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leider I» Wesentlichen bestätigt. idie der „RelchSanzei- arr" amtlich mitteilt, sind unter der polnischen Arbeiter« schäft im Osten Berlin» in den letzten Tagen Erkrankun- gen an Brechdurchfall vorgekommen, von denen sich bei der bakteriologischen Untersuchung drei al« astatisch« Cho- lrra herauSgestellt haben. Man vermutet Einschleppung au« Rußland. Umfassend« Maßregeln sind ergriffen. Zn Rußland, Italien, Galizien und Rumänien greift die Seuche rasch um sich Ihr Auftreten in diesen durch Sauberkeit nicht berühmten Ländern und der Umstand, daß st« in Berlin gerade polnische Arbeiter befallen hat, ist charakteristisch. E« beweist, daß Unreinlichkeit der beste Nährboden »er Seuche ist. Hierau« geht aber di« tröst« lich« Gewißheit hervor, daß umgekehrt Reinlichkeit gegen st« schütze« muß. Genau vor ZahreSfrist, am 17. August brach da« Unheil über Hamburg herein. Heuer ist diese Stadt verschont geblieben, denn die Bevölkerung trinkt nicht mehr da» verdorbene Elbwaffer. Unverdorbene« Wasser, Reinlichkeit de« Körper« und der Wohnung so wie Mäßigkeit im Essen und Trinken, da» sind die besten Mittel gegen Koch- Bazillen und »er r« mit de» fünf hält, der hat von der Cholera nicht- oder nur wenig zu fürchten. — Der preußische Minister de« Innern fragt bei den deutsch«« Industriellen nach der Stimmung für dir Ant werpener Au«stkllung an. Die Antworten lauten zumeist ablehnend. — Der Predigtsaal für Hosprediger a. D. Stöcker ist unter Dach gebracht worden. Die Einweihung soll schon Weihnachten «folgen. Der Saal hat mehrere 100000 Mk. gekostet, die von Verehrern Stöckers aufgebracht wor den find. Schweiz. Die Schweiz hat eine ganze Anzahl sozialdemokratische Beamt«. Der Polizeidirektor von Zürich ist «in Genosse. Auch der GtaaWanwalt von Solothurn schwört zur roten Fahne. Bei einem gemütlichen Zusammensein mit deut schen Delegierten bekannt« er sich al» Parteigenosse. Der rotweiße Schild der Schweiz zeige leider schwarze Flecken der Reaktion. Aufgabe der Sozialdemokratie sei, den Schild wieder blank zu machen. Er trete nach ISjähriger LHStigkrit al» Staatsanwalt in den Ruhestand. Aber sein Nachfolger stehe ebenfalls auf dem Boden de« Pro gramm«. Italien. Die Cholera ist in Neapel I wa« fliehen kann, da« läuft davon. Die Flucht ist so allgemein, daß die Nachrichten, welch« davon sprechen, daß bereit« mehr al« 100000 Per sonen au- Neapel ausgewandert seien, nicht als übertrie ben gelten dürsten. Dir Flüchtling« wenden sich vornehm lich nach den nördlichen Prov nzen ZtalienS, und darin liegt «ine nicht zu unterschätzende Gefahr da ein großer Teil de» italienischen Nordens trotz aller amtlichen Ab leugnungen und Vertuschungen ohnehin schon als voll ständig verseucht bezeichnet «erden muß. Biele neapolita- nisch« Familien sind nach dem Ausland« abgereist, beson der» nach de» Berner Oberlande und nach Tirol: noch ander« suchen in Sizilien und in Corsica Zuflucht. Be- hördlich« Nachforschungen Haven ergeben, daß die Cholera in Neapel nicht« mir der in Frankreich herrschenden Epide mie gemein hat, sondern daß sie auf direktem Wege aus Asten ringeschleppt wurde, und deshalb von besonderer Ge fährlichkeit ist. Sie scheint von einem au« Massauah, dem italienischen Hasen am Roten Meer, kommenden Dampfer hierher gebracht worden zu sein. Massauah, wo ein großer Teil der Mekkapilger auSgeschifft wird, steht mit Neapel in beständiger Verbindung. Viel Aufklärung nvthwendig gemacht, deshalb bin ich selbst gekommen — und da ich nun einmal hier war, wollte ich doch nicht sortgehen, ohne Sie gesehen, ohne mich über zeugt zu haben, ob Sie wirklich so heftig erkrankt seien, al» ich mir eindildetr. Aber ich freue mich, getäuscht zu sein, Sir find wenig verändert seit gestern. —* „Ich befinde mich auch ganz wohl, gnädige Frau, seit ich dies« Depesche gelesen — o sie kommt, sie kommt — und ich sollte noch