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Hetze» zu lass«. Ihm wär« r« gerade recht, »en» ck gälte, Enalaud etwa» am Zeug« zu sticken und fich auf dies« Weis« «inen listigen Konkürrentrn i» Handel mit de» südwrstliche« China und mit noch manchem anderen Leite der Welt vo« Halse zu schaffen, «in alte« latei- »tsche» Sprichwort sagt, daß, »er den Frieden haben will, auf den Krieg vorbereitet sein müsse und von allen euro- Püischra Grvßmichtea ist setzt««» mft England am all«- wenigsten d« Fall. Da» socken beendete Jahr »ar rin an bedeutend««» in ternationalen Ereignissen »erhättntlmißig arm«». Dafür ab« haben dir verschiedenen Staaten alle mehr oder we nig« mit inneren Angelegenheiten ungewöhnlich« Art zu thun gehabt und, England «u»geno»men, flott «eitergr- rüstet. England, unvorbereitet für «inen Kampf, ist also «ine Erfahr für de« europiischen Frieden, ab« viele glau ben, daß ck in de« Unweit«, da» fich am politischen Horizont« «ustürmt, al» rin« Art Blitzableiter diene« würde. Würd« di« Blitz« Wirkung»!»« an demselben her abfahren, so wke da» sehr schön, ab« »a«, wenn die Leitung zerstirt wird, wenn England unterläge? Diese Krage ist namentlich für Deutschland von großem Znte- reffe, denn zwischen den Sieg««, Rußland und Frank reich wir« seine Stellung eine äußerst schwierige. England vom Weltmarkt durch Frankreich »«dringt, bedeutete dir Mo- «opotifirrung dedsrlben durch letzt««. Uckerall, wo Eng- Auck bi»h«r kolonisierte od« Schutzgebiete «öffnete, blieb ck auch seine« Freihandeldgrundsätzen treu, «ährend Frank reich durch «in« Mau« von Schutzzöllen überall da dir Konkurrenz «nckschloß, wo «» dir Oberhoheit übernahm. An» «ehr al» eine« Grund« hat also die Welt im all gemeinen und Deutschland im besonderen Ursache, dem Bündnt« von Knut« und Lanka» alle», nur kein glück liche» neue». Jahr zu wünsche«. Ein starke» England, da» seine Stellung unter den Großmächten zu behaupten ver mag, «schrint für den Weltfrieden unter den obwalten den Umständen unbedingt erwünscht, und «» ist zu hoffen, daß diejenigen, welche mtt der Lenkung seine» Staat«- schiffe« betraut find, den kleinliche» Partrihader, der von aÜ«r»her wahre« Fortschritt in inneren Angelegenheiten England» ein so gewaltige» Hemmni« war, schweigen las sen ««den, um die drohende Kri«g»grf«hr zu beseitigen. Politische Nachrichten. Dr»tschl»«d. j Berlin, den 10. Januar. Eine Kanzlerkrist» hat fich nach der „Boss. Ztg." »ach Neujahr abgespielt, doch hing sie nicht mit inneren Angelegenheiten, auch nicht mit dem deutsch-msfischen Han delsverträge zusammen, sondern mit Kolonialverhältnissen.! Graf Eaprivi hatte sein Enttaffungdgesuch «ingrreicht, da« vo« Kais« abgelehnt wurde. Darnach kann e» fich nur um die vom Kais« befohlene Absendung einer Kom pagnie Seesoldaten nach Kamerun gehandelt habe«, die »er Reichskanzler nicht gebilligt haben könnt«, »eil er Prinzipiell gegen «ine Verwendung von heimischen Solda ten in den Kolonien ist. Di« Kreuzztg. erklärt, daß die konservativ« Partei üb« die Lag« d« Landwirtschast ihre Anfichten über di« Han- drl»v«1rLgr nicht ändern würde. Sie werde und müsse unbedingt gegen den Abschluß de« Handelsverträge- mit Rußland einmütig und geschloffen stimmen. Am Montag Abend fand vor der Wtrmehall« am Ale- xandnplatz in Berlin rin« Ansammlung von Arbeit-losen statt, die Einlaß begehrten. Da ab« die Halle überfüllt »ar, mußte ihnen d« Einlaß v«»«ig«t »«den. Hier- auf zertrümmerte die Menge di« Fensterscheibe« und Thü- zu reden. Und ich möchte nicht au» d« Welt scheiden, «he ich gr»isse Dinge abgetvickelt habe. Also heraus mit der Sprache, H«r Doktor, der alt« Bill« fürchtet sich nicht." Dies« Worte sprach d« Großbau« in gebrochenen Sit