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Auerthal -Mung. Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle Klöfterlein, Nieder- u. Oberpfannenftiel, Lauter, Bockau, Bernsbach nnd die umliegenden Ortschaften. Erscheint Mittwo«», Areitag» > ««««tag». UdonnemeutSpreiS tncl. der 3 werthvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 Mk. SV Pf. durch die Post 1 M. 25 Pf. Mit 3 issustrirten Aeiötättern: Deutsches Aamittenökatt, Hute Heister, Zeitspiegel. Verantwortlicher Redakteur: Emil Hegemetstev in Au « (Erzgebirge). Redaktion u. Expedition: Atz»«, Marktstraße. Inserat« die einspaltige Cvrpuszeile IV'Pf», die volle Seite 30, -/z S. 20, >/« St. S Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Pvstanstalten und Landbriefträger nehmen Bestellungen an. No. 111. Mittwoch, den 20. September 1893. 6. Jahrgang. Bekanntmachung. Es ist beobachtet worden, daß die hiesigen Straßen und Plätze durch Wegwerfen von Papier von Fabrikarbeiterinnen während der Frühstücks- und Besperpausen in erheblicher Weise verunreinigt werden. Wir verbieten deshalb eine derartige Verunreinigung der Straßen bei Vermeidung der in unserer Straßenordnung festgesetzten Strafen (Geldstrafe bi- 60 Mark oder Haft bis zu 8 Tagen) Aue, am 8. September 1893. Der Wcrth der Stadt. Or. Kretzschmar. Khn. Bekanntmachung. Wir bringen hiermit die diesseitige Bekanntmachung vom 27. August 1890 in Erinnerung, wonach größere Hunde (Bernhardiner-, Leonberger-, Fleischer- und größere Jagdhunde PP.) innerhalb des hiesigen Stadtbezirk- nicht frei umher lausen dürfen, sonder« an kurzer Leine zu führen find. Zuwiderhandlungen werden an den Besitzern der Hunde mit Geldstrafe bi- zu 60 Mk. oder entsprechender Haft bestraft. Aue, am 9. September 1893. Der WatH der Stadt. vr. Kretz sch mar. Khn. Oeffklltlilhe AMmordilktenjitzW fit Ave, Mittwoch, den 20. September 1893, Abends 6 Uhr. Die Sparkasse -er Stadt Aue ist jeden Wochentag von 8—12 Uhr Vormittags und 2—6 Uhr Nachmittags geöffnet und verzinst die Einlagen mit 3'/, Prozent. Arbeiter und Maschinen. Jede Verbesserung der Maschine macht dem Arbeiter scharfe Concurrenz und in Arbeiterkreisen ist man deshalb vielfach auf die vielen Maschinen, die dem Arbeiter an geblich das Brod wegnehmen, nicht gut zu sprechen. Und doch sind es im weitaus größeren Maß, die Ar beiter selbst, die alle diese Verbesserungen eifiuden und da durch der Menschheit große Dienste leisten. Daß der Ar beiter in Folge der Maschinen eine große Erleichterung seiner Arbeit erfahren, daß seine Kraft bet weitem nicht mehr in dem Maße in Anspruch genommen wird, wie ehedem, wird nur zu oft übersehen; der Arbeiter wettert gegen den Kapitalisten, der großen Verdienst einheimst, während der A beiter immer schwerer Arbeitsgelegenheit in den Branchen findet, in denen der Maschinenbetrieb vor herrschend ist. Betrachten wir beispielsweise den Betrieb einer Buch druckerei. Seit Anfang diese« Jahrhunderts bis jetzt sind in Deutschland über 7000 Zeitungen entstanden, die, wäre die Buchdruckmaschine nicht in ihrer jetzigen Vollendung vorhanden, nie auf der Bildfläche erschienen wären. Ist der Menschheit nicht mit dieser Erfindung und dann mit den Verbesserungen der Maschine gedient? Und haben Buchdruckergehilsen dadurch ihr Brod verloren? Mit Nich ten. In der T xiilbran.l 'sl es ,'iil .1:. H.1.N s. Die Hanvarbeil ilt dor last gäuttich verja-wu' "en n»e der Maschiuenvelr.