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Auerthal -Zeitung. Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle-Klöfterlein, Rieder- u Oberpsannenftiel, Lauter, Bockau und die umliegenden Ortschaften. Erscheint Mittwoch», Freitag» u. «-«»tag». Ub-nnemenl-Prei» incl. der 3 weribvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 Mr. LV Pf. durch die Posi 1 M. LV Pf. Mit 3 issüstrirten Aeiölättern: Deutsches Aamilienvlatt, Hut- Heister, Aeitspieget. Verantwortlicher Redakteur: Smil Hegemeister in klue (Erzgebirge). Redaktion u. Expedition: Au«, Marktstraß«. Inserat«! di« einspaltig« Corpuszeile IO Pf., di« volle Seit- 30, >/, S. 15, -/« St. 9 Mk. - bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanftalten und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. No. 134. Sonntag, den 12. November 1893. 6. Jahrgang. Drei der neuen Steuergesetze liegen bereits auf dem Tische des Bunde-rates. Sie be treffen den Reichsstempel, den Wein und den Tabak. DaS Reichsstempelgesetz erhält einen Nachtrag.von 5 Artikeln, nach denen besteuert werden sollen inländische Aktien und Anteilscheine mit 1 vom Hundert; au-län- dische mit 1*/, v. H. Befreit sind alle vor dem 1. Okto ber 1881 ausgegebenen inländischen Aktien, sowie solche, die nur -um Zwecke des Umtausche- ausgestellt werden. Inländische sür den Handelsverkehr bestimmte Renten und Schuldverschreibungen sollen 4 vom Tausend, ausländische 6 v. T. tragen ; auf den Inhaber lautende und auf Grund staatlicher Genehmigung au-gegebene Renten uns Schuld verschreibungen der Kommunalverbänve und Kommunen, der auf Gegenseitigkeit begründeten Pfandbriefanstalten und der Transportgesellschaften werden nur mit 2 v. T besteuert. Kauf- u»d sonstige AofchaffungSgeschäste über ausländische Banknoten, ausl. Geldiorten etc. zahlen zwei Zehntel v. T.; Loko-, Zeit-, gx-, Termin-, Prämie-, etc. Geschäfte üver Mengen von Ware», die börsenmäßig ge handelt werden sTerminpreife notieren), vier Zehntel v. T. Geschäfte unter 800 Mark sind abgabenfrei. Demnach kön nen also die Spekulanten in bester Laune ihr Geschäft weiterbetreiben, denn Geschäfte über 1000000 Mk. kosten ;a nur zwei Zwanzigmarkstücke — 3 Flaschen Sekt Steuer. Doch weiter: Lolterieose zahlen 8 Proz. Steuer, Quittungen über mehr als 20 Mk. 10 Psg. (Die Ge- hallsquiltungen der Reichs- und Staatsbeamten, über Be züge au- der Altersversicherung und dgl. sind abgaben frei.) Check- u. Giro-Anweisungen werden mit 10, Lade scheine mit 30 und Frachtbriefe mit 10 Pfg. besteuert. Nach dem Tabaksteuergesetz soll an Zoll erhoben wer den, 1. für Tabakblätter, unbearbeitete und Stengel, auch Tabaksaucen 40 Mark, 2. sür fabrizierten Tabak auf Zi garren 400, Zigaretten 500 Mark; anderer fabrizierter Labak 250 Mark. — Der Satz gilt immer sür 100 Klgr. Der Zoll für Rohtabak kann bi- zu S Monaten gestundet werben. An Steuer soll erhoben werden für im Inland hergestellte Zigarren und Zigaretten 33 Proz., sür Rauchtabak 66?/, Proz., sür Kau- und Schnupftabak 50 Proz., des Fakturapreises, zu welchem diese Fabrikate ausschließlich oer Steuer von Fabrikanten (Nachdruck »verboten. Jeuilleton. Die Gouvernante. Roman von Rudolf Scipio. Fortsetzung. War er damals geschrieben hat, weiß ich selbst nicht genau; nur da« eine Wort, „Mein letzter Wille," wel ches oben darüber stand, habe ich gelesen. Während der gnädig« Herr noch schrieb, vernahm ich draußen im Vorzimmer ein Geräusch, als ob jemand dort leise gehe. Auch der guädige Herr mußt« es gehört ha ben, denn er verrieth eine lebhafte Unruhe und beeilte sich, da- Schrisstück zu schließen und mit seinem Namen zu veriehen. Als er gerade damit fertig geworden war, hör ten wir draußen da- Geräusch sich wiederholen, diesmal war es aver stärker; man hört« schnelle Tritte sich dem Krankenzimmer nähern und als ich zur Thür trat, um zu sehen, wer draußen sei, öffnete sich dieselbe und der Baron Adalbert, Ihr Vater, mit dem Franz, beide mit Gewehren bewaffnet, standen vor mir. Verzeihen S»e mir, gnädiger Herr, wenn ich Ihrem Vater