Volltext Seite (XML)
Zufolge einer vor« verun-lückten in trieft gegen 50 Personen, di« Ar«« und Beinbrüche erlitten. Mehrer« verankerte Schifft wurden in« Meer hinautgeschleudert und konnten nur mühsam gerettet «erden. Zn Italien dauert die Erbitterung über den Freispruch der Mörder der italienischen Arbeiter in Aigue» Morte« an. Ein» starke Strömung in der öffentlichen Meinung geht dahin, di« von der französischen Regierung angebotene Entschidigung-snmme von 420000 Frk«. für die Hinter bliebenen der Opfer von Aigue« Morte» abzuwetsrn und di« nötige Summ« durch eine Nationalsubkription auf- tubringen. Arnnkretch. Zu.5 Zähren Gesingnis 10 Zahre» AusenthaltSbe« schrinkung und 1000 Fr. Geldstrafe verurteilte da» Pa riser Gericht eine Witwe Mille»camp, weil sie von ihr gefundene militärische Pläne, die von einem im Dienste der französischen Regierung stehenden Spion in ihrem Hausr verloren wurden, nicht an die französische Regie rung zurückgegeben, sondern dritten Personen gezeigt hat. Wir milde find da die französischen Marineoffiziere vor dem Reich»gericht in Leipzig sortgrkommrn? Italien. Criöpi ist in der sizilischen Frag« rasch beim letzten Br- N>ei»mttt«t angelan-t. Er wirst Soldaten nach der un glücklichen Insel Sizilien, von der fast jeder Tag neu« Ausstände meldet. Die Sache spielt sich jede»mal nach demselben Programm, in gleicher Weis« ab, nur vast neue sten« die armen Leut« nicht nur Heiligenbilder, sondern auch dir Bilder de» Kinig«paarr» mit sich führen, daß sie mit Hochrufen auf den König und da» eigene Ztalien die VrrzehrungSsteuerämter und die Bürgermeistereien stürmen. Stet» «erde« di« betrefftnden Gemeindedeamten mißhan delt ihr« Archive vernichtet; dabei entsteht «ine Rauferei mit den Carabinieri, diese machen von ihren Waffen Ge brauch, r« stießt Blut und zuletzt kommen Bergsalieri oder Infanteristen und „stellen die Ordnung wieder her." Di« Regierung verspricht Bestrafung der Schuldigen und stellt der Beseitigung der Uebetstänve in Aussicht. Mit der Bestrafung wird «» zweisello» seine Richtigkeit Haden; bi»h«r ist aber von amtlicher Seite auch nicht mit einem Worte angedrutet worden, wie die Uedelstände beseitigt oder auch nur gemildert werden sollen. Crispi kennt al» Sizilianer die traurige Lage, in der sich die bäuerliche Bevölkerung seiner Heimatinjel befi idet von Zugend auf. Zur Zeit, al» er noch nicht teilender Staatsmann, son dern Verschwörergehülse Garibaldi» gewesen, während de» Zuge- der Tausend quer über ine Znsel hat Crispi jenen Erlaß Garibaldi« mit unterzeichnet, welcher di« Zerschlagung der Großgrundbesitze und dir Bildung steter Bauerngüter anordnrte. Garibaldi und Crispi dachten damal», die ländliche soziale Frage von Sizilien und Süditalirn in ihrem Kern zu treffen; ihre Lösungs form «ar aber eine so maßlos revolutionäre, daß man sie sosvrt wieder in Vergessenheit zu bringen suchte. Seither hat Cri»pi der sizilianischen Bauern sich erst er innert, al» er durch den Bundschuh, die H'usoi äst In- vornlori gezwungen wurde, sie zu beachten. Wir Haden bereit» wiederholt den sizilianischen Arbeiterbund und die ländliche Not geschildert, au» der di« gegenwärtigen Putsche entsprungen sind. Die Reformforderungen lausen daraus hinaus, daß ersten» der Gemeinde-Mißwirtschaft rin Ende gemacht und da» Gemeinde-Steuershstem in einer Weise abgrinbert wurde, vermöge welcher die Lasten nicht bei nahe ausschließlich die Armen treffen; dann fordern sie zweiten» «>nr vollständige Abänderung de» bisherigen Pachtshstem» durch Beseitigung der wucherischen Zwischen pächter. Der Grundherr soll nicht» verlieren, aber die Unterpichter sollen auf einen Aulsterbeetat gesetzt «erden. Al» Zdeal schwebt den sizilianischen Bauern da« Halbpart- pachtshstem vor, wie e« in To»kana und anderen Teilen Obrritalien« üblich ist. Einige flzilianisch« Großgrundbe sitzer find