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Auerlhal -Zeitung. Lokalblatt Mr Aue, «luerhammer, Jelle-«töftrrlein, Rieder- u. Oberpfannenftiel, Lauter, Bockau, Bernsbach und die umliegenden Ortschaften. Erscheint MNM-»», Sreita«F u. «-««tag». tncl. der 3 «erthvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlahn 1 «U. LV Pf. durch die Post 1 llll. Lki Pf. Mit 3 issustrirten UeiStättern: Deutsches Aamitienötatt, Hute Heister, Jeitspiegel. Beranlwortlicher Redakteur: «Mil Hegemeister in Aue (Erzgebirge). Redaktion u. Expedition: Arre, Marktstraße. Inserat« die einspaltige EorpuSzeile IV'Pf», die volle Seite 30, >/, S. 20, >/« St. S Mk. bei Wiederholungen hoher Rabatt. Alle Postanstalten und Landbriesträger nehmen Bestellungen an. 6. Jahrgang. Mittwoch, den 13. September 1893. Die Sparkasse der Stadt Aue ist jeden Wochentag von 8—12 Uhr Bormittags und 2—6 Uhr Nachmittags geiiffnet und verzinst die Einlagen mit 3'/, Prozent. No. 108 Okffklltlichk MtWMktkllfihm jll A«e, Mittwoch, den 13. September 1893, Abends 6 Uhr. Zur politischen Lage. Geffcken, bekannt al» Herausgeber von Kaiser Fried rich» Tagebuch, glaubt nicht an Krieg, trotz Elsaß-Lothrin- gen« und Bulgarien», aber auch noch lange nicht an Ab rüstung. ipir teilen einige Stellen au» seiner soeben er schienenen Flugschrift mit. Zunächst empfiehlt Geffcken, den sogenannten Reichs landen ein Ende zu machen in der Weise daß der deut- sche Elsgtz Baden, daß französische Lothringen aber dem kräftigen Preußen einverleibt werde. Daß aus diese Weise die Stimmung der Franzosen gegen un» gebessert werde, glaubt Geffcken freilich nicht, denn er erkennt, daß Frankreich- Haß nicht sowohl durch den Ver lust an Gebiet, al» vielmehr durch den Verlust de» „Pre stige»" al» mächtigste Nation erregt worden ist. „Wir. liege» nun einmal nicht wie die Vereinigten Staaten zwischen zwei harmlosen Ländern wie Kanada und Mexiko, und noch niemals ist eine Abrüstung durch Vertrag erfolgt, sondern lediglich au« gebieterischen, wirt schaftlichen Gründen, wie nach 181S, wo die Kriegführen den erschöpft waren. Wenn es inzwischen die Aufgabe der deutschen Politik bleibt, einerseits un» auf den Krieg mit zwei Fronten zu rüsten, andererseits dem Ausbruch desselben vorzubeugen, so bleibt Frankreich gegenüber nur die Hglturjg, mit fester Wahrung unsere» Rechtes freundliche Forme» -u beobachten, übrigen» aber gelassen zuzusehen, wie e» in seinem Safte kocht- Jelänger es gelingt den Frieden zu erhalten, desto mehr tritt der Krieg in den Hintergrund, man hat auch 40 Jahre in Pari» gerufen! ,Rvv«iedo paar IVatvrloo" und was ist daraus gewor den? Sollte e» aber wirklich ehrgeizigen oder verblendeten Strebern gelingen, dasselbe in einen Krieg mit Deutschland hineinznreißrn, was unwahrscheinlich ist, solange Frank- reich, hierfür keinen Verbündeten hat, «a» bi» jetzt nicht der Fall ist, dann allerdings bliebe Deutschland nur üb rig, ihm die Macht, un» zu schaden, für immer zu neh men. Gegenüber der Wahrnehmung, daß Rußland und Frank reich stet» di« angreifrnden Mächte gewesen, gegen welche ihre Nachbarn sich zu wehren hatten, ist nun für un» Deutsche, gegen die heute vor allem die Spitze dieser Be strebungen gerichtet ist, weil man un» mit Recht als den Kern des Dreibünde» betrachtet, die geschichtliche Thatsache um so wichtiger, als jeder Versuch jener beiden Mächte, zu einem dauernden Bündnis zu gelangen, gescheitert, wenn nicht in sein Gegenteil umgeschlagen ist. Nicht we niger al» sechs russische Herrscher, nämlich Peter der Große, Elisabeth, Paul, Alexander I., Nikolaus I. und Alexander H. haben den Plan eine» Bündnisse» mit Frankreich ver folgt und keinem derselben ist e» gelungen dasselbe zu verwirklichen." Der Nachweis, daß die hier aufgestellte Behauptung be gründet ist, bildet den Hauptbestandteil des Geffckenschen Buches. Dabei kommt der Verfasser u. A. auch aus die Schlappe, die Rußland in