 Millio nen zu bewilligen. Ein« Einrichtung, die erst seit einem halben Dutzend Jahre im deutschen Reiche breiteren Boden gewinnt, ist die der Warenhäuser für Offiziere, Beamte und bestimmte Stände. Da» neueste auf diesem Gebiete ist ein deutsches Warenhaus für Arrzte und Zahnärzte, da» eine Zentral stelle für wirtschaftliche Bedürfnisse uud Bezüge seiner Mitglieder »erden soll. Zn» Auge gefaßt ist dabei als Hauptzweck natürlich die Aufbesserung der Verhältnisse der Angehörigen der Bereinigung, indem man ihnen entwe der die Waren direkt billiger abgiebt, al» sie im allgemri- nen Geschäftsverkehr zu haben sind, oder sie später am Gewinn teilnehmen läßt. Der Nutzen einer solchen Ein richtung ist für die, welche sich derselben angeschlossrn ha- den, ganz unbestreitbar; e» ist aber doch die Frage er laubt, waS machen nun die Gewerbetreibenden, die ihren Kundenkreis sich «eiter und «eiter verringern sehen, und zwar gerade um solche Personen, die kein Geschäftsmann gern verliert? Die Offiziere haben sich zuerst eine Zen tralstelle geschaffen, dann folgten mehrfache Beamtcnklaffen, nun kommen die Aerzte, und man kann wohl fragen, »«» denn eigentlich werden soll, «enn da» so weiter geht. Natürlich müssen die Zentralstellen die bestellten Waren wieder von Geschäftsleuten beziehen, aber diese Geschäfts leute müssen in der Hauptsache naturgemäß am Wohnort de» Warenhauses sich befinden, und der Absatz von vie len hundert Gewerbetreibenden in vielen hundert deutschen Städten vermindert sich selbstverständlich. Wiederholt ist schon tn Versammlungen von Handwerkern und Gewerbe- treibenden diese Sache zur Sprache gebracht, e» ist ein Protest nach dem andern gegen diese Schädigung des ste henden GewerbS beschlossen worden, man hat die Reichs regierung auch aufgesordert, die Neuerrichtung von solchen Warenhäusern zu verhindern und den Betrieb von schon bestehenden Etablissement» einzuschränken. Aber nur die bayerische Regierung hat sich.des bedrohten Mittelstände» angenommen. Sonst thut man nirgends etwa» gegen die fortschreitende Zersetzung, und aus private Einsicht und Unterordnung unter da» Wohl des Ganzen ist auch nicht zu hoffen. Am Montag Morgen erschoß in Berlin der Fabrikant von MilitSrausrüstungS-Gegenständen Delacroix beim ach ten Kugelwechsel den Dr. med. Roever, den Begleiter Wiffmana» auf der letzten Nyassa-Expedition. Er han delt sich um die Art von Totschlag, dir unter dem Na men Duell so gut wie straflos bleibt. Veftreich-Uttgar«. Am Montag haben in Prag die Verhandlungen im Omladina-Prozeß begonnen. Starke Polizeipatrouillen zerstreuten die vor dem GerichtSgebäude angesammrlte Menschenmenge. Auf der Anklagebank sitzen 77 Mitglie ftechente Tugend seines vortrefflichen Charakters bildete, daß er auf die Proposition de« Premier- „damals" ein ging. Der Premier quittirte „damals" und offerirte seinem Burschen, der „damals" die Wahl hatte, zur Reserve ab- »ugrhen oder zu kapitnliren, in seine Dienste zu treten. Jeder Mensch hat im Leben seinen unbedachten Augen blick, besonder» der gutmüthige. Denn was sollte aus dem Premier werden, wenn er ihn verließ? Wer in sämmtlichen fünf Erdtheilen wußte denn sonst mit seinen Merkwürdigkeiten Bescheid? Daß er zum Beispiel, wenn er nach Hause kam, die Saffianpantoffeln vor seinem Nachttische finden mußte, daß er am Geburtstage des Kaiser» die Parade-Uniform anlegte, weil er sich dann in'S Offi zier-Kasino zum Diner begab, und daß er den Chateau Lagrange niemals ohne Selter-wasser trank. Wer wußte das alle«? — Jämmerlich verkommen wäre also der Pre- mier, wenn Karl sich nicht seiner angenommen hätte. Und nun lohnte er