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Sein letzt«» Kinnen galt dem Heere. Er sprach im Fi««' der nur von Feldzügen und Schlachten, stieß Kommando - ruf« au» und rief wiederholt: »Lieber sterben al» «ine Schlacht verlieren I" Am Montag wurde der Held begra be«. Der Sarg »ar mit Kränzen überschüttet, unter welchen sich auch «in solcher de« preußischen RegimrntS der Sarde du Corps, in welchem der Verstorbene gedient befand. Der Uebersender »ar der Regimentskommandeur Prinz Friedrich Leopold, Schwager der deutschen Kaiser». Di« Sektion der Leich« ergab al« Todesursache ein kaum erbsengroße» Geschwür in de« zunichst dem Magen sge- legrnen Zwölffingerdarm, da» durchgebrochen «ar u. die tidtliche Bauchfellentzündung veranlaßt hatte. Ein ope rativer Eingriff wtre ohne Erfolg gewesen. Uebrigen» sanden sich neben dem Geschwür einig« Narben welche be weisen, daß der Graf schon wiedrrholt in Gefahr schwebte derselben Krankheit zu erliegen. Ms— Ueber di« vorging« bei der Entlastung de» Für sten BtSmarck girbt Dr. Han» vlum allerlei Mitteilungen tn denen Bekannte» und weniger Bekannte» verflochten ist. Am wenigsten bekannt ist, daß al« zder Kaiser Bis mark eine Dotation zur standesgemäßen Führung de» Herzog«titels «nbieten läßt, der Fürst diese ablrhnt« mit dr« Worte«, »au kinne ihm doch nicht zumute« seine Laufbahn damit zu beschließen, daß er einer Gratifikation, wir sie z. B. eifrigen Postbeamten zu Neujahr zuteil »erd«, nachlausr. Beim Abschied Bismarck« von der Kai serin, welch« dem Fürsten sehr gewogen war, im könig lichen Schlosse, drückte ihm dieselbe di« Hand und rief ergriffen: „Leben Sie wohl!" Die Prinzen stimmten in den Rus mit ein. Erst nach dieser Szene kam der Kai ser. wa» er mit Bi»marck gesprochen hat, ist nicht be kannt geworden. — Die Presse beschäftigt sich auch noch mit einer Stelle dr« Blum'schen Buche» welche den Schlüssel zu den Feindseligkeiten liefert, mitgdenen seit dem 20. März 1890 der Minister v- Bötticher von FriedrichSruh au- bedacht worden sei. ES wird von dem Minister behaup tet, er habe zum Kaiser gesagt: „Wenn Majestät dem Großen Friedrich nachstreben, so müssen Sie vor allem den Fürsten Bismarck beseitigen." So wenig wahrschein lich diese Lesart «scheint, so .wird Bötticher doch zu ihr öffentlich Stellung nehmen müssen. — Ein Gespräch, da» Caprivi mit dem Abg. v. Man- truffel geführt haben soll, veröffentlicht die Kreuzztg. Ca privi soll nämlich rrllärt haben: „Za, die Landwirte müs sen eben abschreiben, wie da« jeder industrielle und kauf männische Unternehmer heute thut l" Als Frhr. von Man teuffel erwiderte, di« unmittelbare Folge solcher Abschrei- buugrn würde der Bankrott sein, habe Graf Caprivi ge- antwortet: „Nun, dann gehen die jetzigen Besitzer eben zu Gmndr; r« werden neue billig kaufen und leben kön nen. In ihrer neuesten Nummer bestätigt die Kreuzztg. «schmal» diese Mitteilung. — Ein« kurios« Steuerstaffel gilt in Braunschweig. Niemand braucht mehr al» 120 Mk. Staatssteuer zu zah len und zwar wird dieser höchste Satz erreicht von Beam ten bet 9000 Mk. Gehalt, von Rentnern aber erst bei 18000 Mk. Einkommen! Ein Rothschild hätte in Braun schweig auch nicht mehr zu zahlen, als die 120 Mk. Ein Sechste» wird hiervon außerdem noch erlassen. Nunmehr will der Landtag dieser Zdylle ein Ende machen. Der braunschweigische Staat ist außerordentlich wohlhabend und braucht direkte Staat»steuern fast gar nicht. — Au» Aeußerungen herorragender Abgeordneter läßt sich schließen, daß die Handelsverträge auch der ruisische, durchgehen, die Steuerprojekte dagegen voraussichtlich fal len werden. — Da» durch Versinken dr» Brunnen- in Schneide mühl entstanden» 8—S Quadratmeter umfassende Sumpf loch, welche» sich nach unten trichterförmig vrrengt, wurde mit Lehmsicken und Faschinen au-gefüllt und darauf ein mächtiger