Bulgarien erlitten, und auf die dadurch hervorgerufcne Verstimmung der maßgebenden Kreise des Zarenreiches. Bald nach der Verschwörung in Sofia, deren Opfer der Battenberger Alexander war, habe Rußland ein Abkommen mit Italien treffen wollen, dem zufolge diesem Triest in Aussicht gestellt wurde, wenn es in einem Kriege Rußlands mit Mitteleuropa der Verbün dete de- ersteren sein wollte, und Frankreich wiederum ver sprach den Italienern den Besitz ve» Trentino. Der ita lienische Ministerpräsident DepretiS ging nicht auf solchen Köder. Frankreich und Rußland aber suchten nun seither auf alle Weise den Bund Italiens mit Deutschland und Oestreich zu sprengen. Bekanntermaßen sind es nicht nur Frankreich und Ruß land, sondern auch der Vatikan, die alle mit scheelen Au ge» auf den Dreibund blicken. Geffcken will wissen, daß, wenn die Verträge der Zentralmächte mit Italien, abwei chend vom deutsch-Sstreichischen Vertrage, den die Welt nun kennt, geheimgehalten werden und nach Kalnokhs Erklärung, die er im Jahre 1892 in den Delegationen abgegeben, geheim bleiben sollen, der Grund hierfür darin zu suchen sei, daß in jenen Verträgen „Italien» Gebiets stand," also auch Rom garantiert wird, und die Veröffent lichung dieser Thatsache die Erbitterung im Vatikan gegen den Dreibund noch steigern würde." Für die Mißgunst des Vatikans wird der Dreibund durch da» Wohlwollen Englands für Italien entschädig«. Geffcken sieht übrigen» für den Fall einer int.rnationalen Verwickelung auch eine bedeutsame mililärische HiifSmacht gegen Rußland in der Türkei. Der Schluß, zu dem Geffcken kommt, ist, daß von ei nem wirklichen, Dauer versprechenden Bündnisse zwischen Frankreich und Rußland heute so wenig wie in den frühe ren von ihm ausführlich besprochenen Fällen die Rede sein könne. Auf beiden Leiten tauchten fortwährend Mißstimmungen auf, und eS komme immer wieder gegen seitiges Mißtrauen zum Ausdruck. Da überdies Alexan der III. persönlich friedliebend sei und gute Beziehungen zu Deutschland unterhalten wolle, sei ein baldiger Aus bruch ^deS europäischen Krieges nicht zu fürchten. Die sicherste Gewähr des Friedens findet Geffcken in der inne ren Schwäche des Zarenreiches. Er endet seine Betrach tungen mit folgenden Worten : „Aut alle Fälle aber kön nen die zur Erhaltung des 8tkttus cjuo und des Friedens verbündeten Mächte der Zukunft ruhig entgegensetzen. Schweiz. Da« „Recht auf Arbeit", das in die Schweizer Verfas sung ausgenommen werde» soll, ist mehr als harmlose Phrase. Es bedeutet, daß der Bund die Arbeitszeit je nach Bedarf festjetzen soll, so daß die Arbeitslosen sämtlich Anstellung finden; der Bund richtet ferner einen un entgeltlichen Arbeitsnachweis ein; schließlich zahlt er allen ohne eigenes Verschulden ganz oder teilweife Arbeitslosen eine ausreichende Unterstützung. Schon Luther sagte, daß (Nachdruck verboten.) IsuMoton. Erik Torstenstiöld. Eine Erzählung au- dem Badrlehen von Eath axin« Meyer. (Fortsetzung.) Hiermit reisten st« wenig befriedigt und mit der festen Ueberzeugung ab, daß ihre Koustne für die Gesellschaft fer nerhin nstmöglich geworden sei, Ich aber lachte nur hierüber. Ich kenne die Gesellschaft bester. DuS abenteuerlichste und unternehmendste Weib ist heute noch ebenso da» interessanteste und fesselndste, chie vor Tausenden von Jahren. ' " Ich freilich habe nicht die geringste Sehnsucht, mich je mals wieder in hi« Poiypenarch« der Gesellschaft zu stür zen, ich will e» versuchen, so jung und so lebenslustig ich bin, eipe einsame gnädige Frau zu «erden und meine nächst« Umgebung allein zu beglücken — und ich habe be reit« den Anfang damit gemacht, indem ich mit so viel' Ruhe und Behagen, al» »ch in meiner eigenen Gesellschaft finden konnte, die Geschichte meiner zweiten Liebe nieder schrieb, deren letzten Latz ich heut« beende. Ich glaubte nach diesen für mich so traurigen Erleb nissen mjt den Freuden und Genüssen de» Leden« voll