in dieser Weise sein Erbarmen. Zum drit ten Male schickte er ihn hinaus, weil da- Gla» Wasser angeblich nicht frisch war, und der Kaffee, den der Kon« ditor gebracht hatte, war auch noch unberührt. Da» Was ser war ihm zu warm und der Kaffee zu kalt. Er sollt« ihn aus die SpirituSflamme setzen. Kar» schüttelt« trübsinnig den Kopf, stellte da- Gla» auf die Tablette und verließ da- Service, auf dem Handteller balancirend, mit einem unterdrückten Seufzer da» Zimmer. Der Premier warf ihm einen vernichtens» Blick nach. Hatte er recht gehört? Der Mensch erlaubte sich ja zu seufzen. Wirklich, er wurde von einem Tag zum andern unverschämter. Sein ganze» Gebaren war von einem Selbstbewußtsein I Aber jeder hat im Leben seinen unbe dachten Augenblick, besonder« der Gutmüthige. Und Bodo Freiherr von Balli«-Pröhn gehörte leider Gotte« zu dieser Kategorie. Er «olltr diesen Menschen im Kommi» nicht der de» Geheimbunde». Der Anklageschrift zufolge find die Ausschreitungen und Gmaltthätigkiten tn Prag und anderen Städten Böhmen«, die di« Verhängung de» Aus nahmezustand«» zur Folg« hatten, durchgängig auf Mit glieder der Omladina zurückzuführen. E» find dir« der Mehrzahl nach noch sehr jung«, halbreife Bursche«, welche „Anarchist" spielten — Studenten, HandlungDkvmmt» rc. Jetzt sind st« «egen Hochverrat», Majestätgbeleidigung, Störung der öffentlichen Ruhe und Geheimbündelei vor die Schranken de» Gericht» gefordert. Etwa hundert Zeu gen sind vorgeladen. Der Prozeß wird geheim geführt und nur die Anklageschrift öffentlich verlesen. Itcklte». Wegen der Vorgänge in Sizilien ordnete der König den Fortfall aller Hosfestlichkeiten an. Amerika. Die Indianer «erden nie arbeiten lernen, denn die Regierung verwöhnt sie, indem sie jeden Monat einmal Lebensmittel und aller 14 Tage frische« Fleisch an di« Tagediebe austeilen läßt. Auch Vieh und Ackergeräte «er den ihnen oft geschenkt; wozu sollen die Indianer also ar beiten, solange der Staat für sie sorgt? „Nur Einige kenne ich, die wirklich sehr fleißig sind, ihr Blockhaus den Stall, Fenz, Acker und Vieh, alle» in gutem Zustand ha ben ; aber wieder andere liegen den größten Teil de» La ge» träge da, rauchen und spielen Karten, lassen sich da» Essen zum Lager tragen und stehen nur auf, um da« be reit- gesattelte Pferd zu besteigen und der Jagd oder ei nem Besuch in einem der nächstliegenden Häuser obzulie- gen. Manche Frau hat da ein herbe» Lo», drei bi« vier kleine Kinder sind auch da und womöglich wird noch ein» auf dem Rücken getragen. Die Mutter schafft alle» still; sie kocht da» Essen, wäscht, richtet den Wagen zur Fahrt her, holt Holz im Walde und zerkleinert e». E» giebt aber auch Frauen die schaffen gar nicht-; drei bi- vier Kleider werden über einander angezogen, immer ein neue» über da» schmutzige, und mit den kleinen Kindern giebt sie sich nicht ab. Wascharbeit, die giebt e» da nicht, bei solch einer Faulen; vom Waschen werden sie krank, sa gen sie wohl, und eine Alte erzählte mir, daß vor kur zem ein Weib gestorben wäre, weil es immer die Wäsche der englischen Frau auf der Schule gewaschen habe. Manche Frauen ziehen den ganzen Tag mit den Kindern in den fremden Häusern herum, damit sie nur nicht selbst zu kochen brauchen. Kleider und Tücher tragen sie so lange dieselben halten, dann wird alle» verbrannt. Aus dein Ailerthal und Umgebung. Mitthettun-e« von lokalem Zntrrefs« find der «evatti»« stet» Willkommen. Sr. Majestät der König hat Allerguädigst geruht, dem Mädchenlehrer und Organisten Friedrich Reinhold Rühle hier bei Gelegenheit seiner Uebertritte» in den Ruhestand in Anerkennung seiner langjährigen, treuen und