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ft u. kl s" i- r» e en in I« Lokalblatt für Au«, Auerhammer, ZelleKlöfterlein, Rieder.«. Oberpsannenftiel, Lauter, Bockfl« und die «mlirgendckn Ortschaften. Erscheini Pli«»»«»-» Areitag» u. «onnta,«. MdonnementSpretS tncl. der 3 «erihvollen Beilagen vierteljlhriich mit Bringerlohn 1 Vtk. LV Pf, durch dl« Post 1 M- 2kl Pf, > Mit L illustrirteu Aeiölättern: Deutsches Kamittentzlatt, Kute Keister- Jeitspieget. «jeraniwortlicher Redakteur: «mtl Hegemeifier in Aue (Erzgebirge). Redaktion u. Erpedition: Aue, Marktstrast«. Inserat»! die einspaltig« Corpuezeil« 1V Pf,, Petilsatz wird nach Petitzeilen, Nenpareille satz nach dieser berechnet. Bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanftalten und Landbrieftriger nehmen Bestellungen an. No.lM Politische Nachrichten Deutsch!«»»». Berlin, den 22. November. — Der deutsche Reichstag hat e» für gut befunden, sich gleich nach der Präsidentenwahl bis heute zu vertag««. Es Wird sehr zu bezweifeln sein, ob der Reichstag nun noch vor dem Weihnacht-feste eine starke Besetzung aufweisen wird, denn «ine große Zahl derjenigen Abgeordneten, die noch der Präsidentenwahl einstweilen wieder noch Hause gereift find, wird kaum Neigung zeigen, vor Weihnachten abermals nach Berlin zu kommen und seine Wiederkehr bi- zu bedeutsameu .Abstimmungen verschieben. So besonders stark war der Be such des Reichstages übrigen« schon bei seinem Zusammen, tritt nicht; nur 2 IS Volksvertreter erhoben sich bei Ra- meuSaufruf, man «sah also 182, die nicht da waren," ES ist sehr zu wünschen, daß sich in den kommenden Monaten das von früher her bekannte klägliche Schauspiel eine- über- au» schwachen Besuches de- Rrich-parlamenteS nicht wieder« holt, da- Ansehen de« R^ich-tagt« wird dadurch nicht grsör. dett, und die Begeisterung der Wähler für die Reichstag-, wählen noch weniger. So wird sich voraussichtlich der Be- ginn der eigentlichen Redelchlacht im Reichstage doch vor nur .mäßig brsetzlen Bänken abspielen, obgleich dem zu erwarten den harten Strauße ein ganz andere- äußere» Bild zu gön nen wäre. Ein harter Strauß wird es sicher werden, der Ende die ser Woche im Reichstagssaale anhebt; di« Handelsverträge de- deutschen Reiches mit Spanien, Rumänien uud Serbien, welche die Tagesordnung bilden, beschwörsii eine Auseinan dersetzung zwischen dem ReickSkanzlcr Grafen Caprivi und dem Reichstage über die gesamte Wirtschaftspolitik herauf. Und heiß wird e» dabei hergehen, die Gegensätze werden mit großer Heftigkeit aufeinanderstoßen. Es ist bekannt, wie die Handelsverträge mit Oestreich-Ungarn, Italien, der Schweiz und Belgien s. Z. schon von den Abgeordneten an» den land wirtschaftlichen «reisen heftig bekämpft, aber am Ende doch mit großer Mehrheit angenommen wurden, allerdings mit Rücksicht auf die Stärkung der politischen Beziehungen zu Oestreich-Ungarn und Italien, die un» so eng verbündet find. E» hat damals nicht an Stimmen gefehlt, fehlt auch heute noch nicht daran, die sich der Anschauung zuneigen, Deutsch» Freitag, den 24. November 1893. land hätte in jenen Handelsverträgen mehr Vorteile für sich herausichlagen müsse«. Dir Sache ist nun die, daß bei ei nem Scheitern