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heutigen Zusammensetzung de» RetchRage« ist di» An nahme de» Anträge« mit zwei oder drei Stimmen mög lich; geschloffen dafür stimmen »erden SS ZentrumSmän- ner, IS Polen, 44 Sozialdemokraten, und 10 Elsaß-Lo thringer, da« find schon 172 Stimmen. Bon den 23 Mitgliedern der freisinnige» Volk-Partei und den 11 süd deutschen Vvlk-parteilern und der »elfischen Gruppe find bekanntermaßen eine Reih« von Abgeordneten für die Aus hebung de« Zesuitengrsrtze«, sodaß also gerad« eine knappe Mehrheit herauskommen könnte. Nach der Erklärung de« Reichskanzler« Grafen Caprivi ist freilich nicht zu erwar ten, daß der Bunde-rat einem entsprechenden ReichStagS- beschlusse beitritt. — Der deutsch-russische Zvllvertrag ist in der Kommis sion am Montag zum zweiten Male gelesen worden. Dir Schmierigkeiten sind sehr groß, da Rußland nur in wenigen Punkte» nachgeben will. — Die „Voss. Zig." will wissen: Die gesetzliche Neu regelung de« Apothekenwesen» iw Reiche stehe nahe bevor, indem dem Reichstage wahrscheinlich schon in dieser Session rin Gesetzentwurf vorgelrgt »erden wird. Dieser beruht auf Einführung der Personalkonzrsston. Er wird beab sichtigt, die augenblicklich bestehenden Apothekenberechtigun- gen in eine, der Billigkeit entsprechenden Weise zu be seitigen. Nach dem neuen Gesetzentwurf würden die pri- vilrgirrten Apothekenbesitzer angemessene Entschädigung, n erhalten, für di« übrigen Apothekenbefitzer aber würbe zur Einführung der neuen gesetzlichen Vorschriften eine län gere Frist vorgesehen werden. Nach dem Gesetzentwurf würde noch eine andere Neuerung von Wichtigkeit einge- sührt wrrdrn. E» sollen sogenannte Hausapotheken zn- gelaffen «erden, aber nur bei größeren Anstalten, welche die Arzneien für ihre Insassen durch einen approbierten Apotheker selbst bereiten lassen, und für Aerzte, die nur für di« von ihnen behandelten Patienten au» ihren Haus apotheken Arzeneien verabreichen dürfen. — AH7 letzten Sonntag hat eine außerordentlich große Zahl von Versammlungen gegen die Einführung einer Labakfabrikatsteuer stattgefunden. Zugrhen wird die be treffende Vorlage dem Reichstage sicherlich, was dort mit ihr geschieht, muß man abwarten. — Zm bayerischen Ab geordnetenhaus« hat rin« Abgeordnrten-Gruppe den An- trag ringereicht: „Die Kammer «olle erklären, daß die neuen Reichs steuern, insbesondere dir Steuern auf Labak und Wein eine abermalige schwere VvlkSbelastung seien und der ausdrücklich von den verbündeten Regierungen einge- gangrnen Verpflichtung, die Kosten de« Militärgesetzes nicht auf die Schultern de» Mindestbemittelten zu legen, widersprächen. Der mutmaßliche Reinertrag der geplanten Reichs- »rinsttuer ist auf 17 Millionen veranschlagt. — Man schreibt auSLiegnitz: Vor einigen Tagen sind an die Kompagnien de» hiesigen Regiments neue Gewehre 88 verauSgadt worden. Dieselben unterscheiden sich von den früheren Gewehren durch einige Aenderungen am Lauf und dem Verschluß. Da an den früheren Geweh re« sehr leicht der Lauf platzt« bezw. ein« Ausbauchung erlitt, sobald sich fremde Körper, z. B. Wergfasern Sand körnchen, Schnee u. dergl. im Laufe ^befanden, was im Felde sehr leicht vorkommen skann, so ist derselbe um ein wesentliche« verstärkt. Der Lauf des früheren Gewehrs «ar nur da wesentlich verstärkt, wo die Patrone entzün det wurde, «ährend er beim jetzigen Gewehr von der Mündung au« allmählich stärker wird. — Trotz der schlechten Jahre und des niedrigen Zins- fuße« haben die deutschen Aktiengesellschaften im Geschäfts jahr« 18S1/S2 durchschnittlich einen Reingewinn von S Proz. und «in« Dividende von 6,1 Prozent erzielt. — Eia« außerordentliche Viehzählung findet am 1. De