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Lokalblatt für Aue, «uerhammer, Zelle-Ülöfterlein, Rieder- u. Oberpsannenstiel, Lauter, Bockau und die umliegenden Ortschaften. 'HHchtM,:- incl. der 3 werlbvellen Beilaaen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 Mk.'2V Pf. bütch die Post 1 ». »Bf. Mit S iLustrikten AeiötSttern: Deutsches Aamitienbkatt, Aule Heister, IM-ieget. »erantwortlicher Redakteur: «mtl -«-«meister in Aue (Erzgebirge). Redaktion u. Expedition: Ad»«, Marktstraß«. die einspaltige Corpurzeil« lOPf«, Petitsah wird natb Petitzelten, Nonparelllt satz nach dieser berechnet. Bei Wiederholungen hoher Rabatt. All« Postanstalten und LandbrteftrLger nehmen Btstellüngen an. No. 147. Mittwochs den 13. December 1893. 6. Jahrgang. Lehrergesuch. - AusangJanuar 1894 ist an hiesiger Volksschule die 1. Knabenlehrerstelle zu besetzen. Für die ständigen Lehrer bestehen hier S Gehalt-klassen. Das Höchstgehalt be trägt in der 1. Klaffe 1800 Mt., in der 2. 2000 und in der S. 2200 Mk. Da- An- fangSgehalt beträgt 1000 Mk. und steigt durch dreijährige Zulagen von 200 Mk., 2 mal ISO Mk.: und weiter um je 100 Mk. bis zum Höchstgehalt. Außer de n Gehalt wird em ÄohnungSgeld von 2KO Mk. für einen verheiralheten und an ILO Mk. sür einen un- verheirathetrn Lehrer gezahlt. Die in einem auswärtig«, Amte verbrachte Dienstzeit kann angerechnrt v-rden. Gesuche mit Lebenslauf und den erforderlichen Zeugnissen sind bis zum 18. De zember 189S anher eiozureichen. Aue, am 9. Dezember 1893. Der WcrLH der Stadt. vr. Üretzschmar. Bekantttmachmtg. Infolge de» eingdtreteuen Schneefalles machen wir aus' nachstehende Bestim mungen der hiesigen Straßenordnung mit dem Hinzuftigen aufmettsam, däß wir Zu widerhandlungen uunachflchtlich mit Geldstrafe bis zu 60 Märk oder Haftsträfe bi» zü 8 Tagen ahnden werden. § 1k. Da» Schlittern und Nuscheln auf Straßen und Plätzen ist pntersagt und zieht außer der verwirkten Strafe die Wegnahme de» Schlittens nach sich. 8 22. Jeder Hausbesitzer beziehentlich dessen Stellöittstetrr ist verpflichtet im Winter den in der Länge seine» Besitzthum» hinsühreuben Fußweg stets von Schnee und EiS möglichst frei zu erhalten und bei Schnee- und Eisglätte mit Sand oder Asche zu bestreuen, sowie glatte Stellen auszu hacken, auch diesen Vorschriften, inen« Schnee- und Eisglätte über Nacht entstanden ist, bis spätesten» früh 8 Uhr nachzukommen. an den Dachrändern sich bildende Eiszapfen sofort herunterzu schlagen, damit durch deren Herabfallen Niemand beschädigt «erden kann, nach starkem Schneefall sobald al» möglich den Schnee vom Dach zu beseitigen und während dem, sowie überhaupt an gefährdeten Stellen, Stangen auszustellen und Fnß- wie Fahrweg von den herabgefallenen Schneemassen unverzüglich zu befreien. Aue, am 6. Dktember 1893. Der WclLH der Stadt. vr. Kretzischmar. Ahn. Politische Nachrichten. Dtutschluud. Berlin, din 10. Dccembtr. Kaiser Wilhelm läßt der lothringisch«« Gemeind« Kür zel, in welcher Schloß Urville liegt, eine protestantische Kirche ervauen und wird im Frühjahr der Grundsteinle gung bewohnen. Für Pa« geistige Niveau de» gegenwärtigen Reichstage» und für dir Befähigung de» Herrn v. Buol (Ztr.) zum Vizepräsidenten ist folgende Szene au» einer der letzten Sitzungen so charakteristisch, daß wir auf sie Hinweisen wollen: Abg. v. Liebermann: Man sage den Agrariern immer, sie sollten sich rtyschränken, aber man möge doch einmal sehen, wie die Börsenspekulanten lebten, wie daß der Pro zeß Löwy gezeigt habe. (Abg. Singer rüst : Solche Leut« flehen Z-nrn näher, die Ehrenscheine ausstellen.und'nicht rinliseu.) Wchen Sie sich nichts in eine