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Auechal -Altung. Lokalblatt für Aue, Auerhammrr, Zelte-«löfterlein, Rieder- «. Oberpfannenftiel, Lauter, Bockau und die umliegenden Ortschaften. Erscheint »tttw-ch-, Freita,» u. »-««tag», «bannement-prei« iacl. der 3 wertbvellen Beilagen vierleljLhrlich lttit Bringerlohn 1 NU. LV Pf. durch di« Post 1 N». LS Pf. Mit 3 issustrirten Neiötättern: Deutsches Kamittenötatt, Hute Krister, Aeitspieget. Verantwortlicher Redakteur: «Mil -«-«meister in Aue (Erzgebirge). Redaktion u. Expedition: Au«, Marktstraß«. Jns«rate die einspaltige Evrpuszeile 1v Pf.,^ die volle Seite 30, >/- S. 20, St. 6 Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstalten und LandbriestrLger nehmen Bestellungen an. No. 121. 6. Jahrgang. Freitag, den 13. October 1893. Der marokkanische Conflikt. Spanien wirft Soldaten nach den Felsennestern, die e« jeNseik» der Meerenge von Gibraltar besitzt, «ährend d>t -Kabhlen den „heiligen Krieg" erklären wollen. Hätte es Spanien killt dem Sultan von Marokko und seinen niißratenen Unterthanen allein und nicht auch mit dem eifersüchtigen Frankreich und England zu thun, so wäre jedenfalls die Kabylen-Heldenthat von Mellila die Ein leitung zu einem «liege, «etcher Marokko viel teurer zu stehen kvckstnen dürst», ala der Rachezug, den Spanten 18vv/8i^eine- ähnlichen Uebergriffe« der wilden Küsten- devbikerung wegen unternommen hat. Spanien ist seit her an ikrast grwachsen, seine Armeevrganisation, die Be waffnung seiner Truppen mit Gewehren neuester Erfin dung und di« Ausbildung derselben in der modernen Krteg-kunfl geben ihm j-tzt im Kampfe mit den Marok kanern eine Ueberlegenhett, der diese bunt zusammenge würfelten Horden mit ihren veralteten Feuerwaffen nicht Stand zu halten vermöchten. Binnen wenigen Wochen wären die Kültrnprovinzen erobert. Aber in London und Pari» läßt man da» nicht zu. Dies weiß man in Madrid und man fügt sich mit Wiederstreben dem Zwan ge. Jene kathltschen Küstenstümm« sind die «ildesleu je ner Seeräuber, Vie zur Zeit der Herrlichkeit brr Bardarr«- krastaaten jahrhundertelang noch den Küstenlanbschasten, von Spanten, Frankreich und Italien auf Menschenraub ausgefahren sind und die christirchen Ortschaften verheert haben. Diese „Riffpiraten", wie sie gewöhnlich genannt werden, waren' von jeher gefährliche Nachbarn der Spa nier in ihren Presidtvs und nicht weniger gefährliche Unterthemen Ihrer angeblichen Beherrscher, der Sultane von Fez und Marokko. Unter den vielen unbotmäßigen Stämmen, auf welche von Fez au» eine verschwindend schwache Autorität au-geübl wird, gehören die Riffpiraten za den »«lenksamsten. Rur selten hat sich bisher «in SktUtreiNtreider in ihr« schwer zugänglichen Frlsennester gewagt, und jeder Versuch, sie nur Halbwegs in Ordnung zu hakten» «wie» sich at« gesährlich für die marokkanischen Beamten UUd die Schutztruppe derselben. Die europäi schen Mächte, deren Fahrzeuge durch irgend einen Unfall an diese unwirtlichen Gestade verschlagen wurden, hatten von der Wildheit ihrer Bewohner nur üble« erfahren, (Nachdruck verboten.) IseuMeLon. Die Gouvernante. Roman von Rudols Scipio. Fortsetzung. AU t« Tag wurde, verkündete eine auf dem Schlöffe wehende schwarze Ahne, daß der Freiherr gestorben sei. Urber sein Gude liefen unter den Arbeitern verschiedene Lesarten nm; etwa« Bestimmte» wußte jedoch keiner. BUchhvIz verließ mit seiner Frau noch an demselben Tag« da« Schloß und zog einstweilen nach Rodenstein. Außer zum vtgräbniß feine» Herrn, besten Reitpferd der oltelt-u« Diener hinter dem Garge führte, betrat er nur » Nkch einmal da« Sch oß, al« wenige Tage später eine Gerlchtdkemmffston au« der Amttfladt erschien, um nach einem Testamente de» Fr-ivbrrn zu suche», welche» dieser nach der Bersicherunz irine» alten Diener« wenige Minu ten vor irinem Lode ausgesetzt haben sollte. Da» Testa ment war, al« Buchholz in jener Nacht mit dem Arzte auf dem Schlaffe anlangt», verschwunden grwesn. Der Baron Adalbert, über den Verbleib drffelben befragt, er klärte und beschwor, daß ihm «in solche» Dokument