ständig abgeschlossen zu haben und lebte seit Jahre«frist in Piller Beschaulichkeit auf meinen Gütern dahin, mich nur den Pflichten einer Gut-Herrin widmend. Aber im Rath« der Gitter «ar e» dennooch ander» fiir «ich beschien, eia freudige» Dasein sollte «ir noch einmal wieder blühen und Meinen Lebensabend verschönern. Eine» Morgeys, von einem Spazierritt, den ich fast täg lich in der Umgebung meines Schlosses zu machen Pflegte, zurückgekehrt, meldet mir mein Kammermädchen, daß bereit feit einigen Stunden ein Fremder auf mich warte und dringen» bitte, vorgelassen zu werden. Sein Name sei Torstenskiild, er habe in sehr wichtiger Angelegenheit mit der gnädigen Frau zu sprechen. Ein wahrer Schreck und grenzenlose Angst befiel mich bei dieser Nachricht und mühsam brachte ich nur hervor: „Fragen Sie den Herrn, ob er ein Verwandter von Erik Torstensktöld ist un» bitten Sie ihn, mich mit Nachrichten zu verschonen, die mich unbedingt wieder aus's Kranken lager werfen würden." Während ich mich zur Thür wandte, um mich in mein Schlafzimmer zurückzuziehen und die Toilette zu wechseln, wurde v. gegenüberliegende Thür plötzlich stürmisch «ufgerissen, und . . . . Erikl Erikl Adelheid! waren die einzigsten Worte, welche zwischen un» gtwechselt wurden; dann lagen wir un» in den Armen und mit Tausenden von Küsten besiegelten wir unsere innige, treue Liebe. Herrliche Tage, verschönert durch traute» Beisammen sein, flössen un» dahin und Erik tonnte e» nicht erwar ten, di- alle Formalitäten beendet waren, die un» zum ewigen Bunde verketten sollten. Ueber die Ereignisse vor unserer Bekanntschaft und seit unserer Trennung gaben die sorgfältig geführten Tagebuch blätter Erik'» nachfolgende Auskunft: Ich lernte den Gra fen Steinburg auf einer Rheinreise im Jahre 1»72 ken nen. Er «ar au» Sorrento zurückgekehrt, wo di« theu- rrst« Jugendfreundin seinen Antrag, mit ihm »in« ver- btndung einzugehen, zurückgewiesen hatte. Wir sahen un» zuerst auf einyn Rheindampfrr. Die Melancholie de» völ lig vereinsamt«» Grafen zog mich an. Er suchte seinen tiefen Herzenskummer in der herrlichen Natur de« Rheins zu zerstreuen, während ich seine Schönheiten kennen lernen wollte. Wir reisten ohne irgend einen Plan oder System, unsere Wege aber kreuzten sich ost, so oft, bis wir von Blicken zu Worten, von Worten zur Unterhaltung bi« zum gegenseitigen Gefallenfinden übergingen. Der Graf gestand mir bald den Grund seines Kum mers. Sein ganzes Leben hing an seiner Liebe zu Adel heid Hellwig. Seit Jahren in einem brieflichen Verkehr mit ihr stehend, der an Herzlichkeit und Innigkeit nicht» zu wünschen übrig ließ, erfüllte nur ein Wunsch sein« Seele, der Wunsch, seine Jugendfreundin heimzuführen. Er kam nach Sorrento, um da- entscheidende Wort aus zusprechen. Nach jahrelangem Zögern hatten seine Ellern ihre Einwilligung zur Ehe mit der mittellosen Bürgerlichen unter der Bedingung gegeben, daß Adelheid ihren Glau ben wechsele. Alle Schwierigkeiten schienen beseitigt, es war nicht anzunehmen, daß seine Freundin Bedenken gel tend machen würde; er gab sich den schönsten Hoffnungen hin. Doch, wie man weiß, "aS Unerwartete trat ein. Adelheid Hellwig lehnte den für sie so ehrenvollen Antrag ab. Aus welchem Grunde? Der Graf konnte ihre Ein wendungen gegen den nun einmal nothwendigen Ueber« tritt in seine Kirche nicht als aus innerster Ueberzeugung herstammende ansehen, denn die in ihren Briefen so über schwänglich zärtliche Freundin behandelte ihn auch im Uebri- gen mit möglichster Kälte. Er hatte diesen Schritt ihr ja schon öfter vor die Seele geführt, ohne daß sie darüber in ihren Brieten eine Entrüstung oder Verstimmung ge zeigt hätte. Ihr jetziges Verhalten konnte daher keine«- fall« al» die alleinige Folge diese» schon ost an sie gestell ten Ansinnens angesehen werden. Der Grcf, tieftrübt durch diese räthselhaft« Wandlung, «acht« die Damen de» P . .. .'schen Hanse«, in denn