-o zum Nutz » uuv Segen ,ee AU.u» meinyeit an deren Stelle getreten. t Die Maschinen haben viel Neichthum und Segen ge schaffen, haben in manchen Branchen, wie zugegeben wer den soll, auch viele Arbeiter brotlos gemacht, aber ver Fortschritt, den durch die Maschinen die Welt gemacht, wiegt alle diese Uebelstände aus. Der Mensch hat eben zu seiner Erleichterung und um sich das Leben angenehmer zu machen. Werkzeuge, In strumente, Maschinen erlunden, er hat es darin zu großer Vollkomme.cheit g bracht und diese Hilfsmittel werten ihm Gelegenheit geben, ein schönes Dasein zu genießen. Wenn jetzt, wo das Maschinenwesen noch neu ist, eine richtige Harmonie zwischen dem Kapital, dem Besitzer der Maschi nen und den Arbeitern, den Bedienern der Maschinen, noch nicht besteht, so ist da- unerfreulich, aber spätere Generationen, so hoffen wir, werden die Maschine als eine Wohlthat preisen, die nn Dienste der ganzen Menschheit ihren wahren Zweck, eine Erleichterung und Verschönerung Alles, voll und ganz erfüllt. Der Unfleiß der Studenten. N Ich'.t- .sa^,. 1)1'. ll-> y i„ I.m ei I!»ll. >u. sioricvt uud ilju >ni Uugcsauck rer „M.b>zahl bei P ol»l- ivrei." findet: „,zür sie gilt noch beute Mephisto'« Satz daß sie nicht« sagen, „als w'S im Buche fleht." Aus meiner eigenen Studienzeit sind mir zwei Erinnerungen mit bejvnderer Lebhaftigkeit hasten geblieben. Ich hörte Kirchenrecht bei dem gelehrtesten Kanonisten der damali gen Znt und den. Verfasser des damals am höchsten ge schätzten und noch heute nicht vollendeten Lehrbuches. Er betrat das Katheder mit der Voraussetzung, daß wir dieseS Lehrbuch nicht allein gelesen, sondern den Inhalt deSsel- ber auswendig gelernt hätten, und beschränkte sich darauf, vier Stunden in der Woche uns allerlei Zusätze zu die sem Lehrbuch zu diktieren. Das war ein Zustand, bei welchem man allerdings in Verzweiflung geraten konnte, und diejenigen, welche bis zum Schlüsse des Semester- aushielien, wußten von den eigentlich brennenden Fragen, etwa von den verschiedenen Anschauungen über die Ver fassung der evangelischen KirchetznichtS, weil ihnen über lassen blieb, sich die Elemente aus dem Lehrbuch zu suchen. (Nachdruck verboten.) IleurLI'eton. — Bei Halberstadt wurde eine wandernde Künstler. faMilie von Zigeunern ihres Reisewagens und zweier Kinder beraubt, eines 2jährigen Mädchens und eines 3 V,jährigen Knabe». Die Staatsanwaltschaft fordert zur Verfolgung der Zigeuner aus. — Sin Tischler in Berlin hängte sich auf, als ihm fein Lottetiecollektenr telegraphierte, die Meldung, daß sein Loo« 10000 Mk. gewonnen habe, sei ein Irrtum. Das Loos wäre eine Niete gewesen. Man schnitt den aus allen sieben Himmeln Gestürzten ab. Er erholt« sich wieder und sieht nun voll Vertrauen der nächsten Ziehung entgegen. — JaSophienberg bei Berlin sollte eine Hochzeit stattfiaden. Die Gäste hatten bereits die Wagen bestiegen und Waren im Begriff nach dem Standesamt zu fahren. Da stieg der Bräutigam nochmal- au- dem Wagen und kehrte nach dem Braulhause zurück. Vergeben- wartete mau auf seine Rückkehr. Endlich begab man sich auf die Suche. Schließlich fand man den Bräutigam mit durchschnittener Kehle hinter dem Backofen. — Ein junger Mann in Griesheim bei Darmstadt sand eine Granate, welche noch mit Sprengstoff gefüllt war. Er sucht« das Geschoß zu entladen, wobei es explodierte und dem Unglücklichen die eine Hand vollständig, oie andere teil- weise abriß und ihn außerdem im Gesicht gräßlich zurichtete. Unter anderm wurde dem BedauernSwerthe« da- eine Auge vollständig an- dem Gesichte gerissen. Unter schrecklichen Schmerzen ist der Aermste am Abend seinen Wunden erlegen. — Ein 2üjäyrig«r Sohn in Aachen stürzte im Streite seine Mutter - m Fenster hinaus in den Hof. Die Polizei zog den verkommenen Menschen au« dem Kamin hervor. — Wie vorsichtig man mit dem in neuerer Zeit so viel fach als Düngemittel angewendeten Ehilisalpeter umgehen muß, zeigen einige Vorkommnisse im Mergentheimer Bezirke: Ein Müller