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Auerlhal -Zeitung. Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle-Klöfterlein, Nieder- u. Oberpfanncustiel, Lauter, Bockau und die umliegenden Ortschaften. prlcbeini »tttwuM», Areitag» u San»««»», »»»««ement-prei- incl. der 3 «eribvollen Beilagen »iertellährlich mik Bringerlohn 1 Mr. 2« Pf. durch die Post I M. 28 Pf. Mit 3 illustrirten Ueiotättcrn: Aus«r»t< z>e«ts«.s KM«r, s«its»i-g-r. „»ZK«. bei Wiederholungen hoher Radau. Beraniwortltcher Redakteur: Emtt Hegemeister in Au« (Erzgebirge). Aü« Poftanftalren und vandbriesträger Redaktion u. Expedition: «ne, Marktstraße. "'^n Bestellungen an. No. 133. Freitag, den 10. November 1893. 6. Jahrgang. Stadtanlage« Ave. Di, Gtadtanlagen für den IV. Termin 1893 find fällig und b«i «ermeidung de« Mahnversahttu» innerhalb 14 Tagen an »ist« Stadtfteuer-Einnahme abzusghren. Sur, am 1. Novrmbrr 1893. Der McrLH der SLcldL. vr. Kretzschmar. Schulgeld Aue. Da» Schulgeld für den Besuch der höheren und mittleren Bürgerschule auf da» I. Halbjahr 1893/94 ist nunmehr binnen 8 Tagen anher zu entrichten, onderafall» wegen de» ferneren Besuche» Beschluß gefaßt werden wird. Aue, am 1. November 1893. Der WcrtH der Stadt. vr. Kretzschmar. Krch. Ein mitteleuropäischer Staatenbund.z Schweden will dem Dreibund beitreten! Da» ist der Gchrecken»ruf, der jetzt durch Rußland hallt. Erst tauchte di« Nachricht nur hier und da verschwommen auf, jetzt tritt sie entschieden hervor. Den Russen jagt da» G«. rücht einen großen Schrecken ein. Schweden müßte dem Dreibund ein willkommener Bundesgenosse sein. Wenn da» gelb, Kreuz im blauen Felde neben der schwarz-weiß- rvten Trikolor« wehl, so ist die deutsche F)vtle die unbe dingt, Behrrricherin ces baltischen Meere». Dann aber ist Finnland iür Ri'sün'd -esälndcl, un» Finnland war ehe« cm 1-l.wcdisch. — ,v>ci t-» >Il erst zu Anfang diese» Iah bn->ccrls dcn Schwcdctc ver.ore>> gegai'geii. Damals Halle dir ruiufch« PoliNt n»L n«cht die furchtbare Natur dc» Po ypcn, der -lies, was er mit seinen Fang- aimeii «rgreuen kann, ciiructl und orrfchltug! P<iu er sten Mnx.>,>d.r ge ügie ec-, ,ri-nland von Schweden abge- iöji zu haben; eine rujbfizutle Provinz wurde Finnland nicht. Finnland gewöhnte sich auch an seine pclitische Selbl'.ändigkeii, und die Erinnerungen an die Union mit Schweden verilaßten mehr und m-hr. Doch dann kamen andere Zeiten. Atzt regiert Alexander III., und da» Ruß land von heute zertritt die Kultur, wo e« dieselbe findet. „Unsere Kraft und unsere Stärke", schrieb unlängst der Grashdanin, „liegen in dem Bewußtsein, daß wir Bar baren in Europa sind. E« ist aber auch unsere Mission, Barbaren zu sein, ein Volk, da» allen Nationen zuwider ist und keine» anderen Volke« bedarf." Deswegen wer de» die Kruzifixe in Wolhynien und Podolien auSgerot- tet, drtwegrn wird da» Deutschtum in den baltischen Pro ¬ vinzen erwürgt und beraubt werden. Kein Wunder also wenn die Blicke der Finnen sich wieder auf Schweden richten; kein Wunder aber auch, wenn di« Russen nicht höre» können, daß Schweden dem Dreibunde beitreten wolle. Die Schweden find eine der kriegerischsten Nationen Europas, und mehr wie einmal haben sie die Welt mit ihrem Waffenruhme erfüllt. Zn der Neuzeit aber hat Schweden seine militärische Rüstung arg vernachlässigt. „Geben Sie mir neunzig Tage für die Landwehr", flehte der Minister von Ackerbelm, damit wir gelegentlich schwe disch 'prechen könne»." Der Reichstag hat auch tue ge- jorde.ttn neunzig Lage bewilligt, und seitdem bat sich die Vivck'vlmer Regierung fühlen gelernt. 