unrecht gethan hab«; aber in jenem Augenblick glaubt« ich bet meiner Seele nicht anders, al- daß jene beiden gekommen seien, um den gnädigen Herrn zu er morden. Kaum wissend, was ich that, griff ich zu einer von den Pijrolen, deren der gnädige Herr, mehr au- Lieha- berei al« aus sonst einem Grunde, «ine ganze Reich« über - sein« Bette hingen hatte, und gab auf Ären Vater verkauit «erden. DaS Gesetz enthält im Uebrigen 78 Paragraphen, welche sehr eingehende Aufsicht»-, Kontroll- und Strasveftimmungen verkünden. Nach dem Entwurf de- Weinsteuergesetze» soll die Wein steuer betragen für Naturwein im Werte von mehr al« 50 Mark für da« Hektvliter 15 Proz. vom Werte; für Schaumwein 20 Proz. vom Werte; für Kunftwein 25 Pro;, vom Werte, mindesten« aber 10 Mark für das Hektoliter. Al« Raturwein gilt Wein und Most au« Trauben, Obst oder Beeren, einschl. de« ClaretweinS. Al« Schaumwein «erden behandelt alle schäumenden Ge tränke au» Wei l, weinhaltigen und weinühnlichen Stos sen, welche in fest verschlossenen Flalchen in den Verkehr gelangen. Als Kunstwein gelten alle nicht unter die bei den vorigen Kategorien fallenden Getränke, welche nach Aussehen und Geschmack weinartlg sind, oder unter der Bezeichnung „Wein, Kunstwein, Faaonwein" oder unter ähnlicher Bezeichnung zum Verkaufe gelangen. — Dem Bundesrat ist ferner bas Gesetz bett, die Be kämpfung gemeingefährlicher Krankheiten zugegangen, wel ches in 43 Paragraphen die Anzeigepflicht sür jede Krank heit und sür jeden Todesfall an Cholera (asiatischer), Fleck fieber (Flecktyphus), Geldfieber, Pest (orientalischer Beu lenpest), Pocken (Blattern) vorfchreibt und regelt, des Weiteren Schutzmaßregeln, Entschädigungen usw. behan delt und bezügliche Strasvorschriften enthält. Politische Nachrichten. Deutschland. Berlin, den 10. November. — Nach M.quels Finanzresorm sollen „die Matriku- larbeiträge jährlich mindestens um 40 Millionen Mark hinter den Üeberweisungen aus den Zöllen, Steuern usw. zurückbleiben", d. h.: die Einzelstaaten brauchen also keine Malrikularbeiträge mehr an- Reich zu zahlen, sondern erhalten jährlich 40 Millionen von diesem yerausbezahlt. Ist ein Ueberschuß bei den ReichSeinnahmen herauSgekom- men, so haben die Einzelstaaten keinen Teil daran, son dern da- Reich behält ihn als eine Art von Reservefonds. DaS Reich will aus Wein, Tabak und Stempel die hier zu nötigen Millionen ziehen. Doch ist alle diese Steuer Feuer. Beide, Ihr Vater wie der Franz, schaffen nun auch auf mich, ohne mir jedoch, einen schwachen Streif schuß abgerechnet, Schaden zu thun, dagegen schlug mich der Franz, während ich mit Ihrem Vater rang» mit dem Kolben seiner Büchse zu Boden, so daß ich einige Minu ten völlig bewußtlos «ar. Al- ich wieder zu mir kam, sah ich jene Beiden um den gnädigen Herrn beschäftigt, der wie ein Todt« dalag. Ich sah sogleich, daß e« schlimm um ihn stand, und ohne mich lange zu besinnen, eilte ich hinunter, riß ein Pferd au» dem Stalle und holt« den Doktor. Al« ich etwa zwei Stnnden später mit diesem auf dem Schlöffe ankam, »ar der gnädige Herr schon tddt; wie der Doktor sagte, hatte sich, wahrscheinlich in Folge der erlittenen TemüthSbewegung, der Schlaganfall wiederholt. Ich erkundigte mich nun sogleich nach.dem Testement. Weder Ihr Vater noch der Franz wollten jedoch etwa» von demselben gesehen haben, und da ich bestimmt wußte, daß e» vorhanden gewesen war, und auch wohl denken konnte, daß e« für Ihren Vater ungünstig lauten werde, so habe ich diesen allcrding» seither im Verdacht gehabt, dasselbe beseitigt zu haben." „Da- Testament befindet sich in meinem Besitz," sprach Felden, „und da ich trotz Ihrer gegentheiligen Behaup tung in Folge der übereinstimmenden Aussagen NielingS und der Hammerschmied« die Ueberzeugung hege, daß di« Erbin noch lebt, so wer»« ich mich bemühen, sie ausfin dig zu machen um derselben da« ihr zustehende väterliche Erbe zu übergeben. Ich möchte auch de-halv bitten, mir, wenn Ihnen etwa« über die Betreffende bekannt werden sollte, dies«- sogleich mitzutheilen." „Ganz