Angelegenheit, dir atS'dei '"' ' ' " " " Singer: Unverschämtheit!) Aüf einen groben Klotz ge- hört ein grober Keil. (Abg. Singer Unverschämte Frech heit !) Vizepräsident v. Budl: Ich bitte, hier keine Zwiege spräch« zu hasten l (Troße Heiterkeit.) Abg. v. Liebermann (fortfahrend): Solcher Spekulant! (Der Abg. Schmidt geht zum Prästdententisch und spricht mit dem Vorsitzenden). Lasten Sie den Präsidenten ent scheiden und mischen Sie sich nicht in meine Angelegen heit. Ich glaub« nicht, daß ein Mitglied de» Häufe» Ver anlassung hat den Präsidenten daraus aufmerksam zu ma chen, wenn ein Mitglied etwa» Unpar amentarische« ge sagt h-t.j Abg. Richter: «Natürlich wenn der Präsident nicht aufgrpaßt hat!" (Große Heiterkeit.) Vizepräsident v. Buol erklärt gehört zu haben, daß der Abg. v. Liebermann den Ausdruck „bewußte Unwahrheit* gebraucht habe, er müsse da» ernstlich rügen. E» ist tollkühn, von Reich-tag-petitiönen etwa- zu er hoffen, ist doch im Reichstage dereitt «in Berg von, Bäyern hat e» dem Kaiser; — bewußte'Unwahrheit schon längst sestgestellt ist 1:13793 solcher Schriftstücke aufgestapelt. Sie Mächen sich zuM Mirgenosten von Wucherern! (Abg. f Prinzessin Elisabeth von Bäyern h Franz Josef, ihrem Großvater zu danken/daß sie ihren Geliebten, den Leutnant v. Seefried, heiraten durfte. Kai ser Ftanz Josef hat soviel Unglück in seiner Familie er lebt, daß er weiß, wie vielmal innere Zufriedenheit mehr wert ist, al» Süßerer Glanz, al» Titel umd Würden. Sein Sohn erschoß sich, der Erzherzog Johann warf alle Pracht von sich und ertrank irgendwo im sernen Meeres Die Kaiserin ist schwermütig. Der Prinjiegent wollte von der Heirat nichts wissen und versetzte den Leutnant nach Metz. Da wandte sich Prinzessin Elisabeth an ih ren Großvater. Der half. „Ich werde niemals einem Herzenswünsche meiner Familienmitglieder entgegentreten,* erklärte er. Am 3. Dezember sand die Hochzeit statt. Der junge Ehemann hat wenig Vermögen und ist noch dazu evangelisch. Die Rückberufung der Jesuiten hätte eine besonder« Bedeutung für Metz, wo der Jesuitenorden noch/he>kte ei nen Grundbesitz hat, den man auf ca. 20 Millionen Mark schätzt. Der dem Orden gehörende Häuserkomplex umfaßt zur Zeit da- kaiserliche Lehrerseminar die Inten dantur de« 16. Armeekorps Ukd etwa 30—40 größere und kleinere Privatwohnungen. Ein bei der Ausweisung > Nachdruck »erdeten. IseuMeton. Die Gouvernante. Roman von Rudolf Scipio. FvltsetzUNg. „Mir ist da», was Sie mir da erzählen, völlig neu,* sagte Gerda — „kennen Sie vielleicht den Namen jene« Manne« ?* setzte sie mit leise bebinder Glimme Hinz«. „Ich erinnere mich destelben nicht mehr, man vergißi so etwa« leicht wieder * Zn lebhafter Erregung langte Gerda zu Hause an. E» ließ ihr »un kein Ruhr mehr, di- sie Gewißheit erlangt hatte, und sosehr e» ihr auch stet» widerstrebt' hatte, mit. der Dienerschaft über Dinge zu .reden, welch« nicht zu deren Obltegenhetlen «Hirten, so könnt« sie doch diesmal 4» Ermangelung einer anderen Quelle,. au« der sie di« Wahrheit hätte erfahren könne», nicht umhin, eine Ausnahme zu-machen. Mit de« Anschein möglichster Unbefangenheit richtete sie an den allen Hautdiener, al» dieser ihr am nächsten Morgen dir Zeitung brachte, die Frage, ob ihm ein Herr Von Felben bekannt sei, der hierin der Stadt wohnen solle. „Siner diese« Namen« ist im vorigen Herbst kurz« Zeit aus de» Werke de« Herrn Kommerzienrath- al« Ingenieur angestellt gewesen. E» ist da« derselbe, der kupz vorher aus eine so merkwürdig« Art um. sein Tut gekommen »ar. Sie »«rden vielleicht davon gehört haben. Auch hi«r muß «Noa» ganz Besondere» mit ihm vvrgefallen sein. Am Abend war der Baron noch hei uns«« Herrschaft in Ge sellschaft «ingeladen und am nächsten Tage hat et dann die Fabrik brtrit« verlassen. Ich habe auch wohl bemerkt, daß e» der Herr Kommerzienrath nicht gerne hört, wenn von ihm gesprochen tvltb. Wdnn da» FiÄulein ustd der jung« Herr wohl einmal zusammen über ihn reden und der Herr Kommerzienrath kommt gerade hinzu, dann wird sogleich von etwa« Aoerem ges pröchen.