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Auechal -ZeitiW. Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle« Klösterlein, Nieder« u. Oberpfannenstiel, Lauter und die umliegenden Ortschaften- vrschtim »ittwocki«, Areita«» u. Sonntags. «vonuementSPreiS incl. der 3 weribvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 Mk. LV Pf. durch die Post 1 Vst. LV Pf.' Mt 3 issustrirten AeiStättern: Deutsches Kamilienblatt, (Hute Keister, Jeitspieget. n . , .! . i ,. Keranlwortlicher Redakteur: «mit Hegemeister in Au « (Erzgebirge). Redaktion u. Expedition: Au«, Marktstraß«. Inserat« di« einspaltig« Corpuszeil« 1V Pf., Petiisatz wird nach Pelitzeilen, Nonpareille satz nach dieser berechnet. > Bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstalten und LandbriestrLger nehmen Bestellungen an. No. 9. " - Sonntag, den 21. Januar 1894.7. Jahrgang. I« tt'r. ot ,i is Technische Staatslehranstalten in Chemnitz. Am 5. April 1894 beginnt ein neuer Lehrkur» der Abtheilnnge» der Königlichen HöhM GDerbschule s»r «ech««»^. und chemische Technik, sowie für Elektrotechnik und der Abthetlung der Königlichen Werkmeisterschule Technik. Anmeldungen sind bis zum 18. März zu bewirken. Die Baüablheilung der Höhern Gewerbschul«, die BaUgewerken-, Färber- und Seisensiede rschule, sowie die Ablheilung der Mtkmeisterschule für Elektrotechnik eröffnen ihre Kurse zu Michaelis. Gesuche um nähere Auskunft über die einzelne» Abteilungen, die aber besonder» anzugebe» sind, wolle man an die Direktion der Technischen Staatslehranstalten in Chemnitz richten. Regierungsrath Professor Kerubt. Bürgerschule zu Aue. Die Anmeldungen für unsere Elemvftarklassen, chrrden erbcte/, für die Einfache am 22. Jan. zw. 1 u. 3 Knaben, „ ru 5 Mädchen, für die Mittlere am 23. Jan. zw. 2 u. 3, ' „ „ HSH-r- „ 23. „ , 3 u. 4. Anmeldungen — hiesiger wie auswärtiger Kinder — für die übrigen Klassen der Mittlern u. Höhern werden von dem Unterzeichneten an jedem andern Tage entgegenge nommen. Die Höhere verfolgt in Klasse III die Ziele der Sexta eines Gymnasiums und Realgymnasiums. Aue, den l3. Januar 1894. NcUMtistrr, O. Die Sparkasse der Stadt Aue ist an Wochentagen von 8—12 Uhr Vormittags und 2—6 Uhr Nachmittag- geöffnet und verzinst die Einlagen mit 3'/, Prozent. Bestellungen aus die WU" AuerLyat-IeiLung "WW (No. 66S der Zeitung-Preisliste) für da- 1. Quartal 18S4 werden in der Expedition (Aue, Marktstraßc), von den Aus trägern de» Blattes, sowie den Landbriefträgrrn jederzeit httti angenommen. Lrvedjtion der „ Auertyak-Ieitung," «wall Uvu-imecktor. 2 Zur. Eröffnung des preuß. Landtags. Ein Berichterstatter, der seit vier Jahrzehnten die par- lamentarischen Ereignisse verfolgt har, schreibt zur Eröff nung de» preußischen Landtages: „Bei der Eröffnung der Parlamente während der letz ten vier Jahrzehnte «ar nie eine so zahlreiche Versamm lung um den Thron versammelt. Kaum jemals zuvor, jy vielleicht niemals, hat aber auch eine Thronrede eine so lautlose Ausnähmt gesunden. Es war ein sehr bered ¬ tes Schweigen." Und in der That, da ist nicht» an der ganzen preu ßischen Thronrede -- weder in den Haupt- noch in den Nebensachen, waS Anlaß böte zu freudigem Ausalmen. Die Finanzen Preußens werden grau in grau gemalt, damit die Notwendigkeit, vom Reiche her Abhilfe zu schaf fen, um so eindringlicher betont, um so williger zugegeben