bereit» hierauf «ingegangen und auf ihren Gü tern herrscht jetzt vollständige Ruhe und friedlich« Zuver sicht auf ein« bessere Zukunft. Um eine solche Reform i« großen durchzuführen, bedarf «» einer starken Regierung, welche nötigenfalls auch einen Zusammenstoß mit den aus Sizilien ausschlaggebenden Kreisen nicht zu scheuen hatte. Go stark sühlt sich aber da» Ministerium Lri-pi derzeit nicht. Ueber Sizilien ist der Belagerungszustand verhängt wor den. Die italienischen Blätter befürchten, daß Frankreich in Sizilien die Hand im Spiel« habe. Spaniel«. Spanien hat sich in Melilla blamiert bi» auf die Kno- chen. Schon der Beginn der ganzen Kriegsgeschichte «ar echt spanisch: Ein General läßt aus Anordnung de» Krieglrats ohne Berücksichtigung der ihm zu Gebote ste henden Mittel, Knall und Fall an der Grenze einer Ko lonie, deren Größe unsere Atlanten im Umfange eine» Stecknadeltopfes angeben, eine Verschanzung auswerfen. Ein herrenlose«, fanatische» Gesindel au« der Umgegend rollet sich aus die« hin zusammen, reißt ohne viele Er klärungen nacht- ein, wa» die Spanier bet Tage aufge baut haben, r» kommt zu einem Kugelwechsel, bei welchem rin Dutzend Menschen am Platze bleiben, «ine ganze Na tion von 27 Millionen Köpfen kommt darüber in Auf ruhr schreit von Beleidigung der spanischen Fahne ver langt wütend einen nationalen Krieg. Die Regierung, welche den Beutel und die Kriegsbereitschaft des Lande« bester kennt al» die zwei Dutzend tonangebenden Redak tionen und daher den Unsinn de« ganzen Rummel« klar überblickt, läßt sich nach einigem Sträuben an» Angst um die Dynastie schließlich doch in» Bockshorn mit jagen und wirst 22,000 Soldaten mll nicht weniger al» 25 Gene rälen aus den Kriegsschauplatz. Anstatt aber nun, nach dem die spanische Bank ihre Kassenschränk« geöffnet, in ei nen frischen, fröhlichen Krieg zu ziehen, welcher der Na tion eine neue Kornkammer, den Generälen Ehren und Waffenruhm, den Soldaten froh« Bewegung gebracht und den tausendjährigen maurischen Augiasstall einmal gründ lich ausgeräumt hätte — ich sage, statt dessen legt sich die halbe Waffenmacht Spanien» mit Gewehr im Ausschlag in dem vielgenannten Gelände auf den Bauch, bis die Hälfte marode ist, der Sultan von Marokko sich gemäch lich auSgegähnt hat, und macht sich jetzt in aller Stille daran ohne Sang und Klang wie ein durchnäßter Pudel mit eingezogenem Schwänze nach Hause zurückzuschleichen mit dem Ergebnisse, daß Spanien 50 Millionen Peseta- Schulden mehr zu verzinsen hat, «a» ihm gerade noch fehlte. Zur Zeit können Sie einen Spanier mit nicht mehr ärgern, at» mit der Frage: Wa» halten Sie von Melilla, Caballero - Rntzland. Zn Petersburg trägt man sich auch mit dem Gedan ken einer Weltausstellung; sie soll au» Anlaß des 200 jährigen Jubiläums der Stadt Petersburg im Zahre IVOS veranstaltet werden, vorausgesetzt, daß das erforderliche Geld vorhanden ist. Nordamerika. Um das Defizit von 120 Millionen Mark zu decken, planen di« Vereinigten Staaten von Nordamerika die Einsührung einer Einkommensteuer von 2 Prvz. für alle Einkommen von Über 4000 Dollar». Außerdem ssll der Tabak noch mehr bluten. Aus dem Auerthal und Umgebung, «itthsilwnasn »su takale» Antereff« stu» v«r «evakttau Ast» wtar»««»u. Gedenket der Thterwelt l Draußen wirbeln die Schnee flocken hernieder. Ein kalter Wind saust über die Flur dahin. Die Gewiffer sind mit Eisdecken überzogen. Die Menschen hüllen sich in Pelze und dicke Mäntel und zie hen da» Leben in geheizten Wohnrüumen dem Aufent halt« im Freien vor. Zetzt «erden auch die Stille «är mer gemacht, di« Hunde bekommen Decken und Stroh oder erhalten einen Platz im Hause. Wenig fürsorglich wer» ven ost di« Zughund« behandelt, die in der Kälte oft stundenlang, vor den Wagen gespannt auf der Straß« stehen müssen und dabei so frieren, daß sie am ganzen Körper zittern. Dank der Fürsorge