ersprießlichen Wirksamkeit im Schuldienst da» Berdienstkreuz zu verleihen. Dasselbe wurde Herrn Rühle heute Bormittag in An- Wesenheit der Königlichen BezirkSschuliuspektorS vr. HanoS aus Schwarzenberg, der Mitglieder de- Raths und des Schulausschuffes, sowie des Lehrerkollegium- durch Herrn Bürgermeister vr. Kretz sch mar unter entsprechender An sprache feierlich überreicht. Da» Kriegs-Ministerium erläßt folgende Verordnung: l Nach tz 106 des Reichs-Militär-Penfions-Gesetze« vom >27. Juni 1871 in der Fassung des Reichs-Gesetze» vom 122. Mai 1893 — R.G.-Bl. S. 171 — find vom 1. I April 1893 ab die Jnvaliden-Pensionen der Unteroffizier« untergehen lassen und nun dankte er ihm sein Mitleid mit einer Unverschämtheit. E» war empörend, himmelschreiend l Es war überhaupt alle» empörend, himmelschreiend heute. Diese ungemüthliche, kalte Stube! Warum sie der Mensch eigentlich nicht geheizt hatte? Aber sagte man ihm «in Wort, so hielt er eine einstün- dige Beweisführung, daß die Kohlen zu Ende waren, oder daß eine Kachel gesprungen und so weiter! Ein gräßlicher Mensch! Am liebsten wäre er auf und davon gegangen. Aber wohin bei diesem Wetter, und diese Zeit? Der Premier trat mißmuthig an'« Fenster. Sollte er vielleicht spazieren gehen oder in die Manege, wo er mit tödtlicher Sicherheit dem Assessor in die Arme lief, der ihn mit der Biographie, seiner neuesten Raub mörder und Giftmischerinnen behelligte? Was dachte sich dieser Assessor eigentlich von ihm? Oder sollte er in den Klub? Der Portier würde unfehlbar bei seinem Anblick die Flucht ergreifen, weil er ihn für seinen Geist hielt; kein Mensch um diese Stund« im Klub. Oder sollt« er . . . Ja, wa« sollte er dann noch? Vielleicht nebenan in'» Operncafö, damit jeder Mensch glaubte, er wollte sich in der Einsamkeit vor seinen Gläubigern verstecken? Ein Skandal! Man lebte in Berlin und wußte ntcht, wenn der Regen an die Scheiben schlug, wie man zw« Morgenstunden verbringen sollt«. Oder «ar e« nur noch eine und ein« halbe? Er zog seinen Ehronometer. Es war fünf Minuten über halb elf. Zur Noth konnte man um zwölf Uhr bei ihr wohl schon aufwarten. Also noch anderhalb Stunden -- »enlger fünf Minuten. Di« Droschke brauchte dann auch noch «in« gut« Viertelstunde; da» «ar anzunehmen, denn zu Fuß ging »an ja bereit» volle -ihn Minuten. und Soldaten neben einem DIensteinkvmmen i« Kommu naldienst« oder i« Dienste der teilweise au» Reich»- oder Staat-mitteln unterhaltenen Institute zahlbar. Da» Kriegs-Ministerium hat anzunehmen, daß ungr- achtet seiner Bekanntmachung vom 5. Juni 18SS noch nicht all« der im Kommunaldienste u. s. w. angeftellten prnsionirtenstlnterossiztere und Soldaten, denen auf Grund der früheren gesetzlichen Vorschriften au« Anlaß der An stellung die Pension nicht «eiter gezahlt werden konnte, in den Genuß der Pension wieder eingetretrn sind. Di« Vorstände der betreffenden Behörden werden des halb hierdurch ersucht, in dieser Beziehung dsi Militär- PenstonS-Berhältnisse der bei ihnen angeftellten ehemali gen Unteroffiziere und Soldaten zu prüfen und erforder lichen Fall« di« Anträge auf Wiedergewihrung de» Pen sion nach Maßgabe der obenerwähnten Bekanntmachung anher zu stellen, Elterlein. Am Souuabeud uud Sonntag, den 8. und 7. Januar hielt der Kaninchenzüchter-Berein sein« zweite Ausstellung, verbunden mit Prämiirung, im Saale de» Rath»« kellert hier ab. Als Preisrichter fungierten die Herren Jul. Hertel aus Annaberg und Wilh. Groß au- Scheibenberg. Preise erhielten: Den Ehrenpreis welcher von den Kanin- chenzüchter-Vereinen Elterlein und Zwönitz gestiftet worden war, erhielt Herr Reinhard Brunrrt auf