zen nnd mit schwere« Athen,. „Ich weiß, lieb« Böll«, zu Ihnen kann ich offen sein, ohne mein Gewissen zu beladen. Ich glaube, e» ist bes ser, wenn Sie mit Anna recht bald fich aussprechen. E» ist möglich, daß es noch einmal vorüb« geht, doch besser rft« schon, »enn Sie fich vorsehen. * Der Doktor sprach dir« in »eiche« Ton und beruhigend. Doch sah man'« dem Großbau« Völl« an, daß — ihn heftig packte, al» er hören mußte, daß seine Tag« gezählt seien, doch war'- nur für «inen Augenblick. I« nächsten hatte « »ick« die Beherrschung gewonnen und dankt« dem Doktor für di« Offenheit. Bald darauf verlirß d« Arzt da- Lau-. „Ra, wen» »ir un« nicht mehr Wiedersehen, Herr Doktor", sprach d« Großbauer beim Abschied, „so kaffen Sie stch'» gut gehen. Zch denk', sie können» auch brauchen. Sie können ja ein Lied davon fingen, »a» e- heißt, ein Mensch zu sein. E« ist doch «in Unsinn, diese» ganze Leben l Ha, ha-h«! Nicht wahr?" „Run, nun, lick« Biller, wie man'» nimmt. Wir ha ben ja all« unser» Theil. Wir müssen aber sehen, »ie «an damit fertig »trd. Und schließlich geht ck ja auch, wenn'» nicht zu toll »trd. Uebrigen« hoffe ich Sie noch recht ost zu sehen, lick« Völl«, so hatte ich « doch nicht gemeint." „Gut, gut, He« Doktor, ich verstehe." Damit sank» d« Großbau« in di« Kiffen zurück. Di« Unterhaltung I mit dem Arzt hatte ihn doch angegriffen. Der Doktor! reicht« ihm nochmal« die Hand, »ünschtr gute Besserung' ren d« WLnnehalle. Di« zur Hülfe herbeigerufrne Po-! lizei hieb mit der blanke« Waffe rin, »obei »ehr«« Per sonen verwundet wurden. Di« Tmnultanten zerstreute« fich schließlich nnt« Zohlen und Schreien. ' An d« ehemalige» Brrgstadt Eckleben räche« fich di« Sünden d« Väter. Die Stadt steht auf uuterh-hltrm Boden, d« hi« und da zu finken beginnt. Auch in »tu- zelnen d« Zeiflngstraße benachbarte« Gebäuden fang« di« Häuf« an, Riff« zu bekommen, Thürnr und Fenster »ollen nicht »ehr schließen. Fern« tritt in den Kellern mehr«« Häuser da« Wasser in zie»lich« Meng« auf. Kampf und Sirrst find überall di« «st« Ernt«, di« Deutschland» Kolonialpvlittk trägt. Auch in d« Süds« fehlt e» noch an d« Ruhr, die zu friedlich« Entwicklung nötig ist. So wird von de» Vckmarck-Znsila geschrieben: „Die Unruhen auf d« Gazelle-Halbinsel, landeinwärck von de, Station Herbert-höh«, habe« immer »och keinen Abschluß gefunden. Zwar wagen di« Eingeborenen kei nen offenen Angriff gegen die Station «ehr, und von dort au« hat man ebenfall« ausgrgeben sie zu »«folgen, aber sie find nicht zu bavrgrn, Frieden zu schließen, und erklären, daß st« die ihnen zugefügtt« Verlust« dadurch rächen »erden, daß sie au» de« Hinterhalt« da» Lebe« der Weißen und PflanzungSarbett« bedrohen, bi» ihre Rache befriedigt. Bo« 12. Novbr. an haben dann auch fast täglich Eingeborene auf Pflanz« geschossen, jckoch nur in einem Fall« «ine« derselben verwundet. Landck- hauptman« Schmiele hat bei seinem Aufenthalt hier vor wenigen Wochen nicht« unversucht gelassen, um wenig sten« eine Unterredung mtt den Unzufriedenen herbeizu führen, «a« aber nicht gelang. Der jetzige unbefriedigende Zustand wird vorau»fich«Iich noch lange andauern. veftroich-UnAnr«. Au» den beschlagnahmten Schriften d« »«hafteten jungtschechischea Wühl« geht hervor, daß d« Geheimbund Omladina, welchem d« «mordet« Mrva «agehört«, und di« Jungtschechen eng, Anbindungen mit einander hatten. Letztere unterstützten di« Omladina besonder« mit Geld. Heute hier und morgen dort, nur selten bei ihrem Gat ten ist di« Kaisnin von Oestreich. In stet« Aufregung irrt sie in d« Welt umher. Am 28. Dezember meldete der Telegraph au« Funchal auf d« Insel Madeira, daß di« unglücklich« Frau dort ««gekommen sei. Ztertte». ! Di« aufrührerische Bewegung