krank sein?" „Haben Sie Zhre Schwester" — und ich betonte da« Wort Schwester sehr stark — „lange nicht gesehen? „Kommenden November werden «s zwei Jahre. Sie wir» sich inzwischen sehr verändert haben, soll noch bedeu tend größer geworden sein. Zngeborg ist zwölf Jahre jünger al« ich, «ar aber außerordentlicher Weise mit zwölf Zähren ebenso groß, wie ich mit viernndzwanzig — und auch ebenso klug —" „Ich «riß von ihr nur, daß sie nicht deutsch spricht, «ährend Sie e« wie ein Eingeborener handhaben, bin also nicht sehr geneigt, Zhnen zu glauben —" „Ich brdaure da« von ganzeni Herzen; indeß «erden Sie sich nichtsdestoweniger unterhalten können, denn In« -«borg spricht vollendet französisch. —" „O — und da« sagen Sie mir erst jetzt? Warum lie ßen Sie mich Ihren Brief nicht in dieser Sprach« schrei ben?"" „Sie haben ein vollkommene» Anrecht darauf, zu «iffen, weShald ich da« nicht getban, gnät ige Frau. Offen ge standen, war «» die Furcht, daß Sie sich dagegen sträuben würden, thatsichlich Unwahrheiten niederzuschreiben, daß r« darüber zu tausend Au-etnandrrsetzungrn, Erklärungen und Krage» kommen könnte und daß darüber eine kost bare, kurzbemessene Zeit dahinschwinden möchte. Jetzt, wo der Bries dank Ihrer Hingebung, Ihrem Vertrauen und Zn England ist man von de« Ausfall der Flotten manöver nicht befriedigt. Di« den Uedunge» zu Grunde liegende Idee zu verhindern, daß Irland von einem star ken Feinde besetzt «ür»e, «ar durchaus auf eine» mög lichen englisch'französischen Krieg zugespitzt und die An« zahl wie die Art der Streitkräfte dem angrpaßt. Die Hoffnungen auf einen Erfolg ikr roten (englischen) Flotte haben sich nicht erfüllt; die blaue (französische) ist nach zwei unentschiedenen Schlachten Henri» de« Kanal» ge blieben. Noch schlimmer aber ist, daß die Torpedoboote, von denen Frankreich bekanntlich eine sehr große Anzahl besitzt, der roten (englischen) Abteilung da« Leben sehr sauer gemacht und zahlreich« Schiffe außer Gefecht unt daß dagegen die Torpedojäger sich al» unbrauchbar erwie sen haben. Ein einzige« Schift, der „Blenheim", „füllte die Anforderungen, die an di« Schnelligkeit und Manöv rierfähigkeit eine« Torpedojäger« gestellt «erden. Da rin wirklicher Krieg mit Frankreich unter ganz analogen Ver hältnissen auSgefochten werden müßte, so ist die mißmutige Stimmung über da« FiaSko der englischen Flotte begreif- lich. Wa« aber dir praktischen Folgerungen betrifft, so werden sie rasch genug in den nächsten Marine-Budget« zu Tage treten. «mertku. In einer Rede sagte Bürgermeister Harrison, in Chicago daß die Zahl der hiesigen Arbeitslosen 200000 betrage und daß, wenn der Kongreß nicht mit Geldmitteln zu Hülfe käme, der AuSbruch von Unruhen unvermeidlich sei. Aus dem Ailerthal und Umgebung, »tttheilnnge« van rokalrrn Jutereff« ff»» »er «evartis» stet« wior»«»e«. Nächsten Montag wird da» m. Abonnements - Conzert unserer Stadtkapelle >m „vürgergartru" Hierselbst stattfinden. Unser strebsamer Hr. Stadtmufikoirekior Zien wird dab:i Außerordentliches bieten, iadem da» gutgewühlie Programm wieder eine Reihe neuer u. schöner Piecen aufweist, welche mit Fleiß rinstudiert sind. Möge ein recht zahlreicher Besuch diese Mühe lohnen. Am Donnerstag verunglückte der Tagearbeiter Arnold auS Äuerhammer beim Bau der neuen Wasserleitung im Lauterer Forste in der Nähe des Bockauer Weges dadurch, daß ein Sprengschuß vorzeitig losging und ihm die rechte Hand, welche noch nicht wiedergefunden werden konnte, vollständig abriß, ihm auch sonst noch Verletzungen zufügte. Der Bedauernswerthe befindet sich in der Behandlung deS Herrn Dr. Pilling u. wird nun zeitlebens ein , rüppel bleiben. Morgen werben unser« „Kreuzbrüder" auf vielseitigen Wunsch von Mitgliedern, denen der Frühjahrsausflug so schön gefallen hat, «inen solchen nach der herrlich gelegenen Pnn- zenhüqle unternehmen Abfahrt 1 Uhr 17 Mia. Mittags. Fahrkarten sind di» Nicderichlcma zu