Englische Widder. l. Preise erhielten di« Herren: Emil Kraft auf Widdrr- und Riesenkaninchen, Päßler-Annaberg Silberkanincheu, Rich. Mittelbach Widder, Richard Quaas Riesenbelier, Kaninchen- züchterverein Elterlein gelbe Lapinbrlier und Widder, Karl Wagner Bulldoggen, Theodor Bergner Flandersche Riesen, Hermann Kreisel Bulldoggen, Karl Bausch Lapinbrlier und Karl Wagner Belier. II. Preise erhielten die Herren: Emil Plietzsch auf Kreuzung, Paul Rockstroh Riesenbelier, Richard Mittelbach Kreuzung, Päßler-Annaberg engl. Widder und Russen, Herm. Kircheis Widder, Theodor Bergner Widder, Emil Kraft Lapiobelter, Hermann Lorenz Bulldoggen, Ernst Bergner Lapinbrlier, Martin Kraft Widder, Richard Mittelbach Seideukaninchen. m. Preise erhielten die Herren: Louis Ebert auf Kreu zung, Ernst Mothes Widder, Hermann Mothes Widder, Bruno Solbrig Kreuzung, Albert Haustein Widver, Ernst MotheS Kreuzung, Emil Kraft Kreuzung, Lapinbelier und Widder, Hermann Schubert Widder, Hermann Kircheis Widder und Ernst Bergner Belier. Die Ausstellung war trotz der starken Kälte von den Mitgliedern sehr zahlreich beschickt und gut besucht. Auch von auswärts darf der Besuch in Anbetracht des schlechten Wetters noch ein guter genannt werden. Während der Aas stellung fand an beiden Tagen Lonzert vom Langenberger Musikchor statt; Sonntag abend schloß di« Ausstellung «in solenner Ball. Aus Sachsen und Umgegend. — Die am 28. Dezember v. I. im Hotel Kästner in Zwickau stattgesundene Versammlung der Ziegeleibrsitzer von Zwickau, Werdau, Crimmitschau und Umgegend hat be schlossen, da die Ziegelvorräte Heuer hinter denen des vorigen Jahre- zurückstehen, Mauerziegeln im kommenden Frühjahr mir Mk. 19,00 ab Werk und Mk. 20,00 ab Bahnhof für das Tausend zu verkaufen. Hoffentlich befriedigt diese- ge meinsame Vorgehen in diesem Jahre mehr als im vorigen, am der schwer dar»iederlieg enden Ziegeliudustrie wieder etwa» anfzuhelsrn. — Zu den wichtigsten Vorlagen, welche dem kürzlich eröffneten böhmischen Landtage unterbreitet wurden, zählt der Bericht des LandesauSschusseS, betreffend di« Unter stützung einzelner Localbahnprojekte. Zwischen dem Lan- Mithin noch eine runde Stunde! Ein« ganze Stunde! Entsetzlich! Er wandte sich verzweifelnd vom Fenster und ging dreimal in großen Schritten durch'» Zimmer. Beim vier ten Male blieb er vor dem Handspiegel mit dem Certosa rahmen stehen, den auf dem Gueridou ihm zwei vergoldet« Amoretten entgegenhielten. Er sah in dem Spiegel rin unwillige-Gesicht mit einem energischen blonden Schnurrbart — auf dem Kopf einen rothen Fez, der Oberkörper steckte in einer braunen,- mit blauer Seide gefütterten Sammetjoppe. Ein sehr kleidsames Kostüm, das ihm sonst innige Freude machte. Er hatte es einmal im Residenztheater bei einer Aufführung des „Großstädters" auf der Bühne ge sehen und eine Kopie sür sich bestellt. Karl, der den Kaffee und da» mehrfach genannte Gla» Wasser brachte, unterbrach ihn in seiner Betrachtung. Er stellt« da« Service auf den Tisch und erwartete dir Kritik seine» Herrn. Die Kritik war niederschmetternd. Sein Herr setzt« mit einer Beberde de« Schrecken» da» Gla» vom Mund«, und al» er den ersten Löffel de» auf gewärmten Kaffer« genossen hatte, erklärte er, er ließ« sich prinzipiell nicht vergiften. An diese verurtheilung knüpfte er den Entschluß, heute morgen auf da» Frühstück «ntgtl- tig verzichten zu wollen. Karl versuchte eine Einwendung. „Ich verzichte!" schrie der Premier. Bestürzt schlich sich Karl hinau». Sein Herr ließ sich erschöpft in einen Fauteuil nieder. Und «in solche« Dasein nannte man eine menschen würdige Existenz. (Fortsetzung folgt.)