zember im gesamten deutschen Reiche statt. Ärotzbritanuieu. Die Forderungen der Londoner Zeitungen nach Ver- Soire« und ich »erde nicht vergessen, den Freiherrn dazu einzuladen/ bemerkt, st« kurz. »In der Thal, da« trifft sich ja prächtig/ versetzte der Kommerzienrath, sich vergnügt die Hände reibend; „ich hatte noch gar nicht an die Soiree gedacht. Der Freiherr von Felben, Betriebs-Ingenieur der Firma Wehrhahn und Kompanie, da« wird ein« Ueverraschung für unser« Gäste sein; ich freue mich ordentlich darauf, die erstaunten Ge sichter zu sein/ „Ich erinnere mich, daß neulich in einer Gesellschaft der Name de« Freiherr« genannt wurde/ warf Heinz ein. ,E« handelte sich, wenn ich nicht irre, um eine Erb schaft, und man sprach von ihm in eimr Weis«, al« oö er einen recht einfältigen Streich gemacht habe und nicht ganz zurechnungsfähig sei/ Di« Kommerzienräthin, der e» an sich schon bedenklich erschienen sein mochte, daß ein Mann von Felden'S Stande ihrem Gemahl sein« Dienst« al» Ingenieur anbot, sah durch den Einwurf ihre» Sohne« da«, wa« sie gefürchtet hatte» bestätigt. „Er wird doch gesellschaftlich präsentabel sein?" fragte sie, an ihren Mann sich wendend. „Du darfst darüber vollkommen ruhig sein, mein Kind; Felde« ist «in Mann von feinster Bildung, ein vollkom mener Kavalier, und dazu ein stattlicher, schöner Mann." „Bon «em redet Ihr?" klang r« in diesem Augenblicke von der Thür her, durch welche ein junge» Mädchen ein trat. „Papa hat «inen neuen Ingenieur «ngagirt, den wir zu unserer DonnerstagS-Soik« «tnladen «ollen/ versetzte stLrkung de« britischen Geschwader« ffn Mittel««» «erde» immer lebhafter. Di« Time» stellt vergleich« an, über dir Stärk« der europäischen Kriegsflotten und besteht darauf, die englische Flotte auf einen unüberwindlichen Stand punkt zu bringen, selbst wenn «eitere hundert Millionen Pfund Sterling für die Verstärkung der Flotte »»«gegeben «erden müßten. Hundert Millionen Pfund find zwei teufend Mill. Mark. Krsnkrrtch. Die siamesische Tragikomödie wird fortgesetzt. Da linke Mekonufer soll in Hellem Aufstande stehen, «eil die Franzosen die Eingeborenen zu unentgeltlichem Straßen bau zwingen wollten. Nun hat Frankreich den Borwand gesunden, Siam vollend« abzuschlachten. Während Behanzin aus d,n Erfolg seiner nach Pari abgeordneten Gesandtschaft harrte, griff General Dodd« an und nahm seine Residenz Atscheibe ein. Behanzin floh. Die Dahomeher unterwarfen sich, und lieferten 400 Gewehre und 4 Kanonen nebst Munition au«. Eine Versammlung der Pariser Anarchisten sprach ihr« Bewunderung für die spanischen Genossen au», und er klärte der bestehenden Gesellschaft den Krieg mit Dyna mit und Schwefelsäure. Spante». Eine neue Schreckensnachricht durchläuft da- schwerge prüfte Spanien. Zu Kuba sollen sich 1b Städte gegen die spanische Herrschaft erhoben haben. In Barcelona fand di« Polizei zwei Anarchisten im Besitze von 215000 Peso» falscher Banknoten. Spanien schließt all« Zeitungsberichterstatter vom Krieg»- schauplatze in Marokko au». Wahrscheinlich ist «» sich der Mängel eine» Heere» bewußt, da» bi» jetzt noch nicht den geringsten Erfolg erzielt hat, trotzdem berät« 12000 Mann in dem kleinen Felsenneste liegen. Rutzland. Der Warschauer Polizeimeister befahl, daß alle Häuser seines Orte» mit heiteren Farben angestrichrn würden, „um dem Dolle keinen Anlaß zu Demonstrationen zu ge ben." Zur Erklärung dieser Verordnung muß rrwähnt «erden, baß alle Häuser in Warschau seit vielen Jahren von unten mit einem breiten schwarzen Strich bemalt find, um die Häuser vor dem Gtraßenschmutz zu beschü tzen. Diese schwarze Schutzfarbe hielt der Russe für den Ausdruck der Trauer über da» End« Polen». Daher der seltsame