von Vereinen und Behörden wird solche- rücksichtslose Verhalten gegen di« armen Thier« al« Thierquälecei bestrast. Den Zugthieren ist, sobald st« stehen gelassen werden, ein« wärmende Un terlag« unterzulegrn; außerdem find sie mit einer Decke zu bedecken. Auch ist es jetzt Zeit, an unsere gefiederten Singer, Künstler und Dilettanten zu denken, die, wie de» Sommers Lust und Freude, auch den rauhen Winter getreulich mit un» thrilen. Unter ihnen wollen wir auch der Proletarier nicht vergessen, der kecken Spatzen, die mit ihrem Lärm genügend aus sich aufmerksam machen! Gedenket der Thierwrlt I Aus Sachsen und Umgegend. — Ein dummer Junge in Chemnitz leckte au« Vor witz an «inen Ga«kandelaber und blieb sofort festgesrorrn mit der Zunge kleben. Er wurde zwar alsoald durch eine Frau, welche die Zunge schleunigst mit heißem Kaffee be goß, au» seiner unangenehmen Lage befreit, trug aber «in« Verletzung davon. — Die Lutherfestipiele in Sebnitz haben bei einer Ge samteinnahme von SS26 Mk. und einer Au«gabe von 5712 Mk. einen Reingewinn von 4314 Mk. ergeben. Derselbe fließt wohlthätige» Anstalten zu. — Der jüngstgeborene 2. Sohn de« Prinzen Friedrich August ist Friedrich Christian genannt worden, ohne Zweifel seinem Ahnen, dem Kurfürsten Friedrich Christian zu Ehren, welcher am 17. Dez. 1763, nach nur lOwö- chentlicher Regierung zur allgemeinen Bestürzung de» Vol ke« im 42. Lebensjahre starb. Hatte er doch rüstig Hand angelegt, die dem Lande durch den 7jährigen Krieg ge schlagenen Wunden zu heilen, und die unter dem allge waltigen Minister Grafen Brühl rtngerissen« heillose Miß wirtschaft durch dessen sofortige Entfernung abgestellt. Durchgreifend« Finanzreformrn wurden vorgenommen, je der hatte da« Recht sich dem Füllten zu nahen und Be schwerden vorzubringen und alle» hoffte nun den Anbruch einer neuen besseren Zeit. Da iourde der körperlich durch di« Gicht geschwächte, aber geistig energsiche Fürst durch hitziges Fieber hinwegrafst. Niem-no aber wollte l-tziere» gtauben. Man nahm an, dag die Jeiuitrn, fürchtend, daß ihnen nichts gute« bevorftehe, die Hano un Spiele gehabt hätten. — Ungeheure» Aussehen erregt di« bereits gemeldete Verhaftung de» Dresdner BankoirektorS B. Andräe. An« dräe ist, wie man dem „Pirn. Anz." meldet «in Glück»- ritter schlimmster Sorte, der vermögenslos war (sein Ver mögen war jtet« vorsichtig aus den Namen seiner Frau, geb. Präuscher eingetragen-, gleichwohl aber Baustellen- und sonstige Spekutattonen, die in die Hunverttausende besten Verhältnissen, nach amerikanischen Begriffen ziemlich gebildet und noch immer unverhetrathet. „Eine Frau ist ein Luxus, den ich mir nicht gestatten kann," pflegt« er im Kreise seiner Freunde zu sagen. „Ich kann in meinem LebenSkrelse kein Geschöpf gebrauchen, da» «ulschließlich dazu da ist, sich hübsch anzuziehen, Gesellschaft teu zu geben, zu tanzen, zu reiten und zu kutschiren, und eine andere Frau ist bet un» nicht zu Haden." Er la« eben dir neuesten Depeschen au» Europa, al» sich «in leiser Pochen an der Thür de« Hause» verneh men ließ. Zugleich schlugen di« Hunde au. Da alle- schön zur Ruhe gegangrn war, stand Oliver aus und be gab sich selbst hinaus, um nachzusehen, wer zu fo später Stunde Einlaß begehrte. Al» er, die Lampe in der Hand, öffnete, saß auf der Schwelle «in junge», hübsche« Mädchen, anständig aber einfach gekleidet, und sah ihn mit den großen, blauen Augen flehend an. „Wa- wünschen Sie?" fragte der Farmer verwundert. „Zch bitte Sie um Gotte» Willen um «in Nachtlager. Ich bin den ganzen Tag gewandert, ich kann nicht mehr »eiter, die Füße versagen mir den Dienst." Oliver blickt« noch einmal in da» hübsche, ehrlich« Ge- ficht de» Mädchen», aus da« der Schein der Lampe fiel und ließ sie dann rin. Nachdem er di« Thür« wieder ge schloffen hatte, führte er sie in die große Stube, hieß st« sich bei« Kamin