lösen. B-i der gün- ftigen Witterung ist sicher eine zahlreiche Betheiligung zu er- warten, zumal bas Wandern durch den duftigen Wald «in frohe» Herz, Gesundheit und Lebensmut mit sich bringt, und da» romantlsche Forfthau» «inen so traulichen Aufeath lt bietet. Die Ralurheilanslalt de« Herrn Or. Pilling am Floß- graben wächst unter den Hunderten fleißiger Hände, welche sich hier regen, rasch empor und wird nach den bis jetzt sichtbaren Dimensionen einen Größen-Umfang und ein Aeußeres wie daS Schneeberger Gymnasium annehmen, und in solidem Sandfteindau in dem lieblichen Wicsenthal da oben eine Zierde unserer nächsten Umgebung werden. Nach dem großen Flächeninhalt des Grundstückes zu urtheilen, dürfte ein ausgedehnter Park geplant sein, welcher zu dem herrlichen Gebäuoe «iueu würdigen Abschluß bilden wird. Ihrer außergewöhnlichen Aufopferung seinen Zweck erreicht hat, nehme ich keinen Anstand, Zhnen eine Abschrift des selben in deutscher Sprache und, wenn Sie wünschen, mit den nöthigen, ausführlichsten Kommentaren zu geben." „Nicht heut — nicht heut — ich werde mir diese Auf klärung von Zngeborg geben lassen." „Es ist ein sonderbares Verlangen, das ich an Sie zu richten im Begriff bin. Zch lasse Zhnen jede Freiheit im Verkehr mit Zngeborg, ich bitte Sie nur flehentlichst, reden Sie stets Gute« und Schöne» von mir, sagen Sie ihr, daß ich kein Don Juan, kein Wüstling, kein Sybarit bin, wie mich meine Verwandten ihr gegenüber geschildert, daß ich im Treiben und Tosen, im Genüsse der Welt nicht unterzugehen drohe, daß ich nicht wahnsinnig bin, wofür man mich hält, sondern daß mich nur ein dämonischer Wissensdurst durch die Fluren der Erde jagt, da« mich ein heftiger Drang quält, da« Treiben der Welt bi« auf den Grund kennen zu lernen — daß dies Vagabondenleben aber vielleicht sehr bald ein Ende nehmen, daß mich die Allmacht der Liebe nur zu bald fesseln werde und dann — dann sagen Sie ihr, wie ich Sie so unendlich lieb habe und wie e» mein Herz für immer vergiften müsse, wenn ich Sie an der Seite eine» Manne« sehen sollte, der Zhrer so ganz unwürdig ist. —" „Zch werde das nicht Alle» behalten können, es wäre wohl gut, wenn ich mir einige Notizen machte. —" Wir lachten beide hell auf über diese eigenthümliche Zumuthung und Instruktion, so laut uud herzlich auf, daß wir rin Klopfen an der Thür nicht Hirten, sondern nur eine dunkle Empfindung davon hatten, vaß dir« ge schehen sei» Müsse, at« Herr Badearzt vr. Peiper in leib« hastiger Person im Zimmer stand. — Nie in einer ähnliche» Situation gewesen und den Himmel bittend, mich nie wieder in ein« solche zu versetzen, Montag, den 21. August 18SS, Nachmittag« S Uhr ' sollen in Leonhardt» Gasthaus i» Aue mehrere Kleider schränke, Glasschränke, Sopha«, Kommoden, Tische, Wand uhren, Bilder, 1 Gchreibpult, 1 Bettstelle mit Matratze und einig« Herrenkleidungsstück« meistbietend gegen sofor tige Bezahlung versteigert «erden. -V— Die Königliche Amt-Hauptmannschast Schwarzenberg er läßt folgende Bekanntmachung, die bevorstehenden Trup penübungen betr. Au« Anlaß der am 21. August c. beginnenden, in der Richtung nach Scheibenb rg zu stattstndenden Truppen- Uebungen werden die Besitzer der betreffenden Grundstücke aufgrfordert, das Abmähen der Wiesen und da« Abernten der Getreidefelder zu beschleunigen, Getreide in Garben , rr. nicht auf den Feldern liegen zu lassen, sondern zu etwa noch erforderlichem Trocknen thunlichst auf andere inner halb der Ortschaften gelegene Flurstücken zu bringen, Feldarbeiten, welche voraussichtlich durch die Truppenbewe gungen wieder zerstört werden würden, bi» nach Beendi gung der Uebungen zu verschieben und endlich die mit theuern Früchten, wie Flach», Kleesamen, Raps pp. be standenen Felder, ingleichen junge Holzpflanzungen durch Umstecken mit Strohwischen oder durch Umherziehen mit Strohseilen bez. durch aus der Ferne sichtbare Warnungs tafeln kenntlich zu mache». Da