KieSberg aufgeschüttet. Man glaubt« auf diese weise dem Druck de» Wasser» erfolgreichen widerstand «ntgegenzusetzen. Aber in der nächsten Umgebung de» Brunnen» beginnt sich der Erdboden bereit« aus beängsti gende Art zu senken. An einer Stelle hat di« neuerlich« Senkung schon eine Lief« von 2 Meter erreicht. In den nüchstgelegenen Häusern macht sich abermat« «tn unheil kündende» knisternde» und leise krachende» Geräusch ver nehmbar. Da» Mauerwerk zeigt Riff«, dir täglich länger und zahlreicher werden. Nunmehr soll der Berliner vrun- nendirektor Franke sein Heil versuchen. — Heute braucht der deutsche Einsuhr-Kaufmann »el- cher östreichische» Getreide für Deutschland erwirbt, für 100 Gulden istreichischer Währung infolge de» Agio» nur etwa 159>/> Mk. tn Gold zu zahlen, gegen et«, 170 Mk. zur Zeit de» Abschluss«» dr» Handelsvertrages mit dem befreundeten Nachbarrrich; der Einfuhrzoll von 8S Mk. die Tonne, welchen er an der deutschen Grenzr zu entrichten hat, drückt ihn vaher jetzt viel weniger hart, al« vor etwa 2 Zähren. — Zm Jahre 1894 find au Militärp e« ston r n 27,550,000 Mark zu zahlen, gegen 28,180,000 Mark im Vorjahre. — Ein entsetzlicher Stur« hat sich die letzten Tage im Kanal und an der Nordsteküste verwüthet. Bi» jetzt sind 53 Fahrzeuge, darunter große Dampfer, »l« geschei tert gemeldet. E» herrscht starker Schneefall, infolgedes sen viele Züge verschneit». Verschiedene Menschen find unterwegs von Schnee überrascht umgekommen, darunter drei Soldaten. S-a«ie«. Ein Jude in Malaga wurde al» einer derjenigen er mittelt, die den Kabylrn Waffen liefern. Er gab nuen Mitschuldige an. Infolge dieser Vorkommnisse verließen Hunderte von Zuden mit ihren Familen die Stadt und begaben sich an Bord, um nach Oran zu gehen. Sie fürchten da» mit Recht erzürnte Volk. Rvtzla«-. 80 Schriftsteller und Studenten wurden tn Warschau al» Nihilisten verhaftet. Amerika. Die letzte Beschießung von Rio de Janeiro hat einen sehr großen Schaden hervorgerufen. 300 Häuser sind total zerstört, mehrere Hundert sind beschädigt. Auch mehrere Hundert Menschen sollen umgekommen sein. Daß Ende de» Bürgerkriege» ist noch immer nicht abzu- sehen. Aus dem AuerthaL und Umgebung, »tttheiinng«« von «»raten, Interesse fi«v »er Mevnktt»« stets wtar»»«»«. Montag, den 27. November 1898, Nachmittag von 3 Uhr an, sollen in der Bahnhof-eiche in Zell« verschtedene Fässer Wein ». s. w., Syrup, 11 Kisten Limburger Käse, Oetsardlncn und ein Bierapparat meistbietend gegen sofor tige Bezahlung versteigert werden. — Die Gestellung von Pferden zur Musterung ist ein« allgemein gesetzliche Pflicht, nur nicht aus diejenigen Pferde besitzer beschränkt, weiche die Pferde zu gewerblichen Zwe cken halten. Deshalb wird wie da» ReichSverstcherung»' amt am 80. Oktober d. Z. entschieden hat, da» Personal, welches mit der Beaufsichtigung der Pferd« während der Felde» folgte dem Doktor in da» mit hohen, bis zur Deck« reichenden Bürchergestellen versehene Zimmer und ließ sich, «ährend dieser da« zum Vorwärmen schon auf den Ofen stehende Wasser in den Kessel goß und die Spirituslampe anzündete, in einen der um den Tisch stehen den Ledersessel nieder. Da» Gtudirzimmer de» Doktor» war ein nicht sehr große», aber ziemlich hohe» Gemach uud trug, wohin da» Auge sich auch wandte, den Ausdruck de» Einfachen, So liden und Gemüthlichen. Die Wände waren bi» zur Decke mit dicht besetzten Bücherschäben gefüllt, welche nur dort, wo da» altmodische dunkle Ledersopha stand, den Raum für eine Ansicht de» Heidelberger Schlosse», ein PaukbUd und eine Reihe von Lichtbildern sreigelassen hotten. Während einiger Minuten vernahm man keinen andern Laut al« da« Bullern de» Feuer» in dem Ofen und da» Gummen de» Wassers. Der Doktor bewegte sich bei sei nen hausmütterlichen Verrichtungen unhörbaren Schrit ten auf dem den Boden bedeckenden