io dem Städtchen W. wollte durch seinen Knecht dem Rindvieh Salz geben lasten, was wöchentlich einige Male geschieht. Der Knecht vergriff sich, gab statt Salz Ehilisalpeter und am anderen Morgen lagen im Stall die drei Stück Rindvieh, 2 Kühe und 1 Rind, tot da. Ein Pächter im Bezirke ließ in einem Zuber Säcke, in welchen Ehilisalpeter verpackt war, waschen. Bon der vorüberziehen, den Schafherde trank ein Schaf Wasser aus dem Zuber und nach 3 Stunden war «S verendet. In einem dritten be kannten Falle weidete ein Schäfer mit seiner Herde in der Flur B. aus einem Roggenacker, der mit Ehilisalpeter ge dünkt war. IS Schafe fielen nach einigen Stunden. — Den Gegnern der Kochschen Bazillealehre hat sich ein neuer, der Or. msä. Kreidmann in Altona, zugesellt. Er ist überzeugt, daß die Cholera, ebenso wie Typhus, Diph- teritiS, Scharlach, Masern, Influenza usw. nicht durch Ba- zillen, sondern durch giftige Gaje erzeugt wird. Diese Gase entstehen, wenn menschliche und tierische Abfälle längere Zeit der fauligen Zersetzung unterliegen. So lange diese Abfälle in Aborten, Kloaken und Dungstälten in Hausen zusarimen« liegen, bildet die obere Schicht einen Shutzwall für die inneren Schichten, welche ungestört faulen und zersetzt werden kön..en. Werden diese Hausen umgerührt, so entweichen durch Verdunstung die fauligen und giftigen Gase und teilen sich der Luft mit. Hier werden sie von den Wasserdampsen ausgesogen und mit diesen je nach der Stärke der Luftströ- mung entweder am Orte ihrer Entstehung oder auf entfe.n- teren Gegenden al« giftiger Regen z». Boden gefällt, wo.au» eine Epidemie entsteht. Der Verfasser beschäftigt fch in seir cm Werke in erster Linie mit der Cholera uno stellt die höchst überlastend« Lharsachr fest, daß die Eyolera »um mathematischer Strenge" dem Winde folge. Die Bazillen seien nicht die Ursache, sondern die Folge der Krankheit und entständen nur bei drnen, die bereits an Magendarmkrank heiten gelitten hätten. Bei 30 Proz. der Kranken finde man keine Bazillen, trotzdem gingen sie an Cholera zugrunde. Koch helfe sich, indem er diese Art Cholera als Cholerine bezeichne. Beide seien aber einander ähnlich wie ein Ei dem andern. Wenn Kochsche Bazillen auch bei gesunden Menschen vorkommen, so beweise bas, daß sie auch durch Gärungsprozesse anderer Art im Magen und Darm gebildet werden, aber allein keine Cholera Hervorrufen könnten. — Selbstmord durch Hunger. In einem Kofthause in Philadelphia starb dieser Tage ein au- Oestreich gebürtiger Seemann an Entkräftung insolge eines 76tägigen Dauer- fastens, welchem er sich freiwillig unterzogen hatte. Seit dem 11. Juni d. I. war nur Master über seine Lippen gekommen, und der SO Jahre alte Mann, welcher in seiner Vollkraft ein Körpergewicht von über 190 Pfund hatte, war während seines langen Hungerlebens zum Skelett abgemagert. 1 Es scheint, daß der östreichstche Seefahrer aus starrem Eigen- .sinn langsam zu Tode hungerte. In seinem KosthauS hatte er eines Morgens am Flühstückstisch weder Mester noch 'Gabel gesunden und war darüber derart aufgebracht, daß er in feinem Zorn den Schwur that, keine Speise mehr zu sich nehmen zu wollen. Er hielt diesen Schwur, und vergeben bemühten sich seine Freunde, sowie Doktoren und Prediger, : ,n von seinem Vorhabe., abzubringen. Sein kräftiger Körper widerstand 76 Tage lang dem Dauerfasten. Am 27. August si h:e der Hungerleider sein Ende herannahen. Er ließ sein« Fr.unde an da- Sterbebett rufen, traf Verfügung über seine Erspa. ist« im Be age von 700 Dollar» und wollte sich ftftießl > noch einmal eine kräftige Fleischbrühe gönnen. M u o. achte öas Gewünschte, doch der Sterbende, treu seinem Shwur, sank tot in di« Kiffen zurück.