200000 Gothen uno Bausaleu sind ed-n Urne Kleinigkeit, und »lese Go- lhe» und Vandalen werden sehr deutlich schwedisch spre chen, sobald tue Kuegojillie über die Oßjce hiuwcg- brausi. Es ist Rußland nicht behaglich zu Mule, wenn es be denkt, e» könne Schweden eines Tages in cer GcieUschast der Dreibt'ndstaakcu sehen. Deswegen versucht es, Schwe den aut Norwegen zu schrecken, mit Norwegen, da» gern f ielbstäudig werden möchte. Rußland drohte, es werde die Norweger unterstützen in ihrer Bestrebungen, sich von Schweden loSzureißen. Nun haben sich Schweden und Norwegen selten verstanden, und Björns«» hat seinen Landsleuten geraten, die russische Hilfe gegen Schweden mit der Abtretung eine» eisfreien Hafen» zu erkaufen. Da» alle» ist wahr, allein wa» will e» Große» bedeuten ? lDie Norweger und Schweden sind jetzt achtzig Jahre ge- s einigt, und wenn Björnson auch «in großer Dichter und gewaltiger Voltstribun ist, so ist er doch nicht der Vertre' ter seine» ganzen Volke». Niemals hat der Norweger er früher mit den Ruffen gehalten, und niemals wird er in Zukunft e» mit ihnen halten. Beginnen die Kanonen ihre fruchtbare Sprache zu reden, so wird er sich erin nern, daß er Germa ne und sein Platz somit an der Seite der Schweden ist. Man kann es verstehen, wenn die Petersburger Presst ' «n ihrem Grimm den Schweden droht. WaS «r^er soll der Ausfall gegen Deutschland? Will man damit sagen, daß die Aufnahme Schwedens in den Dreibund gleichbe deutend mit dem Kriege sei? Oder glaubt man, Deutich- laild wirtschaftlich noch ichwerer schäbige« zu tonnen? .'tun, Rußland mag scheu, waö es zviipolmsch irewe und wo es ökonomisch bleibe. Es ist .am ,-an Gerücht, welches in Petersburg umlaufr, » u> ein Gerücht teckl sich iclter. Mil der W «hrhrit. G-wiß ist aber, : - sj «re :!iuü-u m t.- len, Swwe'eu weide dem Bunt der w'tti.Uu.opu->ch.u Mächte veitrelen. Es hat den Schwede» Finma.-o g-, raubl, und deswegen muß cS envaUen, lag Säuveden ge legentlich ichwceisw viu ihm splnvi. Das iü-e Gewi»-.« ist es, welches ihm zuflüjteU: WaS du anderen gelhan hast, bas wird mau dir selber thun. Politische Nachrichten. Dentschlnud. Berlin, den 8. November. Preußen» Regierung hat ein Gesetz gegen die Güter- auSschlächter ausgearbeitet. Ihr Vorbild war Württem- sNachdruck »verboten. Iseuiü'eton. Die Gouvernante. Roman von Rudolf Seipio. Fortsetzung. „Ich habe e», wie ich Sie kenne, nicht ander» von Ihnen erwartet," versetzte Nieling, „und deshalb habe ich mich nun auch entschlossen, die Rücksicht, die Sie ge gen mich geübt haben, dadurch zu vergelten, daß ich jene» Testament, welche» sich in meinem Besitz« befindet, nicht der Behörde, sondern Ihnen selbst ausliefere, um so den Schlag für Sie weniger hart zu machen. Sie finden da» Schriftstück dort in der Brusttasch« meine» Rocke»." Felde» nahm da« Testament an sich und begab sich damit auf sein Arbeit»,immer, um dasselbe dort zu leien. Ein einziger Blick auf di, etwas unsicher htngeworfenen Schriktzüge genügte, um ihn sowohl hierin al» auch in der Unterschritt, dir ihm au« zahlreichen Dokumenten hin länglich bekannte Hand seine» Onkel« erkennen zu lassen. Einigermaßen auffallend «ar ihm nur der Umstand, daß ein so geschäft» und rechtskundiger Mann wie dieser, nicht mrdr Torge dafür getragen hakte, dem Testamente diejenige Form zu geben, welche zu drfsen rechtlicher Gül tigkeit nothwenvig «ar. Daffelbe war ans einen Briefbo gen geschrieben und trug außer der Unterschrift de» Frei herr« weder die einer Gerichwperson noch