werde. Ein Defizit von 25 Mill. Mark wird gleich im Beginn der Thronrede angckündigt. Nur ein Teil der Rede ist von Wert, es ist die Ankündigung der Errich- ,tung von LandwirtschastSkammern. Wenn »an sich von derartigen papiernen Einrichtungen sonst auch nicht viel zu versprechen pflegt, so wird man mit dem Mißtrauen gegen diese Kammern vielleicht doch einmal Unrecht haben. Sie sollen nämlich bei der Gesetzgebung Haiitwirken, die zu Gunsten der Landwirtschaft eingeleitet werden und nichts geringeres bezwecken soll, als die Milderung der die .Bauern bedrückenden Schuldenlast. All« Bauern, deren Grundbesitz die zum selbständigen Betriebe der Landwirt schaft erforderliche Größe hat, sollen in die Lage versetzt werden, ihr« innerhalb einer bestimmten SicherheitSgrenze liegenden Hypotheken ohne Vermehrung ihrer eigenen La sten in unkündbare Amortisation-darlehpe zu verwandeln. Es würde dann erreicht werden, daß nach Ablauf der Til» gungsperiodc die innerhalb dec erwähnte» SiLerheit-- grenze belasteten Grundstücksbesitzer alssann völlig schuldenfrei, werden, und Besitz-r von höher belasteten Giundstücken würden in die Lage kommen, ihre noch verbleibenden Gruadschulden in ähnlicher Weise zur Tilgung zu brin gen. Mit dem Vorzüge allmählicher Verminderung und Dlgung des jetzigen Schulbenstanbe» würde sich der wei tere Vorteil verbinden, daß an Stelle der der Kündigung unterworfenen Hypotheken unkündbare Darlebne treten und die Grundbesitzer, sofern sie nur ihre Zinsen und 'Amortisationsbeiträge zahlen, von jeder Sorge um Ka pitalbeschaffung entbunden werden. Der Plan ist groß artig. Nur weiß man noch nicht, wie er sich aussühren läßt. Politische Nachrichten. Deutschland. Berlin, den 19. Januar. Der Kaiser befahl, daß ihm von jetzt ab über jede Sol- datenmißhandlung von dem unmittelbare» Vorgesetzten "-E »i (Nachdruck verboten) Zieurll'eton. Frrrt! Original-Skizze von Heinrich Landsberger. (Fortsetzung.)^ Aber Resignation ist eine schöne Tugend, und er resig- nirte. Er hatte in letzter Zeit ja einige Uebung in idie- ser Tugend gewonnen. Ja «ohl l Er rebellirte nicht mehr. Er lieb alU- gelassen über sich ergeben, alle« — den Whisl- , tisch, an der er jeden Aend im K.ub, ohne um seine Meinung gefragt zu werden, geschleppt wurde — den ge- . kochten Spargel, den sich Franoois erst gestern wieder ihm , VorzusetzkN erdreistete; der Verblendete bereitete ihn hart näckig auf deutsche Manier, statt L In ItuUsunv in einer G-uce von Oel, Zitronensaft, Pfeffer, Salz und Senf ; er ließ' sich ferner, ohne zu murren, die Besuch« seine« Vetters Oskar gefallen, ferner den Portwein, den man ihm , .unt?r der Maske der Freundschaft zum Geburtstag geschenkt >.Hatte, ferner die Humoresken von A. von Wintersrldt und .ferner—die Langeweile. Zs, es war eine ausgemachte Thatsach« — er langweilte sich. Lr hatte sich nicht immer im Leben gelangweilt — -um Beispiel nicht, als er noch aktiv war. Der Oberst selbst sagt« ihm damals, als er seinen Ab» -Dalli-, Sie machen eine Thorheit l" MN-»! «r hatte vielleicht Ehaneen gehabt. Man hätte: W Mst Nicht zuM-Gtn-ralstab geschickt, und-.sein- Bro- schür«: „Kav-ÜeriefÜhritiig uNd Kavallerkfruer", hatte, ihm vvn maßgebender Srttr sog« eine Anerkennung eingetra gen. Aber dann diese Zumuthung! Er sollte auf die gol denen Litzen veczichten, ex sollte sein Berlin aufgeben und