niedersetzen, und ging dann hinaus. Nach einer Weil« kehrt« er mit einem Brett zurück, auf dem sich auf verschiedenen Teller» kalter Braten, Butter und Brod befanden, deckte den Tisch, stellte ein Gla» und ein« Flasche Bier hin und lud da» Mädchen, da« ihm stumm zugesehen hatte, «in, zu essen und zu trinken. Sie iierte sich ketten Augenblick; »Sie Haden wohl Hunger? fragte er, nachdem er sich wieder zum Kamin gesetzt hatte. >> „Ach ja," erwiderte sie treuherzig. „Zch hab« seit ge stern Abend ntcht» genossen." Einige Zett herrscht« Stille in der großen Stube; da» Mädchen aß langsam, indem sie von Zeit zu Zeit einen Blick aus den Farmer hinüberwars, dieser schien sich ntcht weiter um sie zu bekümmern, sondern la» glrichmüthig in seiner Zeitung und raucht« dazu seine wohlriegende Ha- vannah. At» da» Mädchen sich gesättigt hatte, erhob sie sich, dankte ihrem Wirth mit wenigen herzlichen Worten und nahm bann ihm gegenüber ihren Platz beim Kamin ein. „Erlauben Sie", begann sie bescheiden, aber unerschrok- ken. „Sie müssen doch wissen, »en Sie beherberge», wenn e» auch nur für eine Nacht ist." — Der Amerikaner ließ die Hand mit der Zeitung sinken und blickte sie erstaunt an. Sie sind wohl eine Deutsche?" „Ja", erwiderte sie. „Ich nenne mich Toni Mehrholz und stamme von anständigen Bürgersleuten in Hannover ab. Frühzeitig Waise fand ich Schutz und Aufnahme bei einer guten Lame, welche in einem kleinrn Städtchen einen bescheidenen Handel mit Mauufakturwaarrn betrieb, Eine» Tage» lernte ich beim Tanz eine» jungen Gold arbeiter, Namen« Peter Weid kennen. Wir gefielen un», er begann mich zu besuchen und r» g-lang ihm, mich zu bethörrn und meine Liebe zu gewinne». Er selbst mag ja damals dir Absicht gehadt Haden, mich zu heiralhen, wenigsten» bewarb er sich ernstlich um meln« Hand, aber meine gute Tante war mit Recht gegen diese Verbindung, denn Weid hatte den Ruf eine« leichtsinnigen Menschen, eine» Spteler» und Trinker». Ich wollt« nicht daran glauben — zu meinem Unglück. — Er überred! te mich, mit i-m zu fliehen. Ich macht« «ein kleine» Vermögen, da» in Papieren angelegt «ar, zu Geld, verließ heimlich da» Hau» der Tante ».schiffte mich mit ihm in Bremen nach Amerka ein. Wir landeten zusammen in New-Kork. Al» Weid hier keine Arbeit fand, zogen wir weiter von Ort zu Ort immer in da» Land, in die Wil niß hinein. Un» Beiden begann der Math zn finken. Zn der vorigen Nacht hielten wir Rast in einem Walde, wo wir andere Au»«anderer trafen, Deutsche, di« gletchsall« nach dem Westen zogen. — Al» ich am Morgen erwachte, war Peter Weid fort. Er hatte mich verlassen und auch beraubt. Mittellos stand ich nun in einem fremden Lande d, und wanderte «etter, ohne rech» zu wissen, wohin ich gehe; so überrascht« wich der Abend, die Dunkelheit, und al- ich endlich ein Licht erblickte, das eine menschliche Wohnung a «zeigte, raffte ich meine letzten Kräfte zusammen. Auf Ihrer Schwelle sank ich nieder, und wenn Sie mich nicht ausgenommen hätten, wär« ich wohl zu Grunde gegan- gen." Der Farmer nickte mit dem Kopfe, dann stand er auf, sah da» Mädchen wiederum forschend an und ging hinaus. Al- er zurücktehrte, sprach er scheinbar gl-ichglltig: „Sie find müde, e« ist besser, wenn St« jetzt zur Ruhe gehen, kommen Sie!" Er führte Sie in da« ober« Stockwerk, wir» ihr ein« hübsche Stube an und Verließ sie hierauf,, ohne ein Wort zu sagen. Erst al» sie ihm ein sreunduche» „Gute Nacht" wünschte, schloß er grüßend »te Tyüre. Toni duckt« eine Wen« m der Stuve umher, dann warf st« sich vor rem Bette ntedrr und vegan» leise zu w«in-n. Nachdem st« sich gefaßt und ihr« Lhränen getrocknet hatte, ging sie zur Ruhe. Au» st« die Lamp« vertöjcht hatte, hörte fi« brau- tzen Stimmen und Pserdegetrampel und kurze Zett dar nach schlief st« ein. E« »ar früh am Morgen, al» kräftig an ihre Thüre gepocht wurde. (Fortsetzung folgt.)