eine» Zeuge». Das fellsame Schrittstück lautet« folgendermaßen? „Mein letzter will«. Ich hab, eingesehen, daß mein Neffe «in Schurke ist und mich betrügt. Ich stoße deshalb da» zu seinen Gun sten gemachte frühere Testament um und bestimme hiermit, daß nach Berückstchtgung der nachstehenden Legat« mein gesammtr» Eigenthum meiner Tochter Gerhardine, Ehefrau de» Ingenieur« Schwarz, »ur Zeit in Huddersfield, zusal- len soll. Meinem Großneffen Erwin vermacht ich bi« zu seinem dreißigsten Jahre eine jährliche Rente von 600 Thalern, fern« meinem langjährigen treuen Diener Hein rich Buchholz eine solche von 300 Thalern bi» an sein Lebensende mit der Bestimmung, daß, wenn er vor seiner Frau sterben sollte, jene Summ« auch dieser bi» zu ihrem Tode verbleibt. Bride Beträge sollen ihn vierteljährlichen Raten von der Rentei ausgezahlt werden. Ich hoffe und erwartr, daß man diesen meinen letzten willen, den ich eigenhändig ge- und unterschrieben habe, auch d'nn, wenn e« mir nicht mehr vergönnt sein sollte, denselben in di» gesetzliche Form bringen zu lasten, in allen Punkten achten und befolgen wird. Schloß Felde», 21. Juni 18 . . Gerhard von Felden." Der Freiherr ließ die Hand, welche da« verhängniß- volle Blatt hielt, auf den Tisch finken. „Also wäre ich ein Bettler, murmelt« er, „doch gleichviel, mag da» Testa ment nach sttner äußeren Form Gültigkeit beanspruchen können oder nicht, für mich gilt «» al» der Will« dessen, dem da« PersügungSrecht über di« Herrschaft Felden zu stand und al« solcher soll es geachtet werden." Der Eintritt de« First«», welcher gekommen war, um einige geschäftliche Angelegenheiten zu besprechen, unter brach Felden» Gedanken. Der Förster «ar «in verständiger und durchaus zuver lässiger Mann und Felde« beschloß, ihn in di« Lestament»- angelegenheit, rvelchr ja vhnehtn bald allgemein belannt werden mußt«, «inzuwrihen. Der Förster hörte Felden- Mittheilungen aufmerksam an. „Ich habe," sprach er dann, „da mir die Gerüchte, wel che früher hier in der Gegend über jene TestamentSgeschicht« im Umlauf waren, nicht ganz unbekannt geblseben sind, so etwa» Aehnlichc« bereit» vermuthct. Wa» di« Erschei nung im Thurm« anlangt, so gestatt« ich mir zu bemer ken, daß auch einige von den Hammerschmiede« die Toch- ter de» Freiherr» Gerhard auf der Plattform de« Thur- me» gesehen haben wollen." „So hätte Nieling doch Recht gehabt," versetzt« Felden, indem er nachdenkend im Zimmer auf- und abschritt. „Jene Dame muß demnach hier in der Nähe weilen und da sie, wir e» scheint, ihr« Anwesenheit au» Gründen, die ich mir allerdings denken kann, geheim halten will, so muß ich sie selbst aufsuchen." „Wenn ich Ihnen einen Rath geben darf," versetzte der Förster, „so ist e» der, zunächst einmal in Hardenau wegen der Gesuchten anzufragen, wenn auch der Baron nicht» über sie wissen sollte und die Dame wohl kauw kennen wird, da er ja erst mehrere Jahre nach ihrem Ber- fchwinden au» der Residenz hierher übersiedelte, so wird doch sein alter Diener vielleicht irgend eine Auskunft ge ben können, denn dieser galt damals al« der Bertrauw de» Freiyerrn Gerhard und ist ja, so viel ich mich «in- - nrre, ^uch derjenige gewesen, von welchem damals di« An gaben über da» Vorhandensein de« zweite» Testament» aulgtngrn." „Ich danke Ihnen für Ihren Wink," entgegnete Fel den, „und «erd« denselden benutzen." Der Baron von Hardeck hatte sich eben von seinem Mittagsschläfchen erhoben, al» e» an feine Thür klopft« und auf leinen Rus Felde» hereintrat. Der Gchloßherr «ar nicht wenig erstaunt, seinen jungen