in Sizilien hat von dort au» auch nach Rom und Neapel herübergegriffen; mehr fach find Arbeitrrkrawalle vorgekommen, di« an sich zwar nicht weiter gefährlich waren, ab« doch rin entschiedene» Eingreifen der Polizei «forderlich »achten. Zn Neapel wurden Soldaten gemißhandelt. In den Theatern ver schiedener Städte wurden Zettel mit ausrühr«isch«n Pro klamationen verstreut. Wie beschla-nahmte Briese bewei sen, find die Aufstände von lang« Zeit vorbereitet und haben die Anarchisten dir Hand in» Spiele. E» sollte gleichzeitig in Sizilien, der Romagna, der Mark von An- rona und Südttalien die Erhebung stattfinden. So ste hen in einem Brief« de« Revolutionär« Lipriani an den Sozialisten Defelice die bezeichnende« Wort« r Ueberneh- men Sie Sizilien, ich sorg« für Romagna. Arrnkrrich. Di« Beschäftigung der Schuhmacher, di« zum gckückte« Sitzen zwingt, belästigt Leb« und Nieren und «acht di« Leute reizbar. In Revolution-zesten sind di« Schuhma cher nicht di« Letzten. Unt« d.n 5» im Grstagni» in Pari» fitzenden Anarchisten find 20 Schuhmacher; dann folgen an Zahl di« Schneider. Ein« Anzahl ist profes- und Verließ da» Hau«. E« währte nicht lange und de« Großbau«» einzige« Kind, Anna, ein kraft- und schönheit-strvtzende- Mädchen, von hohem Maß und üppigen Formen, >m Alter von 21 Zähren, betrat da» Zimmer, wo d« Großbau« lag. „Nun, »a» sagt« d« Doktor, lieb« Vater? Zst « zu- frieden?" „Wie man'» nimm!, Anna. Er meint«, wenn ich noch etwa» aus dem Herzen hätte, möchte ich ck in Ordnung bringen. E» sei besser so." Anna «schrak heftig und faltet« unwillkürlich die Hände, während die Blick« entsetzt auf den Boden starrten. Bald füllten fich dir Augen «ft Thrinen. D« Großbauer ab« «faste Anna am Arm und zog st« auf den Sessel, der vor dem Krankenbett« stand. „Weine nicht, mein« Locht«. E» ist wirklich nicht d« Müh« wrrth da« Leben, glaub' e« «ir. Zch hab« kennen gelernt und bin'» auch gründlich satt. Für Dich ist ja ge sorgt, da» weißt Du. Wa« ich habe, und e» ist nicht wenig, ck gehört Dir. Dein« Geschwister stad mir ja vo- rau»g«gang«n, Deine gut« Mutter auch, ich »Ul «un zu ihnen, Du allein bleibst zurück. Eh« ich aber sterbe, höre «ich an. Zch «riß wohl, Anna, daß der junge Schulmeister, der vor einigen Monaten hierh« ver setzt «vrdm ist, Dir nachliuft, ich weiß auch, daß Du ihn lickst. Schon ost hatte ich Dich gewarnt, ohne daß e», wie e« schien, «al geholfen hätte, Run ich ab« i« Be griffe bin, Dich zu »«lassen, muß ich noch einmal, beson der» dringend dich warnen r Laß ab von dem Menschen. Er bringt Dir sonst Unglück. E» spricht Dein sterbend« Vater zu Dir, Anna, der «» gut zu Dir «eint, der will, daß Du wenigsten» von un» allen »«söhnt« au» dies« Welt scheidest al« ich, Deine guteMuttrr un» dein« vrü- tz« und Schwestern. Hefteth« lick« gar nichts dick ist !st»««lo»; auch ein Goldarbeit« ist darunt«, sowie «in ' Photograph, der blind ist (h und drei Buchdrucker. " SchtnebtU-XirMrgen. Die Königin Ulrike von Schweden ist sehr ernstlich er krankt. Sie leidet an einem Brust- und Luftrihrenka« ta«h und periodischen Nervenschmerzen. Dir Kräfte neh me« in hohem Maß« ab. Map hegt lebhaft« Besorgnisse. NttblNtttz. Der Rücktritt de« schwerkranken General« Gurko, Gene« ralgouvrrneur« von Warschau, wird angeküudigt. Al« sein Nachfolger wird der Botschafter Graf Schuwalow in Berlin genannt Auch der Generalgouverneur von Finn land, Graf Heyden, hat au« Gesundheit-rückstchten seine» Abschied eingereicht. «»stritte». Hawai ist Kalakaua« ruhmreicher Dynastie erhalten ge blieben. Nachdem di« Bereinigten Staaten ablrhnten, die Znsrln zu annektieren, ist Liliuokalani aus den Thron zurückgekehrt al» Königin von ElevelandS Gnaden. Aus dem Atterthal und