er sollte bei einem simplen Jnf-nteriebataillon in einer Provinzialstadt von vierzehntausend Einwohnern ein Jahr seines Leben» vertrauern I Er^— Podo von ValliS-Pröhn! — Der Ches versicherte ihm natürlich, die Aggregcuion wäre eins Auszeichnung. Die beiden Meinungen gingen aber, austinander. . Eine Appellation gab es nicht, und die Konsequenz war, daß der Premier für die Kameraden von der Schwandron ein großartige« AbschievSessen in seiner Taroonwohnung veransj-ltete. Er fühlte sich acht Tage später sehr behaglich in seinem Pyjekjaquet — er brauchte in dem Zivilanzug ja Niemand auszuweichen. Kein Mensch hatte mehr da» Recht, ihm etwa« zu beseh, len oder zu verbieten. Er fühlte sich wirklich sehr b«hag» lich. Er langweilte sich auch yicht im mindesten. Nein — aber der Premier war wahrheitsliebend, auch gegen sich selbst. Er wußte ganz genau, seit wann biese öde Gefühl in ihm heraufgestiegen war. Es war nicht einmal die „ehrliche". Langeweile, die nichts thut und nicht verlangt. Es war schlimmer. Es war die Empfindung des Alleinsein«, die Empfindung de-Entbehren». Und diese Empfindung hatte Arme, die sehr kräftig zu ringen ver- standen, und sie wußten sthr wohl, nach welchem Preis« sie sich ausstreckten. Ganz allmählich «ar et heraufgezogen, gerade wie die grauen Wolken am Horizont, bi- st« die Sonne verdun- keln. Dann liegt die Landschaft in fahlem, trübem Grau und der..Nebel bereitet seine hypochöndrischen Schatten über die Flur. Gerade wie draußen. > Und «enq dann der fliegen an die Scheiben prasselt und wenn >nän Mein im kalten Zimmer fitzt und in den leeren Kanin starrt — wenn mast sich obendrein «och^-b« seinen Pedi-nten ärgert^ wenn man Kopfschmer zen, wenn man nicht einmal eine Taffe Kaffee zum Früh stück bekommen kann — da wird die Empfindung noch be deutend unangenehmer. Ja, die Situation war eine recht unbehagliche. Und wie viel derartige verregnete Morgenstunden würden ihm im Leben wohl noch beschieden sein? Lr «ar dreiunddreißig Jahre alt — vermuthlich also noch sehr viele. Und sie würden vermuthlich alle so aussehen — wie diese. Sine erfreuliche Perspektive l ? Der Premier erhob sich und ging, die Hände auf de« Rücken, im Zimmer tviever auf und ab. Als er bei dem achteckigen Tischchen mit der Jntarsienplait« vorbeidefilirte, blieb sein Blick an den Eotillonorden haften, die Karl von seinem Frack genommen hatte. Immer dieselben silbernen Sterne, immer dieselben Embleme mit ihrem grünseidenen Bändchen und wohlmeinenden Sprüchlein. Wie fade die ser ewige Firlefanz. Daß die Welt dabei sich amüstren konnte. Es war unbegreiflich. Verächtlich schob der Premier den Kram zurück. Bei dieser Gelegenheit vlickle unter dem glitzernden Häuf chen ein weißer Punkt hervor — e» war eine Rose, ein« weiße Kapitain-Chrifti-Rose. Der Premier nahm sie in die Hand. Karl hatte sie wohl, in seiner Tasche gefunden und zu dem Uebrigen gelegt. Sie stak noch gestern in ihrem Haar — diesem aschblon den Haar mit den wunderbaren Löckchen über der weißen Stirn. Und unter der Stirn die grauen Augen l Wie sie spöttisch herablachen würden zu ihm, wenn er das Knie vor ihr beugt«, ihre Hand »n dir Lippen preßte und sagt«: „Madame, ich liebe Siel* Si« würde ihm «inen Schlag mit dem Fächer geben und entgegnen: „Da» vermuthet« ich, mein Herr! Aber stehen St« auf, bestauben Sie sich nicht Ihre Pantalon» und