Uka». Amerika. Eine sensationell« Nachricht bringen die Londoner Li me». Nach derselben hielten di« Führer de» brasilianischen Aufstandes in voriger Woche eine Konferenz ab, in der aus Vorschlag de» Admiral» Mello beschlossen wurde, dir kaiserliche Flagge zu hissen und die Anstrengungen auf Wiederherstellung der Monarchie zu richten. Da» Bom bardement von Rio de Janeiro durch die aufständische Flotte hat von neuem begonnen, alle Banken sind ge schlossen. Gama, der Admiral der brasilianischen Flotte, hat sich den Aufständischen angeschlossen und leitet jetzt die Ope ration vor Rio. Seinem Beispiel sind noch mehrere Land- und Seeoffiziere gefolgt. Aus vem Ailerthal und Umgebung. lvtittb«ttur»g«u »an totalem Interest« ftn» »er ««dakti»« stet« wturamme«. — Man schreibt au» der Umgegend: „ES ist unglaub lich, in welcher Weise der Hausierhandel zunimmt. Um Ihnen ein Bild von dem unerhörten Umfang« de» Hau sierhandels zu gehen, teile ich Ihnen mit, daß nur gestern in der Zeit von >/,l2 bi» 3 Uhr nicht weniger al- 8 Hausierer in unserem Dorfe ihre Waren zum Verkauf« trugen, und von ihnen handelten nicht weniger »l« 7 mit derselben war« nämlich mit Wollwaren und Kleider stoffe« rc. Der Hausierhandel singt an eine Landplage zu werden. — Ein große« Schadenfeuer fand Dienstag Abend in NIederzwönitz statt, woselbst da» aus 4 Gebäuden beste hend« Gehöfte des Gutsbesitzer» Ernst Hermann Roth in Flammen aufging. Da« Feuer welches in der Scheune entstand, und jedenfalls auf böswillige Brandstiftung zu rückzuführen ist, äscherte sämmtliche Gebäude mit vollstän digen Erntevvrräthen ein. (Erzg. Bfd.) Aus Sachsen und Umgegend. — Aus der Strecke Ottendorf-Alimittivelda ist Sonn abend Abend der Streckenarbeiter Wilhelm Jrmscher au» Altmittweida von einem Persouenznge überfahren und schrecklich verstümmelt morden. Bon dem Unglück hat man erst dadurch Kenntnis erlangt. Saß man auf der Station menschliche Glieder zwischen den Radspeichen ein geklemmt vorfand. — Am Freitag Abend stürzte in Auerbach der Auf liter Gustav Lenk, «ährenv er eine schwere Kiste in den Keller trug, die Treppenstufen hinav. Lenk wurde am Sonnabend früh in dem Keller, welchem am Abend nie mand mehr betreten hatte, tot — erdrückt — aufgefun den. — Kaum haben die kalten Tage begonnen, so hat auch schon die dünne Eisdecke ein Opfer gefordert. Ein 11 jähriger Knabe brach aus dem frisch gefrorenen Teiche in Gaußig ein und erkrank. — In Zöblitz war ein SV-jähriger Knabe mit sei nem kleinen Brüderchen allein zu Hause. Im Spiel nahm er ein Gewehr feine» Vaters, lud den einen Lauf mit einer Patrone, die er sich von einem Brete über der Stubenthür nahm, hielt das Gewehr nach der Richtung wo sein kleine» Brüderchen stand und drückte ab. Der Schuß mit Hasenschrot entlud sich, und ging dem zweijäh rigen Knaben durch den Unterleib und zum Rücken wie- der heraus. DaS arme Kind war aus der Stelle tot. Der unglückliche Knabe nahm sein totes Brüderchen auf den Arm, legte es unter bitteren Thronen in den itinder- «agen und entfloh. — Weshalb der Sozialist Gradnauer verhaftet wurde, teilt da» „Dresdener Journal" mit: „Dr. Gradnauer war als Unteroffizier des Beurlaub- tenftande« zu einer Uebung in Zittau eiugezogen. Nach seiner Entlassung von derselben stellte er über sein Ver halten al» Soldat die Behauptung auf, sozialdemokratische Agitation bei der Truppe während seiner Einziehung ge trieben zu haben, ein Vergehen, welches ihn auf Grund de» bestehenden Militärstrasgesetzes straffällig machte. Da betreffende Militärgericht leitete infolgedessen in Ausübung der ihm obwaltenden Pflichten und als ausschließlich zu ständige Gerichtsbehörde die Untersuchung ein. Nachdem bei dieser letzteren sich herausgestellt, daß die Seldstde- schuldigungen des Dr. Gcadnauer unricht ig waren, wurde er wieder aus freien Fuß gesetzt." Gradnauer hat also alle ihm widerfahr enen Unannehm lichkeiten lediglich seiner Renommisterei zn verdanken. — Gedankenlesende Kellnerinnen find da« Modernste. Im „Dresdner Anzeiger" findet sich folgendes Inserat: „Gedankenleserin sucht Stellung al» Kellnerin durch E. Friedrich, Johannesstr. 