Umgebung. SMtttzett»«»«» »a« «*»«>«« Anteeeff« stn» v«r Mevartt»« stet» wtur»»»««. Der Landtag ist am 8. Januar wieder zusammengetre- ten. Di« erste Sitzung füllten Eisenbahnvorlagen au-, u. A. wurden 95,000 Mk. für ein neue» Glri» auf Bahn hof Aue bewilligt. — Den Reisenden ist zumeist nicht bekannt daß die sächsisch« Eisenbahnverwaitung in Fällen von Zug«ver- spätungen bei Anschlußversiumniffen dir Reisenden ohne Nachzahlung auf etwa zu Gebote stehenden Hilfsstrecken «efterdefördert, «enn da« Reiseziel dadurch baldigst er reicht »erden kann und di« Streck« der sächsischen Staat«- bahn gehört. Auch kann, wenn rin Anschluß an einen Personenzug ohne verschulden der Reisenden versäumt wird, die Weiterreise mit einem etwa folgenden Schnell zuge ohne Nachzahlung erfolgen. — Bet der jetzigen Kälte ist e» am Platze, an all« Pferdckefitzer und Kutscher die ernste Mahnung zu richten, bei der Behandlung de« treuen Diener» de« Menschen, de» Pferde» menschlich zu verfahren. Wer erinnert fich nicht au» seiner Kindheit der Legende, wie Me Buben irgend «inen ihrer kleinen Spießgesellen dazu verführt hatten, «U der Zunge «ine eiserne Thürklinke «der einen Pumpenschwengrl bei starker Kälte zu belecken, nnd der Aermste an dem ei-kalten Eisen hängen blieb oder doch nur unter großen Schmerzen und unter Zurücklassung eine« Fetzen» Haut davon loskam. Genau dieselbe Ge schichte ist «», «enn der Kutscher am morgen beim Auf zäumen de« Pferde» diesem da» eilkalte Gebiß, da» di« ganze Nacht an der kalten Wand de» Stalle« oder in ber kalten Geschirrkammer gehangen hat, in da» Maul zwingt. Auch hier hat da» eiskalte Eisen dieselbe Wirkung, wie glühendes Eisen — e« muß ein Stück Haut der Zange am Eisen hängen bleiben, und jeder Ruck, jeder Zug mit dem Züges verursacht dem armen Tie« di« em pfindlichsten Schmerzen. E» .kann nicht genug empfoh len «erden, die Zäume am Abend mit in« Zimmer zu nehmen oder das Gebiß vor dem Gebrauche für kurze Zeit in «arme« Wasser zu legen, denn da« Pferd, „e» fühlt «ie du den Schmerz l" — Im Pilsener Bierkriege haben dir Brauereien klein brigegrden. — Di« diamantene Hochzeit feierten am letzten Sonn tag in Frankeaberg Webermeister Barthel und Frau. da« Veste. Brauchst Du Rath, so weißt Du ja, wo mein Bruder wohnt, und unser» Doktor kannst Du auch fra gen, wenn'» Roth thut. Zch will Dir keinen Schwur an meinem Sterbebette abnrhmen. Wir wollen un» den Abschied nicht schwtrer machen, al« er ist. Aber heieathe nicht den Schulmeister, Anna, denk an mich, «enn ich draußen unter« Rasen liege, nicht »eit von unsrer großen Wiese i« Hütteathal, wohin «ir oft zusammen gewandert sind, um dir Gräber der Mutter und Deiner Geschwister zu schmücken." Nach diesen Worten erhob sich der Großbauer von seinem Lager, stützte sich mit der Linken und wie» durch da« Fen ster nach einer von dem Zimmer au» zu erblickenden Mühle, im Volk« di« „Knochenmühle" genannt. „Siehst Du, Anna, dort die Knochenmühle. Dori wer den viele arm« alte Weiber mit Lumpenvrdnen und ähn licher Arbets beschäfiigt. Auch Du wirst einmal dort Lmnpen ordnen müssen, wenn Du den Schulmeister heira- thest. Mir sagt'» eine innere Stimme, Anna, und di« hat mich »och selten getäuscht. Sei stolz, vergiß nicht, daß Du die stolz« Tochter de» alten Böller bist. Hast Du ge hört, Anna?" „Za, lieber Vater", schluchzt« Ann» nnd gleich darauf umschlang sie den Großbauer und bedeckt« ihn mit leiden schaftlichen Küssen. Der Vater drückt« die Tochter fest an'« Herz, küßt« st« aus di« Stirn. Aber dann «ar e» still im Zimmer. Nur «in schwerer Seufzer au» de» Großbauer« Mund« und da» zuweilen heftig auftretende Schluchzen Anna« unter brachen die unheimlich« Stille im Krankenzimmer. (Fortsetzung folgt.)