wohl/ gnädiger Herr; ich »erde nicht verfeh len." — „Möchte nur wissen, wa« Buchholz für Gründ« gehabt reform nur Flickwelk und schafft böie« Blut, wenn man sich nicht entschließt, statt des Weines und der Cigarren die Einkommen der oberen Klassen zur Kostendeckung herbci- zuziehen. Daß dieses Verfahren unmöglich oder gefährlich sei, wie die Gegner behaupten, glauben wir nicht, denn welche Gefahr soll wohl dabei sein, wenn em Krösus oder eine Aktiengesellschaft die jährlich 100000 Mk. einnimmt, in Zukunft statt 3000 Mk. StaatSsteuern 5000 Mk. zah len würde, und wa» soll für Unheil entstehen, wenn die se« Verfahren nach oben und unten hin fortgesetzt würde und zwar nach oben hin verstärkt, nach unten hin ge mildert ? Wir wüßten kein« und sehen die Behauptung, raß diese Steuersätze da« Kapital au» dem Lande treiben wür den, vielmehr als eine leere Redensart an. Gefahr aber scheint uns darin zu liegen, wenn man Tausenden von Tabalarbeitern, Kaufleuten u. Krämern, sowie den Win zern da« Geschäft erschwert. Zn weiten Gegenden des deutschen Reiches ist auch der Wein im Preise von über 50 Pfg. für da« Liter nicht bloß das Geiränk o >s Rei chen. Auch der Tabak ist Millionen mehr als ein Lu xus. Für viele von diesen wirb die neue Steuer ein Anstoß sein, der sie ins Lager der Mißvergnügten hin überschiebt. — Der Kaiser hat der Voss. Ztg. zufolge, aus Anlaß des hannoversche» Prozesses eine Kabinetsordr« an die Offiziere erlassen, die in den unzweideutigsten Ansdrücken da- .Hazarbspiel verbietet und im Fall der Uebertretung strenge Strafen andrvht. Die Ordre ist in den letzten Tagen den Offizieren zur Kenntnis gebracht worden. — Wie die „Post" zuverlässig Zerfährt, wird eine Reihe von Offizieren infolge de- Hannoverschen Spielprozesses ihren Abschied halten. — Nachträglich verlautet, daß der Kaiser gleichzeitig mit seinem Bilde dem Reichskanzler Caprivi auch einen Brief übersandt habe, in welchem es u. a. heißt: Ich be tracht« eS als meine Pflicht, Ihnen einen neuen Beweis meine- Vertrauens gegenüber den ungerechten Angrif fen zu geben, derer Ziel Sie seit einiger Zeit gewesen sind. — Europas Diplomaten wackeln, als ob ein Erdaeben unter sie gesahren wäre. An der Donau liegt bereits der verhängnisvolle Taaffe im Sande, Sand wird auch bald die Trümmer zudecken, die Taaffe im schönen Oest- hat. Ihnen die Unwahrheit zu sagen," bemerkte Harbeck, al- Buchholz hinausgegangen war. „Eine Unwahrheit?" „Nun, daß die Tochter de« Freiherr» tobt sei. Bemerk ten Sie nicht, wie er Ihnen au-wich, wie Sie näher auf die Sache eingehen wollten. Schon hierbei schöpfte ich Verdacht gegen ihn; dann aber konnte ich, al- Sie die Anwesenheit der Dame in dem Thurme erwähnten, deut lich in seinem Gesichte lesen, daß er etwa» über die Sache wisse. „Aber welchen Grund sollte er haben, mich in dieser Weise zu täuschen; e» konnte doch nur im Interesse der Erbin liegen, wenn er mir die Wahrheit sagte." „Sie hatten sich bi« dahin noch nicht über Ihre Ab sichten ausgesprochen und er wird Ihnen deshalb noch nicht recht getraut und eine Finte hinter Ihren Fragen vermuthet haben. Jetzt, wo er Ihre Absichten kennt, wird er schon herauSrücken. Wer weiß, ob er nicht nach einer ihm gegebenen Instruktion bandelt: sein Benehmen macht mir das sehr wahrscheinlich." Wenn da» der Fall ist, wa- Sie vermuthen. so wird die Erbin, der ich ein Vvrurtheil gegen mich nicht verdenken kann, hoffentlich nun nicht länger mehr Anstand nehmen, hervorzutreten, denn ich möchte ihr da» so lange unrecht mäßiger Weise von mir besessene Eigenthum nun so bald al- möglich übergeben." „Na, ich denk«, Ihre Verwandte wird zu einer gerech ten Theilung zu bewegen sein, wenn auch da» Testament nicht» davon sagt." „Ich würde ihr weder ein derartige- Anerbieten ma chen," versetzte Felden, „noch auf ein solche« eingehen; denn ich möchte von Niemandem, am allerwenigsten aber von Jemand, dessen Recht, wenn auch unabsichtlich, so lang« durch mich gekränkt ist, ein derartige» Geschenk — ander» könnte ich«» nicht nennen — annehmen.*