21." Sollte diese Neuerung all gemein Nachahmung finden, so wird man sich ruhig in Schänken mit weiblicher Bedienung niederlassen können, denn Menschrn mit argen Gedanken werden vt se Stät ten alsdann sorgsam meiden. Ein technisches Büro in Dresden suchte in der Zei tung einen Schreiber gegen einen Monatsgehalt von SO Mark. E» bewarben sich um die Stellung insgesamt 216 Personen, darunter 11 frühere Offiziere, 7 ehemalige Ge lehrte, und zwar 4 Philologen, 2 Juristen und 1 Medi ziner; 123 Bewerber gehörten dem K.msmannSstande an, und 7S derselben waren berufsmäßige Schreiber. die Kommerzienräthin. „War da» vielleicht der Herr mit dem grauen Filzhut«, der mir vor etwa einer Stund« auf dem Fabrikhofe be gegnete," fragte da» junge Mädchen. „Da» kann ich Dir in der Thal nicht sagen," »ersetzte der Kommerzienrath lachend. „Ich seh« bei meine» Leu ten mehr auf da», wa» sie in ihrem Kopf« haben, al- auf da», wa» st« darauf fetzen. Wenn Dir aber zu der ange gebenen Zeit ein Fremder auf dem Hofe begegnet ist, so wird er e» wohl gewesen sein, denn außer ihm habe ich heute keinen Besuch gehabt." „Die Aufmerksamkeit, welche Frieda dem Hute unser«* neuen Ingenieur» zu widmen scheint, wird dessen Besitzer aus jeden Fall sehr schmeichelhaft sein," bemerkte Heinz in neckendem Tone. „Meine Frage gilt weniger dem Hute, al» dessen Träger selbst; denn dieser hat mir einen Dienst geleistet, der mich ihm zu lebhaftem Dante verpflichtet, indem er mich durch seine Geistesgegenwart vor einen Sturz mit dem Wagen in den Fabrikkanal bewahrt hat." „Gott sei Dank, daß die Sach« so glücklich abgelausen ist," rief die Kommerzienräthin erschreckt. „Es freut mich/ fetzt« sie hinzu, daß ich den Vorfall, den Du un» sonst vielleicht verschwiegen hättest, bei dieser Gelegenheit erfahre; ich werde nicht verfehlen, Herrn von Felde« unser« Dank abzustatten." „Felben?" — fragte Friederike — denn diese« «ar eigentliche Taufname de- jungen Mädchen», welcher von der kommerzienräthin in Fried» nmgrindert worden «ar, «eil diese», wie sie sagte, anständiger kling« — «Felben? — E« ist mir, al» ob ich den Namen schon häufiger ge« Hirt hätte." „Bi» vor wenigen Wochen galt er für einen der reich- sten Grunvbesitzer o<» Lande-," versetzte ter Kommerzien rath, „hat aber sein Gut an andere Erben abgetreten und ist deshalb zu un» gekommen." „Ah — der ist e». Ich habe bereits von ihm gehört; da» soll ja eine ganz romantische Geschichte sein und ich bin jetzt doppelt gespannt, ihn kennen zu lernen." Fortsetzung folgt. Kirchen-Nachrichten für Aue. Borm. S Uhr Hauptgottesdienst. Predigt: ?. Kaiser. Nach«. l/,S Uhr Gottesdienst. Predigt: HnsSgeistlicher Oertel. ,Abend» 8 Uhr ev- luth. ZüngiingS-Bcrein im Ver« ein»zimmer. Kirchennachrichtrn für Klöfterlrin-Ieüe. Borm. 8 Uhr HauptgvtteSdienst. Nachm. 2 Uhr Btt» und Lansgvtte«dienst. Abenv» 8 Uhr Zünglingsverein, Ea. 5000 Stück seidene Foulard-Seide 2.13 bi« 8.88 p. M. — bedruckt mit den neuesten Dessin» u. Farben — sowie schwarz«, wettze und farbig« Seidenstoss« v. 75 Pf. bi« AN. 18.68 p. Met. — glatt, gestreift, karriert, ge, mustert, Damast« etc. (ca. 240 versch. Ouat. u. 2000 versch. Farben Delfin« etc.) Porto, un» st«urrfr«t in« Hau» l j Katalog und Muster umgehend. 2 8. ütznnvdvrg'» Loillsn-fsdrlil (lr. l«. sto«), Arloff,