nicht ztk Gesichke gekommen sei. Da da» Testament, dessen Inhalt selbst Buchholz nicht bekannt war. nicht in der vorgeschriebenen Weise, da» heißt von «in« Wericht-perfon uno unter Hinzuziehung von Ztugen, abgefaßt war, also ohnehin «in« gesetzliche Gül tigkeit nicht beanspruche« konnte, so trat da« frühere von . von dem Freiherr» gemachle Testament in Kraft, wonach und auch die Versuche, von ihnen direkt mit bewaffneter Hand GenUgthuung zu holen, mißglückten wiederholt; so hatte «an sich gewöhnt, da» Gebiet der „Riffpiraten" al» eine Art Räubrrrepublik anzusehen, für deren Thaten man den Sultan nicht wohl verantwortlich machen könne. Nur Spanien war vermöge seiner eigenartigen Stellung genötigt, jeden Zwischenfall ernster zu nehmen und sich mit dem angeblichen Souverän der Mordbanden auSein- anderzusetzen. Auch jetzt wird vom Sultan Genugthuung verlangt. Verweigert w'rd sie von Fez nicht werden Aber der vielgeplagte Herrscher von Marokko hat noch ganz andere und für ihn nicht weniger schwierige Aufga ben al« die, den Oberprofoßen in den Räuberhorsten der Felsberge hinter den spanischen Festungen zu spielen. Seit nahezu einem Jahre durchzieht er an der Spitze ei ne« Heere» sein Land, um widerspenstige Stämme nieder- zuwrrfen. Für den Augenblick sind seine Unternehmun gen stet« von Erfolg begleitet, nach seinem Abzüge tritt aber wieder der frühere Zustand ein, dann die wiloe, fa natische Bevölkerung des ganzen Reiches befindet sich in dem Zustande halber Anarchie. Entsendet er einen star ken Heerhaufen gegen die Rifspiraten, so werden auch diese, ebenso wie im Sommer die Stämme des Atlas, sich unterwerfen, es werden ein paar Dutzend Köpfe dem Henker verfallen, aber ein paar Wochen nach dem Rück züge der Strafbataillone werden wieder allelwärtS die alten traurigen Zustände herrschen. Wäre es Spa nten vergönnt, sich selbst Recht zu schaffen, hätte es da bei nicht den Widerstand Frankreich» und Englands zu fürchten, so wäre es wohl auch binnen kurzem um die Piratenromantik der letzten der BarbareSken geschehen. Politische Nachrichten. Deutschland. Berlin, den 11. October. Man braucht weder der blind e Seher Tiresta« noch der Schäfer Thomas zu sein, um vorauszusehen, daß keiner der Steuerentwürfe, wie sie die Regierung auSgearbeitet hat, Gesetz werden wird. Auf welche Parteien wollen sich Miguel und Caprivi stützen? Auf die Roten und Rötlichen, uus die Schwarzen auf die mißvergnügten Land die Herrschaft Felden aus den Baron Adalbert überging. Seit den,, in dem ersten Abschnitte unserer Erzählung geschilderten Vorgängen war ein Zeitraum von fünfzehn Jahren verflossen. Ein heißer Julitag war zur Neige gegangen. Jeder, den nicht sein Beruf hinauStrieb in die von Staub er füllten, gluthathmenden Straßen der Stadt, hatte im Hause gegen der Hitze Schutz gesucht, und erst die abend liche Kühle ließ die bi« dahin menschenleeren Straßen sich wieder beleben. Zwischen den Sparziergängern, welche in munter plau dernden Gruppen zu den Thoren der Residenz hinaus wanderten, um den Abend im Freien zu genießen, schritt eine in Schwarz gekleidet« schlanke Mädchengestalt da hin. Ohne sich um ihre Umgebung zu kümmern, oder die theil» bewundernden, thelt- neugierigen Blicke zu beachten, welche ihr von mehr al» einer Seite nachgesandt wurden, verfolgte sie ihren Weg, bi» sie in einiger Entfernung von der Stadt einen nur von Wenigen begangenen Seiten weg erreichte, in weichen sie einbog. Zwischen Hecken und Gartenmauern dahinlaufend, führte derselbe zu dem Friedhöfe, auf welchem seit einigen Wo chen der Kapellmeister Reinberg neben seiner ihm im Tode vora «gegangenen Lebensgefährtin ruhte. Sein Grab «ar da» nächst« Ziel von Gerda'« Wanderung, denn diese ist e», dte wir hier wiederfindrn und die heute, al» an ihrem zwanzigsten Geburtstage, dir Gräber Derer besuchte, welch« Sie htnieden geliebt hatte. Jede» der drei Gräber hatte sich unter Gerda'» Händen in einen kleinen Blumengarten verwandelt; ihre Pflege und der Gang zu ihnen war fast die einzige Erholung in ihrem anstrengender Arbeit gewidmeten Leden. Bon den