jener Verträge die Gefahr bestand, daß uns ein gewaltige- Absatzgebiet sofort verloren ging. Die kleine Schweiz hat mit^ Frankreich einen Zollkrieg begonnen, weil sie sich mit der französischen Regierung über einen neuen Han- delSvertrag nicht einigen konnte, und auch wir würden aus allen Ecken nnd Enden Zollkriege «halten haben, wenn wir eine Einigung zur rechten Zeit abgewtesea hätten. Und wenn wir heute auch den Zollkrieg mit Rußland aus halten können, eimn Zollkrieg mit dreiviertel Europa wurden wir nicht aus» gehalten Haven. Die Wohl zwischen einem Zollkrieg und einem Vertrag würde auch dem Fürsten Bismarck nicht er spart geblieben sein, denn eS ist Lharsache, wenn auch «ine halb vergessen«, daß wenige Monate vor des Fürsten Rück tritt die öftreichische Regierung di» Schließung eine» Handel«, vertrage- mit Ausrechterhaltung der deutschen Kornzölle rund weg adgelrhut hatte. Nach menschlichem Ermeßen hätte Fürst Bismarck im Prinzip schließlich dasselbe thun müssen, Wa sem Nachfolger am Ende gethau hat. Diese HandelsvertragSfrage wäre ja bald in den Hinter grund getreten, wenn die Verhandlungen mit Rumänien und Rußland nicht gekommen wären. Der Bund ber Landwirte und di« ganze konservativ! Partei haben gegen eine Ermäßi gung der «ornzölle mobil gemacht, von der Zentrumspartel ist mindesten» eia recht starker Test gegen wettere Zsllermä- higungen für Getreide, und auch ein Teil der nationallidr- raten Abgeordneten hat sich verpflichtet, dagegen zu stimmen. Ov ein deutsch russischer Handelsvertrag, wenn er im Ent würfe überhaupt zu Stande kommen sollte, AuSsichiea auf eine Aunahme durch den Reichstag hat, das wir» sich jetzt bei den Debatten im Reichstage zeigen. Jede Partei wird hier ihre Grundsätze in bestimmt« Weise zu vertretea haben und auch die ReichSrrgierung wird ihren Standpunkt auf recht erhalten. Aus der Fassung der letzten ReichstagSthron- rede, in welcher mit Rußland eine Einigung zur Beilegung des Hand« »politischen Streite» und de» Zollkrieges erhofft wird, «girlit sich zur Genüg«, oaß in Sachen der Handels verträge der Kaiser durchaus mit dem Grasen Cuprivi über einstimmt. Do» bedeutet, daß nicht die Handelspolitik der Stein de» Anstoß«» sein wird, üb« den er fällt. — Der MajoratSbefitzer Freiherr v. Thielemann, Jakob»« 6. Jahrgang. - i '->m> > » - >>.'»> II» darf verlangt in einem offenen Schreiben an den Vorsitzen den des Bundes der Landwirte, letzterer solle mit folgenden Forderungen hervortreten: Erhöhung der Getreidezöll« auf nicht weniger denn 8 Mk. auf den Doppelzentner, di« Kün- digung der Meistbegünstigungsverträge, die Revision der letz- ten Handelsverträge nach dieser Richtung hin, und endlich eine derartige Ermäßigung der Zölle seitens de» Ausland«», daß uuserm Aussuhrgewerbe ein gewinnbriugeyder Absatz ge- sichrrt werd«. Die Erfüllung dieser Forderung sei eia« Un möglichkeit nur für den gegenwärtigen Reichskanzler Grafen Caprivi. Es muffe also ein anderer Reichskanzler an seine Stelle kommen, und so lange cas nicht gescheh«, sei es Sache de» Bundes, den Grasen Caprivi, wenn er auch im besten ' Glauben handle und ein Ehrenmann durch und durch sei, ohne Haß un» Gehässigkeit, aber um so nachdrücklicher, da