weichen Teppich, und Felben schien, während er den Dampf seiner Cigarre lang sam «usivirbeln ließ, völlig mit irgend einem Gedanken beschäftigt zu sein. „Gestatten Sie mir," begann er endlich, „daß ich eine Frag« an Sie richte. Während der Zeit, welche wir z i- sanunen an einem Tische speisten, ist dort die Rede auf gewisse Geschäfte gekommen, welche man nicht zu den ehren hafte« rechnet. Es ist dabet auch der NameZhres Onkel genannt und ich möchte von Ihnen hören, ob und wle wett diese» seine Berechtigung hat." Der Doktor hatte inzwischen sein« Vorbereitung zum kaffekochen beendet und sich mit Schlafrock und Pfeif« neben Felben niedergelassen. „Die von Zhnen vernom mene« Rlttheilungen beruhen leider auf Wahrheit," ver setzte er und da« ist auch einer der Gründe, weshalb ich in einem nicht gerade besonder» freundschaftlichen Verhält nisse zu meinem Onkel stehe und sein HauS so viel al- möglich meide. Sie werden da« vielleicht schon au» dem zwischen mir und meiner Vase geführten Gespräche erfahren haben. Zch konnte ihr nicht di« »olle Wahrheit sagen, ohne sie zu beleidigen; glaube aber, daß sie auch ohnehin den vollen Grund kennt oder doch wenigsten» ahnt, der mich ein nähere» Zusammensein mit ihrem Vater vermei den läßt. Bei den größeren Gesellschaften mache ich au- besonderen Rücksichten wohl einmal eine Ausnahme, pflege mich aber dadurch für da» gebrachte Opfer einigermaßen zu entschädigen, daß ich niir da» allerding» etwa» grausame Vergnügen gestatte, dem einen oder anderen der Gäste, dessen Maß von Sünden gerade voll ist, in aller Ruhr tüchtig den Kümmel zu reiben." Wenn mir die Verhältnisse, di« ich hier gefunden ha be, früher bekannt gewesen wären," versetzte Felde«, „so würde ich mich nicht um meine jetzige Stell« beworben haben; nachdem ich durch Zhr« Mittheilungen Klarheit darüber bekommen habe, bleibe mir nicht« übrig, al» den Kommerzienrath um meine Entlassung zu bitten. „Zch vermag die Nothwendigkeit davon nicht einzu sehen," entgegnete der Doktor. „Sie haben al« Techniker mit »en Geschäften de- Kommerzienrath« nicht« zu thun. Sie entwerfen Maschienen- und Baupläne; «em diese vienen, kann Zhnen gleich sein und ich glaube kaum, daß irgend Jemand Zhnen «inen Vorwurf darüber machen wird, daß st« in dieser weis« sür den kommerjtenrath thitia sind." „Da» Urtheil, welche« andere üb« mich fällen, pflegt mich nicht zu berühren, mir genügt «, daß ich den Cha rakter ve» kommerzienrath« nicht für «inen ehrenhaften hal.en kann. Zch breche «ei« gesellschaftliche» verhtltniß Musterung beauftragt ist, als in den Betrieb der Heeres- Verwaltung übergetreten angesehen, und hierbei vorkom- mende Unfälle sind von dieser zu entschädigen ebenso wie Unfälle, welche bei Führer sich ereignen, die auf Grund de« Gesetzes über die Naturalleistungen für di« bewaffnet« Macht tn Frieden gestellt sind. Hat dagegen ein Fuhr- halter verträglich di« Gestellung von Pferden zu militä rischen Zwecken übernommen z. B. zur Bespannung der Geschütze für eine ArmirungSübung so handelt er damit innerhalb seine» Gewerbebetriebes, und ein Unfall der hierbei da» Begleitung-personal betrifft, ist wie da« Reich«- verflcherungSamt an demselben Tage entschieden hat, von der FuhrwerkS-BerufSgenosse nschaft zu entschädigen. Aus Sachsen und Umgegend. — I« Bereiche der König!. Gächs. StaatSeisenbahnen «erden Anfang Dezember d. Z. wieder zwei neue Bahn linien eröffnet und zwar im Bezirk Zwickau die Neubau linie GauperSdorf I—WilzschhauS und im Bezirk DreS- den-Neustadt die Neubaulinte Herrnhut—Bernstadt. An der erstgenannten Linie liegen die Verkehrsslellen Sau- persdorf I, Hartmannsdorf b. Saupersvors (zum Unter schied von Hartmannsdorf b. Lnnbach an der Linie W>tt- gtnSdorf—Limdach), Bärenwalce in Sachsen, Odercrinitz, Rothenkirchen im Voigtlande, Oberstützengrün, Neuheide, Schönheide, Oberschönheidt