die bei den Truppen-Uebungeu durch den Andrang de« Publikums entstehenden Flurschäden gesetzlicher Vor schrift zufolge nicht von der MilitärverwaltiMg zu vergü ten sind, so wird daS den Truppen-Uebungen als Zu schauer beiwohnende Publikum vor dem Betreten der be- '' treffenden Fluren unter Hinweis auf die Strafbestimmung des § 388 Ziffer » des ReichSstrasgesetzbuche» mit dem Hinzusügen verwarnt, daß die Müitär-Gendarmerie-Pa- ttouillen und die polizeilichen Aufsichtsorgane angewiesen worden, Vie Namen nicht militärischer Zuschauer welche bei Verursachung von Flurschäden angetroffen werden, festzu stellen und behufs strafrechtlicher Verfolgung und ev. Er satzleistung zur Anzeige zu bringen. — Auf dem Fichtelberge ist der Versuch gemacht wor den, Edelweiß auzupflanzen. Der erzielte Erfolg ist er freulicherweise ein günstiger gewesen. Die Pflanzen stehen in prächtiger Blüthe uud di: Schönheit und Größe der einzelnen Blumen steht drr der Edelweißpflrnzcn der Alpe» in nichts »ach. (Eingesandt.) Aus Oschatz wurde gemeldet, daß eine Frau rin« gesparte Summe Geldes ganz ahnungslos, da es ihr Mann im Ofen versteckt hatte, beim Kasfeekochen in Folge Besuches verbrannt hatte. Biel schlimmer noch erging cs aber einer Grünwaaren- Händlers-Familie Hierselbst, sie traf das gleiche Schichal, verbrannte ebenfalls beim Kaffeetoche» das von ihrem Mann versteckte Geld, weiches ziemlich viel war, darunter einiges Silbergeld, welches i» dem Ofen stark angejchwärzt war, er ging damit zum Fleischer, derselbe beschaute dasselbe links und' rechts, nahm es aber. Der Zufall fügte es nun, daß der derzeitige Gendarm Keuntniß davon erhielt und bekam die Famliie einen uner warteten Besuch. Darüber höchst erschrocken, erzählte er, trotzdem sie miteiaandec oeravre iet hatten, keinem Menschen ein Wort davon zu sagen, wie alles zugegangen war. Da nichts schlimmes vorlag, so entfernte sich der unerwartete Besuch mit dem Bemerken, „wenn sie wieder Geld flüssig haben, so stecken Sie es nicht wieder in den Ofen." Also jederzeit Vorsicht, wer ein paar Thaler Geld hat, uw ein- zukause». Aus Sachsen und Umgegend. — Die älteren Reichsbanknoten zu 100 Mk. niit rotem fühlte ich Nichts weiter, als baß e« mir schwarz vor den Augen wurde und ich mit einem leichten Schrei in die Sopharcke fiel. Bei dem reizenden Klange von Ertt'S Stimme erwachte ich, weiß aber nicht, wie bald das ge schehen. „Es sind eigenthümliche Umstände, unter denen Sie uns hier überraschen konnten," sagte Erik zu dem auf brr Schwelle wie sestgebannten Doktor; „es würde längerer Zeit bedürfen, nm Zhnen eine genügende Aufklärung über diese Zusammenkunft zweier durch die Klu't uus'rer gesel ligen Förmlichkeiten und Vorurlheile von einander geschie bener Personen zu geben — als Arzt un° Vertrauter man- cher gehcimnißvollen Szene» des F-muien- und gesellschaft lichen Lebens sind Sic übrigen, bei Ihrer Ehre und Ihrem Gewissen zur Bewahrung vollster Diskretion verpflichtet. Schließlich lönucn Sie von diesem Rendezvous denken, was Sic wollen — wenigstens ist das meine Ansicht.—" „Und ganz die meinige" — unterbrach ich Erik. „Ich erhielt heute diese« Telegramm in nvlwegischer Sprache, Herr Doktor, und bin hierher gekommen, es mir von Herrn Torstenstiöld übersetzen zu lassen, ea ich außer ihm - hier Niemanden kenne, der dazu n» Stande wäre — oder sind Sie r« vielleicht, Doktorchen?" — und damit schob ich die Depesche von der einen Seite des Tische- zur an dern. „Adelheid von Löwenfeld werden Sie wohl herau-buch- stabiren, mehr, wie ich glaube, aber nicht — und da« ist da» ganz« Wunder." „Zch bin des Norwegischen allerdings nicht mächtig, Sie haben ganz recht, gnädige Frau," — brachte er endlich hervor — ^tausendmal bitte ich aber um Verzeihung, daß ich so unvermuthet erschien und Ti« so erschreckt habe. Zch glaub« übrigen« ein deutliche« „Herein" gehört zu haben, sonst wäre ich nicht hier." Fortsetzung folgt.