politische Leben und da» Regieren so schwer wie irgend mig- lich zu machen. — Der Berliaer Correspondrnt der .Timet" schreibt in bemerkenswerter Weisel .Während dir britische Industrie fortfährt, durch den härtesten ArdeitSkamps (den Streik bet " Bergleute) geschädigt zu werden, den et je gegeben hä», find die Deutschen — jetzt unsere gefährlichsten Konkurrenten auf den Weltmärkten, darüber au», die Ernte d«S großartige» Erfolges einzubriugen, den sie in Chicago errungen bäbett. Die Bezeichnung „mucks in Svrwim^" kann archt möhr at» «in Ausdruck d« Bekrittelung aagesegeu werden, wa bBuahö'' ei» Drittel der Preise, welche unter die 68 aüf der ' stellung vertretenen Länder verteilt werden, an Deutschland allem gefallen nnd. Ja, es find hier bereit» Klagen laut geworden, oaß die Amerikaner selbst schon ihre eigenen Wa ren mit jener Bezeichnung „Kn Deutschland fabriziert" zu stempeln anfangen, um von der großen Nachfrage nach deut schem Fabrikat zu nützen. ... In anbetracht de» guten Na mens, den die deutsche Industrie auf der Weltausstellung sich «worden hat, fühlt sie sich sicher, daß jede TacisreforM, di« Präsident Clevelano einfuhren mag, das Signal für eine bislang nie erreichte Entwickelung des deutschen Handel» mit Amerika seia wird." — Während der Reichstagswahl verteilte eia Lehrer im Kreise Putzig sreisinnige Wahlzet'el und Flugblätter. Wege» dieses Vergalten» leitete die Regierung DiSziPliuaruntetsu- chung gegen den Lehrer eia und erkannte ans AmtSeatschuag. (Nachdruck «erbaten. Aeuiü'eLono ' Die Gouvernante. Roman von Rudolf Scipio. Fortsetzung. > Der Kommerzienrath empfing seinen neuen Ingenieur mit ausgesuchter Höflichkeit und stellte ihn den anwesen den Herren vor. Als er den Namen de- Doktor« nannte, bemerkte .« dazu: .mein Neffe." Felben wurde durch diese Miltheilung einigermaßen über den Charakter seine« Hausgenossen beruhigt, denn er be griff jetzt, wa» diesen jüngst bei d« Erwähnung der Grün dungen de» Kommerzienrath» so lebhaft «regt hatte. „Wenn ich nicht irre, so find wir Hausgenossen," sagt« vorn, «ährend seine Hellen Augen forschend auf Felde«» Gesicht« ruhten. Felben wurde durch den Eintritt der Frau und Tochter de» Kommerzienrath» einer Antwort überhob.n. .Sie haben »n«, noch bevor wir Sie kannten, bereit« za lebhaftem Dank verpflichtet," sagte di« «fier«, Felde« ihr« Hand reichend. „Ohne Ihre muthige Hülfe hätte Frieda leicht ein Unglück treffen können." .Die Sache war nicht so «nst, al» «S vielleicht den Anschein gehabt Haden mag," versetzte Feldkn. „Auch ohne' »ein zufällige« Dazwischen»«»«» würde wohl Niemand bei dem Vorfall zu Schaden gekommen sein, nicht einmal der Knabe, welcher der am meisten Gefährdete dabei »ar; da» Pferd «ar klug genug, zurückzuspringen, al» e« den- selben vor seinen Füßen sah." „Die Kommerzienrithin, welche au« FeldenS Worten einen leisen Vorwurf für Ihre Locht« heraulhörte, hielt e- für gut, da» Gespräch dadurch zu Ende zu bringen, daß sie sich einem neuen Gaste zuwandte. Frieda stand, al» Felben sich jetzt zu dieser wandte, wie mit Purpur übergossen da und «ar in ihrer Ver wirrung «ine so liebliche, anmuthige Erscheinung, daß sich Felde« unwillkürlich veranlaßt sah, die