* Gerda glaubte jetzt'ihrer Sache völlig gewiß zu sein; nur begriff sie nicht, daß der Kommerzienrath bei einem MänNe wie Fllden noch auf den Unterschied de» Vermögtn» srhen könne. Um so mehr freut« sie sich, daß sie die Macht besaß, Felben, voraU«gesetzt, daß dieser auf ihren Plan einhina, selbst sür den reichen Kommerzienrath Wehrhahn zu einem annehmbaren Schwiegersohn zu machen. Etwa vier Wöchen möchten seit Felden's Begegnung Mit Gerda vergangen sein, al« Börn eine« Abend», da Felben eben nach Haus« gekommen war, bei ihm eiuträt. „Man muß jetzt die Minuten wahrnehmen, wenn män Sie einmal finden will,* sprach er. „Sie müssen riesig zutthun haben.* „Die faule Zeit ist glücklich vorüber,* versetzt« Felben, der sich heut« in «inet ziemlich heiteren Stimmung befand, «i« der Doktot sie länge nicht mehr bemerkt hakst. „Ich komm« soeben aÄ einer Konferenz Mit eistigtn Herren, welch« sine neue Hochofenanlage beabsichtigen und, mit de- nrn ich bezüglich der Bauleitung unter seht günstigen Be dingungen abgrschlbsten hab«. Unter un» gesagt, hege ich die Hoffnung, daß diese« nun der erste Schritt zu einer bauernden Verbindung Mit deck betreffenden Konsortium sein wird, tndeß, ck«n mir angtteutet hat, daß «än nicht abgeneigt sei, mit »ätz SollenduN, de« Baur« auch di« fernere Leitung, di« Unternehmen« zu übLrgiben. Ich werd'« Mich ttrtik» Morgen'an Ott und Stell« btgtben, um «tt den Vorarbeiten beginnen zu können »uh dann wahrscheinlich schon bald ganz in meinen neuen Wirkungs kreis übersiedeln.' „Ich wünsche Ihnen aufrichtig Glück dazu," sagt« der Döktor, indem er Feld«»'» Hand herzlich schüttelte. „Daß i» mir leib thut, Sie zu verlieren, brauche ich Ihnen nicht zu sagen; döch wenn wir auch getrennt Melden, so Wird unsere Freundschaft darum nicht minder innig fort bestehen. Uebrigeü« ist e» gut/ fuhr er fort, „daß ich Sie denn gerade heute noch getroffen habe. S» ist nämlich heute schon zweimal ein Herr hier gewesen, der stih nach Ihnen erkundigte. Wer e- ist, kann ich nicht sagen, da er mir' seinen Namen nicht genannt hat. Er frug mich Nur, zu welcher Stunde Sie am sichersten zu sprechen seien, und al- ich ihm di« Zeit bi» v Uhr Morgen» angab, sagt« er mir, daß er dann wiederkömmen werde.' „Wie sah der Herr au»?* fragt« Felde».* „Er war «in alter, sehr stattlicher Herr mit einem frischen, blühenden Gesicht, schneeweißem Krau-kspf und dito Backenbart. Man konnte ihn, feistem bestimmten Auftreten nach, für einen alten Militär htlten, wenn nicht wieder etwa» Reservirte», an Diplomaten Erinnernde« in seinem Wesen läge.* „Teufel,* murmelt« Felde«, „sollte da» der alt« Buch holz gewesen sein; nun «it «erden ja sehen.* „Dann habe ich noch ein« Neuigkeit,* führ der Dok tor sott, „die St« allerdings wenig berührest wird, welche' aber für unfern Kreutid LoNgtnhtim VVn Vekth ftin unh sein« Hoffnungen auf die endliche Erreichung' feint»' Zie le« neu beleben dürste. Der Kommerzitstrath hät naust lick «ie ich höre, verschieden« Aeußrruttgen gfthän, au« denen mir herdotzugehen scheint, däß er mit dtm Ttdtstst st» umgeht, die Erzieherin seiner KindtrzU heitalhe«. Die Sache'kommt mir um so wahrfcheikllchtr vvrj ilktz di« Dam« nicht allein «ine wirklich auffallend« Schönheit