und der Bahnhof Wilzschhan». Di« neue Linie welche 24,3 Kilometer lang und norma'- spurig ist, bildet die Forlsehung der Streck« Wilkau— SauperSdorf II und stößt im WilzichhauS auf die Linie Aue—Adorf—Chemnitz, von wo aus sie später einmal über Johanngeorgenstadt nach Böhmen verlängert werden dürste. Aus ihr verkehren täglich in;eber Richtung 5 Züge mit 2. und 3. Wagenklasse. — An der Linie Herrnhut—Bernstadt liegen die VerkehrSstellen Nieder- ftrahwaldr, Berthelsdorf b. Herrnhut (zum Unterschied Berthelsdorf b. Brand an der Linie Freiberg—Großhart mannsdorf), OberrennerSdorf, Niederrennersdorf, Cunners dorf auf dem Eigen und der Eudbahnhof Bernstadt. Diese Linie ist 10,90 Kilometer lang unv schmalspurig, sie zweigt von der Hauptlinie Löbau-Zittau ab und dürfte später einmal über Nikrisch oder Seidenberg in'S Preußijche führen. Aus ihr verkehren täglich in jeder Richlung 3 Züge mit 2. unv 3. Wagenklasse. — Die Ehefrau eine» in der sogen. Sorge bei Wer dau wohnhaften Handarbeiters bemerkte am Sonnabend nachmittag bei ihrer Rückkehr nach Hause, daß sich die Thür zu ihrer Wohnstube nur bis zu einem geringen Spalt öffnen ließ während Rauch herausdrang. Im Zimmer lag ihr Mann quer vor der Thür und zwei Kin der, Knaben von 3 und 6 Zähren lagen auf den Dielen; alle drei waren tot. Vor dem Ofen verkohlte ein Hau sen Lumpen. — Am Freitag abend ist auf dem Glauchauer Bahnhöfe bei der Einfahrt des Grvßvothen-Rochlitzer Gü terzuges ein Bremser avgestürzt, überfahren und getötet worden. Ein eigentümlicher Mangel hat sich Heuer im oberen Vogtland« herausgebildet: e» fehlt an Gänsebraten. Hier «erden di« Gänse nicht von klein auf herangezogen und gemästet, vielmehr durchziehen im August und September böhmische Händler mit Herden von 200 bis 300 Stück Gänsen die Dörfer und Städte, unv die Bauersfrauen kaufen sich eine Anzahl die,er vielbegehrten Vögel, füttern dieselben eine Zeit lang uud hausieren sodann mit den ge schlachteten und gerupften Gänsen. Heuer fehlte e» jedoch unfern Bauern an Futter für die Vieriügler und später auch sür die Gänse, und während die erwähnten böh mischen Händler im vorigen Zahre für ihre Ware 3,50— zu ihm au- demselben Grunde, der Sie veranlaßt hatte, sich von ihm fern zu halten, obgleich Sie durch weit engere Bande mit ihm verbunden sind." DaS Anklingen der Schelle des Doktors unterbrach hier die Unterhaltung. Born ging hinunter, um zu hören, wer nach ihm verlange. „Ich muß Sie verlassen, sagte er, als er wenige Minu ten später zurückkehrte. „Frieda läßt mir soeben sagen, daß ihre Mutter plötzlich erkrankt fei. Sie steckt schon lange nicht mevr in einer guten Haut und eSwarvorauS- zusehen, daß die Sache einmal plötzlich zum Ausbruche gegangen werde. Morgen hoffe ich Sie zu sehen!" Damit reichte er Felde» seine Hand unv schritt, wäh rend dieser sich auf sein Zimmer begab, davon, dem kurz zuvor erst verlassenen Hauie seines Onkels wieder zu. Die lange Front des zweiten Stockwerks erglänzte noch immer in Hellem Kerzenlichte; zugleich gewahrte man aus dem Hinteren Eckzimmer, dem Schlafgemach der Kommer- zienrithin, einen gedämpften Lichtschein. „So ist es recht!" brummte Born ingrimmig vor sich hin. „Wird lustig weiter g-subelt, während dicht daneben der Tod anklvpft. Dir Komöoi« muß aber bis zum letzten Akte durchgesptelt «erden. Möchte wohl wissen, ob nicht di« ganze kommerzienräthliche Herrlichkeit auch einmal über Nacht ein Ende nimmt. Wenn da» Sprüchwvrt von dem unrechten Gut wahr sein soll, so muß der Trust l «och einmal die ganze Geschichte holen." Fort-etzung folgt. Kirchen-Nachrichten für Aue. Vorm. '/,9 Uhr Buchte. 9 Ubr Haupigoitesvienst mit Feier dr» heiligen Abendmahles. Predigt: HiliSgeistl. Oerirl. Abend» S Uhr liturg. Gottesdienst k. Kaiser. Abend» 8 Uhr evang.-iulh. ZüngUug-verrtu im Dereinszimmer.