Gräbern ihrer Pflegeeltern begab st« sich zu wirte oder auf die Genossen des Einsiedlers von Psötzen- see? — sie sind schlechte Krücken samt und sonder». Ca privi wird schließlich die Mittel von den einzelnen Staa ten einsordern und unS zeigen, wie angenehm gleichgiltig eS sei, ob man den Mammon von Reichs- oder Staats wegen, au» der rechten oder linken Hosentasche nimmt. Eine sichere Mehrheit wäre nur für die Börsensteuer zu erreichen. Aber es ist still geworden von ihr und wäh rend die „Norddeutsche Allgemeine" einige Fässer Tinte für alle anderen Steuern verbraucht, schweigt fie sich über die Börsensteuer mit der Gründlichkeit der Stummen von Portici aus. Und doch, ein Fortschritt gegen früher ist diesmal.zu konstatieren. Man hat die Sachverständigen, die bei den Handelsverträgen übergangen wurden, diesmal befragt. Die Vertreter der Tabaksindustrie Haven ihr Gutachten prompt abgegeben.. Es lautet gegen die Vorschläge der Re gierung; aber Herr Miguel und die Seinen, sie lieben nur platonisch man fragt, aber man kümmert sich un ter Umständen nicht um die Antwort. Man wird auch die Weininteressenlen fragen und ich vielleicht auch nicht um die Antwort luinmern, und dann werden die Bierbrauer an die Reihe kommen und so fori in äulnc- iuünituw. Nur als man die Börsianer fragte, du ging leider die.Sache an- ders; da ging man draus ein, was Wolf und Rosenfeld wünschten, uno man fragte uno untersuchte, und die Kom mission ist heule noch nicht mit ihrer L-nkschrlft fertig und, wenn sie es auch wäle, für die Oeffe itlichkeü wäre sie doch nicht bestimmt. Heiliger Ritter Michael-Miquel, hier ist das Felo, wo du vir Sporen verdienen könntest I Und wiederum verwahren wir UN» gegen die Rolle des Schäfer Thomas, wenn wir Voraussagen, baß auch die An regung in der Handwerkerfrage sortgeiragen werden wirb von den lustigen Winden. Auch da wurden die Interessen ten befragt, sie nahmen einstimmig allerlei an. Aber au- den Bergen ihrer hochgelürmten Wünsche wurde die Mau» des Berlepsch-Entwurfs geboren, denn die rücksichtslosen Thatsachen und nicht die Hoffnungen und Phantasien der Meister mußten GeourtLhelferm sein. Jetzt werden die Handwerker wieder in zahllosen Versammlungen zusammen treten, -zj^e Wünsche äußern, Resolutionen annehmen, und der Refrain wird immer derselbe bleiben:, Es., ist kaum anzukämpfen gegen die Großindustrie. . dem ihrer Mutter. Es lag auf einem von den beiden andern entfernten Theile des Kirchhofs und war schon von fern an der von dem Kapellmeister darauf gepflanzten Cypresse zu erkennen, welche im Laufe der Jahre zu ei nem stattlichen Baume herangewachjen war. Gerda ruhte eine Weile auf einer unweit des Grabe angebrachten Bank aus und trat dann früher,- al» die» sonst wohl zu geschehen pflegte, den Heimweg zu ihrem stillen Stübchen an, welches sie heute, wie das oft geschah, seit dem frühen Morgen noch nicht wieder betreten hatte. Zu Hause angelangt, begegnete sie auf der Treppe der Frau ihres Hauswirths. „Also endlich sieht man sie Loch einmal wieder," sprach die redselige Frau, nachdem man sich gegenseitig begrüßt hatte, mit dem Tone jreundschastlichen Vorwurf«. „Wenn Sie nicht noch zuletzt von allem Schutehalten krank wer den, dann weiß ich c» nicht. Einen ganzen geschlagenen Tag Unterricht geben, da geht denn doch über alle«, was recht ist. Der Kapellmei- ster würde so etwas auch nie gelitten haben und Sir sehen schon ganz blaß und mager aus. Ich habe Ihnen bei uns etwas Theewasser ausgesetzt, damit Sie sich ipe^ nigsten» nicht mehr mit Wafferkochen auszuhalten brau chen." Gerda dankte der Frau sür ihre Aufmerksamkeit und stieg dann die letzten Stufen zu ihre Wohnung hinauf, die au» einem Theil der Räume bestand, welche der Ka pellmeister schon seit langen Jahren bewohnt hatte. Gerda verzehrte heute ihr einfaches Abendbrot mit einer gewissen Hast; ihre Gedanken waren dabei auf einen Ge genstand gerichtet, der sie schon seit dem frühen Morgen beschäftigt hatte. Sobald ihr Mahl beendet und der Tisch abgeräumt war, 'schrittst« zu einem altmodischen Gia-schranke, aus welchen