ernste Miene, wel che er bi» jetzt dewahrt hatte, «bzulegen und einige freund lich« Worte an da» junge Mädchen zu richten, welche» sich, wie er erkannte, durch seine Bemerkung verletzt fühlte. „Sie dürfen e« mir nicht übel nehmen," sagte er, „wenn ich den mir wohl in Ihrem Namen ausgesprochenen Dank für «ine Handlung ablehnte, welche sich ganz von selbst verstand. Außerdem würde durch die Annahme eine- Dan ke» der Sache meinerseits eine Bedeutung beigelrgt wor ben sein, welch« st« in der Lhat nicht hatte." „Ich habe «» ander« angesehen," versetzte Frieda, die sich inzwischen gesammett hatte, „doch streiten wir nicht darüber. Wenn Ti« meinen Dank in Worten nicht wün schen, so «erden Sir nicht« dagegen haben, wenn ich Ihnen denselben dadurch adtrage, daß ich au» jenem Vor fall« die Lehre ziehe, jenen Weg niemals wieder zu einer Zeit zu befahren, zu »er er von den Leuten benutzt wird, für die er eigentlich bestimmt ist." Felben fühlt« sich durch diese Auffassung, die er nicht erwartet hatte, in hohem Grade angenehm berührt und bedauert« «.lebhaft, al- er die auf so eigenartige Weis« begonnene Unterhaltung mit de« jungen Mädchen durch den Eintritt neuer Gäste gestört sah. DH ausgedehnten und prächtig ausgestattetrn Gesell- fchaftSrSumr begannen sich jetzt immer mehr zu füllen. Frlden, der sich unter den vielen ihm fremden Gesichtern wenig behaglich fühlte, zog sich bald tu «in« Fensternische zurück, von welcher au» er da- bunte Treiben ungestört beobachten konnte. An die Einsamkeit seine- Bergschlosse» gewöhnt, hatte er sich niemals in großer Gesellschaft heimisch zu fühlen vermocht. Mehr noch al« die Unruhe widerte ihn da« künstliche, gemachte Wesen und die Heuchelei an, «elche für die weitaus meisten Menschen mit dem geselligen Ver kehr verbunden sind. Mil dem Anlegen de- Gesellschaft»- anzuge- glauben die Meisten bei solchen Gelegenheiten auch ein besonderes Gesicht aussetzen zu müssen. Maa giebt sich nicht mehr wie man ist, sondern wie man glaub», daß e« für die Stellung in der Gesellschaft am vortheil- hastesten sei. Man lügt mit Worten und Blicken und heuchelt Gesinnungen, von denen da« Herz nicht« weiß, während die Unterhaltung, statt ein wirtlicher Aultausch von Gedanken zu sein, sich meist auf die alltäglichsten Dinge und Gemeinplätze beschränkt und etgenUtch nicht» «eiter ist, al» ein Spiel mit inhaltlosen Wotten »«»halb denn auch in der Regel gerade diejenigen äl» di« Löwen der Gesellschaft zu glänzen pflegen, «elche den weaigsten Verstand besitzen. Vor sich sah Felde« jetzt die Gestalt de» Doktor» au» dem Gewirre von ihm fremden Gesichtern auftauchen. Seine Miene zeigte «inen halb spöttischen, halb grttUmi- gen Au»druck und es schien, al« ob er «densall» «irr Asyl suche, um sich von der Gesellschaft »dsondern zu könne». Al« « sich bereit» nahe vor dem durch de« dichte» Vor hang verdeckten Tische befand, wurde er durch Fried» aus gehalten, welche seinen Arm ergriff. „Ich habe noch keinen Augenblick Zeit gefunden. Dich allein zu sprechen," degann sie, „wie geht e» Dir?" „Mir geht e< ganz gut," versetzte der Doktor «tt «in« schlauen Lächeln, „doch wa« Dir ja wohl di« Hauptsache bei Deiner Frage ist, auch ihm geht e» gut un» er htu